Walter-Jörg Langbein

Geheimnisse der Schattenwelt

Neuauflage des bei Moewig erschienenen Werkes:

„Geheime Gesellschaften / Regeln, Riten und Bräuche“

Ancient Booklet – eBook

Ancient Mail Verlag Werner Betz

Europaring 57, D-64521 Groß-Gerau

Tel.: 0 61 52/5 43 75, Fax: 0 61 52/94 91 82

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Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-944198-61-3

 

eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
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Inhalt:

Vorwort

1.) Artus und die Suche nach dem Gral

Artus – Versuch einer Biographie

Auf der Suche nach Camelot und Avalon

Artus und der Heilige Gral

Die Katharer und der Gral

Das Geheimnis der Katharer

Belagerung und Tod

2.) Der Templerorden und der Heilige Gral

Kult und Ritus

Aufstieg und Fall der Templer

Folter und Scheiterhaufen

Die Suche nach dem Schatz der Templer

Das Geheimnis von Gisor

Wurde der Schatz der Templer nach Amerika geschafft? Oder nach Mexiko?

Das Geheimnis der gläsernen Schädel?

Das Geheimnis der Templer und der Heilige Gral

3.) Mohammedanische Geheimbünde: Assassinen, Sufis und Drusen

Die mörderischen Haschischesser

Tanzende Derwische – Selbstaufgabe auf dem Weg zu Gott/

Der Geheimbund der Drusen

4.) Die Rosenkreuzer

Versuch einer Biographie

Erste Ordensregeln

Geheimnisvolle Zeichen

Frühe Wurzeln des Rosenkreuzerordens

Der Geheimorden und christlicher Glaube

Die „chymische Hochzeit“

Der Graf von Saint Germain – Eingeweihter oder Scharlatan?

Saint Germain – Wissender oder Gaukler?

Rosenkreuzer in Amerika

5.) Die Freimaurer

Frühe Anfänge

Die Chronik der Ordensgeschichte

Das Ritual der Einweihung und die Ordensregeln

Freimaurer in der „Neuen Welt“

Freimaurer und Politik

Aleister Crowley und die Freimaurer

Freimaurer heute

6.) Madame Blavatskys Theosophische Gesellschaft

Das Buch Dzyan

Geheimlehre und Geschichte der Welten

Blavatsky contra Darwin

Der Geheimorden des „Golden Dawn“

Die Geheimlehre des „Golden Dawn“

Die Ära nach Madame Blavatsky

Der Orden vom Stern des Osten

Nachwort: Rückkehr der Geheimbünde?

Anhang: Literatur

Vorwort

„Wir sind der Ansicht, dass die Intelligenz, wenn sie ein bestimmtes Niveau erreicht hat, unwillkürlich zu einer Art Geheimgesellschaft wird. Wir meinen, dass sie über eine unbegrenzte Macht verfügen wird, wenn sie sich nur voll entwickeln kann, wenn sie nicht in einem Blumentopf verkümmern muss, sondern fest auf freiem Boden steht.“ So schreiben zwei der profundesten Kenner in Sachen Geheimbünde, die Forscher und Autoren Louis Pauwels (1920-1997) und Jacques Bergier (1912-1978) in „Aufbruch ins dritte Jahrtausend“ (München 1970, S. 120).

Seit es Menschen gibt, scheint es ein tiefes Bedürfnis zu geben, sich voneinander zu unterscheiden. Was wäre nun dazu besser geeignet als Wissen? Wissen war schon immer Macht. Und Menschen wollten schon immer Macht über andere Menschen ausüben. Liegt in diesem Wunsch die Suche Einzelner oder von Gruppen nach Erkenntnis begründet? Wurde Wissen angestrebt, um die Ergebnisse von Denken und Forschen geheim zu behalten?

In unserem Jahrhundert war das im Geheimen angehäufte Wissen, das wie ein sakrales Mysterium gehütet wurde aber sehr irdisch-profan war, höchst unerfreulicher Art. Die Welt war in zwei Lager gespalten. Auf beiden Seiten, in Ost und West, trachtete man danach noch „wirkungsvollere“, noch „effektivere“ Waffen zu entwickeln. Man häufte entsetzliche Zerstörungspotentiale an, die ausgereicht hätten, um die gesamte Erdbevölkerung auszulöschen. Spione wurden eingesetzt, um das geheime Wissen der jeweils anderen Seite in Erfahrung zu bringen. Wer die Geheimnisse der militärischen „Bruderschaften“ verriet und ertappt wurde, musste damit rechnen, hingerichtet zu werden. Mit dem Tode bestraft wurden wahrscheinlich auch Verräter der Geheimnisse so manches okkulten Ordens. Da ähneln sich die Geheimgesellschaften von heute und vorvorgestern sehr. Es gibt aber einen ganz entscheidenden, gravierenden Unterschied:

In 20. Jahrhundert war es das Ziel militärischer Geheimbünde die Intelligenz in den Dienst der Zerstörung zu stellen. Vor vielen Jahrhunderten war das anders. Es gab zu allen Zeiten Suchende, die sich mit der Realität von Materie und Geist auseinandersetzten. Ihr Ziel war es, Wege zu finden, die für den jeden Menschen einen Fortschritt auf dem Weg seiner geistigen Entwicklung darstellen. Freilich hüteten die Suchenden ihr Wissen. Sie gründeten Gemeinschaften, in denen geforscht wurde, in denen auch Magie praktiziert wurde.

Der englische Forscher und Schriftsteller Dr. Walter Raymond Drake (1913-1989): „Fortschrittliche Ideen, die ihrer Zeit weit vorauseilen, haben zunächst nur dann eine Chance, wenn sie in kleinen Zirkeln ausgebrütet und weiterentwickelt werden. In solchen Gemeinschaften kann gearbeitet werden, ohne dass auf die ablehnende Haltung der Öffentlichkeit, die kein Verständnis für das revolutionär Neue hat, Rücksicht genommen werden muss. Leider entspricht es aber der Natur des Menschen, dass dann gewonnene Einsichten nicht allgemein publik gemacht, sondern nur den Mitgliedern der Gemeinschaft mitgeteilt werden. Und was ursprünglich dem geistigen Fortschritt dienen sollte, wurde oft missbraucht.“

Der schlimmste Feinde jeder Geheimniskrämerei sind zwei Eigenschaften des Menschen, die anscheinend zu seiner Natur gehören: die Neugier und die Lust an der Mitteilung unbekannter Einzelheiten. So ist letztlich jeder Versuch, bestimmtes Wissen im Kreis einer Gruppe geheim zu halten, zum Scheitern verurteilt. Das mag man negativ oder positiv sehen, die Tatsache ist aber unbestreitbar. Geheimnisse mögen Jahre, Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte von Minderheiten der Mehrheit vorenthalten werden. Aber irgendwann einmal dringen doch Details an die Öffentlichkeit, werden Informationen verraten, werden noch so streng gehütete Geheimnisse ausgeplaudert.

Ohne die Neugier, die stets Geheimes erfahren will und ohne die Mitteilungsbereitschaft, die ersehnten Informationen auch auszuplaudern, hätte das vorliegende Buch gar nicht entstehen können. Denn dann wäre das oft erstaunliche Wissen so mancher geheimer Gesellschaft eben das geblieben, was es von den Gründern der Orden auch sein sollte, nämlich geheim.

Wenn wir an geheime Gesellschaften denken, dann tauchen vor unserem geistigen Auge geradezu romantische Bilder auf: etwa vom legendären König Artus und seiner Tafelrunde. Die Forschung hat ergeben, dass es die märchenhaft anmutende Gestalt tatsächlich gegeben hat. Und: Er und seine Ritter suchten nach einem großen Geheimnis, nach dem Heiligen Gral.

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Artus in nobler Gesellschaft. (http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hofkirche-figuren.jpg (Creative Commons Lizenz, Urheber: Anton Prock))

Das tat ein weiterer Geheimbund auch: der Templerorden. Ziel dieser Gemeinschaft war es, einem der großen Rätsel auf den Grund zu gehen, die die Geschichte zu bieten hat. Suchten und fanden sie den Gral? Worin bestand ihr Geheimnis, das sie auch unter der Folter nicht verraten wollten? Was war ihr Baphomet, ihre heilige Reliquie, die der Inquisition nie in die Hände fiel? Vergeblich hat die Inquisition danach gesucht Wurde sie nach Amerika oder Mexiko geschafft, als ihr Geheimbund mit brachialer Gewalt zerstört wurde?

Welche Beziehung hatten sie zu anderen Geheimbünden, etwa zu den Assassinen, Sufis und Drusen? Zu welchen Erkenntnissen gelangten die mörderischen Haschischesser? Wer war der „Alte vom Berge“? Gab es sein irdisches Paradies auf Erden wirklich? Der berühmte Reisende Marco Polo will es jedenfalls gesehen haben. feierten die Mitglieder des Geheimbundes der Drusen wirklich exzessive Orgien? Oder haben das übelwollende Gegner nur erfunden?

Einer der geheimnisvollsten und Geheimbünde der Geschichte ist jener der Rosenkreuzer: und zwar schon deshalb, weil er nicht irgendwann vor Jahrhunderten in der geschichtlichen Versenkung verschwand, sondern bis in die aktuelle Gegenwart fortbesteht. Gab es den legendären Gründer Christian Rosencreutz wirklich? Was wissen wir über ihre Ordensregeln und Rituale? Was verstanden sie unter Alchimie? Wer war der geheimnisvolle Graf von Saint Germain? Ein Rosenkreuzer? Ein Alchimist? Ein Scharlatan? Besaß er tatsächlich das Geheimnis vom ewigen Leben? Lebt er noch heute?

Auch die Freimaurer wirken noch heute unter uns. Wie alt ist ihre Geheimgesellschaft? Wie sehen ihre geheimen Rituale? Welche Einweihungszeremonien praktizier(t)en sie? Wie lauten ihre Ordensregeln? Welchen Anteil hatten sie an einem der folgenschwersten Freiheitsbewegungen der Weltgeschichte, am Kampf der frühen europäischen Siedler in Amerika gegen die Vorherrschaft aus Europa? Ist die Weltgeschichte letztlich das Ergebnis freimaurerischer Verschwörungen? Wer war Aleister Crowley? Ein Magier? Freimaurer?

Ich habe mit so manchem Freimaurer gesprochen, auch mit solchen hohen Rangs. Da wurden immer wieder Zweifel an alten Freimaurer-Lehren laut. So wurde ja einst von Freimaurern postuliert, Gottvater selbst sei Freimaurer gewesen. Habe er doch die Arche Noah nach ganz genauen Angaben bauen lassen. Gleiches gilt für die Bundeslade, für die Gottvater selbst sozusagen den Bauplan geliefert hat.

Die Unabhängigkeit Indiens war das Werk einer energischen Frau. Und das zu einer Zeit, als man Frauen überhaupt kein Mitspracherecht in der Politik einräumen wollte. Sie hieß Annie Besant und gehörte der Geheimgesellschaft der Theosophen an, die sie nach dem Tode von Ordensgründerin Helena P. Blavatsky leitete. Wie sahen die Geheimlehren von Madame Blavatsky aus? Was hat es mit dem mysteriösen „Buch Dzyan“ auf sich, das älter als die Menschheit sein soll? Enthüllt es die phantastische Geschichte der Menschen? Warum lehnten die Theosophen so vehement die Lehre von Charles Darwin von der natürlich-zufälligen Entstehung der menschlichen Art ab? Warum fanden Genies wie der Nobelpreisträger William Butler Yeats und Thomas A. Edison Geheimbünde so attraktiv? Wer war der „Messias“ der Theosophie? Wie sahen die Geheimnisse des Ordens vom „Stern des Ostens“ aus?

Das vorliegende Buch setzt sich mit den Regeln, Riten und Bräuchen der großen geheimen Gesellschaften auseinander. Ihre Geschichte wird rekonstruiert. Ihre wichtigsten Glaubenssätze werden dargelegt. Ihre Kulte, Riten und Zeremonien werden oft detailgetreu beschrieben. Vorbehaltslos wird ein wichtiger Aspekt des Menschseins erörtert: seine Neigung, sich in geheimen Gesellschaften zu organisieren.

Liebe Leserinnen und Leser, folgen Sie mir in die Schattenwelt der Geheimgesellschaften! Studieren Sie mit mir Regeln, Riten und Rituale! Besuchen wir gemeinsam König Artus, den Graf von Saint Germain und ihre illustren, unheimlichen Kollegen!

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Die Bundeslade.

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c8/Tissot_Moses_and
_Joshua_in_the_Tabernacle.jpg (gemeinfrei))

1.) Artus und die Suche nach dem Gral

In der Innsbrucker Hofkirche steht eine Reihe illustrer Würdenträger am Grab Kaiser Maximilians I. (1459-1519). Der Entwurf des Grabmals stammt von Albrecht Dürer. Eine der Figuren wurde als König Artus identifiziert, der dem verstorbenen die letzte Ehre erweist. Ex existiert ein Foto der Artus-Statue aus dem Jahre 1902. Maximilian I. Wird als »letzter Ritter« bezeichnet… und hätte sich gewiss über die Artus-Statue sehr gefreut.

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Ritter Artus am Grab von Maximilian I, 1902.

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3b/Artus2.jpg (gemeinfrei))

Während die letzte Ruhestätte von Maximilian I. wohlbekannt ist, rätseln Laien wie Forscher seit vielen Jahrhunderten, wo denn wohl König Artus beigesetzt worden sein mag. Hitzig wird darüber diskutiert. König Artus und seine Tafelrunde… diese legendäre »geheime Gesellschaft« beflügelt bis heute die Fantasie der Menschen. Hat der mystische Artus je gelebt? Besaß er ein historisches Vorbild? Gab es seine Tafelrunde in der Realität?

Seit Jahrhunderten versucht man das Rätsel zu ergründen. Emsige Historiker haben eine Fülle von Fakten und Vermutungen zusammengetragen, die so etwas wie eine Biographie von Artus ergeben.

Artus – Versuch einer Biographie

Artus oder Arthur war ein sagenhafter britannischer König, der mit den Rittern seiner Tafelrunde zum Mittelpunkt eines ausgedehnten Sagenkreises wurde. Der historische Artus scheint ein Heerführer gewesen zu sein, der um 500 n. Chr. sein Volk gegen die Invasion der Angelsachsen verteidigte. Angeblich fiel er in einem der zahlreichen Gefechte bei Camlann.

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Merlin liest aus seinen Prophezeiungen vor.

(http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Merlin_(illustration_from_middle_ages).jpg&filetimestamp=20050905191313 (gemeinfrei))

In der „Historia Regnum Britanniae“, einem historischen Werk des Geoffrey von Monmouth, um 1135 erschienen, wurde Artus vom keltischen Lokalhelden zum glanzvollen Herrscher von geradezu weltgeschichtlicher Bedeutung hochstilisiert. Mit seiner Gattin Guenhuvara hielt, so weiß es die Überlieferung zu berichten, Hof zu Caerlon. Das Leben sei von Prunk und edlem höfischen Zeremoniell bestimmt worden. Artus sei ein wahrer Recke gewesen, dazu ein intelligenter Feldherr, dem kein noch so mächtiger Gegner gewachsen war. Siegreich zog er demnach von Land zu Land, von Schlacht zu Schlacht. Überstürzt musste der in der Fremde ungeschlagene Held in die Heimat zurückkehren. Böse Kunde von einem infamen Intrigenspiel seines eigenen Neffen Mordred war ihm zugetragen worden. Sollte er gar abgesetzt werden? Artus wurde verwundet und auf die Feeninsel Avalon entführt.

Geoffrey von Monmouth stützte sich bei seinen Ausführungen auf bretonisches Sagengut. Seit Opus wurde bald, vermutlich 1155, vom nomannischen Dichter Wace in französische Verse übertragen. In „Roman de Brut“ stilisierte er Artus zum imposanten Kriegsherrn, fügte zahlreiche Details hinzu, die seiner Phantasie entsprungen sein mögen. Oder verfügte Wace über weitere historische Quellen, die im Lauf der Jahrhunderte verlorengingen? Er war es der erstmals von der legendären Tafelrunde Artus berichtete. Sie tauchte dann wieder in Layamons frühmittelenglischem Versepos „Brut“ auf, das etwa 1205 entstanden sein mag. Ursprünglich selbständige Sagenstoffe wie die Tristan- und die Gralslegende wurden zunächst als Einzelwerke überliefert, dann in den Artuskomplex eingewoben.

1210 schildert Robert de Boron in seinem Versroman »Histoire de Merlin« den legendären Magier Merlin als Erzieher und Lehrer von Artus. Es scheint so, als ob illustre Gestalten der Sagenwelt einander anziehen und die Fantasie der Dichter beflügeln.

Zahlreiche entstanden: „Erec“, „Cligès“, „Lancelot“, „Yvain“, „Perceval“. In Deutschland wurden „Erec“ und „Iwein“ von Hartmann von der Aue, „Tristan und Isolt“ von Gottfried von Straßburg, „Parzival“ und „Titurel“ von Wolfram von Eschenbach begeistert verschlungen 1469 vollendete T. Malory seinen Prosaroman „Le morte d’ Arthur“.

In England pries man Artus und seine Recken. Regelmäßig trafen sie sich, um in Erinnerungen an begangene Heldentaten zu schwelgen. Da ist von tapferer Verteidigung Englands die Rede, von edlen Jungfrauen, die befreit, von Drachen, die getötet werden mussten. Uns heutigen erscheint Artus als eine Personifizierung des Guten und Edlen, das ohne Rücksicht auf eigenes Leid das Böse bekämpft. Ist es da überhaupt noch möglich, die Fiktion von den Fakten zu trennen?

Auf der Suche nach Camelot und Avalon

Bereits vor mehr als 800 Jahren versuchte man, das Grab des Artus ausfindig zu machen. Schließlich machte man auf einem alten Friedhof der Glastonbury-Abtei ein verwittertes Doppelgrab aus. Hier seien Artus und seine geliebte Guinever zur letzten Ruhe beigesetzt worden. 1931 kamen britische Historiker zur Auffassung, das Grab könne tatsächlich „echt“ sein.

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Camelot auf einer Illustration von Gustave Dorés, 1868.

(http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Idylls_of_the_King_3.jpg&filetimestamp=20060402201040 (gemeinfrei))

Der Legende nach wurde Artus freilich auf der Insel der Seligen, Avalon, bestattet. Es soll sich dabei um ein mythisch-märchenhaftes Inselreich gehandelt haben. Nur Eingeweihten sei es möglich, jenes Eiland zu erreichen. Es soll von Frauen regiert worden sein, die über magische Kräfte verfügten. Legendär ist noch heute ihr Wissen über geheime Heilmethoden und die Kräfte der Natur. Voreilig handelt, wer diese Überlieferung als bloße märchenhafte Fiktion abtut. Sie könnte auf historischen Tatsachen beruhen. Gab es einst in der Gegend von Glastonbury ein Überbleibsel aus uralten Zeiten? Wurde hier länger als anderswo das Matriarchat, die Herrschaft der Frau, gelebt? Glastonbury könnte mit Avalon identisch sein.

Oder lag Avalon bei Yeovil in Somerset? Schon zur Stein- und Bronzezeit siedelten hier Menschen. In der Eisenzeit wurde eine Befestigungsanlage errichtet. Das dürfte um 500 v. Chr. gewesen sein. Hinter ihren Mauern suchte die Bevölkerung des ländlichen Umlands Schutz, wenn etwa Überfälle durch marodierende Banden drohten. Es dürfte lange Zeit religiöses und kultisches Zentrum gewesen sein. Anno 43 oder 44 stellte die alte Wehranlage allerdings kein besonderes Hindernis für die Römer dar. 30 Jahre später erhoben sich die Bewohner von Cadbury Castle nochmals gegen die Besatzungsmacht. Eine Strafexpedition folgte auf dem Fuße. Die Römer brachen die Stadttore ein und richteten ein schlimmes Blutbad an.

Cadbury blieb dann ein halbes Jahrtausend verlassen, bis ein frühmittelalterlicher König um das Jahr 500 n. Chr. auf den Ruinen des uralten Bergforts eine Festung erbauen ließ. Es könnte sich dabei um König Artus gehandelt haben. Für diese Annahme spricht, dass der Hügel, auf dem einst die beeindruckende Wehranlage stand, bis ins 15. Jahrhundert „Camalat“ hieß. Fand hier das letzte Gefecht Artus’ statt? John Lennland (1509-1547), Historiker im Dienste Heinrichs VIII., will just bei jenem Hügel ein Massengrab gesehen haben, in welchem zahlreiche im Kampf gefallene Krieger bestattet worden seien. Waren es Artus’ Männer?

Aber war er wirklich Regent oder „nur“ ein britischer Stammeshäuptling? Er ließ mächtige Erdwälle aufhäufen, die mit Holzpfählen verstärkt wurden. Dann folgte eine Schicht mörtellos zusammengefügter Steine, aus denen imposante Holzzinnen ragten. Für damalige Verhältnisse gewaltig war die Festhalle im Inneren des Komplexes. Sie war zwanzig Meter lang und zehn Meter breit. Stand in eben diesem Prachtbau der legendäre runde Tisch von Artus Tafelrunde? Oder lag Camelot in Südwales? Bei Caerlon am Fluss Usk wurde um 75 n. Chr. ein römisches Amphitheater gebaut, etwa dreißig Jahre später neu gestaltet. Hielt hier der historische Artus Hof, vielleicht gar als Vasall der Römer?

Kehren wir zum Zauberreich Avalon zurück. Nur Eingeweihte konnten es auf schmalen Wegen, die durch gefährliche Sümpfe führten, erreichen. Offensichtlich gab es zwei Avalon-Überlieferungen. Eine ältere, die das mystische Reich irgendwo an Land jenseits von Sümpfen ansiedelte. Und eine jüngere, die es auf ein Eiland ins Meer verlegte.

Tatsächlich war die Gegend von Glastonbury im vierten und fünften Jahrhundert nach Christus kaum zugänglich – ein Sumpf- und Marschland. Wurde hier irgendwo der historische Artus im fünften nachchristlichen Jahrhundert bestattet? Gingen reale Fakten in die Avalon-Legenden ein? Wurden örtliche, geographische Gegebenheiten von Glastonbury in den Avalon-Mythos verwoben? Camelot könnte dann mit Cadbury identisch sein, „nur eine scharfe Reitstunde“ von Avalon/Glastonbury entfernt.

Arthur Ashe widmete der Erforschung des Artus-Mythos sein ganzes Leben. Die Hauptschwierigkeit sei die Tatsache, dass Artus/ Arthur als Königsname nicht in den anerkannten Historienbüchern auftaucht Wenn es ihn als reale Person gegeben haben sollte, wurde er dann etwa von römischen Geschichtsschreibern unter einem anderen Namen geführt? Davon ist Arthur Ashe überzeugt. Er konkretisiert: Die Römer listeten ihn unter seinem Titel, nicht unter seinem Namen auf. Die Bezeichnung für den „Hohen König“ sei im fünften Jahrhundert nach Christus „Riothamus“ gewesen.

Einen solchen Riothamus hat es tatsächlich gegeben. Im fünften Jahrhundert n. Chr. richteten die Nachfolger des einst so stolzen römischen Reiches ein Bittgesuch an diesen Regenten. Er erklärte sich bereit zu helfen und setzte aufs europäische Festland über. Er versuchte vergeblich die Westgoten aus Burgund zu vertreiben. Einer seiner Mitstreiter knüpfte eine Intrige. Das muss so um 470 n. Chr. gewesen sein. Danach ist Riothamus spurlos verschwunden.

Kam der König in diesem Jahr bei kriegerischen Auseinandersetzungen ums Leben? Wurde er nach England überführt und bei Glastonbury beerdigt? Arthur Ashe jedenfalls bejaht diese Fragen. „Riothamus war Artus. Mit 12.000 Mann kämpfte er auf dem europäischen Festland für die Römer. Er bezahlte seinen Einsatz mit dem Leben!“

Wenn Arthur Ashe recht hat, ergibt sich eine wesentliche Frage: Die Römer mögen Artus nur unter seinem Titel geführt haben. Müsste es dann aber nicht trotzdem historische Quellen geben, die von einem Artus sprechen? Im sechsten Jahrhundert trug der Historiker Gildas eine Fülle von Daten aus dem Leben der Kelten zusammen. Er erwähnt einen König Artus. Vier Jahrhunderte später vermeldet ein weiterer Geschichtsschreiber Artus: der Historiker Nennius. Gildas wie Nennius wissen von zwölf Schlachten zu berichten. Sie seien zunächst auf der britischen Insel, dann in Gallien ausgefochten worden. Wer die Gegner Artus’ waren, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Sie wurden als „Barbarenhorden“ bezeichnet.

Artus und der Heilige Gral

Einem alten Mythos zufolge soll es sich beim Gral um jenen Kelch gehandelt haben, aus dem Jesus den Wein beim letzten Abendmahl trank. Nach der Kreuzigung habe dann Joseph von Arimathia das Blut des Herrn darin aufgefangen. Deshalb sei das Gefäß wunderwirksam geworden. Über Cyrene, Phenice (Kreta), Syracus (Sizilien), Rom, Marsaille, Figeac, Limoges und Morlaix sei er nach England gelangt.

Tatsächlich gab es einen regen Seeverkehr zwischen Cornwall und Jerusalem. Aus England wurde Zinn ins Heilige Land geliefert. Warum sollte dann nicht als Gegenleistung die eine oder die andere begehrte Reliquie geliefert worden sein, etwa der „Abendmahlskelch“?

Graham Phillips, ein englischer Autor und Erforscher historischer Rätsel, ist davon überzeugt, dass der Gral nach England gebracht wurde. Nach seinen Recherchen ließ die Mutter von Kaiser Konstantin, Helena, im frühen vierten Jahrhundert nach Christus, im angeblichen Grab Jesu im Heiligen Land nach dem Gral suchen. Bei Ausgrabungen sei die heilige Reliquie gefunden. Sie sei nach Rom gelangt. 410 soll sie, als Rom von den Visigothen eingenommen wurde, außer Landes geschafft worden sein. Dies bekundete zumindest der Historiker Olympiodorus im fünften Jahrhundert. Aber wohin wurde der Gral gebracht? Mehr als ein Jahrtausend später, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, behauptete Robert Vernon aus Shropshire, den Kelch wiederentdeckt zu haben.

Graham Phillips stieß 1994 auf ein mittelalterliches Manuskript, betitelt „Historia Anglicarum, Regem XII“. Demnach wurde der Gral von Mönchen einer Abtei in Shropshire gehütet. Nach Überzeugung der frommen Männer sei die Reliquie anno 327 im Auftrag von Kaiserin Helena in Jerusalem gesucht und gefunden worden. 1920 sei der Gral wieder aufgefunden worden.

Walter Langham habe ihn in Hodnet gefunden. Er habe sich in einem unterirdischen Gang im Fuße einer Adlerstatue befunden. Heute befindet er sich im Besitz von Walter Langhams Urenkelin Victoria Palmer. Handelt es sich aber bei dem nur sechs Zentimeter kleinen Gefäß aus Onyx tatsächlich um den Heiligen Gral? Zweifel sind mehr als berechtigt. Nach einer Untersuchung von Mitarbeitern des Londoner „British Museum“ stammt er aus der Römerzeit und enthielt einst Kosmetik. Der Verfasser kann die von Graham Phillips in „The Search for the Grail“ (London 1995) vorgestellte Theorie nicht nachvollziehen. Es gelang ihm nicht, lückenlos die Spur des kleinen Artefakts ins Heilige Land nachzuweisen.

Zu Artus Zeiten, also im fünften und sechsten Jahrhundert n. Chr. gibt es keinerlei Hinweise auf eine Verbindung zwischen der Gralslegende und der Tafelrunde von König Artus. Sie wurde erst in Wolfram von Eschenbachs Parzivalerzählung hergestellt, die zwischen 1195 und 1219 entstand. Darin werden zwei Erzählstränge miteinander verwoben: die Geschichte um den Artus-Ritter Gawain mit der Suche Parzivals nach dem Gral.

Im dritten Buch der Erzählung wird in romantisch verklärter Weise die Jugend Parzivals erzählt. Als unbedarfter Knabe vom Lande begegnete er drei Ritter von Artus Tafelrunde. Die Männer imponierten ihm so, dass er, sehr zur Sorge seiner Mutter, beschloss, selbst ein Ritter unter Artus zu werden. Auf Umwegen gelangte er tatsächlich an Parzivals Hof: „Der tollkühne Knabe befand sich schnell inmitten des Gedränges und wurde hin und her geschoben. Sie sahen seine Gestalt, und jeder schaute mit eigenen Augen, dass es wohl nie ein liebreizenderes Kind gegeben hatte. Gott war in einer freundlichen Laune, als er den Parzival schuf.“ Artus selbst war sehr von dem jungen Burschen angetan: „Er sah den Knaben an und sprach zu ihm, der da in seiner Unwissenheit vor ihm stand: ‘Gott vergelte Euch den Gruß! Ich will Euch gern gefällig sein mit Leib und Gut. Es wird mir ein Vergnügen sein.“

Im vierten Buch werden Parzivals Heldentaten gepriesen, erst im fünften Buch findet er den Gral. Spät abends wurde er gastlich in einer Burg aufgenommen. In einem großen Saal bestaunte er ungewohnten Reichtum. Ritter tafelten an hundert Tischen. Parzival durfte neben dem Herrn der Burg Platz nehmen.

„Da trug man etwas Schmerzliches herbei. Ein Knappe sprang zur Tür herein, der trug eine Lanze – ein Brauch, der dort jedesmal ein Wehgeschrei hervorrief. Ihrer Scheide entquoll Blut und rann am Schaft hernieder bis auf die Hand, so dass es schließlich im Ärmel versickerte. Da erhob sich ein großes Weinen und Schreien im weiten Saal. Das Volk aus dreißig Ländern könnte nicht lauter weinen als die Ritter hier. Er trug die Lanze in seinen Händen an den vier Wänden ringsherum, bis zur Tür. Der Knappe ging wieder hinaus. Still war des Volkes Klage, zu der sie von dem Jammer getrieben worden waren, an den die Lanze sie erinnerte, die der Knappe getragen hatte.“

Schließlich marschierte eine Prozession von Jungfrauen auf. Ihr folgte die Königin selbst: „Von ihrem Antlitz ging ein Schein aus, dass alle meinten, es beginne zu tagen. Man sah die Frau gekleidet in Pfellel von Arabien. Auf einem grünen Achmardi trug sie die Wunscherfüllung vom Paradies. Das war ein Ding, das hieß der Gral, allen Erdenwunsches Überschwang. Die aber, von welcher der Gral sich tragen ließ, war Repanse de Schoyae. Es war des Grales Art, dass er von reiner Hand gewahrt werden musste; die ihn in rechte Obhut nehmen sollte, die musste ohne Falsch sein.“

Nach köstlichem Mahle wurde Parzival in ein Gemacht geführt. Als er am Morgen erwachte, sah er keine Menschenseele. Nur ein Schwert lag für ihn bereit. Im Hofe wartete sein treues Pferd auf ihn.

Zu spät erfuhr er dann, wo er genächtigt hatte: auf einer „Zauberburg“, genannt Munsalvaesche. Er hätte die „leidvolle Schar“ der armen Bewohner erlösen können, hätte er nur nach dem Leiden des Königs, nach der blutigen Lanze und dem Gral gefragt.

Auf dem Rückweg zu Artus kam er zu einer einsamen Klause, wo er vom Einsiedler das Geheimnis des Grals enthüllt bekam. Es handele sich dabei um einen „wundertätigen Stein“, Engel hätten ihn einst gehütet, dafür sei jetzt ein edles Rittergeschlecht zuständig. Ihr König sei „durch eine Sünde verletzt worden“. Nur ein Ritter, der ihn danach frage, könne ihn von seiner Qual erlösen.

In den Büchern zehn bis dreizehn berichtet Wolfram von Eschenbach über Gawans Abenteuer. Vergeblich suchte er den Gral, fand aber das Zauberschloss Schastermaveile. Ausgiebig ist von feierlichen Festen und Kämpfen die Rede. Und schließlich, so heißt es, trafen auch Artus und Parzival ein.

Zu guter letzt bekam Parzival nochmals das Recht eingeräumt, die Gralsburg zu betreten. Im sechzehnten und letzten Buch wird die entscheidende Szene beschrieben: „Dann fiel er (Parzival), zum Gral gewendet auf die Knie – dreimal zu Ehren der Dreifaltigkeit. Er betete um das Ende der Verzweiflung des traurigen Mannes. Er richtete sich auf und sagte dann: ‘Oheim, was schmerzet Dich?’“ Damit war der Burgherr von seiner Sündenschuld erlöst. Weiter heißt es bei Eschenbach: „Parzival wurde zum König und Herrn erklärt.“

Auch heute ist nach wie vor umstritten, ob Artus wirklich gelebt hat. Die Legenden, die sich um seine Person ranken, weisen auf ein historisches Vorbild aus dem fünften, vielleicht sechsten Jahrhundert nach Christus hin. Erst im Mittelalter freilich wurde Artus in Verbindung mit dem Gral gebracht. Das frühe Mittelalter aber war die Zeit der Kreuzzüge und Tempelritter. Indem wir uns ihnen und ihrem Orden zuwenden, verlassen wir die Welt der Mythen und Sagen. Wir erreichen „historischen Grund“. Eines aber haben Artus’ Ritter und die Männer vom Templerorden gemeinsam: Sie suchten nach dem Gral.

Die Katharer und der Heilige Gral

Das Mittelalter wird gewöhnlich als ein finsteres Zeitalter bezeichnet. Es war eher eine Ära der Suche. Zu den Geheimgruppen, die nach neuen Erkenntnissen strebten, waren die Katharer in Frankreich. Sie entwickelten sich im frühen zwölften Jahrhundert aus der Sekte der Bogumilen. Einer ihrer wichtigsten Bekenntnisse lautete: „Anfangs gab es zwei Prinzipien, das Gute und das Böse. In ihnen war für alle Zeiten das Licht beziehungsweise die Finsternis begriffen Aus dem Prinzip des Guten kommt Licht und Geist. Aus dem Prinzip des Bösen Materie und Finsternis.“

Sie gingen von zwei Wirklichkeiten aus, die sich gemeinsam zur allumfassenden Realität verdichteten. Alles Sichtbare war zugleich auch vergänglich. Es wurde dem Teufel zugeschrieben. Dazu gehörte der menschliche Leib mit seinen irdischen Genüssen. Unsichtbar und göttlich, also rein und positiv, war die Seele. Der „Idealmensch“ war himmlisch und körperlos.

Einer der Hauptgründe, warum sich die Katharer um Geheimhaltung bemühten, war ihre Lehre von den zwei Chrituswesen. Da war der eine, der im Heiligen Land lebte und gekreuzigt wurde. Dieser irdische Christus wurde keineswegs nur positiv gesehen. Nach Katharer-Überzeugung war er sündig geworden, weil er mit Maria Magdalena in wilder Ehe lebte und mehrere Kinder zeugte. Weil er so Schuld auf sich geladen hatte, sei er auch zu Recht gekreuzigt worden.

Der andere Christus wurde ebenfalls gekreuzigt. Er durfte aber nicht mit seinem irdischen Pendant verwechselt werden: Er war eine Art Geistwesen ohne fleischliche Bedürfnisse, benötigte weder Speise noch Trank. Er kam in einer unsichtbaren Form zur Welt, wo er ebenfalls gekreuzigt wurde.

Gleichzeitig gab es eine weitere Lehrmeinung, die von der ersten abwich. Demnach hatte Gott zwei Söhnen: Christus und Satan. Beide wurden gekreuzigt: Christus auf Erden, Satan im Himmel. Der irdische Christus wurde als gefallene Seele bezeichnet. Er gleiche jedem Sünder irdischer Herkunft, wurde gelehrt.

Alle Menschen waren „gefallene Seelen“, hatten aber die Möglichkeit, geheimen Riten folgend und durch wiederholtes Leben, Sterben und Wiedergeburt den Status eines „Vollendeten“ zu erreichen. Jene Menschen, es sollen im zwölften Jahrhundert deren fünfzehn gewesen sein, waren dazu auserkoren, die Katharer als Führungspersönlichkeiten zu leiten. Sie wurden als Parfaits bezeichnet. Sie waren erlöste Seelen und durften nach dem Tode unmittelbar ins Paradies eintreten. Die anderen Menschen aber, die von ihnen zu einem reinen Leben angeleitet werden sollten, mussten je nach Fortschritt in der geistigen Entwicklung, den Kreislauf der Wiedergeburt häufiger oder weniger oft durchlaufen.

Das irdische Los der „Vollendeten“ war, aus der Sicht „niederer menschlicher Gesinnung“ alles andere als leicht. Sie waren rein, durften sich, um den Eingang ins Paradies nach dem Tode nicht zu gefährden, nicht beschmutzen. Sie mussten sich darauf beschränken, so wenig wie nur möglich zu essen. Nahrungsaufnahme durfte nicht dem Genuss dienen, sondern den Leib am Leben erhalten. Ihre Kost war arm, entsprechend verhärmt sahen sie aus. Sexualität war ihnen verboten. Sie lebten mönchisch, kasteiten den Leib mit einem Gewand aus rauem Stoff.

Hygiene wurde groß geschrieben. Alles Irdische war dazu angetan, zu verunreinigen, zu beschmutzen. Fett galt als unrein, durfte bei der Herstellung von Speisen nicht verwendet werden. Das Essbesteck musste, merkwürdigen Ritualen folgend, neunmal abgewaschen werden.

Das Leben der Reinen hätte wohl auch vom Klerus akzeptiert werden müssen, war es doch keusch und ohne Prunk und Protzerei. Freilich hatten sich die kirchlichen Oberen häufig zu fast weltlichen Fürsten entwickelt, die die angenehmen Seiten des Lebens schätzten und oft verschwenderisch lebten. Jener Prunk aber war in den Augen der Katharer verwerflich und schädlich. Sie erachteten den Luxus als „Fäulnis der Seele“.

Es gab freilich keine einheitliche kirchliche Front gegen die Katharer. Sie fanden selbst in den Reihen hochangesehener Bischöfe verschiedener Städte Unterstützung. Das ging sogar so weit, dass sich hohe geistliche Würdenträger von 1231 an immer wieder für den Geheimbund einsetzten und aktiv eine Verfolgung sabotierten.

So war die Ablehnung der Kirche von Seiten der Katharer nur logische Konsequenz. Sie akzeptierten den Papst nicht als höchste Autorität. Jeder der Parfaits galt als eine Art Papst, der nach Ansicht der Anhängerschaft im Gegensatz zum römischen Papst nach den Gesetzen des Neuen Testaments lebte. Zu den Gesetzen, die von den Reinen auch in Lebensgefahr befolgt wurde, gehörte das Verbot zu töten. Wenn ein Parfait von einem Feind angegriffen und tödlich bedroht wurde, so durfte er sich nicht wehren, musste sich ermorden lassen.

Das Verbot des Tötens wurde auch auf Tiere ausgedehnt. Sie durften nicht geschlachtet werden. Glaubte man doch, dass in ihren Leibern die Seelen Verstorbener leben konnten, die im Rahmen der Wiedergeburt ein eher niedriges Dasein fristeten. Für den Reinen war jede Form des Tötens Mord. Wer ein Leben auslöschte war verdammt: der Metzger ebenso wie der Totschläger, der Inquisitor ebenso wie der Henkersknecht.

Entsetzt lehnten die Katharer jegliche Form von feierlicher Bestattung ab. Sie verachteten den menschlichen Leib zutiefst, der für sie nur eine wertlose, ja schmutzige Hülle der Seele war. Da war es doch absurd, Bestattungszeremonien abzuhalten, vielleicht gar mit Pomp und salbungsvollen Reden. Der Leib würde vergehen, zerfallen, niemals auferstehen. Die Seele des Normalsterblichen würde wiedergeboren werden. Anders war das beim Reinen.

Die Parfaits waren überzeugt davon, sie würden nach dem Jenseits ins Paradies wandern. Das setzte aber voraus, dass sie ihr irdisches Leben in Reinheit verbrachten. Beschmutzten sie sich in irgendeiner Weise, durch den Verzehr von Fleisch, durch Geschlechtsverkehr oder Mord, dann waren sie verdammt – zur Wiedergeburt. Sie würden im nächsten Leben in Form primitivsten Tierlebens erneut zur Erde kommen und hatten keine Chance, sich erneut zu höherem Leben zu entwickeln. Sie waren dann auf ewige Zeiten verdammt. Diese mehr als schlimmen Aussichten mögen es gewesen sein, die die Porfaits daran hinderten, „rückfällig“ zu werden.

Da hatten es „Normalsterbliche“ schon leichter. Sie unterlagen nicht den strengen Vorschriften. Sie durften Fleisch essen, sich ein Intimleben gönnen. Im Falle der Bedrohung von Leib und Leben war es ihnen sogar gestattet, menschliches Leben zu vernichten. Gewiss, sie gingen nach dem Tode nicht unmittelbar ins Paradies ein. Sie hatten aber dieses erlösende Ziel stets vor Augen. Es war jedem dieser Unreinen sogar theoretisch möglich, durch reines Leben selbst zu einem Parfait zu werden.

Die Aufnahme in jenes kleine Grüppchen erfolgte nach einem strengen Ritual. Der Noch-Unreine musste zunächst versprechen, auf jede Form fleischlicher Freuden zu verzichten. Er musste schwören, inskünftig nur die Wahrheit zu sagen. Er musste sich dazu verpflichten, bis an sein Lebensende der Gemeinschaft der Katharer anzugehören. Ein Austritt, so wie er heute aus den Kirchen möglich ist, war undenkbar. Dabei war klar, dass Katharer von der Inquisition verfolgt und wegen ihrer Zugehörigkeit zum Geheimbund oft schlimmen Folterqualen unterworfen wurden, die so schmerzhaft waren, dass die Gepeinigten die Toten beneideten. Ein Parfait wollte lieber sterben, als dass er sein Katharertum verleugnete.

Die Angst vor der Verfolgung war groß. Mancher Parfait befürchtete, sein einmal abgelegtes Gelübde nicht einhalten zu können. Er zog es dann vor seinem Leben ein Ende zu bereiten. Diese bewusst herbeigeführte Selbsttötung wurde als „Endura“ bezeichnet. Man zog sich in eine abgeschiedene Region, etwa die Berge, zurück und nahm keinerlei Nahrung mehr zu sich, verhungerte also.

Der rituelle „Endura“-Tod wurde wiederholt auch in der Gefangenschaft zelebriert. Diese qualvolle Art des Selbstmords wurde für die Parfaits erträglicher dadurch, dass sie sich vorstellten, bald schon von achtzehn englischen Wesen durch sieben Himmel geführt zu werden. Sie ließen die Erde tief unter sich, jenen Ort, auf dem die dummen Menschen lebten. Als dumm wurden sie angesehen, weil sie ja wussten, was sie eigentlich tun müssten, um ins himmlische Paradies zu gelangen, aber aus Gier und Genusssucht das Dasein von Unreinen vorzogen.

Eine wirklich klare Vorstellung von einer „Hölle“ gab es nicht. Vermutlich glaubte man, dass die Erde selbst jener Hort des Schreckens sein werde, auf dem einst die bösen Seelen hausen müssen würden. Mit Höllenvisionen setzte sich der Parfait kaum oder gar nicht auseinander. Für ihn war die Vorstellung, dass Unreine immer wieder und wieder geboren würden und dabei zu immer schlimmeren, monströseren Lebensformen degenerierten, weitaus abschreckender als noch so grausame Höllenbilder.

Das Geheimnis der Katharer

In der Region des Languedoc im Süden Frankreichs nahe bei den Pyrenäen gelegen, trotzt eine alte Burgruine auch heute noch dem oft stürmisch-schlechtem Wetter. Sie thront auf einem wahrhaft imposanten Felsblock, wirkt eher wie ein zu Stein gewordenes Adlernest als ein von Menschenhand errichtetes Bauwerk. Der Zahn der Zeit hat im Verlauf der Jahrhunderte an dem mysteriösen Bau genagt, und doch versteht man auch heute noch, warum er Montségur genannt wurde.

Der Begriff leitet sich von „Mont Sur“ ab: sicherer Berg. Und sicher fühlten sich in ihrer Festung die Katharer. Hier meinten sie seien sie unerreichbar für die Inquisition. Hier hielten sie die wichtigen Rituale ihres Geheimordens ab, die niemals Uneingeweihten anvertraut wurden. Sie sind uns daher unbekannt geblieben. Die Katharer haben das Geheimnis lachend und singend mit auf die Scheiterhaufen genommen.

Wir wissen, dass es in Montségur ein „Sonnenzimmer“ gab. Wie mögen die Zeremonien ausgesehen haben, die in jenem Raum feierlich begangen wurden? Wir wissen es nicht. Gewiss, man könnte Spekulationen anstellen. Man könnte mutmaßen, dass die Bezeichnung auf irgendwelche alchimistischen Vorgänge anspielt. Die Katharer betrieben aber keine Alchimie, zumindest gibt es dafür nicht auch nur den Hauch eines Hinweises. Tatsächlich passte diese Geheimwissenschaft auch gar nicht zu ihrem Glauben. Alles Materielle wurde von ihnen verachtet: Blei genauso wie Gold. Warum sollten sie sich dann darum bemühen, aus unedlen Metallen edlere herzustellen? Gold war in ihren Augen auch gar nicht erstrebenswert. Sein Besitz beschmutzte nur die Seele.

Alchimistisch waren die Katharer allenfalls im übertragenen Sinne: Durch Abstinenz von allem Unreinen verwandelten sie sich, indem sie ihre Seele reinigten. Man mag es als den großen Triumph der Katharer ansehen, dass sie trotz schlimmster Folterqualen das Geheimnis des Sonnenzimmers bewahrten. Es erscheint dem Verfasser als geradezu blasphemisch, durch Spekulationen dieses Rätsel ans Tageslicht zerren zu wollen.

Belagerung und Tod

1209 wurden Katharer aus Carcassonne, im sonnigen Südfrankreich, vertrieben. Zeitgenössische Darstellungen zeigen, mit welcher Härte gegen die vermeintlichen Ketzer vorgegangen wurde. Ihren irdischen Besitz mussten sie in der Stadt zurücklassen… Viele von ihnen wurden fast nackt aus der Stadt gejagt. Die Katharer, die doch nur besonders gute Christen sein wollten und den prassenden Klerus verachteten, mussten bald um ihr Leben fürchten.

Im Jahre 1244 umzingelte eine ganze Armee den Berg von Montségur. Die päpstlichen Offiziere trieben ihre Landsknechte zu schnellem Vorgehen an. Sie befürchteten nämlich, dass der deutsche Kaiser, Friedrich II., den Belagerten zu Hilfe kommen würde. Die Strategen des Angriffs waren davon überzeugt, nur durch einen schnellen militärischen Sieg ans Ziel kommen zu können. Mit einem Heer aus deutschen Landen wollten sie es nicht aufnehmen.

Mit militärstrategischen Zielen hätte es aber doch lange, zu lange, gedauert, um die Trutzburg einzunehmen. Es fand sich ein Verräter, der den „rechten Weg“ wies. Am 1. März 1244 standen die Belagerer unmittelbar auf dem Gipfel. Vor ihnen türmte sich die Burg in den pechschwarzen Himmel. Meuchelmörder töteten die Wache. Man nahm die Festung aber nicht ein. Den Verteidigern wurde eine Frist von zwei Wochen eingeräumt. Freiwillig sollten sie ihren „sicheren Ort“ aufgeben, dem Katharer-Glauben abschwören. Andernfalls werde man sie öffentlich bei lebendigem Leibe verbrennen.

In der Nacht vom 15. März 1244, also nur wenige Stunden vor Ablauf der Frist, gelang es vier Parfaits, sich von den hohen Zinnen der Burg abzuseilen. Sie hatten sich zur Tarnung in dunkle Wolltücher gehüllt. Irgendwie konnten sie sich durch den Ring von Belagerungstruppen schleichen. Retteten sie „nur“ ihr Leben? Einer alten Überlieferung zufolge brachten sie den wertvollsten Besitz, den Schatz des Geheimordens aus der Burg in Sicherheit? Worum handelte es sich dabei? Und was es auch war: Wohin brachten sie es? Niemand vermag das zu sagen.

Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts versuchte Otto Rahn das Geheimnis von Montségur zu lüften. Er recherchierte intensiv – in alten Historienbüchern, aber auch vor Ort. Ein Hirte erzählte ihm eine Geschichte, die damals in der einheimischen Bevölkerung in den Dörfern um den Katharerberg erzählt wurde. Kann man ihr glauben? Darin hieß es: „Als Montségurs Mauern noch standen, hüteten in ihnen die Reinen den Heiligen Gral. Die Burg war in Gefahr. Luzifers Heerscharen lagen vor ihren Mauern Den Gral wollten sie haben.“

Sollte sich also der Gral in der Festung befunden haben? Wurde er gerettet? Oder handelte es sich bei dem Schatz vielmehr um Dokumente, etwa über die Riten und Regeln des Katharerordens, die auf keinen Fall in die falschen Hände fallen durften, die man aber auch nicht zu vernichten wagte?

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Vertreibung der Katharer aus Carcassonne.

(http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Cathars_expelled.JPG&filetimestamp=20110726151611 (gemeinfrei))

Wie auch immer: Kaum waren die vier „Reinen“ entkommen, ergaben sich die übrigen Glaubensbrüder in ihr Schicksal. Fast scheint es so, als ob sie dann ihr Ende auf den Scheiterhaufen am Fuß des Berges gar nicht mehr erwarten konnten. Lachend und singend seien sie in die Flammen gesprungen. 205 Menschen kamen um. Nahm ihnen die Glaubensüberzeugung, bald schon ins himmlische Paradies eingehen zu können, jede Angst vor dem Tod?

2.) Der Templerorden und der Heilige Gral

Gegen Ende des 11. Jahrhunderts n. Chr. vereinte das christliche Abendland nach und nach seine militärischen Kräfte zu mehreren Kreuzzügen. Ausgelöst hatte Papst Urban II. anno 1095 die kriegerische Bewegung auf der Synode zu Clermount-Ferrand. Empört verkündete er damals, dass das Heilige Jerusalem von ungläubigen Türken eingenommen worden sei und rief die christliche Welt zum Kampf auf. Jerusalem müsse endlich befreit werden.

Peter von Amiens (gestorben 1115 n. Chr.) folgte der päpstlichen Aufforderung und zog mit begeisterten, aber ungeordneten Heerscharen nach Jerusalem. Die Niederlage der frommen Krieger war vorprogrammiert. Sie hatten wegen ungenügender Bewaffnung und fehlender militärischer Ausbildung keine Chance.

Gottfried von Bouillon war erfolgreicher. Unter seiner Führung sammelten sich nord- und südfranzösische, lothringische, flämische und normannische Ritter. Jerusalem wurde erobert und ein „christliches Königreich“ gegründet.

Kult und Ritus

Anno 1118 sollen Hugues de Payens und acht weitere französische Kriegsleute in den Ruinen des salomonischen Tempels von Jerusalem die „Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel“ gegründet haben. Erst elf Jahre später, also 1128 wurde in Troyes offiziell der Templerorden ins Leben gerufen: als religiöse Gemeinschaft. Als Väter der Geheimgesellschaft müssen der Benediktiner Bernhard von Clairvaux, Hugo von Payens und Johannes Michaelensis angesehen werden. Bernhard von Clairvaux (1091-1153), der eigentliche Begründer des Zisterzienserordens, wird in der katholischen Kirche als „Patron der Todesstunde“ verehrt. Ihm werden zahlreiche Heilungen nachgesagt. 1174 wurde er heilig gesprochen. Hugo von Payens wurde der erste Großmeister des Ordens. Johannes Michaelensis lege die Statuen der Gesellschaft schriftlich fest.

Das Emblem de Templer war ein Pferd, auf dem zwei Ritter, behelmt, mit Schild und Speer versehen, sitzen. Das Symbol, sollte Brüderlichkeit und Armut versinnbildlichen, die Haupttugenden des Ordens. Einweihungszeremonien fanden in bewachten Stiftshäusern statt. Ein Großprior fragte die versammelte Ritterschaft, ob denn der Neue aufgenommen werden sollte. Gab es keinen Widerspruch, musste der Novize, der aufgenommen werden wollte, bekunden, dass er weder Schulden habe noch einer Familie gegenüber finanzielle Verpflichtungen habe. Auch durfte er keinem anderen Herrn die Treue geschworen haben. Erst dann durfte er niederknien und darum bitten, als „Diener und Sklave“ des Tempels aufgenommen zu werden. Er legte das Gelübde ab und bekam den weißen Mantel mit rotem Kreuz auf dem Schulterteil umgehängt. Er unterstand jetzt keiner weltlichen Justiz mehr. Nur noch dem Ordenschef musste er Rechenschaft ablegen – und Gott.

Hauptaufgabe der Templer war es ursprünglich, die Pilgerwege ins Heilige Land zu sichern. Viele europäische Krieger hatten freilich gar keine Chance, Jerusalem befreien zu helfen. Sie kamen nämlich häufig erst gar nicht am Ziel ihrer Reise an. Sie wurden von den Sarazenen aus dem nordwestarabischen Raum überfallen, erschlagen oder gefangen genommen und in die Sklaverei verschleppt.

Mit der ursprünglichen Aufgabe als Schutzmacht mochten sich die Ordensritter bald schon nicht mehr begnügen. 1129 umfasste die Gemeinschaft bereits 300 Mitglieder. Männer aus den vornehmsten Familien hatten sich ebenso angeschlossen wie Menschen aus dem einfachen Volk. Sie taten Dienst als Waffenknechte. Je schneller der Orden wuchs, desto heftiger beteiligte er sich mit eigenen Streitkräften an den Kämpfen.

Sehr zur Enttäuschung des Papstes stieß der Kreuzfahrergedanke in Deutschland zunächst auf nur geringe Begeisterung. Erst 1146, als die „unchristliche Seite“ wieder deutliche militärische Erfolge erzielte, gelang es Bernhard von Clairvaux, einem der Gründerväter der Ordensritter, einen deutschen Kreuzzug zu initiieren. König Ludwig VII. schloss sich an. Die europäischen Truppen wurden vernichtend geschlagen.

1187 eroberte Sultan Saladin Jerusalem zurück, was Kaiser Friedrich I., Richard Löwenherz und König Philipp II. August von Frankreich zu einem weiteren Kreuzzug veranlasste. Es gelang zwar, einige militärische Erfolge zu verbuchen, Jerusalem blieb aber in Feindeshand. Daran änderte auch ein weiterer Kreuzzug (1202-1204) nichts. Verheerend verlief auch 1212 ein von französischen und deutschen Kindern unternommener Gewaltmarsch. Sie zogen zu Tausenden nach Genua und Mailand, angeführt von religiösen Eiferern. Teilweise war ihnen versprochen worden, das Meer würde sich vor ihnen auftun, so dass sie trockenen Fußes ins Gelobte Land gelangen können würden. Viele der Kinder kamen schon unterwegs elend um. Ein Großteil wurde gefangen genommen und in die Sklaverei verkauft.

Friedrich II. brachte 1228/29 Jerusalem nach Verhandlungen mit Sultan al-Kamil vorübergehend in christlichen Besitz. 1244 ging es aber wieder verloren.

Der Templerorden stand von Anfang an unter dem Schutz der Kirche. Das mutet verwunderlich an. Noch 1095 hatte Bernhard von Clairvaux die Ritter als „ungläubige Schurken, blasphemische Plünderer, Mörder, Eidbrüchige, und Ehebrecher“