Inhalt

  1. Titel
  2. Zu diesem Buch
  3. Widmung
  4. Prolog
  5. 1
  6. 2
  7. 3
  8. 4
  9. 5
  10. 6
  11. 7
  12. 8
  13. 9
  14. 10
  15. 11
  16. 12
  17. 13
  18. 14
  19. 15
  20. 16
  21. 17
  22. 18
  23. 19
  24. Epilog
  25. Die Autorin
  26. Die Inked-Armor-Reihe
  27. Impressum

HELENA HUNTING

Inked Armor

Du gehst mir unter die Haut

Ins Deutsche übertragen
von Beate Bauer

Zu diesem Buch

In einem heruntergekommenen Strip-Club zu kellnern, ist nicht unbedingt das, was sich Sarah Adamson vom Leben erhofft hat. Sie will ihr Studium so schnell es geht beenden und dann nie mehr einen Job annehmen, der etwas mit kurzen Röcken und Männern zu tun hat, die ihre Hände nicht bei sich behalten können. Ablenkung kann sie daher gerade absolut nicht gebrauchen – schon gar nicht in Form von Chris Zeltner, dem attraktiven Tattoo-Künstler aus dem Tattoo-Studio gegenüber. Doch was, wenn ausgerechnet das, was sie nicht haben will, genau das ist, was sie gerade am meisten braucht?

»Gefühlvoll, sexy, fesselnd und so schön!« Emma Chase, Bestseller-Autorin

Für meine Mom und meinen Dad,
deren Liebe zueinander stärker als der härteste Stahl ist.

Prolog

Chris

Heißes, nasses Saugen und ein unangenehmes Kältegefühl am Bauch rissen mich aus dem Schlaf. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich realisierte, was da los war.

»Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.«

Sarah, mit der ich seit einem halben Jahr zusammen war, kehrte nach dieser verlogenen Bemerkung mit ihrem Mund zu meinem putzmunteren Schwanz zurück.

Der Rest von mir brauchte etwas länger, um auf Touren zu kommen.

»Wie viel Uhr ist es?« Ich streckte im Dunkeln die Hand aus, um sie anzufassen. Ich spürte feuchtes Haar. Sie musste gerade aus der Dusche gekommen sein.

»Spät.« Sie leckte an meinem Schwanz entlang und brachte mich zum Stöhnen.

Die Uhr auf dem Nachttisch verriet mir in rot leuchtenden Ziffern, dass es drei Uhr morgens war. Dass Sarah so spät kam, war nicht unüblich. Sie arbeitete in einem Stripclub direkt auf der anderen Seite des Chicago Loop. Besuche mitten in der Nacht waren manchmal das Einzige, was uns übrig blieb. »Hast du nicht früh ein Seminar?«

Sie ließ meinen Schwanz aus ihrem Mund gleiten, rieb jedoch beim Sprechen noch immer ihre Lippen an meiner Eichel. »Du machst dir in diesem Moment Gedanken darüber, um wie viel Uhr mein Seminar ist?«

Ich packte sie an den Achseln, zog sie zu mir herauf und drehte sie dann auf den Rücken.

»Ich war noch nicht fertig«, beschwerte sie sich.

»Ich glaube, das ist mein neuer Lieblingswecker.«

Sarah spreizte die Beine, damit ich mich dazwischenschieben konnte. Sie war völlig nackt. Ich küsste ihren Hals; ihre Haut war vom Duschen noch ganz warm und feucht. Sie hatte mein Duschgel benutzt, aber ihr Haar roch nach dem Shampoo, das sie für Nächte wie diese bei mir deponiert hatte – Minze und Rosmarin.

Sarah verschränkte ihre Beine hinter meinem Rücken und ließ ihre Hände an meinen Armen hinabgleiten, über die Tattoos, die sie im Dunkeln nicht sehen konnte. Sie gab ein ungeduldiges Geräusch von sich, als ich mit meinen Lippen über ihre rieb, allerdings nicht darauf einging, dass sie mich küssen wollte.

»Küss mich.« Sie knabberte an meiner Unterlippe.

»Soll ich nicht erst mit Mundwasser spülen? Ich glaube, ich habe Pfefferminzbonbons im Nachttisch.«

Sie packte mich im Nacken und grub mir ihre Fingernägel hinein, als sie ihren Mund auf meinen drückte. Sie schien nichts gegen schlechten Atem vom Schlafen zu haben.

Sarah war selten aggressiv beim Sex. Sie mochte es meistens sanft und entspannt, und sie kam beim Streicheln beinahe so oft wie beim Vögeln. Doch nicht heute Nacht – oder besser gesagt, heute Morgen.

Sie schmiegte sich fest an mich. Ich war noch immer ein wenig benommen von dem Blowjob, mit dem sie mich geweckt hatte.

Ich machte mich los, was nicht einfach war, so fest hatte sie sich an meinen Hals geklammert und saugte sie an meiner Zunge. »Entspann dich, Süße.«

»Ich hab dich vermisst.« Sie spielte mit ihren Fingern auf meiner Wange. »Ich will dich.«

»Du hast mich doch. Ich bin hier.«

Sarah schien nicht zu wissen, was sie mit ihren Händen anfangen sollte. Sie waren in meinen Haaren, auf meinem Rücken, packten mich am Hintern, als sie die Hüften anhob und ich tiefer glitt. Sie hielt das Kondom bereit, bevor ich protestieren und das Tempo drosseln konnte.

Ich hörte auf, mich gegen das zu wehren, was sie wollte. Es war eine Woche her, dass wir uns gesehen hatten. Wenn sie nicht zu früh losmusste, konnten wir es ein zweites Mal und langsamer tun.

Sie stieß mich gegen die Brust, woraufhin ich auf die Seite rollte und mich neben sie legte. Sarahs nasse Haare fielen auf meinen Hals, als sie sich mit gespreizten Beinen auf meine Hüften setzte. Es war zu dunkel, um ihre zarten Gesichtszüge zu sehen, als sie mir das Kondom überzog und mich in sich aufnahm. Sie stützte ihre Handflächen auf meine Brust, während sie mich ritt und ihre Hüften so lange hin und her bewegte, bis sie kam. Sie war fast stumm dabei, gab nur ein leises Stöhnen von sich, das beim Surren des Ventilators in der Zimmerecke kaum zu hören war. Dass sie kam, merkte ich nur daran, dass sie mit ihren rhythmischen Bewegungen aufhörte und ihre Fingernägel in meine Haut grub.

Sobald sie hatte, was sie brauchte, ließ sie mich übernehmen. Ich legte sie auf den Rücken und bewegte meine Hüften ohne Eile. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Der Blendschutz schützte vor dem Licht der Straßenlaternen und den Blicken der Bewohner des benachbarten Wohngebäudes.

»Küss mich, Baby«, flüstere ich ihr ins Ohr.

Mit der Nase fuhr sie mir über die Wange, gefolgt von ihren Lippen, die ich mit meinem Mund bedeckte. Ich umspielte ihre Zunge, und sie bäumte sich auf, Arme und Beine fest um mich geschlungen. Ich fuhr an ihrem langen, straffen linken Oberschenkel entlang bis zu ihrem Knie. Ich zog es hoch und legte ihr Bein gegen meinen Brustkorb, um so tiefer in sie einzudringen, ohne das Tempo zu ändern.

»Chris.« Sarahs Wimmern wurde von einem Schauer begleitet. Sie ließ die Fingerspitzen an meinem Gesicht hinabgleiten, dicht neben unseren Lippen.

»Kommst du noch mal?«

Sie nickte und drückte ihr Gesicht an meinen Hals, was ihr leises Stöhnen dämpfte. Es dauerte nicht lange, bis auch ich kam.

Danach schmiegte sich Sarah an mich und blieb dort, was ungewöhnlich war. Normalerweise ließ sie es ein paar Minuten zu, mir nahe zu sein, bis sie sich beschwerte, dass ihr warm sei, und wegrückte. Doch nicht heute Abend. Sie ließ ihren Kopf auf meiner Brust ruhen und fuhr an den Linien meines Arm-Tattoos entlang, bis ich einschlief.

Ein paar Stunden später wachte ich auf, weil mich jemand auf dem Arm kitzelte. Ich drehte mich zu Sarah um, die auf der Seite lag, ihr hellblondes Haar auf dem Kissen ausgebreitet. Sie zog die Hand weg und presste sich die Fingerknöchel gegen den Mund. Ihre himmelblauen Augen waren rot gerändert, so als bräuchte sie mehr Schlaf. Sie schloss sie und rückte näher, kuschelte sich eng an mich, bevor sie ihre Lippen auf das Tattoo auf meiner Schulter drückte.

Ich schob ihr ein paar wirre blonde Strähnen aus der Stirn und fuhr dann ihr herzförmiges Gesicht entlang. Sarah schmiegte ihre Wange sekundenlang an meinen Arm, und ein bebender Seufzer wärmte meine Haut.

»Wie wär’s mit einem morgendlichen Quickie?«, fragte ich krächzend, denn ich war noch nicht ganz wach.

»Ich muss ins Bad.« Sie rollte weg und schlug die Decke zurück. Es war noch immer ziemlich dunkel, aber ich konnte ihre gertenschlanke Silhouette ausmachen, als sie nackt auf Zehenspitzen das Zimmer durchquerte und zur Schlafzimmertür hinausschlüpfte.

Ich sah auf die Uhr. Es war erst sieben. Sie musste erschöpft sein, doch ich ging davon aus, dass sie morgendlichen Sex einplante, wenn sie ins Bad ging. Man musste schließlich Prioritäten setzen.

Nur dass sie, als sie zehn Minuten später zurückkam, bereits vollständig angezogen war. Ihre weiße Bluse war frisch gewaschen und beinahe bis zum Hals zugeknöpft. Sie hatte ihr langes Haar zu einem Knoten gebunden, was bei ihrem hübschen Gesicht zu streng aussah.

Ich verschränkte einen Arm hinter dem Kopf. »Kommst du nicht mehr zu mir ins Bett?«

Sie strich mit den Fingern am Fußende des Bettes entlang und senkte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich habe Unterricht.«

»Willst du mir einen Abschiedskuss geben?«

Ihre Stimme war nur ein Flüstern, und ich musste mich anstrengen, um sie zu verstehen. »Ich glaube, wir sollten eine Auszeit nehmen.«

Ich machte das Licht auf dem Nachttisch an, um sie besser sehen zu können. »Was meinst du mit Auszeit?«

»Mein Praktikum beginnt bald. Ich werde eine Menge arbeiten. In beiden Jobs. Ich bin erschöpft, und so kann es nicht weitergehen.« Ihre Stimme bebte, als wäre sie den Tränen nahe.

Das Gespräch kam nicht völlig unerwartet. Natürlich war ich es, mit dem es nicht weitergehen konnte. Dass dieser Tag kommen würde, irgendwann, wusste ich, seit sie eingewilligt hatte, sich mit mir zu treffen. Trotzdem starrte ich sie sekundenlang an und versuchte den Grund dafür zu verstehen, es ausgerechnet jetzt zu tun.

Vielleicht hatte sie schließlich doch erkannt, dass sie zu gut für mich war – dass ich nicht in ihrer Liga spielte und sie jemand Besseren finden konnte, jemanden, der ihr mehr als ich bieten konnte. Sarah verdiente es, sorgenfrei zu leben, in einem schönen Haus zu leben und ein schickes Auto zu fahren.

Wie es aussah, wollte sie nur gelegentlich mit mir eine Nummer schieben, was ironisch war, denn jahrelang war ich es gewesen, der auf dieser Schiene gefahren war. Wahrscheinlich war es nur fair, dass ich nun auch einmal wusste, wie es sich anfühlte, wenn einer mehr wollte als der andere.

»Willst du Schluss machen?«, fragte ich.

Sie zuckte leicht mit einer Schulter und fuhr noch immer mit der Hand am Fußende des Bettes entlang.

»Das war’s dann mit uns beiden?« Das würde ihre Aggression erklären.

»Wir sehen uns kaum noch.« Sie wischte sich mit dem kleinen Finger übers Auge, ehe sie den Kopf hob, doch sie sah mich nicht direkt an. »Es wird bestimmt nicht besser, wenn ich mit dem Praktikum anfange.«

Da war was Wahres dran, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Wir traten seit Monaten auf der Stelle; es war nur eine Frage der Zeit gewesen. »Du hast recht. Wird es wahrscheinlich nicht.«

»Es tut mir leid, Chris. Ich muss mich auf das Studium konzentrieren. Vielleicht danach, wenn alles seinen Gang geht …«

»Ja, mal sehen.« Ich hatte meine Zweifel, dass Sarah das mit mir weiterführen wollte, wenn sie es einmal beendet hatte. Irgendein Typ in ihrem Programm würde ihr vorhalten, noch immer Single zu sein, und sie würde mich als den Fehler betrachten, der ich von Anfang an gewesen war.

Das mit Sarah und mir war von Anfang an nicht auf Dauer geplant, und jetzt wurde ich daran erinnert. »Tu, was du für richtig hältst, Süße.«

Sie senkte den Kopf und hob unsicher die Finger, um ihre Augen zu bedecken. Sie holte tief Luft, und beim Ausatmen ließ sie die Hände sinken und straffte die Schultern, aber ihre nächste Bemerkung klang trotzdem wie eine Frage: »Ich lege den Schlüssel auf den Tresen.«

»Gut. Wie du willst.«

Sie nickte ein letztes Mal, bevor sie ging.

Ich fühlte mich völlig leer.

1

Chris

Zwei Wochen später

Bei Inked Armor herrschte rege Betriebsamkeit, und die Tätowiermaschinen summten fleißig. Kunden saßen wartend auf den Stühlen am Fenster, blätterten in Tattoo-Alben oder unterhielten sich mit ihrer Begleitperson. Collegestudentinnen scharten sich um die Vitrine mit Körperschmuck und überlegten, was ihnen am meisten Aufmerksamkeit brächte.

In den fünf Jahren, seit wir den Laden nun betrieben, war es noch nie so voll gewesen. Im Grunde war das gut, obwohl mein Geschäftspartner, Hayden Stryker, sich wahrscheinlich genauso wie ich wünschte, wir könnten uns hier ganz unserem Können und unserer Kunstfertigkeit widmen. Dafür haben wir vor ein paar Monaten unverhofft eine Menge Aufmerksamkeit in den Medien bekommen.

Hayden war siebzehn gewesen, als seine Eltern ermordet wurden. Er war es gewesen, der sie erschossen in ihrem eigenen Schlafzimmer gefunden hatte, als er drei Stunden zu spät nach Hause kam. Doch man hatte nie herausgefunden, weshalb sie umgebracht worden waren oder wer ihr Mörder war. Letzten Winter dann, sieben Jahre später, hatte Hayden schließlich – und das in aller Öffentlichkeit – die Antworten bekommen, nach denen er gesucht hatte.

Das Gerichtsverfahren hatte Gott sei Dank nicht lang gedauert, aber die Sache spukte mir noch immer im Kopf herum.

Ich hatte Hayden kurz vor dem Tod seiner Eltern kennengelernt. Im Laufe der Jahre war er wie ein Bruder für mich geworden und ich litt mit ihm. Als wir einander das erste Mal begegneten, stand er mehr auf Piercings als auf Tattoos, weshalb ich ihn erst richtig kennenlernte, als Damen – der Typ, der Art Addicts betrieb, den Laden, in dem ich damals arbeitete – ihn als Lehrling einstellte. Obwohl der Laden sauber war, hatte Damen illegale Sachen am Laufen, einschließlich eines Drogen- und Prostitutionsrings, den er im Dollhouse betrieb, einem lokalen Stripclub. Doch wir waren froh um unsere Chance und brauchten das regelmäßige Einkommen, und aus diesem Grund schauten wir weg. Aber mit der Zeit taten sich Perspektiven auf, die wir damals noch nicht hatten. Meine Möglichkeiten waren begrenzt, und ich konzentrierte mich darauf, zu überleben. Damen hatte mich in den Laden geholt, als es sonst nichts gab, wo ich hätte hingehen können.

Jedenfalls hatten der Prozess und die Medienberichterstattung, gemeinsam mit dem Horror, alles noch einmal durchleben zu müssen, und der emotionalen Erschütterung, zu erfahren, was passiert war, Inked Armor einen auf Monate ausgebuchten Terminkalender beschert.

Kürzlich waren ein lokaler Hockey-Profi und ein paar seiner Teamkollegen wegen Tattoos hereingeschneit, weswegen es an diesem Tag noch verrückter zugegangen war. Ich wollte mich wirklich nicht beklagen. Unsere Gehaltsschecks waren recht üppig, und Inked Armor hatte in der Tattoo-Community echte Anerkennung geerntet. Nach dem ganzen Scheiß, den wir durchgemacht hatten, war es gut, ein paar Erfolgserlebnisse zu haben.

Die Tür klingelte, als eine Gruppe Mädchen hereinkam, die direkt auf den Schmucktresen zusteuerten. Lisa, unsere Piercerin und Buchhalterin, musste die Piercing-Termine ein paar Tage im Voraus machen, je nachdem, wie beschäftigt wir waren.

Mein Kunde, Eric, sah zu, wie sie die Schmuckvitrine umlagerten. »Wird das hier irgendwann mal wieder ruhiger?«

»Nicht in nächster Zeit. Du weißt, wie das ist. Wir sind bis zum Sommer ziemlich ausgebucht.« Um diese Jahreszeit gab es immer viel zu tun – Leute, die ein Tattoo ergänzen wollten, das sie bei Shorts und T-Shirt-Wetter zur Schau stellen konnten –, doch das hier übertraf alles.

»Oh, verstehe. Ich wäre schon vor einem Monat gekommen, wenn ich einen Termin bekommen hätte.«

»Lisa hat bereits Termine für deine nächsten beiden Sitzungen gemacht, wir müssen nur sehen, ob dir das zeitlich passt.«

»Dafür sorge ich schon.«

Ich war heute überbucht, was mir keine Zeit zwischen den Kunden ließ. Die nächste Sitzung würde sich nahtlos anschließen. Je weniger freie Zeit ich im Moment hatte, desto besser.

Das Telefon in meiner Hosentasche summte, und meine automatische Reaktion war, einen Blick auf die Fenster im ersten Stock des Gebäudes auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu werfen, während meine Hände mit den Nadeln beschäftigt waren.

Durch die Frontscheibe von Inked Armor hatte ich perfekte Sicht auf das umgebaute Haus, das im Erdgeschoss ein Café und einen Buchladen beherbergte und darüber zwei Wohnungen. Sarah wohnte in der auf der rechten Seite. Ich hatte sie nicht mehr aus der Nähe gesehen, seit sie vor zwei Wochen mein Apartment verlassen hatte. Dass sie aus meinem Bett und meinem Leben verschwunden war, hatte eine viel größere Lücke hinterlassen, als ich erwartet hatte.

Bis vor Kurzem hatte ein Vibrieren in meiner Hosentasche normalerweise eine Nachricht von Sarah bedeutet. Und oft sah ich ihre Silhouette im Fenster, vor allem, wenn sie darauf wartete, dass ich in der Pause zwischen zwei Kunden vorbeikam.

Als ich jetzt hinübersah, bewegte sich der Vorhang an ihrem Fenster, auch wenn sie bestimmt nicht gesehen werden wollte. Das war in letzter Zeit häufig passiert – in den letzten beiden Wochen, um genau zu sein. Doch die Nachrichten, die ich ihr geschickt hatte, waren unbeantwortet geblieben, weshalb ich bezweifelte, dass die gerade erhaltene SMS von ihr war, außer sie hätte, was mich betraf, ihre Meinung geändert.

Das Wohnungsfenster links von ihrem war dunkel, und die Rollläden waren heruntergelassen. Die Räume waren momentan nicht vermietet. Haydens Freundin, Tenley, hatte dort gewohnt, aber sie war bei ihm eingezogen. Hayden hatte sein Junggesellenleben aufgegeben, kurz nachdem er sie kennengelernt hatte, und sie hatten sich häuslich niedergelassen. Sie hatten sogar eine Katze, die er nach Tee benannt hatte. Ich machte mich häufig über ihn lustig, doch ihm war das egal.

Ich bezweifelte, dass Tees alte Wohnung lange leer stehen würde, wenn man die erstklassige Lage in der Nähe der DePaul University bedachte. Bestimmt würde sie bald von einem Studenten gemietet. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, selbst dort einzuziehen, bevor Sarah und ich nichts mehr miteinander zu tun hatten. Mit dem Laden gegenüber wäre das ziemlich bequem gewesen. Aber jetzt hätte das alles nur noch unerfreulicher gemacht. Außerdem war dort, wo ich wohnte, die Miete niedrig, und umzuziehen war ziemlich nervig. Zumindest waren das die Entschuldigungen, die ich vorbrachte.

Ich wandte mich wieder dem Kunstwerk zu, dessen Umriss ich stach, und hielt einen Moment inne, ehe ich die nächste Linie in Angriff nahm. »Brauchst du vielleicht eine Pause? Oder einen Schluck Wasser?«

»Nee, von mir aus können wir weitermachen.«

In den vier Stunden, die Eric hier war, hatte ich nur einmal unterbrochen. Wenn das Bild vollendet war, würde es seinen gesamten Rücken bedecken. Heute vervollständigten wir den Umriss und ein paar Details. Ich liebte keltisches Design. Die Komplexität und die vielen Details führten dazu, dass man sich stundenlang in der Gestaltung verlieren konnte. Nur heute nicht, weil ich wegen Sarah abgelenkt war.

Ich wusste nicht genau, warum mich das so beschäftigte. Ich war daran gewöhnt, nicht das zu bekommen, was ich wollte. Mit den Jahren war es ganz alltäglich geworden. Alles, was auch nur ansatzweise gut in meinem Leben war, hielt sich nicht lange, und Sarah war in einem Studienprogramm, um ihren Master zu machen. Laut meinen Nachforschungen waren die Gebühren dafür höher als mein Jahreseinkommen. Ihr Anfangsgehalt, nachdem sie den Abschluss gemacht haben würde, wäre wahrscheinlich das Doppelte von dem, was ich im Jahr verdiente, selbst wenn es ein gutes Jahr wie dieses war.

Ich hatte Sarah im Dollhouse kennengelernt, bevor es geschlossen worden war. Sie hatte nur als Kellnerin gearbeitet, niemals auf der Bühne, und sie hatte sich auch nie auf die dunklere Seite dieses Geschäfts eingelassen. Doch auch das Servieren von Drinks war kein Zuckerschlecken, weil sich die meisten dieser Arschlöcher ihre Kommentare nicht verkneifen und ihre Hände nicht bei sich behalten konnten. Es war beinahe so schlimm, wie sich auszuziehen und sich um eine Stange zu drehen.

Das Sanctuary – Sarahs derzeitiger Arbeitsplatz – hatte ausgewähltes Personal und eine stilvolle Atmosphäre aufzuweisen, aber seine glänzende Fassade war eben genau das: fadenscheinig. Es machte vielleicht einen besseren Eindruck als das Dollhouse, ich hatte allerdings das dumpfe Gefühl, dass sich unter dem makellosen Äußeren etwas Dunkles und Schmutziges verbarg, über das Sarah nicht mit mir sprach.

Ich hatte auch nicht gerade darauf gedrängt, etwas zu erfahren. Sie zu ermuntern, darüber zu sprechen, hätte womöglich bedeutet, dass sie mir Fragen zu meiner Vergangenheit gestellt hätte, und darüber wollte ich nicht mit ihr reden. Wir beließen es bei einem oberflächlichen Umgang und keiner öffnete sich dem anderen, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass das zwischen uns so lang gehalten hatte.

Ich war davon ausgegangen, sie würde es ansprechen, wenn es ein Problem gäbe.

Aber womöglich hatte ich mich da getäuscht, ebenso wie ich falschgelegen hatte, was das Ende unserer lockeren Beziehung anging.

Sarahs Arbeitskleidung mochte derzeit aus knappen Kleidchen bestehen, doch die würde sie bald in den Müll werfen und gegen ein korrektes Outfit tauschen, wie sie es an dem Morgen vor zwei Wochen getragen hatte. Das war ein weiteres Anzeichen für die entgegengesetzten Richtungen gewesen, die wir eingeschlagen hatten. Meine Uniform würde sich nicht ändern; ich würde auch noch in ein paar Jahren Jeans und ein T-Shirt mit dem Logo von Inked Armor tragen.

Mit einem feuchten Tuch wischte ich die Tinte weg, um mich zu vergewissern, dass die Linien deutlich zu sehen waren, bevor ich weitermachte. »Es dauert nicht mehr lang. Noch zehn Minuten, und du kannst es dir ansehen.«

Ich warf einen kurzen Blick zu den Mädchen, die sich wieder auf die Sofas gesetzt hatten, während sie Körperpiercing-Formulare ausfüllten. Sie sahen aus wie Collegestudentinnen. Eine von ihnen schenkte mir ein kokettes Lächeln, das ich erwiderte, ehe ich mich wieder auf das Tattoo konzentrierte. Ich war froh, zu beschäftigt zu sein, um vollgequatscht zu werden, da ich mit dem Kopf woanders war.

Ich hatte mir keine Illusionen darüber gemacht, dass das, was Sarah und ich da laufen hatten, irgendwann ernst werden würde. Abgesehen von der Art, wie sie ihren Abgang gestaltet hatte, war es das irgendwie gewesen. Jedenfalls, was mich betraf. Ich hatte mich an ihre fast täglichen Nachrichten gewöhnt. Ich hatte es genossen, morgens mit ihr in meinem Bett aufzuwachen.

Und ich hatte mich gefragt, wie es sein würde, wenn das jeden Morgen so wäre. Was verdammt dumm gewesen war. Denn tief in meinem Innern wusste ich, dass ich nur vorübergehend Teil ihres Lebens sein würde. Ich war das Secondhandsofa, das Studenten kauften, eine Zeit lang benutzten und dann gegen ein hübscheres eintauschten.

Sarah war dazu bestimmt, aufzusteigen.

Die Sache war nur, dass sie, seit sie Schluss gemacht hatte, auch nicht mehr mit ein paar unserer gemeinsamen Freunde redete. Sie und Lisa waren eng befreundet gewesen, doch Lisa meinte, dass sie auf die meisten ihrer SMS während der letzten zwei Wochen nicht reagiert hätte. Ich konnte nicht sagen, ob es daran lag, dass Sarah sich vielleicht komisch dabei fühlte, mit Lisa darüber zu sprechen, weil wir schließlich zusammenarbeiteten, oder ob es mehr als das war. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass Letzteres zutraf.

Je länger ich darüber nachdachte – wirklich obsessiv –, desto mehr fragte ich mich, ob der Grund, dass sich Sarah von mir trennte, wirklich ihr Praktikum war, oder ob noch etwas anderes dahintersteckte. Die Art, wie es geendet hatte, hatte mir nicht gefallen. Dass es keine Vorwarnung gegeben hatte, war ein Teil des Problems. Nichts Ungewöhnliches war im Vorfeld passiert, keinerlei Anzeichen dafür, dass so etwas passieren würde, und ich war normalerweise ziemlich gut darin, vorherzusehen, wenn etwas den Bach runterging.

Ich tauchte die Nadel in schwarze Tinte und retuschierte ein paar Linien.

Ich hoffte, dass Sarah ihr Schweigen irgendwann brechen würde, vor allem, was Lisa betraf. Nur weil wir nicht mehr mitten in der Nacht vögelten, hieß das nicht, sämtliche Bindungen zu den Leuten zu kappen, denen sie sich verbunden gefühlt hatte. Und Lisa war tatsächlich genauso besorgt über ihr plötzliches Verstummen wie ich.

Lisa hatte früher ebenfalls im Dollhouse gearbeitet, und ihre jüngsten Erlebnisse, in Verbindung mit dem, was während des Prozesses über die innere Struktur solcher Etablissements herausgekommen war, waren Grund genug, sich Sorgen zu machen.

Ich vollendete den Umriss und legte meine Tätowiermaschine beiseite. »In Ordnung, Mann, das war’s. Willst du einen Blick darauf werfen?«

»Und ob.« Etwas steif setzte Eric sich auf und streckte die Arme über den Kopf. Ich folgte ihm zu dem dreiteiligen Spiegel, und mein Magen zog sich leicht zusammen, während ich auf seine Zustimmung wartete.

Er klopfte mir auf die Schulter. »Das ist unglaublich. Danke, Mann.«

Hayden kam herüber, um es sich anzusehen, während ich das Tattoo verband und die Anweisungen zur Nachsorge herunterbetete. Dann checkten wir Erics Termine für die nächsten beiden Sitzungen, und er ging schließlich glücklich und wahrscheinlich unter Schmerzen.

Ich hatte noch ein paar Minuten, ehe mein nächster Kunde dran wäre, also überprüfte ich meine Nachrichten. Es waren zwei. Keine von Sarah.

Sie waren von Candy, einem Mädchen, mit dem ich ausgegangen war, lange bevor das mit Sarah aktuell wurde. Wahrscheinlich war es kein Zufall, dass sie mir seit dieser Woche wieder schrieb und mich treffen wollte.

Sie führte eindeutig etwas im Schilde, weshalb ich sie hatte abblitzen lassen, indem ich ihr sagte, dass ich beschäftigt sei, doch ihre Hartnäckigkeit machte mich langsam mürbe – und nicht, weil ich eine Affäre wollte oder brauchte. Schon gar nicht mit ihr. Aber in den letzten Tagen waren Candys Nachrichten immer beharrlicher geworden. In ihrer jüngsten teilte sie mir mit, dass sie Informationen für mich hätte. Natürlich fragte ich mich, was das sein könnte.

Candy und ich hatten uns nicht im Guten getrennt. Ich war ihr begegnet, als sie im Dollhouse gearbeitet hatte, wo sie das Gleiche wie Sarah und Lisa tat – kellnern, aber nicht tanzen. Doch es war eine verführerische Angelegenheit, und Candy stellte fest, dass es viel mehr Geld gab, wenn sie sich auszog und einen Pole Dance hinlegte.

Schließlich verschwand sie in den Hinterzimmern für Privatvorführungen. Und es dauerte nicht lange, bis sie für Geld vögelte. Damit und mit den Drogen, von denen ich mich fernzuhalten versuchte, kam ich nicht klar und machte Schluss.

Normalerweise hätte ich aus genannten Gründen nicht lange überlegen müssen, ob ich sie treffen wollte – aber Candy arbeitete jetzt mit Sarah im Sanctuary. Ich konnte nur raten, um welche Informationen es sich handelte, und das machte mich verrückt. Weil ich aus Sarah nichts herausbekam, wäre es vielleicht nicht schlecht, über Dritte zu versuchen.

Candy war so sauer gewesen, als ich anfing, mich mit Sarah zu treffen, dass sie ihr im Club das Leben schwer gemacht hatte – obwohl Sarah es herunterspielte, was sie gerne tat. Wahrscheinlich würde sie es Sarah unter die Nase reiben, wenn ich bereit wäre, Candy zu treffen. Es war nicht gerade die feine Art und ich spielte keine Spielchen, doch irgendeine Reaktion war besser als keine. Wenn ich Sarah damit auf die Palme brachte, redete sie vielleicht mit mir. Ich brauchte Antworten, und ich wollte sicher sein, dass es ihr gut ging, auch wenn ich das hintenherum tat.

Ich musste sie im Auge behalten, bis sie endgültig von dort weg war. Womöglich wäre das mit uns beiden nichts Langfristiges, ich wollte allerdings nicht, dass sie einen Lebensstil annahm, der aus ihre eine zweite Candy machen würde.

Sekundenlang starrte ich auf Candys Nachricht, antwortete dann aber. Mein Telefon summte sogleich wieder, und sie fragte, ob es am nächsten Tag passen würde. Ehe ich antworten konnte, scrollte ich meine Nachrichten von Sarah durch. Beziehungsweise meine SMS an Sarah, denn die letzte, die ich von ihr bekommen hatte, war vom Abend, bevor sie Schluss gemacht und in der sie mir mitgeteilt hatte, dass sie es kaum erwarten konnte, sich mit mir um die Bettdecke zu balgen.

Ich tippte eine Nachricht an Candy und drückte auf Senden. Ihre Antwort war so, wie ich sie gern von Sarah bekam, mit vielen Herzchen und Smiley-Emoticons. Trotzdem fiel es mir schwer zu glauben, dass Candy es ehrlich meinte.

Lisa legt mir den Arm um die Schulter, und ihr lavendelfarbenes Haar kitzelte mich an der Wange. Lisa war klein und zierlich und trug gerne verspielte Kleider und Kampfstiefel. Ihr Haar hatte sie stets in einer blassen Regenborgenfarbe gefärbt. »Dein nächster Termin ist in einer Viertelstunde. Du musst dich vorbereiten.«

Sie schnappte sich mein Telefon, bevor ich die Seite wegklicken konnte, und machte einen Satz außer Reichweite, als ich danach griff.

»Was tust du da?«, fauchte ich.

»Was ich da tue? Was tust du denn?« Sie hielt mein Telefon hoch und zeigte auf den Kontakt. »Wir müssen reden.«

»Ich muss mich vorbereiten.«

Lisa grub ihre Fingernägel in meinen Arm und zog mich von meinem Stuhl hoch. Ich hätte mich wehren können, doch dann hätte ich noch mehr Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Hayden oder Jamie – der dritte Tattoo-Künstler im Laden und Lisas Verlobter – würden womöglich etwas mitbekommen und Fragen stellen. Keiner wäre damit einverstanden gewesen, dass ich Zeit mit Candy verbringe.

Ich folgte ihr zum Lagerraum. Sie stieß mich hinein und schloss die Tür. »Im Ernst, Chris? Candy?«

»Es ist nicht so, wie du denkst.«

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Du triffst dich also nicht mit ihr morgen Vormittag zum Frühstück? Habe ich mich verlesen?« Lisa kannte Candy nur zu gut, da sie mit ihr zusammengearbeitet hatte.

»Ich versuche ein paar Informationen zu bekommen. Sarah will nicht mit mir reden.«

»Dazu brauchst du doch Candy nicht.«

»Wirklich? Ich schätze, mir bleibt nichts anderes übrig.«

»Ruf sie einfach an.«

Ich schlug mir vor die Stirn. »Wieso bin ich nicht schon längst darauf gekommen?«

Lisa warf mir einen ihrer Blicke zu.

»Ich habe ihr zig Nachrichten hinterlassen, aber sie antwortet mir nicht. Das Einzige, was ich noch nicht getan habe, ist, bei ihr im Dollhouse vorbeizuschauen. Was ich allerdings auch nicht machen werde, weil ich kein Interesse daran habe, mich mit meinem früheren Leben zu konfrontieren, worauf es wahrscheinlich hinauslaufen würde.«

»Und du glaubst, dass Candy dir erzählt, was los ist? Wenn Sarah das herausfindet, flippt sie aus.«

Ich rückte die Papierrollen zurecht, sodass sie in einer Reihe standen. Eigentlich war das Haydens Tick, aber ich musste meine Hände beschäftigen.

»Vielleicht redet sie ja dann mit mir.«

»Das ist der Grund dafür? Um Sarah aus der Reserve zu locken? Dass könnte auch nach hinten losgehen.«

»Candy sagt, sie hätte Informationen, die mich vielleicht interessieren.«

»Candy ist ein manipulatives Miststück.«

»Ich weiß, aber etwas stimmt nicht.«

»Du denkst doch nicht, dass Sarah tanzt, oder?«

»Ich hab keine Ahnung. Es wäre nur logisch, oder? Im einen Moment freut sie sich total darauf, bei mir zu übernachten, kommt und reitet auf mir, als wäre ich ein gottverdammter Themenpark, und am nächsten Morgen teilt sie mir mit, dass wir uns nicht mehr treffen könnten. Und dann hat sie den Kontakt zu uns allen so gut wie abgebrochen.«

Lisa spielte an dem Piercing in ihrer Oberlippe. »Ich habe ihr angeboten, gegen Ende der Woche mit mir und Tenley abzuhängen.«

»Was? Wieso hast du mir das nicht erzählt?« Herrgott. Ich klang wirklich schrecklich genervt. »Warte. Lass mich raten: Sie wollte nicht, dass du’s mir erzählst.«

»Ehrlich gesagt, habe ich gestern Abend versucht, sie anzurufen. Ich habe eigentlich nicht geglaubt, dass sie Ja sagt, aber das hat sie. Hoffentlich sagt sie nicht wieder ab.« Sie legte mir eine Hand auf den Unterarm. »Ich werde dir nichts verheimlichen. Wenn sie mir etwas erzählt, sollst du es wissen, und ich erzähl’s dir sogar, wenn du es gar nicht hören willst.«

Ich griff mir an die Nasenwurzel. Wenn das so weiterging, bekäme ich noch Kopfschmerzen. »Wenn sie an der Stange ist, ist es gut, wenn sie Schluss gemacht hat, denn ich mache das nicht noch einmal mit.«

»Aber mit Candy gehst du frühstücken?«

»Das ist nicht das Gleiche. Ich will nur die Informationen.« Ich wechselte das Thema. Über meine Beziehung zu Candy sprach ich nicht besonders gern, und ich wollte Einzelheiten von Lisa. »Du und Sarah, was habt ihr denn vor?«

»Wir treffen uns mit Tenley und machen einen Mädelsabend. Ich habe sie wirklich dazu überreden müssen. Sie fühlt sich nicht so gut.«

»Hat sie das gesagt?«

»Nicht direkt.«

»Na gut.« Es war wie ein Schlag in die Magengrube, dass Sarah für Tee und Lisa Zeit hatte, nachdem sie mit wenigen Sätzen mit mir Schluss gemacht hatte und dann von der Bildfläche verschwunden war.

Mein Telefon summte erneut mit einer Nachricht von Candy. Ich sollte sie am nächsten Morgen abholen. Ich teilte ihr mit, dass ich sie am verabredeten Ort treffen würde, weil ich vorher noch etwas zu erledigen hätte. Ich wusste, wie Candy tickte. Wenn ich sie abholen würde, würde sie mich in ihre Wohnung bitten, und das wiederum würde zu Situationen führen, an denen ich nicht interessiert war.

Ich glaubte nicht, dass ich Gefahr lief, mich wieder auf sie einzulassen, aber manchmal war auf meinen Verstand kein Verlass. Ich würde mich also vor mir selbst beschützen müssen.