
Enid Blyton für Erwachsene

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1. Auflage 2019
© 2019 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
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Die englische Originalausgabe erschien 2016 bei Hodder & Stoughton Limited unter dem Titel Five Give Up The Booze. © 2016 by Hodder & Stoughton Limited. All rights reserved.
Enid Blyton ® The Famous Five ® Text Copyright 2016 © Hodder & Stoughton Limited Enid Blyton, Enid Blyton’s Unterschrift und Fünf Freunde sind eingetragene Warenzeichen von Hodder & Stoughton Limited
Text der englischen Originalausgabe von Bruno Vincent
Illustrationen im Innenteil von Eileen A. Soper
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Manfred Allié
Redaktion: Silke Panten
Umschlaggestaltung: Laura Osswald, in Anlehnung an das Originalcover
Umschlagabbildung: Ruth Palmer
Satz: Carsten Klein, Torgau
Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
eBook: ePubMATIC.com
ISBN Print 978-3-7423-1040-8
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-0766-5
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-0767-2
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KAPITEL 1
Fünf Freunde feiern Silvester
KAPITEL 2
Gute Vorsätze
KAPITEL 3
Prost Neujahr!
KAPITEL 4
Im Herzen der Finsternis
KAPITEL 5
Für einen Monat trocken
KAPITEL 6
Auf in den Kampf!
KAPITEL 7
Zwei Freunde auf dem Junggesellenabschied
KAPITEL 8
Julian und die Kunst der Ausflüchte
KAPITEL 9
Timmys Geheimnis
KAPITEL 10
Weitere Ausflüchte Julians
KAPITEL 11
Die letzten Ausflüchte Julians
KAPITEL 12
Dressgate
KAPITEL 13
Hochzeitsglocken
KAPITEL 14
Gute Feier, schlechte Feier?
KAPITEL 15
Stunde der Entscheidung
Das wohlklingende Ploppen eines Champagnerkorkens lockte Anne, Dick und Julian aus ihren Zimmern in die Küche – da mussten sie doch gleich mal schauen, was los war. Sie kamen gerade richtig, als George eben Champagner in die Gläser goss, und in jedem davon zischte ein Zuckerwürfel.
»Champagnercocktails!«, rief Anne.
»Das nimmt man gern!«, freute sich Dick, als George die Gläser verteilte.
»Ich dachte, wir bringen unseren Magen schon einmal mit einem Gläschen in Stimmung, bevor wir losziehen«, sagte George stolz. »Und auch für meinen ganz speziellen Freund gibt es ein Neujahrsleckerli …« Sie ließ ein großes Stück Fleischpastete in Timmys Fressnapf plumpsen, und Timmy machte sich gierig darüber her; die anderen nahmen alle einen Schritt Abstand, denn die Reaktionen seines Verdauungstrakts waren allseits bekannt.
»Cin Cin!«, rief Julian, leerte sein Glas in einem Zug und hielt es zum Nachgießen hin. Die anderen nippten ein wenig zurückhaltender an ihren Gläsern und begutachteten dabei verstohlen Julians Verkleidung. Die Party, die sie am Abend besuchen wollten, war ein Kostümfest mit dem Motto »Fiktive Figuren«, und bei Julians Graf Dracula fehlte nur noch der letzte Schliff.

»Champagnercocktails!«, rief Anne. »Das nimmt man gern!«, freute sich Dick, als George die Gläser verteilte.
Er stellte sein Glas zum zweiten Mal leer ab und fragte die anderen, wie sie sein Kostüm fänden. Das war der Freibrief, ihn von oben bis unten zu mustern, und die anderen nutzten ihre Chance.
»Der Leichenschatten unter den Augen, der sieht gut aus«, sagte Anne.
»Ich habe noch überhaupt kein Make-up drauf«, antwortete Julian hochmütig und warf sich den schwarzen Umhang über die Schultern.
»Vielleicht hast du um die Weihnachtszeit doch ein bisschen zu heftig gefeiert?«, gab George zu bedenken.
»Ach, nicht mehr als sonst«, entgegnete Julian, aber zu seiner Überraschung trug das nicht so viel zur Beruhigung der anderen bei, wie er gedacht hätte. »Wie dem auch sei – am heutigen Abend darf ich nur Rotes trinken. Wenn’s euch nichts ausmacht, halten wir unterwegs kurz mit dem Taxi, und ich besorge mir noch ein oder zwei Flaschen argentinischen Malbec.«
»Du könntest auch Portwein trinken«, schlug Dick vor.
Ja, schwärmte Julian in Gedanken, Portwein. Tiefrot, köstlich und vollmundig. Meine schönste Schwäche. Meine stille Liebe.
Zu Weihnachten hatte Julian seine Eltern (die auch die von Anne und Dick waren) besucht und eine Kiste Port mitgebracht, die eigentlich für sie alle bestimmt gewesen wäre. Als er sich aber am ersten Abend fürs Essen bereitmachte, hatte er plötzlich eine starke Abneigung verspürt, ihn mit den anderen teilen zu müssen. Schließlich wusste er Port so viel mehr zu schätzen als sie. Also schenkte er den anderen nur eine einzige Flasche und behielt den Rest über die Feiertage als Geheimvorrat für sich, zum allabendlichen ungetrübten Genuss. Allein schon unter diesem Aspekt zählte es zweifellos zu den schwungvollsten Weihnachtsfesten aller Zeiten, fand Julian, und es machte ihm nichts aus, dass er das Vergnügen mit niemandem teilen konnte.
Bei alldem hatte Julian nicht bemerkt, oder beschlossen, nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass er, obwohl er beträchtliche Alkoholmengen zu sich nahm, schon seit der dritten Dezemberwoche keinen Kater mehr gehabt hatte. Er hatte wirklich nicht vorgehabt, noch als Säufer zu enden, aber bei dem ganzen Stress in der Arbeit hatte er doch ein wenig den Überblick verloren. Die meiste Zeit konnte er den Gedanken daran gut verdrängen, aber wenn einmal ein Zweifel auftauchte (so wie jetzt gerade), vertrieb er ihn mit einem kleinen Zucken im Gesicht.
»Gute Idee, Dick«, sagte Julian. »Port soll es sein. Eine Flasche habe ich noch übrig.«
»Übrig? Von was?«, fragte George. »Und warum hat dein Gesicht gerade so gezuckt?«
»Ach nichts, nichts.« Julian ging grummelnd in sein Zimmer, um den Portwein zu holen und seine Vampirzähne einzusetzen, und auch um sich noch ein wenig zu schminken, ob nun notwendig oder nicht. Er kehrte in die Küche zurück, und Dick wartete dort bereits, in einem geheimnisvollen, eng anliegenden grünen Einteiler.
»Als was gehst du? Gollum mit Skrofeln?«
»Als Green Lantern«, entgegnete Dick. »Mit seinem Zauberring …«
»Na, wie findet ihr das, Jungs?«, fiel Anne, die eben aus ihrem Zimmer kam, ihm ins Wort.
Beide drehten sich um und stöhnten im Chor.
»Ach, Anne!«, rief Dick genervt.
»Wieso tut ihr Mädchen das immer?«, fragte Julian.
Anne blickte hinunter auf ihr Kostüm, das sie persönlich ja ziemlich toll fand. Sie trug ein jungfernhaftes blau-weiß kariertes Kleid, dessen Saum gefährlich weit oben über dem Knie endete, dazu weiße Söckchen und ein Paar Schuhe wie von einer Schuluniform. Am Arm hatte sie einen kleinen Picknickkorb. Jeder konnte sie sofort als Dorothy aus Der Zauberer von Oz identifizieren.
»Sieht das nicht hübsch aus?«, fragte Anne.
»Natürlich sieht es hübsch aus«, antwortete Dick griesgrämig.
»Du siehst hinreißend aus«, versicherte ihr Julian, die Hände in die Hüften gestemmt, wobei seine finstere Aufmachung der Missbilligung in seiner Stimme noch die rechte Schärfe verlieh. »Aber darum geht es bei einem Kostümfest nicht! Du sollst schräg oder bescheuert aussehen. Wie Dick hier. Das ist der ganze Spaß daran.«
»Ich weiß nicht, was daran Spaß machen soll, wenn man schräg oder bescheuert aussieht«, antwortete Anne gekränkt. »Ich möchte mich jedenfalls nicht als hässlicher Oger verkleiden.«

»Weiß noch jemand, was gestern Abend war?«, fragte Anne. Sie blickten einander an. Keiner konnte sich erinnern.
»Ich bin Green Lantern«, sagte Dick geduldig. »Und der ist nicht bescheuert, sondern ein Superheld. Er hat diesen Zauberring …«
»Und was macht er damit?«, fragte Anne. »Heilt er die Welt vom Stirnhöhlenkatarrh?«
»Ruhe jetzt!«, rief George vom Gang. »Und … Auftritt!«
Sie stellte sich vor die anderen und wurde von den beiden Jungs mit Applaus begrüßt. Sie trug schäbige Filzpantoffeln, einen Flanellschlafanzug und darüber einen schon geradezu abstoßend zerschlissenen Bademantel. Gekrönt wurde das Ganze von einer langen, zotteligen grauen Perücke, weißem Bart und Sonnenbrille.
»Wunderbar«, versicherte ihr Julian. »Obwohl der Gedanke, sich für einen Ball mit ›fiktiven Figuren‹ als Gott zu verkleiden, vielleicht nicht ganz unumstritten sein wird. Unsere Gastgeberin ist schließlich fromm katholisch.«
»Nicht Gott«, antwortete George, »aber du liegst nur knapp daneben. Ich bin der Dude. Komm, mix mir einen White Russian.«
»Hervorragende Arbeit«, bewunderte Dick sie, und beide applaudierten noch einmal.
»Anne, schau dir das genau an«, sagte Julian. »So macht man das.«
Anne blieb unbeeindruckt. Dick erklärte ihr, dass »der Dude« eine Figur aus The Big Lebowski sei. Dann erklärte er ihr, The Big Lebowski sei ein Film von den Coen-Brüdern. Dann, und er unterdrückte einen Seufzer, machte er sich daran, ihr zu erklären, wer die Coen-Brüder waren, aber Julian verbot ihm den Mund.
»Wie viele Trödelläden hast du denn abklappern müssen, um diesen wirklich siffigen Bademantel zu finden?«, erkundigte sich Julian bei George.
»Gar keine. Der ist aus deinem Zimmer«, antwortete sie.
»He!«, rief er.
Aber bevor er noch etwas sagen konnte, kam George ihm mit eigenen Fragen zuvor: »Als was gehst du denn, Anne? Schneeflittchen?«
Bei so einer Zumutung rümpfte Anne die Nase. »Wie kommst du denn auf so etwas? Ich bin Dorothy aus dem Zauberer von Oz, das sieht man doch.«
George musterte sie abschätzig. »Mit Rouge, Mascara und Lippenstift? Klar doch.« Ihr Telefon summte. »Auf geht’s«, sagte sie. »Unser Taxi ist da.«
»Die Nacht ist noch jung!«, rief Dick, als er die Wohnungstür aufmachte.
»Wuff!«, stimmte Timmy ihm zu und stürmte die Treppe hinunter, an ihnen allen vorbei.