Über die Autorin:

Beatrice Sonntag ist eine deutsche Reisebuchautorin, Bloggerin und Weltreisende, die schon mehr als die Hälfte aller Staaten dieser Erde besucht hat. Sie hat seit 2011 sechs Bücher mit Reiseerzählungen veröffentlicht sowie Reiseführer über Bhutan, Burkina Faso, Mosambik, Weißrussland und Ghana geschrieben. Nun erscheint der Reiseführer über Nicaragua, ein weiteres Land, zu dem es nur wenig Literatur in deutscher Sprache gibt.

Blick auf die Kathedrale in Granada

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Nicaragua begeistert seine Besucher mit atemberaubenden vulkanischen Landschaften, Städten mit Kolonialarchitektur, Traumstränden und fast unberührten Urwäldern, die eine große Artenvielfalt bieten.

Unter den Stränden hat man die Wahl zwischen denen, die sich an der Karibikküste, also im Osten des Landes befinden, und denen an der Pazifikküste. Die karibischen Strände zeichnen sich durch klares warmes Wasser aus und eignen sich hervorragend für Taucher und Schnorchler. Die Pazifikstrände locken mit etwas mehr Wellengang Surfer und andere Wassersportler an. Generell sind die Strände Nicaraguas wenig erschlossen und naturbelassen.

Unter den Kolonialstädten ist Granada eine wahre Perle Mittelamerikas. Die Altstadt von Granada ist die schönste in Nicaragua und die Atmosphäre zwischen 300 Jahre alten Kirchen, bunten Häusern und Kopfsteinpflasterstraßen ist einmalig. Auch León hat eine kolonial geprägte Altstadt, die jedoch deutlich weniger touristisch erschlossen ist und etwas ungeschliffener wirkt.

In Nicaragua kann man als Backpacker wie auch als Pauschaltourist ein Land erleben, das Zentralamerika wie kein anderes repräsentiert und einen Einblick in eine faszinierende Mischung aus verschiedenen Kulturen bietet.

Übersichtskarte

Top 10 in Nicaragua

  1. Insel Ometepe

    Im Nicaraguasee gelegene Insel mit zwei Vulkanen, Wasserfällen, viel Natur und Ruinenstätten

  2. Granada

    Kopfsteinpflaster, bunte Häuser und hübsche Kirchen mit langer Geschichte

  3. León

    Gleichzeitig königlich und revolutionär: ein Paradies für Backpacker und Fans von Geschichte

  4. Islas del Maís

    Paradiesische Inseln fernab der lauten Städte

  5. La Flor und die Schildkröten

    Das Tor zur Südpazifikküste, wo von Juli bis Januar Wasserschildkröten schlüpfen

  6. Strände von Popoyo

    Abgelegene Strände, die ein Paradies für Surfer sind

  7. Río San Juan

    Der Fluss führt in eine teils unberührte Natur

  8. Solentiname Inseln

    Abgelegenes Archipel aus kleinen Inseln, die von dichtem Dschungel bedeckt sind

  9. Cerro Negro Vulkan

    Adrenalin Kick am Vulkan Cerro Negro beim Boarden auf der Asche

  10. Masaya Vulkan und Apoyo Lagune

    Nationalpark mit aktiven Vulkanen und atemberaubender Natur

Daten und Zahlen (Zahlen aus 2017)

Die Republik Nicaragua, spanisch República de Nicaragua, liegt in Zentralamerika. Das Land ist 130.700 Quadratkilometer groß und hat knapp sechs Millionen Einwohner. In der Hauptstadt des Landes, Managua, lebt etwa eine Million Menschen.

Nicaragua hat insgesamt 910 Kilometer Küste am Atlantik und am Pazifik. Die Grenze zu Costa Rica ist 313 km lang, die zu Honduras 940 km.

Der höchste Punkt in Nicaragua ist der Berg Mogoton mit 2.085 Metern.

42.2% der Fläche des Landes werden landwirtschaftlich genutzt und 25,3% sind von Wäldern bedeckt.

Die Bevölkerungspyramide von Nicaragua hat die klassische Pyramidenform eines Entwicklungslandes. Die 0-14-Jährigen machen 28% der Bevölkerung aus, die 15-24-Jährigen 22%, die 25-54-Jährigen 39%, die 5564-Jährigen 6% und die über 65-Jährigen 5%.

Die Wachstumsrate der Bevölkerung beträgt 0,99%. Die Geburtenrate liegt bei 17,9 Geburten auf 1000 Einwohner, während die Sterberate bei 5,1 Toten pro 1000 Einwohner liegt. Mütter sind bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 19,2 Jahre alt. Die Familien in Nicaragua haben im Durchschnitt 1,92 Kinder. Die Lebenserwartung liegt bei Männern bei 71,1 Jahren und bei Frauen bei 75,5 Jahren.

Die Urbanisierungsrate in Nicaragua liegt bei 58,8%, wobei die Landflucht noch immer ein Thema in Nicaraguas Demographie ist.

99,3% der Stadtbevölkerung haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auf dem Land sind es jedoch nur 69,4%, was einen Landesdurchschnitt von 87% ergibt. 15,5% der Bevölkerung sind übergewichtig. 5,7% der Kinder unter 5 Jahren sind untergewichtig. Die Arbeitslosenrate betrug 2010 11,9 Prozent.

Geografie

In Nicaragua gibt es insgesamt 40 vulkanische Formationen, die unter anderem acht Kraterseen und 28 Vulkane umfassen. Die vulkanischen Böden sind sehr fruchtbar, weshalb das Land schon früh in der Geschichte für Siedler und später für spanische Kolonisten attraktiv war.

Das höchste Gebirge in Nicaragua ist jedoch nicht vulkanischen Ursprungs. Es handelt sich um die Bergkette, die sich durch ganz Amerika zieht, von den Rocky Mountains bis zu den Anden. In Nicaragua wird die Bergkette als Cordillera Dariense bezeichnet. Der Chimborazo ist die höchste Erhebung mit 1.668 Metern. Die Berge sind ab einer Höhe von 1200 Metern mit kühlen Nebelwäldern bewachsen und teilweise ausgewiesene Nationalparks und Naturschutzgebiete.

In Nicaragua befinden sich die beiden größten Seen Mittelamerikas: der Nicaraguasee mit 8264 Quadratkilometern und der Managuasee mit 1064 Quadratkilometern. Im Nicaraguasee gibt es mehr als 500 Inseln, von denen einige unter Naturschutz stehen.

Die Regionen an der Atlantikküste sind weniger besiedelt und schlechter erschlossen als die Pazifikküste. Im Osten fällt deutlich mehr Regen und es gibt neben Landwirtschaft hier große Naturschutzgebiete.

Bevölkerung und Gesellschaft

Die Bevölkerung von Nicaragua beträgt 6,5 Millionen. Das Land ist sehr dicht besiedelt. Nur Belize hat in Mittelamerika eine höhere Bevölkerungsdichte aufzuweisen.

Fast 70% der Nicaraguaner sind Mestizen, also Mischlinge aus Nachfahren der Spanier und der indigenen Bevölkerung. Etwa 16% der Bevölkerung sind weiß und stammen von Holländern, Spaniern, Briten, Franzosen und deutschen Kolonialisten ab. 9% sindschwarz und 5% gehören den indigenen lateinamerikanischen Völkern an. Zu diesen indigenen Völkern zählen unter anderem die Garífuna, die Mayangna oder Sumo, die Rama, die Chorotegas, die Nahoas und die Miskito. Einige dieser Völker haben ihre Wurzeln in Afrika beziehungsweise in der Karibik, andere stammen von den Azteken ab. Aus all diesen Menschen setzt sich das nicaraguanische Volk zusammen, was zu einer bunten Mischung führt.

Die Bevölkerung von Nicaragua befindet sich seit vielen Jahren in einem Wandlungsprozess. Ein Fünftel der Nicaraguaner lebt im Ausland, die meisten von ihnen in den USA, Honduras und Costa Rica. Die Auswanderung begann im größeren Stil in den 50er Jahren, ist schwächer geworden, aber nie abgerissen. Auch im Land gibt es Bevölkerungsbewegungen, vor allem von jungen Frauen, die vom Land in die Städte ziehen. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land sowie zwischen den Bevölkerungsschichten sind in Nicaragua sehr stark. 46% der Menschen leben mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze.

Nicaragua ist eines von sehr wenigen Ländern, in denen Abtreibung kategorisch verboten ist. Sie ist selbst dann illegal, wenn sich herausstellt, dass der Fötus nicht lebensfähig ist. Dagegen richten sich immer wieder Proteste von Frauenrechtlern.

Geschichte

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts lebten in Nicaragua kulturell hoch entwickelte Stämme, wie zum Beispiel die Nicarao, die Choroteguas und die Pipil.

Die neuere Geschichte Nicaraguas beginnt mit der Landung von Christoph Kolumbus auf der heute zu Honduras gehörenden Insel Guanaja im Jahr 1502. Von dort aus gelangte er zum ersten Mal bis auf das Gebiet des heutigen Nicaragua. Pedrarias Dávila unternahm ab 1519 mehrere Raubzüge ins Gebiet von Nicaragua und Costa Rica. Ab 1520 kamen mehr und mehr spanische Siedler, die Kolonien unter anderem auch an der Pazifikküste gründeten: 1523 Granada und 1524 León.

Es kam zu verschiedenen Widerstandsbewegungen gegen die spanischen Eroberer, die jedoch blutig niedergeschlagen wurden. Tausende Einheimische wurden versklavt und nach Peru oder Bolivien gebracht, wo sie in Minen arbeiten mussten. Bereits in den 1550er Jahren war die einheimische Bevölkerung der Region stark dezimiert worden. Die spanische Besiedlung konzentrierte sich lange Zeit auf die Pazifikküste und die Umgebung des Managua-Sees bzw. des Nicaragua-Sees. Die Menschen, die in der schlecht zugänlichen Karibikregion und in den Bergen lebten und hauptsächlich zum Volk der Miskito-Indianer gehörten, blieben weitestgehend unbehelligt und fielen später unter die Herrschaft der Briten (wie auch Jamaika und Belize).

1539 entdeckte Diego Machuca, dass man über den Rio San Juan mit dem Schiff von der Karibik bis zum Nicaragua See gelangen konnte. Trotzdem wurde vom damaligen spanischen König die Idee, eine Passage zwischen Atlantik und Pazifik zu schaffen, nicht weiter verfolgt.

1725 gab es einen ersten nennenswerten Aufstand gegen die Spanier in León. 1777 begannen die Boaco Indianer damit, einen gut organisierten Widerstand gegen die spanische Besetzung auf die Beine zu stellen. 1812 begannen die Unabhängigkeitskriege in der Region.

Am 15. September 1821 erklärte das damalige Generalkapitanat Guatemala seine Unabhängigkeit von Spanien. Es gab zunächst die Vereinigten Provinzen Mittelamerikas, die dann 1823 zur zentralamerikanischen Föderation wurden. Neben Nicaragua gehörten zu dieser Föderation auch Guatemala, Honduras, El Salvador und Costa Rica.

In Nicaragua gab es seit dieser Zeit das konservativ geprägte Granada und das eher liberal ausgerichtete León als wirtschaftliche und soziale Zentren des Landes. 1856 kam es zu einer Art Bürgerkrieg. León rief den Nordamerikaner William Walker zu Hilfe, der sich jedoch schließlich selbst zum Präsidenten von Nicaraguas ausrufen ließ. Er führte kurzer Hand die Sklaverei wieder ein, die 1824 abgeschafft worden war. Schon 1857 wurde er jedoch von der Vereinigten Armee zentralamerikanischer Staaten entmachtet und verjagt.

1881 kam es infolge einer Landreform in Matagalpa zu Aufständen der indigenen Bevölkerung.

1893 erlangte eine Regierung um den Kaffeeoligarchen José Santos Zelaya die Macht. Während dieser Zeit wurden Staat und Kirche getrennt sowie Verkehrswege ausgebaut, um den Kaffeeanbau zu fördern. Es kam auch zur Wiedereingliederung der Karibikküste.

1909 musste Zelaya zurücktreten, unter anderem wegen einer Rebellion an der Karibikküste und wegen Drucks von Seiten der USA.

Es folgte Adolfo Díaz als Präsident Nicaraguas. Er nahm Kredite bei US-amerikanischen Banken auf und war somit von den USA abhängig. Schon 1912 gab es erste Aufstände gegen sein Regime von Seiten des Militärs, die aber von den USA niedergeschlagen werden konnten.

1927 kam es zu einem erneuten Aufflammen des Bürgerkrieges. Die USA versprachen diesmal dem liberalen General José María Moncada die Präsidentschaft und erreichten den Pakt von Espino Negro, der die Entwaffnung der liberalen Kräfte zur Folge hatte. Alle gaben ihre Waffen ab, bis auf General Augusto Sandino mit 30 seiner Soldaten. Sie verschanzten sich in den Bergregionen in Nordnicaragua. Von dort aus koordinierten sie den Widerstand gegen die Regierung und vor allem gegen die US-Marines, die noch immer im Land waren. Zwischen 1927 und 1933 mussten die Marines einige schwere Niederlagen einstecken; sie verließen 1933 Nicaragua.

Die US-Marines hatten aber bereits eine Nationalgarde ausgebildet, die von Anastasio Somoza García befehligt wurde. Dessen Onkel Juan Bautista Sacasa wurde 1933 zum Präsidenten ernannt.

Gleichzeitig mit dem Abzug der US-Truppen legten die Rebellen um Sandino ihre Waffen nieder. General Somoza lud Sandino und seine wichtigsten Offiziere im Februar 1934 zu einem festlichen Bankett ein, bei dem sie allesamt ermordet wurden.

General Somoza organisierte 1937 einen Putsch gegen seinen Onkel, den Präsidenten, und ließ sich selbst zum Präsident wählen. Somoza und seine Familie führten die Regierungsgeschäfte und das Militär bis 1979. Diese Zeit war von wirtschaftlichem Aufschwung und von unterdrückten Unruhen geprägt. Somoza stand im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der USA, obwohl er anfangs Sympathien für das faschistische Deutschland gehegt hatte. Als er für die USA Partei ergriffen hatte, enteignete er kurzerhand alle deutschen Kaffeeplantagenbesitzer in Nicaragua und eignete sich deren Land an, so wie er es auch schon früher mit anderen politischen Gegnern gemacht hatte.

Somoza setzte 1946 seinen Sohn Anastasio Somoza Debayle als Nationalgarde ein. In den 40er und 50er Jahren kam es zu gewalttätigen Grenzkonflikten mit Honduras und Costa Rica. Mit Unterstützung aus den USA konnten die Konflikte aber zugunsten von Nicaragua gelöst werden. Somoza erlaubte es der CIA, auf seinem Privatgelände Söldner auszubilden, die gegen Guatemala eingesetzt werden sollten.

Schließlich wurde Somoza von dem Schriftsteller Rigoberto López Pérez 1956 auf einem Fest ermordet. Der Attentäter wurde von Somozas Leibgarde erschossen. Ein anderer Sohn Somozas, Oberst Luís Somoza Debayle, wurde daraufhin Präsident. Er konnte mehrere Putschversuche überstehen und blieb bis 1963 Staatsoberhaupt.

1967 schaffte es Anastasio Somoza Debayle, der bis dahin die Nationalgarde befehligt hatte, nach einer manipulierten Wahl an die Macht zu kommen. Er war zwar für die liberale Partei angetreten, regierte aber nicht nach liberalen Grundsätzen. Er wurde von den USA großzügig finanziell und militärisch unterstützt und konnte durch Verfassungsänderungen seine Macht festigen. Er trat in die Fußstapfen seines Vaters, als er nach einem verheerenden Erdbeben 1972 einen Großteil der internationalen Spendengelder und Hilfsgüter unter seinen Familienangehörigen verteilte.

Offiziell gab es ein Mehrparteiensystem, aber eine wirkliche Opposition kam nicht zustande, nicht zuletzt weil alle Gegenstimmen im Land vom Militär unterdrückt wurden.

Der Unmut im Lande wuchs und schließlich kam es 1977 zu einem gewaltigen Aufstand, der in eine Art Bürgerkrieg ausartete und das gesamte Land erfasste. Der Diktator Somoza flüchtete in die USA und so siegte die Revolution in Nicaragua am 19. Juli 1979. Die Sandinisten kamen an die Macht und führten eine breite Bildungsreform durch. Die Analphabetenrate sank rapide. Das Gesundheitswesen konnte gestärkt werden und ein lange überfälliges Hygieneprogramm wurde ins Leben gerufen. 1982 wurden mehr als 8000 Miskito Indianer zwangsumgesiedelt und mussten die Küste verlassen. Weitere 10.000 flüchteten nach Honduras.

1980 unternahmen die USA einen Versuch, das sandinistische Regime unter Daniel Ortega, welches als kommunistisch galt, zu entmachten. Präsident Reagan veranlasste die militärische Unterstützung von paramilitärischen Gruppen in Honduras, die noch immer Somoza nachtrauerten. Von Honduras aus wurden Überfälle auf die Bevölkerung organisiert und Anschläge auf die Infrastruktur unternommen.

Bei den ersten wirklich freien Wahlen 1984 jedoch setzten sich die Sandinisten trotz der Interventionen der USA durch. Internationale Wahlbeobachter bescheinigten eine saubere Wahl. Der internationale Gerichtshof in Den Haag verurteilte die USA zu 2,4 Millionen Dollar Strafgeld wegen deren Interventionen in Nicaragua. Die USA weigerten sich jedoch mit Unterstützung von El Salvador und Israel, diese Strafzahlungen an Nicaragua zu leisten.

1990 gab es erneut Wahlen, bei denen das antisandinistische Bündnis mehr als 55% der Stimmen erhielt. Es bestand aus 14 konservativen Parteien und warb mit Frieden und der Aussöhnung mit den USA sowie dem Ende des Embargos, das die USA erlassen hatten. Zu diesem Zeitpunkt war die Inflation ins Unermessliche (3000%) gestiegen und Arbeitslosigkeit sowie die Wirtschaftssanktionen machten Nicaragua schwer zu schaffen.

Die Situation blieb angespannt, aber es konnte sich eine neue Regierung mit Opposition bilden. Gleichzeitig bewaffneten sich einige radikale Gruppen im Land. Sie nannten sich Recontras in Anlehnung an die Contras, die gegen die Sandinisten gewesen waren.

Die Präsidentin Violeta Chamorro Humberto Ortega schaffte es, eine Revolte zu verhindern, indem sie einen der Sandinisten zum Oberbefehlshaber der Armee machte und allwöchentlich mit allen Parteien sprach. Sie stammte aus einer einflussreichen Familie und die Presse war auf ihrer Seite, was ihr half, ihre Macht zu festigen. Violeta Chamorro Humberto Ortega konnte zahlreiche Reformen durchsetzen, unter anderem auch ein Sparprogramm, eine Verkleinerung des Verwaltungsapparates und des Militärs sowie eine Agrarreform. In dieser Legislaturperiode wurden zahlreiche staatliche Güter und Ländereien an Privatpersonen übertragen. Diese Affäre, die als Piñata bezeichnet wird, ist bis heute nicht wirklich aufgeklärt worden und hat dem Ansehen der Regierung geschadet.

1996 gewann die Alianza Liberal die Wahl und Arnoldo Alemán wurde Präsident. Gemeinsam mit Daniel Ortega hat er in Richtung eines Zweiparteienstaates gearbeitet. Er blieb bis 2001 im Amt, wurde aber massiv der Korruption und Vetternwirtschaftbeschuldigt. 2003 wurde er zu 20 Jahren Haft verurteilt, steht aber bisher nur unter Hausarrest.

2001 trat Daniel Ortega von den Sandinisten als Kandidat für die Präsidentenwahl erneut an, aber es gewann die liberal-konservative Partei mit Enrique Bolaños an der Spitze. Dieser ging streng gegen die Korruption vor, die unter Alemán geherrscht hatte. Allerdings gerieten auch seine Antikorruptionskampagnen unter Verdacht, Missbrauch zu fördern. Wieder wurden Staatsgüter auf dubiose Weise privatisiert.

2005 hatte die Opposition die Mehrheit im Parlament und erließ Gesetze, die zur Amtsenthebung Bolaños führten.

Bei den Wahlen 2006 trat der ehemalige Guerillaführer Daniel Ortega erneut an und kam so nach 16 Jahren wieder zurück an die Macht. Alle 11.000 Wahlbeobachter (mit Ausnahme derjenigen aus den USA) bescheinigten eine saubere Wahl. Seit Januar 2007 ist Daniel Ortega also wieder rechtmäßiger Präsident Nicaraguas. Sein Null Hunger Programm, das in Schulen kostenfreie Mahlzeiten einführte, wurde durchweg positiv angesehen.

2011 trat Ortega, der laut Verfassung eigentlich nicht erneut hätte antreten dürfen, infolge einer umstrittenen gerichtlichen Entscheidung wieder zur Wahl an. Mit mehr als 60% der Stimmen wurde er wiedergewählt. Einige Wahlbeobachter sprachen jedoch von Unstimmigkeiten. Am 7. November 2016 wurde Daniel Ortega noch einmal gewählt und damit im Amt bestätigt.

Wirtschaft

Nicaragua ist ein von Landwirtschaft geprägter Staat. Leider ist diese Basis der Wirtschaft recht anfällig für Naturkatastrophen, Weltmarktpreise und Umwelteinflüsse. Es kommt auch immer wieder zu Wasserknappheit, mit der die Farmer zu kämpfen haben.

Das Hauptexportgut Nicaraguas ist Kaffee. Weitere Exportgüter sind Schrimps, Tabak, Milch und Rindfleisch.

Die Industrie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt. Es gibt Textilverarbeitung, Zigarrenfabriken und Goldminen. Der Tourismus entwickelt sich zunehmend und wird auch politisch gefördert.

Die Staatsverschuldung von Nicaragua war im Jahr 2000 so hoch, dass das Land auf der Liste der am höchsten verschuldeten Staaten der Erde ganz vorne rangierte. Die Weltbank und der IMF erließen teilweise die Schulden Nicaraguas unter bestimmten Bedingungen. Im Zuge der Erfüllung dieser Bedingungen wurden staatliche Unternehmen privatisiert und die Wirtschaft für ausländische Märkte zugänglicher gemacht.

Klima

Das Kima wird beeinflusst von der Lage zwischen dem 11. und 15. Breitengrad, von den Einflüssen von Pazifik und Atlantik sowie von den teils 2.400 Meter hohen Gebirgen im Norden des Landes. Das Klima in Nicaragua ist tropisch. Die Temperaturen bleiben das ganze Jahr über ähnlich hoch. Die jahreszeitlichen Unterschiede sind gering ausgeprägt.

In den tieferen Ebenen auf Meeresniveau liegen die Temperaturen zwischen 21 (nachts) und 33 (tagsüber) Grad Celsius. Im Mai, dem heißesten Monat, können maximal 38 Grad erreicht werden.

In den Bergregionen zwischen 800 und 1.600 Metern Höhe liegen die durchschnittlichen Temperaturen zwischen 15 und 17 Grad Celsius. In höher gelegenen Regionen wird es entsprechend kühler.

Die Niederschlagsmengen