Regensburg, Mai 2016

der Dachauplatz in Regensburg

Impressum

© 2016 Rita Lell

Herstellung und Verlag:

BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

Bildnachweis:

461 Abbildungen. Nicht benannte Bilder sind aus dem Archiv von Rita Lell.

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Blicke vom Dom St. Peter - Veröffentlichung mit Genehmigung des Staatlichen Bauamtes Regensburg

Ich habe mich redlich bemüht, alle Rechteinhaber der abgedruckten Bilder zu ermitteln. Es ist mir bei einigen Bildern nicht gelungen, die Rechte einzuholen. Ich wäre dankbar für Hinweise zu den Rechteinhabern, die ich nicht ausfindig machen konnte.

Layout: Rita Lell

Lektorat: Liane Kemper-Gomotso

ISBN 978-3-7431-4544-3

Bild: (Herbert Haseneder)

Blick zum Oberen Wöhrd, dort waren viele Betriebe angesiedelt, unter anderem zwei Schleifmühlen, zwei Sägemühlen, eine Ölmühle, eine Malzmühle und eine Papiermühle. Vorne am Beschlächt sieht man die Schreinerei Fritz Pflüger und die Metallwerkstadt Brandner.

Inhaltsverzeichnis

Bild: (Peter Schmidt) 6.10.16 Jahnstadion mit Sonnenuntergang

Bild:(Max Janker)

Der Bahnhof von Regensburg vor der Zerstörung im zweiten Weltkrieg mit seinen Nebengebäuden. Der Friedhof des Peterskirchleins wurde durch eine Mauer zur Auffahrt auf die Galgenbergbrücke hin begrenzt.

Zum Buch

Dieses Buch ergänzt den ersten Band mit Besonderheiten von Regensburg und seinen Bewohnern. Bilder von der Zucker-Susi, die Fahrt des Walhallabockerls durch die Stadt, die Erinnerungen an die Hopfenzupferzeit in der Holledau, der eigenwillige Stadtteil Keilberg, Interessantes von der Dombauhütte, atemberaubende Blicke vom Dom auf die Stadt, Bilder von der Schillerwiese und Vieles mehr, lassen den Betrachter in Erinnerungen schwelgen und neue Erkenntnisse gewinnen. Ein Buch zum Schmökern, Verstehen und Erleben.

Viele haben mich bei der Gestaltung des Buches unterstützt, ohne sie wäre es in dieser Form nicht möglich gewesen.

Mein besonderer Dank gilt:

Tobias Beck
Christian Brunner Karl-Heinz Mierswa
Walter Cerull Erika Miklos
Dagmar Elsner Peter Milic
Cornelius Färber Michael Papst
Denis Friedrich Irma Pilz
Herbert Grabe Hans Pilz
Helmut Gradl Franz Rösl
Herbert Haseneder Peter Schmidt
Maximilian Janker Helmut Stuhlfelder
Liane Kemper Gomotso Michaela Thaller
Martin Kempter Margarete Zentner
Angelika Krempl
Rotraud Krempl
Stefan Lukaszevicz

sowie vielen Weiteren, die nicht namentlich genannt werden möchten

Das Hochwasser 1954 in Regensburg

Bild: (Herbert Haseneder)

Bilder: (Max Janker)

Die Holledau

(mit Texten von Angelika Krempl)

Wer denkt, die Holledau ist doch weit weg von Regensburg, der vergisst, dass viele Regensburger als „Hopfazupfa“ eng mit dieser Gegend verbunden waren und heute noch sind. In der „schlechten Zeit“ war es für viele das jährliche Highlight, beim Hopfenzupfen dabei zu sein. Man verdiente „a Fuchtsgerl“ (50 Pfennige) pro Metzen. Ein Metzen fasste sechzig Liter. Ganze Familien machten sich im August auf den Weg, um bei der Hopfenernte zu helfen, die Arbeit dauerte ca. drei Wochen. In dieser Zeit verdiente man sich einige Mark und lebte kostenlos beim jeweiligen Hopfenbauern, der seine Zupfer mit gutem Essen und einem Strohlager im Stadel versorgte. Wer einmal damit angefangen hat, kam jedes Jahr wieder und erzählt heute noch (falls er noch lebt) von der schönen Zeit in der Holledau, die für die damaligen Erlebnismöglichkeiten eine beliebte Abwechslung zum Alltag war. Geselligkeit und gutes Essen, wenn auch mit schwerer Arbeit verbunden, wurde wie ein Urlaub empfunden, der auch noch bezahlt wurde.

(Rotraud Krempl) Der Hopfenbauer Kellerer in Obermettenbach bei Geisenfeld mit Hopfenzupfer-Truppe (Kinder) und Gespann

Das Bild von Rotraud Krempl (vorne Mitte) lässt die fröhliche Atmosphäre beim Hopfenzupfen erahnen.

Frau Krempl erzählt:

„Die Hopfenreben, die wir uns umgehängt hatten, wurden natürlich anschießend sauber abgezupft. Für einen Spaß war zwischendurch immer mal Zeit, wenn auch die schwere Arbeit täglich bis zu 14 Stunden dauerte, bei jedem Wetter und auch am Sonntag. Die Ernte musste eingebracht werden, sobald der Hopfen die richtige Reife hatte. Bereits als 10jährige fuhr ich 1949 mit meiner Mutter als Erntehelferin in die Holledau und verdiente mir mein eigenes Hopfengeld.“

Erfahrene Zupfer kannten die Tricks, wie man möglichst viele Metzen am Tag zupfen konnte. So gab es ein Ehepaar, der Mann zupfte immer den Gipfel der Rebe, die Frau den Rest am Stängel. Da am oberen Ende weitaus die größten und meisten Drolln (Hopfendolden) waren, konnte der Mann seine 12 Metzen leicht zusammen bringen, während ein Zupfer, der die ganze Rebe abzupfte, vielleicht 6 Metzen am Tag schaffte. Für einen Metzen bekam der Pflücker ein „Hopfenblechl“, diese Blechl hatten ein Kennzeichen vom jeweiligen Hopfenbauern eingestanzt und wurden am Ende der Saison mit 50 Pfennige je Stück ausbezahlt.

Bei heißem Wetter hat man „gschaut“, dass man schnell in den Biefing hineingepflückt hatte, um in den Schatten zu kommen. Als Biefing wurden die Hügel bezeichnet, in die der Hopfen gepflanzt war. Weiter drinnen im Feld war es kühler, genauso wie an der sonnenabgewandten Seite des Hopfenfeldes. Frau Krempl pflücke gerne die dünneren Reben am Feldrand ab, die Drollen waren zwar kleiner, ließen sich aber schöner abernten als die Drollen an dicken Reben. Gefürchtet waren die sogenannten „Hosen“, darunter verstand man Reben mit ganz wenigen Dolden am Stängel. Sie mussten natürlich auch abgeerntet werden.

Zu jeder Hopfenzupfertruppe gehörte der Hopfenmeister, er holte die Reben von den Drähten herunter. War ein Zupfer fertig mit seiner Rebe, rief er „Hopfa“ und der Hopfenmeister sprang mit einer langen Stande über die Biefing von einem Zupfer zum nächsten und löste eine weitere Rebe vom Draht. Es war sehr wichtig, dass die Rebe frisch war, dann waren die Drolln fest, hatten mehr Volumen und füllten den Korb schnell. Wurden die Reben welk, dann fielen die Hopfendolden im Korb zusammen und man musste viel mehr pflücken, um einen Metzen zusammen zu bringen. Wollte also ein Hopfenmeister einen Pflücker ärgern, dann löste er gleich eine ganze Reihe Reben von den Drähten, die dann schnell „schwelg“ wurden, zum Ärger der Pflücker. Man musste sich also gut stellen mit dem Hopfenmeister.

Bilder: (Rotraud Krempl) Schon die Großeltern von Frau Krempl kamen jedes Jahr zum Hopfenzupfen

Frau Piehler sammelt die abgefallenen Drolln sauber zusammen. Nichts durfte vergeudet werden. Links ist der Metzen und rechts der Pflückkorb zu sehen. rechts: Herr Piehler sitzt auf dem Pflückerschemel im Biefing mit seinem Korb

Bild von 1934 (Rotraud Krempl). Herr August Piehler war von Beruf Straßenbahnschaffner und verbrachte seinen Urlaub in der Holledau beim Hopfenzupfen. An der Straßenbahn steht:

Bahnhof - Dom - Arnulfsplatz - Krankenhaus - Prüfening und zurück

In den Kriegsjahren mussten viele Arbeiter zum Wehrdienst, für die Arbeit in den Hopfengärten wurden Schulklassen herangezogen. Auch meine Mutter, war einige Jahre hintereinander mit ihrer Schulklasse der Pestalozzischule beim Hopfenzupfen und erzählte gerne und oft davon.