Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2017 Dirik von Oettingen

Umschlagdesign, Satz, Herstellung und Verlag:

Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7460-1957-4

Kalifornische Kistenkunst

Mit einem vergoldeten Bolzen wurde 1869 im Staate Utah die letzte Lücke der transkontinentalen Eisenbahn geschlossen. Die Landwirtschaft Kaliforniens erlangte dadurch Zugang zu den Verbrauchszentren des Mittleren Westens bis hin zur amerikanischen Ostküste. Großes Aufsehen erregte Joseph Wolfskill 1877, als er es wagte, einen ganzen Eisenbahnwaggon mit Orangen gekühlt auf die Reise nach St. Louis am Mississippi zu schicken. Die Pioniertat gelang. Ob er wirklich der erste war und wie er seine Orangen verpackt hatte, wissen wir nicht genau. Kalifornien jedenfalls blühte zum Obstgarten Amerikas auf. Stabile Holzkisten, rechteckig und stapelbar, erwiesen sich für den Transport der verderblichen Fracht als am besten geeignet. In den Anfängen trugen sie einen Schablonenaufdruck. Doch schon früh setzte sich das farbige Plakat durch, das auf die Stirnseite geklebt wurde. In knalligen Farben warben vielversprechende Darstellungen um die Aufmerksamkeit und Sympathie von Händlern und Verbrauchern.

Deutschstämmige Drucker brachten die Technik der Lithographie nach Kalifornien. Namen wie Schmidt, Lehmann, Stecher, Roesch und Traung begegnen uns als Inhaber von Druckereien in San Francisco und Los Angeles, die Kistenplakate in ausgezeichnetem Druck herstellten. Von solider Gebrauchsgraphik bis zu großartiger Plakatkunst reicht die künstlerische Spannbreite. Die Motive stammen aus allen Lebensbereichen: Weite Landschaften mit Orangenhainen und stattlichen Villen, Szenen aus Geschichte und Alltag, Blumen und Tiere, der Wilde Westen mit Cowboys und Indianern, Schiffe, Flugzeuge, immer wieder schöne Frauen, Persönlichkeiten Amerikas, Figuren aus Orient und Antike, kindliche Unschuld aller Altersstufen, Sport, Motive des spanisch-mexikanischen Erbes Kaliforniens. Ein Kaleidoskop breitet sich vor uns aus und gibt uns eine Vorstellung davon, wie das damalige Kalifornien sich und die Welt sah bzw. wie es gesehen werden wollte.

Viele Motive wurden, manchmal mit Variationen, über Jahrzehnte verwandt, um sich im Bewusstsein von Einkäufern und Verbrauchern als Marke einzunisten. Etwa Mitte der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war es mit dieser Herrlichkeit jäh zuende. Holz und Handarbeit für die Kistenproduktion waren teurer geworden. Man hatte Pappe entwickelt, die den Anforderungen des Transportes genügte. Viel billigere bedruckte Faltkartons lösten über Nacht die Holzkisten mit ihren Plakaten ab. Bündelweise blieben diese in den Plantagen, den Packhäusern, den Druckereien liegen, wurden vernichtet, beiseite geräumt, auf dem Dachboden vergessen. Erst in den siebziger Jahren regte sich sammlerisches Interesse. Nach und nach wurden Schuppen durchwühlt, Archive gesichtet, frühe Sammlungen entdeckt.

Heute bilden Kistenplakate aus der Zeit von 1880 bis 1960 in Nordamerika ein beliebtes Sammelgebiet. Sowohl in Museen als auch in privater Hand gibt es herausragende Sammlungen. Ausstellungen aus diesen Beständen stoßen dort immer wieder auf großes Interesse. In Europa ist diese „crate art“ dagegen weitgehend unbekannt. OPIUM – Das Orangenpapiermuseum – in Salzgitter besitzt eine Sammlung, aus der in dieser Ausstellung eine Auswahl gezeigt wird.

Botanisches Museum Berlin

Das Botanische Museum gehört zur Freien Universität Berlin und liegt im Stadtteil Dahlem. Es ist das einzige seiner Art in Mitteleuropa und versteht sich als Ergänzung zum unmittelbar angrenzenden Botanischen Garten, mit dem es unter einheitlicher Leitung steht. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die Pflanzenvielfalt zu erforschen, zu dokumentieren, zu präsentieren, zu erklären und zu erhalten.

Regelmäßig zeigt das Museum Sonderschauen zu den verschiedensten Bereichen der Botanik. Eine sehr erfolgreiche Sonderschau im Jahr 1996 behandelte die Familie der Zitrusfrüchte unter dem Titel „Die Goldenen Äpfel – Wissenswertes rund um die Zitrusfrüchte“. Sie wurde in den Folgejahren mit Abwandlungen an etlichen schönen Orten Deutschlands und Italiens (dort unter dem Titel „Le mele d´oro“) gezeigt.

Gern ist OPIUM der Aufforderung des Museums nachgekommen, dessen Zitrus-Ausstellung durch Orangenpapiere und weitere Zitrusgraphik zu ergänzen, so geschehen im Naturwissenschaftlichen Museum der Provinz Trient (2000/2001), im Parco Botanico auf der Insel Brissago im Lago Maggiore (2003), in der Rocca von Riva del Garda (2005) und im Marstall des Fürst-Pückler-Museums Cottbus-Branitz (2008).