– KLEINE ANEKDOTEN AUS DEM LEBEN EINES GROSSEN POLITIKERS –
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Originalausgabe
1. Auflage 2020
© 2020 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
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Redaktion: Ulrike Reinen
Umschlaggestaltung: Isabella Dorsch
Umschlagabbildung: imago images/Thomas Trutschel/photothek.net
Satz: Helmut Schaffer, Hofheim a. Ts.
Druck: Graspo CZ, Tschechische Republik
eBook: ePubMATIC.com
ISBN Print 978-3-7423-1214-3
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-0987-4
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-0988-1
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Einleitung
Futterneid
Premiere
Auf Zuwachs
Kleiner Häuptling
Falsche Vorzeichen
Sprechendes Mitbringsel
Kuchen statt Aufsatz
Hütte Gottes
Oh là là, Paris!
Gebührender Abschied
Nur die Liebe zählt
Leichte Schläge auf den Hinterkopf …
Saubere Sache
Akademisch
Spätberufen
Dienstfahrzeug
Wo Gott ist
Sponti
Man muss Prioritäten setzen
Fernsehpfarrer
Besonderer Urlaub
Eindeutige Begrüßung
Großer Auftritt
Post für Nathan
Plötzlich Politik-Pastor
Live-Übertragung DDR-Style
Auf dem Teppich
Westfernsehen
Wir sind das Volk
Wat segg’st Du?
Bunte neue Welt
Mut wird belohnt
Neue Kleiderordnung
Eintagsabgeordneter
Keine Pinkelpause
Schuhverlässig
Der zweite Sturm auf die Stasi-Zentrale
Gipfeltreffen in der Kirche
Erwachen am Rhein
Besuchsprogramm
Pastorale Tugenden
Snack up platt
Neue Nummer
Guter Verlierer
Herzenssong
Reichtum
Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen
Nicht ganz frisch
Sie sind das Volk
Ist er es wirklich?
Doppel-Oops
Leben und leben lassen
Zeichen setzen
Zupackend
Geistliches Gipfeltreffen
Jüngst in Regensburg
Kollegen über Grenzen hinweg
Souvenirs, Souvenirs
Verpuffte Wünsche
Patenkindersegen
Fußballstolz
Den Falschen getroffen
Die Freiheit, wie wir sie kennen
The Queen is not amused
So viel Glück
Video-Bombe
Auf kein Bier in China
Rote Pfoten
Es ist angerichtet
Zug der Zeit
Fremder Urgroßvater
Burger? Nein danke!
Gekentert
Mecklenburgisches Erbe
Quellen
Joachim Gauck wird am 24. Januar 1940 in Rostock geboren. Er verbringt die Kindheit in Rostock, Gdingen und Wustrow, einem Dorf an der Ostsee, wo die Großeltern und Freunde der Familie wohnen. Eigentlich will er gern Journalist werden oder Germanistik studieren, bekommt in der DDR aber keinen Studienplatz und entscheidet sich daher für die evangelische Theologie. So kommt er zur Kirche. 1959 heiratet er eine Schulfreundin, zwischen 1960 und 1979 bekommen sie vier gemeinsame Kinder. 1965 beginnt Gauck sein Vikariat. 1967 wird er Pastor, zunächst in Lüssow, dann in Rostock-Evershagen.
Er steht dem System der DDR kritisch gegenüber, wird in Rostock Stadtjugendpfarrer und organisiert Kirchentage. Die Söhne und eine der Töchter gehen noch vor der Wende nach Westdeutschland. 1989 organisiert Gauck mit anderen Pfarrern an Donnerstagen Fürbittgottesdienste, die analog zu den Leipziger Montagsgottesdiensten auch in Rostock in friedliche Demonstrationen münden. Nach dem Fall der Mauer engagiert sich Gauck in der demokratischen Bürgerbewegung »Neues Forum«. Im März 1990 wird er über die Listenverbindung von Bündnis 90/Die Grünen in die letzte DDR-Volkskammer gewählt. Dort übernimmt er den Vorsitz des Parlamentarischen Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit. Im Ausschuss setzt er sich mit Nachdruck dafür ein, die Akten der Staatssicherheit nicht zu vernichten, sondern der Öffentlichkeit und vor allem den Opfern zugänglich zu machen, um diesen Teil der Zeitgeschichte nicht unter den Teppich zu kehren. 1990 verabschiedet die Volkskammer ein entsprechendes Gesetz zum Umgang mit den »Stasi-Akten«, 1991 beschließt der gesamtdeutsche Bundestag ein Stasi-Unterlagen-Gesetz.
Gauck wird Sonderbeauftragter für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR, legt dafür sein politisches Mandat nieder und beendet den Pfarrdienst. Im selben Jahr trennt er sich von seiner Frau, die Ehe wird allerdings nie geschieden. Die neue Lebensgefährtin wird bis 1998 die Journalistin Helga Hirsch. Gauck ist nun Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und als solcher Leiter der »Gauck-Behörde« mit knapp 3000 Mitarbeitern. In dieser Position bleibt er bis Herbst 2000. Seit 2000 ist seine Lebensgefährtin die Journalistin Daniela Schadt.
Im Folgejahr moderiert er die Talk-Sendung Gauck trifft … in der ARD. Gauck schreibt Bücher, hält Vorträge, engagiert sich im Verein »Gegen Vergessen – für Demokratie«. 2010 nominieren SPD und Grüne den immer noch parteilosen Joachim Gauck als Kandidaten für das Amt des Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland. In der Abstimmung der Bundesversammlung unterliegt er nach drei Wahlgängen dem Kandidaten der Unionsparteien, Christian Wulff. Nach dessen Rücktritt wird Gauck am 18. März 2012 mit breiter Mehrheit über Parteigrenzen hinweg zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Er entscheidet sich, nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Sein Nachfolger als Präsident wird am 12. Februar 2017 Frank-Walter Steinmeier.
Joachim Gauck hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter die Theodor-Heuss-Medaille (1991), das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1995), den Geschwister-Scholl-Preis (2010), den Europäischen Menschenrechtspreis (2011). Zahlreiche Universitäten haben ihn mit Ehrendoktorwürden bedacht. Er ist Ehrenbürger von Rostock. Gauck schreibt weiterhin Bücher und Vortragsreden. Er hat zwölf Enkel und vier Urenkel.
Als Kind stibitzt Joachim Gauck seiner kleinen Schwester manchmal die Babyflasche und trinkt sie aus. Das berichtet er in seiner Autobiografie, denn die Geschichte sei im Familienkreis weitergetragen worden. Lustig, aber mit ernstem Hintergrund, wie er ebenfalls schreibt. Joachim, der Erstgeborene, ist wohl ein Schreikind, wie sich auch sein älterer Cousin später erinnert. Die Mutter reagiert, wie man es in den 40er-Jahren Müttern empfohlen hat. Anstatt es auf den Arm zu nehmen oder es zu füttern, lässt sie ihr Baby schreien, schiebt es im Kinderwagen hinaus auf die Wiese vor dem Haus, und dort bleibt es, bis es sich beruhigt. Gauck vermutet in der Autobiografie über sich selbst, er sei ein kleiner, unbeachteter und ungesättigter Junge gewesen, der ständig Ausschau hielt, ob es etwas zu essen oder zu trinken gab.
»Von drauß’, vom Walde komm ich her. Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!« Mit Theodor Storms Gedicht Knecht Ruprecht besteht der kleine Joachim Gauck seinen ersten öffentlichen Auftritt. »Ich vermochte, ein ganzes Weihnachtsgedicht aufzusagen, ohne mich zu verhaspeln …«, schreibt er in seiner Autobiografie. Er vermutet, dass der Anlass eine von der nationalsozialistischen Frauenschaft organisierte Weihnachtsfeier gewesen ist. Die Anwesenden und der Weihnachtsmann sind beeindruckt, und der Weihnachtsmann verspricht, nach der Feier noch bei Gaucks vorbeizukommen, um dem kleinen Joachim ein spezielles Geschenk zu bringen. Zu dessen Lieblingsspielzeugen gehören zu der Zeit kleine Panzer. Der Weihnachtsmann hält sein Versprechen, erinnert sich Gauck: »Ich bekam einen weiteren Panzer aus Holz.«