Wer die Nachrichten zum Klimawandel unvoreingenommen verfolgt, kommt inzwischen an einer deprimierenden Folgerung nicht vorbei: Nur ein „Wunder” kann uns noch vor einer Katastrophe bewahren. In den Niederungen der alltäglichen politischen und journalistischen Geplänkel mangelt es allerdings an Inspiration, die weit genug vom Vertrauten abhebt - eine "absurde Idee", so forderte es Albert Einstein. Ein derartiger Gedanke wird hier entfaltet: Energiegewinnung - und weit mehr - an einem Ort, der bisher außerhalb der Erwägungen lag: in der Stratosphäre, mittels „Leichter-als-Luft-Technologien bereits heute in Reichweite. Mit dem Gelingen - der Umsetzung des „GIGA-Plans“ - wäre tatsächlich das Wunder vollbracht, welches vor dem Schlimmsten bewahrt.

Die Hindernisse sind allerdings gewaltig. Nicht nur Abwiegelungsrhetorik verstellt den Weg. In scheinbar paradoxer Weise hemmen gerade Wortführer der Klimawende den notwendigen technologischen und kulturellen Paradigmenwechsel. Sie fokussieren die Diskussion auf den CO2-Faktor und verstellen mit unterkritischer Diagnose und Rezeptur den Blick auf die wahre Größe des Problems und dessen sachgerechte Bewältigung. Zudem werden falsche Rücksichtnahmen der Politik zunehmend zur Gefahr.

So wird letztlich vor allen technischen und sonstigen Herausforderungen die Antwort auf Bertrand Russells Frage zur zentralen Weichenstellung unserer Zukunft:

„Wie können wir die Menschheit dazu überreden,

in ihr eigenes Überleben einzuwilligen?”

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Copyright © 2018 Reinhard Stransfeld

Stand 5/2021

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Bildnachweis: Paul Klee, Ad Marginem (Frontcover)

ISBN: 9783748186021

stratoenergy@yahoo.de

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Inhalt

  1. Energie
  2. Solarenergie aus der Stratosphäre
  3. Das Konzept
  4. Neuordnung
  5. Wider die „Heißzeit”: Der GIGA-Plan
  6. Fazit

Empfohlener Lesepfad für jene, die bei technischen Details und Zahlen rasch ermüden

Einführung

Das „Kassandra-Syndrom”

Werden Immobilieninvestoren unruhig, ist es ein Indiz dafür, dass die Botschaft tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft angelangt ist:

<Die Klimakatastrophe wird uns nicht verschonen.>

Das ist deutlich vor Mitte des Jahrhunderts zu erwarten – also noch bevor die hafennahen Innenstädte von Bremen und Hamburg, Kiel und Rostock bei Sturm und Flut regelmäßig unter Wasser stehen.

Gegenwärtig findet ein Hörnerstoßen zwischen Meinungspolen statt, die sich gegenseitig als "Panikmacher" oder "Abwiegler" brandmarken. Die auseinanderliegenden Positionen verkörpern zwei journalistischen Statements Mitte Juni 2019:

  1. „Stirbt die Menschheit aus?” versus
  2. „Die Angst spielt mit im Panikorchester”.

Wer eine eigene Position sucht, sollte sich einer Gestalt der griechischen Mythologie erinnern: Kassandra. Ihr tragisches Los war es, Katastrophen vorherzusehen und stets Recht zu behalten. Dies, weil niemand daran glaubte und daher keine Vorkehrungen zur Verhinderung des Unheils getroffen wurden.

In der Psychoanalyse wird diese Haltung als „Kassandra-Syndrom” charakterisiert: „institutionalisierte und verinnerlichte Glaubenssysteme, die dem seelischen Selbstschutz der Mehrheitsgesellschaft dienen”.1 Daraus erwachsen nicht selten falsche Gewissheiten und Hochmut. Etwa, dass Politiker demonstrierenden Schülern empfehlen, zur Schule zu gehen, um dort etwas Vernünftiges zu lernen. Demgegenüber wirkt der Rat des Autors von Statement 2 auf den ersten Blick intelligenter: „Vernünftig ist es, sich gut auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten”. Der Eindruck verliert sich, wenn man sich die von diesem Journalisten zu erwartende Antwort auf eine fiktive Frage vorstellt: <Was kann man tun, wenn man mit dem Auto auf den Gleisen vor einem heranrasenden Güterzug festsitzt?> Vermutlich wird er sagen: <Nehmen Sie einen Wagen mit dickerem Blech. >

Leider ist der Vergleich nicht abwegig. Der verbreitete Euphemismus vom "Klimawandel" weist auf das Wirken des Kassandra-Syndroms. Die zerstörerische Wucht dessen, was auf uns zukommt, ist mit der Zug-Metapher treffend gewürdigt. Was muss geschehen, um sich dem einschläfernden Syndrom zu entziehen und Bereitschaften zu einem problemadäquaten Handeln freizusetzen?

Stolpernde Wissenschaft

Gewöhnlich gilt die Wissenschaft als berufen, auch unbequemen Wahrheiten Raum zu verschaffen. Seit 25 Jahren haben ihre Prognosen zur Klimaentwicklung Konjunktur. Inzwischen überschlagen sich jedoch die Meldungen über deren Scheitern. Bis vor kurzem gab es so gut wie keine Vorhersage, die nicht von den dynamischen Entwicklungen der Wirklichkeit überholt worden wäre.2 Ein Beispiel: Der Permafrost taut mit ungeahnter Geschwindigkeit.

„Aktuelle Messungen weisen nach, dass der Boden in einigen kanadischen Regionen bereits so stark abgetaut ist, wie es Klimaexperten eigentlich erst für das Jahr 2090 erwartet hatten.”3

In Deutschland konnten sich die „Abwiegler” allerdings bislang auf eine Quelle berufen, die kaum namhafter sein könnte. Die Max-Plank-Gesellschaft publizierte 2015 den Report „Die Zukunft des Klimas" mit der Prognose eines Anstiegs des Meeresspiegels zum Jahr 4000! um 4 Meter (S.→). Also zwei Meter pro Jahrtausend! Das lädt dazu ein, sich entspannt zurückzulehnen und alles Weitere getrost künftigen Generationen zu überlassen.

Wie die Max-Plank-Gesellschaft zu dieser Aussage gelangt, wird nicht ausgeführt. Offenbar bediente sie sich Informationen, die bis zur Eiszeit zurückreichen. => Anh. 1: Eisschmelze und Wasserstand] Danach hat sich nach einer Jahrtausende währende Phase äußerst langsamer, gleichmäßiger Steigerung der Meeresspiegel im 20. Jahrhundert immerhin um 20 cm erhöht. Dieses Maß wurde offensichtlich als Basis für die weitreichende Prognose gewählt. Dabei blieb unbeachtet, dass in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jh. eine deutliche Beschleunigung festgestellt wurde.

Klimagase4 stoppen Teile der langwelligen Wärmestrahlung und reflektieren sie zurück zum Boden. Wolken spielen in diesen Vorgängen ebenfalls eine wesentliche Rolle. In dem Maße, wie nun der Mensch den Anteil der Klimagase in der Atmosphäre erhöht, steigen die Temperaturen – er wird zum "Brandbeschleuniger". Eine Sicht, die auf die physikalischen Gegebenheiten fokussiert, unterschätzt allerdings leicht die kulturellen Anteile an den Veränderungen.

Noch vor gut 10 Jahren wurde vermutet, dass sich ein Temperaturanstieg um 2 Grad bis zum Jahr 2100 hinziehen würde. Seitdem verkürzte sich Schritt um Schritt die verbleibende Zeitspanne drastisch. Gleichzeitig wurde die kritische Größe von 2 auf 1,5 Grad herabgesetzt. Ab dann, so die Besorgnis, setzen Selbstverstärkungsautomatismen ein, denen wegen der extrem langen Verweildauer von CO2 in der Atmosphäre selbst mit Null-Emissionen nicht mehr beizukommen wäre. Zudem hat man das Zeitfenster auf 2040 zurückgenommen – passend zum Kohleausstieg bis zum Jahr 2038. Man erahnt die kommunizierenden Röhren zwischen Politik und Wissenschaft.

Wiederum stellt sich die Frage, wie realistisch die neue Ansage ist. Einer Klärung dient die Sicht auf die bisherige Dynamik. Auf den ersten Augenschein mag die Entwicklung unauffällig erscheinen. Ist doch die Welttemperatur in den 140 Jahren seit Beginn der umfassenden Datenerfassung in den 1880er Jahren lediglich um 1,4 auf nunmehr ca. 15° C angestiegen. Diese überschaubare Zunahme ist wahr und doch trügerisch. Dem genaueren Blick offenbart sich eine dramatische Zuspitzung. Die Temperatur stieg

Inzwischen hat die Bundesregierung einen inoffiziellen Notstand ausgerufen. Die 1,5-Grad-Grenze sollte (weltweit) eigentlich erst 2040 erreicht werden. Nun sei es in Deutschland bereits jetzt der Fall. Tatsächlich sind es seit 1880 bereits 2,8° C – von 7,6 auf rund 10,4° C in den Jahren 2018-20.6

Nach bisherigem Verständnis werden damit Selbstverstärkungseffekte zum Tragen kommen:

Noch wird das Steigen des Meeresspiegels in Millimetern und Zentimetern gemessen. Doch bricht das Eisschild auf Grönland oder das Schelfeis vor der Westantarktis, was in einem überschaubaren Zeitraum zu erwarten ist, wird man sich an Veränderungen im Dezimeterbereich und mehr gewöhnen müssen.

Viel früher wird aber die Hitze Opfer fordern. Steigt die Körpertemperatur über 42º C, verklumpen Eiweißstoffe mit tödlichen Folgen, so das für den Sauerstofftransport im Blut zuständige Hämoglobin. Im Zusammenwirken von Temperatur und Luftfeuchtigkeit können letale Situationen ab 35° C eintreten. In absehbarer Zeit wird in tropischen und subtropischen Regionen die (sommerliche) Regeltemperatur um 50º C im Schatten erreichen. Zudem werden dann die nächtlichen Temperaturen deutlich über 30° C betragen. Das kann der menschliche Metabolismus nicht dauerhaft kompensieren.8

Wahrlich ein Schreckensszenario, welches sich auftut. Zweifler könnten darin Angriffspunkte finden. Die Steigerung der Erddurchschnittstemperatur um 1,5 Grad sei zu hoch. Es gäbe wissenschaftliche Aussagen, die den Stand gegenwärtig bei 1,1 Grad sähen, andere sogar bei 0,9 Grad.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass es unterschiedliche Ansätze der Erfassung gibt. In Deutschland setzte die umfassende Wetterbeobachtung in 1880er Jahren ein. In den USA war es das Jahr 1900.

Der Wert von 0,9 Grad bezieht sich auf die gesamte Oberfläche der Erde, die zu 71% von Meeren bedeckt ist. Deren Temperatur steigt deutlich langsamer und senkt den Gesamtdurchschnittswert. Auf die Landoberflächen bezogen, beträgt die Steigerung daher 1,5 Grad – jener Temperaturanstieg, der Ausgangspunkt dieser Betrachtung war.

Globale Werte verdecken also erhebliche Abweichungen. Das wird am Beispiel Deutschlands deutlich. Über das Land verteilt zeichnen 200 Wetterstation tagtäglich das Geschehen auf: Temperatur, Niederschlag, etc. Auf https://www.wetterkontor.de/wetter-rueckblick/ sind die Ergebnisse als Durchschnittswerte zugänglich. Daraus ergibt sich folgendes Bild:

Wie kann das sein, wurde doch eben die Verlautbarung der Bundesregierung erwähnt, dass es 1,5° C seien?

Dieser Wert - die BR stützt sich auf den Deutschen Wetterdienst (DWD) - ist das Ergebnis einer spezifischen Berechnungsmethode. Auf der Basis vieljähriger Mittelwerte wird ein linearer Trend gebildet. Darin sind drastische Steigerungen wie in den letzten 5 Jahren eingeebnet. Der Entwicklung wird damit die Dramatik genommen. Einem nachvollziehbaren politisches Interesse dienend, wird so eine Verschleierung der Wirklichkeit bewirkt.

Der langfristige Trend ist deutlich und dramatisch. Längst ist das Land in die Tabuzone jenseits der Zwei-Grad-Grenze geraten, die auf die Steigerung ab dem Beginn der Industrialisierung bezogen ist. Diese Informationen, als Basisdaten frei verfügbar, bleiben in der öffentlichen Diskussion unbeachtet. Und die Bundesregierung betreibt obendrein ein Versteckspiel, indem neuerdings als Basis für den Temperaturvergleich nicht mehr 1880, sondern 1980 bestimmt wurde. Mit diesen Trick werden 0,6 Temperaturanstieg eingeebnet und die Welt ist wieder heil.

Ist es richtig, dass die ganze schreckliche Wahrheit nicht klar ausgesprochen wird, um Panik, Hedonismus oder Escape-Tendenzen zu vermeiden? Oder sollte die Wissenschaft sich ”ver-ehrlichen”? Auffällig ist die Altersschere, die sich in der Gesellschaft auftut. Mit der Fridays-for-Future-Bewegung haben sich junge Menschen eine Plattform geschaffen, von der aus sie dafür sorgen, dass die Gesellschaft das Problem nicht mehr vor sich herschieben kann. Denn s i e werden die noch gar nicht voll absehbaren Folgen ertragen müssen. Ältere hoffen offenbar, die ihnen verbleibenden Lebenszeit weiterhin ungetrübt genießen zu können. Und es handelt es sich um Wähler! Diesem Sachverhalt hat die Wissenschaft bisher vielfach, wissentlich oder unwissentlich, in die Hände gespielt.

Wissenschaft manifestiert sich nicht zuletzt im „Messen”. So wird mit Akribie das Dahinscheiden der Natur begleitet, in Daten gewandelt und aufgezeichnet. Der Zukunft ist allerdings eigen, dass sie im Dunkel liegt, sich somit dem Messen entzieht. Sicher kann man daher erst sein, wenn die Zukunft neue Wirklichkeit geworden ist. Im Klimawandel war in der Vergangenheit die nachfolgende Realität ein um das andere Mal den Annahmen zu künftigen Verhältnissen enteilt und die Wissenschaft stolperte hinter der nächsten neuen Wirklichkeit her.

Leider schwindet mit jedem Jahr, in dem der wahre Ernst der Lage übersehen oder verschwiegen wird, Spielraum für entscheidende Gegenmaßnahmen. Wer da meint, noch bis 2050 oder gar 2100 Zeit zu haben, sollte zur Kenntnis nehmen, dass es während der Eiszeit zu Temperatursprüngen um 6 bis 10 Grad innerhalb von 50 und sogar 10 Jahren gekommen war.10 => Anh. 5: Ozonloch und Erdmagnetfeld]

Noch existieren Chancen. Sie haben allerdings nur wenig mit dem zu tun, was heute als „Klimaheilung” (Verbannung des CO2) verhandelt wird. Dieses Buch handelt davon. Doch sei zunächst ein Blick auf die Motivation geworfen, die zur unheilvollen Entwicklung beigetragen hat. Denn dieses Unheil wird man nicht allein mit praktischem Handeln bekämpfen können. Die Hand ist lediglich ausführendes Organ. Entscheidend sind Verstehen und Wille, die die Hand steuern.

Gottes Wort und die Folgen

Sichtbar geworden ist das Verderben auf dem Festland und im Meer ob dessen, was der Menschen Hände angerichtet.

Gottes Hader ist verständlich, hatte er doch, was auf der Erde ist, für sie (die Menschen) zu einer Zierde gemacht, um sie zu prüfen, wer von ihnen am besten handelt. Überdies verweigern sie sich dem Appell zur Einsicht, denn

Sagt man zu ihnen: „Richtet auf der Erde kein Unheil an! ”, dann sagen sie: „Wir sind es doch, die Heil bewirken!” / Doch sind sie nicht die Unheilstifter, ohne es zu merken?

Offenbart im Koran vor 1.400 Jahren11, ist es ein Lehrbeispiel für Hochmut und Ignoranz, dem Menschen offenbar genuin – ähnlich klingen heutzutage nicht selten die Beteuerungen von Unternehmern, Politikern und Ingenieuren ob ihres Wirkens. Eingedenk der Wirkmacht von Technik ist allerdings das Schadenspotenzial ungleich größer als zu Mohammeds Zeiten. Lokale Destruktion ist zur globalen mutiert und das Schicksal des Lebens der ganzen Welt steht auf dem Spiel.

Das hatte Gott gewiss nicht erwartet, als er dem Menschen zuvor weitreichende Vollmacht erteilte:

Mehret euch [...] und macht euch die Erde untertan!12

Daraus nährte sich in manchen Kulturen der unselige Glauben, „das, was wir können, auch zu dürfen, nein: zu sollen, nein: zu müssen.”13 Und so ist der Anspruch auf unentwegtes Wachsen längst zum Wuchern missraten. Umgangssprachlich formuliert, gilt es heute, kleinlaut einzugestehen: „Nun haben wir die Bescherung!” Weniger salopp klang bereits vor 25 Jahren ein Statement der UNO auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro im Jahr 1992:

„Der Erde droht [...] die Vernichtung durch den Menschen.”14

Ob der Verlust fruchtbarer Böden, die Verschmutzung von Wasser und Luft, schließlich die Einbuße der Artenvielfalt – stets hat der Mensch seine Hände im Spiel: E r hat es „angerichtet”. Und so sind die weltweiten CO2-Emissionen seit der unheilschwangeren UNO-Prognose um 50 Prozent gestiegen und haben im Jahr 2017 einen Allzeitgipfel erklommen. Ein Beleg dafür, dass Akklamationen ohne gute Taten wertlos sind.15

Lange wurden von manchen Gruppen und Interessen Kausalitäten zwischen dem Zustand der Welt und dem Tun der Menschen geleugnet. In jüngerer Zeit hatten aber zwei beunruhigende Ereignisse auch hartnäckige Skeptiker verunsichert.

Zum einen handelt es sich um den verstörenden Befund, dass sämtliche Meere der Erde inzwischen von Mikroplastik durchsetzt sind, damit auch alles tierische Leben, welches sich darin befindet. Selbst im Trinkwasser sind inzwischen Mikroplastikpartikel zu finden.

Zum anderen hat der Sommer 2018 im teutonischen Stammhirn die Ahnung hinterlassen, dass Hitze und Dürre nicht schaurig-spektakuläre Nachrichten aus entfernten Ländern bleiben werden. Der Klimawandel ist auch bei uns in vollem Gange.

Nur die Zeit trennt uns von einer großen Katastrophe („GroKa”): die lebensfeindliche Überhitzung tropischer und subtropischer Regionen sowie die Überflutung von Küsten, Häfen und dem Flachland.

Dabei ist die möglicherweise bevorstehende ultimative Katastrophe ( „UKa”) bisher zumindest in der Öffentlichkeit noch gar nicht thematisiert. Vielleicht, weil die älteren Generationen noch davonkommen werden.

Auf dem Festland von Grönland sowie der Antarktis lasten Eisschichten von 2 bis 4 km Stärke – 4 Billiarden Tonnen bzw. 40 Billiarden Tonnen schwer. Insgesamt entspricht diese Wassermenge fast dem Hundertfachen der jährlichen weltweiten Regenmenge.16 Schmilzt das Eis17, wird der Boden von der darunter in gut 60 km Tiefe liegenden, nunmehr entlasteten viskosen Schicht hochgedrückt. Gleichzeitig belastet das abfließende Wasser die anderen Kontinentalsockel. In die Erdkruste werden also zwei konträre Impulse einwirken. Daraus resultierende Spannungen werden gewöhnlich durch Verwerfungen reguliert.

Die Erde hat allein in den letzten 500 Millionen Jahren fünf große Katastrophen hinnehmen müssen, in denen 50 bis 95 Prozent der Arten (Festland oder Meer) ausgestorben sind. Als Ursachen werden insbesondere große Meteoriten, Methaneinträge in die Atmosphäre und Vulkanausbrüche genannt.

Vor 90.000 Jahren hatte eine Reihe von Vulkanausbrüchen den Homo sapiens fast ausgelöscht.18 Nur wenige Tausend überlebten, heißt es, oder gar nur einige Hundert, wie einige Paläontologen vermuten. In der erdgeschichtlich winzigen Zeitspanne, in der das Abschmelzen der Eisflächen zu erwarten ist, wird es in der Folge möglicherweise, etwa im „Feuergürtel” um den Pazifik, zu massenhaften Vulkanausbrüchen kommen. Für die Menschheit wäre das Ende wohl unausweichlich. Denn es waren im Besonderen Gattungen am Ende der Nahrungsketten, die in früheren Massensterben auf der Strecke geblieben sind.

Letzteres ist spekulativ. Allerdings zeichnen sich unter dem Eis der westlichen Antarktis entgegen früherer Vermutungen 138 Kegel ab, die größte Vulkandichte der Erde. Und niemand weiß, was sich in den Schloten tut, wenn die Eispfropfen schmelzen.19

Falsch gebettet

In der kalten Jahreszeit spendet eine Daunendecke wohlige Bettwärme. Sie hält die Körperwärme zurück, die sich rasch in der kühlen Umgebung verflüchtigen würde. In den warmen Nächten des Sommers hingegen tut man gut daran, eine einfache Baumwolldecke zu wählen, anderenfalls entstände ein schweißtreibender Wärmestau.

Für die Erde kommt den Treibhausgasen eine vergleichbare Rolle zu. Ohne Klimagase befände sich die durchschnittliche Temperatur möglicherweise bei -18° C. Tatsächlich lag sie aber fast immer über Null Grad Celsius, in der vorindustriellen Phase bei 13,6° C. Es gäbe sonst kein Leben, wie wir es kennen. Dieses dynamische Gleichgewicht hat der Mensch gestört. Er stopft fortgesetzt "Daunen" in die (Luft-)Hülle. In Konsequenz bildet sich ein Wärmestau, der nun zum Problem ausgewachsen ist.

Ein Drittel der von der Sonne und aus dem Kosmos eingestrahlten Energie wird von Pflanzen, Algen und einigen Bakterien mittels der Photosynthese verwertet.20 Ca. 30% werden als hochfrequente Strahlung direkt ins Weltall reflektiert. Der Rest wird am Boden und in der Atmosphäre in langwellige Wärme gewandelt. Diese wird durch Klimagase reflektiert und teilweise zum Boden zurückgestrahlt. Zwar schwindet auch diese Wärme allmählich ins All. Sie weilt jedoch deutlich länger in der Atmosphäre als hochfrequente Strahlung.21

Derweil dringt weiterhin Sonnenstrahlung in die Erdatmosphäre ein. Die verlängerte Verweildauer und die energetische Beschaffenheit als Wärme sind es nun, was den „Stau” bewirkt. Und je höher der Anteil der Klimagase in der Atmosphäre, desto stärker wird der Staueffekt und letztlich das Ausmaß der zu erwartenden Klimakatastrophe.

Darin liegt ein Denkfehler von Klimaskeptikern. Mit Input-Output-Berechnungen => 8: Unerbetene Energie] wollen sie nachweisen, dass sich die eingestrahlte Energie wieder im All verliert und es daher keine systemhafte Erwärmung durch menschliches Handeln geben kann. Sie berücksichtigen insbesondere nicht die aus dem verzögerten Austritt entstehende Stausituation, die entscheidend zur Erwärmung beiträgt.

Letztlich ist es fast unerheblich, in welchen Zeiträumen sich das Unheil entfaltet – jedenfalls dann, wenn selbst verstärkende Prozesse in Gang gesetzt sind. Das ist möglicherweise schon jetzt, spätestens in wenigen Jahren entschieden, so oder so. Eine der Reflexion fähige Gattung sollte von der Evolution so viel verstanden haben, dass man seine Fortexistenz nicht leichtfertig aufs Spiel setzt. Nun fühlt unsere Spezies sich aber über andere Wesen mit vermeintlich niederer Weisheit - zu Unrecht - erhaben.

„Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus
der Welt würde eine Mausefalle konstruieren”,

wird Albert Einstein zitiert. Der Mensch bleibt sich treu, indem er in die eigenen Fallen tappt. Was tun?

Schein- und klein-Lösungen

Im Hinblick auf die Schlafsituation lässt sich an der Wärmeabgabe durch den Körper wenig ändern. Maßgebliche Variablen für unser Wohlbefinden sind Daunen bzw. Decken als Wärmespeicher und im Weiteren die Umgebungstemperatur.

Damit gemein hat die Erde im Prinzip die Speicherung als Variable. Die "Daunen" sind hier die Klimagase, die Wärmebildung und -rückhalt wesentlich mitprägen. Anders als die Bettdecke kann man die Atmosphäre allerdings nicht austauschen. Es wird beim CO2 Jahrtausende bis zu einem klimawirksamen Abbau der Treibhausgase währen, selbst bei einem sofortigen Stopp weiterer Emissionen. Die Temperatur der Umgebung, das Weltall, ist quasi eine Konstante. Jedoch ist die Energiezufuhr ggf. zu beeinflussen.

Die bisher öffentlich diskutierten Strategien entwachsen zumeist ingenieurhaften Gepflogenheiten. Wenn Technik zum Problem wird, wissen Techniker Abhilfe: Sie entwickeln eine Zusatztechnik, die dem Versagen der ursprünglichen Technik entgegenwirken soll.22 Kürzlich wurde dazu ein bedeutungsgewaltiger Slogan generiert: „Geoengineering. Eine Idee lautet, das Meer mit Eisen zu "düngen", um das Algenwachstum anzuregen und auf diese Weise CO2 zu binden. Eine andere will dem Vorbild der Vulkane folgen, deren Ausbrüche enorme Partikelmengen in die Atmosphäre befördern, damit das Sonnenlicht zurückhalten und so eine Abkühlung bewirken. Als "Sunblocker", so das Schlagwort, sollen winzige Schwefelsäuretröpfchen dienen, wie sie auch von Vulkanen ausgestoßen werden. Nach der chemischen Verseuchung der Atmosphäre wird also die Lösung in einer Gegenverseuchung gesucht. Diese wurde vor einigen Jahrzehnten bei der Kohleverbrennung mit hohem Filteraufwand beseitigt, weil saurer Regen Böden und Gewässer angegriffen hatte. Man ahnt daher, dass bald darauf der Einsatz eines globalen Schwefelsäureblockers notwendig sein würde.23 Einmal mehr wird ein bemerkenswerter Rat Albert Einsteins ignoriert:

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise
lösen, durch die sie entstanden sind.”

Darüber hinaus bergen global dimensionierte Manipulationen der Atmosphäre besondere Risiken. Das als sicher geltende FCKW hatte sich nach wenigen Jahrzehnten als Ozonkiller erwiesen. Ähnliches durch bisher in ihrem Gefahrenpotenzial nicht erkannte Substanzkombinationen mit einem mengenbedingten Mehrfachen an Wirkmacht könnten zur „FiKa” (finale Katastrophe) führen.24 Allein der Autoauspuff setzt um 500 verschiedene Substanzen frei, von denen nur eine Handvoll soweit bekannt sind, dass eine Vorstellung zu deren Schadenspotenzial entwickelt werden kann. Wie andere in der Dynamik der Atmosphäre reagieren oder in Wechselwirkungen für unliebsame Überraschungen gut sind, weiß niemand zu sagen.

Ein anderer Vorschlag lautet: überschüssiges CO2 verpressen. Also es aus der Atmosphäre zu filtern und z.B. in Meeresböden zu versenken. Vor der Frage, ob das Gas dann bleibt, wo es ist, sollte man sich vor Augen führen, womit man es zu tun hat. Im Verlauf der Industrialisierung hat sich die in der Atmosphäre vorhandene Menge Kohlenstoff von 600 auf mehr als 900 Gigatonnen (Mrd. t) erhöht25, das entspricht einer CO2-Masse von ungefähr 3.000 Mrd. t. Also müssten 1.000 Gt bewegt werden, um die Klimaverhältnisse zu normalisieren.

Zum Vergleich: Seit Beginn der Industrialisierung wurden weltweit bisher rund 180 Gt Erdöl gefördert26. Zunächst genügte es im Allgemeinen, die Lagerstätten anzubohren. Daraufhin schoss das Öl aufgrund des hohen Drucks an die Oberfläche. Der Förderaufwand in Energieeinheiten belief sich daher lange Zeit auf etwa 2 Prozent des Förderertrages.