© 2021 Klaus Arthur
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40 - 44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback: 978-3-347-24642-3
Hardcover: 978-3-347-24643-0
e-Book: 978-3-347-24644-7
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Klaus Arthur
Episode, Reset oder
Apokalypse
200 Betrachtungen in Corona-Zeiten
Prolog
Was ist das für ein Buch, was da vor einem liegt? Ein persönliches Tagebuch? Eine chronologische Beschreibung der Corona-Pandemie? Eine Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen? Ist es eine negative Betrachtung unserer Zeit? Oder doch mehr das Suchen nach positiven Elementen, nach hoffnungsvollen Aussichten? Es ist wohl tatsächlich etwas von Allem. Stellt sich die Frage: Darf man so beliebig sein? Da das Leben eben so ist, lautet die Antwort: ‚Wahrscheinlich ja‘. Seit Anfang des Jahres 2020 hat sich unser gewohntes Leben total verändert. Viele Entwicklungen hatten ihre Ursache schon vor Corona, vieles wurde aber durch die weltweite Pandemie beschleunigt oder erst durch diese Krise offenbar. Fakt ist, solch eine Virus-Pandemie hatte keiner auf dem Schirm, auch wenn einige Wissenschaftler vor genau so einer Gefahr gewarnt hatten.
Mit viel Lebenserfahrung und dem Bemühen dialektisch das Leben zu analysieren habe ich an 200 Tagen seit März 2020 die Corona-Entwicklung in einem Blog aufgeschrieben und versucht mit Fakten zu gesellschaftlichen Erscheinungen zu ergänzen, authentisch und ehrlich. Einiges zu dem ‚neuartigen Coronovirus‘ klingt im Nachhinein naiv, unwissend und hilflos. Aber in dem Zustand waren wir ja auch….
Faszinierend war es, an jedem Tag aus dem reichen Fundus an Zitaten, Aphorismen und Sprichwörtern von klugen Frauen und Männer, den ich seit vielen Jahren angesammelt habe, etwas auszusuchen, was zu meinem jeweiligen Gefühlszustand passte. Es wurde wirklich schon viel Kluges von vielen klugen Menschen gesagt…
Es ist bestimmt spannend, in vielen Jahren in diesem Buch zu lesen und zu beantworten, was es nun war, die Pandemie: Eine Episode, ein Reset oder gar die Apokalypse…
Klaus Arthur, März 2021
Teil 1
100 Tage – vom 25. März bis 07. Juli 2020
Mittwoch, 25. März 2020
Gestern vor einer Woche sind wir von unserer lang geplanten Asienreise – Australien, Bali, Singapur - zurückgekommen. Den Urlaub konnten wir noch sehr genießen, obwohl die Nachrichten von Tag zu Tag schlimmer wurden, und wir bereits ein mehr als dumpfes Gefühl hatten, auch schon als wir Ende Februar aus Deutschland losgeflogen sind. Inzwischen hat der Virus die Welt im Griff, dennoch gibt es eine Wellenbewegung; leichte Hoffnung und banges Fragen lösen sich ab. Jede Menge Informationen gibt es, erstaunlicherweise viele kompetente. Die Zahlen werden veröffentlicht, spannend ist, wie glaubhaft diese sein können. Wieviel wird getestet, in Deutschland und woanders, wie hoch ist die Dunkelziffer an Infizierten, an schweren Fällen, an Todesfällen und wieviel an Geheilten? Wie wird es weitergehen; die Zahlen steigen derzeit enorm? Weltweit in den am meisten betroffenen Ländern um ca. 13% auf die Zahlen des letzten Tages bezogen. Immer noch funktioniert fast alles, viel zu viele sind noch auf Arbeit und damit unterwegs – auch ich. Um mit den vielen Gefühlen fertigzuwerden, das Gelesene und Gehörte zu systematisieren und zu sortieren – ich muss es aufschreiben. Tatsächlich gibt es eine dumpfe Angst, selbst betroffen zu sein. Und man hat ja immer Symptome, ich zum Beispiel: starkes Kopfhautjucken (definitiv nicht Covid-19), Augenentzündung (eher nicht Covid-19), Kopfschmerzen latent (unklar), Schnupfen (unklar), Gliederschmerzen (unklar), Knieschmerzen (definitiv nicht Covid-19). Ach ja und die Müdigkeit! Nun gut – ich bin 57 Jahre alt. Also alles normal. Warum schreibe ich das überhaupt auf; als Hypochonder bin ich bisher nicht aufgefallen? Weil einfach alles anders ist und man alles beobachtet. Wo könnte ich mich denn angesteckt haben? Ich sehe das Risiko tatsächlich bei etwa 50%, die Nachverfolgungsmöglichkeit allerdings nur bei 5% (und so wird es viele geben, die tatsächlich infiziert sind oder noch werden). Also da wäre: Die Flüge nach und Aufenthalt in Asien (Indonesien, Singapur) und Australien, der gesamte Rückflug, insbesondere in den Fliegern und auf den Flughäfen auf Bali, in Singapur und in Doha (nach unserer Rückkehr am 17. März hatte sich auf dem Flughafen Tegel keiner für uns interessiert, obwohl wir eine Sammelmischung im Flieger von Gestrandeten aus aller Welt waren und Katar ja ebenfalls schon stark betroffen war). Weiter könnte es während des Einkaufens nach der Rückkehr nach Deutschland passiert sein. Etwa jeden zweiten Tag - wir waren ja länger weg und nicht alles gab es überall - waren wir einkaufen. Oder bei unseren Kindern oder Enkeln, bei der Arbeit als Vertriebler von Medizintechnik in den Krankenhäusern (es war keine konsequente Abstandseinhaltung möglich bzw. gab es auch Leichtsinnigkeit vieler Beteiligten). Also der Möglichkeiten gibt es derer viele.
Zahlen: Deutschlandweit waren am 24.März 2020 laut Dashboard der John-Hopkins-Universität 33.416 Menschen als mit dem Virus infiziert nachgewiesen, das war ein Anstieg von 3.930 Neuinfizierten (13,32% zum Vortag). Weltweit waren es 418.000 Infizierte und 18.688 Tote, die meisten in Italien, wo es inzwischen 69.000 Infizierte und 6.820 Tote gibt. Seit dem Wochenende gibt es ein Kontaktverbot, mindestens anderthalb Meter; das wird tatsächlich versucht einzuhalten, was aber bei weitem nicht immer klappt, z.B. im Nahverkehr, beim Einkaufen, in den Krankenhäusern und in Arztpraxen, also da wo es sowieso schwierig wird. Und wir haben hier ein neues Generationenproblem. Durchseuchen ja oder nein?
Negative Aspekte: Es könnte eine Apokalypse werden, mit Millionen Toten, marodierenden Infizierten oder marodierenden immunen Menschen. Was, wenn wichtige Dinge des alltäglichen Lebens zusammenbrechen, Supermärkte schließen, Menschen dahinsiechen? Angst um das eigene Leben bringt oft auch das Schlechteste im Menschen hervor. Ich sehe diese Gefahr bei etwa 20 %.
Positive Aspekte: Wir reseten uns und lernen wieder leben. Die Chancen dafür sehe ich bei etwa 30%.
Worte des Tages: „Die Entschlossenheit, uns von keiner Sache überwinden zu lassen, so furchterregend sie auch ist, ermöglicht uns, jeder Angst zu widerstehen.“ Martin Luther (1483 – 1546)1
Donnerstag, 26. März 2020
Viele haben Kurzarbeit oder Homeoffice, aber immer noch sind eben zu viele Menschen aus zu vielen Gründen unterwegs. Die veröffentlichten Zahlen steigen in Deutschland und weltweit. Aus Großbritannien und den USA können diese Zahlen nicht stimmen. Zu gering der Anstieg. Was steckt da dahinter? In Deutschland überwiegen die leichten Verläufe. Aber wenn man davon ausgeht, dass in Deutschland täglich 12.000 Tests möglich sind - so waren die Aussagen-, dann würde dies bedeuten, dass bei inzwischen 4.000 Neuinfizierten pro Tag jeder dritte Test positiv ist. Es scheint eine sehr hohe Dunkelziffer zu geben. Im Laufe des Tages wurde gesagt – von Herrn Drosten - dass inzwischen bis zu einer halben Millionen Tests in der Woche gemacht werden könne. Das wäre ein anderes Niveau; würde aber immer noch bedeuten, dass man etwa 165 Wochen, also drei Jahre, für eine Durchtestung der Bevölkerung benötigte. Heute wurden 150.000.000 EUR Hilfen für Corona-Folgen durch den Bundestag gepeitscht, dazu noch 600.000.000 EUR für Bürgschaften hauptsächlich für große Unternehmen. In den USA wurden 2 Billionen USD bewilligt, in der EU auch eine Menge. Die Zahlen sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, wie schwer sich die Nationen im Normalfall tun, um dringend benötigtes Geld etwa für den Klimaschutz, die Digitalisierung oder den Kampf gegen die wachsende Zahl an Antibiotikaresistenzen aufzubringen.
Zahlen: Am 25. März stieg die Zahl der Infizierten auf 438 Tausend in der Welt, 37 Tausend in Deutschland (plus 4107/12,44% zum Vortag), gerade lese ich die Zahlen von heute, dem 26. März, die weiter an Fahrt aufnehmen. Weltweit sind es jetzt 523 Tausend, in Deutschland 43.600 (plus 6.323/16,94% zum Vortag), in Spanien, Italien und den USA jeweils etwa 80 Tausend, also etwa so viel wie China insgesamt angibt, die infiziert sind. Wie haben die diesen Cut in China wohl hinbekommen? Und gibt es diesen Cut? Gibt es eine zweite Welle? Gestorben sind weltweit nachgewiesenermaßen 23.633, davon in China 3.287, in Italien 8.215 (in den letzten 24 Stunden wieder 712 Tote), in Spanien 4.145, in den USA 1.172, im Iran 2.234 und in Frankreich 1.696. In Deutschland sind es 230 oder 229. Es geht um Menschenleben, jeder einzelne Todesfall ist ein Schicksal mit vielen Menschen, die davon betroffen sind. Auffällig ist, dass es nur in Italien eine signifikant hohe Zahl im Vergleich zu den natürlichen Sterberaten gibt – und in New York, und in Spanien, und …. In Deutschland starben 2018 laut offizieller Statistik 954.874 Menschen – was bei über 80 Millionen Einwohnern und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren logisch ist. Woran starben sie? Hier die Zahlen von 2016: 188.350 Frauen und 156.180 Männer an Kreislauferkrankungen, 108.698 Frauen und 127.002 Männer an Krebs – auch als Neubildungen bezeichnet - und 21.198 Frauen und 36.210 Männer an Krankheiten des Atmungssystems. Damit hätten wir schon mal über 60% aller Todesursachen. Nichtnatürlichen Todes sind übrigens 16.322 Frauen und 23.550 Männer gestorben, Verkehrstote darunter etwa 3.400. Da man die Todesursachen im Zusammenhang mit dem Coronavirus mehrheitlich im Bereich der Krankheiten des Atmungssystems ansiedeln muss, kann man das in etwa als Maßstab nehmen – also 57.400 pro Jahr - das sind am Tag etwa 160 Sterbefälle in dieser Kategorie. Natürlich spielen bei den jetzigen Todesfällen Mehrfacherkrankungen eine große Rolle. Dennoch – ein Anhaltspunkt ist es. Deswegen sind die großen Zahlen in Italien ein klarer Beleg dafür wie gefährlich das Virus ist. Übrigens auch die von New York, der Stadt die alles symbolisiert, was heute unsere Welt bestimmt. Bunt, Modern, Multikulturell und damit doch nicht der Querschnitt der USA - und jetzt steht die Stadt vor - nein, in einer mörderischen Infektionswelle.
Negative Aspekte: Die Menschen in vielen Ländern - bei uns sind es sehr viele, in den USA die Eliten (woanders auch) - sind nur auf sich fixiert. Sie werden sich gegen vermeintliche und tatsächliche Ungerechtigkeiten lautstark und handelnd ‚zur Wehr‘ setzen. Das gesellschaftliche Klima wird weiter vergiftet werden. Viele werden denken, dass sie zu kurz kommen: ‚Warum muss ich arbeiten, andere bekommen das Geld geschenkt?‘ oder ‚Warum darf ich nicht arbeiten und Geld verdienen?‘. Selbst das Gefühl: ‚Es ist mir doch egal, ob Alte sterben!‘ wird es geben. Diese Diskussion ist tatsächlich entbrannt – in Deutschland tut sich ein Alexander Debelius hervor (ein äußerst umstrittener Mensch, ein Krösus; für mich ein A…loch) in Texas der dortige Vizegouverneur, Dan Patrick. Die Dämme werden nicht lange halten.
Positive Aspekte: Der Wissenschaft wird es gelingen, Antikörpertests und Impfstoffe (in aller Munde: Vaxine) zu entwickeln. Man wird ein Leben mit dem Virus arrangieren können. Wie lange wird das dauern?
Wort des Tages: „Du und ich: Wir sind eins. Ich kann Dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen.“ Mahatma Gandhi (1883 – 1944)2
Freitag, den 27. März 2020
Heute vor 44 Jahren habe ich den ersten Zungenkuss bekommen, am Abend meiner Jugendweihe; von Ramona D. Und der Kuss war gut. Mit meinem Opa Arthur habe ich an dem Tag auch meinen ersten doppelten Doppelkorn getrunken. Wieso fällt mir das nur ein? Seit damals haben wir viel erlebt, nicht zuletzt die Wende. Alles wurde anders, vieles besser. Und jetzt? Man weiß es nicht. Das Leben geht weiter. Sukzessive akzeptieren die Menschen die Bedrohung, ohne sie wirklich zu begreifen. Das ist wahrscheinlich auch gut so. Was aber auch geht, ist z.B. über eine Whatsapp-Verbindung mit drei weiteren Freunden per Video auf den Geburtstag einer Freundin anzustoßen. Das Singen war noch grässlicher als im Original, das Trinken klappte ganz gut.
Zahlen: Heute gab es endlich mal verwertbare Zahlen zur Schwere der Erkrankungen. Es ist die Frage, ob dies gut ist, dass wir das auch noch wissen. Vor allem wenn sich die Zahlen erhöhen sollten. Also in Berlin sind knapp 2.000 Personen als infiziert bekannt. Davon sind etwas mehr als 12%, also genau 246 Menschen zur Behandlung im Krankenhaus, davon werden 46 künstlich beatmet. Also im Rahmen; natürlich nicht für die Betroffenen. Am Abend wurden auf der Seite von Avi Schiffmann das erste Mal eine Zahl von ernsthaften Erkrankungen deutschlandweit veröffentlicht: 885 Menschen. In Deutschland steigen die Zahlen der Infizierten nach wie vor extrem; plus 6.933 (15,77% zum Vortag), 342 Tote, in Italien sind heute so viel Menschen wie noch nie zuvor an einem Tag an der Covid-19-Krankheit gestorben: 913 Menschen - tödliche Pandemie. In New York sind bisher 44.000 Menschen betroffen.
Negative Aspekte: Die Zahlen in den USA sind alarmierend. Und was ist mit Afrika und sonstigen armen Ländern, in Lateinamerika, in Asien, in Südeuropa? Was macht das mit uns Menschen, wenn wir noch einmal ‚von der Schippe‘ springen, andere aber nicht?
Positive Aspekte: Die Infektionszahlen in Italien gehen nach Prozenten, noch nicht nach absoluten Zahlen, etwas zurück. Es macht Hoffnung, dass die drastischen Maßnahmen langsam greifen. Die gesamte Welt ist runtergefahren. Das sollte nach 14 Tagen etwas bringen. Alle sind sich bewusst, oder sollten es sein, dass sich dennoch bis Ostern nichts hinsichtlich Lockerungen bewegt.
Wort des Tages: „Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt.“ Matthias Horx (*1955)3
Sonnabend, 28. März 2020
Ein sonniger, sehr frühlingshafter Tag. Wenn man einen Garten hat, ein perfekter Tag. Unwirklich, dass da draußen eine unsichtbare Gefahr lauern soll. Man sieht Fahrradfahrer vorbeifahren, meist tatsächlich in Zweiergruppen. Es sind 16°, morgen soll es regnen. Die Zahlen steigen. Aber inzwischen kommen einem die Zahlen abstrakt vor. Wie hat wohl Stalin mal gesagt: ‚Ein Toter ist eine Tragödie, Millionen Tote sind Statistik‘. Abends haben wir von einer Freundin gehört, dass deren langjährige Freundin in NRW an Covid-19 erkrankt ist, ihr gehe es schlecht. Kommt nun alles näher. Über 60 Tausend Deutsche sind nachgewiesen infiziert. Jeden Tag kommt eine Zahl von ca. 6.000 Menschen dazu, die Todesrate in Deutschland liegt unter einem Prozent, das heißt aber auch, dass von den heute neu Nachgewiesenen wahrscheinlich 50 Menschen sterben werden. Wäre ansonsten die Schlagzeile schlechthin, aber jetzt es ist trotzdem noch zu weit weg. Es gibt seriöse Darstellungen zu Impfstoffen, die z.B. gegen Ebola oder Malaria entwickelt und getestet wurden. In England ist sowohl Prinz Charles als auch Premier Johnson positiv getestet, im Iran sind mehrere Minister – allerdings schon vor einigen Tagen – an der Corona-Krankheit Covid-19 gestorben.
Zahlen: Am 28.März sind weltweit über 660 Tausend Menschen als infiziert angegeben, die Todeszahl liegt bei über 31.000 Menschen, das sind 5% der als infiziert bekannt gewordenen. Sehr unterschiedliche Entwicklung weltweit. Italien hat inzwischen über 10 Tausend Menschen an das Virus verloren, es sterben jeden Tag zwischen 800 und 900 Menschen, in Spanien über 650 – wohlgemerkt an einem Tag. Die Zahl der Infizierten in Italien steigt etwas langsamer.
Negative Aspekte: Es wird noch sehr lange dauern, bis wieder so etwas wie Normalität eintritt. 191 von 195 Staaten sind betroffen. In den USA geht das Wachstum an Infizierten rasant in die Höhe.
Positive Aspekte: Die etwas geringer werdenden Zahl der Neuinfizierten in Italien und in Deutschland. Kann man sich an so etwas vielleicht gewöhnen? Wäre das wirklich gut?
Worte des Tages: „Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.“ Werner von Siemens (1816 – 1892)4
Sonntag, 29. März 2020
Den ganzen Tag, seit gestern Abend, war unsere Enkelin bei uns. Da hat man ganz andere Sorgen, um die man sich kümmern darf. Den Kuchen vorm Mittagessen oder doch erst danach, zum Mittagessen Kartoffelpuffer? Ja gern - aber keine Gemüsepuffer (war auch meine Meinung)! Dennoch schaut man immer mal wieder auf das dashboard, was es an neuen Nachrichten zum Coronavirus gibt. Die hohen Todeszahlen in Italien und Spanien machen betroffen. Und dann geht es im Tagesablauf weiter. Wetter war im Gegensatz zu Gestern schlecht. Kalt, windig – sogar einzelne Schneeflocken wurden von meiner Enkelin gesichtet – gaaanz ehrlich!
Zahlen: Insgesamt sind jetzt weltweit 722 Tausend Menschen infiziert, das ist etwa jeder Zehntausendste. In Deutschland sind es über 60.000 Menschen, das ist etwa jeder Tausenddreihundertste. Also etwa eine Zehnerpotenz mehr. In den USA sind es mehr als doppelt so viel als in Deutschland.
Negative Aspekte: Durch die sehr wahrscheinlichen Wellenbewegungen bei den Zahlen, die eventuell dadurch entsteht, dass man bald wieder leichtsinnig (aufsässig leichtsinnig) wird, müssen sich alle Maßnahmen der Einschränkung entsetzlich lange hinziehen, was dazu führt, dass tatsächlich das wirtschaftliche Leben in vielen Branchen nachhaltig kollabiert und damit dann alle Bereiche betroffen sind. Und die Menschen (viele tatsächlich) verrückt werden.
Positive Aspekte: Das Wiedersehen und die Wieder-Feiern werden grandios.
Worte des Tages: „Das Geheimnis des Erfolges ist die Beständigkeit des Ziels“ Benjamin Disraeli (1804 – 1881)5
Montag, 30. März 2020
Eine neue Arbeitswoche hat begonnen. Die zweite nach Verkündung eines Kontaktverbotes. Die heißt mal Kontaktsperre, mal Kontaktverhinderung, mal Ausgangsbeschränkungen oder eben Kontaktverbot – offiziell. Noch ist für die meisten die Gefahr eher abstrakt, die meisten öffentlichen Diskussionen in den Medien gehen in Richtung, wann endlich wieder Erleichterungen beschlossen werden. Die derzeitige Aussage der Regierung – Kanzleramtsminister Helge Braun (Altmaier II für mich; rein von der Figur und vom Habitus) – lautet: Nicht vor dem 20. April. Das nehmen die meisten so hin; heißt aber auch, dass sind noch 3 Wochen. Die erste Woche war schon grenzwertig – für viele. Ich, wir sind noch ‚tiefenentspannt‘, die Sorgen werden allerdings immer größer. Und wenn man auf die Zahlen schaut, dann, ja dann hofft man einerseits, dass die Zahlen beherrschbar bleiben, andererseits, dass die Zahlen der Infizierten auch steigen, weil warum sollten sonst weltweit Einschränkungen bleiben und dann werden die Fragen nach der Gefährlichkeit des Virus größer. Das in Afrika die Zahlen nicht steigen, ist interessant und hoffentlich ein gutes Zeichen – dort nennt man Covid-19 ja das Ebola der Reichen. Weltweit sind 192 von 195 Länder betroffen (es gibt auch Zählungen bis 205 Länder - ich sage nur Färöer oder Grenada oder Aruba).
Warum hat sich der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (54), immerhin der designierte Nachfolger von Bouffier, das Leben genommen? In seinem Abschiedsbrief war wohl von ‚großen Sorgen um die Zukunft‘ die Rede, er meinte damit die gesellschaftliche und politische Zukunft des Landes. Ein bodenständiger Familienvater (2 Kinder – Tochter 12 Jahre, Sohn 9 Jahre, alles in erster Ehe), sowohl von Roland Koch als auch von Volker Bouffier gefördert. Finanzminister im Bankenland Hessen. Das wirft Fragen auf.
Zahlen: Der Anstieg verlief langsamer, aber am Ende war es doch wieder schockierend: 813 Tote in Italien, 537 in Spanien, 418 in Frankreich und 368 in den USA, in Deutschland 75 Todesfälle an einem Tag (kumulativ 616), die absoluten Zahlen der Neuninfektion sind nach wie vor sehr hoch, die Prozentzahlen etwas niedriger, den zweiten Tag hintereinander gab es eine etwas flachere Kurve. Weltweit sind 778 Tausend Menschen, in Deutschland sind 66 Tausend Menschen betroffen.
Negative Aspekte: Was, wenn tatsächlich der Virus als Waffe genutzt wurde oder wird? Vielleicht war es auch eine Panne. Bereits 2003 hat ein Hongkonger Mikrobiologe Yuen Kwok Yung den SARS-Virus vor 2.000 Wissenschaftlern mit Milzbrandsporen verglichen.6 Ich stehe nicht auf Verschwörungstheorien, andere schon. Und nicht ganz klar ist, warum nur die entwickelten westlichen Staaten – USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien am stärksten betroffen sind. Gut auch den Iran trifft es hart. Aber nichts aus Afrika, wenig aus Lateinamerika, immer weniger aus Asien, aus China. Und auch in vielen europäischen Staaten ist es eher ruhig.
Positive Aspekte: Trotz aller Ungewissheit kann es zu einem Arrangieren mit der Virusbedrohung kommen. Und in den armen Ländern? Fällt da vielleicht das Virus gar nicht auf?
Worte des Tages: „Es gibt Wichtigeres im Leben als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen“ Mohandas Karamchand ‚Mahatma‘ Gandhi (1869 - 1948)7
Dienstag, 31. März 2020
Tatsächlich habe ich heute eine Corona-Party ‚gefeiert‘ – nun gut, wir waren abends bei unseren Stamm-Mexikaner zu zweit, dann zu dritt, als wir aufs Essen gewartet haben und haben zwei, drei Biere und Whisky getrunken. Das Gefühl etwas Verbotenes (und Falsches) zu tun und das Prickeln es trotzdem zu tun, hielten sich in etwa die Waage. Und ich halte mich für vernünftig. Das kann ja noch heiter werden. Der Tag davor war ruhig, fast zu ruhig. Natürlich arbeite ich nach wie vor, besuche allerdings nur sehr wenige Kunden, telefoniere und schreibe….
Zahlen: Weltweit sind knapp 850 Tausend Menschen nachgewiesen infiziert und gemeldet. In Europa davon insgesamt die meisten, die USA allein jedoch hat 185 Tausend Infizierte und 3.773 Tote, über Tausend davon in New York, Italien hat über 105 Tausend Infizierte und 12.428 Tote, in Deutschland sind 71.260 Menschen infiziert und 774 Menschen gestorben, damit liegt die Sterberate in Deutschland bei 1% der gemeldeten Infizierten und in Italien bei fast 12%. Kommt das bei uns auch so?
Negative Aspekte: Wie will man eine menschliche, eine gerechte und eine wirtschaftliche Rückkehr in eine wie auch immer geartete Normalität erreichen? Es muss Verwerfungen geben, Schicksale, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Ob wir selber davon betroffen sein werden?
Positive Aspekte: Das Impfmittel Remdesevir, eigentlich gegen Ebola entwickelt, wird ernsthaft als Gegenmittel getestet – an internationalen Patientengruppen. Mit bisher mutmachenden Ergebnissen – bei Einzelnen. Aber bis zum fertigen Impfstoff ist es wohl noch weit.
Worte des Tages: „Die Natur ist unerbittlich und unverständlich und es ist ihr gleichgültig, ob die verborgenen Gründe und Arten ihres Handelns dem Menschen verständlich sind oder nicht!“ Galileo Galilei (1564 – 1642)8
Mittwoch, 01. April 2020
Immer mehr Freunde und Bekannte melden sich mit angenehm sympathischen Lebenszeichen; klingt in dem Zusammenhang tatsächlich ungewöhnlich. Es geht allen gut. Keiner unserer Freunde, Bekannten und Verwandten ist bisher betroffen. Unser großer Sohn zieht mit seiner Familie in ihr neugekauftes Häuschen, etwa 10 km von uns entfernt. Das ist anstrengend und schön, jetzt ist es aber noch anstrengender. Man kann noch Transporter mieten, aber keiner seiner Freunde kann/darf helfen. Also helfen wir soweit es geht – und sein Bruder, unser ‚kleiner‘ Sohn (er ist 31) hilft auch und wir betreuen unsere Enkel, die beiden kleinen süßen und fordernden Mäuse (2 und 5 Jahre). Um den wichtigsten Punkt mal etwas professioneller zu behandeln, hier eine kurze englische Zusammenfassung von der Webseite von Avi Schiffmann (ncov2019.live)9: „No vaccine is currently available. Several organisations around the world are developing vaccines, using several different methods. By early March 2020, 30 vaccine candidates were in development, with products by Gilead Sciences and Ascletis Pharma in Phase III clinical trials. Several compounds, which were previously approved for treatment of other viral diseases, such as favipiravir, ribavirin, remdesivir and galidesivir, are being investigated against the coronavirus. Clinical trials are underway in for lopinavir/ritonavir and of remdesivir. Bruce Aylward, an assistant director-general of the WHO, has stated "there is only one drug right now that we think may have real efficacy and that's remdesivir." Also man testet jetzt alles durch, was schon mal gegen Viren entwickelt wurde und Remdesivir ist das Mittel der Hoffnung.
Zahlen: Weltweit sind über 930 Tausend Menschen registriert, als infiziert. Das ist mit über 80 Tausend pro Tag der größte Anstieg. Damit sind an einem Tag so viele dazu gekommen wie weltweit – und damals fast nur in China – bis zum 25. Februar 2020 registriert waren. Damals gab es 2.707 gemeldete Tote, heute sind es insgesamt 46.426 Menschen, die gestorben sind, in den letzten 24 Stunden allein etwa 5.700 Menschen. Die durchschnittliche weltweite Sterberate durchschnittlich liegt bei etwa 150.000 Menschen jeden Tag. Noch lässt sich nicht sagen, wie groß der durch die Covid-19 Krankheit hervorgerufene Sterbefaktor ist. In Deutschland sind 77.779 Menschen infiziert und 903 Menschen gestorben.
Negative Aspekte: Die zu schnell steigenden Zahlen trotz Ausgangssperren, die viele Zeit, die sich viele mit Problemen und drohenden Gefahren beschäftigen müssen, hinterlassen bleibende Folgen.
Positive Aspekte: Heute wenig, aber wenigstens steigen die Zahlen der Infizierten in Italien nicht mehr exponentiell, die Todeszahlen bleiben auf einem hohen Niveau, steigen aber nicht (heute 816, gestern 837). Jeder Tote ist ein Mensch mit trauernden Freunden, betroffenen Familien und verzweifelten Ärzten und Pflegekräften, die umsonst gekämpft haben. Also wirklich nicht so optimistisch.
Worte des Tages: „Tritt eine Idee in einen hohlen Kopf, so füllt sie ihn völlig aus - weil keine andere da ist, die ihr den Rang streitig machen könnte.“ Charles-Louis de Montesquieu (1689 – 1755)10
Donnerstag, 02. April 2020
Sollte man buchhalterhaft eine Zwischenbilanz über das erste Quartal 2020 ziehen, so wäre die geprägt fast ausschließlich durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2. Eine Millionen Menschen infiziert, 200.000 wieder geheilt und 50.000 Menschen gestorben. Ausgehend von einem Markt in Wuhan, Provinz Hubei, in China – man kann es der Einfachheit halber beginnend am Neujahrstag 2020 datieren (obwohl der Ausgangspunkt wohl etwa um den 15. Dezember liegt) – hat es, das Virus, die Welt im Griff. Milliarden Menschen sind eingeschränkt. Indien hat für 1.4 Milliarden Menschen eine Ausgangssperre verhängt. Andere Länder auch, fast alle Länder haben große Einschränkungen. Nach China in den ersten beiden Monaten des Jahres trifft es insbesondere Italien mit voller Kraft. Ein Virus von eigentümlicher Schönheit verbreitet Angst und Schrecken, parallel dazu sind die Netzwerke voll von mal mehr und mal weniger humorvollen Filmchen und Sprüchen zur Krise. So in dem Sinne: ‚Lieber Gott, kannst du bitte 2020 löschen und neu installieren? Es hat einen Virus!‘ oder ‚Wenn der ganze Scheiß vorbei ist, mache ich mir erst mal ein paar schöne Tage zu Hause.‘ Solange es weit weg ist, hilft Humor; schwarzer Humor auch wenn es da ist.
Zahlen: Die oben aufgeführten Zahlen sind am Ende des Tages schon wieder Makulatur. Es waren dann doch viel mehr. 1.015.840 weltweit infiziert, 53018 gestorben, aber auch 207.011 als geheilt gemeldete oder geschätzte…. In Deutschland 84.788 infiziert, 1.107 gestorben, allein heute 176 Menschen – wie gesagt jeder Einzelne ein persönliches Schicksal.
Negative Aspekte: Es ist erst der Anfang. Der März war der erste volle Monat mit exponentiellen Steigerungen
Positive Aspekte: Es bleibt dabei: Wenn China es geschafft hat, dann können wir es auch schaffen. Vielleicht nicht in so kurzer Zeit….
Worte des Tages: „Das Schicksal gibt die Karten, Du musst damit spielen!“ Artur Schopenhauer (1788 – 1860)11
Freitag, 03. April 2020
Schwierig – jeder hat etwas zu sagen. Dabei gibt es Richtungen, Tendenzen – sozusagen so etwas wie Mainstream. Da gibt es viel grundsätzlich Ähnliches. Und es gibt das unbestrittene Viertel bis Drittel, was sowieso gegen alles und alle ist; und immer sein wird. Dabei ist der Grad der Ablehnung sehr unterschiedlich, von uninteressiert, über verirrt/verwirrt bis hin zu äußerst extremen Positionen, meist sehr weit Rechts. Aber die große Mehrzahl ist noch gefasst, kann sich fast alles erklären. Es tritt derzeit so etwas wie eine Gewöhnung ein, man verfolgt die Zahlen in Deutschland und weltweit, schaudert bei den Informationen aus Italien, Spanien und New York und geht dann wieder seinem veränderten Tagwerk nach.
Zahlen: In Deutschland 91 Tausend Infizierte (plus 6.335), 1.275 Todesfälle (plus 168), weltweit 1.095.000, 58.788 Todesfälle (plus 5.642) zum Vortag. Spanien nähert sich Italien an, die USA wird eine Tragödie.
Negative Aspekte: Die Zeit; die Zeit – und obwohl es lange dauert bis wieder einigermaßen Normalität eintreten wird; wird es trotzdem nicht zu Ende sein. Die Globalisierung wird anders ausgestaltet sein. Das wäre an sich keine negative Prognose, aber es besteht die Gefahr, dass transnationale Konzerne am Ende wieder die Gewinner der sich veränderten Globalisierung sind.
Positive Aspekte: Noch hält der gesellschaftliche Konsens, dass die Maßnahmen richtig sind, sein müssen. Und wieder viel mehr Menschen vertrauen den offiziellen Medien.
Worte des Tages: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“ Konfuzius (551 – 479 v. Chr.)12
Sonnabend, 04. April 2020
Täglich werden inzwischen 100.000 Menschen auf Corona in Deutschland getestet, insgesamt bisher 1.500.000. Die Testkapazitäten wurden hochgefahren, jetzt steht aber die Gefahr, dass die Testmaterialien nicht mehr reichen. Und selbst wenn man dieses Niveau halten würde, benötigte man 800 Tage, also wesentlich mehr als 2 Jahre. Tja, Mathematik ist unbestechlich. Wir können also nur hoffen, dass nicht jeder getestet werden muss oder will. Wird es dann noch eine Zwei-Klassen-Unterteilung geben: Getestet/Ungetestet oder Immun/Nichtimmun? Da mein Unternehmen Medizintechnik herstellt, genauer gesagt Krankenhausbetten, habe ich heute die morgige Anlieferung – an einem Sonntag - in eine Kaserne in Berlin vorbereitet. Diese Betten sind für ein Reservekrankenhaus auf dem Berliner Messegelände vorgesehen.
Zahlen: Insgesamt 1.095.813 (plus 80.510/plus 7,92% zum Vortag) Menschen als infiziert gemeldet. In Deutschland 91 Tausend (plus 6.365/plus 7,50% zum Vortag). Gestorben sind insgesamt 58.788 (plus 5.642/plus 10,61%), in Deutschland 1.275 (plus 168/15,17% zum Vortag). Das ist für Deutschland eine sehr hohe Sterberate, sie liegt damit jetzt bei knapp 1,4% der als infiziert bekannt gewordenen Personen. Also etwa jeder 70. stirbt daran, das Durchschnittsalter der Infizierten liegt bei 48 Jahren, das der Gestorbenen bei 80 Jahren.
Negative Aspekte: Europa wird sich wieder weiter auseinanderleben, selbst wenn die großen Staaten zusammenhalten, werden die kleineren Forderungen nach Ausgleich und Entschädigungen aufmachen. Und Italien wird versuchen müssen, sich zu entlasten und Hilfe zu fordern. Wir haben also nicht nur nationale Probleme, sondern auch innerhalb der EU-Forderungen und Wünsche. Nicht zu vergessen, dass in anderen Regionen, fast überall in der Welt die Not wieder größer wird, ob in Afrika und im Nahen Osten oder in Lateinamerika. Und wir haben mit uns zu tun.
Positive Aspekte: Das Nachdenken über die Nachteile des Superkapitalismus und des Neoliberalismus wird hoffentlich zunehmen.
Worte des Tages: „Heidentum, Christentum, Dummkopftum, das sind die drei großen Evolutionen der Menschheit! Es ist traurig, sich am Anfang der dritten zu finden.“ Gustave Flaubert (1821 – 1880)13
Sonntag, 05. April 2020
Die heutige Lieferung von 165 Betten mit 6 großen Lastzügen hat perfekt geklappt; aber die sonst so rührigen Medien, die jedes Wort hinsichtlich des Reservekrankenhauses mit 1.000 Betten aufsaugen, haben nichts mitbekommen. Wären starke Bilder für unser Unternehmen geworden – aber noch mehr für die Öffentlichkeit. Seht her, es werden bereits Betten geliefert! Es war heute ein traumhaftes Wetter. Als ich von der Kaserne am späten Vormittag durch die Stadt gefahren bin, war das schon beeindruckend: Kein Mensch unterwegs, jedenfalls nur sehr wenige.
Zahlen: Infiziert: Weltweit 1.267.941, Deutschland 100.103, USA 332.993, Todesfälle: Weltweit 69.146 Deutschland 1.575 USA 9.528 Italien 15.887. Wahnsinn! Sorry – einfach so Zahlen aufschreiben! An sich unentschuldbar.
Negative Aspekte: Die Unsicherheit über die Krise an sich macht nachdenklich. Nur ein Gedankenmodell: Viele haben sich schon mal Gedanken gemacht, ob und wie wichtig die sogenannte Gerätemedizin ist. Gäbe es diese Hightech-Medizin nicht, würden viele Leute, besonders Alte, eher sterben. Auch jetzt versucht man sie natürlich zu retten. Es bringt in normalen Zeiten den Kliniken eine Menge Geld. Ganz schwieriges Thema. Es gibt durchaus Anzeichen, dass in einigen Ländern man es so wie früher macht: Wenn jemand alt und krank ist, dann stirbt er. Weil es dort nicht anders geht, oder weil man es nicht anders will?!
Positive Aspekte: Irgendwie ist alles auch schon wieder normal. Man kommt zur Ruhe. So als ob viele Menschen, die absolute Mehrheit, der jetzigen Situation doch auch etwas Gutes abgewinnen können.
Wort des Tages: „Man muss nichts im Leben fürchten, man muss nur alles verstehen. Was man verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr." Marie Curie (1867 – 1934)14
Montag, 06. April 2020
Eine neue Woche beginnt, die Karwoche. Viel Neues gibt es nicht, alle warten auf Ostern. Auffallend ist nach wie vor, dass Ostdeutschland und der ehemalige Ostblock (selbst Russland) weniger betroffen sind als die westlichen Staaten. Es gibt Erklärungen, die nicht unvernünftig klingen. Eine ist, dass die obligatorischen Tuberkulose-Impfungen im Osten auch eine höhere Grundimmunität gegen diese Art von Viren mitbringen, wie sie das Coronavirus darstellt. Wahrscheinlich gibt es aber einen Mix von Gründen, warum dies so ist. Und ob es so bleibt, weiß auch keiner. Vielleicht spielt es auch keine Rolle.
Zahlen: Fast 75 Tausend Menschen sind weltweit am Corona-Virus gestorben. Das sind etwa 6% aller Infizierten. In Italien sind es inzwischen 16.523, in Deutschland 1.772. Etwa 280 Tausend Menschen sind weltweit wieder genesen. Wie aussagefähig diese Zahl ist, das ist wirklich schwer einzuschätzen.
Negative Aspekte: Die rechten Populisten sind kaum zu hören und zu sehen in der Krise. Sie warten ab und werden sich schnell auf die Seite der Kritiker begeben, wenn es auch nur das geringste zu kritisieren gibt.
Positive Aspekte: Bisher gibt es wenig zu kritisieren. Es wird viel erklärt von den verantwortlichen Politikern. Das was diese gerade begriffen, gelernt haben, geben sie ans Volk weiter. Das ist authentisch, es wirkt jedenfalls so.
Worte des Tages: „Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete, er kennt weder Gründe noch Gegengründe.“ Anselm Feuerbach (1829 – 1880)15
Dienstag, 07. April 2020
Dienstlich bin ich im Touristenfreien Mecklenburg/Vorpommern unterwegs. Ist das ruhig! Mit nur 550 gemeldeten Infektionen ist das Land am geringsten betroffen, wenn man Bremen abzieht. Pro 100.000 Einwohner stimmt die Aussage auf jeden Fall. Abends bin ich dann in der Nähe von Stralsund am Bodden bei herrlichem Wetter etwas spazieren gegangen. Das weiche Licht, welches die Zeit kurz vor Sonnenuntergang auszeichnet; ganz allein und ruhig zu erleben - war sehr schön. Und mir fiel meine Jugend auf dem Lande ein. So langsam ging es da immer zu. Wir hatten definitiv nicht so viele materiellen Dinge und wir hatten nie viele Termine. Aber ein Leben hatten wir; eine Wohnung, Essen und Trinken und Freunde. Angst hatten wir auch – zum Beispiel vor Krieg. Und wenn Menschen krank waren und alt, dann starben sie irgendwann und wurden betrauert. Das betraf meist die Familie. Oft ist das heute auch noch so, aber sehr oft fehlt heute eine Familie, zumindest eine in der Nähe. Mir fällt gerade auf, dass solche Gedanken auch fehlgehen können.
Zahlen: Infizierte 1.426.921 in der Welt, 107.663 in Deutschland, 396.059 in der USA, Todeszahlen: 81.859 weltweit, 2.016 in Deutschland, 12.716 in den USA, 17.125 in Italien, weltweit sind 303.361 Genesene gemeldet. Sind die jetzt immun? Und wie lange?
Negative Aspekte: Was, wenn es Afrika richtig erwischt? Im Senegal gibt es insgesamt 10 Beatmungsgeräte.
Positive Aspekte: Der österreichische Bundeskanzler im Alter meines Sohnes, Kurz, hat eine in meinen Augen realistische, logische und recht klare Variante für ein Ausstiegsszenario veröffentlicht. Das ginge so in Deutschland – auch wegen des Föderalismus – nicht. Wäre aber schön und wenigstens haben unsere Verantwortlichen damit eine Richtschnur.
Wort des Tages: „Und im Allgemeinen bin ich der Ansicht, daß nichts wahrer ist als das Glück und nichts beglückender und angenehmer als die Wahrheit.“ Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1717)16
Mittwoch, 08. April 2020
Mittwoch vor Ostern – immer noch an der Ostsee. Nun – das wäre irreführend; jedenfalls im Norden. Das Wetter ist sommerlich, 22° Grad, Sonne und schon wieder zu trocken, nachdem der Februar und der Märzanfang reichlich Regen gebracht hatte. Was ja nach dem trockenen Jahr 2019 auch notwendig war. Die Bundesländer präzisieren ihre Verhaltensregeln für die Osterzeit. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, selbst an Brustkrebs erkrankt oder hoffentlich gerade wieder halbwegs genesen, hat alle touristischen Ziele ihres Bundeslandes genau aufgezählt und den Einwohnern des Landes verboten dahin Familienausflüge zu machen, alle anderen dürfen sowieso nicht nach M/V einreisen. In Brandenburg ist es nun wieder etwas anders. Überhaupt: In Mecklenburg-Vorpommern müssen Baumärkte geschlossen bleiben, in Brandenburg, Berlin, Schleswig/Holstein, Niedersachsen und Bremen sind sie offen. Ich sag’s ja nur. Förderalismus! Bayern (mit Söder an der Spitze) spielt harte Sau. Sind auch – u.a. wegen der Vielen, die sich beim Skifahren in Ischgl und anderswo, infiziert haben, bei der Statistik vorn. Überhaupt: Die Politiker! Es ist schwierig, einzuschätzen wer wirklich eine gute Figur abgibt. Fast alle in Deutschland aber auf jeden Fall eine bessere als Trump und Johnson. Dem geht es auf der Intensivstation wohl wieder etwas besser.
Zahlen: Weltweit 1.426.821 Infizierte, fast 400 Tausend in den USA, in Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und Großbritannien zusammen etwa 550 Tausend, also nur eine halbe Millionen Menschen im Rest der Welt. Indien? Brasilien? Afrika?
Negative Aspekte: Es gibt jetzt schon über 80 Klagen gegen die Einschränkung der Bürgerrechte, sehr unterschiedlicher Natur. Das wird noch viel mehr werden. Eine Klagewelle wird mit Sicherheit kommen. Möglich, dass tatsächlich einige Entwicklungen durch Gerichte entschieden werden sollten; aber doch nicht jedes kleine Detail.
Positive Aspekte: Alle werden sich irgendwie bis und über Ostern retten. Das gibt Zeit, um die Zahlen werten zu können. Grundsätzlich gesagt: Es droht nicht unmittelbar eine alle und alles zerstörende Krise.
Wort des Tages: „Am Pfandautomat mit 5 Kästen Bier. 2019: Ich schwöre, ich bin kein Alkoholiker, ich hatte wirklich eine Party. 2020: Ich schwöre, ich hatte keine Party. Ich bin Alkoholiker!“ Unbekannt
Donnerstag, 09. April 2020
Gründonnerstag, wieder ein schöner Tag. Viele Menschen unterwegs auf den Straßen und dennoch kein Vergleich mit einem Gründonnerstag in den Jahren davor. Da war gefühlt jeder unterwegs. Osterstress! Es gibt Angst, dass die häusliche Gewalt steigt. Es ist tatsächlich ein immer wiederkehrendes Thema. Das ist doch traurig! Wie kann es ein so großes Thema sein, dass man befürchten muss, dass die Menschen sich im häuslichen Umfeld Gewalt antun. Auch hier bleibt der simple Fakt, dass es das immer gegeben hat. Schlimm genug. Und jetzt haben wir Ostern vor uns – das kleine Weihnachten, aber wenigstens kommen die Verwandten nicht (überall).
Zahlen: In den USA sind heute 1.666 Menschen an Corona-Folgen gestorben. Insgesamt heute weltweit 6.635 Menschen. 1,6 Millionen Menschen haben sich angesteckt. Ich werde, weil es übersichtlicher ist, eine Tabelle mit der Timeline der Krise in den Blog aufnehmen. Und nur noch wichtige Zahlen hervorheben.
Negative Aspekte: Wenn Trump begreift, dass er in der Krise versagt hat, dann wird er um sich schlagen, er wird wie er das jetzt auch schon macht, einen oder mehrere Schuldige suchen. Gegenwärtig sind es die WHO und die einzelnen Bundes-Gouverneure. Dann wird es einen richtigen Schuldigen für ihn geben: China. Das kann zu einem ganz bösen Konflikt führen. Und das Gefährliche ist, dass er - da er sich für unfehlbar hält – selber daran glauben wird, an seine alternativen Fakten. Ein Verrückter in einer verrückten Welt.
Positive Aspekte: Wir werden Ostern im engsten Familienkreis und vor allem mit unseren beiden Enkeln feiern. Ostereier-Suchen mit kleinen Kindern. Perfekt!
Worte des Tages: "Ich hasse alle Kirchen, ich liebe die Menschen, ich glaube an Gott" Viktor Hugo (1802 – 1885)17
Karfreitag, 10. April 2020
Ein ‚komischer‘ Karfreitag. Wir haben fast den ganzen Tag im Haus meines Sohnes gearbeitet. Also nur wir zwei; hat aber Spaß gemacht. Obwohl wir nicht so viel geschafft haben, wie gewollt. Es war also – egal wie man es betrachtet - kein Feiertag. Auch nicht für viele andere. Wenn man in der jetzigen Zeit viel liest, dann ist das definitiv etwas Gutes, auch wenn sich vieles um Corona dreht, aber eben - Gott sei Dank (passt zum Thema) – nicht alles. Gerade heute Abend habe ich im Zeit-Magazin etwas über die neuesten Forschungen zur Auferstehungsgeschichte gelesen. Sehr spannend. Und habe nebenbei das erste Mal die Evangelien begriffen. Das mit der Auferstehung von Jesus am Ostersonntag ist eine gute Legende. Ich will keinem zu nahetreten, aber das was ich heute gelesen habe, bestärkt mich in meinem Atheismus. Trotzdem bleibt es faszinierend, wie diese Geschichte uns immer noch beeinflusst. Und ja – ich genieße Ostern und freue mich auf das Ostereiersuchen mit meinen Enkelinnen.
Worte des Tages: „Es geht aus dem Kampf der Natur, aus Hunger und Not, unmittelbar die Lösung des höchsten Problems hervor, das wir zu fassen vermögen, die Erzeugung immer höherer, vollkommener Wesen.“ Charles Darwin (1809 – 1882)