Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.
© 2016 Reinhard Zöllner
Herstellung und Verlag:
BoD — Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7431-4588-7
Luther in zehn Worten ist der Versuch, aus den so umfangreichen Schriften, Predigten und Reden Martin Luthers einige Stichwörter herauszufiltern, die sein ganzes Werk durchziehen und für die Frage, was christlicher Glaube bedeuten soll, noch heute bedeutsam sind. Es sind, nicht zuletzt dank Luthers Einfluß auf die deutsche Sprache, Allerweltswörter, die nicht nur von Christen benutzt werden. Ich möchte nachvollziehen, wie sich von diesen Wörtern her der Kern von Luthers Lehre verstehen läßt. Ich verzichte dabei soweit möglich auf eigene Deutungen oder Weiterführungen und lasse so häufig wie möglich Luther selbst zu Worte kommen.
Theologisch enthält, was ich hier vorlege, vermutlich nichts Neues, und obwohl ich mich als Nicht-Theologe bemüht habe, mein eigenes Verständnis mit dem gegenwärtigen Stand der Diskussion unter Fachleuten abzugleichen, wird es aus deren Sicht vielleicht auch Widerspruch geben. Das nehme ich gern hin, denn es geht mir hier nicht um letzte theologische Präzision oder Vollständigkeit, sondern um Anregungen, wie man Luther als Laie heute lesen könnte. Daß man hier nicht aufhören sollte, sondern Luthers Werke im Ganzen und natürlich auch die dazu entstandenen Debatten lesen sollte, ist mir völlig klar. Vieles von dem, worüber sich Theologen seit Jahrhunderten streiten — wie Theodizee, Trinität, Rechtfertigung, Sakramente, Prädestination, Teufel, Zwei-Reiche-Lehre — habe ich hier nur angedeutet, weil es nun wirklich vermessen wäre, auf so knappem Raum und ohne vertiefte Kenntnis der Forschungslage qualifizierte Aussagen treffen zu wollen. Gerade hier wird deutlich, daß jeder auf eigene Gefahr glaubt, wie Luther meinte.
Eine Schwierigkeit eigener Art bei der Auswahl der Begriffe besteht darin, daß Luther gern dichotomisch oder besser komplementär, häufig sogar dialektisch denkt. D.h., viele der Wörter, die ich ausgewählt habe, bezeichnen nur die eine Hälfte von Luthers Argumentation. Es müßten eigentlich Wortpaare sein, wie „Herz und Vernunft“, „verborgener und offenbarer Gott“, „Gesetz und Evangelium“, „Kreuz und Auferstehung“, „Gnade und Freiheit“, „Liebe und Glaube“. Luther kann von dem einen jeweils nicht sprechen ohne das andere. Diese Entsprechungen fehlen hier zwar in den Überschriften, aber sie sollten im inneren Ohr des Lesers mitschwingen wie die Obertöne einer Saite.
Vielleicht hätte Luther, der ja selbst gern die Laute gespielt hat, dieses Bild gefallen.
Mein Dank gilt Pastor Thies Feldmann und Pfarrer Nicolas Budde, die eine frühere Fassung dieses Textes kritisch gelesen und freundlich kommentiert haben.
Widmen möchte ich dieses Büchlein schließlich meiner Mutter Ruth Zöllner, die seit den Zeiten der Bekennenden Kirche bis heute nicht müde wird zu „singen, loben, fröhlich sein“ im Glauben.
Berlin, im Oktober 2016
Reinhard Zöllner
Jeder glaubt auf eigene Gefahr.
Von weltlicher Obrigkeit
AM 17. April 1521 wurde Martin Luther vor dem Reichstag in Worms aufgefordert, seine Schriften zu widerrufen. Vielen Mächtigen in der Kirche gefiel nicht, was Luther über sie geschrieben hatte, und Kaiser Karl V., der den Reichstag leitete, stand auf ihrer Seite. Luthers Schriften enthielten deftige Kritik am Papst, an der Kirche und an vielen, bislang als unumstößlich geltenden kirchlichen Lehren. Die Versammlung der deutschen Fürsten, Adligen und Städte sollte Luther zwar anhören, aber dann seine Schriften verbieten, wie es der Papst bereits drei Monate vorher getan hatte. Luther drohte somit die Hinrichtung, wie dem tschechischen Reformator Jan Hus hundert Jahre zuvor. Als Luther nun gefragt wurde, ob er widerrufen wolle, antwortete er, er könne nicht widerrufen, was nach allgemeinem Urteil richtig oder zur Verbesserung der Kirche oder zur Verteidigung der christlichen Lehre nötig sei. Er sei kein Heiliger; er habe manchmal wohl zu scharf formuliert und damit Unfrieden gestiftet. Aber dieser Unfrieden sei nötig, um das Christentum zu retten. Weise man ihm allerdings anhand der Bibel in seinen Schriften Irrtümer nach, werde er gern widerrufen. Dann werde er der erste sein, der seine Bücher ins Feuer werfe. Nun kommt das Entscheidende: