CORVIN

»Es ist mir egal, wie viel Einfluss ihre Familie hat! Ich werde mein Leben nicht mit einem verwöhnten Miststück verbringen. Wir landen auf einem völlig verwilderten Planeten, Vater. Da kann ich mit so jemandem wie Cäcilia nichts anfangen!«

Wütend schleudert Corvin seine Serviette auf den Tisch. Kristall und Porzellan klirren. Der in das Geschirr eingeprägte Rabe, das Wappentier seiner Vorfahren, funkelt Corvin aus kalten Augen an – ebenso gefühllos wie der Mann, der an der Schmalseite der reich gedeckten Tafel thront. Präsident Lucius hat keinerlei Verständnis für die Empfindungen seines Sohnes.

»Salus populi suprema lex«, zitiert er.

Das Wohl des Volkes ist oberstes Gesetz.

Ein Stuhl fällt krachend zu Boden. Corvin ist aufgesprungen. Er kann die antiquierten Phrasen nicht mehr hören. Das gezierte Getue bringt sein Herz dazu, wie eine geballte Faust auf seine Rippen einzudreschen, und lässt seinen Magen rebellieren.

»Spar dir die Volksansprache. Dich kümmert das Gemeinwohl einen Dreck! Wenn du wirklich an andere denken würdest, dann würdest du alles dafür tun, dass die SPES-Mission gelingt. Ich kann Cäcilia nicht mitnehmen! Es geht nicht! Da draußen …«

Sein Finger stößt gegen das Fenster. Er weist in die Tiefen des Alls. Ins Nichts. Jenseits ihrer Raumstation erstrecken sich dreißig Gigaparsec mörderische Kälte und Finsternis, nur durchbrochen vom Schimmer lebensfeindlicher Sterne und tödlicher Strahlung.

Überlebenschancen ohne Ausrüstung: null.

Überlebenschancen mit der Ausrüstung, die an Bord des Erkundungsschiffes SPES zur Verfügung steht: unkalkulierbar.

Instinktiv schaltet Corvins Körper in den Energiesparmodus. Er senkt die Stimme. »Da draußen brauche ich eine echte Partnerin an meiner Seite.«

Mit verschränkten Armen lehnt sich der Präsident in seinem Stuhl zurück. Seine goldene Toga wirft Falten. Unwillkürlich muss Corvin an die Metallfolie denken, in die man unterkühlte Personen hüllt.

»Reside!«, zischt Lucius. »Setz dich!«

Der Befehl ist kalt genug, um jeden Widerstand einzufrieren. Doch die Tage, in denen Corvin aus Angst vor Strafe erstarrte, sind vorüber – spätestens seit er vergangene Nacht zum Kommandanten der SPES-Mission ernannt wurde. Anstatt zu gehorchen, verlässt er den Raum.

An der Ausgangstür eilt ihm Verus entgegen. Der glatzköpfige Diener hält Corvins Paradehelm und ein Paar schwere Stiefel in den Händen. Als er vor dem Sohn des Hauses auf die Knie sinkt, geschieht dies nicht nur aus Gründen der Ehrerbietung. Nach einem Wirbelbruch – von dem Corvin glaubt, dass eine Disziplinierungsmaßnahme von Lucius ihn verursacht hat – kann der Alte sich nur noch schwer bücken.

Sein körperliches Gebrechen hält Verus nicht davon ab, sich weiterhin jeden Tag mit den Riemen und Schnallen an Corvins Schuhwerk abzumühen. Der kurze Ankleidedienst ist wichtig für Corvin – und in gewisser Hinsicht auch für die ganze Station, für alle Bewohner von SPHAERA, die auf eine Veränderung hoffen. Während dieser einen Minute bietet sich die Gelegenheit, mit Lucius' Sohn unauffällig zu kommunizieren, ihn die Gedanken des einfachen Volkes wissen zu lassen, ihn zu trösten, zu warnen und ihm Mut zu machen. Auch jetzt hat Corvin den Eindruck, dass die altersdürren Finger länger als nötig auf seiner Wade ruhen. Er sieht hinab und findet sich bestätigt. Der Diener nickt kaum merklich.

Corvin tut die Zustimmung gut. »Danke«, flüstert er und lässt offen, ob er die Hilfe beim Ankleiden oder die seelische Unterstützung meint.

Verus lächelt. In der Zuversicht, die von dem alten Mann ausstrahlt, beginnen Corvins Schutzschilde zu bröckeln. Für die Dauer eines Blinzelns kommt zum Vorschein, was der Präsidentensohn vor allen anderen verbirgt: die Unsicherheit eines Neunzehnjährigen, der keine Ahnung hat, worauf er im Leben zusteuert, und dem man über Nacht die Verantwortung für neunzigtausend Menschen aufgebürdet hat. Dann hat er sich wieder unter Kontrolle. Er ergreift seinen Helm und schickt sich an, zu gehen.

Mit einem Wutschrei gebietet Präsident Lucius seinem Sohn Einhalt.

»Mane!«, brüllt er in herrischem Latein. »Bleib hier! Du gehst nicht zu diesem Interview, hörst du! Du bleibst hier!«

Corvin hält auf der Türschwelle an und versucht durchzuatmen. Sein Offiziersoverall, der sich wie eine glatte silberne Haut an jeden Muskel seines Körpers schmiegt, scheint sich in einen Stahlpanzer zu verwandeln. Der Druck auf seine Brust wird schier unerträglich. Es schnürt ihm die Luft ab. Das Abzeichen der Raumstation – ein Kranz goldener Sterne – spannt über seinem Bizeps und verrät den Fausthieb, den er liebend gern jemandem verpasst hätte, vorzugsweise seinem Vater.

Entschlossen stülpt sich Corvin den Helm über den goldgesträhnten braunen Schopf. Er trägt seine Haare viel zu lang. Schon seit Monaten ignoriert er Lucius' Befehl, sich einen korrekten Militärschnitt zuzulegen. Früher oder später wird sein Vater ihn dazu zwingen. Die Möglichkeiten, sich gegen den Präsidenten von SPHAERA aufzulehnen, sind begrenzt, auch wenn die Situation sich seit dem gestrigen Abend entschieden verbessert hat.

»Was sonst, Vater? Wenn ich jetzt gehe … Was willst du dagegen tun?«

Er spricht leise, dennoch hallt seine Herausforderung von den Wänden wider. Lucius überläuft ein Schauder. Die Härchen in seinem Nacken stellen sich auf, als stehe er im Einflussbereich eines impulsgeladenen Energiefeldes. Fast glaubt er, die Kraft, die sein Sohn ausstrahlt, physisch sehen zu können.

Was soll er gegen den Jungen noch ausrichten? Wie soll er ihn dorthin steuern, wo er ihn haben will?

Lucius sagt nichts. Ihm fällt nichts ein.

Reglos steht Corvin in der Lichtschranke der geöffneten Tür. »Du hast sonst niemanden, der deinen Namen trägt, Vater. Du hast nur mich.«

Es ist eine Feststellung und zugleich die wirksamste Drohung, die Lucius' Stammhalter formulieren kann. Sollte er sich weigern, die SPES zu fliegen, so würde eine andere Senatorenfamilie die Leitung der Mission übernehmen – und die damit verbundene Ehre und Macht fielen statt Lucius einem anderen Patriarchen zu.

Unfähig, seinen Filius aufzuhalten, beschränkt Lucius sich darauf, ihn zu warnen.

»Du machst einen Fehler.«

Corvin stößt ein sarkastisches Schnauben aus.

Fehler? Welchen Fehler soll er schon machen? Sich die falsche Frau nehmen? Und wenn schon! Schlimmer – ungeeigneter – als Cäcilia kann keine sein.

Mindestens ein Dutzend Mal hat er alle Argumente, das Für und Wider, durchgespielt. Das Ergebnis ist jedes Mal dasselbe, und es hat nichts mit seiner persönlichen Abneigung gegen Cäcilia zu tun. Bei der Wahl seiner Partnerin geht es um rein pragmatische Überlegungen. Gefühle spielen keine Rolle. Er hat noch nie etwas empfunden, egal mit welchem Mädchen er zusammen gewesen ist. Lust? Ja, das schon. Verlangen? Durchaus. Aber Liebe? Wie fühlt sich das an? Macht es einen wirklich wirr im Kopf? Bringt es das Herz zum Rasen?

Nun, dann liebt er seinen Vater wohl doch, und vielleicht hat dieser tatsächlich recht. Um Corvins Bedürfnisse als Mann zu befriedigen, reicht Cäcilia völlig aus. Zwei lange Beine, zwei perfekt geformte Brüste, und wenn es darauf ankommt, schließt sie die Augen, was ihn der Notwendigkeit enthebt, in zwei glasige, ausdruckslose Murmeln zu starren, in denen er nichts als sein eigenes Spiegelbild sieht.

RISE

Unsere Wohnung hat sieben Schlafzimmer – in einem Raum. Nein, ich wohne nicht im Domizil des Präsidenten. Zwanzig Quadratmeter Wohnfläche kann man nicht ›Domizil‹ nennen, ebenso wenig wie man das harte Ding, auf dem ich jeden meiner Knochen spüre, als Bett bezeichnen kann.

Ich liege auf einer schmalen Bodenmatratze, die jetzt, um N–3, drei Stunden vor der Nachtabschaltung, eigentlich als Sofa dienen sollte. Dass ich sie als Bett benutze, signalisiert der aus Stofffetzen zusammengenähte Vorhang, der dieser Ecke ein wenig Intimität verleiht. Ohne den Sichtschutz wandelt sich die Matratze zur allgemeinen Sitzgelegenheit, durch den aufgehängten Flickenvorhang wird sie zur persönlichen Schlafstätte, so einfach ist das.

N-2:56. Der in die schmucklose Kunststoffverkleidung der Wand eingelassene Zeitanzeiger zählt der Stunde null entgegen.

Nicht mehr lange. Halt durch, Rise. Noch knapp drei Stunden, dann hast du's hinter dir.

Ein Knistern folgt meiner Bewegung, als ich mich zur Seite wälze. Ich schwitze. Nicht nur, weil man das auf Matratzen, die aus Recyclingfolien und geschreddertem Plastikmüll bestehen, immer tut, sondern auch, weil der entscheidende Moment näher rückt. Der Abschied.

Ein letztes Mal steht mir der Spießrutenlauf entlang der hoffnungsvollen Gesichter bevor. Mindestens eines von ihnen wird nicht mehr da sein, wenn ich in zehn Monaten zurückkehre. Egal wie sehr ich mich abhetze und anstrenge, ich werde es nicht schaffen, alle Mitglieder meiner Familie zu retten.

»Kchck! Kchck!«

Ein kehliges Husten nähert sich draußen auf dem Gang. Eve braucht nicht anzuklopfen. Man hört sie von Weitem.

Meine Mutter öffnet die Wohnungstür.

»Welkam«, grüßt sie im Sublevel-Slang – einem grammatikarmen Kauderwelsch, das schon auf der Erde den Massen zur Verständigung diente. Der Willkommensgruß weht den Gästen zusammen mit dem Festtagsduft von frisch geschmortem Fleisch entgegen. Mein Magen verkrampft sich, Übelkeit verätzt mir die Kehle.

Hinter Eve tritt ihr Mann Thank ins Apartment, gefolgt von den drei Söhnen. Aus dem allseitigen »Welkam«-Gemurmel sticht eine Stimme heraus – nicht wie eine geschliffene Stahlklinge, eher wie ein rostiger Nagel, in den ich mit bloßem Fuß trete. Ich zucke zusammen.

Die Stimme gehört Agri.

Meinem Verlobten.

Ich wünschte, ich könnte den Vorhang in eine Wand verwandeln, hinter der ich unerreichbar bleibe.

Unantastbar.

Der dünne Flickenstoff bewegt sich im Luftzug, als immer mehr Gäste den stickigen Raum zu füllen beginnen. Noch schützt mich das Tuch vor ihren Blicken.

N-2:41. Nicht mehr lange.

»Klinap, pliz. Itstaim«, bittet meine Mutter jenseits des Vorhangs. Ihre Aufforderung gilt meinen beiden kleinen Geschwistern. Sie sollen aufhören zu spielen, wir werden bald essen. Der sechsjährige Light und die zwei Jahre ältere Life sitzen auf dem Boden. Sie konstruieren Türme und Brücken, Meisterwerke der Statik, wenn man bedenkt, dass als Baumaterial nur ein Sammelsurium aus zerkratzten Blechnäpfen und Tassen zur Verfügung steht.

Unser Essgeschirr.

Light jammert. Dieses Mal nützt ihm sein Betteln nichts. Heute kann … heute darf unsere Mutter nicht nachgeben. Ich erwarte, dass mein Bruder einen Wutanfall bekommt, stattdessen höre ich ihn lachen. Wahrscheinlich ist Life dazu übergegangen, eines ihrer berühmten Schmusetiere zu knoten. Sie kann absolut jedes Stück Stoff in ein knuffiges Fantasiewesen verwandeln.

Ich denke an den grauen Sockenbären, den sie mir vor zwei Jahren mitgegeben hat, und daran, wie meine Freundin Miriam wissen wollte, ob wir da unten denn kein echtes Spielzeug kennen. Miriam stammt von Ebene -8, aus der Nutztierhaltung. Guter, solider Mittellevel. Sie hat keine Ahnung. Meine Geschwister kennen Spielzeug. Viel zu gut. Sie halten die neuesten Erzeugnisse der Spielwarenindustrie in Händen, noch bevor diese überhaupt auf den Markt kommen. In den Fertigungshallen kleben, schrauben und nähen sie den ganzen Kram zusammen, der für die Oberen gedacht ist – für die Leute unter der Kuppel.

Draußen mehren sich die Stimmen. Nach und nach trifft die ganze bucklige Verwandtschaft ein. Warum sagt man das eigentlich so? Bucklige Verwandtschaft? In meinem Fall stimmt es jedenfalls. Sie schuften sich alle krumm; sie arbeiten sich kaputt, damit ich mir das Ticket hier raus leisten kann …

Die Begrüßungen werden spärlicher. Unsere Gäste fangen an, sich zu unterhalten. Über mich. Worüber auch sonst?

Unaufhaltsam wie die Abwässer in den Fallrohren plätschern die Worte dahin. Das leise Murmeln schwillt zu einem Rauschen an. Ich gehe in all den Erwartungen, in den Mutmaßungen und Befürchtungen unter. Mein Brustkorb wird eng, zu eng, um zu atmen. Keine Luft! Ich bekomme keine Luft mehr!

Mit letzter Kraft klammere ich mich an ein Lachen, das meine Cousine Shine draußen bei den anderen von sich gibt.

Sie weiß noch nicht, was sie erwartet.

Sie ist erst sechs.

Ich bin siebzehn.

Der Vorhang wird ein wenig zur Seite geschoben. Meine Mutter streckt ihren Kopf herein. Ich blicke in das Gesicht, das meinem auf erschreckende Weise ähnelt: der gleiche goldbraun schimmernde Teint, die gleichen großen, dunklen Augen unter langen Wimpern. Lediglich die vom Alter faltige Haut und die silbernen Strähnen in ihrem schwarzen Haar unterscheiden uns.

Mom ist ich in alt, nach sechs Kindern von einem Mann, den sie nie geliebt hat. Wenigstens das wird mir erspart bleiben. Ich darf keine Kinder bekommen.

Liebe …

Wie fühlt es sich an, mit jemandem zusammen zu sein, den man liebt? Schmetterlinge im Bauch … Diese Vorstellung bleibt abstrakt. Ich habe noch nie einen echten Schmetterling gesehen. Niemand von uns hat das. Schmetterlinge gibt es nicht mehr.

Meine Mutter geht in die Hocke und streicht mir über den Kopf. Man könnte fast denken, die Berührung meine mich. Ich mache mir nichts vor. Wahrscheinlich bringt sie nur meine Frisur in Ordnung, denn meine Haare sind durch das Hin- und Herwälzen auf der Matratze elektrostatisch aufgeladen.

Kaum jemand aus meiner Familie sieht mich noch als eigenständiges, fühlendes Wesen. Das, was mich als Person ausmachte, wurde ausgelöscht, als man mich vor elf Jahren zur Hoffnungsträgerin bestimmte. Ich habe keine Träume. Keine Wünsche. Ich bin zwei Dutzend Träume – die verkörperte Zukunftsvision der dreiundzwanzig Menschen, die sich inzwischen in unserem Ein-Raum-Apartment versammelt haben. Schwitzende, schwatzende Leiber. Sie hocken dicht an dicht auf den Matratzen und auf dem Boden. Heute haben alle früher mit der Arbeit aufgehört. Morgen werden sie wieder schuften.

Ich nicht.

Ich steige heute Nacht in den VT, in den Vertikaltransporter.

Habe ich Glück gehabt?

Wenn ich Light und Life, Hope, Bloom und die anderen Kinder und Jugendlichen aus meiner Sippe sehe, bin ich mir nicht sicher. Ihr Leben ist eintönig und mühsam, doch es gehört wenigstens ihnen. Ich lebe nur für andere.

Ich bin auserwählt.

Meine Hand ballt sich um den Flickenvorhang zur Faust, dann ziehe ich das Tuch mit einem Ruck beiseite. Es fühlt sich an, als reiße ich mir jeden Fetzen Stoff vom Leib. Ich fühle mich nackt, entblößt bis auf die Knochen. Und dabei habe ich die schönste Kleidung an, die man derzeit hier unten bekommen kann: eine fast neue, dunkelblaue Retro-Jeans und ein Shirt, dessen strahlendes Weiß geradezu hinausschreit, dass es noch nie zuvor getragen wurde.

Stille empfängt mich. Alle starren mich an. Dann breitet sich ein Lächeln auf ihren Gesichtern aus. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.

»Kchck! Kchck!«

Eve kann ihr Husten nicht unterdrücken. Das harsche Geräusch bringt uns allen zu Bewusstsein, dass unsere Zeit abläuft. Als das geschäftige Reden und Rascheln, das Klirren der Münzen und das monotone Plop, Plop, Plop, mit dem die Geldstücke in die vorbereiteten Plastikröhren fallen, von Neuem einsetzt, bin ich direkt erleichtert.

Sozialkundler nennen die Zusammenkunft, die stattfindet, kurz bevor ein Hoffnungsträger zum VT eskortiert wird, das Fest. Blödsinn! Es mag vielleicht aussehen, als feierten wir, doch wir tun es nicht. Feiern verschwendet Ressourcen. Hier im Sublevel verschwendet man nichts. Keinen Atemzug. Meine Verwandten versammeln sich nicht, um zu feiern. Sie kommen aus einem anderen Grund.

Geld.

Dieses Jahr wird ein Großteil des Betrages, den meine Sippe zusammengespart hat, von meinem Onkel Sky einkassiert und nicht von meinem Vater. Nichtsdestotrotz hilft mein Vater so eifrig mit, als habe man ihn aufgefordert, sich für all die Jahre, die man ihn unterstützt hat, an einem einzigen Abend zu revanchieren.

Bislang bin ich die Einzige von unserer Familie, die schreiben und lesen kann, aber nun wird auch meine Cousine Shine die Schule besuchen. Dass zwei Kinder einer Sublevel-Sippe gleichzeitig in den Ausbildungslevel aufsteigen, das gibt es normalerweise nicht und das können wir uns auch nur deshalb leisten, weil ich für mein Abschlussjahr ein Stipendium erhalten habe.

Beste meines Jahrgangs. Das ist eine Sensation. Sublevler rangieren so gut wie nie unter den Besten. Wie auch? Unsere Mitschüler aus der Oberschicht werden schon im Krabbelalter auf Höchstleistung gedrillt. Ihr Vorsprung ist nicht einzuholen.

Ich habe es dennoch geschafft. Ich habe die Hoffnungen, die in mich gesetzt werden, weitgehend erfüllt. Jetzt muss ich nur noch das Abitur mit dem erforderlichen Notendurchschnitt absolvieren, das anschließende Studium summa cum laude abschließen und eine lukrative Anstellung ergattern. Ich muss Karriere machen, viel Geld verdienen – und dann all meinen Verwandten ein besseres Leben finanzieren. Das ist der Plan. Dafür haben alle erbittert gespart.

Dad und Onkel Sky, die beide in der Mülltrennung arbeiten, sortieren den Haufen Münzen, der vor ihnen liegt, im Akkord. Je hundert passen in ein Plastikröhrchen. Plop, plop, plop. Die pyritgoldenen Werteinheiten fallen in die gelb getönten Röhren, die kupfernen in die roten und die aluminiumsilbernen in die grauen. Wir können den Aufstieg in den Ausbildungslevel und die Unterbringung im Internat nicht mit einem Sack kunterbunter Münzen bezahlen. Am Ticketschalter des Vertikaltransporters nehmen sie das Geld nur vorsortiert.

Geld.

Das ist das Wichtigste. Darum dreht sich alles.

Mit etwas mehr Geld würde Eve sich nicht zu Tode husten, wir hätten genug zu essen und müssten uns hier nicht zusammendrängen wie Bakterien auf einer infizierten Wunde. Mit dem nötigen Geld könnten wir ein zweites Zimmer bekommen. Zur Miete. Auf einer Raumstation gibt es keinen Grundbesitz. Nun, zumindest nicht für uns, die wir auf den unteren Ebenen hausen. Wer weiß schon, wie es unter der Kuppel aussieht, im Domizil der Reichen?

Angeblich existieren dort oben sogar ein kleiner Wald und ein Trinkwassersee. Denkbar wäre es. Die Leute im Mittellevel züchten Nutzpflanzen und -tiere. Wer sagt denn, dass die Reichen sich nicht zum Vergnügen ein wenig Natur gönnen? Sie schwelgen gerne in Erinnerungen an die gute alte Erde, die sie mit ihren Machtkämpfen vernichtet haben.

Ich starre auf das handzettelgroße Bildnis des Präsidenten Lucius, das über meiner Matratze an der Wand klebt. Ich habe es von einer Bürgerversammlung mitgebracht. Auf dem Digitalstreifen im unteren Drittel kann man Bemerkungen und Beschwerden abspeichern, die dann in der Zentralbehörde ausgewertet werden. Nicht, dass ich politisch besonders interessiert wäre. In Wahrheit blicke ich auf den Jungen, auf dessen Schulter die kräftige, von Siegel- und Amtsringen schwere Hand des Vaters ruht.

Corvin Corvus.

Wir sind uns nie begegnet. Werden wir auch nie. Aber etwas in seinen titangrauen Augen zieht mich unweigerlich an. Ich habe das Gefühl, auf die Außenhülle eines Weltraumgleiters zu blicken, in dessen Innerem sich ein ganz besonderer Mensch verbirgt – ein Mann, der es gewohnt ist, Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung dafür zu tragen. Der jüngste Kommandant in der Geschichte SPHAERAS. Manchmal träume ich davon, dass er mich auf seinen Radar bekommt. Dass er mich zu sich ins Cockpit beamt und, ohne zu fragen, einfach beschleunigt. Mit Maximalgeschwindigkeit ins Ungewisse. In die Freiheit.

Dann blinzle ich und sehe die Dinge wieder, wie sie sind. Mein Traumbild ist nichts weiter als ein Propagandazettel, wie er vor jeder Wahl zu Tausenden unter die Bevölkerung gestreut wird. Ich bin eine unter Tausenden. Gesichtslos reihe ich mich in die Masse ein – eine kleine, graue Noppe im kilometerlangen Bodenbelag unter Corvins Stiefeln.

DIE ANKÜNDIGUNG

N-1:27. Nur noch knapp eineinhalb Stunden bis zur Nachtabschaltung. Wir sind spät dran mit dem Essen. Ich würde unser Festmahl ohnehin nicht genießen, aber all die anderen in meiner Familie … Wann finden sie in ihren Schüsseln denn schon INE, identifizierbare Nahrungseinheiten?

Normalerweise schlingen wir nur den traditionellen Sublevel-Eintopf hinab, einen bräunlichen Brei aus Speiseresten. Heute nicht. Bei unserem diesjährigen Abschiedsessen sind sogar die Originallebensmittel zu erkennen. Ein paar von den Reichen haben gestern wohl ausgiebig gefeiert. Wenn nach einer ihrer Partys das abgeräumte Buffet in die Abfallverwertung wandert, dann gibt es auch hier unten Delikatessen zu kaufen.

Wir im Sublevel verwerten alles. Davon leben wir. Meine Leute schuften in der Mülltrennung, in den Recyclingfabriken oder den Fertigungshallen. Sie rackern sich ab, bis sie tot umfallen.

Appetitlos stochere ich in meiner Schüssel herum, zerhacke und zermansche das große Kartoffelstück, das auf dem Weg zu uns wie durch ein Wunder heil geblieben ist.

Ich glaube nicht an Wunder. Nicht mehr.

Meine kleine Cousine will wissen, was sie sich auf den Löffel lädt. Ihre Augen glänzen – groß, rund und dunkel wie die Fettaugen in der Bratensoße.

»Wots sät?«, fragt sie neugierig.

Ich kenne die Lebensmittel. Ich weiß, wie sie aussehen, bevor sie durch den Müllschacht in die Tiefe fallen. Ich deute auf die dicken, orangeroten Scheiben und die Fleischstücke und gebe den Dingen die passenden Namen. Meine Mutter hat es irgendwie geschafft, Karottengemüse und Schweinenacken zu ergattern.

Von morgen an wird Shine sich immer satt essen können, drei Mahlzeiten täglich in der Mensa des Schulinternats, wo Karotten stets orange sind und Salat gleichbleibend knackig und grün.

Shine strahlt. Sie weiß es nicht besser. Sie weiß noch nicht, wie es sich anfühlt, für das Leben und Überleben jedes Einzelnen in der Familie verantwortlich zu sein. Die Last legt sich auf meine Brust wie ein dämonischer Inkubus. Unsichtbare Klauen umfassen meine Kehle … und drücken zu.

Zum zweiten Mal an diesem Abend bekomme ich keine Luft. Es ist nicht genug Raum, um zu atmen – nicht genug Fassungsvermögen in meinen Lungen und nicht genug Platz um mich herum. Zu viele Leute. Zu dicht. Zu nah … Leute, die mich anstarren, deren Blicke und Erwartungen mich unter Druck setzen.

Alarmiert fasst meine Mutter mich am Arm.

»Rise?«, sorgt sie sich.

Atemwegserkrankungen sind hier unten weit verbreitet. Krank sein ist schlecht. Wer krank ist, bringt keine Leistung. Ich beruhige sie mit einem fahrigen Wink meiner Hand. Ich bin nicht krank. Zumindest nicht körperlich.

»Sori«, würge ich hervor.

Ich muss hier raus! Sofort! Ich muss ein paar Minuten – ein paar Atemzüge lang – für mich sein.

Alleinsein ist Luxus. Unsere Wohnung besitzt nur zwei Türen. Die eine führt hinaus auf den dritten Ringkorridor. Jetzt, unmittelbar vor der Nachtabschaltung, drängen sich dort schwatzende Nachbarn und salbadernde Gassenhändler, wandernde Gerüchteerzähler, Botengänger und Gesindel.

Ich nehme die andere Tür.

Das schmale Schiebeelement fährt beiseite und öffnet den Zugang zu unserer Sanitärzelle. Alles dreht sich um mich: der Wascheimer, der Badebottich, das Abort-Loch auf dem Boden. Um nicht zu fallen, lehne ich mich gegen die kühle Aluminiumvertäfelung der Wand und rutsche daran entlang nach unten, bis ich festen Grund unter mir spüre.

Ein säuerlich-fauler Kloakengestank steigt mir in die Nase. Ich hocke direkt neben der Öffnung des Fallrohrs, in das wir täglich unseren Beitrag zur Befeuerung der ENERCON – der Energieerhaltungsanlage – leisten. Aus unseren Fäkalien lässt sich kein Dung für die Treibhäuser gewinnen. In dem, was unsere Körper noch hergeben, sind keine Nährstoffe mehr enthalten.

Als die Raumstation erbaut wurde, haben die Konstrukteure das Bad und unsere Wohnung für maximal zwei Personen geplant. Jetzt hausen wir hier zu siebt: meine Eltern, meine beiden jüngeren Geschwister Light und Life, meine ältere Schwester Star mit ihrem Mann und zeitweise ich. Wir wären noch mehr, wenn die letzte Epidemie vor zwölf Jahren nicht meine Großeltern, meine damals zweijährige Schwester und meinen neugeborenen Bruder dahingerafft hätte.

Halb gefüllt mit Wasser steht der Plastikbottich, den wir als Badewanne nutzen, in der Ecke. Auf seinem Grund sammeln sich graubraune Schlieren – der Staub und Schmutz all der Körper, die sich darin gewaschen haben. Wasser, um sich zu säubern, gibt es nur einmal pro Woche. Eine Wanne voll. Wenn ich in den Ferien zu Hause bin, habe ich das Recht, mich als Erste zu baden. Wie immer habe ich mit der Seife nicht gespart. Ich gehe in den Oberlevel. Die Nasen der Leute dort sind die hiesigen Zustände nicht gewohnt.

Das Türelement schiebt sich beiseite. Eine Wolke von Schweiß und männlichen Brunftpheromonen dringt herein, drängt den Exkrementengestank in das Fallrohr zurück. Die Tür schließt sich wieder – schließt mich ein. Ich mache die Augen zu und versuche durch den Mund zu atmen, um den Gestank nicht so intensiv wahrzunehmen. Fischige Körperausdünstungen und ungewaschene Haare. Ein Schatten senkt sich auf mich.

Stammt das Ächzen von der Aluminiumverkleidung der Wand oder von Agri, meinem zukünftigen Mann, der sich neben mir zu Boden sacken lässt? Mein Herzschlag beschleunigt sich.

Nicht vor Freude.

Vor Abscheu.

»Okei?«, erkundigt sich mein Verlobter.

Will er wissen, ob es mir gut geht oder ob ich bereit bin, das Standardprogramm durchzuziehen?

Ich sage nichts, zucke nur mit den Schultern. Ein Fehler. Die ruckartige Bewegung rückt die Vorzüge meines weiblichen Oberkörpers in sein Bewusstsein. Agri grunzt.

»Rise? Okei?«

Dieses Mal meint er definitiv das Standardprogramm. Ich schlucke all die Widerworte, die mir auf der Zunge liegen, hinab. Seine schwielige Hand fährt unter mein Shirt. Er greift meine Brüste und bearbeitet sie, als wären sie aus Gummi. Ich halte still. Es wird erwartet. Das ist der Deal.

Am Ende dieses Schuljahres, gleich nach meinem Abschluss, werde ich Agri heiraten und ihn dann in ein paar Semestern, wenn ich mit dem Studium fertig bin, in den Oberlevel nachholen. Dort werde ich ihm einen Job verschaffen, der es ihm ermöglicht, seine Eltern und Verwandten finanziell zu unterstützen. Nur aus diesem Grund hat seine Sippe uns die ganzen Jahre hindurch geholfen, das Geld für meine Ausbildung zusammenzukratzen. Sowohl sie als auch wir sind zu wenige, um jeder für sich einen Hoffnungsträger loszuschicken. Wenn man nur geringe Beträge zurücklegen kann, muss man zahlreich sein. Darum haben wir uns zusammengetan. Viele kleine Summen ergeben eine große. Wie heißt es so schön? Kleinvieh macht auch …

Mist!

»Agri, deindscha!«

Er hört sofort auf, zwischen meinen Schenkeln herumzufingern. Vor drei Jahren, als diese Übergriffe anfingen, habe ich ihm eingeredet, dass solche Berührungen gefährlich seien. Ich habe ihm erklärt, dass er beim Pinkeln seinen Penis hält und etwas von dem, was ihn als Mann ausmacht, mich schwängern könnte, wenn er mit seinen Fingern an meine empfindsame Stelle kommt. Er glaubt mir. Ich bin die, die zur Schule geht. Ich weiß alles. Ich kann alles im Leben erreichen. Und genau deswegen darf ich auf gar keinen Fall schwanger werden. Niemals. Weder jetzt in der Ausbildung noch später in der Arbeitswelt. Ein Kind beeinträchtigt meine Effektivität und verringert damit meinen Wert als Hoffnungsträgerin.

Für den Erzeuger des Problems hieße die Strafe sofortige Kastration. Ohne Narkose und ohne Arzt. Ärzte und Pharmazeutika sind kostspielig. Das ist auch der Grund – einer der Gründe –, warum ich nicht schon längst sterilisiert wurde. Studierte Mediziner lassen sich derartige OPs teuer bezahlen und bei den Heilern des Sublevels verbluten immer wieder Mädchen oder sterben danach an Infektionen.

Meine Familie hat daher entschieden, mir zu vertrauen. Nicht, dass ich je in Versuchung geraten wäre.

»Agri!«, warne ich noch einmal.

Jemand klopft gegen die Tür der Sanitärzelle.

»Rise! Wi gou!« Die Stimme meines Vaters klingt dumpf. Es ist Zeit zu gehen. Dieses Mal gehorcht Agri augenblicklich. Er streckt mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen – und lässt mich danach nicht mehr los. Ich wehre mich nicht. Wieso auch? Was würde es nützen?

Hand in Hand treten wir hinaus.

In den Augen meiner Mutter regen sich Befürchtungen.

Was denkt sie von mir? Sie argwöhnt doch nicht etwa, ich hätte mich in der Toilette zu irgendwelchen leidenschaftlichen Aktionen hinreißen lassen?

Für Eve scheint der Gedanke jedenfalls nicht abwegig zu sein. Lächelnd zwinkert sie mir zu. Mich und ihren Sohn als Paar zu sehen, scheint sie zu beruhigen.

Sie muss sich keine Sorgen machen. Ich werde meinen Teil des Abkommens erfüllen. Wenn es so weit ist, werde ich den Ehevertrag ohne jedes Geheul und Geschrei unterschreiben.

Eve hustet. Sie holt langsam und rasselnd Luft. Mit ihren kaputten Lungen ist Atmen weniger ein Reflex als vielmehr eine enorme Willensleistung. Lange wird sie die Kraft für diese Anstrengung nicht mehr aufbringen. Ich will sie in den Arm nehmen und mich verabschieden, doch ich habe Angst, dass mir dann die Tränen kommen.

Meine Mutter drängt zur Eile.

»Ju mast lihf!«, mahnt sie und reicht mir das Stoffbündel mit meinen wenigen Habseligkeiten.

Wir müssen los. Ich sage wir, denn in diesem Fall meint ju nicht nur mich selbst, sondern ebenso den Trupp schlagkräftiger Bewacher, der mich begleiten wird. Mein Vater steht bereit. Ihn flankieren meine beiden Onkel und meine Cousins – zumindest diejenigen von ihnen, die alt und stark genug sind, um mich im Notfall zu verteidigen.

Morgen früh beginnt oben im Bildungssektor das neue Schuljahr. Alle wissen, dass die Hoffnungsträger mit den Ersparnissen ihrer Sippen unterwegs sind. Wir haben keine ID-Accounts, keine bürgerlichen Konten, über die wir unsere Finanzen regeln könnten. Der einzige Verkehrsweg zum Oberlevel – sowohl für uns als auch für unser Geld – führt über den Vertikaltransporter und das Unternehmen, das ihn betreibt. Ungenutzte VT-Tickets können an den Schaltern jederzeit in bare Münze oder virtuelles Kontengeld umgewandelt werden. Nach Abzug einer beachtlichen Bearbeitungsgebühr, versteht sich.

Wie viel wiegen dreitausend Werteinheiten, wenn man sie in barer Münze transportiert? Ich habe es mal ausgerechnet. Es sind rund sechzig Kilo. Mein eigenes Gewicht.

Wie jedes Jahr, seitdem er die Muskelkraft dazu hat, lädt mein Verlobter sich den schweren Sack auf die Schultern. Einmal mehr muss ich bei seinem Anblick an die Archivbilder von terrestrischen Packeseln denken. Die strohigen schwarzbraunen Haare stehen ihm borstig vom Kopf ab. Im Vergleich zu den kurzen Beinen wirkt sein Oberkörper gedrungen. Agri ist stur und dumm – und ich bin gemein, ihn so zu sehen. Er hat nie eine Chance gehabt, etwas anderes zu lernen, als wie man Müll sortiert.

Spürt er meinen Blick?

Er grinst schief zu mir herüber. Er sieht mich. Nicht das Geld. Agri hat mich schon immer gemocht. Schon als wir Kinder waren. Ich wiederum habe mich nie für ihn interessiert. Aber das ändert nichts. In ein paar Monaten werde ich die Formalitäten unserer Eheschließung über mich ergehen lassen. Die Vorstellung stößt mir bitter auf. Mein Bräutigam – ein Esel, der nach verdorbenem Fisch stinkt.

Mir wird übel. Ich reiße mich zusammen, lasse ein würgendes Schluchzen als Seufzen entweichen. Agri blickt mich fragend an. Die anderen achten nicht auf mich. Wir sind mittlerweile an unserem Ziel angekommen.

Auf dem Zentralkorridor drängen sich die Eskorten von gut zwei Dutzend Hoffnungsträgern. Wieder einmal ist der Bereich vor dem VT restlos überfüllt. Mein Vater und meine Onkel, die ganzen Cousins, die mich begleitet haben, bleiben zurück. Ich verabschiede mich nicht noch einmal von ihnen. Diese Prozedur habe ich schon zu Hause hinter mich gebracht.

Agri verlagert das Gewicht des Sacks auf seinen Schultern, um einen Arm – einen Ellbogen – frei zu bekommen. Wie ein Asteroidenbrecher bahnt er für Shine und mich einen Weg durchs Getümmel. Zu dritt steuern wir das Sicherheitsschott an, das den Zugang ins VT-Areal ermöglicht.

Die azurblaue Farbe des Stahltores soll an die Erde erinnern. Ich denke an die Unmenge von Gedichten und Liedern, die über die Weltmeere geschrieben wurden. Meistens handeln sie vom Drang nach Freiheit, von Sehnsucht und Einsamkeit. Ich habe sie alle gelesen. Jede einzelne Zeile.

Im Ozeanblau hebt sich der goldene Sternenkranz – das Symbol unserer Raumstation SPHAERA – wie ein Atoll ab. Ein vielzackiges, kreisförmiges Riff. Die Strömung reißt mich mit. Salziger Schweiß überall. Ich ertrinke in den Ausdünstungen der Körper, die von allen Seiten in Wogen gegen mich branden. Dann, endlich, sind wir durch das Tor. Welle um Welle, jede Bewegung der dicht gedrängten Menschen schwappt uns näher an den Check-in-Schalter heran.

Nach sechs Wochen in der Perspektivlosigkeit des Sublevels kommen mir die holografischen Werbeprojektionen über unseren Köpfen vor, als sei ich auf einem fremden Planeten gestrandet: Avatare mit neongesträhnten Haarschöpfen und kreischend bunten Designerkleidern flattern über mich hinweg. Hautenge Anzüge glänzen wie Raubtierfelle, während holografische Männermodels von Wand zu Wand tigern. Ein Schwarm ultramoderner Haushaltsgeräte surrt vorbei und macht Platz für die frischen Früchte, mit denen der Gourmettempel »Pantheon« für sich wirbt.

Shine starrt gebannt auf die farbenfrohe Konsumwelt. Vor Aufregung färben sich ihre Wangen rot wie die Bäckchen der Äpfel, die gerade über uns zu sehen sind. Mein Verlobter gönnt dem Spektakel keinen Blick. Der wuchtige Sack auf seinen Schultern erschwert es ihm, den Kopf zu heben. Agri verpasst nichts. Als Mann an meiner Seite wird er diesen Luxus eines Tages in echt genießen können.

Ironischerweise schmettert ausgerechnet bei dieser trostlosen Vorstellung eine Fanfare los. SPHAERAS Hymne erklingt. Mit Pauken und Trompeten versinkt mein Denken in glänzendem Titangrau.

Ich blicke in Corvins Augen.

Nicht persönlich, aber zumindest in einer Großbildaufnahme, die mir das Gefühl gibt, direkt in das Dunkel seiner Pupillen gesogen zu werden.

Der Sohn unseres Präsidenten erscheint als 3D-Projektion in einem Ring goldflimmernder Sterne – der Dekoration der täglichen Mega-Livesendung SPHAERA AD PUNCTUM.

Ich weiß nicht, ob Corvin wirklich der beste Absolvent ist, den die Militärakademie je hervorgebracht hat, doch er ist definitiv der bestaussehende.

Den tiefgründigen Ausdruck seiner Augen, die auffallend langen Wimpern und die markanten Wangenknochen verdankt er nicht dem effektvollen Make-up, mit dem man ihn vor die Kamera geschickt hat. Ebenso wenig liegt es an dem raffinierten, modischen Schnitt seines Uniformoveralls, dass ich auf seine starken Schultern und seine durchtrainierte Bauchmuskulatur starre.

»Salve, SPHAERA«, schnurrt Felis, die Moderatorin der Sendung. Eigentlich heißt sie Felicitas, doch Felis – die Katze – passt besser. Die kurzen, rotbraunen Haare bedecken ihren Kopf wie ein Fell und betonen das Raubtiergrün ihres Blicks.

»Gaudete! Seid gespannt auf die nächsten zwei Stunden, denn wir begrüßen gleich Corvin Corvus zu einem Gespräch bei uns. Und – so viel kann ich sagen – es handelt sich um kein gewöhnliches Interview. Corvin hat um Sendezeit gebeten. Er möchte uns etwas mitteilen. Nicht einmal wir Moderatoren wissen, um was es dabei geht.«

»Niemand weiß es.«

Das Vibrieren von Corvins Stimme durchdringt meinen ganzen Körper – die seismische Ankündigung eines Bebens, das uns alle erschüttern wird. Corvin, der Junge, der schon als Säugling in Mikrofone gebrabbelt hat, ist nervös. Seine Unsicherheit beunruhigt mich. So kenne ich ihn nicht. So kennt ihn wahrscheinlich …

»Niemand?!«

Mit einem Krächzen verschafft sich Co-Moderator Alexius Vis Gehör. In Analogie zu seiner Partnerin Felis nennt man ihn schlicht Avis, den Vogel. Seine auffällige Hakennase erinnert an den Schnabel eines Papageis. Eine Ähnlichkeit, die sich auch in seinem bunten Kleiderstil wiederfindet sowie in seiner Eigenart, Worte des Vorredners nachzuplappern. Nein, stimmt nicht, im Grunde plappert er nicht nach. Er pickt sich eine Aussage heraus und entspelzt sie, indem er alle leeren Worthülsen entfernt, bis nur noch der Kern übrig bleibt. Die eigentliche Botschaft.

Katze und Vogel – die Leute sagen, die beiden seien das Einzige, das der Präsident fürchte, und das will etwas heißen. Um den Präsidenten zu beschreiben, genügt ein Wort: Gott. Der Präsident ist allwissend, allmächtig, allgegenwärtig. Falls tatsächlich nicht einmal Lucius weiß, was sein Sohn gleich verkünden wird, dann … ja, was dann? Das wäre unfassbar.

Auf der gigantischen Bildschirmfläche über unseren Köpfen strafft die Holografie von Corvin die Schultern.

»Mit meinem Vater habe ich natürlich darüber gesprochen. Vielmehr, ich habe ihn davon in Kenntnis gesetzt. Bei dem, was ich zu sagen habe, geht es allein um mich. Um mich privat.«

»Privat?«, krächzt jemand. Moderator Avis? Ich bin mir nicht sicher. Der raue Laut könnte ebenso gut aus meiner eigenen Kehle stammen.

Was will uns der Sohn des Präsidenten denn so Wichtiges mitteilen? Was könnte es geben, wovon niemand weiß und das ihn so nervös macht?

»… zzz.«

Ein Zischen ertönt. Es hört sich an, als stamme es von einem Behältnis, dessen Inhalt wegen zu langer Nichtbeachtung Fäulnisgase gebildet hat. Das Geräusch reißt mich in die Realität zurück.

Ich stehe direkt vor dem Ticketschalter des Vertikaltransporters und ganz offensichtlich blockiere ich den reibungslosen Ablauf beim Abfertigen der Warteschlange.

»Pliz!«, zischt die VT-Angestellte erneut, die wohl endlich erfahren will, welche Fahrt ich bei ihr zu buchen wünsche. Aus unerklärlichen Gründen bin ich plötzlich gereizt. Ich spüre das Adrenalin, das in mein Blut schießt. Um mich zu beruhigen, nehme ich mir die Zeit, die Angestellte mit einem strahlenden Lächeln zu begrüßen.

»Salve, Magistrata.«

Dann gebe ich Agri einen Wink. Mein Verlobter lässt unseren Geldsack auf den Boden plumpsen. Nach und nach holt er die Münzrollen hervor und legt sie zum Scannen auf das Kontrollfeld. Unsichtbare Strahlen durchleuchten die Verpackungsröhren. Die Vorrichtung prüft die enthaltenen Münzen auf den Wert ihrer Legierung und berechnet die Menge aufgrund des Gewichts. Auf dem Display erscheinen die aufaddierten Beträge.

200 … 400 … 600 … 750 … 1000 … 1500 … 2000 … 2500 … 3000.

Gut, ich atme auf. Wenigstens wird es keine Verzögerungen geben. Wir haben uns nicht verzählt, niemand hat uns Falschgeld untergeschoben und die Maschine funktioniert einwandfrei.

Die Check-in-Dame hebt den Blick. Ehe sie noch ein weiteres ungehaltenes »Pliz!« auf mich abschießen kann, spule ich die erforderlichen Daten ab.

»Sunrise Garcia und Shine González zum Bildungssektor +12. Hin und zurück. Sie müssten für mich, Sunrise Garcia, Freifahrten vorgemerkt haben.«

»Für welches Datum möchten Sie die Rückfahrt buchen?«

»Für González ist die Rückreise terminiert auf den ersten August des folgenden Jahres. Für Garcia auf den letzten Tag des Juno.«

gleich nach meinem Schulabschluss, wenn ich zurückkehren muss, um Agri zu heiraten.

Die langen Fingernägel der Frau, kristallglitzernd lackiert und mit 3D-Effekten überzogen, funkeln, während ihre Hände über das Eingabefeld huschen. Ein Seitenwink verweist mich auf die Geräte zur Identitätsprüfung.

Ich drücke meinen Zeigefinger auf das dafür vorgesehene Oval und lehne meine Stirn gegen die Halterung des Iris-Scanners. Der gummibeschichtete Halbreif ist klebrig von all den Stirnen, die sich bereits dagegen gepresst haben. Ohne zu blinzeln, blicke ich in das blaue Licht, fokussiere den Sternenkranz, bis dieser aufleuchtet. Danach hebe ich Shine hoch. Meine kleine Cousine hat noch nicht die nötige Augenhöhe, um von der ID-Maschine wahrgenommen zu werden.

Kommt es mir nur so vor oder mustert die Check-in-Dame die tabellarischen Daten auf ihrem Bildschirm kritisch? Stimmt etwas nicht?

Rise! Ich schimpfe mich selbst. Jetzt stehe ich schon zum zwölften Mal hier und noch immer überfällt mich dieselbe Furcht wie damals als Sechsjährige – die Angst, dass etwas schiefgeht und dass man mir den Aufstieg verweigert.

»Sie reisen erstmalig mithilfe eines Stipendiums?«

»Ja.«

Die Angestellte nickt zum Zeichen der erfolgreichen Registrierung. Ich warte, bis sie aufsieht, ehe ich mit meiner Bestellung fortfahre.

»Dazu bitte noch neun Werttickets, davon eines über den Betrag von tausend Einheiten, eines über hundert Einheiten und sieben zu je zweihundert Einheiten.«

Mein Gegenüber seufzt, als hätte sie und nicht meine Familie ein Jahr lang schuften müssen, um jetzt diesen Auftrag in das VT-System eingeben zu können. Abgespannt fährt sie sich über die Augen und setzt die träge Bewegung dann mit einem Griff in Richtung Fahrscheindrucker fort. Sie zieht den gewünschten Stapel bunt codierter Plastikstreifen aus dem Ausgabeschlitz und zählt sie vor mir auf den Tresen.

»Neun Werttickets: eins zu tausend, eins zu hundert, … eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben zu je zweihundert. Zwei Aufstiegstickets: eins … zwei. Die terminierte Rückkehr für González und die terminierte Rückkehr für Garcia.«

Ihre kristallglitzernden Nägel piken auf die rechts oben im Hologramm-Sternenkranz aufgedruckten Zahlen.

»Boarding um N-00:11. Wir wünschen einen angenehmen Aufstieg.«

Mit einem Wink beordert sie uns beiseite und zugleich die nächsten Wartenden zu sich. Shines Augen strahlen, als wäre sie soeben nicht Teil einer seelenlosen Abfertigung, sondern Zeugin eines Wunders geworden.

Wir haben noch Zeit, bis unsere VT-Fahrt aufgerufen wird. Im tosenden Farbenmeer der uns umgebenden Reklameprojektionen tauchen noch einmal die goldenen Sterne von SPHAERA AD PUNCTUM auf.

Moderator Avis macht Werbung für die in Kürze beginnende Livesendung.

»Manete! Ne discesseritis! Geht nicht weg! Nur noch knapp eine halbe Stunde, dann wird Corvin sein Geheimnis lüften. Er wird uns verraten, was er bis jetzt vor allen verborgen gehalten hat. Corvin Corvus. Exklusiv. Privat!«

Meine Gedanken bleiben an dem letzten Wort hängen: privat.

Agri zieht mich zum Abschied in seine Arme. Er riecht unangenehm aus dem Mund.

»Daunt wori«, haucht er. »Eil meik ju häppi.«

Ich solle unbesorgt sein. Er würde mich glücklich machen. Nun, zumindest verspricht er mir das. Ich nicke. Jede andere Reaktion wäre unangemessen.

Mein zukünftiger Ehemann senkt seinen Mund auf meinen. Ich verkrampfe mich am ganzen Körper, während ich zugleich die Lippen öffne, damit er mir seine Zunge in den Rachen schieben kann. Ich unterdrücke ein Würgen. Ist es ein rein mechanischer Reflex oder Ekel? Ich denke nicht weiter darüber nach. Um ehrlich zu sein, wenn Agri mich küsst oder befingert, versuche ich über gar nichts nachzudenken. Weißes Rauschen flutet mein Hirn, weiß wie das glänzend saubere Badezimmer im Internat, in dem ich mich duschen werde, sobald ich im Oberlevel angekommen bin.

Der Kuss scheint eine Ewigkeit zu dauern. Agri, durch und durch Müllsortierer, stochert und wühlt in meinem Mundraum herum, als suche er hinter meinen Zähnen nach Recyclingschätzen.

Glücklich, wie fühlt sich das an?

Teilnahmslos befreie ich mich aus seiner Umklammerung.

»Ei mast lihf«, entschuldige ich mich. Ich muss los. Ich darf meinen Aufstieg nicht verpassen. Shine hopst unkontrolliert auf und ab. Der Vergleich mit einem Gummiball drängt sich mir auf. Für meine kleine Cousine ist alles noch ein Spiel. Nicht mehr lange, dann wird auch sie hier stehen und sich von einem Jungen, den sie nicht liebt, malträtieren lassen.

Ich dirigiere sie durch die Sicherheitskontrolle. Die beiden Stoffbündel, die unser einziges Gepäck darstellen, sind im Nu durchleuchtet. Sie enthalten in meinem Fall nichts weiter als ein wenig Unterwäsche, einen Pyjama, zwei Shirts und eine Hose vom Vorjahr zum Wechseln.

Mit ihrem schlichten Kleid passiert Shine den Metalldetektor ohne Probleme. Auch ich trage kein Metall bei mir. Weder habe ich den kleinen, stechmückenartigen Zerebraltransmitter zum Gedankenaustausch an meiner linken Schläfe, noch den portablen Kommunikator – kurz Porko – am Handgelenk, mit denen wir uns im Oberlevel ausweisen und verständigen. Lediglich der Hosenknopf meiner Retro-Jeans verursacht ein schrilles Pfeifen. Keine große Sache. Das Prüfgerät, mit dem die uniformierte Sicherheitsbeamtin den Störenfried untersucht, gibt grünes Licht.

Hinter meiner Cousine schließt sich bereits die Schleuse des medizinischen Schnelltests. Ich kann Shine keine Erklärung mehr mit auf den Weg geben. Sie wird schon verstehen, was man dort drinnen von ihr erwartet. Die Ansagen enthalten recht klare Anweisungen.

Als Nächstes trete ich selbst in eine der duschkabinengroßen Zellen. Die keimabtötenden Dämpfe nebeln mich ein. Dezent parfümiert dringen sie durch sämtliche Kleider, in meine dichten, schwarzen Haare und jede einzelne Pore meiner Haut. Eine Computerstimme fordert mich auf, in einen Napf zu spucken, der aus einem Schlitz in der Wand herausfährt.

»… benötigen wir eine Speichelprobe. Versuchen Sie, direkt in den Sternenkranz im Zentrum der Schale zu treffen.«

Es klingt beinahe, als sei ich aufgerufen, an einem Geschicklichkeitswettbewerb teilzunehmen. Leider winkt kein Preis bei einem erfolgreichen Treffer. Der einzige Gewinn ist das grüne Licht, das den Zutritt in den Boardingbereich des VT freigibt. Ich spucke auf das System. Auf die Gesellschaft. Dann warte ich. Die grüne Lampe über der Schleuse leuchtet auf.

»Gratulation, Sunrise Garcia. Sie leiden an keinen nennenswerten Infektionen. Wir wünschen einen guten Aufstieg.«

Nennenswert … Welche Erkrankung unsererseits ist schon einer Erwähnung wert? Wohl nur die hier unten immer wieder grassierenden Seuchen, und das nicht etwa, weil jedes Mal Tausende von uns daran sterben, sondern weil dann eine Gefahr für die Bewohner der oberen Stockwerke von uns ausgeht.

Keine nennenswerten Infektionen – das heißt, dass ich niemanden anstecken kann, nicht, dass ich gesund bin.

Die Schleusentür öffnet sich.

Shine steht schon ganz zappelig davor.

»Ich hab in den Napf gespuckt!«, jubelt sie.

Was soll ich darauf erwidern? Super?

MICH?

Füße wippen. Finger spielen mit den VT-Tickets, nesteln an Rucksackriemen und Kofferverschlüssen herum. Das ständige Tsrrrt, Tsrrrt des Reißverschlusses neben mir macht mich wahnsinnig. Wenn der Junge nicht bald damit aufhört, seine Nervosität an der Tasche auszulassen, stopfe ich ihn eigenhändig zwischen seine Unterhosen.

Shine plappert ohne Unterlass. Zum hundertsten Mal befragt sie mich zu Dingen, die sie gleich selbst erleben wird.

Mein Kopf brummt.

Die meisten der Schüler und Studenten, die auf Plastiksitzen vor den geschlossenen Stahltüren des VT hocken, kenne ich vom Sehen. Dem Typen mit der rostbraunen Stachelfrisur nicke ich zu, das Mädchen mit dem Feuermal auf der Wange lächele ich an. Sprechen werden wir nicht miteinander. Was gibt es schon groß zu erzählen? Und wie soll man überhaupt ein Gespräch beginnen?

Hallo, bist du auch wieder unterwegs zum Oberlevel? Hast du auch permanent Angst zu versagen? Wie findest du eigentlich den Kerl, mit dem du zwangsverheiratet wirst? Meiner stinkt mir gewaltig. Im wahrsten Sinn des Wortes. Denkst du auch darüber nach, den Aufstand zu proben? Ich möchte so laut und gellend »Nein« schreien, dass mich nicht mal der Präsident in der Kuppel überhören kann.

Ob es den anderen ähnlich geht? Wahrscheinlich. Wir haben alle dieselbe Lebensgeschichte. Mehr oder weniger. Es macht keinen Sinn, darüber zu reden.