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Dr. phil. Dieter-W. Allhoff, Sprechwissenschaftler und Logopäde, Begründer des Lehrgebietes Mündliche Kommunikation und Sprecherziehung an der Universität Regensburg. Gründer und Leiter des Instituts für Rhetorik und Kommunikation, IRK-Team Dr. Allhoff.

Dr. phil. Waltraud Allhoff, Bankkauffrau, Logopädin und Dipl.-Sozialpäd - agogin (FH), eigene Praxis für Logopädie und Kommunikation in Regensburg mit den Schwerpunkten Stimm-, Sprach- und Kommunikationstherapie; Geschäftsführerin des IRK-Teams Dr. Allhoff.

Das vorliegende Buch wurde auch in die Sprachen Arabisch, Tschechisch und Polnisch übersetzt.

www.allhoff.de • www.irk-team.com • www.allhoff.com info@allhoff.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

ISBN 978-3-497-02661-6 (Print)

ISBN 978-3-497-61487-5 (PDF-E-Book)

ISBN 978-3-497-61488-2 (EPUB)

18. Auflage

© 2021 by Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, Verlag, München

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung der Ernst Reinhardt GmbH & Co KG, München, unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen in andere Sprachen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Printed in EU

Reihenkonzeption Umschlag: Oliver Linke, Hohenschäftlarn

Covermotiv: © scusi / Fotolia.com

Cartoons im Innenteil: Helmut Heimmerl

Satz: Rist Satz & Druck GmbH, 85304 Ilmmünster

Ernst Reinhardt Verlag, Kemnatenstr. 46, D-80639 München

Net: www.reinhardt-verlag.de E-Mail: info@reinhardt-verlag.de

Inhalt

Vorwort zur 17. Auflage

1 Die Bedeutung der Rhetorik

2 Körpersprache

2.1 Die Funktion des nonverbalen Ausdrucks

Arbeitsblatt Nonverbale Kommunikation

2.2 Sichtbare Signale – Der visuelle Kanal

2.2.1 Haltung und Auftreten

2.2.2 Gestik

2.2.3 Mimik

2.2.4 Blickkontakt

2.2.5 Räumliches Verhalten (Proxemik)

2.3 Fühlbare Signale – Der taktile Kanal

2.4 Hörbare Signale – Der auditive Kanal

2.4.1 Stimme

2.4.2 Aussprache (Artikulation)

2.4.3 Betonung (Akzentuierung)

Arbeitsblatt Stimmlicher Ausdruck

2.5 Atmung und Sprechen

2.6 Engagement

Arbeitsblatt Beobachtungsbogen Körpersprache

3 Präsentation – Vortrag – Rede

3.1 Verständlichkeit

3.1.1 Struktur und Ordnung

3.1.2 Einfachheit des Ausdrucks

3.1.3 Auswahl der Information

3.1.4 Anregung und Interesse

3.1.5 Visuelle Hilfsmittel

3.1.6 Hörergerechte Darbietung

3.1.7 Sprechweise

Arbeitsblatt Verständlich sprechen

3.2 Gliederung

3.2.1 Einstieg und Schluss

3.2.2 Informative Gliederungen

3.2.3 Argumentative Gliederungen

Arbeitsblatt Strukturiertes Sprechen

3.3 Präsentationstechniken – Visualisieren mit dem Beamer

3.4 Zum Umgang mit kritischen Fragen

3.5 Sprechen mit und ohne Konzept

3.5.1 Stichwortkonzept

3.5.2 MMM – die Mind-Map-Methode

Arbeitsblatt Stichwortkonzept

3.5.3 Schlagfertigkeit

Arbeitsblatt Schlagfertigkeit

3.5.4 Sprechdenken

Arbeitsblatt Sprechdenken

3.6 Lampenfieber und Sprechhemmungen

3.7 Redenschreiben

3.7.1 Tipps für Ghostwriter

3.7.2 Rhetorische Stilfiguren

Arbeitsblatt Rhetorische Stilfiguren

4 Argumentieren und Überzeugen – Strategien zur Meinungsbildung und zum Meinungswechsel

4.1 Argumentationsfiguren

4.2 Argumentationsziele

Arbeitsblatt Argumentieren

5 Gespräch – Moderation

5.1 Grundlagen der Gesprächsführung – Verstehen und verstanden werden

5.1.1 Strukturierte Gespräche

Arbeitsblatt Zusammenfassen

5.1.2 Moderation

5.1.3 Fragetechniken

5.1.4 Non-direktives Gesprächsverhalten

Arbeitsblatt Zuhören

5.1.5 Feedback

5.1.6 Themenzentrierte Interaktion (TZI)

5.2 Typische Gespräche

5.2.1 Besprechung, Konferenz, Meeting

5.2.2 Verhandlung

Arbeitsblatt Verhandeln

5.2.3 Das Verkaufsgespräch

5.2.4 Das Beratungsgespräch

Arbeitsblatt Beratungsgespräch

5.2.5 Non-direktives Interview

5.2.6 Konfliktgespräch

5.2.7 Kritikgespräch

5.3 Gespräche verstehen lernen

5.3.1 Transaktionsanalyse (TA)

5.3.2 Neurolinguistisches Programmieren (NLP)

5.3.3 Kommunikationsstile

5.3.4 Systematische Gesprächsbeobachtung

5.3.5 Interaktionssoziogramm

Arbeitsblatt Gesprächsanalyse

6 Gender-Kompetenz – Geschlechtsspezifisches Kommunikationsverhalten

6.1 Jahrtausendealte Rollenstereotype

6.2 Gender und Gender Mainstreaming

6.3 Gender und Kommunikationsverhalten

6.4 Geschlechtstypische Verhaltensweisen

6.4.1 Dominante Formen des Gesprächsverhaltens

6.4.2 Nichtdominante Formen des Gesprächsverhaltens

7 Internationale Rhetorische Kompetenz – Aspekte der interkulturellen Kommunikation

8 Zur Geschichte der Rhetorik

8.1 Die Antike

8.2 Das Mittelalter

8.3 Das 15. bis 19. Jahrhundert

8.4 Das 20. Jahrhundert

8.5 Das 21. Jahrhundert

Statt eines Nachworts

Literatur

Kontakt & Training

Sachregister

Vorwort zur 17. Auflage

Rhetorische Schulung will kein uniformes Rede- oder Gesprächsverhalten bewirken, sondern variables, der jeweiligen Situation und der Persönlichkeit des Einzelnen angemessenes Kommunikationsverhalten ermöglichen. Dieses Lehr- und Übungsbuch steht in der Tradition einer emanzipatorischen, wertschätzenden und kooperativen Rhetorik.

Rhetorische Schulung hat immer die Verbesserung zwischenmenschlicher Kommunikation zum Ziel. Das gilt für Präsentation wie Moderation, für Rede wie Gespräch.

Deshalb heißt der Titel dieses Buches: „Rhetorik & Kommunikation“.

Ziel angewandter Rhetorik ist es, durch Information und Übung die kommunikative Leistung jedes Einzelnen zu fördern und etwaige Sprechhemmungen abzubauen:

images damit Sie sagen können, was Sie meinen;

images damit Ihre Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner Ihre Gedanken verstehen und mit Ihnen diskutieren können;

images damit Sie Argumente besser erkennen und selbst effektiver argumentieren;

images damit Sie lernen, Ihren Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern besser zuzuhören;

images damit Rede und Gespräch letztlich zu Verständigung und gegenseitiger Hilfe führen, und das heißt: zu echter Kommunikation.

Dieses Buch gibt in seiner Geschlossenheit eine fundierte Einführung in alle Bereiche angewandter Rhetorik: die Körpersprache, die freie Rede, die Argumentation, die Gesprächsführung.

Dieses Lehr- und Übungsbuch wendet sich an alle, die sich selbst in Rhetorik und Kommunikation fortbilden wollen oder die ein entsprechendes Seminar besuchen oder besucht haben.

Durch die Teilnahme an einem Kommunikationsseminar werden am leichtesten Voraussetzungen geschaffen, das eigene Verhalten in Gesprächs- und Redesituationen bewusst und selbstkritisch zu kontrollieren und – wenn gewünscht – verbessern zu lernen.

Aber auch unabhängig vom Besuch eines Seminars geben die Informationen sowie vor allem die Arbeitsblätter und ausführlichen Literaturhinweise dieses Buches einen grundlegenden Über blick und ermöglichen selbstständige rhetorische Übung.

Ein besonders herzlicher Dank gilt unseren KollegInnen und MitarbeiterInnen, die durch viele Hinweise und kooperative Gespräche an den Neuauflagen mitgewirkt haben, insbesondere danken wir für ihre aktive Mitarbeit bei dieser 17. Auflage Christian Gegner und Dr. Brigitte D. Teuchert.

Regensburg, im April 2016

Dieter-W. und Waltraud Allhoff

Im richtigen Ton kann man alles sagen, im falschen Ton nichts.

Das einzig Heikle daran ist, den richtigen Ton zu treffen.

(G. B. Shaw)

Sprechen und Zuhören bestimmen unser Leben:

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Vergiss nicht,

dass Dein Satz eine Tat ist.

(Antoine de Saint-Exupéry)

Wer so spricht,

dass er verstanden wird,

spricht gut.

(Molière)

Einmal entsandt,

fliegt das Wort unwiderruflich dahin.

(Horaz, Episteln I, 18, 71)

1 Die Bedeutung der Rhetorik

Rhetorik – oft missverstanden als „Kunst der Schönrederei“ oder der „manipulativen Überredung“.

Die Kritik an so missverstandener Rhetorik hat Tradition: von Platon über Kant bis heute; und manches populärwissenschaftliche Handoder Taschenbuch zur Rhetorik bestätigt leider dieses Vorurteil.

Dennoch: Rhetorik, wie sie hier verstanden wird, hat

images selten etwas mit „schönem Reden“,

images nicht immer etwas mit „Überreden“ und

images fast nie etwas mit „Kunst“ zu tun.

Zu anderen oder mit anderen überlegt, gezielt und intendiert zu sprechen, zu reden, zu diskutieren, zu debattieren, zu verhandeln ist keine Kunst, sondern die Notwendigkeit, Informationen zu empfangen und weiterzugeben, überzeugend zu präsentieren, Probleme kooperativ zu lösen, Konflikte gewaltfrei zu lösen, Prozesse zielorientiert zu moderieren, sich mit anderen zu verständigen, zwischenmenschliche Beziehungen herzustellen und zu erhalten: genau das sind Inhalte und Ziele einer emanzipatorischen, wertschätzenden und kooperativen Rhetorik. images

Unter Rhetorik verstehen wir Theorie und Praxis mündlicher Kommunikation. Unter angewandter Rhetorik verstehen wir im engeren Sinn die Rede- und Gesprächspädagogik.

Wir alle haben ein Bildungssystem durchlaufen, das meist großen Wert auf schriftliche Verständigung legte, mündliche Kommunikation aber weitgehend vernachlässigte; in der beruflichen Aus- und Fortbildung fand vor Jahren zuerst ein Prozess des Umdenkens statt (Allhoff 2001a,b; Teuchert 2015c).

Aufgrund mangelnder rhetorischer Schulung und oft nur geringer Übung zeigen viele Gespräche erst sehr spät ein Ergebnis (oder auch gar keines), verstehen wir einander häufig nicht, ist die Fähigkeit Einzelner, ihre Gedanken auszudrücken und durchzusetzen, so unterschiedlich, fällt es uns schwer, fundiert zu argumentieren und – last, not least – zuzuhören.

Für das Sprechen im größeren Kreis oder mit sog. Autoritäten kommt für die meisten noch etwas erschwerend hinzu: das Phänomen Lampenfieber (siehe Kapitel 3.6), das viele oft erst gar nicht das sagen lässt, was sie sagen möchten und sollten. Unsere sprachlichen Möglichkeiten bestimmen auch unsere privaten, gesellschaftlichen und beruflichen Möglichkeiten; d.h.: sprachliche ist immer auch soziale Kompetenz. Grund genug, Seminare zur Schlüsselkompetenz „Angewandte Rhetorik“ anzubieten bzw. zu besuchen.

Vier Erfahrungen führten uns zur Beschäftigung mit angewandter Rhetorik:

1. Wir sind auf das gemeinsame Gespräch angewiesen. Das gilt im Kleinen wie im Großen, in Partnerschaft und Familie ebenso wie in Beruf und Gesellschaft. Gespräche, Verhandlungen, Besprechungen, Telefonate, Konferenzen, der Dialog mit dem Partner etc. machen einen wesentlichen Anteil des täglichen Lebens aus. Darauf wurden die meisten nicht ausreichend vorbereitet.

2. Was man sagt, ist oft nicht identisch mit dem, was man sagen wollte.

3. Was der Gesprächspartner bzw. Zuhörer aufnimmt, ist nicht immer identisch mit dem wirklich Gesagten. Man wählt die Information aus, man hört selektiv.

4. Richtiges setzt sich nicht allein deshalb durch, weil es richtig ist; es muss anderen auch als richtig erklärt werden können. Oder wie es Gerd Otto (1976, 9) ausdrückt:

„Wahrheit ist nicht zu haben ohne den Prozess der Wahrheitsfindung und der Mitteilung von Wahrheit. Was wahr ist, ist nicht per se wahr, sondern in Auseinandersetzung mit dem, was unwahr ist, und es ist wahr für die, denen ich es mitteilen will. Mit dem Weg, auf dem ich Wahrheit finde, und mit der Weise, sie anderen mitzuteilen, damit es ihre Wahrheit werde, hat es Rhetorik zu tun.“

Um das eigene Sprechen im Sinne einer befriedigenderen Kommunikation zu verbessern, muss man rhetorische Prozesse erkennen lernen, muss um die Techniken der Kommunikation wissen und den Transfer in die Praxis geübt haben; man muss den Schritt wagen vom Wissen zum Können (Allhoff 2015; Teuchert 2015c).

Etwas kann die Rhetorik allerdings nicht lehren, sondern muss es voraussetzen: den Willen zum gemeinsamen Gespräch, die Bereitschaft zum Geben und Nehmen und die Achtung vor der (auch anderen) Meinung und die Wertschätzung der Persönlichkeit der Gesprächspartnerin, des Gesprächspartners.

Und eine letzte Selbstverständlichkeit: Über das Reden kann man sich nur Gedanken machen, wenn man etwas zu sagen hat.

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Poeta nascitur,

orator fit.

Ein Dichter wird geboren,

ein Redner wird gemacht.