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Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Bachelorarbeit liegt auf dem Themengebiet der psychischen Belastung bei Studierenden im Präsenzstudium sowie bei Studierenden im Fernstudium. In der Arbeit wird dabei nicht nur die grundlegende Theorie zum Thema Stress miteinbezogen, sondern auch die Folgen psychischer Belastungen: die psychischen Störungen. Die Studierenden in Deutschland stellen dabei das Objekt der empirischen Untersuchung dar.
Im Fokus der empirischen Untersuchung stehen die folgenden drei Aspekte: der Grad der psychischen Belastung von Studierenden, die Stressoren, die diese psychischen Belastungen bedingen und die Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit, welche gegebenenfalls Anzeichen einer psychischen Störung aufweisen kann. Um diese zentralen Aspekte zu erforschen, wurden von der Autorin 1.039 Studierende aus ganz Deutschland befragt, die momentan ein Präsenz- oder ein Fernstudium absolvieren.
Das Ziel dieser Arbeit liegt somit in der Beantwortung von drei Forschungsfragen, welche die oben genannten Aspekte abdecken, und daraus folgend in der Beurteilung der psychischen Gesundheit der Studierenden in Deutschland.
Durch die Studie konnte keine der drei Forschungsfragen bestätigt werden. Die Ergebnisse zeigen jedoch deutlich, dass sich der Grad der psychischen Belastung bei Präsenz- und Fernstudierenden unterscheidet. Die Studierenden im Präsenzstudium sind demnach deutlich stärker belastet. Dies zeigt sich nicht nur in der Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit, sondern auch in Form von körperlichen Beschwerden. Studierende, die nach dem Beginn des Studiums eine psychische Störung entwickelten, geben an, dass das Studium wesentlich zu dessen Entstehung beigetragen hat (59,2%).
Zeitnot, Leistungsdruck und die Angst vor dem eigenen Versagen werden sowohl von Präsenz- als auch von Fernstudierenden als die Hauptstressoren genannt. Dabei zeigt sich, dass diese Stressoren bei den Fernstudierenden jeweils um knapp 20% niedriger ausgeprägt sind. Während für die Fernstudierenden die Familie, Kinder und die Berufstätigkeit als Stressoren empfunden werden, stehen für die Präsenzstudierenden ein möglicher Auszug bzw. Umzug, die Loslösung vom Elternhaus und die finanzielle Situation als weitere Stressoren im Vordergrund.
Die Studierenden im Präsenzstudium fühlen sich durch das Studium in ihrer psychischen Gesundheit zwar deutlich mehr beeinträchtigt (41%), dennoch muss angemerkt werden, dass sich auch 21% der Fernstudierenden in ihrer psychischen Gesundheit beeinträchtigt fühlen. Die Resultate der Auswertung hinsichtlich einer psychischen Störung zeigen, dass sowohl Anzeichen einer Angstsymptomatik als auch einer Depression bei den Studierenden zu erkennen sind.
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse dieser empirischen Untersuchung, dass sowohl bei den Präsenz- als auch bei den Fernstudierenden psychische Belastungen vorhanden sind, jedoch bei den Studierenden im Präsenzstudium stärker ausgeprägt sind. Über die Ergebnisse der Befragung zur psychischen Belastung im Studium darf, entgegen der Annahme der Gesellschaft Stress entstehe erst im Berufsalltag, nicht hinweggesehen werden.
Diese Abschlussarbeit dient vor allem der Aufdeckung von Belastungen und Stressoren, die im Studium auftreten und durch das Studium entstehen. Dabei können die Studierenden für die Thematik sensibilisiert werden und Universitäten und Hochschulen können Punkte erkennen, an denen z.B. mittels psychologischer Beratungsstellen interveniert werden kann.
Die Autorin dieser Arbeit erhofft sich selbst einen interdisziplinären Erkenntnisgewinn, Einblicke in die Unterschiede zwischen Präsenz- und Fernstudium und die Erweiterung ihrer Fähigkeiten in der empirischen Forschung.
Schlüsselwörter: Studium – Präsenzstudium – Fernstudium – Studierende – Stress – Stressoren – Transaktionales Stressmodell – Psychische Belastung – Depression – Angststörung – Abhängigkeitserkrankung
Inhaltsverzeichnis
Abstrakt
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Formen des Studiums
2.1.1 Das Präsenzstudium
2.1.2 Das Fernstudium
2.1.3 Zentrale Unterschiede zwischen Präsenz- und Fernstudium
2.2 Stress
2.2.1 Begriffsbestimmung
2.2.2 Stressoren
2.2.3 Transaktionales Stressmodell von Lazarus
2.2.4 Stress im Studium
2.3 Psychische Belastung
2.3.1 Begriffsbestimmung
2.3.2 Folgen psychischer Belastungen
2.3.2.1 Depression
2.3.2.2 Angststörungen
2.3.2.3 Abhängigkeitserkrankungen
2.3.3 Auswirkungen auf das Studium
2.4 2.4 Ableitung der untersuchungsrelevanten Forschungsfragen
3 Die empirische Untersuchung
3.1 Untersuchungsobjekt: Studierende in Deutschland anhand aktueller Zahlen
3.2 Die Befragung
3.2.1 Wahl der Methodik
3.2.2 Darstellung der Zielgruppe
3.2.3 Operationalisierung und Strukturbaum
3.2.4 Aufbau des Befragungsinstruments
3.2.5 Durchführung(-splanung) der Befragung
3.2.6 Beschreibung der Stichprobe
4 Ergebnisse der Befragung
4.1 Methodik zur Auswertung
4.2 Auswertung des Datenmaterials der Befragung
4.3 Prüfung der Annahmen
4.4 Interpretation und Beurteilung der psychischen Belastung von Studierenden
5 Diskussion
5.1 Kritische Reflexion der Methodik
5.2 Kritische Reflexion der Ergebnisse
5.3 Fazit mit Zukunftsausblick
Literaturverzeichnis
Internetquellenverzeichnis
Anhang
Anhang 1: Übersicht – Einladungsliste Befragungsteilnehnmer
Anhang 2: Fragebogen
Anhang 3: SPSS Zusatzauswertungen
Abbildung 1: Transaktionales Stressmodell nach Lazarus (Quelle: Bamberg, E.; Keller, M.; Wohlert, C.; Zeh, A.: 2006, S. 10)
Abbildung 2: Auslöser für Stress (Quelle: Statista (14.11.2016): https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6803/umfrage/ursachen-fuer-stress/)
Abbildung 3: Stressoren im Studium (Quelle: Schäfer, A.: 2013, S. 8)
Abbildung 4: Zusammenhang von psychischer Belastung und psychischer Beanspruchung (Quelle: Oppolzer, A.: 2009, S. 15)
Abbildung 5: Anzahl der Studierenden in Deutschland (Quelle: Statista (27.01.2017):https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1264/umfrage/anzahl-der-studenten-nach-hochschulart/)
Abbildung 6: Auswertung: Immatrikulation nach Hochschulart in %, Frage S1 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 7: Auswertung: Körperliche Beschwerden im Alltag, Frage B4 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 8: Auswertung: Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit durch das Studium, Frage P5 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 9: Auswertung: Altersstruktur der Befragungsteilnehmer, Frage D2 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 10: Auswertung: Stressoren im Studium, Frage B1 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 11: Auswertung: Stressoren im Alltag, Frage B2 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 12: Auswertung: PHQ-Stressmodul, Frage P7 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 13: Auswertung: BDI – Verlust von Energie, Frage P13 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 14: Auswertung: Beschwerden-Liste, Frage P6 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 15: Auswertung: Stress- und Coping-Inventar, Frage P8 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 16: Auswertung: GAD-7 Fragebogen, Frage P9 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 17: Auswertung: BDI – Pessimismus, Frage P13 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 18: Auswertung: BDI – Frühere Misserfolge, Frage P13 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 19: Auswertung: BDI – Abneigung gegen sich selbst, Frage P13 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 20: Auswertung: BDI – Entschlussunfähigkeit, Frage P13 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 21: Auswertung: Konsumverhalten Alkohol, Frage P10 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 22: Auswertung: Konsumverhalten Drogen, Frage P11 (Quelle: Eigene Darstellung)
Abbildung 23: Auswertung: Konsumverhalten Medikamente, Frage P12 (Quelle: Eigene Darstellung)
Tabelle 1: Zentrale Unterschiede zwischen Präsenz- und Fernstudium (Quelle: Eigene Darstellung)
Tabelle 2: Symptome von Alkohol-, Drogen- & Medikamentenabhängigkeit (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Disse, S.: 2015, S. 44 ff.)
Tabelle 3: Strukturbaum zum Konstrukt „Psychische Belastung im Studium“ (Quelle: Eigene Darstellung)
Tabelle 4: Übersicht der Gütekriterien (Quelle: Eigene Darstellung)
Tabelle 5: Interpretation der Skalensummenwerte des GAD-7 Fragebogens (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Brähler, E.; Zenger, M.; Kemper, C. J.: 2014, S. 95)
Tabelle 6: Interpretation der Skalensummenwerte des BDI (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Geue, K.; Strauß, B.; Brähler, E.: 2016, S. 50)
Tabelle 7: Umfrageverbreitung via Facebook (Quelle: Eigene Darstellung)
Jeder Mensch kennt es: Die Schule ist abgeschlossen und es stellt sich die Frage wie es weitergehen soll. Das Studium ist häufig die erste Wahl. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Studienmöglichkeiten: ein Studium an der Universität, an der Fachhochschule, an der pädagogischen Hochschule, ein duales Studium oder ein Fernstudium. Das Studium erfordert eine hohe Belastbarkeit der Studierenden aufgrund von Abgabefristen und Klausuren als auch aus privatem Blickwinkel wie bspw. die Handhabung der finanziellen Situation oder die Loslösung vom Elternhaus. Somit sind die Studierenden häufig einem enormen Stress ausgesetzt. Nicht ungewöhnlich ist, dass Studierende sogar psychische Probleme entwickeln wie zum Beispiel Depressionen. So werden zunehmend psychische Störungen bei Studierenden diagnostiziert, Medikamente werden verschrieben und der Bedarf an psychologischen Beratungsstellen an den Hochschulen steigt.[1] Es ist offensichtlich, dass Stresszustände bereits im Studium einsetzen können und nicht erst mit dem Einstieg in die Berufswelt. Das Studium, Stress und andere Belastungen ergeben ein komplexes Zusammenspiel, welches durch eine Vielzahl weiterer Faktoren beeinflusst wird.
In der heutigen Generation nehmen die Belastungsfaktoren immer mehr Raum ein. So lastet auf den Menschen bereits im frühen Schulalter viel Druck, denn die Leistung in der Grundschule entscheidet über die weitere Beschulungsart, was weitere Konsequenzen nach sich zieht: Nur Schüler, die gute Leistungen zeigen, können das Gymnasium besuchen. Dieses müssen sie wiederrum gut abschließen, damit sie das Studium beginnen können, das sie sich vorstellen. Mit der heutzutage ansteigenden Anzahl an Studierenden steigen auch die Aufnahmeanforderungen an den Universitäten und Hochschulen, was zum Beispiel ein NC von 1,0 für das Studium der Medizin verdeutlicht.[2] Gelingt es mit den erbrachten Leistungen ein Studium zu beginnen, nehmen die Belastungen weiter zu: Die Prüfungsanforderungen sind hoch, der Lernstoff sehr umfassend und die Zeit meistens zu knapp. Dadurch geraten die Studierenden immer wieder unter Stress. Aber wie bereits angedeutet, stellen nicht nur die Leistungsanforderungen eine Belastung im Leben der Studierenden dar. So stellt gerade für Studierende, die ein Präsenzstudium beginnen, der Auszug aus dem Elternhaus gleich mehrere Belastungen gleichzeitig dar. Zum einen steht die Loslösung vom Elternhaus im Vordergrund und zum anderen die neue finanzielle Situation durch die Finanzierung der Wohnung, des Studiums und dem weiteren Lebensunterhalt. Häufig nehmen die Studierenden deshalb neben dem Studium eine Berufstätigkeit auf, bspw. in Form eines Mini-Jobs oder einer Werkstudententätigkeit. Für Studierende im Fernstudium ist diese Belastung meist nochmals höher, da diese häufig einer Vollzeitberufstätigkeit nachgehen und zusätzlich studieren. Der Wunsch sich weiterzubilden ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Das Studium an einer Fernuniversität kommt vor allem dann häufig in Betracht, wenn ein Masterabschluss angestrebt wird, dieser aber erst nach ein paar Jahren Berufstätigkeit begonnen wird. Das Ziel ist häufig eine positive berufliche Veränderung.[3] Nichtsdestotrotz ist die Belastung der Studierenden hoch. Dadurch besteht bereits die Gefahr, dass die psychische Gesundheit der Studierenden leidet. Es gibt bereits eine Vielzahl an Studien, in denen die psychische Belastung im Studium untersucht wird. Die Ergebnisse ähneln sich: Studierende fühlen sich überdurchschnittlich gestresst.[4] Genau dieser Stress trägt mit dazu bei, dass Studierende immer häufiger unter einer psychischen Störung leiden. So geht aus dem Report der Techniker Krankenkasse (2015) hervor, dass jeder fünfte Studierende eine psychische Diagnose erhält.[5]
Diese Abschlussarbeit verfolgt nun als Hauptziel diese psychischen Belastungen der Studierenden empirisch zu untersuchen und ein Vergleich zwischen Studierenden im Präsenzstudium und von Studierenden im Fernstudium zu ziehen. Die Vermittlung der dafür notwendigen theoretischen Grundlagen und eine detaillierte Ausführung zu der empirischen Untersuchung erfolgt im weiteren Verlauf dieser Arbeit.
Wie aus der obigen Problemstellung deutlich wird, stellt ein Studium häufig eine große Herausforderung dar. Nicht nur das Lernen des neuen Stoffes, sondern auch viele weitere Faktoren können dabei nicht unberücksichtigt bleiben: finanzielle Sorgen, Prüfungsängste, zu hohe Ansprüche an sich, Nebenjobs, ggf. die Loslösung vom Elternhaus, jüngere Studierende aufgrund der verkürzten Schullaufbahn durch das achtjährige Gymnasium (G8) etc. Diese Herausforderungen können sich schnell zu psychischen Belastungen entwickeln.
Diese Bachelorarbeit setzt sich zum Ziel, diese psychischen Belastungen empirisch zu messen und Faktoren zu ermitteln, welche die psychischen Belastungen und den Stress bedingen oder auch verstärken können. Neben dieser Messung soll ebenso untersucht werden, inwiefern bzw. ob sich die psychischen Belastungen von Studierenden in einem Präsenzstudium zu den Belastungen von Fernstudenten unterscheidet, welche Unterschiede es hinsichtlich der Stressoren gibt und wie die eigenen Grenzen der Studierenden hinsichtlich der psychischen Belastbarkeit gesetzt sind. Diese drei Fragestellungen stellen das wesentliche Ziel der empirischen Untersuchung dieser Arbeit dar und werden in Kapitel 2.4 ausführlich vorgestellt.
Die psychische Belastung von Studierenden wird häufig unterschätzt, indem das Studentenleben als entspannte Zeit voller neuer Bekanntschaften, Semesterpartys und viel Freizeit beschrieben wird. Die Prüfungen und weitere Aufgaben geraten hier häufig aus dem Blickfeld. Diesem Vorurteil wird mit der vorliegenden Arbeit in Theorie und Praxis auf den Grund gegangen.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Hauptteile. Zu Beginn werden die notwendigen theoretischen Grundkenntnisse vermittelt, um ein gemeinsames Grundverständnis für diese Arbeit zu schaffen. Die Theorie umfasst zum einem die Formen des Studiums und zum anderen die Problemfelder Stress und die psychische Belastung. In dem folgenden zweiten Teil wird die durchgeführte empirische Untersuchung vorgestellt. Dabei wird auf die angewandte Methodik und auf die Durchführung der Untersuchung eingegangen. Des Weiteren werden die Ergebnisse der Befragung präsentiert und im nachfolgenden Diskussionsteil kritisch reflektiert. Zum Abschluss dieser Bachelorarbeit wird die psychische Belastung der Studierenden beurteilt, um ein Fazit mit Zukunftsausblick geben zu können.