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Im.press
Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH
© der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2013
Text © Sandra Regnier, 2013
Betreuendes Lektorat: Pia Trzcinska
Redaktion: Evi Draxl
Umschlagbild: shutterstock.com / © Melpomene (Mädchen)/ © Nella (London)/ © Madlen (Flügel)
Umschlaggestaltung: formlabor
Innengestaltung: Gunta Lauck
Schrift: Alegreya, gestaltet von Juan Pablo del Peral
Satz und E-Book-Umsetzung: readbox publishing, Dortmund
ISBN 978-3-646-60008-7
www.carlsen.de
Johanna Danninger
Secret Elements, Band 1: Im Dunkel der See
Die 17-jährige Jessica hält sich nur an ihre eigenen Regeln. Sie gilt als aufmüpfig und unkontrollierbar, versteckt ihr feuerrotes Haar und ihre blasse Haut unter schwarzen Klamotten und schlägt sich als Barkeeperin heimlich die Nächte um die Ohren. Bis ihr eine fremde Frau ein antikes Amulett überreicht, das kostbarste Geschenk, das sie je bekommen hat. Fatalerweise kann sie es, einmal angelegt, nicht mehr ablegen und befindet sich plötzlich in einem Geflecht aus übermenschlichen Agenten und magischen Bestimmungen. Dabei soll sie ausgerechnet der arrogante Lee, der Menschen grundsätzlich für schwach hält, beschützen. Wenn er nur nicht so unglaublich gut aussehen würde …
Julia Zieschang |
Jennifer Alice Jager |
Veronica Mauel |
Feuerphönix. Die Phönix-Saga 1 |
Secret Woods, Band 1: Das Reh der Baronesse |
Shadow Twins. Zwischen Himmel und Hölle |
Ich war neugierig. Ziemlich sogar. Immerhin hing von diesem Mädchen die Zukunft ab. Die Zukunft einer ganzen Nation. Und ich sollte sie beschützen. Mehr als das: Meine eigene Zukunft war mit ihrer eng verwoben. Ich sollte sie heiraten! Deswegen wollte ich sie kennenlernen und schrieb mich am Horton College of Westminster in London ein.
Diese Schulen waren doch alle gleich. Jugendliche oder junge Erwachsene, die sich noch finden mussten. Die Jungs unterhielten sich oft lautstark über Sport, Partys oder hübsche Mädchen. Die Mädchen kicherten viel, waren grundsätzlich in Gruppen unterwegs und sorgten sich vor allem um ihr Aussehen, die Klamotten der anderen und welche Jungs gerade in waren.
Als ich den Flur betrat, fühlte ich, wie sich sämtliche Blicke auf mich richteten. Das war ich gewohnt. Schon himmelten mich die ersten Mädchen an. Ich sah, wie sie an ihrer Kleidung zu zupfen begannen, sich durch die Haare fuhren und über die Lippen leckten.
Auch die Schulleiterin, Mrs Hayley-Wood, reagierte ähnlich. Sie war nicht immun gegen einen gut aussehenden Mann, egal welchen Alters. Wenn sie wüsste, wie alt ich tatsächlich war …
Sie führte mich persönlich herum und stellte mir meine künftigen Klassenkameraden vor. Ich war mir sicher, dass ihre Stimme höher und etwas schriller klang als normal. Sie plapperte ununterbrochen, wies mich auf alle möglichen banalen Dinge hin und lachte dabei wie ein Teenager.
»Hier sind ein paar Ihrer neuen Schulkameraden, Mr FitzMor.«
Aha, endlich wurde es interessant. Vor uns standen drei dieser gestylten, bildhübschen Mädchen und ein Junge in meinem Alter. Oder zumindest in meinem vorgeblichen Alter.
Die Linke, Brünette war extrem schön. Sie hatte die Augen aufregend geschminkt, trug einen dieser modernen Faltenröcke mit passendem Top und warf mir einen koketten Blick unter ihren langen, dichten Wimpern zu.
»Mr FitzMor, darf ich vorstellen«, sagte Mrs Hayley-Wood und blieb vor den vieren stehen. »Das sind Cynthia, Jack, Ava und Felicity aus Ihrem Jahrgang. Meine Lieben, das ist Leander FitzMor, ein neuer Schüler. Ich hoffe, Sie nehmen sich seiner ein bisschen an.«
Mrs Hayley-Wood reichte mir erneut die Hand und verabschiedete sich. Ich beachtete sie nicht weiter. Ich fühlte, wie sich in mir alles vor freudiger Erwartung zusammenzog. Hatte ich ein Glück. Direkt vor mir, die bildhübsche Brünette, war das Mädchen, das ich suchte. Das Mädchen, das über unser aller Zukunft entscheiden sollte. Meine zukünftige Frau.
Und sie sah umwerfend aus.
Das würde ja wesentlich einfacher werden, als ich gedacht hatte. Ich schenkte ihr mein verführerischstes Lächeln und sie reagierte wie erwartet: Sie schmolz dahin.
»Leander, was für ein ungewöhnlicher Name«, sagte die blonde Cynthia.
»Ach, bitte, nennt mich Lee. Meine Freunde nennen mich immer so.«
Ich sah Felicity tief in die Augen und mein Blick verfehlte die Wirkung nicht. Sie errötete zauberhaft. Wunderbar. Das machte es beinahe zu einfach. Ich hätte ja auch Pech haben und Felicity eine von diesen Trantüten dort hinten sein können. Wie die Moppelige da: strähniges Haar, ein unmögliches T-Shirt. Eben nieste sie und fiel rückwärts über ihre eigene Schultasche – auch noch ungeschickt. Und eine Zahnspange hatte außerdem aufgeblitzt!
Ich konnte mir ein abfälliges Grinsen nicht ganz verkneifen. Armes Mädchen. Das Paradebeispiel eines modernen Blaustrumpfs. Die würde bestimmt später mal eine Frauenrechtlerin werden oder Lehrerin. Oder an einer Kasse im Supermarkt enden.
Ich fühlte eine warme Hand auf meinem Arm. Felicity lächelte mich von unten mit gekonntem Augenaufschlag an. Sie wusste, wie man Männer umgarnte. Sie war hübsch, schien entschlossen und mutig. Kein Wunder – sie war die Prophezeite.
»Komm mit. Ich zeige dir unseren Klassenraum.«
Widerstandslos folgte ich ihr. Ob es für einen Kuss noch zu früh war? Immerhin wäre damit alles besiegelt. Sobald ich sie geküsst hätte, wäre sie mir verfallen. Auf immer.
»Ich gehe davon aus, dass du jetzt auch Englisch hast«, sagte sie und hakte sich bei mir unter.
Ich nickte. Das Horton College war in einem dieser altehrwürdigen Bauten aus dem Viktorianischen Zeitalter untergebracht. Viele Treppen, Gänge und Nischen. Dunkle Nischen.
»Ist der Englischraum etwa hier?«, fragte ich amüsiert, als Felicity mich in eine der besagten Nischen führte.
Sie lächelte verlockend und presste ihre Modelfigur der Länge nach an meinen Körper. Dann küsste sie mich. Es war tatsächlich einfach gewesen, sie einzuwickeln. Aber im gleichen Moment wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Wo war der erwartete Funkenregen? Das Feuerwerk? Die Geigen und das Konfetti? Es fühlte sich nicht an wie die Erfüllung des Schicksals, sondern wie ein ganz normaler, inniger Kuss.
Vor uns polterte es und ich riss erschrocken die Augen auf. Die pummelige Schülerin mit dem dämlichen T-Shirt war vor unserem kleinen Versteck schon wieder gestolpert und hatte uns entdeckt.
»Entschuldigung«, hörte ich sie murmeln.
Das brachte Felicity in die Gegenwart zurück. Wütend funkelte sie das Mädchen an.
»Verschwinde, City. Spionierst du mir etwa nach?«
Die Unscheinbare richtete sich auf und blitzte sie an. »Weshalb sollte ich dir wohl nachspionieren? Glaubst du vielleicht, ich will lernen, wie man sich in der Öffentlichkeit lächerlich macht?«
»Das brauchst du nicht zu lernen. Das kannst du von ganz allein«, fauchte Felicity und ich zollte ihr im Stillen Beifall. »Hau ab, City. Lee ist wohl nicht ganz deine Kragenweite.«
»Nein, aber zum Glück ja deine. Ich glaube, du hast heute deinen eigenen Rekord geknackt: zwei Minuten nach dem Kennenlernen. Gratuliere.« Sie bückte sich nach ihren auf dem Boden liegenden Heften und reichte eines davon Felicity. »Hier. Miss Ehle hat uns verwechselt.« Dann warf sie mir einen verächtlichen Blick zu.
»Keine Sorge, City. Lee wird uns nicht verwechseln«, Felicity war dem Blick der anderen gefolgt und nahm das Heft entgegen.
»Hoffentlich. Ich nehme nicht gern gebrauchte Ware«, erklärte City hochnäsig.
Mein Blick fiel auf das Heft. Im gleichen Moment fühlte ich mich, als hätte mir jemand einen Baseballschläger in den Magen gehauen.
Felicity Stratton stand darauf.
»Stratton?«, erkundigte ich mich. Ich hörte, wie belegt meine Stimme klang. »Du heißt Stratton?«
Felicity sah mich verliebt an und nickte. Ich wusste, der Kuss hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Das tat er nie.
»Ja. Noch. Aber wer weiß, ob ich nicht irgendwann einen neuen Nachnamen bekomme? FitzMor zum Beispiel.«
Hinter ihr erklang ein abfälliges Stöhnen. City tat, als müsse sie sich übergeben. Ihre Pölsterchen an den Hüften waren unter dem hässlichen T-Shirt deutlich zu erkennen, als sie sich vorbeugte. Moment mal … City war bestimmt nicht ihr richtiger Name.
Mir schwante Übles.
Trotzdem musste ich mir diesmal sicher sein. »Und du bist City?«
Sie sah mich so verächtlich an wie ich sie wohl vorhin.
»Ja. Aber meine Freunde nennen mich Felicity. Felicity Morgan«, erklärte sie hochnäsig.
Jetzt war mir richtig schlecht. Ich hatte einen riesengroßen Fehler begangen.
Ich hatte die Falsche geküsst und an mich gebunden.
Nicht die Auserwählte schmiegte sich verliebt an mich. Die stand mir gegenüber und war alles andere als die Traumfrau, die ich mir ausgemalt hatte.
Es war Montag, der dritte September. Der Tag begann wie viele andere auch. Ich kam zu spät zur Schule. Wer hätte gedacht, dass sich an diesem Tag alles in meinem Leben ändern sollte? Wenn ich es auch nur ansatzweise geahnt hätte, hätte ich auf jeden Fall mehr auf mein Aussehen geachtet. Oder wäre im Bett geblieben.
Die Gänge des Horton College hatten sich schon ziemlich geleert, als ich an mein Schließfach hechtete und mein Geografiebuch zwischen einem mit Saft und Pudding befleckten T-Shirt und anderen Schulbüchern suchte. In meiner Hektik fielen ein Deospray, ein paar lose Blätter und ein zerfledderter Roman auf den Boden. Umständlich raffte ich alles auf, knallte den Kram achtlos zurück in den Spind und versuchte abzuschließen. Dabei brach mein Schlüssel ab. Na toll. Wenn was schiefging, dann richtig. Und ausgerechnet zur Doppelstunde bei Ms Ehle musste ich zu spät kommen!
»Ah, Miss Morgan beehrt uns«, sagte sie auch prompt, als ich mich in den Klassenraum schleichen wollte. »Haben Sie eine gute Ausrede parat oder soll ich eine für Sie erfinden?"
»Schreiben Sie ins Klassenbuch ›starker Verkehr‹«, antwortete ich liebenswürdig.
»Sie wohnen direkt hinter dem College«, meinte sie trocken. Sie trat einen Schritt näher und schnupperte. »Rieche ich an Ihnen etwa Alkohol?«, fragte sie streng.
Oh, Mist. Das hatte ich vergessen. »Ja, Miss Ehle«, antwortete ich und senkte meinen Blick. Nicht weil ich verlegen war, sondern um ein Grinsen zu unterdrücken.
»Sie betrinken sich und sind noch nicht einmal einundzwanzig?«
»Ich bin achtzehn«, klärte ich sie unnötigerweise auf.
»Und trinken mitten in der Woche Alkohol? Sie wissen, dass ich das der Schulleitung melden muss, nicht wahr?«
Ich nickte.
»Setzen Sie sich auf Ihren Platz. Ich möchte endlich mit dem Unterricht beginnen.«
Schnell befolgte ich ihre Anweisung und huschte zu meinem Tisch. Während ich Federmäppchen, Block und Buch auspackte, kam von hinten ein Zettel auf meine Bank geflogen.
Mittwochsmotto: Ehle in Strapsen mit Bunnyöhrchen stand darauf. Ich drehte mich um und grinste Phyllis zu. Sie zwinkerte und Corey neben ihr wackelte mit seinen buschig roten Augenbrauen und einem anzüglichen Grinsen.
Als ich mich nach den anderen Mitschülern umsah, stellte ich fest, dass alle den wissend grinsenden Gesichtsausdruck trugen. Auch sie stellten sich also Ms Ehle in aufreizenden Dessous mit Hasenohren vor. Bei der ein Meter sechzig großen und mindestens neunzig Kilo schweren Ms Ehle mit ihren kurzen, fettigen Haaren ohne erkennbare Frisur war diese Vorstellung mehr als absurd – und machte somit die Stunde erträglich. Öl- und Gasvorkommen in Aserbaidschan. Wer zur Hölle brauchte das? Ich versuchte mein Gähnen so gut wie möglich zu verstecken und überlegte, dass an dem mächtigen Hinterteil von Ms Ehle ein Hasenschwänzchen glatt untergehen würde. Bridget Jones war eine Sexbombe im Vergleich zu ihr.
Als der Gong schlug, sprangen wir auf, als hätte uns jemand Nadeln in den Hintern gestochen, und rannten hinaus.
»War’s wieder spät gestern Abend?«, fragte Phyllis im Flur. Sie war meines Erachtens das schönste Mädchen der Schule. Ihre Haut hatte die Farbe von Milchkaffee, sie hatte eine Figur und Haare wie Naomi Campbell und ein ebenmäßiges Gesicht mit hohen Wangenknochen und schokoladenbraunen Augen. Neben ihr fühlte ich mich oft ziemlich unscheinbar und plump. Aber das Schönste an Phyllis war: Ihr war das Aussehen egal. Mein Glück, denn sonst wäre ich bestimmt nicht ihre beste Freundin.
»Ziemlich«, antwortete ich. »Wer hat sich denn das Mittwochsmotto heute ausgedacht?« Corey war mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht zu uns aufgerückt. »Ach, was frag ich überhaupt. Hast du dir mal überlegt, dass die Vorstellung von Lehrern in Strapsen etwas Furchterregendes hat?«
Er zuckte die Schultern. »Kommt drauf an. Bei Mr Singer stimme ich dir zu.«
»Uäh!«, riefen Phyllis und ich einstimmig.
»Was habt ihr denn für ein Problem?« Jayden hatte uns eingeholt. Dadurch keuchte er ein wenig.
»Wann speckst du endlich mal ab?«, fragte Corey ihn missbilligend. »Denk dran, Dicke leben nicht lang.«
Jayden ignorierte ihn und wandte sich an mich. »Felicity, du stinkst, als wärst du gestern Abend in ein Fass Glenfiddich gefallen. Und so k. o. siehst du auch aus. Hat deine Mutter dich schon wieder im Pub eingesetzt?«
Ich lächelte ihn dankbar an. Wenigstens meine Freunde konnten sich denken, weshalb ich oft zu spät war und manchmal nicht ganz taufrisch aussah.
Jayden mochte zwar eins achtzig groß sein, hatte aber definitiv zwanzig Kilo zu viel. Gepaart mit seinem furchtbaren Geschmack in Sachen Klamotten wirkte er auf den ersten Blick wie eine billige Chris-Tucker-Imitation. Allerdings hatte Jayden einen messerscharfen Verstand. Keiner an der Schule konnte ihm im Unterricht das Wasser reichen.
»Sorry. Ich habe den Geruch gar nicht bemerkt, als ich mich heute Morgen angezogen habe«, erklärte ich schnell. »Vielleicht sollte ich in der Mittagspause nach Hause flitzen und mir ein frisches T-Shirt anziehen.«
»Ich habe noch eins in meinem Spind«, bot mir Corey an.
»Äh, ich auch«, meinte ich zaghaft. Schließlich kannte ich Corey gut genug, um zu wissen, dass er mit seinen Sachen noch sorgloser umging als jeder andere von uns. »Meines ist mit Speiseresten bestückt. Und deines?«
»Sauber. Ich hab‘s als Ersatz.«
»Oh. Wenn das so ist … Prima, danke.«
Ruby und Nicole schlossen vor Coreys Schließfach zu uns auf.
»Morgen, Felicity, geht es dir gut?«, fragte Ruby mitfühlend.
Ich sah, wie ihre Nase bebte, weil sie den verschütteten Whiskey auf meinem Shirt roch. »Schon okay. Ich geh mich nur gerade umziehen. Danke, Corey.«
Ich nahm das T-Shirt entgegen und eilte in das nächste Mädchenklo. Erst als ich frisch umgezogen in den Spiegel blickte, sah ich, was auf dem Shirt stand: Sexgott.
Aber ich sagte mir, besser das, als nach Pub zu stinken.
Trotzdem atmete ich ein paarmal tief durch, ehe ich in den Gang trat.
Meine Freunde warteten noch immer vor Coreys Schließfach auf mich.
Nicole, Jayden und Phyllis brachen in lautes Gelächter aus, als sie mich sahen. Nur Ruby sah mich stirnrunzelnd an.
Die elfenhafte Ruby konnte einem Witz wie immer nichts abgewinnen. Corey allerdings amüsierte sich köstlich.
Ich lächelte gequält. »Danke, Corey. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Der Whiskeygeruch oder dieses Shirt. Mal abgesehen davon, dass ich hier drin versinke.«
»Ich finde, es steht dir«, grinste Corey frech und stierte auf meine Oberweite. »Du füllst es zumindest besser aus als ich.«
»Denkst du eigentlich auch mal an was anderes als Sex?«, fragte Nicole.
»Selten«, gestand Corey.
Ich musste zweimal hintereinander niesen. Der Geruch des Weichspülers kitzelte in meiner Nase. Dadurch bekam ich die Aufregung um mich herum etwas verspätet mit.
»Guter Gott, wer ist denn das?«, hörte ich Nicole atemlos fragen. Ich musste wieder niesen. Erst da sah ich ihn. Er kam an der Seite der Direktorin auf uns zu. Selbst die Direktorin Mrs Haley-Wood schaute schmachtend zu ihm auf. Er war schlank und wirkte äußerst sportlich. Seine Haare waren dunkelblond, dicht, verwuschelt, als würde er ständig darin wühlen, und an den Seiten so lang, dass sie die Hälfte seiner Ohren verdeckten. Zudem war er groß. Sehr groß. Größer als alle anderen Jungs an unserem College. Und er hatte das schönste Gesicht, das ich je bei einem Mann gesehen hatte.
Zugleich bewegte er sich mit einer Lässigkeit, die Corey sich seit Jahren anzueignen versuchte. Bislang ohne Erfolg.
»Meine Güte, Alex Pettyfer ist seit eben auf unserer Schule«, hauchte Nicole ehrfürchtig. Ihr und Phyllis stand der Mund weit offen.
»Quatsch. Der Typ dahinten ist viel größer«, korrigierte Corey. Er klang betroffen. Ruby hatte die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochgezogen. Einzig Jayden wirkte unbeeindruckt.
Mrs Haley-Wood und der Neue kamen näher.
»Nur noch ein paar Meter«, flüsterte Nicole beschwörend. »Nur noch ein paar Meter. Komm her. Hierher. O verdammt.«
Letzteres rief sie ebenso empört wie laut. Wir wussten, weshalb. Felicity Stratton, die Edelzicke, und ihre Anhänger hatten sich geschickt der Direktorin in den Weg gestellt. Felicity und ich teilten uns den gleichen Vornamen, aber damit endete jegliche Ähnlichkeit. Felicity wurde immer mit ihrem vollen Namen angesprochen, sie war groß, schlank und topmodisch gekleidet. Ich hieß bei allen, mit Ausnahme von Phyllis und den Lehrern, die Stadt oder schlicht City. Den Spitznamen hatten Felicity und ihre illustren Freundinnen mir verpasst. Nicht nur, um uns zu unterscheiden, sondern mit der Begründung, ich sei so kantig und schmutzig wie die City of London.
Wir konnten hören, wie Mrs Haley-Wood Felicity vorstellte und ihr erklärte, es handele sich bei dem Unbekannten um einen neuen Mitschüler.
»Warum ausgerechnet immer sie?«, stöhnte Nicole. »Wie eine Spinne, die ihre Fühler ausstreckt.«
»Spinnen haben aber keine Fühler«, meinte Ruby irritiert.
Corey rollte mit den Augen. »Das ist eine Metapher, Ruby.«
»Oh, verstehe. Hättest du dann nicht besser gesagt, ihre Netze auslegt oder so was?« Ruby war bildhübsch, sah aber oft die Dinge etwas anders als wir anderen. Ihre Aussage bewies wieder einmal, dass sie mit Wortspielen nicht zurechtkam.
»Auf jeden Fall kann Felicity gut ihr Gift verspritzen«, sagte ich trocken. »Ich glaube, der ist eine Nummer zu groß für uns. Soll er doch mit Felicity und ihrer Clique von arroganten Schnöseln glücklich werden.« Ich beobachtete, wie Felicity dem Neuen eine Hand auf den Arm legte. Sie würde auf jeden Fall alles daransetzen ihn ihrem ausgewählten Kreis von Bankerkindern, künftigen Politikern und Schauspielern zuzuführen.
»Ob er Irish Stew mag?«, überlegte Ruby und sah dem Neuen zu, wie er lässig sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte und die Hände in die Taschen schob.
Wir sahen sie alle groß an.
»Wieso Irish Stew?«, hakte Corey nach.
»Hm, ich mag’s nicht. Er könnte meine Portion heute Mittag haben.«
»Er kann auch meine haben, wenn er sich dafür neben mich setzt«, kicherte Nicole. »Wer muss schon essen bei diesem Anblick?«
Er war wirklich umwerfend und zog die Aufmerksamkeit sämtlicher auf dem Gang befindlicher Studenten auf sich.
Und auf einmal schaute er auf und mir direkt in die Augen. Erschrocken musste ich ein weiteres Mal niesen. Dabei machte ich einen kleinen Schritt zurück und fiel über meine Tasche. Rundherum lachten alle laut auf.
»Na toll. Jetzt weiß er, dass Bridget Jones auch an dieser Schule ist.« Umständlich rappelte ich mich auf.
»Und er hat einen hervorragenden Blick auf dein mächtiges Hinterteil werfen können«, meinte Corey und schlug mir jovial auf die Schulter.
Ich stöhnte und schloss einen Moment die Augen. Gab es hier ein Loch, in das ich versinken konnte? Als ich die Augen wieder aufschlug, sah ich seinen Blick mit den typischen Empfindungen, mit denen ich oft gemustert wurde: Amüsement, Herablassung und ein wenig Mitleid.
»Komm mit, Lee«, sagte Felicity und hakte sich bei ihm unter. »Ich zeige dir, wo der Englisch-Kurs ist.«
Er ließ sich willig mitziehen.
Ich konnte sein zufriedenes Grinsen bis hierher sehen. Und genau das würde ich die nächste Stunde ertragen müssen. »Ich muss gehen. Wir sehen uns in der Mittagspause.« Ich schulterte meine Tasche und ging mit energischen Schritten die Treppe hoch.
»Oh, frag ihn bitte, ob er mein Stew möchte, ja?«, rief mir Ruby hinterher.
Ich ignorierte sie. Leider konnte ich Ms Ehle, unsere Geografielehrerin, nicht ignorieren.
»Miss Morgan, Sie haben Ihr Heft verloren.« Sie reichte mir das Heft und eilte weiter.
Ich sah auf den Umschlag. Von wegen mein Heft. Sie hatte mir Felicitys Heft gegeben. Ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, es ins nächste Klo zu werfen. Aber leider hatte Ms Ehle ein langes Gedächtnis. Sie würde mir eher Trunkenheit nachsehen als den Verlust eines Lehrmittels aus ihrem Unterricht.
Ich warf meinen Rucksack so auf den Rücken, dass ich hoffte damit den Aufdruck verdeckt zu bekommen. Jeder, der mir entgegenkam, grinste breit, sobald er »Sexgott« las. Ich konnte es keinem verübeln. Auf halbem Weg fühlte ich, wie der Rucksack rutschte. Dummerweise hatte ich soeben eine Hand in meinen Haaren, um ein paar Strähnen zu entwirren, und in der anderen Felicitys Heft. Der Rucksack rutschte und ich stolperte. Da bemerkte ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Zu dumm. Ich wurde unfreiwilliger Zeuge, wie Felicity den Neuen mit aller Kunst küsste. Zu meiner Genugtuung schien er es nicht sonderlich zu genießen. Sobald er mich entdeckte, brach er den Kuss ab.
»Entschuldigung«, murmelte ich und konnte den sarkastischen Tonfall nicht ganz unterdrücken.
Felicity drehte sich um.
»Verschwinde, City. Spionierst du mir etwa nach?«
»Weshalb sollte ich dir wohl nachspionieren?«, fragte ich, ehrlich amüsiert. »Glaubst du vielleicht, ich will lernen, wie man sich in der Öffentlichkeit lächerlich macht?«
»Das brauchst du nicht zu lernen. Das kannst du von ganz allein«, fauchte Felicity. »Hau ab, City. Lee ist wohl nicht ganz deine Kragenweite.«
Den Speed-Knutscher konnte sie gerne behalten. »Nein, City, aber zum Glück ja deine. Ich glaube, du hast heute deinen eigenen Rekord geknackt: zwei Minuten nach dem Kennenlernen. Gratuliere.« Ich reichte ihr das Geografieheft. »Hier. Miss Ehle hat uns verwechselt.«
Lee hatte noch immer kein Wort gesagt, aber sein Blick sprach Bände. Allerdings schien er nicht ganz so bezaubert von Felicity zu sein, wie man es nach einem Kuss hätte erwarten sollen. Vielleicht hatte sie Mundgeruch? Hoffentlich waren es Knoblauch oder – noch schlimmer – Zwiebeln.
»Keine Sorge, City, Lee wird uns nicht verwechseln.«
Sie kam näher und nahm das Heft. Nein, kein Mundgeruch. Schade.
»Hoffentlich. Ich nehme nicht gern gebrauchte Ware.« Jedenfalls keine abgelegten Typen von Felicity Stratton. Ein bisschen mehr Stolz besaß ich schon.
Lee sah dagegen aus, als habe ihm Felicity während des Kusses eine giftige Kapsel verabreicht. Er starrte mit riesigen Augen auf das Heft, dann auf Felicity.
»Stratton?«, krächzte er. »Du heißt Stratton?«
Felicity nickte schmachtend. »Ja. Noch. Aber wer weiß, ob ich nicht irgendwann einen neuen Nachnamen bekomme? FitzMor zum Beispiel.«
Oh. Mein. Gott. Wusste sie nicht, dass man Jungs nie mit Ich-will-ein-Kind-von-dir überfallen darf? Lee sah im Moment aus, als wäre ihm schlecht. Tja, liebe Felicity, das ging wohl zu schnell. Geschieht dir recht. Ich wandte mich ab, um zum Klassenraum zu gehen. Das hier war ja nicht zu ertragen.
Eine Hand umfasste meinen Oberarm. Ich zuckte zusammen, ein elektrischer Schlag durchzuckte mich. Lee hielt mich fest und sah mir direkt in die Augen.
»Was?«, fragte ich pampig. Ich wollte keinesfalls eine Ohrfeige riskieren. Als ich vor acht Jahren hierhergekommen war, waren Jungs noch nicht ganz so sparsam im Verteilen von Hieben; die waren mir in guter Erinnerung geblieben. Und nicht alle Jungs legten diese pubertäre Eigenschaft ab. Der Typ funkelte im Augenblick zumindest dermaßen, dass ich das Schlimmste befürchtete. Er machte mir Angst.
In dem Moment ließ er mich los und blinzelte zweimal. »Heißt du tatsächlich City?«
Ich richtete mich auf und sagte so freundlich wie möglich im besten Oxford-Akzent: »Natürlich nicht. Meine Freunde nennen mich Felicity. Felicity Morgan.« Er sah mich so erschüttert an, als hätte ich gesagt, ich wäre die Prinzessin von Wales.
Englische Literatur war einerseits fantastisch und andererseits schrecklich. Fantastisch, weil unser Lehrer Mr Sinclair tollen Unterricht machte mit viel Literatur, sowohl klassischer als auch moderner. Genau mein Fall. Schrecklich war allerdings, dass keiner von meinen Freunden den Kurs bei Mr Sinclair belegte. Ich war allein mit dem gesamten Star Club und ein paar anderen, die den Star Club anhimmelten.
Deswegen saß ich auch isoliert in Englisch. Neben der stinkenden Stadt, die angeblich Läuse aus dem Pub mitschleifte, wollte niemand sitzen. Dafür hatten Felicity und ihre noblen Freunde gesorgt.
Ich setzte mich an meinen einsamen Tisch und breitete meine Schulsachen aus. Dann versuchte ich, wie immer, rundherum alles auszublenden und mich einzig auf den Unterricht und die Bücher zu konzentrieren. Lord Byron machte es einem sehr einfach damit.
Nur diesmal nicht. Ein Schatten fiel auf Byrons »Giaur«. Als ich aufsah, stand ER vor mir.
»Ist der Platz noch frei?«, fragte der Neue und ich hörte zum ersten Mal seine Stimme, wenn sie nicht krächzte. Sie war in Wirklichkeit etwas tiefer, voller und erinnerte an Eiscreme – irgendwie schmelzend, verlockend und erfrischend.
Felicity, reiß dich zusammen, sagte ich mir, aber ich konnte nicht verhindern, dass ich ihn anstarrte.
Er setzte sich mit einer eleganten, fließenden Bewegung auf den freien Stuhl neben mir und lächelte aufmunternd, indem er alle seine weißen, blitzenden Zähne zeigte. Ob er auch für Zahnpasta modelte? Bei den Beißern bestimmt. Sein Lächeln wurde breiter.
»Wie ist hier der Englischunterricht so?«
Ich wandte mich lieber wieder Byron zu. Obwohl der seinerzeit auch als Frauenschwarm gegolten hatte, war er mir lieber. Schließlich war er tot. Der Typ neben mir war dagegen äußerst lebendig – und gefährlich. Wer sich von Felicity Stratton innerhalb von zehn Minuten küssen ließ, konnte überhaupt nicht harmlos sein. Suchte er vielleicht eine Möglichkeit, um mich weiter lächerlich zu machen? Der Star Club wäre begeistert.
»Hör mal, Felicity, es tut mir leid, wir hatten vielleicht keinen guten Start …«
Er war ganz schön hartnäckig.
»Wir haben gar nichts«, stellte ich richtig. »Du hast …« Ich stockte. Was hatte er? Mit Felicity Stratton geknutscht. Na und? Das ging mich nichts an. Und ich konnte ihm schlecht seine arrogante Miene vorwerfen. Die gehörte bestimmt zu seiner Grundausstattung.
»Oh, du bist eifersüchtig?« Er klang amüsiert.
Ich atmete tief ein und sah ihn direkt an. »Ja, genau. Eigentlich wollte ich dich schon in der Halle überfallen, aber ich habe leider zu viele Hemmungen. Dein unglaubliches Aussehen hat mich doch glattweg eingeschüchtert, sonst bin ich nämlich nicht so zurückhaltend und küsse direkt jeden, der daherkommt.« Ich lächelte ihn genauso breit an wie er mich vorhin. Wohl wissend, dass meine Zahnspange die gegenteilige Wirkung von seinem Lächeln hatte.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass er erschrocken zurückzucken würde. Tat er aber nicht. Er hatte tatsächlich den Anstand, zerknirscht auszusehen. Aber nur einen kurzen Moment, dann zuckten seine Mundwinkel und ein amüsiertes Grinsen brach durch.
»Okay, ich hab’s verstanden. Entschuldige meinen unmöglichen Auftritt. Lass uns noch mal ganz von vorn anfangen, ja? Ich bin Lee FitzMor.«
Er hielt mir die Hand hin. Ich zögerte. Aber wenn ich nicht einschlug, würde er mich für die Art unmögliche Zicke halten, die in Hollywood-Filmen das typische Mauerblümchen verkörpert.
»Felicity Morgan«, sagte ich und ergriff seine Hand. Im selben Moment zuckte ich erschrocken zurück. Seine Berührung löste einen elektrischen Impuls aus, einen Stromschlag, als hätte ich einen der Viehzäune in Cornwall angefasst.
Ich sah auf und erkannte, dass er genauso erschrocken war wie ich.
Ehe einer von uns reagieren konnte, wurden wir gestört.
»Hör mal, Lee«, Felicity setzte sich aufreizend auf meine Hälfte des Tisches, auf Byron drauf. »Magst du dich nicht lieber zu uns setzen?« Sie deutete mit dem Kopf zur anderen Ecke des Klassenzimmers, wo Jack Roberts, Cynthia Newmarket, Ava Gartner saßen, kurz der gesamte Star Club. »Wir rutschen ein bisschen zusammen, dann wirst du weniger abgelenkt.«
Ha, mit diesem Wimpernaufschlag? Der ließ sogar Jack Roberts regelmäßig durchdrehen, und das, obwohl der seit Jahren dran gewöhnt sein müsste. Ich erwartete, dass Lee jetzt aufstehen und ohne ein Wort mit Felicity gehen würde und dies unser letztes Gespräch gewesen wäre, aber …
»Nein, danke. Ich sitze gut.«
Ich weiß nicht, wer verblüffter aussah, Felicity oder ich.
Doch so leicht gab sie nicht auf. Sie beugte sich vertraulich zu ihm und sagte, so laut, dass jeder im Umkreis von fünf Metern es hören konnte: »Du musst nicht neben der Stadt sitzen. Neben der will niemand sitzen. Sieh dir nur ihre Haare an.«
Meine Haare? Unwillkürlich fuhr ich mit der rechten Hand in meine Mähne. Zugegeben, sie waren dicht und lockig, nicht so lockig, dass sich niedliche Korkenzieher gebildet hätten, aber als eine Föhnwelle gingen sie allemal durch. Meine Hand blieb sofort in ein paar Knoten hängen. Ach, du lieber Heiland. Ich sah bestimmt aus wie ein gerupftes Huhn. Weshalb hatte Phyllis nichts gesagt? Ich gab das Entwirren auf.
»Schon okay, Lee, Liebling«, sagte ich und klimperte mit meinen Wimpern. »Geh ruhig mit Felicity spielen. Ich bin nicht eifersüchtig.«
Ich hoffte inständig, er würde gehen. Ich schämte mich nämlich gerade zu Tode. Kam ich tatsächlich immer so ungepflegt zur Schule? Wie peinlich.
»Nein, danke, Schatz«, sagte Lee zu meinem Erstaunen. »Wer achtet schon auf die Haare bei einem so umwerfenden Lächeln?«
Ich wusste genau, dass sowohl Felicity als auch ich wieder ähnlich dämlich dreinsahen.
Zumindest ging sie an ihren Platz zurück und gab meinen Byron frei.
Sobald sie verschwunden war, flüsterte ich meinem neuen Banknachbarn zu: »Äh, Lee, ich habe echt kein Problem damit, wenn du dich zu denen setzt.«
Lee lehnte sich entspannt zurück. »Nein, ehrlich. Ich möchte hier sitzen bleiben. Hier hat man eine gute Sicht auf die Tafel.«
Ehe ich etwas erwidern konnte, betrat Mr Sinclair den Klassenraum und begann mit dem Unterricht. Allerdings konnte ich mich heute nicht so darauf konzentrieren wie sonst.
Sobald es klingelte, sprang ich auf und eilte nach draußen. Ich musste unbedingt ins nächste Klo und meine äußere Erscheinung in Ordnung bringen. Mit einem sauberen T-Shirt allein war es doch nicht getan.
Ich kämmte meine Haare, versprühte großzügig Deo und bereute, dass meine alte Wimperntusche leer war und ich sie noch nicht ersetzt hatte.
Als ich den Biologieraum betrat, warteten meine Freunde schon alle auf mich.
»Und?«, fragten Phyllis und Nicole unisono.
»Wie sehe ich aus?«, ignorierte ich ihre Frage.
Die beiden sahen mich erstaunt an. »Okay. Wieso?«
»Hast du was mit deinen Haaren gemacht?«, fragte Phyllis und betrachtete neugierig meinen Kopf.
Ui, war es so offensichtlich?
»Äh, nur gekämmt. Ich bekomme die Welle einfach nicht gebändigt.«
»Weshalb?«, wollte Nicole wissen. Aber im gleichen Moment war ihr die Antwort egal, denn sie starrte auf jemanden hinter mir.
»Wegen mir hättest du dich nicht hübsch machen müssen«, sagte Lee und ließ sich wie selbstverständlich auf dem Stuhl neben mir nieder.
Dann erst schaute er zu Phyllis und Nicole, die ihn groß anstarrten. »Verzeihung. Sitzt hier einer von euch?«
»Nein, nein, kein Problem«, versicherte Phyllis schnell. Sie sah zwischen Lee und mir hin und her. Ihre Augen blitzten.
»Ich glaube, wir kennen uns noch nicht«, sagte Lee, als er Phyllis’ Blick auffing. Das verzieh ich jedem - Phyllis zog immer alle Blicke auf sich mit ihrer Café-au-lait-farbenen Haut, den langen, seidig schwarzen Haaren und ihren grazilen Gesichtszügen.
»Phyllis Lasseter«, stellte ich vor. »Und das ist Nicole Laverick.«
Nicole und Phyllis schüttelten Lee die Hand, aber keine von beiden schien einen elektrischen Schlag zu spüren, wie ich ihn gespürt hatte. Sie waren einfach nur hingerissen, wie Felicity Stratton.
»Hallo«, hauchte Nicole verzückt. Sie konnte ihre Augen gar nicht abwenden. Damit konnte sie den kräftigen Schlag auf ihren Rücken nicht voraussehen.
»Hey, altes Haus, kann ich mal deinen Genstrang sehen?« Corey linste über ihre Schulter.
»Du meinst wohl meinen DNA-Strang«, korrigierte Nicole ungehalten.
»Und wennschon«, Corey zuckte gleichgültig mit den Schultern und hielt Lee die Hand hin. »Hallo, ich weiß, wer du bist. Ich kenne dich aus Beastly. Warum, zum Henker, drückst du noch mal die Schulbank? Gab’s keine Filmangebote mehr?«
Phyllis und ich tauschten einen Blick und grinsten breit. Typisch Corey. Obwohl ich mir nie sicher war, ob er sich absichtlich so dumm stellte oder ihm derartige Sprüche nur herausrutschten.
Lee nahm es jedenfalls locker.
»Ich heiße Lee FitzMor. Die Filmangebote waren in letzter Zeit tatsächlich recht spärlich.«
Coreys Augen weiteten sich. »Corey McKenna. Lee? Entschuldigung. Ich dachte … ähnlich … äh … Lee ist ein ungewöhnlicher Name.«
Bevor Corey einen Witz darüber reißen konnte, betrat Ms Greenacre den Klassenraum und jeder suchte seinen Platz.
Nach der Biologiestunde schnappte Felicity Lees Arm und zerrte ihn hinter sich in Richtung Cafeteria. Ohne uns eines weiteren Blickes zu würdigen, folgte er ihr.
»Das war’s dann wohl«, sagte Nicole und sah zum Star Club am anderen Ende der Cafeteria. Es klang wie eine Feststellung, nicht enttäuscht. Lee saß lachend und plaudernd zwischen Jack, Ava und Cynthia.
»Bitte haut mich, wenn ich mich je so verhalten sollte wie Felicity«, sagte ich und beobachtete, wie sie, einen Arm unter seinen geschlungen, schmachtend an seinen Lippen hing.
»Keine Sorge«, sagte Jayden, »du würdest dich nicht mal so verhalten, wenn Prinz Harry persönlich dir seine ewige Treue schwören würde.«
Ich sah ihn überrascht an. »War das ein Kompliment oder eine Kritik? Glaubst du, ich könnte mich nicht verlieben?«
Jayden aß ungerührt weiter. »Nein, ich glaube, du bist zu nüchtern für so ein Teeniegehabe. Genau wie ich.«
Ich wusste immer noch nicht, ob ich geschmeichelt oder beleidigt sein sollte. Hielten mich meine Freunde für so unromantisch? Anscheinend, denn keiner reagierte auf Jaydens Aussage.
»Hey, nur weil ich Prince Charming noch nicht begegnet bin, heißt das nicht, ich könnte mich nicht verlieben«, entgegnete ich energisch.
Als hätte ich soeben verkündet, ich wolle Schulsprecher des Horton College of Westminster werden, hielten alle in ihren Bewegungen inne und starrten mich an. Phyllis fasste sich als Erste.
»Das hat niemand behauptet. Natürlich kannst du dich verlieben«, sagte sie und tätschelte mir beschwichtigend die Hand.
»Wer käme denn einem Prince Charming nahe?«, fragte Nicole neugierig.
Corey und Jayden beugten sich vor, als hätten sie Angst, etwas zu verpassen. Jetzt wusste ich, wie sich ein in die Ecke gedrängtes Kaninchen fühlte.
»Ich sag’s dir, wenn ich ihm begegne«, erklärte ich und aß schnell weiter. Leider hatte ich vergessen, was es gab. Ich verzog angewidert das Gesicht. Eintopf war noch nie mein Fall gewesen.
Zwischen den letzten beiden Stunden suchte ich den Hausmeister und bat ihn das defekte Schloss an meinem Spind zu reparieren. Er war einer der wenigen an der Schule, die mich nicht verachteten. Er versprach freundlich, sich sofort darum zu kümmern, und händigte mir einen neuen Schlüssel aus. Ich eilte wieder zum Unterricht und bedauerte, dass der Hausmeister mich nicht bei dem Austausch brauchte.
Die letzte Stunde verlief wie jeden Mittwoch: Geschichte war eine endlose Aneinanderreihung von Daten, vorgetragen im monotonen Singsang von Mrs Crobb. Wenn ich nicht gelesen hätte, dass die spanische Armada 1588 niedergemacht worden war, dem endlosen Monolog unserer Lehrerin hätte ich es nicht entnehmen können.
Wie üblich saß ich allein - Felicity wich Lee nicht wieder von der Seite.
Aber ich war nicht enttäuscht. Ehrlich nicht. Es war von vorneherein klar gewesen, dass ein Junge wie Lee nicht mit den Losern herumhängen würde. Als endlich der Gong zum Schulschluss läutete, verlor ich ihn auch aus den Augen.
»In der nächsten Stunde bei Mrs Crobb brauchen wir unbedingt ein Motto«, stöhnte Nicole auf dem Weg aus dem Klassenzimmer.
»Bei der lässt mich jede Fantasie im Stich«, sagte Corey. »Wie sieht’s aus mit euch? DVD-Abend bei mir? Ihr Mädels dürft aussuchen. Nur bitte: keine Vampire-Filme.«
Das klang gut. Wir sagten alle zu und verabschiedeten uns.
»Wohin, City?«, fragte Jayden, als ich in Richtung Flur strebte statt zum Ausgang.
»Zum Spind«, erklärte ich und winkte den anderen zu. »Ich muss unbedingt die alten T-Shirts zum Waschen mit nach Hause nehmen. Bis später!«
Es dauerte eine Weile, bis ich an den mir entgegenströmenden Schülern vorbeikam. Vielleicht hätte ich einfach heimgehen sollen, denn die Bemerkungen zu dem »Sexgott« auf Coreys T-Shirt waren wirklich lästig.
Doch allmählich wurden die Gänge immer leerer und schließlich war ich fast allein im Gebäude. Aber nur fast. Neben meinem Spind stand ein Pärchen in inniger Umarmung und küsste sich leidenschaftlich. Felicity presste ihren Körper der Länge nach an den von Lee. Sie drängte ihn gegen die Schränke und es sah aus, als wolle sie ihn aufsaugen. Ich war mir sicher kein Geräusch gemacht zu haben, trotzdem sah er auf einmal auf und mir direkt in die Augen.
Ich fühlte mich ertappt und wollte umkehren.
Doch Lee wandte sich von Felicity ab. »Wolltest du was?«, fragte er und seine Stimme klang ein wenig heiser, wenngleich auch äußerst freundlich.
Felicity drehte sich um und entdeckte mich. »Was stehst du da rum, City?«, fauchte sie.
»Ich muss an mein Schließfach«, erklärte ich. Wahrscheinlich würde sie mich jetzt extra nicht dranlassen. Nicht nur, weil sie unterbrochen worden war, sondern auch, um mir eins auszuwischen.
Aber Lee tat etwas, das mich überraschte. Er schob Felicity entschieden beiseite und machte mir Platz. »Tut uns leid. Wir gehen.«
Felicity sah das garantiert nicht so. Sie kochte vor Wut. Ich sah sie ihre Hand gegen mich erheben. Auf eine Schlägerei hatte ich wirklich keine Lust. Ich drehte mich um und wollte gehen, ehe sie zuschlagen konnte.
»Hey, warte doch.« Lee hielt mich am Handgelenk fest und genau wie bei unserem Händeschütteln durchfuhr mich ein leichter elektrischer Schlag. Überrascht blieb ich stehen und drehte mich um. Er schien genauso verblüfft. »Entschuldige. Wir wollten eh gerade gehen.«
Ich sah zu Felicity, die mich nach wie vor wütend anfunkelte.
Lee ließ das unbeeindruckt. »Na los, Felicity. Es beißt dich niemand.« Er trat zur Seite und ich sah, dass er eine weitere Berührung vermeiden wollte.
»Sie heißt nicht Felicity«, fauchte Felicity. »Ich bin Felicity. Sie ist nur City, die Stadt. Genauso grau, schmutzig, morgens chaotisch und abends einsam und verlassen. Wie der Pub ihrer Mutter.«
Wie gerne hätte ich jetzt eine schlagfertige Antwort gegeben, bissig, witzig und zugleich ironisch, etwas, das sie erröten lassen und ihr ein für alle Mal ihr bösartiges Maul stopfen würde. Leider fiel mir nichts ein. Mir blieb nur ein letzter Rest Würde. Ich richtete mich auf und sagte so ruhig wie möglich: »Du hast deinen Standpunkt ziemlich deutlich gemacht. Ich weiß, wo ich stehe. Nicht nötig auch noch darauf herumzutrampeln.«
Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt für die beiden gewesen zu verschwinden, denn meine Hände zitterten so stark, dass ich einige Zeit brauchen würde, bis ich den Schlüssel ins Schloss meines Spinds gesteckt bekäme. Lee sah mir ein letztes Mal in die Augen, dann fasste er entschlossen Felicitys Arm und zog sie zum Ausgang. Anscheinend fühlte sie keinen Stromschlag, denn sie folgte ihm, ohne zu zucken.
Ich schnappte mir meine T-Shirts, sobald ich dazu in der Lage war, räumte noch schnell den Schrank etwas auf und machte mich auf den Weg nach Hause.
Mum lag im Bett, als ich unsere Wohnung betrat. Wir wohnten hinter dem College in einer Mietwohnung direkt unter dem Dach. Das hatte Vor- und Nachteile. Ein großer Vorteil war, man hörte kaum etwas von dem Großstadtlärm, Nachteile waren die vielen Treppen zu unserer Wohnung (der Fahrstuhl war dauerdefekt), die gestaute Hitze im Sommer und Mrs Collins im mittleren Stockwerk, an deren Tür wir jedes Mal vorbeimussten. Ich fragte mich oft, ob sie auch etwas anderes tat, als uns im Flur abzupassen. Bis vor zwei Jahren war ich davon überzeugt gewesen, sie habe in alle meine Klamotten GPS-Chips eingebaut, weil sie immer genau wusste, wann ich die Treppe hochkam. Auch diesmal wieder.
»Na, Felicity, Schätzchen, Schule endlich aus?« Mrs Collins stand in ihrem üblichen rosa geblümten Kittel in der Tür. »Meinst du nicht, du verschwendest deine Zeit? Die A-Levels schaffst du ja doch nicht. Die sind so schwer! Und deine Mum könnte deine Hilfe im Pub gut brauchen.«
Jeden Tag die gleiche Leier. Wie gerne hätte ich ihr gesagt, sie solle sich um ihren eigenen Mist kümmern und mich in Ruhe lassen. Aber ich traute mich nicht. Zum einen mochte meine Mutter sie und war oft auf ihre Hilfe angewiesen gewesen; zum anderen war Mrs Collins’ Sohn Tom die Sorte Mensch, die man sich nicht zum Feind machen wollte.
Also schluckte ich alles runter, nuschelte was von Hausaufgaben und beeilte mich eine Treppe höher zu kommen.
»Felicity, bist du’s?«
Wer sonst?, dachte ich genervt, verbiss mir aber auch hier die pampige Antwort. Tränen konnte ich jetzt gar nicht brauchen.
»Ja, Mum.«
»Du bist spät, Liebling. Wie war die Schule?«
»Wie immer. Hast du Hunger?« Ich stellte die Tasche in meinem Zimmer ab und ging in die Küche auf der Suche nach dem Kopfsalat, den ich gestern gekauft hatte.
Ich wickelte ein paar Kartoffeln mit Olivenöl und Salz in Folie, schob sie in den Backofen und begann den Salat auseinanderzupflücken. Dazu hörte ich Radio. Kurz bevor die Kartoffeln gar waren, kam Mum in die Küche. Sie war schon fertig angezogen, um in zwanzig Minuten zum Pub zu gehen. Sie sah müde aus, wie immer. Aber in letzter Zeit wirkte sie noch dünner, noch faltiger im Gesicht.
»Stimmt was nicht, Mum?«, fragte ich vorsichtig, als sie zu dem Kräuterquark auch noch Marmelade und Honig auf den Tisch stellte.
»Wieso?« Sie sah alarmiert auf, folgte meinem kritischen Blick und wurde rot. Schnell stellte sie die Marmelade und den Honig ins Regal zurück.
»Nichts Besonderes, Felicity, nur … Könntest du mir heute Abend wieder helfen?«
Ich hatte gerade das Besteck aus der Schublade geholt und drehte mich betroffen zu ihr um. »Mum, wir wollten bei Corey einen DVD-Abend machen.«
»Nur ein oder zwei Stunden«, flehte meine Mutter. »Es reicht, wenn du erst um sieben kommst. Aber ich muss unbedingt diese Auflistung fürs Finanzamt fertig machen. Du müsstest nur die Theke übernehmen. Mehr ist heute Abend bestimmt nicht los.«
Mehr war nie los.
»Bitte, ich muss nur noch zwei Aufrechnungen machen und die Belege dazu raussuchen.«
Ich sah Mums müdes, eingefallenes Gesicht und überlegte, dass ich mir doch nicht ruhigen Gewissens einen Film mit meinen Freunden anschauen konnte, wenn meine Mutter so viele Sorgen hatte. Mums leuchtende Augen, als ich nickte, waren es wert. Während des Essens stellte sie noch ein paar Fragen über die Schule und erzählte von dem Anruf meiner Schwester Anna und dass mein kleiner Neffe Jacob zum ersten Mal Granny gesagt hatte.
Dann stand sie auf, hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich. »Bis um sieben!«
Ich nickte und aß weiter. Ihr Teller war nahezu unberührt. Ich aß auch ihre Kartoffel und den ganzen Salat. Dann spülte ich ab, stellte die Waschmaschine an und setzte mich schließlich an die Hausaufgaben.
Phyllis rief an und teilte mir mit, Jayden, Corey, Nicole, Ruby und sie hätten umdisponiert und würden sich den neuen Richard-Cosgrove-Film im Kino ansehen. Schweren Herzens sagte ich ab. Ich mochte Richard Cosgrove und seine Filme. Er sah nicht nur unglaublich gut aus, er war auch immer der vollendete Gentleman – und trotzdem waren seine Filme nicht übermäßig kitschig. Davon abgesehen hätte ich mir den Eintritt ins Kino momentan eh nicht leisten können.
Phyllis sagte zwar, wie leid es ihr täte, dass ich nicht mitkönne. Aber ich hörte an ihrem extrem sanften Tonfall, dass sie meine Absage im Grunde genommen nicht guthieß. Im Gegensatz zu allen anderen meiner Freunde behielt sie ihre Meinung für sich. Nicole und Jayden wären nicht so zurückhaltend. Corey auch nicht und Ruby würde andauernd versuchen mich doch zu überreden. Keiner von ihnen verstand die missliche finanzielle Lage, in der wir uns befanden. Nur Phyllis. Auch ohne große Worte akzeptierte sie meine Befangenheit. Deswegen mochte ich sie so gern. Ihr musste man nicht lange etwas erklären.
Sie versprach mir ein Kinoheft mitzubringen und wir verabschiedeten uns. Ich kehrte zu meinen Schularbeiten zurück.
Als ich um ein Uhr ins Bett kam, dachte ich, es könnte Schlimmeres geben, als im Pub zu arbeiten. Wie immer hatten die üblichen Gäste an der Theke gesessen: Stanley, Mike und Ed. Die einzige Einnahmequelle seit Jahren, drei Alkoholiker, die alle meine Mutter anschmachteten. Hin und wieder befürchtete ich, Mum könnte sich mit einem von ihnen einlassen. Immerhin war sie, seit ich denken konnte, allein. Aber dann sagte ich mir, Mum hat einen besseren Geschmack, als einen grobschlächtigen Einzelhandelsverkäufer wie zum Beispiel Mike auszuwählen. Die anderen beiden sahen durch den jahrelangen Alkoholkonsum genauso mitgenommen aus.
Und da alle Mum und mich seit Jahren kannten, fühlten sie sich ein wenig verpflichtet die Vaterrolle bei mir einzunehmen. Sie quetschten mich wesentlich mehr über die Schule aus, als Mum es je getan hatte, erzählten Parallelen zu ihrem eigenen Leben und philosophierten über die aktuellen Nachrichten. Dabei waren sie – trotz des Alkoholpegels – nie ausfallend, sondern eher witzig und unterhaltsam.
Keiner von ihnen hatte Familie. Mike nicht mehr. Seine Frau war seine Trunkenheit irgendwann leid gewesen und hatte ihn vor fünf Jahren verlassen. Er hatte auch keinen Kontakt zu seinen beiden Söhnen. Stattdessen lebte er seine Vatergefühle an mir aus. Stanley und Ed hatten nie geheiratet. Stanley hatte hin und wieder eine Freundin, aber die waren stets schnell wieder verschwunden. Ed hatte niemanden außer Stanley, Mike und meiner Mutter. Er war der Ruhigste von den dreien, und seine fünfzig Kilo Übergewicht, die langen, fettigen Haare und die Akne machten aus ihm auch keinen Adonis. Aber er schien zufrieden.
Mit uns sprach er. Nicht viel, aber immerhin. Doch sobald sich Fremde in den Pub verirrten, zog er sich in sein Schneckenhaus zurück und seine Augen wurden viel schneller glasig als sonst.
Heute Abend hatten die drei über den Einsatz unserer Soldaten in Libyen diskutiert. Während Stanley das Engagement gut fand, hatte Mike behauptet, sie sollten besser Bettpfannen in den Krankenhäusern und Altenheimen leeren.