Elmar Willnauer
Die richtigen Entscheidungen treffen!
60 Methoden und Techniken für den Berufsalltag
Dr. Elmar Willnauer ist promovierter Theologe, Business-Trainer und Coach. Für seine Double-T-Methode bekam er den »Trainer & Coach Award 2013« des Deutschen Verbands für Coaching und Training (DVCT) verliehen.
Vorwort
Einleitung – die richtigen Entscheidungen treffen?
Entscheidungstypen und Entscheidungsprozess
Entscheidungsfallen und Entscheidungsmüdigkeit
60 Methoden und Techniken für den Berufsalltag
10 – 10 – 10
104 im Quartier
4-Felder-Tafel
6 – 3 – 5
6W-Methode
7 plusminus 2
Advocatus Diaboli
Alter Ego
Amerikanische Debatte
Bisoziation
CAF – PMI
Checkliste
Denkhüte
Dilts-Methode
Disney-Methode
Double-T-Methode
Drive-Methode
Entscheidungsbaum
Entscheidungsmatrix
Entscheidungstrichter
Entscheidungswürfel
Experten-Methode
FORDEC-Methode
Gummiband
Imaginationstechnik
Ins-Extreme-Methode
Ishikawa-Methode
K.o.-Methode
Kant-Methode
Kraftfeldanalyse
Laudatio zum 100. Geburtstag
LFI-Methode
Loyola-Methode
Mainstream-Methode
Mindmapping
Münzwurf
Nutzwert-Analyse
Paarvergleich
Personal Performance
Portfolio-Analyse
Potenzial-Transformator
Prä-Mortem-Methode
Reframing
Ressourcen-Transformator
Resultatsoptimierung
Scamper-Methode
Scoring-Methode
Sinn des Lebens
Stichomantie
Storyboard
SWOT-Methode
Synektik-Methode
Szenario-Analyse
The-Work-Methode
Visionärer Kegel
Wegweiser
Worst-Case-Szenario
Würfel
Zeitungsartikel
Zwischenschritt-Methode
Schluss – die richtigen Entscheidungen treffen!
Literatur
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen!
(Albert Camus)
Jeder Mensch trifft ungefähr 20 000 Entscheidungen am Tag. Jeder Mensch ist so gesehen ein Fachmann bzw. eine Fachfrau für das Thema »Entscheidungen treffen«. Und dennoch: Entscheidungen zu treffen ist nicht immer einfach, manchmal sogar sehr schwierig, ab und zu beinah unmöglich. Was macht es so schwierig? Oft kann man nicht sofort sagen, was eine gute oder was eine schlechte Entscheidung ist. Dann zögert man, macht sich das Leben schwer und kommt damit in Entscheidungsnot. Karl Kraus, ein österreichischer Publizist, war deshalb der Meinung: In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige! Nicht »gute Entscheidungen« oder »schlechte Entscheidungen« sollten daher das Ziel sein, sondern einfach und schlicht »richtige Entscheidungen«. Denn »gut« und »schlecht« sind sehr fragile Kategorien, die sich je nach Zeit und Situation schnell ändern oder sogar ins Gegenteil verkehren können. Die Kategorie »richtig« bezeichnet hingegen eine formale und praxisorientierte Sicht- und Handlungsweise.
In der antiken Philosophie und Anschauung war der »Kairos«, der richtige Augenblick, von großer Bedeutung – nicht so sehr der gute oder der falsche. Denn im richtigen Moment das Richtige zu tun, führt zu Erfolg und Zufriedenheit und wirkt sich positiv auf die Person und ihr Umfeld aus. Auf Entscheidungen übertragen, könnte man sagen: Mit einer richtigen Entscheidung macht man das Richtige! Eine Rechtsanwältin, die sich auf das Erbrecht spezialisiert hatte, sagte einmal sehr treffend: »Es ist nicht so wichtig, dass Sie Ihr Testament gut machen. Viel wichtiger ist es, dass Sie es richtig machen!« Um die richtigen Entscheidungen treffen zu können, bedarf es geeigneter Methoden und Techniken. Damit werden Entscheidungsprozesse klarer und strukturierter, wiederholbar und steuerbar. Wenn man weiß, wie man zu einer Entscheidung gekommen ist, kann man auch aus einer falschen Entscheidung lernen. In diesem Sinne: Treffen Sie künftig einfach die richtigen Entscheidungen! Tun Sie es!
Wer keine Entscheidung trifft,
für den werden Entscheidungen getroffen!(Sprichwort)
Entscheidungen legen fest, was getan wird. Entscheidungen können zufällig, spontan oder sehr geplant zustande kommen. Sie können emotional oder rational, auf der Basis vieler Fakten oder ganz weniger Informationen getroffen werden. Entscheidungsmethoden und -techniken schieben einen rational begründbaren und meist auch logischen Entscheidungsprozess an. Jedoch sollte bei aller Rationalität nie ganz auf Emotion und Intuition verzichtet werden.
Entscheidungsmethoden führen immer zu mehr Transparenz, weil sie die relevanten Informationen für eine Entscheidung und ihre Folgen deutlich machen. Sie strukturieren Abläufe, unterbinden Aktionismus und setzen Reflexion und Kreativität in Gang. Daraus erwachsen Bewertungskriterien, die eine angemessene Entscheidung überhaupt erst ermöglichen. Dadurch werden Entscheidungen nachvollziehbar, für sich selbst wie für andere, und erleichtert ihre Umsetzung. Zuweilen kommt auch die Intuition oder das Bauchgefühl zu Wort. Sie ist ein wichtiger Zusatz für den Entscheidungsprozess und gehört in jede Methodensammlung.
Sogenannte rational begründete Entscheidungen zeichnen sich durch eine nachvollziehbare Struktur aus. Prinzipiell könnte jemand anders mit denselben Informationen zu demselben Ergebnis gelangen. Eine rationale Entscheidungsfindung beruht auf Analyse, Planung und Handlung. Man hat sich zum Beispiel für ein konkretes Produkt entschieden (Analyse), das man jetzt kaufen möchte (Planung). Nun geht es nur noch darum, das bereits ausgewählte Produkt möglichst preiswert zu erwerben (Handlung). Die Entscheidung hat eine sehr klare Struktur, es handelt sich quasi um die Grundstruktur jeder Entscheidung.
Bei sogenannten halbrationalen Entscheidungen braucht es eine subjektive Vorbereitung und Verknüpfung der Informationen, damit danach eine rationale Entscheidungsstruktur angewendet werden kann. Meist sind die Informationen für eine Entscheidung vorhanden, dem jeweiligen Akteur aber noch nicht bekannt. Hier liegt in der Regel folgender Ablauf vor: Verknüpfung – Analyse – Planung – Handlung. Bei Produkttests wird zum Beispiel eine Vielzahl von Produkteigenschaften benotet und bewertet. Der potenzielle Käufer muss erst die für ihn wichtigen Eigenschaften erschließen (Verknüpfung), damit die Informationen für ihn eine Bedeutung erlangen und betrachtet werden können (Analyse). Danach kann er seine Entscheidung in Angriff nehmen (Planung und Handlung).
Sogenannte irrationale oder intuitive Entscheidungen lassen sich nicht zwingend nachvollziehen. Oft ist die Entscheidungsstruktur sogar der Person, welche die Entscheidung trifft, unbekannt oder unbewusst. Es handelt sich um sehr subjektive Entscheidungen, bei denen man sofort in Aktion tritt. Der Ablauf strukturiert sich wie folgt: Spontanhandlung – Analyse – Planung – Handlung. Oft handelt es sich dabei um die vielen kleinen Entscheidungen, die man tagtäglich trifft: Was ziehe ich heute an? Auf was habe ich heute Lust zu essen? Gehe ich heute mal eine Stunde früher nach Hause? Die Entscheidung kann meist im Nachhinein nicht begründet, sondern eher »gefühlt« erläutert werden. Sie beginnt mit einer impulsartigen Handlung (Spontanhandlung), die Ergebnisse produziert, die dann einer weiteren Betrachtung unterzogen werden oder diese erst ermöglichen (Analyse).
Eine konkrete Entscheidung setzt sich aus verschiedenen Punkten zusammen. Wer sie näher kennt, kann die unterschiedlichen Entscheidungsmethoden und -techniken besser gestalten und steuern:
Erkennen eines Entscheidungsbedarfs: Die Notwendigkeit einer Entscheidung erschließt sich meist beim Auftauchen eines Problems oder verschiedener Möglichkeiten, aus denen man zu wählen hat. Hier können Methoden angewendet werden, welche die Entscheidungsfrage kritisch beleuchten und exakter formulieren, zum Beispiel die Wegweiser-Methode, die 6W-Methode oder die Driver-Methode.
Erfassen der Entscheidungsumstände: Der Rahmen und die Bedingungen einer möglichen Entscheidung werden in den Blick genommen. Hier empfehlen sich Methoden, die auf die Realisierbarkeit einer Entscheidung fokussieren und vor Überforderung schützen, zum Beispiel die Ishikawa-Methode, der Entscheidungstrichter oder die K.o.-Methode.
Suchen nach Möglichkeiten und Alternativen: Man sammelt die vorhandenen Optionen oder sucht nach neuen. Dazu eignen sich viele Methoden, zum Beispiel die Bisoziations-Methode, die Imaginations-Methode oder die Experten-Methode.
Finden und Festlegen der Beurteilungsmaßstäbe: Passende oder not-wendige Kriterien werden gesucht, entwickelt und geprüft. Hier helfen Methoden, welche die zentralen Werte und Bedürfnisse verdeutlichen und anwendbar machen, zum Beispiel die Laudatio-Methode, die Zeitungsartikel-Methode oder die 7-plusminus-2-Methode.
Bewertung der Möglichkeiten und Alternativen: Die Kriterien werden an jede Option angelegt und die Optionen in eine Rangfolge gebracht. Dafür eignen sich Methoden, die eine vergleichende Betrachtung strukturieren und ermöglichen, zum Beispiel die Paarvergleichs-Methode, die Scoring-Methode oder die Nutzwert-Analyse-Methode.
Auswahl einer Möglichkeit oder Alternative: Die eigentliche Entscheidung wird getroffen. Auch hier gibt es Methoden, die das Fällen einer Entscheidung für etwas und gegen etwas anderes erleichtern, zum Beispiel die Münzwurf-Methode, der Entscheidungswürfel oder die 10-10-10-Methode.
Weitere Schritte und Erfolgskontrolle: Die Folgen der Entscheidung werden getragen und auf den gewünschten Erfolg überprüft. Für diesen Schritt braucht es meist andere Methoden und Techniken, die zum Beispiel aus dem Zeitmanagement, der Selbstmotivation oder dem Coaching stammen. Geeignet sind zum Beispiel die Eisenhower-Methode, die Alpen-Methode, die Meilensteintrendanalyse oder die Netzplantechnik.