ÜBER DEN AUTOR

John Plant ist ein 36 Jahre alter Australier, der in Far North Queensland lebt und ein lebhaftes Interesse daran hat, in der Wildnis aus der Natur heraus Dinge herzustellen, ganz ohne moderne Werkzeuge oder Materialien. Er studierte Naturwissenschaften an der James Cook University in Cairns und hatte verschiedene Jobs, unter anderem Rasenmähen. 2015 startete er den Youtube-Kanal Primitive Technology, um sein Interesse im Internet mit Gleichgesinnten zu teilen. Dank seiner unkomplizierten Darstellung der Steinzeit-Technik, bei der er auf mündliche Erklärungen verzichtet, wurde sein Kanal zu einem internationalen Erfolg, der bei Menschen aller Sprachen und Kulturen Anklang findet.

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GRUNDLEGENDE WERKZEUGE

HAMMERSTEIN

STEINKLINGEN

FAUSTKEIL

GRABSTOCK

HOLZHAMMER UND MEISSEL

HAMMERSTEIN

Der Hammerstein wird verwendet, um andere Steine zu brauchbaren Werkzeugen zu formen. Da dieses robuste Steinwerkzeug einfach herzustellen ist, nutzten es die Urmenschen, um ihre Werkzeuge zu formen, ehe Metalle die Primärrohstoffe zur Formgebung wurden. Sie bekommen einen Eindruck von den Ursprüngen des Hammersteins, wenn Sie sehen, wie ein Affe Nüsse mit einem Stein knackt.

Der Hammerstein ist ein wichtiger Bestandteil der Steinzeit-Werkzeugkiste. Glücklicherweise gehört er zu den Werkzeugen, die am einfachsten herzustellen sind. Sie brauchen dafür nur zwei harte Steine: Einer wird ihr Hammerstein sein und den anderen werden Sie nutzen, um ihn zu formen.

MATERIALIEN

1 harter Stein (der zum Hammerstein wird)

1 harter Stein zum Hämmern

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1. Bestimmen Sie die Größe Ihres Hammersteins. Die ideale Steingröße für die Formgebung von Werkzeugen liegt in der Regel zwischen einem Golfball und einem Tennisball. Wenn Sie jedoch vorhaben, Felsbrocken zu bearbeiten oder Holzpfähle in den Boden zu schlagen, benötigen Sie einen größeren Hammerstein, den Sie mit beiden Händen halten müssen.

2. So formen Sie die Schneide Ihres Hammersteins: Halten Sie den Stein, der zu einem Werkzeug verarbeitet werden soll, in Ihrer nichtdominanten Hand. Halten Sie den harten Stein, mit dem Sie hämmern, in Ihrer dominanten Hand. Fixieren Sie den Stein, den Sie bearbeiten, auf dem Boden, bevor Sie auf ihn schlagen.

3. Schlagen Sie mit dem harten Stein, mit dem sie hämmern, in einem Winkel zwischen 30 und 60 Grad gegen die äußerste Kante des Steins, den Sie bearbeiten, und zwar so, dass jeweils ein kleiner Splitter weggeschlagen wird. Die Splitter brechen von der gegenüberliegenden Seite der Kante weg, gegen die Sie schlagen, schlagen Sie deshalb niemals auf die Seite mit den Absplitterungen. Achten Sie darauf, den Stein in einem passenden Winkel zu treffen. Schlagen Sie nicht senkrecht. Senkrechte Schläge können Risse im Stein verursachen oder ihn auseinanderbrechen lassen. Schlagen Sie weiter gegen den Stein, bis die Schneide Ihres Hammersteins Ihren Vorstellungen entspricht.

TIPPS

Quarz ist der härteste und robusteste Stein, daher eignet er sich für Hammersteine am besten. Wenn kein Quarz verfügbar ist, wählen Sie einen Stein, der mindestens genauso stark ist wie der Stein, den Sie bearbeiten. Vermeiden Sie weiche Steine wie Kalk oder Gips.

NÜTZLICHE BEARBEITUNGSTECHNIKEN

Knappen: Führen Sie mit Ihrem Hammerstein kleine Schläge nach unten aus, nahe der Kante des Steins, den Sie bearbeiten, um kleine Splitter wegzubrechen. Arbeiten Sie nur mit kleinen Schlägen, damit sie nicht zu viel von dem Stein absplittern.

Picking (»Picken«): Die Kante wird ansehnlicher, wenn Sie mit Ihrem Hammerstein kleine Schläge direkt vor der scharfen Kante ausführen. Damit erzeugen Sie winzige Krater auf der Oberfläche. Schleifen Sie dann diese pockennarbige Unebenheit gegen einen rauen Stein, um die Kante zu glätten.

STEINKLINGEN

Steinklingen sind leicht herzustellen und gehören zu den Hauptbestandteilen der Werkzeugkiste eines Steinzeit-Technikers, da sie für viele Zwecke verwendbar sind. Nutzen Sie sie für feine Schnitte und Schnitzarbeiten oder als Messer, Schaber oder Ahlen. Sie sollten mehrere unterschiedliche Größen vorrätig haben – je vielseitiger die Auswahl, umso besser. Eine breitgefächerte Sammlung bauen Sie einfach auf, indem Sie die Steinreste von anderen Projekten aufbewahren (etwa die Splitter von dem Hammerstein, den Sie gerade hergestellt haben) und nach Bedarf schärfen.

WERKZEUGE UND MATERIALIEN

Stück eines robusten Steins (Quarz, Feuerstein oder Obsidian eignen sich am besten)

Hammerstein (Seite 14)

Halten Sie das Steinstück in Ihrer nichtdominanten Hand und führen Sie mit dem Hammerstein kleine Schläge nach unten aus, um von dem Steinstück kleine Splitter abzuschlagen. Schlagen Sie so lange Splitter ab, bis Sie die gewünschte Klingenform erreicht haben.

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TIPPS

Folgen Sie der natürlichen Form des Steins, anstatt zu versuchen, eine neue Form zu schaffen.

Schlagen Sie die Kanten einer stumpfen Schneide ab, um eine neue, scharfe Klinge herzustellen.

Schärfen Sie lange, spitze Steine zu Ahlen. Verarbeiten Sie kleine Splitter zu Allzweckklingen. Schärfen Sie die Kanten eines langen, flachen Steins, um ihn für anspruchsvolle Aufgaben als Säge oder Hobel zu nutzen.

SO VERWENDEN SIE EINE STEINKLINGE

Um Holz zu schnitzen, halten Sie die Klinge gegen das Holz und drücken Sie mit Ihrem Daumen gegen die stumpfe Seite, um eine Kerbe zu erzeugen. Achten Sie darauf, eine Steinklinge zu nutzen, die nur auf einer Seite scharf ist. Um Holz zu bohren, drehen Sie eine spitze Steinklinge in das Holz. Verwenden Sie eine größere Steinklinge, um Holz zu hobeln, wobei Sie unebene Kanten durch Schaben abtragen.

FAUSTKEIL

Der Faustkeil war das erste Schneidewerkzeug aus Stein, das ich gefertigt habe; er eignet sich am besten für einfache Holzfällerarbeiten, nicht für eine großflächige Abholzung. Ich habe einen Faustkeil verwendet, um Bauten aus 15 Zentimeter dicken Baumstämmen zu errichten, aber er liegt schwer in der Hand, daher empfehle ich ihn nicht für diesen Zweck (verwenden Sie stattdessen das Steinbeil, Seite 94).

Wählen Sie für die Schneide einen harten, robusten Stein. Ich verwende oft Basalt, der häufig vorkommt, aber Feuerstein und Obsidian eignen sich ebenfalls gut.

WERKZEUGE UND MATERIALIEN

1 robuster Stein (für die Schneide)

Hammerstein (Seite 14)

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1. Halten Sie den robusten Stein in Ihrer nichtdominanten Hand und bestimmen Sie, welche Seite stumpfer ist. Die schärfere Kante wird die Schneide sein, die stumpfere Kante der Schaft.

2. Fixieren Sie den Stein auf dem Boden und schlagen Sie mit dem Hammerstein in einer Abwärtsbewegung gegen die scharfe Seite des Steins. Drehen Sie den Stein um und wiederholen Sie diesen Vorgang auf der anderen Seite der Schneide, und zwar so, dass die Kante ungefähr gerade bleibt. Die Schneide wird wellig aussehen, wenn Sie auf einer Seite zu viel Stein entfernen; in diesem Fall drehen Sie den Stein erneut um und schlagen von der anderen Seite darauf, um die Schneide auszugleichen.

3. Schlagen Sie mit dem Hammerstein leicht auf alle vorstehenden Kanten, um die Schaftseite der Schneide zu glätten.

SO VERWENDEN SIE EINEN FAUSTKEIL

Um Holzteile von einem Baum abzutrennen, halten Sie den Faustkeil in Ihrer dominanten Hand und schlagen Sie ihn in einem Winkel gegen den Baum. Entspannen Sie Ihre Hand etwas, um den Aufprall zu dämpfen. Nutzen Sie den Faustkeil, um kleine oder junge Bäume zu fällen, die etwa 5 Zentimeter dick sind (verwenden Sie für größere Bäume ein Steinbeil, Seite 94).

GRABSTOCK

Ein Grabstock ist viel leichter herzustellen als eine gewöhnliche Schaufel, aber er funktioniert genauso gut. Wenn ich Hütten oder Öfen aus Lehm oder lehmiger Erde baue, nutze ich einen Grabstock, um diese Erde abzutragen und mit Wasser zu mischen. Er kann auch für Gartenarbeiten verwendet werden oder um Wurzelgemüse zu ernten.

WERKZEUGE UND MATERIALIEN

1 kleiner Ast oder junger Baum, etwa 4 Zentimeter breit (die Holzart spielt keine Rolle, solange das Holz robust ist)

Faustkeil (Seite 18)

Feuer (siehe Seite 33) oder Steinklinge (Seite 16)

1 scharfer Stein (falls Sie mit Feuer arbeiten)

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SO VERWENDEN SIE EINEN GRABSTOCK

Knien Sie sich hin und stechen Sie den Grabstock in den Boden oder schaben Sie darüber, um Erde auszuheben. Es sollte sich so anfühlen, als würden Sie mit einem Kanu paddeln. Stoßen Sie auf große Wurzeln, hacken Sie sie mit einem Faustkeil in handliche Stücke. Setzen Sie dann den Grabstock als Hebel ein, um die Wurzeln herauszuziehen und auseinanderzubrechen. Nutzen Sie den Grabstock, um Erde oder Lehm auszuheben, ein Loch zu graben, eine Feuerstelle herzurichten, Baustoffe abzubauen, Töpferware herzustellen oder den Boden zu beackern.

TIPP

Das Graben ist viel schwieriger, wenn der Boden trocken ist. Vereinfachen Sie den Vorgang, indem Sie vorher die Stelle befeuchten, an der Sie graben wollen.

1. Halten Sie den Ast oder jungen Baum mit Ihrer nichtdominanten Hand und trennen Sie mit dem Faustkeil ein etwa 75 Zentimeter langes Stück ab.

2. Entfachen Sie ein Feuer. Halten Sie die Stockspitze ins Feuer, bis sie verkohlt ist (A). Kratzen Sie dann die verkohlten Stellen an einem scharfen Stein ab, bis die Stockspitze scharf und hart ist (B). Wenn Sie die Stockspitze ankohlen, härten Sie sie und machen sie länger haltbar, aber passen Sie auf, dass Sie nicht zu viel Holz wegbrennen. Können Sie kein Feuer machen, dann schaben Sie mit einer Steinklinge die Rinde ab und spitzen Sie das Stockende an, das Sie zum Graben nutzen wollen.

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HOLZHAMMER UND MEISSEL

Ich habe zum ersten Mal Holzhammer und Meißel benutzt, als ich anfing, Steinbeile herzustellen. Sie eigneten sich außerordentlich gut, um das Loch in den Schaft zu schnitzen, in das der Beilkopf eingepasst wird. Holzhammer und Meißel verwende ich zudem, um die kleinen, feinen, präzisen Schnitte zu machen, die für Holzverbindungen benötigt werden.

WERKZEUGE UND MATERIALIEN

Hammerstein (Seite 14)

1 längliches Stück Basalt oder Granit, etwa 16,5 Zentimeter lang (für die Schneide des Meißels; abgefallene Geweihstangen von Hirschen eignen sich auch)

1 rauer, robuster Stein (zum Schleifen und Glätten des Meißels; Basalt oder Sandstein ist eine gute Wahl)

Faustkeil (Seite 18)

1 Stück Holz, etwa 30,5 Zentimeter lang und etwa 7,5 Zentimeter dick (für den Holzhammer)

Wasser für den Schleifstein

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1. So fertigen Sie den Meißel: Formen Sie mit dem Hammerstein eine Kante des Basalt- oder Granitsteins zu einer rauen Schneide.

2. Befeuchten Sie den rauen Stein und schleifen Sie daran die Schneide des Meißels, bis sie akkurat und scharf ist.

3. Stumpfen Sie die Seite des Meißels, die der Schneide gegenüberliegt (die Seite, auf die mit dem Holzhammer geschlagen wird), mit dem Hammerstein ab und schleifen Sie diese Seite gegen den rauen Stein, bis sie so flach wie möglich ist. Es ist wichtig, dass Sie jegliche scharfe Kanten von dieser Seite des Meißels entfernen, damit Sie den Holzhammer beim Schlagen nicht beschädigen.

4. So fertigen Sie den Holzhammer: Entfernen Sie mit dem Faustkeil oder Meißel alle überschüssigen Holzwucherungen an den Enden des Holzstücks. Wenn Sie das Griffende des Holzhammers verjüngen, lässt er sich angenehmer handhaben.

SO VERWENDEN SIE HOLZHAMMER UND MEISSEL

Halten Sie den Meißel in einer Hand in einem Winkel gegen das Holzstück, das Sie bearbeiten wollen. Schlagen Sie mit dem Holzhammer gegen das stumpfe Ende des Meißels. Die Schneide wird in die Oberfläche hineingeschlagen. Kleine Holzspäne entfernen.

SO GÄRTNERN SIE

Gartenbau ist die beste Methode zur Kultivierung einer Nahrungsquelle. Einen Garten anzulegen, hört sich nach einer schweren Aufgabe an, aber tatsächlich ist es genauso einfach wie die Jagd oder die Herstellung eines Werkzeugs (manchmal ist es sogar noch einfacher).
Der wichtigste Aspekt eines erfolgreichen Gartens ist sein Standort. Machen Sie sich alle natürlichen Ressourcen zunutze, die Ihnen zur Verfügung stehen. Haben Sie beispielsweise Zugang zu einer Wasserquelle wie einem Teich oder einem See? Falls ja, dann legen Sie Ihren Garten so nahe wie möglich an der Wasserquelle an, insbesondere dann, wenn es selten regnet oder der Boden besonders trocken ist. Nutzpflanzen brauchen viel Sonnenlicht. Sechs Stunden am Tag sind optimal, auch wenn bestimmte Pflanzen mit weniger auskommen.

WERKZEUGE UND MATERIALIEN

Grabstock (Seite 20)

Steinbeil (Seite 94) oder Dechsel (Seite 90)

48 Holzstöcke, etwa 1 Meter lang (als Zaunpfähle)

1 Gefäß oder ein fein geflochtener Korb (zum Transport von Wasser und/ oder Laubmulch, um die Nutzpflanzen zu düngen)

Knollen oder Sämlinge

Wasser

Hammerstein (Seite 14)

Biegsame junge Bäume oder Ruten, mindestens 1 Meter lang, vorzugsweise länger (für den Zaunbau). Sammeln Sie so viele wie nötig.

Laubmulch und Holzasche zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit

1. Markieren Sie mit dem Grabstock ein Stück Land, das Sie kultivieren wollen. Roden Sie den Boden mithilfe von Steinbeilen oder Dechseln und schneiden Sie das Holz für die Zaunpfähle zu. Die Größe des Beets hängt davon ab, wie viel Sie anbauen wollen. Eine 9 Quadratmeter große Fläche (jede Seite 3 Meter) ist ein guter Anfang, später können Sie sie erweitern.

2. Lockern Sie die Erde mit dem Grabstock, schütten Sie sie zu Häufchen auf und mischen Sie sie mit Laubmulch, um die Bodengare zu verbessern. Geben Sie Holzasche aus dem Feuer dazu, um die Bodenfruchtbarkeit zu steigern.

3.