Dr. Michael Ahlsdorf
AUF HEISSEM STUHL
IM ROCKERKRIEG
Als Chefredakteur eines Rockermagazins
zwischen Hells Angels und Bandidos
www.hannibal-verlag.de
Impressum
Der Autor:
Dr. Michael Ahlsdorf studierte Philosophie, Politologie und Theologie in Berlin. In den Neunzigerjahren begann er als Journalist zu arbeiten und übernahm später die Chefredaktion des Rockermagazins Bikers News. Er veröffentlichte mehrere Bücher zum Thema Rocker, darunter das Standardwerk Alles über Rocker. Die Gesetze, die Geschichte, die Maschinen. Er lebt in der Nähe von Heidelberg.
Deutsche Erstausgabe 2021
Coverdesign und Satz Innenteil: Thomas Auer
Coverabbildung: © Patrik Walczak
Abbildung Cover Rückseite: © Tobias Kircher
Lektorat und Korrektorat: Dr. Matthias Auer
Juristisches Lektorat: RA Thomas Merk
© 2021 by Hannibal Crime
Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen
www.hannibal-verlag.de
ISBN 978-3-85445-711-4
Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-710-7
Hinweis für den Leser:
Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden.
Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.
Inhalt
Vorwort
1 Von Berlin in den Osten
1.1 Sommer in Schweden
Meine erste Begegnung mit Rockern
1.2 Biker im Schnee
Die Szene des Ostens trifft sich auch im Winter
1.3 Ein typisches Biker-Treffen
Bikerromantik: ein Zelt, eine Bühne, ein Lagerfeuer
1.4 Mein erster Ost-Club
Der Black Birds MC Magdeburg lädt ein
1.5 Ungeschriebene Gesetze
Dragons und Dragon Bikers begegnen sich
1.6 Präsidentenversammlung im Osten
Statt einer Reportage erlebe ich ein Tribunal
1.7 Ein West-Club rollt ein
Der Gremium MC besucht die Dragon Bikers
1.8 Wie man kein Bone wird
Von den Flying Unicorns zu den Black Unicorns
1.9 Kontrollierte Freigabe
Abnicken statt Zensur: So funktioniert Rocker-Presse
2 Zwei erste Jahre
2.1 Hohe Ansprüche
Wie ich die Bikers News besser machen will
2.2 Kurze Decke
Vom Keinmannbetrieb zum Einmannbetrieb
2.3 Gremium MC Dresden
Eine Freundschaft entsteht
2.4 Mit dem Gremium vor Gericht
In Sachen Gremium MC gegen Highway Wolves MC
2.5 Der Bones MC
In ihrem letzten Jahr schließe ich sogar die Bones in mein Herz
2.6 Der Hells Angels MC Berlin
Ein unterkühlter Besuch in der Hauptstadt
2.7 Der Hells Angels MC Stuttgart
Die Hells Angels stellen klar: Witze sind unerwünscht
3 Patchover
3.1 Bones und Hells Angels
Aus Feinden werden Brüder
3.2 Der Bandidos MC
Neue Farben kommen nach Deutschland
3.3 Missstimmung
Bikers News und Hells Angels, eine wacklige Verbindung
3.4 Versöhnung
Mainz und Kopenhagen: Wir finden einen gemeinsamen Weg
3.5 Rockerkrieg? Welcher Rockerkrieg?
Es knallt hier und dort, aber irgendwie nicht richtig
3.6 Nebengefechte
Ein Krieg hat viele Gefechtsfelder, auch das der Bikers News
Bilderstrecke
4 Farbenspiel
4.1 Die erste Razzia
Gleich nach dem Patchover erwischt’s den Hells Angels MC Düsseldorf
4.2 Das erste Colour-Verbot
Die Verbote der Club-Abzeichen sollen die Szene lange beschäftigen
4.3 German Bike Week
Hinter den Kulissen einer Großveranstaltung – mit und ohne Colour
4.4 Farbenwechsel
Hells Angels und Bandidos bewegen die Szene, ob sie es will oder nicht
4.5 Mythen, Legenden, Vorurteile
Die bürgerliche Presse wünscht Antworten auf immer gleiche Fragen
5 Die Krise
5.1 Die Lage
Eine ganze Szene ächzt unter einem nicht stattfindenden Rockerkrieg
5.2 Der erste Tote
Mit dem ersten Toten im Jahr 2007 läuft bei mir einiges schief
5.3 Das große Missverständnis
Ein Rockerprozess kostet mich das Vertrauen der Hells Angels
5.4 Routine
Der Reigen der Mordprozesse bildet das Geschehen des Rockerkrieges ab
6 Frieden?
6.1 Front in der Heimat
Zehn Jahre nach dem Patchover gerate ich unter zusätzlichen Stress
6.2 Hannover und zurück
Der Friedensschluss zwischen Hells Angels und Bandidos wird zum Medien-Ereignis
6.3 Zaghafte Annäherungen
Für den Frieden in der Praxis muss viel probiert werden
6.4 Runder Tisch
Fips will in das Geschehen eingreifen und die Szene führen
6.5 Ein Strategiepapier
Eine neue Politik gegen Rocker gefährdet auch den Rechtsstaat
7 Nachbeben
7.1 Alte Knochen
Die Old Bone werden zur Bühne einiger typischer Szenen
7.2 Black Jackets
Mit den Street Gangs tun sich Generationen- und Migrantenprobleme auf
7.3 Der Mongols MC
Gab es wirklich einen Mongols MC Germany?
7.4 Eine heiße Nacht
Eine Nacht mit dem Mongols MC endet mit meiner Festnahme durch die Polizei
7.5 Sons Of Anarchy
Fiktion und Wirklichkeit liefern sich ein kulturphilosophisch spannendes Rennen
7.6 Ein letzter Knall
Mit den United Tribuns verbucht die Szene einen letzten Toten
8 Mein Abschied
8.1 Rücktritt
Zwischenmenschliche Konflikte im eigenen Haus: Ich trete zurück
8.2 Vier letzte Jahre
2016 bis 2020: Als Chefreporter mache ich für Bikers News weiter
8.3 Im Deutschen Bundestag
Was ich mal wieder eigentlich hätte sagen müssen
8.4 On the road
Endlich teile ich das Leben mit Rockern auf der Autobahn!
8.5 Bones, Bones, Bones
Mit Fips begann die Bikers News – mit ihm endet sie auch
Zeittafel
Glossar
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Widmung
Für konstruktive Kritik danke ich
Chris (Bandidos MC), Django (Hells Angels MC),
Lutz (Hells Angels MC) und Peter (Hells Angels MC).
Wir waren oft verschiedener Meinung, aber
eine Zensur fand nicht statt.
Für geduldige Suche in meinem Archiv danke ich
Roland Fenz aus Berlin.
Vorwort
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung, soweit Liebeserklärungen zwischen Männern möglich sind. Drei Jahrzehnte lang war ich in einer Szene unterwegs, zu der nicht jeder Zugang erhält. Und ich war vor allem in jedem Winkel dieser Szene unterwegs, und das durfte sonst wirklich niemand.
Es ist nicht denkbar, dass ein Bandido mal eben das Clubhaus eines Hells Angels betreten konnte. Wenn doch, war das eine Sensation, über die ich prompt berichtete. Ich selbst aber durfte alle Clubhäuser betreten.
Dort lernte ich in drei Jahrzehnten so viele schillernde, abgedrehte und durchgeknallte Typen kennen, wie sie wohl sonst kaum jemand in seinem Leben kennenlernen durfte. Manche waren mir unsympathisch, manche fürchtete ich sogar, aber mit allen raufte ich mich irgendwie zusammen, ohne dass es jemals zu einer körperlichen Auseinandersetzung kam.
Es ist möglich, mit der Rockerszene auszukommen und in ihr zu überleben. Ja, es ist sogar möglich, sie zu lieben. Ich fand Männer, die zu ihrer Sache standen, die wussten, warum sie zu ihr standen, und die deshalb taten, was Männer tun müssen. Das ist nicht immer vernünftig. Aber mit dem gemeinsamen Motorradfahren fängt es ja schon an: Was ist daran vernünftig? Es zeichnet die Kultur der Menschen aus, unvernünftige Dinge zu tun, und das mit Leidenschaft!
In der bürgerlichen Welt da draußen will man das nicht verstehen und sucht nach Erklärungen, wenn nicht nach Verschwörungen. Der Politik fiel deshalb mit der Rockerszene ein billiger Popanz in den Schoß, mit dem sie Aktionismus propagieren und Wählerstimmen sammeln konnte. Die Medien vermittelten den sensationshungrigen Lesern zuvor das Gespenst eines Rockerkrieges, der doch so lange gar nicht heiß werden wollte.
Und weil die Medienkonsumenten beim Thema „Rocker“ nur etwas über Schutzgelderpressungen, Waffenschiebereien sowie Drogen- und Menschenhandel lesen wollen, hätte sich meiner nüchternen Schilderungen auch fast kein Verlag angenommen. Umso mehr danke ich bei dieser Gelegenheit dem Hannibal Verlag, der das Wagnis einer wahrhaftigen Darstellung der Rockerszene auf sich genommen hat.
Die unvernünftige Szene wiederum hat sich selbst ausgeliefert und mit den Migranten-Gangs Geister gerufen, die sie nicht mehr loswurde. Heute bemüht man sich um Gesundung. Aber erst mal ist die Szene kaputt. Über ein halbes Jahrhundert Biker-Kultur kann nicht mehr abgebildet werden, weil ihre Symbole nun in der Öffentlichkeit nicht mehr gezeigt werden dürfen – ähnlich wie im Fall von Hakenkreuzen und SS-Runen. Und ich, der ich als Journalist den Menschen die Welt erklären wollte, konnte ihnen die Rockerszene nicht mehr nahebringen. Es wurde gefährlich, den Sergeant at Arms eines Rockerclubs zu nennen, weil Politik und Staatsanwälte sich darauf gestürzt und aus dem schlichten Sachverhalt eines für die Club-Disziplin zuständigen Funktionsträgers einen Straftatbestand gemacht hätten.
Kaputt ist nun auch die Bikers News, ein weltweit einzigartiges Rockermagazin, das neutral aus dieser Szene berichtete und dessen Chefredakteur ich in der heißen Zeit des sogenannten Rockerkrieges war. Aber zwischen sinkenden Verkaufszahlen der Printausgaben und dem kostenfreien Internet zerrieben, konnten wir nicht mehr bestehen.
Immerhin kann ich nun erzählen, was sich im letzten Vierteljahrhundert in unserem Magazin und damit in der Rockerszene wirklich abgespielt hat. Klar wird mit diesem Buch hoffentlich eines: Ich habe diese Szene vom ersten bis zum letzten Tag geliebt. Vielleicht habe ich sie zu sehr geliebt, und ich hoffe, meine Kinder werden eines Tages verstehen, warum sie in diesen Jahren manchmal zu kurz kamen. Vielleicht verstehen sie es, wenn ihnen selbst mal ein Job zufällt, der sie mit faszinierend unvernünftigen Menschen zusammenbringt, und wenn sie dann tun, was Söhne – oder Töchter – eben tun müssen.
Michael Ahlsdorf, im Sommer 2021