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© 2018 Harald Grundner
Idee und Text: Harald Grundner
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH,
Norderstedt
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Printed in Germany
ISBN 978-3-7528-8176-9
Das Wort Innovation ist in Aller Munde. Wir müssen innovativ sein, um den Anschluss im globalen Markt nicht zu verlieren, um mit anderen Ländern, Unternehmen Schritt zu halten, um verlorenen Boden wieder gut zu machen, um ...
Aber was ist Innovation? Dazu zwei Definitionen Innovation ist eine am Markt durchgesetzte neue Kombination bzw. eine neue Kombination, die den Markt durchdrungen hat.
Innovation schafft Neues und zerstört bisweilen Altes.
Schumpeter, J.A.
Wissenschaftlich‐technische Innovation kann ohne soziale und kulturelle Innovation nicht erfolgreich sein. Je durchschlagender und radikaler die wissenschaftstechnischen Objekte oder Technologien sind, desto höher der Anteil an kultureller und sozialer Innovation, um das Paket, in dem Neuerung kommt, in den gesellschaftlichen Kontext einbetten zu können.
Nowotny, H.
Das Thema Innovation ist spannend und facettenreich, da es uns die Chance eröffnet und uns herausfordert heute darüber nachzudenken, wie unsere Umgebung in 5, 10, 20 Jahren aussehen soll, mit welchen Produkten wir umgeben sein werden und welche neuen Möglichkeiten sich uns dann bieten werden. Regierungen, Forschungsinstitute und einige Unternehmen scheuen den Aufwand Basisinnovationen zu „entdecken“ nicht, wissend, dass diese nur die Basis weiterer Entwicklung darstellen. Verbesserungs- und schließlich Anpassungsinnovationen bringen durch weitere Arbeit und Investitionen das in Basisinnovationen Erarbeitete in die für den Markt verwertbare Form und in den Markt.
Wie entdeckt man Innovationen? ... Wie entwickelt man Innovationen?
Diese und daraus abgeleitete Fragen versucht das Buch zu beantworten. Es zeigt Methoden und Werkzeuge auf, die dabei helfen den Innovationsprozess zu gestalten und diesen unterstützen. Dabei sollen sowohl die aktuelle Bandbreite der verfügbaren Methoden - von klassisch bis agil – als auch die Möglichkeiten aufgezeigt werden, diese zu kombinieren. Generelles Ziel ist es, das Beste aus den heute noch getrennt gesehenen Welten zur Gestaltung optimaler, innovativer Produkte einzusetzen. Innovative Produkte mit hohem Nutzen, welche vom Kunden als wertvoll betrachtet und nachgefragt werden; Produkte entsprechend der Definition von Innovation.
Hinweis - Begriffsbestimmung
Alle maskulinen Personen – und Funktionsbezeichnungen beziehen sich in gleicher Weise auf alle Geschlechter.
Produkt umfasst Dienstleistung, Hardware, verfahrenstechnische Produkte, Software oder Kombinationen daraus. Ein Produkt kann materiell (z. B. Montageergebnisse, verfahrenstechnische Produkte) oder immateriell (z. B. Wissen oder Entwürfe) oder eine Kombination daraus s ein.
Innovare bedeutet erneuern oder auch verändern. Das Wort ist von den lateinischen Begriffen innovare - erneuern und innovatio - etwas neu Geschaffenes abgeleitet. Der Begriff stammt aus dem kirchlichen, römisch – katholischen Umfeld. Aufgenommen in den Wortschatz des Kirchenlateins wurde er in der Zeit der Inquisition. „Innovate“ war der Ruf oder die Aufforderung der Albigenser- oder Katarer-Priester an ihre Gläubigen, sich über das geltende Werteverständnis Klarheit zu verschaffen, es zu überdenken und ihren Glauben zu erneuern.
Der gesellschaftlich‐technologische Wandel wird mittels zweier Innovationsmodelle, dem Nachfragesog‐Modell (demand pull) und dem Technologieschub‐Modell (technology push) beschrieben. Beide Modelle basieren auf der Vorstellung von Gleichgewicht und Kreislauf ohne nachhaltige Veränderung. Ergänzend dazu besteht die Möglichkeit von wirtschaftlichen Anstößen, die aus sich heraus Wandel erzeugen und vorantreiben. In diesem System ist der Unternehmer der „Wirt“ der Entwicklung, da er nur das System bedient.
Die weit über die Produkt-Innovation hinausgehende Interpretation von Innovation basiert auf den Ausführungen von Joseph Alois Schumpeter (1883 bis 1950), National Ökonom - Stationen Graz, Universität Bonn (1925-1932), Harvard-University (1932 – 1950). Schumpeter wird als der Innovationspionier, als Begründer der Innovationsforschung und -lehre, als Vater des Innovationsbegriffs bezeichnet.
Schumpeter definiert: Innovation ist die Aufstellung einer neuen Produktionsfunktion.
Die Produktionsfunktion beschreibt das Verhältnis von Faktoreinsatzmengen, dem „Input“, zu Ausbringungsmenge, dem „Output“. Produktionsfaktoren sind:
Die Produktionsfaktoren wirken im Rahmen der Erstellung einer (Dienst‐) Leistung oder eines Produktes zusammen. Betriebswirtschaftlich gesehen, werden die Produktionsfaktoren miteinander „kombiniert“.
Schumpeter weiter: Als Innovation verstehe ich die Veränderung der Kombination von Produktionsfunktionen. Diese Veränderungen bestehen primär aus Veränderungen
Daraus resultieren 3 Schwerpunkte für Innovation
mit den drei möglichen Ausprägungen
Das Buch nutzt die von Schumpeter getroffene Definition für Innovation und mit dieser zusammenhängenden oder aus dieser abgeleiteten Festlegungen als Basis und beschreibt:
Dies kann geschehen indem gegenseitige Beziehungen von Dingen und Kräften verändert d.h. bisher getrennt gesehene vereint oder aktuell kombinierte, zusammenwirkende voneinander getrennt werden.
Der Begriff Entrepreneur kommt aus dem französischen und bedeutet eigentlich „unternehmen“. Damit ist der Entrepreneur ein Unternehmer, aber nicht jeder Unternehmer ein Entrepreneur.
Der Entrepreneur ist innovativ, indem er mit kreativen Ansätzen bestehende Strukturen aufreißt und im Folgenden die Einzelteile in veränderter Weise neu sortiert und in Beziehung zueinander setzt. Er packt Dinge an, räumt hartnäckige Widerstände aus dem Weg, sieht Möglichkeiten realistisch, wagt Unsicherheit und unvorhersehbare Risiken um das Neue durchzusetzen. Indem er das tut, katapultiert er das Unternehmen und den Markt auf neue Bahnen. Dazu braucht er, neben angemessenem Kredit und Entscheidungsgewalt personengebundene Fähigkeiten wie bsph. Initiative, Autorität, Voraussicht. Entrepreneure sind hoch vernetzt.
Damit ist der Entrepreneur ein Unternehmer, aber nicht jeder Unternehmer ein Entrepreneur.
Innovationen sind für den Entrepreneur die Ausdrucksform wirtschaftlicher „Dynamik“. Die Aussicht auf Unternehmergewinn, weil die neuen Kombinationen notwendig vorteilhafter sind als die alten, löst bei ihm innovatives Handeln aus.
Entrepreneur ist kein Beruf und kein Dauerzustand. Das ist der Unterschied zum Erfinder, der das Neue entwickelt, aber nicht dessen Durchsetzung am Markt. Aber Entrepreneure brauchen Erfinder und Entwickler um erfolgreich zu sein. Denn so Schumpeter: „Ohne Entwicklung kein Unternehmergewinn, ohne Unternehmergewinn keine Entwicklung“.
In manchen Unternehmen gibt es die Rolle des Mentors, einer Art Entrepreneur, dessen Aufgabe es ist, Teams und deren innovative Arbeit zu fordern und zu fördern und deren Ergebnisse im/ dem Unternehmen zur Vermarktung zu „verkaufen“. Die Außenwirkung der Mentoren, also das von Schumpeter geforderte offensive, bisweilen die Märkte mit der Innovation aufrollende Vorgehen, ist in deren Rolle nicht verankert.
Der Bankier stattet den Entrepreneur über den Akt der Kreditgewährung mit Kaufkraft aus.
Die Gewährung des Kredits ermöglicht es dem Unternehmer, die Produktionsfaktoren, die er benötigt, der bisherigen Verwendungen zu entziehen. Damit zwingt er Unternehmen und Markt in neue Bahnen. Der Kredit ist also der Hebel für diesen Güterentzug und die Initialzündung für die Neu-Kombination der Produktionsfunktionen.
Der betriebswirtschaftliche Verantwortliche/ Finanzvorstand nimmt in Unternehmen die Rolle des Bankiers ein. Er trägt einen wesentlichen Teil zum Erfolg des Unternehmens durch Innovationen bei. Voraussetzung dafür ist einerseits ein fundiertes Vertrauensverhältnis zum Entrepreneur/ Mentor, um die von diesem beantragten Mittel freizugeben und andererseits aber auch ein stringentes, aber die Innovation nicht im Keime erstickendes Controlling.
An die Stelle des Bankiers als Finanzierungsquelle unterstützen heute Founder, Family und Friends - die 3F’s, sowie „Business Angels“ – branchenerfahrene, vermögende Privatinvestoren, ehemalige Gründer/ Innovatoren, welche über spezifisches Know‐how und Netzwerkbeziehungen verfügen - innovative Gründungen/ Startups.
Innovationsprozesse bleiben heute nicht mehr allein den Unternehmern überlassen. Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, sind auf vielfache Weise eng miteinander verflochten, wodurch das zukünftige Innovationsgeschehen neue Organisationsformen fordert.
Innovation läuft in vier Phasen ab
Da der Entrepreneur den Markterfolg erringen will und „wagt um des Wagens willen“, aber andererseits kaufmännische Redlichkeit gefordert ist, ist die Diffusion mit dem Controlling, dem Überwachen der Wirtschaftlichkeit der Innovation am Markt zu kombinieren. Daher sollte der vierte Schritt als Diffusion/ Controlling verstanden werden.
Innovationen bedingen massive wirtschaftliche Datenänderungen, deren Auswirkungen mit herkömmlichen Reaktionsmustern nicht aufzufangen sind. Sie lösen zyklische Wirtschaftsschwankungen aus, was als Ausdrucksform wirtschaftlicher „Dynamik“ verstanden werden kann.
Der „ruckartige, diskontinuierliche“ Verlauf von Markt- und Wirtschaftsschwankungen beruht auf der Tatsache, dass neue Kombinationen sich nicht in der Zeit gleichmäßig verteilt durchsetzen, sondern die neuen Kombinationen scharenweise, wenn überhaupt auftreten. Im Rahmen der Diffusion der Innovation bricht der Entrepreneur technologische und wirtschaftliche Widerstände. Der Markteintritt von Nachahmern/ Imitatoren wird dadurch nachhaltig erleichtert. Gleichzeitig bewirkt das Entfernen von Hindernissen zweierlei: auch andere Branchen profitieren von der Innovation und bedingt durch tragfähige neue Geschäftsmodelle wird die Kreditvergabe der Banken gelockert. Gesamtheitlich gesehen wird das Gesamtsystem aus dem Gleichgewicht gebracht.
Alle diese Faktoren zusammengenommen, haben Innovationen einen ambivalenten Charakter. Sie bringen einerseits Neuerungen, setzen Kombinationen und Methoden durch, zerstören aber andererseits bestehende Strukturen und Werte. Innovationen entwerten vorhandene Technologien und Fähigkeiten der Arbeitskräfte weitgehend; neue Unternehmen werfen alte gnadenlos aus dem Markt.
Nach dieser Aufschwung Phase (1) verliert die Welle durch Schmelzen des Vorsprungs und Ausweitung der Angebotsmenge an Dynamik. Preiswettbewerb setzt ein und zwingt zu Kostenreduktion. Das Abwachsen des Marktes bedingt, dass die Innovationstätigkeit eingeschränkt wird und vermehrt Wettbewerber aus dem Markt ausscheiden. Der Markt ist in der Rezession (2).
Die drei Faktoren Innovation, Imitation und Übernahme in andere Branchen gemeinsam betrachtet verdeutlichen, dass Innovationen verschiedene Lauflängen haben und verschiedene Innovationen auf dem Rücken anderer in kürzeren Perioden ablaufen. Dieses Faktum erklärt auch, warum Basis-Innovationen selten bis überhaupt nicht in ihrer endgültigen Form, sondern „scheibchenweise“ als (Teil-)Innovationen in den Markt gelangen.
Diesen Umstand hat der sowjetische Wissenschaftler Nikolai Kondratjew empirisch an Hand von Daten aus Deutschland, Frankreich, England und den USA untersucht und seine Theorie der langen Wellen der Konjunktur (1926) formuliert und festgestellt, dass die kurzen Konjunkturzyklen von langen Konjunkturwellen überlagert werden. Diese 40 bis 60 Jahre dauernden „Langen Wellen“ bestehen aus einer länger andauernden Aufstiegs-phase und einer etwas kürzeren Abstiegsphase, wobei die Talsohle nach durchschnittlich 52 Jahren durchschritten wird.
Der Ausgangspunkt für die Langen Wellen sind Paradigmenwechsel und die damit verbundenen innovations-induzierten Investitionen: In Zeiten guter Konjunktur wird massenhaft in neue Techniken investiert und damit ein Aufschwung hervorgerufen. Hat sich die Innovation allgemein durchgesetzt, verringern sich die damit verbundenen Investitionen drastisch und es kommt zu einem Abschwung, eine Reihe von Jahren mit Rezession. In der Zeit des Abschwungs wird aber schon an einem neuen Paradigma - Basisinnovation gearbeitet.
Betrachtet man die zu Formulierung der Theorie genutzten und die seit ihrer Veröffentlichung aufgetretenen Zyklen, so ergeben sich folgende:
Frühmechanisierung; Industrialisierung in Deutschland;
Elektrotechnik-, Chemie-, Schwermaschinen-Kondratjew
Abbildung 1 Kondratjew-Zyklen seit 1780
Betrachtet man die Periode von durchschnittlich 52 Jahren und die durchschnittliche Dauer des Aufschwungs als gegeben, so befindet sich der 5. Kondratjew – Zyklus aktuell (2018) an seinem Scheitelpunkt und die Abschwung Phase beginnt. Damit könnte es in den nächsten 20 Jahren Durchbrüche in wichtigen wissenschaftlichen Gebieten geben.
Als Technologie-Kandidaten eines sechsten Kondratjew-Zyklus gelten nach Leo A. Nefiodow – Vordenker der Informationsgesellschaft und Mitglied der Arbeitsgruppe „Our Future Economy“ des Club of Rome - unter anderen:
Die World Future Society hat in ihrem Sonderbericht 2005 folgende 9 Schwerpunkt-Trends und deren Folgen für die Zukunft skizziert.