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Bernd Teuber

Der Prinz von Mahrador: Die Raumflotte von Axarabor - Band 155

Der Prinz von Mahrador: Die Raumflotte von Axarabor - Band 155


von Bernd Teuber


Der Umfang dieses Buchs entspricht 83 Taschenbuchseiten.


Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Die Besatzung der STARFIRE begleitet Prinz Farold auf seinen Heimatplaneten Mahrador. Dort soll er die Nachfolge seiner Eltern antreten, die bei einem Unfall ums Leben kamen. Schon kurz nach seiner Ankunft werden mehrere Mordanschläge auf den künftigen Herrscher verübt.




Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /COVER 3000AD 123rf Steve Mayer

© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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1

Prinz Farold hechtete blitzschnell zur Seite, als der Degen des Gegners auf ihn herunterfuhr und sich sofort zu einem weiteren Schlag hob. Er federte hoch, tauchte unter dem heimtückischen Hieb weg und schlug gleichzeitig mit aller Kraft zu. Doch die Stelle, an der sich sein Gegner eben noch befunden hatte, war leer. Stattdessen tauchte Drogdulf hinter ihm auf und richtete die Spitze seines Degens auf die Stelle zwischen den Schulterblättern des Prinzen.

„Ihr habt die wichtigste Regel außer Acht gelassen“, sagte Drogdulf. „Beim Fechtkampf geht man schnell bei der Verteidigung und langsam beim Angriff. Der Angriff dient lediglich dem hauptsächlichen Zweck, den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn vom Generalangriff abzulenken. Eure Geschwindigkeit ist exzellent, aber für einen heimtückischen Schlag von unten ward Ihr ungeschützt.“

Langsam wandte sich Farold zu ihm um. Der Mann hielt den Degen hoch.

„In der Hand eines Feindes kann eine Waffe wie diese Eurem Leben ein Ende setzen, das solltet Ihr nie vergessen. Ihr seid ein hervorragender Schüler, aber ich kann Euch nicht oft genug davor warnen, nicht einmal im Spiel einen Gegner in Eure Deckung eindringen zu lassen, wenn seine Hand den Tod bringen kann.“

„Ich glaube, mir macht es heute einfach keinen Spaß“, meinte Farold.

„Spaß?“ Drogdulfs Stimme klang mit einem Mal wütend. „Was hat Spaß damit zu tun? Man muss kämpfen, wenn es die Situation erfordert, ob man Spaß hat oder nicht. Spaß kannst du bei der Liebe empfinden oder beim Spielen – aber doch nicht beim Kämpfen!“

„Tut mir leid.“

„Aber nicht leid genug!“

Drogdulf hob den Degen. „Wehrt Euch!“

Er sprang nach links, dann nach vorne und setzte zum Angriff an. Farold wich zurück und parierte. Er hörte es knirschen, als die Degen sich berührten. Sie bekämpften einander quer durch den großen Raum, angreifend und parierend, ausweichend und erneut aufeinander losgehend. Farold zog sich langsam zurück und näherte sich dabei dem Metallgestell, in dem die Waffen lagen. Wenn ich ihn an das Gestell heranlocken kann, dachte er, werde ich ihm einen Trick vorführen. Nur noch einen Schritt!

Drogdulf machte ihn.

Farold ließ seinen Degen nach unten zischen und sah, dass sich Drogdulfs Waffe am Gestell verfing. Farold wich zur Seite, riss den Degen wieder hoch und presste die stumpfe Spitze dicht an die Kehle seines Lehrers. Die Waffe war nur zwei Zentimeter von der Halsschlagader entfernt.

„Habt Ihr darauf gewartet?“, fragte Farold.

„Seht nach unten“, keuchte Drogdulf.

Farold gehorchte. Er sah Drogdulfs Waffe. Sie berührte fast seinen Unterleib.

„Wir wären beide umgekommen“, erklärte Drogdulf. „Aber ich sehe ein, dass Ihr unter einem gewissen Druck weit besser kämpft als sonst. Offenbar habt Ihr mittlerweile doch Spaß.“

„Ihr habt mir wirklich ganz ordentlich zu schaffen gemacht“, gab Farold zu. „Hättet Ihr mich wirklich verletzt?“

Drogdulf zog den Degen zurück und richtete sich auf. „Ich hätte Euch sicherlich eine Narbe beigebracht, wärt Ihr zu faul gewesen, einen vollen Einsatz zu bringen. Ich möchte nicht, dass einer meiner Schüler dem erstbesten dahergelaufenen Halunken zum Opfer fällt.“

„Ich verstehe das, aber Ihr hättet meine Schwester gegen Euch aufgebracht, wäre ich verletzt worden. Ich möchte nicht, dass man Euch wegen meines Versagens bestraft.“

„Was diese Sache angeht“, erwiderte Drogdulf, „wäre das genauso mein Versagen gewesen. Außerdem braucht Ihr Euch keine Sorgen über die eine oder andere Narbe zu machen, die man sich beim Training zuziehen kann. Und was Eure Schwester anbelangt: Sie wäre wohl höchst erbost darüber, wenn ich es nicht schaffen würde, aus Euch einen erstklassigen Kämpfer zu machen. Und das wäre mir nicht gelungen, wenn ich so getan hätte, als würden wir hier lediglich herumspielen.“

Farold steckte den Degen in die Scheide zurück.

„Es ist wirklich kein Spiel, das wir hier treiben“, fügte Drogdulf hinzu.

Farold nickte. Er wunderte sich über die ungewohnte Ernsthaftigkeit seines Lehrers. Für einen Moment überkam ihn ein Gefühl der Scham, weil ihm während des Kampfes der Gedanke gekommen war, Drogdulf könnte es ernst meinen.

„Wahrscheinlich habe ich wirklich auf ein Spiel gehofft“, sagte er. „Seit dem Tod meiner Eltern sind die Dinge um mich herum ein wenig ernst geworden.“

Um seine Gefühle zu verbergen, wandte sich Drogdulf ab. Irgendetwas brannte in seinen Augen. Dieses Kind muss schnell die Reife eines Erwachsenen erreichen, dachte er. Ohne sich umzudrehen, sagte er: „Ich habe gemerkt, dass Ihr spielen wolltet, und ich bin wirklich der Letzte, der sich weigert, dabei mitzumachen. Aber von nun wird es kein Spiel mehr sein. In wenigen Stunden fliegt ihr nach Mahrador. Dort erwartet Euch eine große Verantwortung.“

Farold nickte. „Wird es wirklich so gefährlich werden, wie alle sagen?“

Drogdulf zwang sich zu einer freundlichen Geste. Er lächelte. Eine ganze Reihe von Antworten flutete durch sein Gehirn, aber jede verblasste, bevor er sie aussprechen konnte.

„Es wird gefährlich werden“, gab er schließlich zu. Gleichzeitig dachte er: Die Wahrheit könnte sich als schlimmer herausstellen, als er jetzt denkt. Aber selbst die gefährlichsten Tatsachen werden überschaubar, wenn man sie kennt. Auch wenn er in dieser Hinsicht nichts versäumt hat, muss ich doch darauf achten, dass er nicht zu sehr belastet wird, denn er ist noch sehr jung.

Drogdulf wandte sich um und blickte den Prinzen durchdringend an. Falten hatten sich auf Farolds Stirn gebildet. „Über was denkt Ihr nach?“

„Ich dachte, dass ich bald nicht mehr hier bin. Und das ich diesen Ort möglicherweise niemals wiedersehen werde.“

„Stimmt Euch das traurig?“

Farold überlegte einen Moment. „Traurig?“, wiederholte er. „Es ist traurig, wenn man Freunde verliert. Dieser Ort ist genauso gut oder schlecht wie jeder andere. Nauruu oder Mahrador, was macht das schon für einen Unterschied?“

„Einen großen“, erwiderte Drogdulf. Vielleicht schaffe ich es, ihm klar zu machen, dass es Wahnsinn ist, nach Mahrador zu gehen, ohne sich der Probleme und Gefahren bewusst zu sein.

„Ihr müsst Euch etwas immer vor Augen halten: Mahrador ruht auf vier Säulen.“ Er hatte vier Finger erhoben. „Der Gelehrsamkeit der Weisen, der Gerechtigkeit der Mächtigen, den Gebeten der Rechtschaffenen und dem Wagemut der Tapferen. Alle zusammen sind sie nichts wert ...“ Seine Finger ballten sich zur Faust. „… ohne einen Herrscher, der die Kunst des Herrschens versteht. Erhebt dies zur Wissenschaft künftiger Traditionen.“

„Mein Vater hat einen ganzen Planeten beherrscht“, entgegnete Farold.

„Ja“, stimmte Drogdulf ihm zu. „Aber nun ist Eure Familie dabei, ihn zu verlieren. Ein Herrscher muss überzeugen können. Die anderen unter seinen Willen zu zwingen, ist keine Schwierigkeit. Nur überzeugte Untertanen stehen treu zu ihrem Herrscher. Darüber hinaus muss er auch die Sprache des Planeten sprechen, die Sprache der Pflanzen, die Sprache des Wassers, die Sprache, die man nicht mit den Ohren hört.“

„Meint Ihr damit, das Rätsel des Lebens?“

Drogdulf schüttelte den Kopf. „Das Rätsel des Lebens ist kein Problem, das Menschen lösen können. Es geht um die Wirklichkeit, die man erfahren muss.“

Drogdulf deutete auf die Übungspuppe.

„Wir werden noch etwas an Eurem Zeitgefühl arbeiten. Ich werde es von hier aus beobachten. Und lasst es Euch eine Warnung sein: Ich werde noch einige neue Gegenangriffe ausprobieren. Eine solche Warnung würde Euch ein wirklicher Feind niemals zukommen lassen.“

Farold Körper straffte sich. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um seine Muskeln zu spannen. Irgendwie kam er sich unter dem Eindruck dieser ganzen plötzlichen Wechsel erwachsener vor. Er ging auf die Übungspuppe zu und berührte den Schalter an ihrer Hüfte mit der Spitze seines Degens.

„Angriff!“, rief Drogdulf.

Sofort erwachte die Puppe zum Leben. Farold parierte und schlug zurück. Drogdulf ließ keinen Blick von dem Jungen. Sein Bewusstsein schien sich zu spalten. Das eine Auge musterte die Bewegungen Farolds, das andere die der Puppe. Der Prinz konterte einen langsam ausgeführten Schlag der Puppe. Dann wich er zur Seite, schlug noch einmal zu und entwaffnete den computergesteuerten Gegner. Klirrend fiel der Degen zu Boden.

Er wird von Tag zu Tag besser, dachte Drogdulf. Aber es ist ein großer Unterschied, ob man gegen eine Puppe kämpft oder gegen einen Menschen, der jeden Trick anwenden würde, um zu siegen. Es gab noch einen weiteren Punkt, der Drogdulf Sorgen bereitete. Würde Prinz Farold im entscheidenden Augenblick in der Lage sein, einen Gegner zu töten?



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