© 2018 Hedwig Maria Lutz

Umschlaggestaltung, Illustration: Hedwig Maria Lutz

Lektorat, Korrektorat: Hedwig Maria Lutz

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7460-5847-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

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Du liebst deine Aufgabe am Arbeitsplatz, wirst ihr mehr als gerecht, du gibst dich kollegial und aufgeschlossen, freundlich, mit Sitzfleisch und Engagement, bist erfolgsorientiert, zuverlässig, geradlinig mit profitablen Ideen für das Unternehmen und hälst dich an Firmenvorgaben wie es sich gehört?

Ich sage dir:
Du bist ein Problem!

Denn Jemand wird dich wahrscheinlich bald für einen gefährlichen Kollegen halten. Deshalb lege ich dir dieses Buch zu Füßen, damit du gewappnet bist, für das Duell mit der obskuren Mobber-Brut.

Ich wünsche dir die Entschlossenheit eines Kämpfers im Ring, eine gesalzene Portion Mut, stattliches Stehvermögen und ein befreiendes Leseerlebnis.

Die Autorin
Hedwig Maria Lutz

Inhalt

  1. Betrachtungen eines Pragmatikers
  2. Aus dem Nähkästchen der Theorie
  3. Früherkennung als Erfolgsmodell
  4. Die Charaktere einer obskuren Brut
  5. Eine schäbige Zeitrechnung
  6. Der Preis einer ungesunden Angelegenheit
  7. Denkmanöver – 5 x Mobbing
  8. Mit dem WARUM zur neuen Sichtweise
  9. Die erprobte 9-Punkte Empfehlung
  10. Von Fürsorgepflicht und Mehrgewinn
  11. Zeit zu lärmen

Stärke
wächst nicht aus körperlicher Kraft,
vielmehr aus einem unbeugsamen Willen.

Mahatma Gandhi

1 Betrachtungen eines Pragmatikers

Der bekannte Verhaltensforscher Konrad Lorenz prägte in den Neunzehnhundertsechzigern den Begriff »Mobbing«. Er bezeichnete damit Gruppenangriffe von Tieren auf einen Fressfeind oder andere überlegene Gegner. Ein Verteidigungsverhalten bei Tieren also, wurde ursprünglich so genannt. Mobbing leitet sich eigentlich vom englischen »mob« ab und bedeutet so viel wie »zusammengerotteter Pöbelhaufen«, Gesindel, Pack.

Einige Jahre später verwendete der schwedische Arzt Peter-Paul Heinemann diesen Begriff für ein Phänomen, dass Gruppen eine sich von der Norm abweichend verhaltende Person attackieren.

Somit war der Bogen vom Tier zum Mensch gespannt.

Bekannt in der heutigen Bedeutung wurde der Begriff erst in jüngerer Zeit. Der Psychologe und Mediziner Heinz Leymann forschte ab den späten Neunzehnhundertsiebziger Jahren lange Zeit über das Verhalten in der Arbeitswelt. Als er seine wissenschaftlichen Ergebnisse kurz vor der Jahrtausendwende dann endlich der Öffentlichkeit präsentierte, war das Interesse dafür recht verhalten.

Die Situation hat sich mittlerweile jedoch grundlegend verändert.

Mobbing generell, und speziell am Arbeitsplatz hat sich zu einem brisanten Thema unserer Zeit entwickelt.

Der Wachstumszwang der Unternehmen, nicht selten von machtbesessenen gutsherrenartiger Managervorstellungen forciert, geht mit steigendem Konkurrenzdruck durch alle Mitarbeiteretagen bis in die untersten Ebenen der Arbeiterschicht einher.

Das System Mobbing besitzt unbändig bedeutsame Sprengkraft. Für die Unternehmen gleichermaßen wie für die Mitarbeiter. Man kann sagen: Mobbing ist modern geworden, und aus Sicht der Erwerbstätigen ein Schreckgespenst das mit persönlicher Vernichtung, Arbeitsplatzverlust und sozialem Abstieg einhergeht.

Die Forschungen über das lästige Phänomen wurden intensiviert.

Und inzwischen liegen vielschichtige Untersuchungen und Reportagen vor, von namhaften Wissenschaftlern in mühevollen Langzeitstudien erstellt. Es wurden hochinteressante Informationen und Erkenntnisse über dieses Phänomen gesammelt. Wer, wie und wie lange gemobbt wird wurde in endlosen Exeltabellen ausgewertet. Welche Berufsgruppen am meisten, welche Personen am wenigsten betroffen sind, wo man Mobbing häufig findet und wie es sich auf die Betroffenen auswirkt.

Auch wenn man einen tiefen geistigen Diener vor diesen Arbeiten macht, sind solche Zahlenreihen zwar äußerst aufschlussreich (genau genommen sind diese Ergebnisse mehr als alarmierend), aber bedrucktes Papier im Stapel ist geduldig und wenig emotional.

Mobbing jedoch ist sehr emotional.

Und Mobbing ist kriminell.

Es ist ein schwerwiegendes seelisches Verbrechen an Mitmenschen, an Arbeitskameraden, an Jedermann den man aus irgendeinem Grund nicht leiden kann.

Mobbing zerstört Menschenleben und Firmenerfolge.

Alle Hochachtung für die gesammelten Daten, die zweifelsohne als Grundlage für eine Bekämpfung dieser Kuriosität wichtig und sehr wertvoll sind.

Trotzdem nimmt die Zahl der Betroffenen immer weiter zu. Krankmeldungen häufen sich, Arbeitskraft geht verloren. Und in den Unternehmen treiben indes ganze Mobberclans unbehelligt ihr menschenverachtendes und firmenschädliches Unwesen.

Noch wichtiger als Zahlen und lexikalische Einträge wären doch Taten.

Es müsste sich endlich etwas bewegen!

Was aufwendige Forschungen über Mobbing alles an den Tag befördert haben ist ausgesprochen bemerkenswert, interessant und eindrucksvoll ist es sowieso.

Auch WARUM gemobbt wird ist erforscht.

Jedoch wird der Punkt über das WARUM in der Theorie überdurchschnittlich sanft beleuchtet. Man könnte sogarauf die Idee kommen, dass die Sache absichtlich unterbelichtet wird.

Vermutlich nicht ganz ohne Grund.

Denn diese Frage birgt bei genauerem Hinsehen durchaus eine bestimmte Explosivität. Man weiß es ja: Brühwarme Themen sollte man lieber mit banalen Worten umschreiben - oder im Zweifel – möglichst tief im Acker ruhen lassen, wenn man bei Freunden nicht in Ungnade fallen will.

Klingt nach Politik. Ist es gewissermaßen auch.

Nette Worte, die niemanden wehtun, sind schön und gut, aber wenn es um die Gesundheit von Menschen geht, um Arbeitskraft und Lebensqualität, wird vornehme Zurückhaltung zur Feigheit.

Und der Pöbel bläht sich immer weiter auf und etabliert sich in den Betrieben ungestört weiter

Konrad Lorenz, ein wacher Kopf und ausgezeichneter Beobachter, hat in seinen Berichten vom »Fressfeind« und vom »überlegenen Gegner der attackiert wird« gesprochen.

Eine wahrlich aufschlussreiche Definition, die nicht nur atemberaubend informativ daher kommt, sondern für Betroffene sogar eine völlig neue Sichtweise auf das Thema eröffnet.

2 Aus dem Nähkästchen der Theorie

Jeder siegeshungrige Heerführer studiert den Gegner bis ins Detail bevor er in die Schlacht zieht und der erfolgreiche Spitzenverkäufer kennt seinen Kunden besser als dieser sich selbst.

Die Kunst eines ausgezeichneten virtuosen Streiters und die Taktik eines kampferfahrenen Siegers besteht darin den Gegner in der Arena »zu lesen«, die individuelle Verhaltensweise in Bezug auf den Angriffsablauf des Kontrahenten zu studieren und entsprechend sein eigenes Vorgehen festzulegen.

Der Matador in der Stierkampfarena beherrscht diese Methode perfekt, der Fussballstar auf dem Spielfeld wendet sie an, der Medaillengewinner bei Olympia ebenso, und für den Gladiator in der Antike war sie die beste Lebensversicherung.

Trotzdem brauchen alle Wettkämpfer eine angemessene Grundausbildung.

Jeder Mobbingbetroffene tut deshalb gut daran sich zunächst etwas trockenes Basiswissen zum Thema und über die Szene anzueignen, bevor er den Meuchlern den Kampf ansagt.

Apropos: Man mag den Matadorenvergleich ethisch verwerflich finden, aber genau genommen geht es bei Mobbing ebenso um »Überleben« oder »Tod«, nur dass wir es hier vorzugsweise »bleiben« oder »gehen« nennen.

Wie gesagt, das kleine Einmaleins gehört zur Grundausbildung dazu. Und darum gleich ein paar elementare Informationen über Mobbing:

Während die erstere Position, so gesehen ja lediglich eine Ausweitung aus der Gesellschaft in die Wirtschaft aufzeigt, ist die zweite dagegen hoch alarmierend. Man muss sich diese Tatsache einmal langsam auf der Zunge zergehen lassen.

Firmeninhaber, Aufsichtsrat, jede Führungsebene und taugliche Mitarbeiter dürfen sich ungeniert ernsthafte Gedanken darüber machen, ob es nicht an der Zeit wäre, solchen feuchtkalt destruktiven Amtsbrüdern endlich den seidenen Schlips vom Hemd zu nehmen.

Gauner wie sie verpesten lange Jahre das Betriebsklima, dezimieren Arbeitskraft, schmälern Umsätze, buxieren systematisch sauber fähige, an einem positiven Firmenergebnis interessierte, kollegialdenkende Berufsgenossen ins Abseits.

Man stelle sich vor, dass genau denen dann auch noch die »Ehrennadel in Gold« für langjährige Betriebszugehörigkeit verliehen wird. Womöglich mit einem dicken Bonuspaket, Sonderurlaub und Blümchen für die Gattin.

Gründe dafür sind bitter ungeeignete Führungsqualitäten der Arenenverwaltungen, starre Hierarchien, fulminante Fehlbesetzungen von tragenden Stellen in der Belegschaft, das bereits angesprochene Verhalten langjähriger Bediensteter und damit einhergehender erbarmenswürdiger Abläufe.

Vorsicht: Blendwerk! Die Erfahrung zeigt eindeutig, dass Aussagen dieser Art, von ganz bestimmten Personen, jene nette Umschreibung dessen ist, was lieber tief im Acker verborgen bleibt.

2.1 Basiswissen: Wer gegen Wen

Im Wesentlichen wird Mobbing am Arbeitsplatz in drei Unterarten zerpflückt.

Das Staffing

Beim Staffing mobben Mitarbeiter ihren direkten Vorgesetzten.

Untergebene versuchen ihren unmittelbaren Gruppenvorsteher systematisch fertig zu machen und möglichst aus der Firma zu drängen. Seine Vorgaben, seine Erwartungen an die Dienerschaft, seine Zielsetzungen und Forderungen sind unbeliebt und werden nicht akzeptiert. Der Vorgesetzte befindet sich in einer existenziell destruktiven Sandwichposition zwischen übergeordneter Instanz und Untergebenen.

Staffing geht meist von einer Gruppe oder einer gesamten Abteilung aus. Im Wissen um die Vorgesetzteneigenschaften bemühen sich mobbende Mitarbeiter peinlichst darum mögliche Rückschlüsse auf ihre Person zu vertuschen und richten ihr Handeln dementsprechend verdeckt aus. Staffing beinhaltet daher kaum, direkt erkennbare Mobbingattacken, sondern geschieht aus dem diffusen Untergrund heraus. Es werden zum Beispiel Gerüchte gestreut, Intrigen geschmiedet, Bündnisse mit Gleichgesinnten genutzt. Arbeitsprozesse werden sabotiert, Ergebnisse manipuliert, dem Vorgesetzten unter Umständen üble Affären, Verstöße oder unprofessionelles Führungsverhalten untergeschoben.

Das Bossing

Beim Bossing mobbt der Vorgesetzte den untergeordneten Mitarbeiter.

Hier ist das Opfer meist eine ungeliebte Einzelperson. Ob das Mobbing tatsächlich vom Teamleiter selbst ausgeht, es lediglich akzeptiert wird oder er es bewusst unterstützt, lässt sich in der Praxis häufig schwer einschätzen. Mobbende Chefs gehen besonders ausgeklügelt vor. Sie nutzen geschickt ihre Machtposition aus. Wenn ein Vorgesetzter einen Rangniedrigen systematisch drangsaliert, dann spricht das nie für seine Fähigkeit als Führungsperson. Chefs mit fachlichen Defiziten lenken mit Erniedrigungen von Untergebenen von ihrem eigenen Versagen ab.

Bossing ist die Folge von dilettantischen Fehlbesetzungen. Auffallend dabei ist, dass sich mobbende Vorgesetzte überdurchschnittlich lange an ihren Positionen halten während in der ihnen unterstellten Abteilung das Mitarbeiter-Massensterben tobt.