Impressum
1. Auflage (2015)
2. überarbeitete und erweiterte Auflage (2018)
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN-13: 9-783746-004440
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Meinen Kindern – den geborenen und den ungeborenen.
Mögen sie dereinst die Fahne aufnehmen, die Fackel weitertragen.
Baum-Stamm-Baum
Aus der tiefen dunklen Klamm
ragt heraus ein mächt'ger Stamm,
dessen Krone weit verzweigt
in den blauen Himmel reicht.
Den Ästen in den hohen Sphären
wäre viel noch zu erklären,
allein, es interessiert sie nicht
sind sie doch direkt am Licht.
Wie können sie auch wissen
wie es ist den Stamm zu missen,
und der Wurzeln festen Halt
im Granit und im Basalt.
Von den Mühen alter Tage
redet keiner heutzutage,
vom Wachstum künden die Parolen
bis sie wird der Teufel holen.
Nutzt kein Jammern und kein Klagen
der Stamm wird ihn tragen
bis zum jüngsten Tage hin:
den pompösen eitlen Baldachin.
Dominik Siegwart
(Bäckermeister und Schriftsteller, geb. 1981)
"Irgendwo musste wieder ein Anfang gemacht werden mit dem Erhalten und Bewahren, und jemand musste sich auf die eine oder andere Art damit befassen, musste erhalten und bewahren, in Büchern, in Archiven, in den Köpfen der Menschen, gleich wie, solange nur Schutz bestand gegen Motten, Rost und Moder - und gegen Männer mit Streichhölzern."1
Ray Bradbury
(amerikanischer Schriftsteller, 1920-2012)
"Die beste Art und Weise, ein wissenschaftliches Fachgebiet zu vermitteln, besteht darin, es auszustellen, zu lehren und in einem Buch darüber zu schreiben.“2
Albert Jacquard
(französischer Schriftsteller, 1925-2013)
Der Genealoge sieht sich Zeit seines Forscherlebens vor allem von zwei großen Gefahren bedroht:
Erstens schwebt er ständig in Versuchung, bequeme Abkürzungen einzuschlagen, sich Arbeit zu ersparen und Andere sich den Kopf zerbrechen zu lassen. Gibt er sich dieser Versuchung hin, übernimmt er aufgepickte Daten und Berichte ungeprüft und trägt so dazu bei, dass fragwürdige Ergebnisse durch sein falsches Handeln den Anschein von Seriosität erhalten. Mag die Verlockung auch noch so groß sein - ein Genealoge hat stets kritisch zu sein. Und zwar nicht nur Anderen gegenüber, sondern auch und vor allem zu sich selbst. Nicht umsonst ist die Genealogie eine Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaft - und diese lebte und praktizierte stets einen kritischen Geist, der in der Quellenkritik seinen professionellen Ausdruck findet.
Doch eben da kommt die zweite große Gefahr ins Spiel, die quasi die andere Seite obiger Medaille darstellt - nämlich aus lauter Zweifel niemals zu einem Ergebnis zu kommen. Es liegt in der Natur der Sache, dass man in der Familienforschung - wie in der Geschichtswissenschaft auch - niemals zu einem befriedigenden Ende kommen wird. Immer wird etwas offen bleiben, immer wird man an Grenzen stoßen, immer wird es einen letzten Restzweifel geben. Viele herausragende Genealogen haben daher ihr Leben lang gesammelt - aber niemals veröffentlicht. Sie haben ihre Entdeckungen, ihre Erkenntnisse und ihre Quellen mit ins Grab genommen und damit viele Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre Arbeit im Nachhinein entwertet und vernichtet. Niemals darf der notwendige professionelle Zweifel dazu führen, dass so etwas Wiederholung findet. Der Genealoge muss von Zeit zu Zeit seine Ergebnisse veröffentlichen - auch wenn er weiß, dass es letztlich nur Stückwerk sein kann, was er präsentiert. Doch nur so kann er sein Wissen mit anderen Forschern teilen, die dann ihre eigenen Ergebnisse abgleichen und so Irrtümer und Falschannahmen aufdecken, bzw. ihr Wissen zur Ergänzung beisteuern können.
Vorliegende Schrift ist sich des oben aufgezeigten Spagates bewusst und versteht sich daher als Zwischenergebnis, welches mit Sicherheit Ergänzungen erfahren wird, aber bereits zum heutigen Zeitpunkt als Grundlage für weitere Forschungen und zur Information aller Familienmitglieder und interessierter Genealogen dienen kann und soll.
Offenburg, im November 2015
Dominik Siegwart
„In einer stillen Stunde habe ich mich nochmals in Ihre Chronik der Glasmacherfamilie Siegwart vertieft. Als jemand, der ab und zu auch etwas zu Papier bringt, ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen ganz herzlich zu Ihrer Initiative zu gratulieren! Ich weiß, wie viel Arbeit und Mühe dahinter steckt und find es großartig, dass Sie sich die Zeit und Mühe genommen haben, solch detaillierte Recherchen - neben Ihrer beruflichen Tätigkeit - durchzuführen! Meine Hochachtung!“
- Prof. Dr. Ulrich Sigwart (Kardiologe, Genf/Lausanne) -
„Ich habe in letzter Zeit wieder öfter in deine Siegwart-Bücher reingeschaut und muss sagen, dass du da schon viele gute Sachen zusammengetragen hast. Da steckt ein Haufen Arbeit drin und die einzelnen Mosaiksteine bringen mich immer wieder auf Ideen...“
- Jan Siegwart (Webdesigner und Musiker, Luzern) -
„Sehr angenehme, sorgfältig-anschauliche Sprache. Und dann die Idee eines Lexikons! Auf den ersten Blick etwas irritierend, aber dann, immer mehr, höchst spannend. Das eine fügt sich zum andern, der Leser wird angeregt, seine Entdeckungen auf verschiedensten Ebenen auszubauen. Als literarische Form (jedenfalls in diesem Fall und bei dieser Ausgestaltung) - wie gesagt: ebenfalls eine Entdeckung.“
- Dr. Hans Dahler (ehem. Rektor Dt. Gymnasium Biel) -
„Mit diesem Lexikon bekommt die interessierte Leserschaft ein Dokument an die Hand, was sowohl dem fachlich beschlagenen Leser, als auch dem Laien in Sachen Glaserkunst, Informationen liefert. Sowohl über die notwendigen Werkzeuge und Zutaten, als auch über die geschichtliche Entwicklung des Glasblasens wird infomiert. Sachlich und informativ.“
- Robin Siegwarth (2. Verbandsvogt Familienverband Si[e]gwart[h]) -
Fast drei Jahre ist es inzwischen her, dass ich mit dem gerne als "Lexikon" bezeichneten Buch "Die Glasmacherfamilie Si(e)gwart(h) – Chronik, Wappen, Stammbäume, Lexikon" mein bisher umfangreichstes Werk über die Geschichte der (Glasmacher-)Familie Si(e)gwart(h) vorgelegt habe.
Eigentlich keine lange Zeit. Und doch wurde ich während dieser Zeit in einem so großen Umfang mit neuen Daten, Bildern und Erkenntnissen konfrontiert, dass mein laufend am PC aktualisiertes "Schatten-Manuskript" dieses Buches zwischenzeitlich um über 150 zusätzliche Seiten gewachsen und die Zahl der Fußnoten (Endnoten) von 475 auf fast 1200 angeschwollen ist. Die Zahl der farbigen Abbildungen hat sich verdoppelt und inzwischen umfasst das "Schatten-Manuskript" auch mit Hilfe des Internets hergestellte Lagekarten der wichtigsten Glashütten-Standorte. Etliche Fachbücher wurden von mir neu gekauft und durchgearbeitet. Durch die Buchveröffentlichung angestoßene Kontakte verschafften mir Zugang zu weiteren Experten auf dem Gebiet der Glas- und Familienforschung.
Ganz besonders gefreut habe ich mich darüber, dass inzwischen erste fachwissenschaftliche Veröffentlichungen auf meine Arbeiten hinweisen (so z.B. der offizielle Katalog der im schweizerischen "Musée Ariana" in Genf präsentierten Ausstellung "Schnaps und Röst - Emailliertes Glas und Keramik aus der Schweiz, 18. und 19. Jahrhundert"). Weitere ermutigende Rückmeldungen kamen von Familienmitgliedern und Freunden, dafür an dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön! Denn die Zeit, die man in ein solches Buchprojekt steckt, ist nicht in Stunden oder Tagen zu bemessen, sondern in Wochen und Monaten. Finanziell gesehen ein absolutes Drauf-leg-Geschäft, denn zur unentgeltlich geleisteten (Arbeits-)Zeit kommen dann noch die Ausgaben für Literatur, Vereins- und Internetportal-Mitgliedschaften und Ebay-Funde hinzu. Meine private Sammlung an Si(e)gwart(h)-Gläsern, Krügen, Bildern, Werbeschildern, Bierettiketten, Akten, Postkarten und sonstigem Nippes ist inzwischen so umfangreich, dass in unserer Familien-Wohnung die Regale an ihre Kapazitätgrenzen kommen. Und ich hoffe ja, noch etliche Jahre zum Sammeln und zum Forschen zu haben...
Indes war es immer mein Bestreben, nicht den Fehler jener Vorfahren zu begehen, die bereits vor vielen Jahrzehnten als begnadete Ahnenforscher sammelten, sammelten und sammelten - und darüber nicht nur vergaßen, die Informationen zu veröffentlichen, sondern vor allem auch zu notieren, woher sie die einzelnen Informationen überhaupt hatten. Der Historiker nennt dies "Quellenarbeit".
Und so kennen wir heute so manche Überlieferung aus der Vergangenheit, deren Wert wir aber nicht einschätzen können, da unklar ist, woher sie stammt, bzw. wer sie wo genau aufgefunden hat. Dagegen hilft nur, künftig wissenschaftlich zu arbeiten, Spuren zu präsentieren, Quellen aufzuzeigen, Erkenntnisse zur Diskussion zu stellen. Einen weiteren Beitrag werde ich nun selbst leisten - mit der Veröffentlichung der hiermit vorgelegten 2. erweiterten Auflage des oben genannten Buches.
Natürlich hätte ich noch warten können, doch es hat sich zu viel an Neuem angesammelt, was verbreitet werden will, was hinaus muss. Und wer weiß schon zu sagen, wann ich in Zukunft dazu käme, wenn ich es nicht jetzt täte. Zumal die familiären und beruflichen Herausforderungen an mich in den kommenden Jahren wachsen werden. Anders als der klassische Ahnenforscher – zumindest früher ein typisches Beschäftigungsfeld für Rentner – muss ich meinen Blick auch in die Zukunft richten, darf noch nicht auf die Früchte der Vergangenheit zurückblicken.
Völlig bewusst ist mir, dass auch dieser Beitrag zur Erforschung der Geschichte der (Glasmacher-)Familie Si(e)gwart(h) nur Stückwerk ist, nur als Basis für weitere Bemühungen dienen kann. Ein Forscher-Kollege aus dem Kreis der Familie schrieb mir kürzlich, dass „unter den Siegwart-Forschern schon jahrzehntelang Fakten mit Vermutungen vermischt (und) neu zusammengestellt“ wurden, so dass inzwischen niemand mehr sagen könne, was richtig ist, und was falsch. Familiengeschichte besteht aus Geschichte, aber eben auch aus Geschichten. Die Kreuzritter-Sage rund um das „Urwappen“ der Familie zum Beispiel wird wohl nie belegt werden können3 – da diese Geschehnisse einfach zu weit zurück liegen, als dass man noch auf schriftliche Belege hoffen dürfte. Und so „bunt“ wie diese Sage ausgemalt ist, liegt natürlich der Verdacht nahe, es könnte sich um ein „Märchen“ handeln. Aber mit einem gewissen Grad an Ungewissheit werden wir leben müssen und vielleicht sind es ja auch gerade die Geschichten dieser Art, die dem Thema Ahnenforschung die entscheidende Würze geben. Zu allen Daten und Thesen dieses Buches sind die Quellenangaben beigefügt – so möge der geneigte Leser denn selbst beurteilen, für wie belastbar er die einzelnen Quellen hält und wo er im Zweifelsfall selbst noch mal nachfassen möchte.
Offenburg, im Dezember 2017
Dominik Siegwart
Der Familienname „Si(e)gwart(h)“ / „Si(e)gward(t)“ war ein alter deutscher männlicher Vorname (Rufname). Irgendwann im Mittelalter (um 1200 n.Chr.) wurde einer der Vorfahren dann vermutlich mit „Sohn des Siegwart“ bezeichnet. Vornan gestellt wurde dann ein neuer Vorname (also z.B. „Herrmann, Sohn des Siegwart“ = „Herrmann Siegwart“). So wurde dann der eigentliche Vorname zum Nachnamen. Die Bedeutung des Namens kommt aus dem Althochdeutsch:
sigu = „Sieg“ / warth = „Hüter, Schützer“
Diese Ableitung findet sich auch in der Fachliteratur.
Eine weitere (nicht wissenschaftliche) Erklärung lautet, der Name leite sich vom alten Wort siek ab. Damit bezeichnete man eine feuchte Niederung, ein sumpfiges Gelände. Besonders in Ost-Westfalen ist der Begriff häufig verwendet worden und taucht in Flur- und Eigennamen auf. In Schleswig-Holstein liegt (östlich von Hamburg) ein Dorf namens Siek und ein Stadtteil von Bielefeld trägt den Namen Sieker. Ausgrabungsfunde in Sieker deuten daraufhin, dass auf diesem Gebiet bereits um Christi Geburt eine Ansiedlung existierte. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1269.
Vor allem in den Ländern Skandinaviens fand/findet der Familienname auch als Vorname Verwendung, so zum Beispiel in Varianten wie Segol, Sifuert, Sigvard, Siuhl, Siurd, Sivar, Sivard, Siver, Sivert, Sjurd, Sievert, Sigurd, Sigurt, Sigvard, Sigvardt, Sigvart, Sivart, Sivert.
In Schweden beispielsweise ist Sigvard ein klassischer, weit verbreiteter Vorname (ähnlich wie auch die Variante Sigurd, die lange gebräuchlicher war). Der Name setzt sich zusammen aus seger und väktare, was - wie im Deutschen ja auch - "Sieger" und "Wächter" bedeutet, und ist seit etwa 1100 bekannt - die Wurzeln reichen sogar in die vorchristliche (in diesem Falle also nordgermanische) Zeit zurück.4 Von diesem Vornamen leiteten sich z.B. die Nachnamen Sigvardsson ("Sigvards Sohn") und Sigvardsdotter ("Sigvards Tochter") ab.5 Auch der anscheinend aus Island stammende Name Sighvatur dürfte eng verwandt sein.
Daher wurde auch schon vermutet, die Familie könne ursprünglich aus Skandinavien stammen. Freilich ist - wie erwähnt - lediglich die Verwendung des Namens als Vorname ab etwa dem 12. Jahrhundert belegt. Als Familienname taucht der Name dort erst sehr viel später auf und war dann nur wenig verbreitet, was auch damit zu tun haben könnte, dass in Schweden erst sehr viel später als etwa in Deutschland das System erblicher Familiennamen praktiziert wurde.6 Es gibt derzeit zumindest in Schweden anscheinend nur eine einzige Trägerin des Familienamens Si(e)gwart(h)7 - aber immerhin kommt 697-mal der Nachname Sigvardsson und 30-mal der Nachname Sigvardsdotter vor.8 Interessant ist die Theorie aber allemal, denn immerhin stammt der (momentan bekannte) älteste Teil der Familie aus dem westlichen Niederdeutschland. So gesehen läge eine Verbindung nach Skandinavien durchaus im Bereich des Möglichen…
Auch der Familienname Sichward/Sichwart könnte ein Zeichen für eine Verwandtschaft zur Familie Si(e)gwart(h) sein, jedenfalls stieß ein Träger dieses recht seltenen Nachnamens unlängst auf Vorfahren, die einst den Nachnamen Siegwart trugen.9 Selbiges gilt auch für den Familiennamen Siewert (und seine Abwandlungen), der eine niederdeutsche Ableitung aus dem Namen Siegwart ist.10
Vorm Entstehen der Standesämter führten allein die Pfarrer in den jeweiligen Gemeinden handschriftliche Tauf- und Sterberegister (=Kirchenbücher). Geschrieben wurde oft so, wie man den Namen „hörte“. Dabei schlichen sich oft kleine Änderungen in die Nachnamen ein. Daher ist der Name Siegwart eng verwandt mit Sigwardt, Sigwart, Sigwarth, Siegwardt, Siegwarth. Manchmal wurde der Nachname auch mit Absicht verändert, um sich von Teilen der Familie abzugrenzen, oder weil der Antragsteller der Meinung war, die neue Schreibweise mache mehr her. Und genau darum kann man also eine Verwandtschaft nicht von vorneherein ausschließen, nur weil sich der Nachname leicht (!) unterscheidet…
Bei der oben beschriebenen Entstehung des Nachnamens aus einem Vornamen heraus müsste man von einer rein zufälligen Verteilung der Namensträger über ganz Deutschland ausgehen. Dem ist aber nicht so! Die Verbreitung des Namens (unter Berücksichtigung der Varianten Siegwart, Siegwarth, Sigwart und Sigwarth) erstreckt sich vor allem über den Südwesten der Bundesrepublik Deutschland (Bundesländer Baden-Württemberg und Saarland). Auch in der Schweiz sind viele Namensträger zu finden, einige zudem in Frankreich.
Als Erklärung denkbar wäre folgendes:
Die Familie Si(e)gwart(h) zählte zu den bekanntesten Glasmacherfamilien im Südwesten Deutschlands und der Schweiz. Glasmacher hielten sich vor allem dort auf, wo Holz war. Und daran herrschte gerade im Schwarzwald ja kein Mangel, während Norddeutschland dünner bewaldet ist. Folglich könnte sich die Familie in den Waldgebieten des Südwestens konzentriert haben. Offen bleibt dann allerdings die Frage, warum Bayern dann nicht stärker gewichtet ist.
Parallel zu dem Niedergang der traditionellen Waldglasherstellung wanderten einige Mitglieder der Familie Si(e)gwart(h) aus in die „Neue Welt“, um dort ihr Glück zu suchen. Daher finden sich heute auch in den USA viele Namensträger.
Auch Auswanderungen ins russische Zarenreich, ins Banat und nach Südamerika sind bekannt.
Fraglich ist, ob letztlich alle heute lebenden Mitglieder der Familie miteinander verwandt sind – also einen gemeinsamen Spitzenahnen (Stammvater) haben. Vieles deutet daraufhin. Allerdings wird man wohl auf einen sicheren Beweis dafür verzichten müssen. Denn diesen müsste man in der Zeit vor 1500 (n. Chr.) suchen. Die Kirchenbücher – die wichtigsten Quellen - reichen aber meist nur bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zurück.
Eine neue Möglichkeit zum Nachweis bietet unter Umständen die derzeit immer populärer werdende „DNA-Ahnenforschung“. Diese kommt aus den USA und kann mittels DNA-Analyse eines Mundschleimhautabstriches der Probanden eine Aussage zu deren Verwandtschaftsgrad untereinander treffen. Freilich steckt die Forschung dazu noch in den Kinderschuhen. Die wichtigsten Internetseiten dazu sind englischsprachig und eine gesunde Portion an Grundwissen in Sachen Genetik wird vorausgesetzt. Es wird jedenfalls sehr spannend sein, was in Zukunft auf diesem Feld alles möglich werden wird…
Telefonbucheinträge
(Stand 2007)
Nimmt man die Zahlen x2,65 kommt man auf die ungefähre Personenzahl (gilt nur für D).
Siegwart | Siegwarth | Siegwardt | Sigwart | Sigwarth | Sigwardt | |
D | 169 | 70 | 52 | 136 | 83 | 1 |
CH | 248 | 1 | 2 | 39 | 2 | 0 |
A | 9 | 0 | 0 | 13 | 1 | 0 |
USA | 42 | 93 | 5 | 89 | 50 | 13 |
Namenskarte des Familiennamens Siegwart
Die Variante mit „ie“ scheint vor allem im Großraum Karlsruhe und dem Saarland verbreitet zu sein. Interessant vor allem deswegen, weil die Saarland-Siegwart’ zumindest teilweise aus dem Schwarzwald stammen, wo sehr lange die Variante mit „i“ vorherrschte.
Namenskarte des Familiennamens Sigwart
Hier deutlich zu erkennen, dass die Variante mit „i“ vor allem im Südschwarzwald stark dominiert.
Kombinierte Namenskarte, die alle Träger der Nachnamen
Siegwart, Siegwarth, Siegwardt, Sigwart, Sigwarth, Sigwardt erfasst.
Schon in der Vergangenheit ist von verschiedensten Seiten Beachtliches für die Erforschung der Familiengeschichte getan worden.
Große Anstrengungen waren in der Schweiz unternommen worden. Mitte des letzten Jahrhunderts unterhielten dort Nachkommen der großen Schweizer Glasmachermeister der Familie Siegwart intensive Nachforschungen. Es handelte sich um:
Sie bildeten eine informelle Forschungsgruppe mit losem Kontakt zueinander. Sowohl untereinander als auch mit diversen Archiven in Deutschland und der Schweiz wurde eine eifrige Korrespondenz unterhalten, die zumindest in Teilen erhalten geblieben ist.
Die von Leo Siegwart und vor allem Karl Heinrich Siegwart (Herausgeber: Dominik Siegwart) hinterlassenen Bücher lassen erahnen, welche ungeheuren Erkenntnisse diese Gruppe erschlossen haben muss. Dazu zählt auch ein Bericht über die Entstehung des Urwappens der Familie. Leider konnte man sich in der Spätphase der Forschungen nicht mehr auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, da über die Vorgehensweise unterschiedliche Ansichten herrschten. Dies wirkte sich auch dramatisch auf die bereits erzielten Ergebnisse aus. Sie wurden nicht vernünftig aufgelistet und archiviert, sondern endeten als handschriftliche Loseblatt-Sammlung mit zahlreichen Streichungen, Radierungen und Neueinträgen in einem Koffer, welcher erst Jahrzehnte später wieder ans Tageslicht kam.11 Nun allerdings fällt es ungeheuer schwer, die Schritte der Forscher nachzuvollziehen, so dass wohl ein Großteil ihrer Forschungsarbeit wiederholt werden muss. Eine Lehre für die Zukunft und der Beweis, dass zur Familienforschung nicht nur die Forschung selbst, sondern vor allem auch die Aufbereitung und Sicherung der gewonnenen Erkenntnisse gehört. Das ist gerade im herrschenden Zeitalter des Computers sehr wichtig, denn so manchem modernen Familienforscher ging der Sinn von Sicherungskopien und der klassischen Papierform erst auf, als seine Festplatte mitsamt Daten kaputt war…
In der Schweiz noch heute bekannt ist der zum Stammbaum 3.0 gehörende Josef Konstantin Siegwart (1801-1869). Er war in Luzern Staatsschreiber, Großrat, Regierungsrat, Schultheiß und dann sogar Präsident der eidgenössischen Tagsatzung. Als solcher war er auf katholisch-konservativer Seite maßgeblich am Sonderbundkrieg beteiligt. Er veröffentlichte auch (politische) Schriften, die bis heute verfügbar sind.
In den letzten Jahrzehnten trat in der Schweiz u. a. Johann Josef Siegwart (1934–2016) in die Fußstapfen der vier genannten Familienforscher. Schon sein Vater Hermann Siegwart (1902–1960) hatte sich für das Thema interessiert und am sogenannten „Romooser Stammbaum“ gearbeitet. Johann Josef Siegwart baute dann den Stammbaum aus und ergänzte ihn. Er war als letztes Familienmitglied auf der Glashütte Hergiswil tätig, welche er aber in jungen Jahren verließ, um eine Ausbildung zum Glasingenieur zu absolvieren. Als Sammler konnte er an wichtige Gemälde und Dokumente aus der Hochzeit der Schweizer Glashütten gelangen. Auch besaß er alte Glaserzeugnisse aus diesen Hütten.
Ein weiteres Zentrum der Familienforschung war Tübingen, wo 1895 Dr. Christoph Sigwart eine gedruckte Familienchronik herausgab. Er war Professor der Theologie und Philosophie an der Universität Tübingen. Seine Forschungen beschäftigten sich ausschließlich mit seinen direkten Vorfahren. Den Spitzenahnen fand er in Michael Sigwart, der 1507 oder 1508 in Rudersberg im Welzheimer Wald geboren wurde. Später war Michael Bürgermeister und Vogteiverweser in Winnenden und verstarb im Jahre 1563. Er begründete die schwäbischevangelische Linie der Familie, unter ihnen sind im Laufe der Jahrhunderte auffallend viele Theologen und Pfarrer zu finden, später auch namhafte Philosophen, Mediziner und Professoren. An der Geschichte der Universität Tübingen sind manche maßgeblich mitbeteiligt, bis hin zum Posten des Rektors. Daher findet sich zu diesen Personen auch einiges Material im Universitätsarchiv Tübingen, welches in Teilen auch im Internet zur Verfügung steht (www.uni-tuebingen.de). Dort lässt sich recht einfach mittels der Suchfunktion nach historischen Familienmitgliedern suchen. Auch auf wikipedia.de lässt sich einiges über Mitglieder dieses Zweiges recherchieren. Als beispielhafte Funde seien hier nur genannt:
Professor der Theologie an der Universität Tübingen, später auch deren Rektor.
Studierte Philosophie, Theologie und Medizin, befasste sich mit Anatomie und stieg zum Rektor der Universität Tübingen auf.
Studierte Philologie und Medizin und gilt als erster deutscher Biochemiker.
Studierte Medizin und widmet sich besonders der Kardiologie. Auf diesem Gebiet führte er etliche neue Methoden und Verfahren ein, welche teils bahnbrechend waren.
Mitglieder dieses Familienzweiges führen ein eigenes, historisches Wappen.
Dr. Christoph Sigwart lokalisierte auf Grund der ältesten gefundenen Daten noch einen weiteren (selbstständigen) Familienstamm in Baden. Es handelte sich dabei vermutlich um Teile der Glasmacherfamilie Siegwart. Er beschäftigte sich aber nicht weiter damit, da er zu diesem hin keine Verwandtschaft feststellen konnte. Allerdings hielt er fest, eine Verwandtschaft könne möglich sein. Er fand den Familiennamen außerdem auch noch in Tirol und der Schweiz.
Wie noch erläutert wird, stammen auch einige der Siegwart-Glasmacher des Schwarzwaldes aus dem Welzheimer Wald. Und zwar just zu der Zeit, in der dort die schwäbisch-evangelische Linie ihren Anfang nahm. Der Forscher Walter Neutzling vermutete daher gar, Dr. Christoph Sigwart habe absichtlich nicht weiter in diese Richtung geforscht. Und zwar, weil dem Philosophie-Professor womöglich eine Abstammung von einer Glasmacherfamilie als unschicklich vorgekommen sein könnte.
Wie Neutzling zu dieser Überlegung kam, ist leider nicht bekannt. Verwunderlich ist es aber allemal, dass der Professor anscheinend so gar nicht über den Tellerrand der eigenen Familie hinausblicken wollte…
Im badischen Todtmoos erforscht seit nunmehr 50 Jahren Otto Sieg-wart die Familiengeschichte und – damit zusammenhängend – auch die Geschichte des Glasmacherhandwerks. Er gehörte zu den Initiatoren des im Südschwarzwald verlaufenden Glasträgerweges. Zudem knüpfte er zahlreiche Kontakte, sowohl zu Mitgliedern der Familie Si(e)gwart(h), als auch zu führenden Heimatforschern.
Otto Siegwart, seine Nichte Waltraud Güntert-Siegwart und der Autor (Dominik Siegwart) bildeten das Organisationskomitee, welches die 2008 vollzogene Gründung des Familienverbandes Si(e)gwart(h) andachte und vorbereitete. Der Familienverband soll nun zwei wesentliche Funktionen erfüllen, welche in der Vergangenheit mangels offizieller Plattform nicht möglich waren:
Zum einen soll die Geschichte aller Familienzweige der Familie Si(e)gwart(h) unter Berücksichtigung historischer, gesellschaftlicher, beruflicher und kultureller Gesichtspunkte erforscht, dokumentiert und veröffentlicht werden. Der Verband hat hierbei vor allem die Aufgabe, einzelne Forschungsaktivitäten (der Vergangenheit und der Gegenwart) zu bündeln und unter ein „gemeinsames Dach“ zu bringen.
Zum anderen soll der Verband auch der Familienpflege dienen. Das dazu dienende Spektrum könnte breit gefächert sein: Angefangen bei Vorstands- und Mitgliederversammlungen, über Familientreffen zur Besichtigung familienhistorisch relevanter Orte, bis hin zum Knüpfen neuer Kontakte zu weit entfernter Verwandtschaft (z.B. USA).
Es handelt sich um ein junges und ambitioniertes Projekt, das nur durch die gemeinsame Arbeit möglichst vieler, engagierter Mitglieder wachsen und gedeihen kann. Eingeladen zum Mitwirken sind neben allen Familienmitgliedern natürlich auch Heimatforscher, Anhänger des Glasmacherhandwerks und sonstige interessierte Bürger.
Fast zehn Jahre nach seiner Gründung ist der Verband kräftig gewachsen. Zählte man noch 2008 an der Gründungsversammlung 30 Teilnehmer, steht der Verband heute (Ende 2017) kurz davor, sein hundertstes Mitglied willkommen zu heißen. Im Dunstkreis des Verbandes bewegen sich inzwischen einige sehr ambitionierte und versierte Familienforscher, etwa Robin Siegwarth (geb. 1974), der 2. Vorsitzende, oder Jan Siegwart aus Luzern, der sich insbesondere der Erforschung des schweizerischen Teils der Familie widmet. Auch Günter Sichward (geb. 1961) aus Hamburg- Grosshansdorf wird sicher noch einige sehr interessante Erkenntnisse zutage fördern.
Neben Familienmitgliedern selbst forschten in der Vergangenheit immer wieder Personen, die sich eigentlich nur für das Glasmacherhandwerk interessierten. Dabei stießen sie dann irgendwann zwangsläufig auch auf die Familie Si(e)gwart(h) und leisteten so wertvolle Beiträge. Besonders gilt das für die waldreichen Gegenden Deutschlands und der Schweiz, wo logischerweise auch ein hohes Aufkommen an Glasmachern geherrscht hatte. Dort nahmen sich zahlreiche Heimatforscher dem Thema an. Dies gilt besonders für den Südschwarzwald, das Entlebuch (Schweiz) und den Warndt (Saarland). In Frankreich läuft ein Projekt zur Erforschung der europäischen Glasmacher-Genealogien (www.genverre.com).
Ein wichtiger Multiplikator ist der Diplom-Ingenieur Siegmar Geiselberger. Er ist Pressglas-Sammler und einer der profundesten Kenner der Glasmacher-Geschichte. Er gibt in regelmäßigen Abständen den PDF-Abo-Rundbrief „Pressglas-Korrespondenz“ heraus und kanalisiert dann darin umfangreiche Beiträge aus ganz Europa (www.pressglas-korrespondenz.de).
Quasi eine „Kollegin“ von ihm ist Pamela Wessendorf, die nicht nur eine bedeutende Pressglas-Sammlerin ist, sondern mit ihrer Homepage (www.pressglas-pavillon.de) auch eine beeindruckende Anlaufstelle für Glas-Forscher geschaffen hat.
Auch Heinz Horat, Direktor des Historischen Museums Luzern, ist zu erwähnen. Er ist Autor der beiden Standardwerke „Flühli-Glas“ und „Vom Feuer geformt - Die Geschichte der Glashütte Hergiswil“ und hat auch schon (mindestens) eine museale Ausstellung zum Thema mitgestaltet.
Nicht zuletzt haben auch einige sehr ambitionierte Familienforscher, die mit der Familie Si(e)gwart(h) über die sprichwörtlichen „1000 Ecken“ verwandt sind, reine Pionierarbeit geleistet.
Stellvertretend für einige andere soll hier einer besonders herausgestellt werden, dem der Autor viel zu verdanken hat:
Jürgen Sterk (www.ahnenforschung-sterk.de)
Er ist der vielleicht aktivste Forscher aus dem badischen Raum. Seine Homepage ist eine wahre Fundgrube. Sie umfasst unter anderem eine Liste mit Ahnenforschern des Schwarzwaldes, eine Liste empfehlenswerter Bücher und umfangreiche Archive zur Recherche. Für „Frischlinge“ hat er immer ein paar gute Tipps parat und so hat auch der Autor in der Vergangenheit schon von der Erfahrung des „alten Hasen“ profitiert.
Vorab eine kleine Erklärung zum Thema „Wappenwesen“ („Heraldik“):
Heraldik untergliedert sich in drei große Gebiete:
Schon in der Antike führten Heere bestimmte Symbole und Feldzeichen mit sich. Sie sollten einerseits die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Herrscher symbolisieren, andererseits auch die Moral der Truppe stärken. Bekanntestes Zeichen dieser Zeit ist wohl der römische Adler, den jede Legion mit sich führte. Wurde er in der Schlacht verloren, galt das als allergrößte Schande. So wurde der eigens dafür abgestellte Adlerträger so lange wie möglich von den Legionären geschützt und abgeschirmt.
Im Mittelalter und dem damals aufblühenden Feudalismus suchten sich die vielen Herrscherhäuser eigene Farben und Symbole, die dann jeweils nur für ihre eigene Familie stehen sollten. Das war schon alleine deswegen wichtig geworden, weil die Ritter in ihren schweren Monturen sich kaum mehr voneinander unterschieden. Es war daher auf dem Schlachtfeld überlebenswichtig, Freund und Feind auseinander halten zu können.
So trugen die Ritter nun die Farben und Symbole ihres Herrscherhauses auf den Schilden, auf Brust und Rücken der Rüstungen und auf den Decken der Pferde. Dazu kamen dann oft noch Wimpel und Fahnen.
Waren diese „Wappen“ zuerst noch rein personengebunden, wurden sie mit Beginn der Kreuzzüge auch vererbt. Die Nachfahren trugen nun die Wappen ihrer Vorfahren.
Viele alte Regeln der Wappenkunst entstammen dieser Zeit. So sollten die Wappen beispielsweise möglichst eindeutig sein, dass heißt nicht zu verspielt. Das galt sowohl für die Symbolik, als auch für die Farben. Hintergrund dieser Grundregel war wieder die Sicherstellung der schnellen Zuordnung zu Freund oder Feind beim Kampfe. Aus dieser Grundregel heraus entwickelte sich dann die Regeln der Farbgebung von Wappen („Tingierung“). Es wurde nun zwischen Farben (Rot, Blau, Schwarz, Grün) und Metallen (Silber/Weiß und Gold/Gelb) unterschieden. Eine Farbe durfte nie an eine andere Farbe angrenzen und ein Metall nie an ein anderes Metall.
Um die verschiedensten Wappen auseinander zu halten, aufzuzeichnen und zu verwalten wurde eigens mit dem „Herold“ ein neues Amt eingeführt. Herolde hatten quasi Diplomatenstatus und tauschten sich bisweilen sogar vor den Schlachten mit den Herolden der Gegenseite aus, um die jeweiligen Sammlungen zu ergänzen. Diese Sammlungen nennt man bis heute „Wappenrollen“.
Die Herolde sind auch die Erfinder der sogenannten Blasonierung. Darunter versteht man die möglichst genaue schriftliche Beschreibung eines Wappens. Mit dieser Blasonierung war es dann jedem Fachmann möglich, das Wappen aufzumalen.
Verfügte zuerst hauptsächlich nur der Adel über Wappen, nahmen ab dem Ende des Mittelalters auch immer mehr bürgerliche Familien ein Wappen an.
Mit dem Aufkommen des Barock wurden viele Wappen immer pompöser, wobei dann die alten Regeln zunehmend außer Acht gelassen wurden. Dies regulierte sich dann aber in der Neuzeit wieder, weshalb heute wieder Wert auf die Einhaltung der althergebrachten Regeln gelegt wird.
Ein (Voll-)Wappen unterteilt sich in verschiedene Segmente:
Der Schild ist Mittelpunkt des Wappens.
Direkt auf ihm sitzt der Helm. Hierbei wird unterschieden: Bei bürgerlichen Wappen verwendet man Topf-, Stech- oder Kübelhelm, während man bei Adelswappen ausschließlich den Spangenhelm verwendet. Der Helm wird nur (!) bei Adelswappen von einer jeweils passenden Krone gekrönt.
Die Helmzier sitzt auf dem Helm auf und wiederholt oftmals Symbole aus dem Schild. Es können aber auch andere Symbole auftauchen, wie z.B. Geweihe, Federn, Flügel, Fabeltiere oder Büffelhörner.
Die Helmdecken gehen vom Helm aus und umwabern dann den Schild. Einer Legende zufolge gehen die Helmdecken zurück auf die Zeit der Kreuzzüge. Da es im Heiligen Land furchtbar heiß war, tränkten die Kreuzritter Leinentücher mit Wasser und banden sich diese zur Kühlung um die Helme. Nach den Schlachten hingen diese Tücher dann in Fetzen an der Rüstung herunter.
Nach deutschem Recht darf heute jede natürliche oder juristische Person ein eigenes Wappen wählen und führen. Vor der willkürlichen Führung durch andere ist es dann analog dem Namensrecht im Bürgerlichen Gesetzbuch geschützt. Es gibt etliche Firmen (Heraldiker), welche die Erstellung eigener Familienwappen anbieten. Das ist allerdings mit teils empfindlichen Kosten verbunden. Daher sollte man vorab auf jeden Fall im Internet recherchieren, wo es auch etliche Foren zum Thema „Heraldik“ gibt. Wichtig ist auch, dass man sich vorab gründlich mit seiner Familiengeschichte beschäftigt. Denn das Wappen soll ja nicht die eigenen Interessen und Lebenshintergründe wiedergeben, sondern die von mehreren Generationen. Nur so können sich auch noch die Nachfahren mit dem neuen Wappen identifizieren. Und das ist ja der eigentliche Sinn einer Wappenstiftung – etwas Bleibendes zu hinterlassen. Verpönt ist daher, ein Wappen nur mit Symbolen zu schmücken, die lediglich für den Stifter selbst bedeutend sind. Man sollte stets das „große Ganze“ im Auge behalten. Ebenso fehl am Platze sind moderne Symbole. Denn ein Wappen sollte prinzipiell immer an einem Ritter (zu dessen Zeit also) vorstellbar sein. Schließlich und letztendlich darf man ein Wappen auch nicht überfrachten, oder zu bunt gestalten. Sonst hat es seine grundlegende Funktion als gut erkennbares Zeichen eingebüßt. Ein Wappen ist kein Bilderbuch!
Wichtig ist auch der Eintrag des neuen Wappens in eine Wappenrolle. Damit ist das neue Wappen offiziell veröffentlicht und man tut allen Lesern und Forschern kund, dass dieses Wappen ab sofort der „Familie XY“ gehört. Es gibt etliche verschiedene Wappenrollen in Deutschland. Meist arbeiten die Heraldiker sowieso schon mit bestimmten Wappenrollen zusammen und erledigen die Registrierung gleich mit. Prinzipiell sollte man – wenn möglich – das Wappen in verschiedenen Wappenrollen und in Internetforen „streuen“. Das erhöht den Bekanntheitsgrad und sichert die Wiederauffindbarkeit.
Natürlich träumt jeder Familienforscher davon, auf ein historisches Wappen seiner Familie zu stoßen. Dabei gibt es freilich gleich mehrere Probleme:
Erstens hatten viele Familien früher gar kein Wappen – also kann auch keines gefunden werden.
Zweitens gab und gibt es keine zentrale Wappenrolle, wo man alle jemals existierenden Wappen nachschlagen könnte. Das verkompliziert die Suche ungemein. Daher bieten manche Heraldiker auch einen kostenpflichtigen „Suchdienst“ an. Alternativ dazu – und zudem kostenlos – kann man sich auch in einem der Heraldik-Foren im Internet umsehen.
Drittens letztlich ist zu beachten, dass selbst wenn man ein Wappen mit dem eigenen Familiennamen gefunden hat, es nicht einfach so verwendet werden darf. Erst muss man nachweisen, von dem Wappenträger auch wirklich abzustammen. Nur dann ist man führungsberechtigt. Denn es kann durchaus sein, dass dieser zwar vor etlichen Jahrzehnten (oder Jahrhunderten) zwar den gleichen Familiennamen trug, aber eben gar kein Vorfahre des heute Suchenden ist…
Ganz wichtig ist das Prinzip „eine Familie = ein Wappen“. Besteht also in der Familie schon ein Wappen, sollte dieses auch verwendet werden. Ein neues Wappen macht dann keinen Sinn, sondern würde Verwirrung stiften. Immerhin soll ja ein Wappen ein Erkennungsmerkmal sein…
Mit einem Wappen kann man dann viele schöne Dinge machen. Dabei ist egal, ob es sich um ein neu gestiftetes oder althergebrachtes Wappen handelt. Man kann es verwenden…
Dies nur ein kleiner Auszug. Der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt…
Neben den Familienwappen gibt es auch Siegel. Viele kennen diese nur noch von Behörden, wo immer noch Dienstsiegel verwendet werden. Es gab und gibt jedoch auch Siegel von Privatpersonen. Historisch gesehen ist das Siegelwesen sogar älter als das Wappenwesen. Geschichte und Entwicklung des Siegelwesens sind Gegenstand der Siegelkunde („Sphragistik“).
Während ein Wappen über viele Generationen hinweg Gültigkeit haben sollte, so kann ein Siegel hingegen durchaus personalisiert werden. Es hat dann auch nur Gültigkeit für den jeweiligen Siegelinhaber, nicht aber darüber hinaus. So finden sich auf einem Siegel häufig der Name des Inhabers, sowie ein besonderes Symbol, welches dann die Einzigartigkeit des Siegels ausmacht. Das Symbol wird oft einem bestehenden Familienwappen entnommen. Gerne wird auch eine Parole (Sinnspruch) beigefügt, die für die Einstellung und Überzeugung des Siegelinhabers steht.
Ein Siegel wird mit einem Siegelstempel/-ring aufgebracht, welcher aus unterschiedlichen Materialien bestehen kann.
War man früher noch auf gute und rare Fachliteratur angewiesen, so bietet heute das Internet viele, qualitativ unterschiedliche Anlaufstellen, um sich über alle Fragen der Heraldik zu informieren. Zu empfehlen ist zum Beispiel:
Es sind unter den Namensträgern der Familie Si(e)gwart(h) derzeit folgende Wappen und Siegel bekannt:
Das Urwappen (13. Jahrhundert)
Eine Beschreibung des Urwappens findet sich in der Chronik des Karl Heinrich Siegwart:12
„Im blauen Schild ein schwarzer Turm mit Tor, einem darüber liegenden Fenster, letzteres durch weiße Linien gekennzeichnet. Aus dem Tor ragt ein linker Arm mit Schwert hervor, im Fenster eine fliegende Taube, ebenfalls weiß. Es soll aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen.“
Die dazugehörige Überlieferung über die Wappenentstehung wurde im 16. Jahrhundert aufgeschrieben. Eine Kopie fand sich in einer Sammlung von Familienunterlagen aus der Schweiz:13
„In alter Zeit, als der Ruf der Päpste und Bischöfe durch das ganze christliche Abendland ging, das Grab des Erlösers den Händen der Mohammedaner zu entreißen und im Heiligen Land ein christliches Königreich zu gründen, kam in unsere alte Heimat ein Prediger, der diesen Ruf verkündete und das ganze Volk aufforderte sich an dem Kriegszuge zu beteiligen. Eine Schar Krieger sammelte sich mit großer Begeisterung für die heilige Sache, zog südwärts um sich dort dem Heere anzuschließen. Bei diesen Kriegern befand sich unser Ahne. Im Feindesland angelangt, wurde er mit Anderen der Besatzung eines wichtigen Platzes zugeteilt, der beständig vom Feinde bedroht wurde, und manchen Sturm wiesen sie ab. In einem dieser Kämpfe verlor unser Ahne den rechten Arm. Ein Turm hat den Verteidigern vorzüglichen Schutz geboten.
Nach vielen Monden wurden sie entsetzt und kehrten nach Deutschland zurück. In der Heimat wurden die wenigen Überlebenden mit Freude empfangen und der Landesherr zeichnete etliche aus, so erhielt unser Ahne für seine Tapferkeit, mit der er sich bei der Verteidigung auszeichnete, das Wappen, das er und seine Nachkommen fortan führen sollen: Turm mit Zinnen, zwei Fenstern, aus dem unteren der linke Arm mit Schwert. Dieses sei aus dem Grunde, da sich der Ahne, nachdem er seinen rechten Arm verloren hatte, noch an der Verteidigung beteiligte.“
Dass diese Beschreibung aus der Schweiz kommt, ist kein Zufall. Dort kursieren schon seit Jahrzehnten verschiedene Formen dieses Urwappens unter den diversen Teilen der dortigen Familienmitglieder. Der Turm, die Taube und die Hand mit dem Schwert kommen dabei immer vor. Lediglich die Farben und die Helmzier variieren.
Der Turm wird auch gern als „Warte“ interpretiert, womit dann sogar ein Bezug zum Familiennamen hergestellt wäre. Von Seiten der Glasmacher der Familie wurde der Turm auch als „Glasofen“ gesehen.
Die Taube wird familienintern bisweilen als Friedenssymbol interpretiert, sozusagen als Gegenstück zum Schwert. Darüberhinaus gilt sie allerdings auch als Symbol für den Heiligen Geist und könnte so für die Seelen der Gefallenen stehen. Auch denkbar wäre, dass es sich bei der Taube um eine Brieftaube handelt, die von den Belagerten losgeschickt wird, um einen Hilferuf zu versenden.
Des Öfteren findet sich auf den Varianten des Urwappens der lateinische Spruch „VIRTUS ET FIDES“ (= Tapferkeit und Treue). Vermutlich war er aber nicht Bestandteil des ursprünglichen Wappens, sondern kam erst später zum Schild hinzu.
Auf einer französischen Internet-Seite14 findet sich zudem ein angeblicher „Wahlspruch der Familie Sigward, seit (dem) Jahr 1480“, nämlich: „Wir Lieben den Sturm um des Sturmswillen.“
Woher dieser Wahlspruch stammt, ist dem Autor nicht bekannt. Im Zusammenhang mit dem Urwappen ist dieser Slogan jedenfalls noch nie aufgetaucht.
Laut einem detaillierten und bebilderten Stammbaum aus Frankreich soll es einen „Ritter Sigward“ gegeben haben, welcher ein „Held des 2. Kreuzzuges (1146–1149)“ unter König Konrad III. (Staufer) gewesen sei. Denn während des Kreuzzuges sei es den Sarazenen gelungen, eine christliche Festung einzunehmen, welche sodann von den Kreuzrittern zurückerobert werden sollte. Dabei habe dann besagter „Ritter Sigward“ so wild und entschlossen gefochten, dass ihm zuerst das Pferd verendete und dann sein Schwert zerbrach, weswegen er einen feindlichen Krummsäbel (Scimitar) aufnahm, um mit diesem weiterzukämpfen. Mit dem Krummsäbel in der Hand habe er als Erster die Festung erklommen und den Weg geebnet für die Kameraden, weswegen ihn am Abend dieses Tages König Konrad vor der versammelten Ritterschaft lobte und erklärte, dass „Sigward“ seinen Namen („Hüter des Sieges“) wahrlich verdient habe.15
Interessanterweise findet sich auf dem erwähnten Stammbaum aus Frankreich eine Version des Urwappens, welche auf dem Helm einen bekränzten Sparren zeigt – und somit genau jene beiden Symbole, die auch im Familienwappen vom „Stammbaum 4.0“ (siehe weiter unten) zu finden sind. Es wäre nun wichtig zu wissen, ob diese Symbol-Kombination nachträglich vorgenommen wurde, um einen verwandtschaftlichen Zusammenhang zu suggerieren, oder aber ob es eben tatsächlich eine Verwandtschaft gibt…
Klar erkennbar ist jedenfalls, dass es durchaus verschiedene Versionen hinsichtlich der Geschichte des Urwappens gibt, wenn auch ein gemeinsamer Kern vorhanden zu sein scheint. So lange aber nicht klar ist, aus welchen Original-Quellen diese Versionen stammen, kann unmöglich beurteilt werden, was nun richtig und falsch ist.
Der erste Träger des Wappens konnte bis jetzt noch nicht identifiziert werden. Auch fehlt somit logischerweise eine nachweisbare verwandtschaftliche Verbindung von ihm hin zu den heute lebenden Familienmitgliedern, was eigentlich die Vorraussetzung ist, um führungsberechtigt zu sein. Trotzdem ist es das älteste bekannte Familienwappen. Daher machte der „Familienverband Si(e)gwart(h)“ eine Neufassung dieses Urwappens zu seinem Verbandswappen.
Familienwappen "Stammbaum 4.0" (um 1600)
Hierbei handelt es sich um das Wappen der schwäbisch-evangelischen Linie der Familie Siegwart.
Laut Walter Neutzling geht das Wappen zurück auf Martin Sigwart, welcher um 1545 in Winnenden geboren wurde. Er wurde nach einem Studium in Tübingen 1563 markgräflich badischer Rat. 1608 war er am Zustandekommen der „Union“ beteiligt, einem religiös eingefärbten Bündnis von evangelischen Landesherren mit Kontakten zu König Heinrich IV. von Frankreich. Martin Sigwart führte vor allem die Verhandlungen zwischen Baden-Durlach und Heinrich IV.
Von diesem erhielt er als Zeichen seiner Anerkennung eine zehnfache goldene Halskette mit einer Goldmünze und vom Haus Baden-Durlach wurde er 1600 geadelt. Bei dieser Gelegenheit dürfte dann das Wappen entstanden sein.
Der ledig gebliebene Martin Sigwart richtete kurz vor seinem Tod ein „Sigwartisches Stipendium“ ein, aus dem in Not geratene Familienangehörige Zuschüsse erhielten, um das Studium ihrer Söhne zu finanzieren. Diese Stiftung überdauerte die Jahrhunderte und existierte noch 1920. Im Jahre 1962 wurde die Stiftung – wie viele andere Familienstiftungen auch – aufgehoben und der Tübinger Stipendien-Stiftung zugeschlagen. Viele der Stiftungen waren durch Kriegsanleihen, die Große Inflation und die Währungsreform nahezu völlig ruiniert worden.
Nach einer weiteren Quelle wird das Wappen dem 1554 in Winnenden geborenen Prof. Johann Georg Sigwart zugeordnet. Er war ein Bruder des oben genannten Martin Sigwart und war Verwalter seines Erbes.
Erstere Version ist freilich wahrscheinlicher, vermutlich ging mit dem Erbe des Martin Sigwart auch dessen Wappen an den jüngeren Bruder über.
In der Schweiz existiert ein ähnlich aussehendes Wappen, welches einstmals ein Albrecht Sigwart getragen hatte, der im 16. Jahrhundert Schultheiß in Unterseen war. Ob es einen Zusammenhang zum Wappen des Stammbaums 4.0 gibt, ist unklar.16
Familienwappen des Dominik Siegwart (2008)
Hierbei handelt es sich um eine Neustiftung des Autors selbst. Das Wappen wurde angefertigt vom Münchener Wappen-Herold.
Die Symbolik hier im Detail erläutert:
Das Wappen ist eingetragen bei/in:
Erst nach der Stiftung dieses Wappens erfuhr der Autor, dass ein Wappen auch direkten Vorfahren (rückwirkend) gestiftet werden kann (und nicht nur sich selbst). Diese Erkenntnis führte dann zur Entwicklung eines neuen Wappens (siehe weiter unten).
Familienwappen der „Fützener Linie“ (2009)
Im Zuge der Recherchen für sein Buch "Konrad Siegwart, der Bäckermeister von Fützen" wurde beim Autor rasch der Wunsch wach, für die „Fützener Linie“ ein eigenes Wappen zu stiften. Hintergrund war der Wille, die gemeinsame Geschichte der Familienmitglieder dieser Linie zu betonen und zu würdigen.
Gemeinsam mit dem Heraldiker und Künstler Bernhard Fox und weiteren Mitgliedern der „Gemeinschaft wappenführender Familien“ gelang es, dieses Ziel zu verwirklichen und ein stimmiges und künstlerisch wertvolles Wappen zu gestalten.
Das Wappen wurde Konrad Siegwart (1810-1882) gestiftet – und somit dem Begründer der „Fützener Linie“. Damit sind nunmehr alle seine Nachfahren (sofern sie den Familiennamen tragen) berechtigt, dieses Wappen zu führen. Darum wird auch der Autor künftig dieses Wappen führen.
Die Symbolik hier im Detail erläutert: