Inhalt

  1. Über dieses Buch
  2. Über den Autor
  3. Titel
  4. Impressum
  5. Akkon. Lateinisches Königreich Jerusalem. Während der Kreuzzüge
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Über dieses Buch

Aus der Feder des Sinclair-Schöpfers Jason Dark Seit 15 Jahren warten die Sinclair-Fans auf ein neues Buch von ihrem „Meister“ Eine mysteriöse Gestalt rettete dem Templer Godwin de Salier einst das Leben. Doch diese Rettung hat ihren Preis: Seit damals schuldet Godwin dem geheimnisvollen Wesen einen Gefallen. Jetzt ist der Fremde plötzlich aufgetaucht, um diesen einzufordern. Damit beginnt für Godwin und seinen Freund John Sinclair ein unheilvolles Abenteuer ...

Über den Autor

Geboren wurde Jason Dark unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd 1945 im Sauerland. Er erlernte auf Wunsch seiner Eltern den »anständigen« Beruf eines Chemotechnikers, aber seine Leidenschaft galt immer dem Schreiben. Mit über 2.000 Romanen und einer Gesamtauflage von über 250 Millionen Exemplaren ist Jason Dark der meistgelesene deutschsprachige Autor.

Jason Dark

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ENGEL?

Ein John-Sinclair-Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

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Father Ignatius sah mich ernst an. Er lächelte schmal und sagte mit leiser Stimme: »Lass uns in den Garten gehen, John.«

»Das klingt verlockend«, entgegnete ich. »Vor allem, wenn ich an die Frühlingssonne denke.«

Der Chef der Weißen Macht lachte leise. »Frühling ist gut. Damit müssen selbst wir hier im Vatikan noch warten.«

»Aber nicht mehr lange.«

»Da hast du auch wieder recht.«

Gemeinsam verließen wir das Haus und betraten den Garten. Er war klein und dank immergrüner Gewächse auch jetzt im Winter nicht kahl.

Es gab zwei Gründe, die mich weg von London und zu Father Ignatius in den Vatikan geführt hatten. Zum einen brauchte ich mal wieder geweihte Silberkugeln, die ich nur dort bekam, und zum anderen hatte mich der Father gebeten, nach Rom zu kommen.

Wir hatten uns in der letzten Stunde unterhalten wie dicke Freunde, was wir auch waren. Doch mir war klar, dass Ignatius mich nicht ohne Grund nach Rom bat. Zum eigentlichen Thema würde der Father noch kommen, das stand fest.

Nun schlenderten wir nebeneinander her. Unter unseren Sohlen rieben die kleinen Steine gegeneinander und hinterließen ein Knirschen, das wie leise Musik klang.

»Würde es dir was ausmachen, wenn wir uns ein paar Minuten setzen, John?« Father Ignatius deutete auf eine Bank, auf der ein junger Mann gerade zwei Sitzkissen hinterlassen hatte.

»Nein, setzen wir uns.«

Wir ließen uns nieder. Mein Blick wanderte durch den Garten und endete an einer großen Mauer, die recht hoch war, sodass niemand auf das Gelände blicken konnte.

»Also, was hast du auf dem Herzen?«, fragte ich.

»Was meinst du damit?«

Ich musste lachen. »Es gibt doch einen Grund, weshalb du mich hast zu dir kommen lassen.« Ich stieß meinen Freund an. »Es sind nicht nur die neuen Silberkugeln gewesen.«

»Gut geraten, John.« Ignatius nickte und sah dabei auf seine Hände, die er gefaltet hatte. Er atmete noch mal durch und sagte mit leiser Stimme: »Ja, es gibt einen Grund.« Er legte eine Hand auf meinen Unterarm. »Und es ist ein ernster.« Ignatius setzte sich aufrecht hin und stellte mir eine Frage, die mich überraschte. »Kennst du das Matthäusevangelium?«

Ich dachte kurz nach. »Ja, das kenne ich. Zumindest dem Namen nach. Wenn du allerdings Einzelheiten hören willst, muss ich passen.«

»Damit habe ich auch nicht gerechnet. Aber ich kenne es, John. Und ich möchte damit beginnen, weil ich es für wichtig halte. Es ist nur ein Ausschnitt aus Matthäus 25, 31–46. Alles andere können wir vernachlässigen.«

»Gut, schieß los«, forderte ich gespannt.

»Dann zitiere ich mal.« Dazu brauchte Ignatius nichts abzulesen, das schaffte er aus dem Kopf. »Damals sprach Jesus zu den Jüngern. Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.« Ignatius nickte. »Das kennst du, John?«

»In der Tat. Aber das war nicht der ganze Vers. Er geht noch weiter, das weiß sogar ich noch. Da wird über die Gerechten und auch die nicht Gerechten gerichtet, oder?«

»Genau, doch darum geht es nicht, John.«

»Sondern?«

»Um einen bestimmten Satz, der ziemlich am Anfang steht. Es geht um den Begriff Engel

»Aha. Die sich an seiner Seite befinden.«

»So ist es.«

»Und weiter?«

Ignatius runzelte die Stirn. »In diesem Text wird von allen Engeln gesprochen.«

»Ja, das hörte ich.«

»Aber es stimmt nicht.«

»Und woher weißt du das?«

»Aus der Genesis. Da heißt es, als Gott die himmlischen Heerscharen rekrutierte, kam es zu einem folgenschweren Unfall, sage ich mal. Ein Engel mit dem Namen Satan rebellierte gegen den Herrn. Das war ein schlimmer Fehler. Er wurde von Gott verstoßen und wechselte auf die dunkle Seite der Macht. Der gefallene Engel, einst Träger des Lichts … Luzifer genannt …, wurde zum Fürsten der Finsternis, unter dem wir bis zum heutigen Tag zu leiden haben. Wir könnten jetzt über die Verkörperung des Bösen gegenüber der Kraft Gottes sprechen, aber das ist nicht das Thema. Mir geht es um eine Begleiterscheinung, und da solltest du die Ohren spitzen.«

»Das mache ich glatt.«

Ignatius räusperte sich und fuhr fort: »Denk an das Evangelium, und erinnere dich bitte an den Anfang. Da wird von Jesus gesprochen und allen Engeln, die es gibt und die er mitbringt.«

»Ja, ich erinnere mich.«

»Dann muss ich dir leider sagen, dass dies ein Irrtum ist. Es waren nicht alle Engel, einige fehlten oder sogar viele. Es waren diejenigen Geschöpfe, die damals Luzifer in das dunkle Reich oder auch die Hölle gefolgt sind.«

»Oha ja, davon weiß ich.«

Ignatius legte mir eine Hand auf die Schulter. »Aber du weißt nicht alles über diese Engel, die auf Luzifers Seite standen und noch immer stehen.«

»Dann kläre mich auf.«

Father Ignatius nickte vor sich hin. »Es gibt Schriften, die man am besten den Menschen vorenthält. Ich kenne einige davon. Da ging es um die Engel, die sich abgewandt haben und zum Teufel überliefen. Sie alle gerieten in eine Welle des Hasses und der Verderbtheit. Man ließ ihnen die Freiheit, eigene Wege zu gehen, und es gab schließlich auch Engel, die man als ganz besonders schlimm einstufen musste. Diese abgespaltenen Wesen nannten sich Blutengel …«

Blutengel! Dieser Begriff jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken, und ich hielt für einen Moment die Luft an.

»Was genau sind Blutengel?«, fragte ich Ignatius schließlich, denn diese Bezeichnung hatte ich noch nie gehört.

»Blutengel sind Engel, die auf Blut scharf sind.« Ignatius sah mich jetzt intensiv an. »Auf das Blut der Menschen.«

Ich nickte langsam und begann zu frösteln. »Vampir-Engel …«, flüsterte ich.

*

Das musste ich erst mal verdauen und meine Gedanken ordnen.

Vampir-Engel!

Verdammt, ich hatte schon viele Begriffe in meinem Leben gehört, die ausgefallen waren, aber Vampir-Engel waren mir noch nicht untergekommen. Engel, die Blut tranken. Die sich wahrscheinlich das Blut von den Menschen holen würden. Eine verdammt schaurige Vorstellung.

Ignatius hatte mitbekommen, dass ich in Gedanken versunken war, und fragte: »Nun, was sagst du?«

Ich hob den Blick. »Wenn du nicht mein Freund Ignatius wärst, hätte ich nur den Kopf geschüttelt. Aber ich kenne dich. Ich weiß, dass du nichts Unüberlegtes tust und dass du mich nicht grundlos hier nach Rom geholt hast.«

»So ist es.«

»Und wie geht es weiter?«, wollte ich wissen.

Ignatius sagte erst mal nichts. Er blickte nach vorn und war in seinen Gedanken erstarrt. Dann gab er die Antwort, und sie konnte mich nicht mal überraschen.

»Wir müssen davon ausgehen, dass die Vampir-Engel wie unheilvolle Boten über die Menschen kommen, um deren Blut zu trinken.«

»Das ist ein Hammer! Und was wird aus den Gestalten, die blutleer getrunken wurden?«

»Ich kann es nicht genau sagen. Sie sind mir bisher noch nicht begegnet, aber ich könnte mir vorstellen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sich die Vampir-Engel über die Menschen hermachen werden. Sie brauchen ihr Blut.«

Ich blies die Wangen auf und ließ die Luft langsam entweichen. »Woher weißt du, dass sich diese verdammten Engel zeigen werden? Wer hat es dir gesagt?«

»Ein Traum, John.«

»Oh …«

Ignatius wurde präziser. »Ein Wahrtraum. Und ob du es nun glaubst oder nicht, ich glaube fest daran. Deshalb sitzen wir auch hier zusammen. Die nahe Zukunft, John, sieht düster aus.«

»Und was können wir unternehmen?«, wollte ich wissen. »Hast du eine Idee?«

Ignatius zögerte mit der Antwort. Dann sagte er: »Wir müssen wachsam sein und die Augen offen halten.«