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2. Auflage 2016
 
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Redaktion: Dr. Renate Oettinger
Korrektorat: Leonie Zimmermann
Umschlaggestaltung: Melanie Melzer
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Satz und E-Book: Daniel Förster, Belgern
 
ISBN Print 978-3-89879-995-9
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-933-6
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-934-3
 
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Inhalt

Vorwort
»So ist es gut, so ist es recht, niemandes Herr, niemandes Knecht!«
Das Bildnis des Dorian Gray
»Aber seien wir sehr sparsam damit«
Cogito, ergo sum …
Mein Beruf ist meine Berufung
»Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust«
Eine neue Dorian-Gray-Operation
Eine Lektion in Optimismus
Schwarzmalerei: ein perverser Beruf
»Wir ham ka Geld«
»The show must go on!«
Am Caféhaustisch erzählt (I)
Singet meine Arie!
Eine ganz pikante Sache
»Ich will es euch erklären!«
Aus dem Notizbuch (I)
Musik ist meine Welt
Über einen genialen Trick des Pariser Operndirektors
Meine Lieblingskomponisten
Meine Lieblingsopern und -Opernszenen
Happy End in Havanna
»Cash on the table« für ewige Kunst?
Über große Sammler
Ihre gleichsam religiöse Liebe zur Kunst
»Ewige Kunst«: eine gute Anlage?
Am Caféhaustisch erzählt (II) (Ferenc Molnár)
Kosto hat’s mir gesagt
Von Schnorrern umgeben
Ka Geld, ka War’
Aus dem Notizbuch (II)
Über Prozesse und andere Narreteien
Ein gerissener Anwalt
Der Mangel eines Stecknadelstichs
Im Wunderland der Spekulanten
»Ja, ja, guter Mann«, sagte Moritz Kobrach
Der Ring der »Nie-Gelungen«
Eine gigantische Pokerpartie: der Silber-Ring der Brüder Hunt
Am Caféhaustisch erzählt (III)
Mein Freund Boschkowitz
»Einen Schnorrer kann man überall gebrauchen«
»Ich weiß, lieber André«
Aus dem Notizbuch (III)
­Kostolanys Börsen­vademecum
Am Caféhaustisch erzählt (IV)
»Du bist ein Genie, mein Sohn!«
»Der Matthias hat sich nicht bewährt als Herr«
Der verliebte Wirtschaftsredakteur
Aus dem Notizbuch (IV)
Vive la différence!
Kleines Eurodollar-Kolleg
Hier Kovacs – dort Szabo
Gott sei Dank … für Mexiko?
Dieses war der erste Streich …
Von Santa Maria bis zur Sowjetunion
Goldspekulant Sowjetunion
Goldroulette in den USA
Am Caféhaustisch erzählt (V)
Ein ganz außerordentliches Duell
Eine schöne Maid ist eine halbe Mitgift
Poet oder Geschäftsmann?
»Aber a Dakter muss er sein«
Aus dem Notizbuch (V)
In Tokio weiß man schon … oder: Vorsicht vor falschen Nachrichten!
Japanische Anleihen aus der Büchse der Pandora
Aus dem Fernen Osten nichts Neues
Der Rasen des Nachbarn ist nicht grüner als der eigene
In Paris weiß man schon … oder: Vorsicht vor Baron Guys Klagen!
Rothschilds Kummer in Mitterrands Frankreich
Vous l’avez voulu, George Dandin!
Nur keine Angst – alles ist in bester Ordnung!
Der Sieg der Schildkröte
Ich war in Ofenburg …
Am Caféhaustisch erzählt (VI)
Ivar Kreugers gute Tat
Alpbach ist a Hetz!
Der geizigste Mann von Budapest
Aus dem Notizbuch (VI)
Von außen nach innen
Wo ich zu Hause bin
Auf den Spuren Marcel Prousts
»Schau, schau«, sagte ich zu mir, »hätte ich nicht einen Lehrstuhl verdient?«
Fiesta an der Wall Street
Missglückte Bewerbung in der Zitadelle des Kapitalismus
Mein Katheder blieb der Caféhaustisch
In meinem Börsenseminar … geht die Sonne nie unter!
Über den Autor

Vorwort

»So ist es gut, so ist es recht, niemandes Herr, niemandes Knecht!«

Dieses Buch ist eine Sammlung von Aufzeichnungen auf Dutzenden von Papierzetteln, Restaurantrechnungen, Papierservietten, Rückseiten von Fahrkarten usw., Gedanken, Einfälle, die mir plötzlich durch den Kopf schießen. Sie haben oft mit Geld zu tun, mit wirtschaftlichen und politischen Problemen, weil ich die Geschehnisse der Welt laufend analysiere und die Pros und Kontras abwäge.

Oft fragen mich Freunde, wie ich Zeit dazu habe, Bücher und Artikel zu schreiben, Seminare abzuhalten und vor Banken zu referieren, wo ich doch pausenlos unterwegs bin. Das ist jedoch kein Problem, denn was ich zu tun habe, das heißt denken und überlegen, das kann ich überall tun, im Flugzeug oder Zug, im Bad oder Schaukelstuhl und besonders während ich Musik höre. Wichtig ist nur, dass ich meine Einfälle sofort notiere, bevor sie weiterfliegen. So ist dieses Buch ­zustande gekommen.

Und wer ist der Autor? Ich weiß selber nicht, wie ich mich vorstellen soll und wo mein Platz ist. Eine genaue Antwort zu geben fällt mir sehr schwer.

Geboren bin ich in einem feudalen Land. Dort habe ich auch studiert, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Budapest. Die erste Praxis in Finanzen hatte ich im Land des Kapitalismus des 19. Jahrhunderts, an der Pariser Börse. Die höheren Studien absolvierte ich an der Wall Street, der Hochburg des modernen Kapitalismus. Mein Status ist auch etwas komplex. Ich bin als Ungar geboren, Bürger der Vereinigten Staaten, Ritter der französischen Ehrenlegion und heute in zehn Städten zu Hause.

Ich spreche verschiedene Sprachen: mit dem lieben Gott Ungarisch, mit meinen Freunden Französisch, mit meinen Schülern und Lesern Deutsch, mit den Bankiers Englisch und mit den Damen die Blumensprache. Mein Vater war Industrieller in Budapest (wäre heute 120 Jahre alt), meine Mutter war sehr musikalisch, ein wahrhaftiger Schöngeist: Sie hätte vielleicht Talent zum Malen und Schreiben gehabt, wenn sie sich nicht ausschließlich ihren Kindern gewidmet hätte. Ich habe Brüder, eine Schwester, Vettern und Cousinen, zerstreut in der ganzen Welt, mit denen ich in mehr oder weniger enger Verbindung bin.

Wo ist mein Platz? Für die Börsenprofis bin ich Journalist, an der Börse somit nur ein Außenseiter, im besten Fall ein Spinner. Vielleicht (!), aber bisher ein ganz guter Spinner. Ich war ja schon mit elf Jahren Devisenhändler in den chaotischen Zeiten nach dem Zerfall der K.-u.-k.-Monarchie, als die Nach­folgerstaaten ihre geerbten Währungen und Banknoten ununterbrochen ab-, um- und nachgestempelt haben. In diesem Wirrwarr hatte ich meine ersten Erfahrungen. Mein Leben ist also seit 60 Jahren mit der Börse eng verbunden. Ich habe Erdbeben und Sintfluten auf den Finanzmärkten überstanden und könnte mich dank der Börse – wenn ich wollte – in einen bequemen Ruhestand zurückziehen. (Dann wäre aber heute dieses Buch nicht in Ihren Händen.)

Für die Kollegen jedoch bleibe ich Journalist und kein Börsenprofi. Und darauf bin ich auch stolz; denn ich halte Journalismus für den schönsten Beruf.

Das Presse-Establishment dagegen hat mich nie als einen der seinen angenommen, höchstens als »Gastarbeiter«. Zwar habe ich Millionen von Lesern und kämpfe mit Wort und Feder für das freie Wirtschaftssystem, gegen seine Schädlinge und Haifische, einen Preis habe ich jedoch nicht dafür erhalten. Na ja, wenigstens hat mich schon vor 25 Jahren General de Gaulle für meine »publizistische Tätigkeit« zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Damals war ich außenpolitischer Kommentator bei der großen Tageszeitung Paris Presse.

Die Bankiers ihrerseits schauen mich mit scheelen Augen an, nehme ich doch kein Blatt vor den Mund, wenn ich überzeugt bin, dass dem allgemeinen Interesse Schaden angetan wird. Nichtsdestoweniger laden sie mich zu Vorträgen ein, zu denen das Publikum in Scharen kommt.

Die Professoren schmunzeln über meine Äußerungen und Thesen, hören mir aber dennoch aufmerksam zu, ganz zu schweigen von den Tausenden Interessenten, die meine Seminare besuchten, oder von den Studenten, für die ich an zahlreichen Hochschulen Vorträge hielt. Ich gebe zu, dass ich an der Uni nie Volkswirtschaft studiert habe, aber umso mehr im Dschungel, wo ich viel mehr Lehrgeld zahlen musste. Ein Glück (!), denn so bin ich stets bei objektiven Analysen vollkommen unvoreingenommen geblieben.

Unternehmer, Geschäftsleute müssen einmal im Jahr Bilanz ziehen. Ich werde nun aus Anlass dieses kleinen Buches die erste Bilanz meines Lebens ziehen und frage mich: »Kosto, was hast du richtig, was hast du falsch gemacht?«

Wäre ich nur Börsenprofi geblieben, säße ich heute im eleganten Büro eines Wall-Street-Wolkenkratzers, von einem Dutzend Telefonen und Computern umgeben, müsste stundenlang zur Verfügung nervöser Kunden stehen und verfolgen, wie die Kurse um ein Viertel rauf- oder runterspringen, und könnte daher in einem solchen Tumult keinen klaren Blick für die brennenden Probleme haben.

Wäre ich gleich nach dem Studium Journalist geworden, ein Beruf also, den ich so schätze und der ja eigentlich mein Wunsch war, hätte ich nicht die Erfahrungen, die für mich heute Tonnen puren Goldes wert sind. Ich würde in einer Redaktion sitzen und über Themen berichten, die mich nur am Rande interessieren oder von denen ich nichts verstehe.

Hätte ich die Universitätskarriere gewählt, wäre ich vielleicht in einer Kleinstadt ans Katheder festgenagelt, anstatt in der Welt herumzusausen und Millionen von Menschen zu begegnen. Meine Welt ist ja New York, London, Paris, ­München, die Riviera und sogar Budapest. Wäre ich ein sogenannter Wirtschaftsexperte, müsste ich zittern, ob ein Unternehmen dank meines Rates höhere Profite macht.

Nein! Lieber bin ich ein Hippie, eine Art Wanderprediger, vollkommen unabhängig, der alles schreiben und sagen kann, was er für richtig hält, auch wenn er manchmal jemandem auf die Hühneraugen treten muss. »So ist es gut, so ist es recht, niemandes Herr, niemandes Knecht!« Für viele bin ich ein Clown, weil ich den Mut habe, Wahrheiten zu sagen – mit Witz sogar –, was sich die prominenten Experten nicht zutrauen.

Nur eine innere Wunde schmerzt mich: dass ich kein geschulter Musiker, sondern nur ein Musiknarr bin, wenn mir die Leidenschaft zur Musik und Kunst in meinen Überlegungen zu Wirtschaft und sogar Börse auch oft geholfen hat.

Meine Notizen und Bemerkungen sollen den jungen Börsenprofis, Geldwechslern und ähnlichen »Schlawinern« als Vademecum dienen. Sie sollten die Ratschläge eines alten Kollegen, eines der letzten Mohikaner auf dem internationalen Börsenparkett, beherzigen. Und sie sollen alle meine Leser, auch wenn sie nichts mit der Börse zu tun haben, auf angenehme Weise unterhalten und ihnen einige Erkenntnisse vermitteln, die sich im Lauf der Jahre in meinem Notizbuch angesammelt haben.

André Kostolany

München/Paris, im Sommer 1983