© 2019 Mayer, Petra
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783750402034
Kannst du nicht allen gefallen durch deine Tat und dein Kunstwerk, mach´ es wenigen recht; vielen gefallen ist schlimm. Friedrich Schiller
Für meine Eltern
Die Figuren in diesem Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.
Es war ein trüber, nasskalter Novembermorgen. Das Display im Auto des bärtigen Mannes zeigte drei Grad an. Vom Parkplatz aus sah er schon, dass sich etwas Größeres im Rechen seiner Schleuse verfangen hatte.
»Der Tag fängt ja super an«, fluchte er, »Montagmorgen, die Bild-Zeitung noch nicht gelesen und dann diese Sauerei im Wasser.«
Mit hängenden Schultern stapfte er zum Rechen und schaute angewidert auf die langen, blonden Haare, die sich sachte im schmutzig braunen Wasser bewegten.
»Nicht schon wieder«, stöhnte er. Das war schon die dritte Wasserleiche in diesem Jahr.
Der bärtige Mann zerrte sein Handy aus der Jackentasche und wählte 110.
»Hallo, hier ist Jansen, der Schleusenwärter aus Poppenweiler«, meldete er sich. »Ich habe hier eine Wasserleiche, direkt am Rechen neben dem Parkplatz. Ich warte dann am Parkplatz auf euch.«
»Sag mal Dieter, machst du hier eine Sammelstelle auf«, begrüßte ihn Frank Meier, sein Angelkamerad und Schutzpolizist vom Polizeiposten Neckarweihingen, der als Erster an der Schleuse angekommen war. »Du weißt doch, Leichenfund im Morgengrauen kann den ganzen Tag versauen.«
»Ja, ja, klopf du nur deine Sprüche. Ich bin froh, wenn der Rest deiner Belegschaft kommt und ihr die Leiche mitnehmt. Ich brauche das nicht mehr in meinem Alter.«
Der Schleusenwärter und der Schutzpolizist bewegten sich langsam wie zwei Schnecken in einem Schneckenrennen, bei dem keine von beiden als Erste ins Ziel kommen wollte, zum Rechen, an dem die Leiche hing. Jansen zog ein Zigarillo aus seiner Brusttasche und zündete es an. Schweigend starrten sie auf die Tote, die durch die Strömung des Wassers leicht hin und her pendelte, und warteten. Zeit spielte keine Rolle mehr.
Nach und nach trudelten die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Poppenweiler, zwei Kollegen der Wasserschutzpolizei, der beleibte Notarzt Dr. Hans Klein vom Notarztdienst, Egon Müller und Frank Selters von der Spurensicherung sowie Hauptkommissar Gerald Waldner und Oberkommissarin Kate Busch von der Kripo Ludwigsburg am Fundort der Toten ein.
Während die Kriminalkommissare den Schleusenwärter befragten, zogen die Feuerwehrleute die Frau mit einem langen Haken aus dem Wasser.
»Die ist tot, da gibt’s für mich nichts mehr zu tun«, sagte Dr. Klein zu den Kriminalbeamten, nachdem er die Frau oberflächlich untersucht hatte.
»Ich gehe dann mal wieder und kümmere mich um die Lebenden«, verabschiedete er sich mit einem kurzen Nicken und ging zurück zu seinem Einsatzwagen.
»Wenn ihr fertig seid, könnt ihr die Tote zur Obduktion in die Gerichtsmedizin bringen lassen«, sagte Gerald Waldner zu den Kollegen der Spurensicherung. »Wir treffen uns dann zur Lagebesprechung im Präsidium.«
**
Lydia Mannteufel saß an ihrem Schreibtisch und dachte an den Tod. Denn das war ihr Job. Der Anfang war immer am schwersten. Die Trauer umschwebte die Angehörigen und Freunde der Verstorbenen wie eine große dunkle Wolke, aus der es kein Entrinnen gab.
Was immer ging, aber schon viele Gebrauchsspuren aufwies, war Rainer Maria Rilke: »Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen lachenden Munds. Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen mitten in uns.«
Lydia Mannteufel benutzte diesen Ausspruch gerne bei plötzlichen Todesfällen, vor allem bei jungen Menschen, die unerwartet aus dem Leben gerissen wurden durch Unfälle, Selbstmorde oder tödliche Krankheiten. Aber eigentlich, obwohl passend, war er ihr schon zu abgenutzt.
Ihr war eine persönliche Ansprache lieber. Etwas, das unzertrennbar mit dem Toten zusammenhing, der kleine Aha-Effekt, das heimliche Schmunzeln der Trauergäste, das zeigte, dass sie den Charakter des Verstorbenen samt seiner Eigenheiten gut getroffen hatte.
Aber was sollte sie bei einem achtzehn Jahre alten Kleinkriminellen, der betrunken gegen einen Baum gefahren war und dies nicht überlebt hatte, sagen. Die Beerdigung auf dem Gerlinger Waldfriedhof war für morgen um 14 Uhr angesetzt und sie hatte noch keine Zeile ihrer Trauerrede zu Papier gebracht. Niemand im Ort hatte ihn gemocht. Viele Leute waren der Meinung, dass es den Richtigen getroffen hatte.
Lydia Mannteufel war sich nicht sicher, ob der Mensch das Recht hatte, Todesfälle in richtig oder falsch zu unterteilen. Sie zuckte mit den Schultern. Egal, dachte sie. Sie hatte jetzt keine Zeit für philosophische Gedankenakrobatik, sie musste ihre Rede schreiben. Ihr Anspruch, jeden Toten würdevoll ins Jenseits zu begleiten, half ihr heute auch nicht weiter.
Lydia Mannteufel stand auf und ging unruhig in ihrem Arbeitszimmer hin und her. Sie wischte mit ihren Fingern über staubbedeckte Bücherregale, dachte kurz ans Abstauben, hob ziellos gerahmte Fotos ihrer Familie von ihrem Platz auf der Kommode, die neben dem Schreibtisch stand, schaute sie blicklos an und stellte sie wieder zurück. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab zu Sophie, ihrer Ex-Geliebten. Obwohl sie sich vor knapp einem Jahr getrennt hatten, waren sie immer noch gute Freundinnen und hatten sich für Mittwochabend zum Squashen in der Gerlinger Squashhalle verabredet. Eigentlich telefonierten sie fast täglich, aber seit letztem Freitag herrschte Funkstille.
Nur schemenhaft erinnerte sie sich an den Freitagabend. Sie wusste noch, dass Sophies Freund, der schöne Jan, wie Lydia Mannteufel ihn insgeheim nannte, keine Zeit gehabt hatte und sie deshalb mit Sophie zu einer Veranstaltung ins Theaterschiff nach Bad Cannstatt gegangen war. Sie hatten sich im Café Klatsch und Tratsch in der Nähe des Theaterschiffs getroffen. Sophie hatte super geheimnisvoll getan und gesagt, dass sie ihr etwas Wichtiges mitteilen wolle, etwas, das ihr Leben für immer verändern würde.
»Ach, hast du endlich gemerkt, dass der schöne Jan nur ein Blender ist und kommst zu mir zurück?«, hatte sie Sophie gefragt.
»Du spinnst wohl. Ich verstehe nicht, warum du ständig an Jan herumkrittelst, schließlich bist du ja selber auch nicht gerade hässlich«, hatte Sophie schon leicht gereizt geantwortet.
»Ja, aber bei mir stimmt Verpackung und Inhalt, während Jan nur gut aussieht«, hatte sie erwidert.
»Weißt du, warum ich dich verlassen habe und mit Jan eine Beziehung angefangen habe?«, hatte Sophie erregt gerufen, sodass es die restlichen Gäste im Café auch hören konnten, »weil er nicht ständig an anderen Leuten herumnörgelt, sondern sie einfach so sein lässt, wie sie sind. Er ist auch nicht begeistert, wenn wir uns treffen, aber er toleriert es. Er sagt immer, wenn es dich glücklich macht, dann triff dich mit Lydia. Ich vertraue dir und weiß, dass du mich nicht verlassen wirst.«
»Ja, ja«, hatte sie unbegeistert gemurmelt, »das habe ich auch mal gedacht.«
Dann hatte sie sich ihren ersten Whisky an diesem Abend bestellt, einen Glenmorangie Wood Finish. Normalerweise genoss sie den rauchigen Geschmack des Alkohols und versuchte die verschiedenen Geschmacksnoten und Düfte herauszufiltern. Aber an diesem Abend wollte sie sich nur betrinken, mit Whisky, wenn schon, denn schon, einem wirkungsvollen, aber nicht ganz billigen Mittel.
Wortlos waren sie die wenigen Schritte vom Café zum Theaterschiff gelaufen und hatten das Stück, eine humoristische Verfremdung von »Warten auf Godot«, über sich ergehen lassen. Lydia Mannteufel hatte einen Whisky nach dem anderen hinuntergekippt. Irgendwann hatte sie mit dem Zählen aufgehört. Sophie hatte ihr Vorhaltungen wegen ihres Alkoholkonsums gemacht und als die Vorstellung endlich zu Ende war, musste sie irgendwann und irgendwie (wohl mit der Stadtbahn) in Gerlingen an der Endhaltestelle angekommen und von dort, mit wessen Hilfe auch immer, zu ihrem Haus gelangt sein. Sie wusste nur noch, dass sie am nächsten Morgen mit rasenden Kopfschmerzen vollständig bekleidet in ihrem Bett aufgewacht war und sich geschworen hatte, nie mehr so viel guten Whisky so sinnlos in sich hineinzuschütten.
Seitdem hatte sie nichts mehr von Sophie gehört und traute sich auch nicht, sie anzurufen. Sie würde einfach ihre Verabredung am Mittwoch abwarten und dann, wenn Sophie nicht auftauchen würde, bei ihr vorbeifahren.
Zufrieden mit ihrer Entscheidung, das Zusammentreffen mit Sophie auf Mittwoch vertagt zu haben, setzte sich Lydia Mannteufel wieder an ihren Schreibtisch und schrieb eine Trauerrede, in der in der Kürze der Zeit mangels besserer Alternativen auch Rainer Maria Rilkes Zitat Verwendung fand.
**
Jan Möller schlug die Augen auf und schaute auf die kleine Uhr, die auf dem Mahagoninachttisch in seinem Schlafzimmer stand. Durch die Ritzen des Rollladens drang wenig Tageslicht nach innen. Es war kurz nach 9 Uhr. Sein erster Kunde kam erst um 11:45 Uhr. Er hatte noch genügend Zeit.
Zeit wofür?, dachte er. Die eine Hälfte des Doppelbetts lag unberührt neben ihm. Seine Freundin Sophie Landmann hatte sich am Freitagabend mit ihrer Ex-Geliebten getroffen und war seither verschwunden. Das kam ab und zu vor. Sie nannte es ihre kleinen Auszeiten, wenn sie übers Wochenende ins Allgäu fuhr, um zu wandern oder an den Bodensee, um Schiffe und Kormorane zu beobachten. Zu Beginn ihrer Beziehung hatte er sich noch Sorgen gemacht. Eifersüchtig hatte er sie einmal gefragt, ob sie einen anderen oder eine andere, man wusste ja nie, hätte. Seine Freundin hatte nur gelacht.
»Du spinnst doch«, hatte sie zu ihm gesagt, »ich brauche einfach von Zeit zu Zeit meine Ruhe. Mehr als eine Beziehung auf einmal, das wäre mir viel zu anstrengend. Du kannst dich wieder abregen.«
Er hatte ihr nicht ganz geglaubt und war ihr deshalb einmal heimlich hinterhergefahren. Und tatsächlich war sie, wie angekündigt, nach Isny ins Allgäu gefahren und auf den Schwarzen Grat gewandert. Dann hatte sie im roten Ochsen zu Abend gegessen und war anschließend wieder nach Hause gefahren. Seitdem machte er sich keine größeren Gedanken mehr, wenn sie ab und zu übers Wochenende abtauchte.
Jan Möller stand auf und lief fröstelnd zum Wohnzimmertisch, auf dem sein iPhone lag. Sophies Nummer war auf dem Display. Ein Anruf vom Freitagabend, den er nicht mitbekommen hatte.
Bevor er sich mit seinem Kunden in dem kleinen Büro in der Schulstraße traf, würde er noch kurz bei Sophies Arbeitgeber Dietmar Schaller vorbeischauen. Er hatte keine Lust, bei Sophies Ex anzurufen und sich womöglich hämische Kommentare anzuhören. Ihm war es schleierhaft, was Sophie immer noch mit Lydia Mannteufel verband. Sex konnte es nicht sein, das wusste er. Das Einzige, was für Lydia Mannteufel sprach, war ihr Aussehen. Groß, blond, sportliche Figur, geschmackvoll gekleidet. Zu schade, dass sie für die Männerwelt tabu war.
Er hatte vor längerer Zeit beim Abi-Ball versucht mit Lydia Mannteufel anzubandeln und war kläglich gescheitert. Wie konnte er wissen, dass sie schon damals nur auf Frauen stand. Seither ging er Lydia Mannteufel möglichst aus dem Weg.
Jan Möller frühstückte ausgiebig, zog seine Uniform an, wie Sophie Landmann seine dunkelgrauen Anzüge bezeichnete, in denen er gutsituierten Kunden bei der Anlage ihres Vermögens half, und machte sich auf den Weg.
Kurz hatte er geliebäugelt, mit seinem geleasten Mercedes AMG zu Dietmar Schaller zu fahren. Da er aber keine Lust hatte, neben den SUV von gestressten und unaufmerksamen Schwimmmüttern und ihren nervigen Kindern in der Tiefgarage Stadthalle sein wertvolles Auto abzustellen, beschloss er, zu Fuß zu gehen. Von dem kleinen Backsteinhäuschen in der Johannes-Rebmann-Straße, das er von einem Boschmitarbeiter, der vier Jahre nach Indien abgeordnet war, gemietet hatte, zu Sophies Arbeitsstelle war es nicht so weit.
Es fing an zu nieseln, als Jan Möller aus dem Haus trat und das schmiedeeiserne Gartentor zuzog. Er stellte den Kragen seines schwarzen Mantels hoch und ging mit langen, schnellen Schritten am Hallenbad vorbei Richtung Hauptstraße, wo sich gegenüber der Volksbank Strohgäu das Juwelier- und Schmuckgeschäft Schaller befand. Schwungvoll öffnete er die Eingangstür des schon weihnachtlich geschmückten Ladens und schaute sich um.
»Herr Möller«, begrüßte ihn der braun gebrannte Inhaber Dietmar Schaller, »gut, dass Sie da sind. Wo bleibt denn Frau Landmann? Ist sie krank? Sie hat in letzter Zeit etwas blass ausgesehen.«
Jan Möller strich sich verlegen über seine blonden, lockigen Haare.
»Äh, ich weiß nicht, ich dachte, sie wäre bei Ihnen im Laden. Ich habe sie zuletzt am Freitagmorgen gesehen, danach war sie abends mit einer Freundin in Bad Cannstatt bei einer Veranstaltung. Sophie verreist ab und zu übers Wochenende, ich dachte, sie wäre dann vielleicht direkt zu Ihnen in den Laden gefahren. Komisch, dass sie nicht da ist, ich rufe mal auf ihrem Handy an.«
»Der gewünschte Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar«, dröhnte es aus Jan Möllers Mobiltelefon.
»Oh Gott, es wird ihr doch nichts passiert sein«, stöhnte der Juwelier, »sie ist doch sonst immer so verlässlich und gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit ist sie unersetzlich. Was machen wir denn jetzt?«
Jan Möller überlegte kurz und wählte eine andere Nummer.
»Hallo Jan«, meldete sich eine säuerlich klingende Stimme, »was willst denn du von mir?«
»Lydia, du warst doch mit Sophie am Freitagabend weg, weißt du, wo sie ist?«
Ein paar Sekunden lang hörte Jan Möller gar nichts, dann ein Geräusch, als ob Luft aus einem Luftballon entwich und schließlich Lydia Mannteufels leicht verzerrte Stimme.
»Ich weiß nicht, was Sophie nach der Veranstaltung gemacht hat. Wir hatten uns gestritten. Ich bin dann allein nach Hause gefahren. Hast du schon auf ihrem Handy angerufen?«
»Ja natürlich, gerade eben«, entgegnete Jan Möller patzig. »Aber da meldet sich niemand. Mann, Mann, Mann, was ihr Weiber immer habt. Wenn sie bis heute Abend nicht aufgetaucht ist, gehe ich morgen früh zur Polizei und melde sie als vermisst. Dann gnade dir Gott.«
**
Die Erste Kriminalhauptkommissarin Karin Freund klopfte ungeduldig mit ihrem Kugelschreiber auf die Tischplatte und schaute missmutig auf die ungeschälten Clementinen, die vor ihr lagen.
»Oh je, das kann ja heiter werden«, sagte Gerald Waldner leise zu der neben ihm sitzenden Kate Busch. »Unsere Chefin macht mal wieder Diät, da ist schlechte Laune vorprogrammiert.«
»Dann hoffen wir mal, dass sie mit einem neuen Projekt beschäftigt ist und uns in Ruhe lässt«, erwiderte Kate Busch mit einem schiefen Grinsen.
»Wetten, dass sie wieder von ihrem sechswöchigen Lehrgang bei der Staatspolizei in Mexiko erzählt?«
Karin Freund räusperte sich und blickte die kleine Gruppe, die im funktional ausgestatteten Besprechungszimmer des Polizeipräsidiums in Ludwigsburg zusammen saß, an.
»Bisher haben wir noch nicht viel«, sagte sie schlecht gelaunt. »Eine Wasserleiche, die von einem Schleusenwärter im Rechen der Schleuse Poppenweiler um 7:30 Uhr gefunden wurde. Es ist noch nicht bekannt, wie die Frau zu Tode gekommen ist. Es könnte sich um einen Unfall, Suizid oder Mord handeln. Ich schlage vor, dass wir eine Soko »Wasserleiche« einrichten.«
Karin Freund zog einen goldfarbenen Terminkalender aus ihrer schwarzen Ledertasche, blätterte in dem Kalender und grummelte vor sich hin.
»Das Ganze passt mir jetzt überhaupt nicht ins Konzept«, sagte sie. »Wie ihr vermutlich wisst, war ich sechs Wochen lang bei der Staatspolizei in Mexiko und habe mich über die dortigen Fahndungsmethoden bei Drogen- und Morddelikten informiert und am Freitag kommt eine Delegation aus Leon zu einem Gegenbesuch. Dafür muss ich noch einiges vorbereiten und habe deshalb eigentlich gar keine Zeit für die Leitung der Soko.«
Gerald Waldner lachte kurz auf und warf Kate Busch einen vielsagenden Blick zu. Karin Freund schaute ihn irritiert an und blickte dann in die kleine Runde, zu der neben Kate Busch und Gerald Waldner die drahtige rothaarige Staatsanwältin Suse Schmidt und die flippige Oberkommissarin Nina Herzog, die heute einen Ohrring in Form eines angebissenen Apfels trug, gehörten. Egon Müller und Frank Selters von der Spurensicherung sowie Kommissarin Lena Leuchtle, die Mutter der Kompanie, die die Kollegen oft mit ihren selbstgebackenen Kuchen verwöhnte, und der leicht beleibte Hauptkommissar Fritz Wange vervollständigten die Gruppe.
»Der Fall scheint unproblematisch zu sein«, sagte Karin Freund hoffnungsvoll. »Den müsstet ihr eigentlich schnell aufgeklärt haben. Im Übrigen wäre das auch ganz gut für unsere Statistik. Die könnte dieses Jahr noch ein paar aufgeklärte Fälle vertragen.«
Sie schaute kurz in die Runde. »Ich denke, die jetzige Besetzung müsste erst einmal ausreichen. Fritz leitet die Soko in meiner Abwesenheit, Lena unterstützt ihn im Innendienst bei der Zusammenarbeit mit unserer Pressestelle und der Staatsanwaltschaft sowie bei der Dokumentation. Kate, Gerald und Nina gehen den Ermittlungsspuren nach. Egon und Frank können bei Bedarf von euch hinzugezogen werden. Sofern ihr zusätzliches Personal braucht, gebt mir Bescheid. Die Kollegen von den örtlichen Polizeiposten und –revieren könnt ihr ja auch noch zur Unterstützung anfordern.«
Karin Freund wandte sich an die Kollegen der Spurensicherung: »Egon und Frank, was habt ihr am Fundort der Toten für Spuren gefunden?«
Egon Müller zupfte ein paar Mal an seinem rechten Ohrläppchen und blickte auf seine Unterlagen.
»Tja«, sagte er leise, »es gibt relativ wenig verwertbare Spuren. Die Tote lag ja im Wasser. Wie lange, konnte der Notarzt vor Ort nicht sagen. Das müsste die Obduktion ergeben. Sie hatte keine Ausweispapiere und kein Handy bei sich. Die Kleidung, die sie trug, war modisch aber unauffällig. Schwarze Daunenjacke von Gil Bret, dunkelblaue Jeans von Mustang, schwarzer Wollpullover von Esprit und Unterwäsche von Mey. Die Frau dürfte zwischen Ende zwanzig und Mitte dreißig sein, genaueres kann wahrscheinlich der Gerichtsmediziner sagen. Sie ist zirka 1,70 m groß und hat langes blondes Haar. Ihre Identität konnte noch nicht geklärt werden.«
Karin Freund nahm ihren Kugelschreiber, klopfte zweimal genervt auf die Tischplatte, legte ihn wieder hin und nippte an ihrem Mineralwasser.
»Viel ist das gerade nicht«, grummelte sie, »Nina, schau mal im INPOL nach, ob da eine vermisste Person zur Fahndung ausgeschrieben ist auf die die Beschreibung der Toten passt. Außerdem sollten wir uns an die Presse wenden. Bereite schon einmal eine Mitteilung mit Foto und Kurzbeschreibung der Toten vor. Die Meldung sollte morgen in den regionalen Zeitungen erscheinen. Weit wird sie ja auf dem Neckar nicht gekommen sein.«
»Okay, ihr habt sicher keine Fragen mehr, oder?«, sagte Karin Freund in einem Tonfall, der sicherstellte, dass niemand auf die Idee kam und sie mit unsinnigen Fragen von ihrer wichtigen Mission abhielt.
Sie erhob sich. »Ich muss dann mal weiter«, sagte sie. »Wir treffen uns morgen früh um 9 Uhr wieder hier. Falls ich verhindert bin, leitet Fritz die Besprechung.«
»Du Gerry, hast du noch Lust auf einen Absacker beim Griechen um die Ecke?«, fragte Kate Busch ihren Kollegen, als sie gemeinsam aus dem Besprechungsraum gingen.
»Nee du, ich muss mich um meine Bohnen kümmern, die müssen unbedingt noch gegossen werden«, antwortete Gerald Waldner.
»Kein Wunder, dass du immer noch Single bist«, ätzte Kate Busch.
»Ach, und was macht denn dein Liebesleben? Man hört und man sieht nichts«, gab Gerald Waldner grinsend zurück.
Lydia Mannteufel quälte sich aus ihrem Bett. Sie hatte wenig geschlafen in dieser Nacht. Immer wieder hatte sie von Sophie geträumt. Wie ein Film war die Beziehung zu ihrer Ex-Freundin vor ihr abgelaufen. Kurze Sequenzen hatten sich in ihrem Kopf wie in einem lauten, zu schnell geschnittenen Actionfilm abgewechselt. Der Moment, als sie sich in der Uni in der Cafeteria kennen gelernt hatten. Wie sie sich im Wald während einer Joggingrunde an einem schwülen Augustabend am Gerlinger Kopf hinter einer Schutzhütte leidenschaftlich geliebt hatten. Wie sie sich bei mehreren Gläsern Rotwein auf der Veranda ihres Häuschens das Leben schön getrunken und sich ewige Liebe geschworen hatten. Wie ihr Sophie wie aus dem Nichts mitgeteilt hatte, dass sie mit Jan Möller zusammenziehen würde, weil ein bürgerliches Leben besser für sie wäre und sie eine Familie gründen wolle.
Lydia Mannteufel schüttelte den Kopf, als ob sie damit alles ungeschehen machen könnte und zog ihre Laufschuhe an. Von ihrem Häuschen am Oberen Schlossberg, das sie von ihren Eltern geerbt hatte, bis zum Waldfriedhof, wo ihre Joggingrunde normalerweise begann, waren es nur ein paar Schritte. Der trübe Morgen, der noch unverbraucht vor ihr lag, entsprach ihrer Stimmung.
Mit gesenktem Kopf trabte sie los, ohne sich wie sonst an den im Wald verstreuten, aus Totholz geschnitzten Tieren zu erfreuen. Sie sog die kühle Morgenluft wie eine Ertrinkende ein und stieß sie ächzend wie ein Blasebalg wieder aus. Irgendwo hatte sie gelesen, dass das Körper und Geist reinigen würde. Vielleicht würde es ihr helfen, sich an den letzten Freitagabend zu erinnern.
Ihr war immer noch schleierhaft, wie sie ins Bett gekommen war. Irgendjemand musste ihr geholfen haben, von der Endhaltestelle in Gerlingen zu ihrem Haus zu kommen. Die Strecke konnte sie, so betrunken wie sie war, unmöglich allein hoch gelaufen sein. Und ihren roten Mini hatte sie am Samstagabend, als sie wieder einigermaßen nüchtern war, genau am selben Platz, an dem sie ihn vorher geparkt hatte, nämlich in der Jahnstraße, wieder abgeholt.
Egal, wie hieß es so schön, die Zeit heilt alle Wunden, vielleicht auch einen Filmriss, dachte sie. Wenn sich Sophie mal wieder bei ihr blicken ließ, konnten sie ihre Meinungsverschiedenheiten sicherlich bereinigen. Ermutigt durch diese Gedanken erhöhte sie ihr Tempo und spurtete die letzten Meter ihrer Joggingrunde vom Waldfriedhof zu ihrem Haus.
Lydia Mannteufel sang lauthals unter der Dusche, als ihr Telefon klingelte.
»Mist«, fluchte sie. »Wer ist denn das um diese unchristliche Zeit?«
Vor 9 Uhr riefen normalerweise keine Kunden bei ihr an. Da es die Toten nicht mehr eilig hatten unter die Erde zu kommen, konnten die Lebenden auch auf ihre Bürozeiten Rücksicht nehmen.
Nur mit einem Handtuch bekleidet und Tropfspuren in der Wohnung hinterlassend, rannte sie zum Telefon und hob ab.
»Lydia«, sagte ihr Onkel mit seltsam tonloser Stimme. »Hast du schon die Zeitung gelesen?«
»Nein, wieso? Ist etwas passiert?«, fragte Lydia Mannteufel erschrocken und ließ ihr Handtuch fallen.
»Lydia«, begann ihr Onkel stockend.
Lydia Mannteufel fing an zu zittern und versuchte ihr Handtuch wieder aufzuheben. In diesem Tonfall hatte ihr Onkel das letzte Mal mit ihr gesprochen, als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Sie umklammerte den Telefonhörer und fragte ängstlich: »Was ist passiert? Sag es mir.«
Ihr Onkel seufzte und sagte: »Heute Morgen kam ein Bild von Sophie in der Zeitung. Sie ist tot. Ihre Leiche wurde an der Schleuse in Poppenweiler gefunden. Die Polizei weiß aber noch nicht, dass es Sophie ist.«
Lydia Mannteufel stieß einen erstickten Schrei aus. »Nein, das kann nicht sein«, protestierte sie ungläubig. »Ich war doch am Freitagabend noch mit ihr zusammen.«
»Lydia«, sagte ihr Onkel besänftigend, »bleib ganz ruhig, ich bin in zehn Minuten bei dir.«
Lydia Mannteufel legte den Telefonhörer auf die Gabel und ließ sich langsam auf den Steinfußboden sinken.
»Oh mein Gott«, stöhnte sie. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie hatte sich doch am Freitagabend noch von Sophie verabschiedet. Da war sie doch, im Gegensatz zur ihr, noch putzmunter, oder etwa nicht?
Lydia Mannteufel verbarg ihr Gesicht in ihren Händen und wiegte ihren nackten Körper hin und her. Ihr Verstand begann das Unglaubliche langsam zu realisieren. Sie fing an zu weinen. Die Tränen rannen ihr Gesicht hinunter wie ein anschwellender Sturzbach und bildeten eine salzige Lache auf dem Steinfußboden.
**
Um 9 Uhr morgens war die Welt für den Schutzpolizisten Arne Fries noch in gewohnter Ordnung. Die Woche hatte, bis auf ein gestohlen gemeldetes Mountainbike am gestrigen Montagabend, geruhsam begonnen.
Genüsslich biss Arne Fries in sein Leberwurstbrot und überlegte gerade, was er seiner Frau zu Weihnachten schenken sollte, als das Telefon klingelte.
»Mann, muss das jetzt sein?«, grummelte er, legte sein Wurstbrot auf den Schreibtisch und hob ab.
»Es ist etwas Schreckliches passiert, Sophie ist tot.«
»Nun mal ganz langsam«, sprach der Schutzpolizist beruhigend auf den Anrufer ein. »Wer sind Sie denn und was ist passiert?«
»Entschuldigen Sie«, kam es schwer atmend aus dem Hörer. »Mein Name ist Jan Möller. Ich habe gerade Zeitung gelesen und da war ein Foto von meiner Freundin abgebildet. Sie soll tot sein. Aber das kann nicht sein.«
Der Anrufer brach ab und fuhr dann verzweifelt fort: »Sophie soll an der Schleuse in Poppenweiler tot aufgefunden worden sein. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, weil sie über das Wochenende weg war und bisher nicht nach Hause gekommen ist.«
Arne Fries sprach langsam und ruhig in das Telefon, so wie er es in den psychologischen Seminaren zum Umgang mit traumatisierten Angehörigen gelernt hatte.
»Wo sind Sie denn gerade? Können Sie zu mir auf die Wache kommen oder soll ich bei Ihnen vorbeikommen?«, fragte er.
»Nein, nein«, wehrte Jan Möller ab. »Ich wohne ganz in der Nähe, in der Johannes-Rebmann- Straße. Ich komme gleich vorbei. Ein bisschen frische Luft wird mir gut tun.«
Zwanzig Minuten später stand ein gut aussehender Mann Anfang dreißig mit leicht verstrubbeltem Haar und schräg gebundener Krawatte im kleinen Büro des Schutzpolizisten in der Hauptstraße 31 in Gerlingen.
»Setzen Sie sich doch. Sie müssen Jan Möller sein«, sagte Arne Fries zu dem verzweifelt dreinblickenden Anzugträger und wies mit seiner rechten Hand auf den beigefarbenen Besucherstuhl, der vor seinem Schreibtisch stand.
Jan Möller nickte und ließ sich langsam auf den Stuhl sinken. Er strich sich fahrig über eine widerspenstige Haarlocke.
»Was ist denn mit Ihrer Freundin passiert?«, fragte der Schutzpolizist leise und sah Jan Möller aufmerksam an.
Jan Möller schaute auf den Boden und antwortete zögerlich.
»Meine Freundin Sophie Landmann ist am Freitagabend mit ihrer Freundin zu einer Veranstaltung ins Theaterschiff nach Bad Cannstatt gegangen. Was anschließend passiert ist, weiß ich nicht. Sophie ist am Wochenende nicht nach Hause gekommen und war am Montag auch nicht bei der Arbeit. Ich wollte heute Morgen zu Ihnen kommen und sie als vermisst melden. Dann habe ich Sophies Bild in der Zeitung gesehen.«
Jan Möller stöhnte leise und biss auf seinen rechten Daumen, um seine Tränen zu unterdrücken.
»Und Sie sind sich ganz sicher, dass das Ihre Freundin ist?«, fragte der Schutzpolizist.
»Ja natürlich. Ich weiß doch, wie meine Freundin aussieht, was glauben Sie denn«, antwortete Jan Möller erregt.
Der Schutzpolizist hob entschuldigend seine Hände hoch.
»Okay«, sagte er. »Ich glaube Ihnen ja, dass das Ihre Freundin ist. Versuchen Sie bitte ruhig zu bleiben. Ich sage Ihnen jetzt, was wir tun werden. Sie erzählen mir alles ganz genau der Reihe nach. Ich schreibe dann einen Bericht und leite ihn an die zuständigen Kollegen der Kriminalpolizei Ludwigsburg weiter. Von dort aus werden dann die Ermittlungen weitergeführt.«
Jan Möller nickte leicht mit dem Kopf und blickte den Schutzpolizisten traurig an.
»Haben Sie schon mit jemandem darüber gesprochen? Vielleicht mit den Angehörigen Ihrer Freundin?«
»Nein«, sagte Jan Möller so leise, dass ihn der Schutzpolizist kaum verstand. »Ich bin direkt zu Ihnen gekommen. Ich habe mit den Eltern meiner Freundin noch nicht gesprochen. Ich kann das nicht.«
Der Schutzpolizist schaute ihn voller Mitgefühl an und sagte: »Sie haben das Richtige getan. Überlassen Sie alles weitere uns. Wir werden uns mit den Angehörigen und mit Ihnen wieder in Verbindung setzen. Wenn ich mit dem Bericht fertig bin, können Sie nach Hause gehen. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen auch eine psychologische Betreuung organisieren.«
»Nein, nein«, wehrte Jan Möller ab. »Es geht schon. Ich brauche niemanden. Ich komme allein zurecht.«
Arne Fries wartete bis Jan Möller sein Büro verlassen hatte und wählte dann die Nummer der Kriminalpolizei in Ludwigsburg.
**
Karin Freund fasste in der Soko-Besprechung gerade die spärlichen Erkenntnisse über die Wasserleiche zusammen, als es an der Tür zum Besprechungszimmer zaghaft klopfte.
»Herein«, rief sie schlecht gelaunt.
Schüchtern trat die junge, neu in das Dezernat Tötungsdelikte versetzte Kommissarin Gabriele Manninger ein.
»Was willst du denn jetzt hier? Du siehst doch, dass wir beschäftigt sind«, herrschte Karin Freund sie an.
»Ja, ich weiß«, setzte die junge Kollegin, die ein Blatt Papier in der rechten Hand hielt, vorsichtig an.
»Aber da kam gerade ein Anruf vom Polizeiposten Gerlingen. Der Kollege dort hatte Besuch von einem Jan Möller und der meinte, dass die tote Frau in der Zeitung seine Freundin Sophie Landmann sei. Ich habe den Bericht, den er mir gerade noch zugemailt hat, gleich mitgebracht.«
»Oh, das wäre ja super, wenn das stimmen würde. Dann könnte ich mir die restliche Arbeit mit der Vermisstendatei sparen. Bisher habe ich eh noch nichts Passendes gefunden«, rief Nina Herzog, die heute ganz in schwarz gekleidet war und knallrote Minichristbaumkugeln als Ohrringe trug, begeistert aus.
»Ja, vielen Dank für die Info«, sagte Karin Freund versöhnlich und nahm den Bericht des Gerlinger Schutzpolizisten von der jungen Kommissarin entgegen. Sie überflog ihn kurz und runzelte die Stirn.
»Das klingt plausibel«, murmelte sie.
»Kate und Gerald, ihr fahrt zu den Angehörigen von Sophie Landmann und klärt ab, ob sie unsere Wasserleiche ist. Falls ja, bringt ihr die Eltern der Toten gleich in die Pathologie ins Robert-Bosch-Krankenhaus, damit sie die Leiche identifizieren können.«
Kate Busch und Gerald Waldner nickten mit dem Kopf.
»Ach ja«, fügte Karin Freund süffisant lächelnd hinzu. »Wenn ihr schon dort seid, könnt ihr gleich bei der Obduktion dabei sein. Der Gerichtsmediziner hat mich gestern Abend noch angerufen und mir mitgeteilt, dass er heute Nachmittag die Obduktion der Wasserleiche durchführen würde. Da können wir dann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
Kate Busch und Gerald Waldner sahen sich resigniert an. War ja klar, dass sie wieder die freudige Botschaft überbringen durften und zur Krönung des Tages noch an der Obduktion teilnehmen mussten.
»Augen auf bei der Berufswahl«, stichelte Nina Herzog und klimperte neckisch mit ihren Christbaumkugeln, als sich die kleine Gruppe auflöste und das Besprechungszimmer verließ.
**
Es goss wie aus Kübeln, als Kate Busch mit ihrem unmarkierten Dienstwagen vom Parkplatz des Polizeipräsidiums in die Friedrich-Ebert-Straße einbog. Obwohl die Scheibenwischer auf der höchsten Stufe wie zwei wild gewordene Palmwedel über die Windschutzscheibe schrubbten, konnte sie kaum etwas sehen.
»So ein Mist«, fluchte sie und stieg hart auf die Bremse, sodass der Dienstwagen abrupt zum Stehen kam. Fast hätte sie einen schwarz gekleideten Motorradfahrer, der noch an ihr vorbeifahren wollte, wie einen Stier auf ihre Kühlerhaube genommen.
»Kate, pass doch auf, ich möchte mein Pensionsalter noch erleben«, raunte Gerald Waldner verärgert.
»Ja, ja, immer mit der Ruhe, das nächste Mal kannst ja du fahren«, gab Kate Busch leicht pikiert zurück.
Schweigend reihten sie sich in die Autokarawane, die die B 27 fast zu jeder Tages- und Nachtzeit bevölkerte, ein. Nur im Schritttempo ging es an Kornwestheim vorbei Richtung Stuttgart.
»Du Gerry«, sagte Kate Busch nach einer Weile, »findest du nicht auch, dass die Freund immer unmöglicher wird? Von mir aus kann die wieder nach Mexiko zu ihren Chicanos gehen. Ich verstehe sowieso nicht, warum für so etwas Geld da ist. Bei jeder Dienstfahrt macht sie Theater, weil das Budget überschritten werden könnte und im Schießtraining waren wir auch schon lange nicht mehr, weil die Übungsmunition zu teuer ist.«
Gerald Waldner zupfte an seinem Ziegenbärtchen, das er sich seit ein paar Wochen wachsen lassen hatte und antwortete: »Im Flurfunk habe ich gehört, dass sie schon wieder ein neues Projekt am Laufen hätte, irgendetwas mit der polnischen Polizei. Irgendwie ist sie an Mittel von der Landesstiftung gekommen.«
Er stöhnte und versuchte seinen massigen Körper in eine angenehmere Sitzposition zu bringen.
Kate Busch schüttelte ungläubig den Kopf und schaltete in den dritten Gang, um an der Kreuzung Heilbronner Straße/Borsigstraße noch bei Orange über die Ampel zu kommen. Der Regen hatte jetzt etwas nachgelassen. Über den Pragsattel vorbei am bläulich schimmernden Bülowtower, den gläsernen Bürogebäuden der Versicherungen und den efeubewachsenen Backsteinmauern des Pragfriedhofs bog sie in die Kriegsbergstraße ab. An der nächsten Ampel am Hölderlinplatz fragte Kate Busch ihren Kollegen: »Du, wo wohnen die Eltern von der Landmann noch mal?«
»In der Klopstockstraße«, antwortete Gerald Waldner. »Das ist nicht mehr weit. Da fährst du die Schwabstraße geradeaus weiter und biegst an der zweiten Kreuzung rechts ab. Seit das Parken hier etwas kostet, kriegst du auch tagsüber immer einen Parkplatz.«
Es hatte aufgehört zu regnen, als die Kriminalkommissare aus ihrem Dienstwagen stiegen. Auf der abschüssigen Straße bahnten sich nur noch einige kleinere Rinnsale ihren Weg bergab.
Kate Busch und Gerald Waldner gingen zielstrebig auf das große, herrschaftliche Haus, in dem das Ehepaar Landmann wohnte, zu. Kate Busch drückte auf den messingfarbenen Klingelknopf und hörte eine leise Melodie erklingen. Kurz darauf öffnete eine geschmackvoll gekleidete Frau Mitte fünfzig die Haustür und schaute sie erwartungsvoll an.
»Ja bitte, was kann ich für Sie tun?«, fragte sie.
»Sind Sie Frau Landmann?«, fragte Kate Busch.
Die ältere Frau nickte.
»Dürfen wir hereinkommen? Wir sind von der Kriminalpolizei. Mein Name ist Kate Busch und das ist mein Kollege Gerald Waldner.«
Kate Busch deutete auf ihren Kollegen, der neben ihr stand. Sieglinde Landmann wurde ganz blass im Gesicht.
»Was ist denn passiert?«, fragte sie erschrocken.
Mit staksigen Schritten ging sie voran in ein riesiges Wohnzimmer, in dem neben einem Kachelofen eine Kommode aus dem 19. Jahrhundert stand. In der Mitte des Raumes befanden sich ein großer ovaler Esstisch und acht Stühle aus Kirschbaumholz. An den Wänden hingen mehrere Landschaftsbilder von Caspar David Friedrich.
Ein großgewachsener, schlanker Mann Ende fünfzig legte die FAZ, die er gerade gelesen hatte, auf den Wohnzimmertisch und kam mit hochgezogenen Augenbrauen auf Kate Busch zu.
»Ewald Landmann«, stellte er sich vor und gab Kate Busch einen kräftigen Händedruck. »Was ist denn passiert?«, fragte er und schaute zu seiner Frau, die sich mit einer Hand am Stuhl abgestützt hatte.
Kate Busch sah das Ehepaar voller Mitgefühl an.
»Wann haben Sie denn das letzte Mal mit Ihrer Tochter Sophie gesprochen oder sie gesehen?«, fragte sie.
»Warum wollen Sie das wissen?«, sagte Ewald Landmann und blickte Kate Busch fragend an.
»Ist Sophie etwas passiert?«
Gerald Waldner, der sich bisher bedeckt im Hintergrund gehalten hatte, antwortete mit leiser Stimme.
»Wir haben eine tote Frau an der Schleuse in Poppenweiler aufgefunden. Wir vermuten, dass es Ihre Tochter ist. Jan Möller, der Freund Ihrer Tochter war bei unserem Kollegen auf dem Polizeiposten in Gerlingen und hat sie anhand eines Fotos in der Leonberger Kreiszeitung identifiziert.«
Ewald Landmann wurde aschfahl im Gesicht.
»Oh Gott«, stöhnte er und fuhr sich mit der rechten Hand über die Stirn. »Das muss ein Irrtum sein. Das kann nicht wahr sein. Was soll Sophie denn dort gemacht haben?«
Sieglinde Landmann fing leise an zu schluchzen und setzte sich mit zitternden Knien auf einen Stuhl. Kate Busch legte sanft eine Hand auf ihre Schulter.
»Ihre Tochter war am Freitagabend bei einer Veranstaltung im Theaterschiff in Bad Cannstatt«, sagte Gerald Waldner. »Seither wird sie vermisst. Sie ist gestern auch nicht an ihrer Arbeitsstelle erschienen. Deshalb gehen wir leider davon aus, dass die tote Frau Ihre Tochter ist.«
Ewald Landmann ging zu seiner Frau und umarmte sie fest. Sieglinde Landmann weinte still vor sich hin. Tränen liefen über ihr Gesicht.
»Können wir unsere Tochter sehen?«, fragte Ewald Landmann nach einiger Zeit und schaute die Kommissarin verzweifelt an. Kate Busch räusperte sich und sagte: »Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, könnten wir jetzt gleich in das Robert-Bosch-Krankenhaus fahren. Dort liegt sie in der Pathologie.«
»Wissen Sie schon, was passiert ist?«, fragte Sieglinde Landmann mit zittriger Stimme, als sie im Dienstwagen der Polizisten saßen und Richtung Robert-Bosch-Krankenhaus fuhren.
»Nein«, antwortete Kate Busch. »Ihre Tochter wurde am Montagmorgen von einem Schleusenwärter an der Schleuse Poppenweiler tot aufgefunden. Wie und warum sie dorthin gekommen ist, wissen wir noch nicht. Aber wir haben mit unseren Ermittlungen ja erst begonnen.«
Die Eheleute Landmann saßen eng aneinandergelehnt auf dem Rücksitz des schwarzen Dienstmercedes und starrten aus dem Fenster, ohne die Umgebung wahrzunehmen. Das Schweigen im Wagen war erdrückend. Kate Busch fuhr so schnell sie konnte und der Verkehr es erlaubte über die mehrspurige Heilbronner Straße. In der Siemensstraße bog sie vor dem Theaterhaus rechts ab in die Leitzstraße und bergauf zur Auerbachstraße, an der sich das Krankenhaus befand.
»Wir sind da«, sagte sie zu dem in sich zusammengesunkenen Ehepaar, als sie in die Tiefgarage des Robert-Bosch-Krankenhauses einbog.
Sieglinde und Ewald Landmann liefen ganz langsam, wie in Trance, hinter den zwei Polizisten über das weitverzweigte Krankenhausgelände, um das Unvermeidliche so lange hinauszuzögern, wie es nur ging.
Der glatzköpfige Rechtsmediziner Arnold Stümper erwartete sie, ganz in grün gekleidet, in der Pathologie. Behutsam führte er Sieglinde und Ewald Landmann zu der blonden Frau, die, nur mit einem weißen Laken bedeckt, auf einem Seziertisch aus Edelstahl lag.
Ewald Landmann schaute die Tote an, schluckte mehrmals und sagte leise: »Ja, das ist Sophie, unsere Tochter.«
Sieglinde Landmann schwankte leicht und hielt sich schluchzend an ihrem Ehemann fest. Sie strich ihrer Tochter sanft über die blonden Haare. Tränen liefen über ihr Gesicht.
»Oh Sophie, mein Kind«, schluchzte sie leise. »Wie konnte das passieren?«
Sieglinde Landmann nahm die Hand ihres Mannes. Gemeinsam schauten sie ihre leblose Tochter an. Ewald Landmann wandte sich als Erster wieder ab.
»Danke, dass wir unsere Tochter nochmals sehen durften«, sagte er zu Kate Busch mit belegter Stimme. »Bitte geben Sie uns Bescheid, wenn wir sie beerdigen können.«
»Sollen wir Sie jetzt wieder nach Hause fahren?«, fragte Gerald Waldner.
»Nein, nein«, antwortete Ewald Landmann abwehrend. »Es geht schon. Wir kommen schon nach Hause, vielen Dank. Wir wollen jetzt lieber allein sein.«
Ewald Landmann nahm seine Frau in den Arm. Gemeinsam gingen sie langsam, mit schweren Schritten aus dem Sektionsraum.
»So, das hätten wir«, atmete der Rechtsmediziner erleichtert auf. »Jetzt beginnt der gemütliche Teil. Ich rufe schnell noch Dr. Jasmin Fuchs, dann können wir mit der Autopsie beginnen.«
»Du Arnold«, sagte Kate Busch. »Ich habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, macht es dir etwas aus, wenn ihr schon mal ohne mich anfängt?«
Arnold Stümper lachte.
»Nee du, kein Problem. Dann hast du wenigstens etwas im Magen, wenn du wiederkommst. Die aufregenden Sachen kommen eh erst zum Schluss. Dein Kollege ist auch schon ganz grün im Gesicht. Setzt euch doch in die Cafeteria. Ich gebe euch dann Bescheid, wenn wir fertig sind.«
Gerald Waldner schaute den Rechtsmediziner dankbar an.
»Das war aber nicht nett von dir, dass du mich mit dem Leichenfledderer allein lassen wolltest«, sagte er vorwurfsvoll zu Kate Busch auf dem Weg zur Cafeteria.
»Ach Gerry«, antwortete Kate Busch schmunzelnd. »Obduktion ist Männersache, genauso wie Müll runterbringen. In diesen Dingen wird die Gleichberechtigung total überschätzt.«
Nachdem Kate Busch hastig zwei große Maultaschen verschlungen und eine Tasse Espresso getrunken hatte, lehnte sie sich zufrieden auf ihrem Plastikstuhl zurück.
»Du Gerry«, wandte sie sich an ihren Kollegen, »was glaubst du denn, was da passiert ist? Hat sich diese Sophie umgebracht, war’s ein Unfall oder wurde sie ermordet?«
»Frau, du stellst Fragen«, gab Gerald Waldner zurück. »Ich habe keine Ahnung, aber warum hätte sie sich umbringen sollen? Sie sieht gut aus, hat einen Freund und anscheinend wohlhabende Eltern, also zumindest objektiv betrachtet deutlich mehr als wir.«
»Also das mit dem Aussehen und den armen Eltern trifft eigentlich nur auf dich zu«, entgegnete Kate Busch spöttisch.
»Ja, ja, Miss Polizei und einen Freund brauchst du ja auch nicht«, antwortete Gerald Waldner leicht ungehalten. »Du stehst ja mehr auf Frauen.«
Kate Busch drehte die leere Espressotasse hin und her und seufzte theatralisch.
»Weißt du Gerry, es gibt einfach zu wenig gutaussehende, sportliche, intelligente und humorvolle Lesben.«
»Was heißt hier Lesben«, sagte Gerald Waldner und lächelte verschmitzt. »Das gilt doch für alle Frauen.«
Kate Busch warf spielerisch eine Zuckertüte nach ihm und sagte dann mit ernster Stimme: »Viel haben wir ja noch nicht. Okay, wir wissen jetzt, wie sie heißt, wer ihr Freund ist und dass sie mit einer Freundin zuletzt am Freitag im Theaterschiff war. Aber das war es dann auch schon.«
»Vielleicht bringt uns die Obduktion weiter«, sagte Gerald Waldner und stemmte seinen massigen Körper in die Höhe.
»Wir sollten langsam wieder zurück zu unserem Stümper und schauen, ob er irgendwelche Erkenntnisse gewonnen hat, die uns weiterhelfen.«
Die asiatische Ärztin Dr. Jasmin Fuchs war gerade dabei, die Leiche wieder zusammenzunähen und für den Bestattungsunternehmer herzurichten, als Kate Busch und Gerald Waldner den Sektionsraum betraten.
»Ach, da seid ihr ja endlich«, rief ihnen der Rechtsmediziner Arnold Stümper, der sich gerade seine Hände wusch, zu. »Das Beste habt ihr verpasst. Wusstet ihr schon, dass die Tote in der zehnten Woche schwanger war?«
Kate Busch und Gerald Waldner sahen sich erstaunt an. Weder die Eltern von Sophie Landmann hatten dies erwähnt noch stand dazu etwas im Bericht vom Gerlinger Kollegen Arne Fries.
»Kannst du uns etwas zum Todeszeitpunkt und zur Todesursache sagen?«, fragte Kate Busch. Arnold Stümper trocknete seine Hände ab.
»Die Frau ist eindeutig ertrunken«, sagte er. »In ihrer Lunge befindet sich Wasser. Außerdem ist die Lunge aufgebläht, trocken und schaumig. Das heißt, dass die Frau im Süßwasser ertrunken ist.«
Arnold Stümper kratzte sich am Kopf.
»Was den Todeszeitpunkt anbelangt, kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Frau zwischen Freitagabend um zirka 22 Uhr und Samstagmorgen um drei Uhr umgekommen ist.«
Arnold Stümper grinste schelmisch.
»Einen genaueren Todeszeitpunkt gibt es nur bei den Krimis im Fernsehen. Aber das wisst ihr ja selber.«
Kate Busch winkte müde lächelnd ab.
»Ja, ja, ich weiß. Ist dir sonst noch etwas Außergewöhnliches aufgefallen?«
Arnold Stümper warf theatralisch seine Hände in die Höhe.
»Ja reicht dir denn das noch nicht?«, sagte er leicht vorwurfsvoll. »Die Tote war gesund, sie hatte sich in der Jugend wohl mal den rechten Arm gebrochen. In ihrem Blut fanden sich keine Spuren von Alkohol, Medikamenten oder bei einem Giftmord üblicherweise verwendeten Substanzen. Äußere Anzeichen für einen Kampf oder Würgemale gibt es nicht. Sie lag aber auch eine Weile im Wasser. An der Stirn und der Nase sowie am Handrücken und den Knien sind deshalb Treibspuren vom Wasser vorhanden. Ganz charakteristisch für eine Wasserleiche ist natürlich auch die Waschhautbildung. Alle Details stehen in meinem Bericht, den ich euch heute Abend noch zumaile.«
Kate Busch berührte den Rechtsmediziner leicht an der Schulter.
»Vielen Dank für die Infos«, sagte sie. »Das mit der Schwangerschaft ist echt ein Hammer.«
»Du Gerry?«, fragte Kate Busch ihren Kollegen, als sie wieder im Auto saßen und zum Polizeipräsidium nach Ludwigsburg zurückfuhren. »Warum sollte sich eine Frau umbringen, die schwanger ist?«
»Vielleicht wollte sie keine Kinder oder war depressiv.«
»Das glaube ich nicht. Kinder muss man heutzutage nicht mehr bekommen, wenn man sie nicht will und für das andere gibt es Tabletten.«
Gerald Waldner zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht war es ein Unfall oder sie hat sich mit ihrer Freundin gestritten und die hat sie dann in den Neckar gestoßen, aus Eifersucht, weil sie selbst keine Kinder bekommen kann.«
»Möglich«, meinte Kate Busch zweifelnd. »Aber das setzt voraus, dass sie wusste, dass Sophie Landmann schwanger war.«
Gerald Waldner gähnte und schob sich ein Lakritzbonbon in den Mund.
»Tja, das erfahren wir frühestens morgen, wenn wir ihre Freundin befragen«, murmelte er.
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Lydia Mannteufel zog einen schwarzen Hosenanzug und eine weiße Bluse an und ging langsam mit gesenktem Kopf die wenigen Schritte von ihrem Haus zum Waldfriedhof. Selbst wenn sie die Toten näher kannte, machte es ihr normalerweise nichts aus, eine Grabrede zu halten. Sie schaffte es in der Regel, genug emotionale Distanz zwischen ihren Job als Grabrednerin und ihre persönlichen Trauer zu bringen.
Aber nachdem ihr Onkel ihr mitgeteilt hatte, dass Sophie tot war, fühlte sie sich im Moment nicht in der Lage, eine Trauerrede zu halten.
Eigentlich freute sie sich immer, wenn sich möglichst viele Trauergäste von den Verstorbenen verabschiedeten, um ihnen einen würdigen Rahmen für das letzte Geleit zu geben. Aber heute hoffte sie, dass möglichst wenig Trauernde anwesend waren und sie die Rede schnell hinter sich bringen konnte.
Als sie leicht verspätet an der Grabstelle ankam, hatte sich eine deutlich größere Menschenmenge als erwartet versammelt. Das konnten unmöglich die Angehörigen und Freunde des Verstorbenen sein, dachte sie. Soviel sie wusste, hatte der Verstorbene keine Freunde und die einzige Angehörige, die auf der Beerdigung erscheinen wollte, war seine Mutter. Eine stattliche aber frühzeitig ergraute Person. Lydia Mannteufel ging auf sie zu und schüttelte ihr die Hand.
»Entschuldigen Sie die Verspätung Frau Heimann«, sagte sie. »Ich wusste gar nicht, dass Ihr Sohn so viele Bekannte hatte.«
Frau Heimann schüttelte den Kopf und erwiderte trocken: »Das ist mir auch neu. Die sind wahrscheinlich alle wegen Ihnen hier.«
Lydia Mannteufel schluckte und sah sich um. Die Anwesenden musterten sie, je nach Art ihres Cha