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Für April, die den Weg frei machte.NP

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Für meinen Vater und meinen Bruder, zwei der besten Ärzte, die mit Quaksalberei nichts am Hut haben. Und für meine Mutter, deren Liebe so ziemlich alles heilt.LK

Der Inhalt dieses Buches dient ausschließlich der Information und taugt weder zur Diagnose noch zur Therapie noch als Ersatz für professionelle medizinische Behandlung. Wenn Sie den Verdacht haben, krank zu sein, müssen Sie zum Arzt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

info@rivaverlag.de

5. Auflage 2021

© 2019 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2017 bei Workman Publishing Company, Inc. unter dem Titel Quackery. A Brief History of the Worst Ways to Cure Everything © 2017 by Lydia Kang, Nate Pedersen. All rights reserved.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Max Limper

Redaktion: Kerstin Brömer

Umschlaggestaltung: Janet Vicario, Marc-Torben Fischer

Umschlagabbildungen: Universal History Archive/ Universal Images Group/ Shutterstock/elnavegante (Giftflasche)

Layout: Janet Vicario

Satz: inpunkt[w]o, Haiger (www.inpunktwo.de)

Druck: Florjancic Tisk d.o.o., Slowenien

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-7423-0716-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-0317-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-0318-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

EINFÜHRUNG

ELEMENTE
Heilung aus dem Periodensystem

Quecksilber

Antimon

Arsen

Gold

Radium & Radon

Schandmale der Frauenheilkunde

PFLANZEN UND ERDE
Heilung durch Mutter Natur

Opiate

Strychnin

Tabak

Kokain

Alkohol

Erde

Schandmale der Gegengifte

HANDWERK
Schnippeln, Schneiden, Schütten und Schröpfen

Aderlass

Lobotomie

Kauterisation und Blasenziehen

Klistiere

Hydropathie und die Kaltwasserbehandlung

Chirurgie

Anästhesie

Schandmale der Männerheilkunde

TIERE
Ungeziefer, Leichen und die Heilkraft des menschlichen Körpers

Blutegel

Kannibalismus und Leichenmedizin

Tierische Arzneimittel

Sex

Fasten

Schandmale der Gewichtsreduktion

MYSTERIÖSE KRÄFTE
Wellen, Strahlen und Wunderwirkungen

Elektrizität

Mesmerismus

Licht

Radionik

Königliches Handauflegen

Schandmale der Augenheilkunde

Schandmale der Krebsmedizin

Danksagung

Bildnachweis

Über die Autoren

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Jede Menge Pluspunkte: eine Stromdusche aus Russland.

Einführung

Betrüger. Scharlatan. Quacksalber. Kurpfuscher. Schwindler.

Mit solchen Bezeichnungen hat man lange diejenigen bedacht, die unsere Angst vor Tod und Siechtum ausnutzten, um wirkungslose, schädliche oder sogar tödliche Dinge zu verkaufen.

Aber Quacksalberei ist nicht unbedingt mit Lug und Trug gleichzusetzen. Zwar bezeichnet dieser Begriff im heutigen Sprachgebrauch die Anwendung und Propagierung von absichtlich falschen Heilmethoden, aber er umfasst auch Fälle, in denen Menschen mit Wirkungen werben, an die sie selbst glauben. Weil sie womöglich wissenschaftliche Tatsachen ignorieren – oder sie infrage stellen. Oder weil sie vor Jahrhunderten gelebt haben, als wissenschaftliches Denken im allgemeinen Bewusstsein noch gar nicht angekommen war, oder die Medizingeschichte einfach noch nicht so weit war. Aus heutiger Sicht mögen solche Behandlungsmethoden völlig absurd erscheinen. Wieselhoden als Verhütungsmittel? Aderlass gegen Blutverlust? Glühende Eisen gegen Liebeskummer? Machen Sie sich mal frei.

Aber alle fehlgeleiteten Patienten – seien es Osmanen, die zur Vorbeugung gegen die Pest Lehm aßen, viktorianische Herren, die wegen ihrer Syphilis in Quecksilberdampf badeten, oder Epileptiker im antiken Rom, die Gladiatorenblut schlürften – trieb die gleiche Kraft an: der unglaublich starke Wunsch zu leben. Und dieser Trieb ist ausgesprochen inspirierend: Wir sind bereit, Kadaver zu kosten, uns kochendem Öl auszusetzen und unerhörte Mengen an Blutegeln zu ertragen, alles im Namen des Überlebens.

Dieser Trieb führt auch zu unglaublichen Innovationen. Nach langem, mühevollem Einsatz gegen die hohe Sterberate (und das Geschrei) operieren uns Chirurgen heute nur noch in seliger Ohnmacht. Ein weiterer Vorteil ist, dass ihre Hände nicht vom Eiter des vorigen Patienten triefen. Krebs bekämpfen wir auf molekularer Ebene in einer Weise, von der unsere Vorfahren nicht einmal träumten. Dass Seuchen wie die Syphilis oder die Pocken eine enorme Bürde für die Gesellschaft waren, ist lange her. Man vergisst leicht, dass die Wegbereiter dieses medizinischen Fortschritts verlacht und verleumdet wurden; dass Patienten im Laufe des Innovationsprozesses unter den Fehlern ihrer Ärzte litten und manchmal auch daran starben. Es hätte keine einzige medizinische Errungenschaft gegeben, wenn nicht jemand am Status quo gekratzt hätte.

Aber die Sache hat natürlich auch eine dunkle Seite. Jener Wunsch zu heilen und das Leben zu verlängern, ist ungefähr so suchterzeugend wie Opium. Wissenschaftler suchen mit Ikarus-gleichem Ehrgeiz einander zu übertreffen und immer wirksamere und potentere Arzneien zu entwickeln. Herrscher schicken ihre Alchemisten auf irrwitzige Missionen, um den Schlüssel zum ewigen Leben zu finden. Scharlatane beschließen, einfach mal ein Paar Ziegenhoden zu implantieren. Manchmal sehnen wir uns so verzweifelt nach Heilung, dass uns jedes Mittel recht ist.

Sogar radioaktive Zäpfchen.

Seien wir ehrlich. Schlichte Gesundheit ist vielen von uns nicht genug. Wir wollen mehr: ewige Jugend, vollkommene Schönheit, grenzenlose Energie und die Manneskraft eines Zeus. Und auf diesem Feld blüht die Quacksalberei erst richtig auf. Hier beginnen wir zu glauben, dass uns Arsen als Brotaufstrich Pfirsich-gleichen Teint verleiht und dass ein gebrochenes Herz mit Gold-Elixier zu flicken ist. Rückblickend lässt sich über viele der Heilmethoden in diesem Buch leicht lachen. Aber auch Sie haben bestimmt schon mal Dr. med. Google nach Rat zu irgendeinem Zipperlein gefragt. Niemand ist gegen den Wunsch nach simplen Lösungen immun. Vor hundert Jahren hätten Sie womöglich auch für Strychnin-Tonikum gezahlt.

Offenbar musste uns jemand vor den Quacksalbern schützen – und vor uns selbst. Mit der im 19. Jahrhundert aufkommenden Patentmedizin (unregulierter, massenhafter Arzneimittelproduktion durch Firmen oder Personen, die irgendwann mal eine obrigkeitliche Lizenz (patent) dafür erhalten hatten) geriet Amerika an einen Wendepunkt. Der Pure Food and Drug Act von 1906 ächtete in den Vereinigten Staaten den Etikettenschwindel, die Verwendung gefährlicher Zutaten sowie die Panscherei von Lebens- und Arzneimitteln. 1930 etablierte sich die Aufsichtsbehörde unter dem Namen Food and Drug Administration (FDA). Spätere Gesetze regulierten ab 1938 medizinische Geräte und Kosmetika, und 1962 wurde der Pharmaindustrie wissenschaftliche Sorgfalt auferlegt.

Wurde Amerika durch die Regulierungen von der Scharlatanerie geheilt? Natürlich nicht. Trotz aller Durchbrüche in der Medizin, trotz behördlicher Kontrolle, trotz eines ziemlich guten Allgemeinwissens über die Funktionsweise des menschlichen Körpers streckt das Kurpfuschertum weiterhin seine Tentakeln in fast jeden Winkel des Gesundheitssystems und der Kosmetikindustrie aus. Deshalb enthalten einige unserer Kapitel auch einen Blick auf die gegenwärtige Lage. Manche Irrlehren, beispielsweise die Behandlung mit Blutegeln, haben sich wundersamerweise zu echten, funktionierenden Heilmethoden gemausert. Aber in vielen Fällen (wie beim Verzehren von Bandwürmern zu Diätzwecken) nimmt der Schwindel einfach kein Ende – bis heute.

Um den Scharlatanen das Handwerk zu legen, brauchen wir ein umfassenderes Wissen darüber, wie der menschliche Körper funktioniert und wie Krankheiten entstehen. Wir müssen offen sein für neue Arten der Krankheitsbekämpfung und der Lebensverlängerung. Und schließlich müssen wir auf der Hut bleiben. Es wird immer Quacksalber geben, die die Verzweiflung von Menschen skrupellos ausnutzen, bevor Wissenschaft und Medizin tragfähige Lösungen finden.

Wie wird man denn ein aufgeschlossener und doch skeptischer, urteilsfähiger Patient? Indem man sich bewusst macht, dass die angebliche Wirksamkeit von Quacksalberei oft mit anekdotischer Evidenz oder der Empfehlung eines prominenten Arztes belegt wird. Außerdem sollte man Behauptungen wie »Studien zufolge wirkt XYZ erstaunlich gut« immer hinterfragen. Sollen diese »Studien« irgendeine Wirkung nachweisen, dann müssen sie streng kontrolliert, von unabhängigen Wissenschaftlern begutachtet (Peer-Review) und von verschiedenen Einrichtungen wiederholt worden sein. Und das sind nur wenige. Menschliche Denkfehler – etwa unsere Neigung, eigene Vorstellungen oder Kaufentscheidungen zu bestätigen und sozialen Normen zu folgen, um nur einige zu nennen – haben einen betäubenden Effekt auf unser Urteilsvermögen im Hinblick auf Kräuterhustenbonbons, elektronische Krebsverhinderer oder kostspielige kosmetische Plasmainjektionen.

Am Ende kommt es auf ein paar einfache Fragen an. Glauben Sie, dass tragfähige Nachweise für die Wirksamkeit vorliegen? Sind Sie bereit, die Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen? Und nicht zu vergessen: Wie viel können Sie sich finanziell leisten?

Dieses Buch vermittelt nichts weiter als eine kurze Geschichte der allerübelsten Allheilmethoden aller Zeiten. Aber zweifellos wird es noch viele weitere allerübelste Methoden geben.

ANMERKUNG DER AUTOREN

Dieses Buch ist keineswegs eine umfassende Enzyklopädie aller Behandlungsmethoden, die uns heute lächerlich vorkommen. Wie Sie sehen werden, befassen wir uns größtenteils mit den Kuren der Vergangenheit, nicht der Gegenwart. Auch gab es einige Themenfelder, die wir gern ausführlich bearbeitet hätten, die aber, wie wir finden, ein eigenes Buch mit ganz anderem Tonfall verdienen. Dazu zählen die religiös motivierte Quacksalberei sowie das große Unrecht bei der »Behandlung« von Homosexualität und bei Methoden, die auf rassistischen Vorurteilen beruhen.