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Lilian Darcy, Alison Roberts, Melanie Milburne

JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 88

IMPRESSUM

JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

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© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 88 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

© 2008 by Lilian Darcy
Originaltitel: „A Proposal Worth Waiting For“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Michaela Rabe

© 2013 by Alison Roberts
Originaltitel: „Always the Hero“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Claudia Weinmann

© 2014 by Melanie Milburne
Originaltitel: „Flirting with the Socialite Doc“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Ulrike Fabrizius

Abbildungen: mauritius images / Westend61 / Roman Märzinger, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733707545

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

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LILIAN DARCY

Dein Blick verspricht so viel

Schicksalhaftes Wiedersehen auf Wallaby Island: Nick Devlin muss die hübsche Kinderärztin Miranda bloß ansehen, und sofort sind die Bilder ihrer einzigen leidenschaftlichen Begegnung vor zehn Jahren wieder da. So aufregend und berührend, als wäre es gestern gewesen. Doch während er sich mehr denn je nach ihr verzehrt, versucht sie ihn auf Abstand zu halten …

ALISON ROBERTS

Ein Kind für Dr. Kendrick

Wie konnte Abby ihm jahrelang sein Kind vorenthalten? Notarzt Tom Kendrick ist schockiert, als er seine ehemalige große Liebe ausgerechnet bei einem Einsatz im Erdbebengebiet wiedersieht. Nicht nur prickelt es gegen jede Vernunft, Abby macht ihm auch ein dramatisches Geständnis: Ihr gemeinsamer Sohn Jack schwebt in Lebensgefahr – und nur Tom kann ihn retten!

MELANIE MILBURNE

Neue Liebe auf Rezept

„Ich bin hier nicht auf Männersuche.“ Ein Job als Vertretungsärztin auf dem Dorf scheint genau das Richtige für Izzy, um über ihre Trennung hinwegzukommen und Ruhe zu finden. Da passt es ihr gar nicht, dass der sexy Cop Zach Fletcher ihre Sinne mehr und mehr in Aufruhr versetzt. Oder ist eine neue Liebe womöglich die beste Medizin für ein gebrochenes Herz?

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Dein Blick verspricht so viel

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PROLOG

Die Tür zu Joshs Krankenzimmer stand offen. Als er sah, wer bei seinem Sohn war, wich Nick hastig einen Schritt zurück.

Miranda Carlisle.

Vor acht Jahren hatten sie sich zuletzt gesehen, und nicht nur das gemeinsame Medizinstudium lag eine halbe Ewigkeit zurück, sondern inzwischen war er mit Anna verheiratet.

Aber meine Ehe steht auf der Kippe …

Nick verdrängte den Gedanken. Er hörte Anna reden, die bei Josh am Bett saß. Sie stellte bohrende, besorgte Fragen, und Miranda beantwortete sie freundlich und geduldig. Nick bezweifelte jedoch, dass sie Anna auf Dauer beruhigen konnte.

Halb verborgen hinter der Tür sah er, wie Miranda sich über Joshs Krankenkarte beugte und etwas notierte. Wie damals trug sie das seidige honigbraune Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, was ihren schlanken Hals betonte und ihr eine bezaubernde jugendliche Frische verlieh. Wie bei einer biegsamen Tänzerin.

Sie war jetzt für Josh zuständig, seit ihr Vorgänger Dr. McCubbin in den Ruhestand gegangen war. Anna hatte ihm in ihrer hektischen, überbesorgten und gestressten Art begeistert von der neuen Ärztin erzählt, nachdem Josh gestern mit einem akuten Asthmaanfall in die Klinik eingeliefert werden musste.

Natürlich hatte Nick nicht erwähnt, dass er Miranda näher kannte. „Wir haben zusammen Medizin studiert“, sagte er nur. „Sie hat hart gearbeitet, es wundert mich nicht, dass sie eine gute Ärztin ist.“

Und eine Frau, die ihm immer noch gefährlich werden konnte …

Er brauchte sie nur anzusehen, und sofort waren die Bilder ihrer kurzen, leidenschaftlichen Begegnung wieder da, aufregend und berührend, als wäre es gestern gewesen. Aber es gab gute Gründe, Miranda aus dem Weg zu gehen, allen voran seine zerbrechliche Ehe.

Normalerweise wäre es unmöglich, ein Zusammentreffen zu vermeiden. Josh litt unter beängstigenden Asthmaattacken, und als Vater hätte er selbstverständlich oft Kontakt zu seiner behandelnden Ärztin.

Wenn er allerdings daran dachte, wie Anna sich verhielt, seit die Krankheit diagnostiziert worden war, stellte sich bei ihm die übliche Frustration ein. Seine Frau setzte alles daran, dass er sich heraushielt. Fragen, Gefühle, ein nahezu aufopferndes Bemühen um Joshs Wohl … dafür war in erster Linie sie zuständig.

Jetzt, zum Beispiel, wäre sie bestimmt nicht erfreut, dass er hier auftauchte. Dabei war es alles andere als einfach gewesen, seinen Dienstplan am Royal Victoria Hospital so umzustellen, dass man ihn um diese Tageszeit kurz entbehren konnte.

Er sah, wie Miranda die Krankenkarte wieder in das Plastikfach am Fußende des Betts steckte. Vermutlich würde sie gleich das Zimmer verlassen.

Nick zog sich rasch zurück und verschwand in der nächsten Besuchertoilette.

Sie hatte ihn nicht gesehen. Sehr gut. Er würde ein paar Minuten abwarten und dann zu seiner Frau und seinem Sohn gehen.

Nick irrte sich. Miranda hatte ihn sehr wohl gesehen. Als er auftauchte und sofort wieder zurückwich, hatte sie die Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkt. Vielleicht lag es daran, dass sie mit einer Begegnung gerechnet hatte und deshalb besonders aufmerksam gewesen war.

Der Name Nicholas Devlin, der in Joshs Akte auftauchte, hatte ihr keine Ruhe mehr gelassen. Auch weil ihr ehemaliger Kollege James McCubbin erwähnt hatte, dass er einen kleinen Patienten namens Devlin hätte, dessen Vater Chirurg sei. James war inzwischen im Ruhestand, und seine Patienten waren unter den drei Ärzten der Gemeinschaftspraxis aufgeteilt worden.

Sie hatte den Fall geerbt, weil sie zufällig Dienst gehabt hatte, als Josh mit seiner Mutter gestern Nachmittag in die Notaufnahme kam. Miranda brauchte die Familiendaten nur kurz zu überfliegen, um endgültig sicher zu sein – der Vater des Kleinen war ihr Nick, der Nick, der in sechs Jahren Medizinstudium ihr Herz eroberte, ohne dass sie es gemerkt hatte, um es dann nach einer einzigen Nacht in tausend Stücke zu brechen.

Und jetzt war sie die behandelnde Ärztin seines Sohnes. Ob es etwas mit ihr zu tun hatte, dass er von der Tür verschwunden und gar nicht ins Zimmer gekommen war? Oder hatte nur sein Pager geklingelt?

Sollte er allerdings versuchen, ihr aus dem Weg zu gehen, so würde das schwierig werden. Früher oder später mussten sie sich wiederbegegnen.

1. KAPITEL

Unfassbar, aber es dauerte zwei Jahre.

Josh Devlin war drei Jahre alt gewesen, als Miranda seinen Fall übernommen hatte. Seinen Vater sah sie erst wieder, als der kleine Junge fünf war …

„Ich kann nicht mitkommen, Miranda. Ich muss die erste Woche passen. Schlimmstenfalls schaffe ich es überhaupt nicht!“

Anna Devlin war kreideweiß. Ohne sich lange mit einer Begrüßung aufzuhalten, hatte sie Miranda am Arm gepackt und mit kippender Stimme auf sie eingeredet. Dass sich vor den Abfertigungsschaltern des Melbourner Flughafens die Reisenden drängten und Zeugen ihres Gefühlsausbruchs wurden, schien sie gar nicht wahrzunehmen.

„Anna …“

„Meine Mutter hat sich das Bein gebrochen“, fuhr Joshs Mutter hektisch fort. „Heute Morgen. Ausgerutscht auf der Verandatreppe. Ich habe telefoniert, war im Krankenhaus, natürlich bleibt alles an mir hängen. Meine Schwestern haben gesagt, dass sie unmöglich herkommen können. Es tut mir so leid, Miranda. Was für ein Chaos!“

„Schon gut, Anna, beruhigen Sie sich. Wie kommt Josh damit zurecht, dass Sie ihn nicht begleiten können? Wo ist er?“

„Dahinten, passt auf sein Gepäck auf.“ Fahrig strich Anna sich die Haare zurück. „Tue ich auch das Richtige? Aber was bleibt mir anderes übrig? Ich habe solche Panik, ich darf mir nur nichts anmerken zu lassen.“

Womit sie leider grandios scheiterte.

Miranda erlebte sie immer wieder als sehr emotional und hochgradig ängstlich, wenn es um ihr Kind ging. Schon oft hatte sie Anna schonend versucht beizubringen, dass sie Josh damit nichts Gutes tat. Bisher vergeblich.

„Möchten Sie die Reise lieber verschieben?“ Über Annas Schulter sah sie, wie zwei weitere Familien eintrafen. Aber es war noch Zeit. Für den Flug nach Queensland brauchten sie sich erst in einer halben Stunde am Gate einzufinden.

„Nein, nein, Josh wäre so enttäuscht“, antwortete Anna gestikulierend. „Wir reden seit Wochen von nichts anderem. Nein, er fliegt auf jeden Fall mit. Es würde doch Monate dauern, bis ein neuer Termin gefunden ist, oder?“

„Wahrscheinlich“, musste Miranda zugeben.

Die Plätze im Crocodile Creek Kid’s Camp auf Wallaby Island waren sehr begehrt. Miranda freute sich auch schon auf die zwei nächsten Wochen, obwohl sie keinen Urlaub machte, sondern als begleitende Ärztin mitreiste.

Endlich ließ Anna ihren Arm los, und nun entdeckte Miranda den kleinen Josh, der brav auf seinem Koffer in der Nähe des Check-in-Schalters saß. Ein zarter Junge, klein für sein Alter, der doch etwas Verschmitztes hatte mit seinen frechen Zahnlücken. Ein Bengel mit einem natürlichen Sinn für Unfug, ausgebremst durch zu viele Krankenhausaufenthalte wegen seines Asthmas. Anna vergötterte ihr Kind – das einzige, das sie hatte.

Weitere würde es nicht geben. Anna und Nick waren geschieden.

„Es wird schon gut gehen“, versicherte Miranda. „Wir kümmern uns um ihn. In der Gruppe sind noch ein paar andere Kinder, die ohne Eltern ins Camp fahren.“

Sie deutete auf Stella Vavunis, eine scheue, unsichere Dreizehnjährige. Ihr Vater sollte erst ein paar Tage später nachkommen. Als einer der Hauptsponsoren des neuen medizinischen Versorgungszentrums auf Wallaby Island würde er bei der offiziellen Einweihung am Samstag Ehrengast sein. Bis dahin war Stella jedoch auf sich allein gestellt.

Stella hatte Knochenmarkkrebs. Zurzeit war sie in Remission, aber der Kampf gegen die Krankheit hatte sie nicht nur ihre Haare gekostet, die nun nach der Chemotherapie weich wie Babyflaum nachwuchsen. Man hatte ihr einen Unterschenkel abnehmen müssen, und Miranda spürte, wie schwer das Mädchen damit zurechtkam. Um die neue Prothese zu verbergen, trug es eine feste Jeans, die im heißen North Queensland viel zu warm sein würde.

„Er fährt nicht allein“, erklärte Anna, und ihre Stimme klang eigentümlich schrill. Miranda kannte das schon. Es war ein untrügliches Zeichen, dass Joshs Mutter unter starkem Stress stand. Anna war eine exotische Schönheit mit großen dunklen Augen und hohen Wangenknochen. Das und ihr hektisches Auftreten begannen allmählich die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich zu ziehen.

„Aber …?“

„Das ist es doch, Miranda!“ Anna packte wieder ihren Arm. „Deshalb bin ich ja so fertig.“ Sie senkte die Stimme zu einem klagenden Flüstern: „Nick kommt mit!“

Ah ja. Nick kommt mit.

Sie hatte wohl nicht verbergen können, wie schockiert sie war, denn Anna fuhr angespannt fort: „Bitte, machen Sie es für mich nicht noch schlimmer, als es schon ist. Und vor allem nicht für Josh.“

„Natürlich nicht.“

„Nick müsste in den nächsten zehn Minuten hier sein. Er hat mir versprochen, dass er es nicht vermasselt.“

„Konnte er so kurzfristig einspringen? Für zwei Wochen?“

Anna verdrehte die Augen. „Ja, ich weiß, es ist ein Wunder. Ein einziges Mal wenigstens bringt er Opfer, um für seinen Sohn da zu sein.“

Miranda hielt es tatsächlich für ein Wunder – ohne den bitteren Sarkasmus, der bei Anna aus jedem Wort triefte –, dass der viel beschäftigte Chirurg nur wenige Stunden vor dem Abflug in die Bresche springen konnte. Sie hatte nur erschrocken reagiert, weil sie nicht damit gerechnet hatte, die nächsten zwei Wochen mit Nick Devlin zusammen auf einer Insel zu verbringen. Doch das war ihr Problem, nicht Annas.

„Ich hoffe, es muss nur für die erste Woche sein“, fuhr Anna fort. „Ich werde einen Weg finden, ihn danach abzulösen, das schwöre ich Ihnen! Zwei Wochen mit Nick – das tut Josh nicht gut.“

Hatte der kleine Junge das gehört? Anna war manchmal nicht besonders taktvoll.

Ob Nick nun eine oder zwei Wochen blieb, in jedem Fall hatte er einige Hebel in Bewegung setzen müssen. Diese Entschlossenheit überraschte sie. Da sie ihn in zwei Jahren als Joshs Ärztin nie zu Gesicht bekommen hatte, war sie irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass er im Leben seines Sohnes keine große Rolle spielen wollte.

Anna und Nick waren seit Monaten geschieden, doch auch vorher war sie diejenige gewesen, die das Kind zu den Terminen brachte. Sie telefonierte, sie stellte Fragen, und auf den Krankenhauspapieren war ausschließlich ihre Unterschrift zu finden.

Auf dem Tagesprotokoll stand zwar gelegentlich sein Name – 19.00 Uhr: Dad zu Besuch –, aber gesehen hatte sie Nick nie. Anna beklagte sich oft über ihn. Er ist so kühl, so distanziert, sagte sie. Josh interessiert ihn überhaupt nicht. Josh ist so komisch, wenn sie zusammen sind, so schüchtern und in sich gekehrt.

Miranda fand das sehr seltsam.

Vor Jahren, als sie noch jünger und naiver gewesen war, was Männer im Allgemeinen und Nick Devlin im Besonderen betraf, da hätte sie keinen Zweifel daran gehabt, dass er eines Tages ein großartiger Vater sein würde. In jener einen leidenschaftlichen Nacht glaubte sie, erkannt zu haben, dass seine arrogante, unnahbare Art nur Fassade war und dass sich dahinter ein wunderbarer Mensch verbarg.

Aber das war wohl falsch. Eine Ehefrau, auch wenn sie inzwischen seine Ex war, musste es einfach besser wissen.

Wie wird es sein, wenn ich ihn wiedersehe?

Miranda wappnete ihr Herz. Sie würde es bald erfahren …

Nick bezahlte den Taxifahrer, schnappte sich seine Reisetasche und eilte ins Flughafengebäude. Er hatte Anna versprochen, dass er nicht zu spät kommen würde, und das Versprechen wollte er einhalten.

Aber es wurde knapp.

In einem Anfall von Panik hatte er zu Hause eine geschlagene Viertelstunde damit vertrödelt, dass er sich nicht entscheiden konnte, was er seinem Sohn mitbringen sollte. Ihm war fast schlecht geworden, und die Emotionen, die dabei hochkamen, hatten ihn nahezu gelähmt.

Er hatte ein paar Süßigkeiten und etwas zu trinken für den Flug mit und ein Bilderbuch. Aber müsste er ihm nicht ein richtiges Geschenk mitbringen? Eine Kamera vielleicht oder eine Schnorchelausrüstung? Oder sollte er einfach den Lego-Bausatz, Joshs Weihnachtsgeschenk, das er schon besorgt hatte, mitnehmen? Weihnachten war erst in zwei Monaten, bis dahin konnte er sich etwas anderes überlegen. Oder war das zu übertrieben? Es könnte so aussehen, als wollte er sich mit großen Geschenken die Liebe seines Sohnes erkaufen.

Wie paralysiert wusste er nicht, was er tun sollte.

Das glaubt mir keiner, dachte er sarkastisch. Dr. Nicholas Devlin, hochdotierter Spitzenmediziner in der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie an Melbournes renommiertem Royal Victoria Hospital, konnte innerhalb von Sekunden lebensverändernde Entscheidungen treffen, wenn es sein musste. Aber die Frage, ob er seinem kleinen Sohn ein Geschenk mitbringen sollte, überforderte ihn völlig.

Was Anna sagen würde, wusste er schon jetzt: „Oh nein, Nick, was soll das?“

Egal, wofür er sich entschied, in Annas Augen war es immer unmöglich. Unerschütterlich in ihrem Glauben, dass sie als Mutter eines asthmakranken Kindes am besten wusste, was gut für Josh war, machte sie Nick ständig Vorwürfe. Sagte er etwas zu Josh, war es falsch, unternahm er etwas mit ihm, war es falsch, kaufte er ihm etwas, war es falsch. Und so weiter und so fort.

Natürlich hatten sie sich nicht deswegen scheiden lassen, aber ihre ewige Kritik vergiftete die Atmosphäre noch zusätzlich. Geändert hatte sich bis heute nichts.

Okay, da er ihr sowieso nichts recht machen konnte, würde er tun, was er für richtig hielt, und nicht länger überlegen, was sie dazu sagte. Solange sie nicht direkt nachfragte, brauchte er ihr nicht zu erzählen, was er Josh mitgebracht hatte. Nick ließ den Bausatz zu Hause und beschloss, vor Ort einzukaufen, falls Josh Fotos machen oder schnorcheln wollte.

Alles geregelt.

Die Gefühle, die ihm immer wieder ein Bein stellten, waren sorgfältig weggepackt.

Thema erledigt.

Als er dann endlich die Panik abgeschüttelt hatte und sich nicht mehr wie ein hilfloser, frustrierter Vater ohne Sorgerecht, sondern wieder wie ein kühl denkender Chirurg fühlte, wurde ihm klar, dass er noch kein Taxi bestellt hatte. Wichtige fünfzehn Minuten waren verstrichen, er würde zu spät kommen.

Nick entdeckte Anna, als er zu den Check-in-Schaltern marschierte. Blass und mit anklagender Miene hielt sie nach ihm Ausschau.

„Wo bleibst du denn?“, fauchte sie ihn vorwurfsvoll an. Es klang, als müsste er mindestens eine Massenkarambolage auf der Autobahn vorweisen, um seine Verspätung zu entschuldigen.

„Das Taxi kam nicht.“ Nick hatte sich ausführliche Erklärungen abgewöhnt. Es hatte keinen Zweck, an ihren gesunden Menschenverstand zu appellieren oder an ihren Gerechtigkeitssinn. Zu oft schon hatte er es vergeblich versucht. Anna begriff einfach nicht, dass sie ihren Sohn mit ihrer überbehütenden Mütterlichkeit fast erdrückte und seinen Vater mehr und mehr aus seinem Leben ausschloss.

Bevor er um sie herumgehen und Josh begrüßen konnte, überschüttete sie ihn mit hastig hervorgestoßenen Anweisungen und Ermahnungen. „Nick, wenn du Mist baust“, beendete sie ihre Tirade, „wenn du Josh diese Ferien verdirbst, dann bringe ich dich um!“

Nick ignorierte die Drohung, die seine Exfrau fast jedes Mal ausstieß, sobald sie auch nur ein paar Worte mit ihm wechselte. „Wie kommst du darauf, dass ich ihm die Ferien verderben werde?“

„Weil du seine Krankheit nie ernst nimmst. Weil du ihn kaum kennst, er hat kein Vertrauen zu dir.“

„Und das ist mein Fehler?“ Ärger kochte in ihm hoch, den er aber schnell unterdrückte. „Ach, vergiss es.“ Solche Diskussionen hatten sie schon zigmal gehabt. „Mach dir keine Sorgen, Josh und ich kommen bestimmt gut zurecht.“ Er holte tief Luft. „Ich liebe meinen Sohn, Anna, und wage es nicht, das Gegenteil zu behaupten.“

„Liebe ist nicht genug“, murmelte sie und wandte sich ab. „Nicht annähernd.“

Für ihre Verhältnisse war das ziemlich großzügig, also beließ er es dabei und sah zu Josh hinüber. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihm aus. Was würde er im Gesicht seines Sohnes lesen, wenn er zu ihm ging?

Gleichgültigkeit? Abwehr? Furcht?

Natürlich war Anna zuerst bei ihm. Während Nick noch drei Schritte entfernt war, beugte sie sich schon über Josh und drückte ihn fest an sich. Sie zitterte, wie Nick sah, als sie dem Jungen hastig etwas ins Ohr flüsterte. Nick schnappte nur wenige Worte auf. „Ich möchte nicht … große Angst … immer, die ganze Zeit.“

Josh nickte. Sein Atem klang pfeifend. Was zum Teufel erzählte ihm Anna da? Dass sie große Angst um ihn hatte?

„Und du rufst mich sofort an, wenn es irgendwelche Probleme gibt, ja?“ Sie richtete sich auf.

Probleme mit Dad, hörte Nick im Unterton heraus. Wenigstens sprach sie es diesmal nicht laut aus. Er trat vor. „Geh ruhig, Anna“, sagte er gelassener, als ihm zumute war. „Josh und ich schaffen das schon, nicht wahr, kleiner Mann?“

„Nenn ihn nicht so!“, zischte sie und verschwand hinter einer lärmenden Gruppe Touristen, bevor Nick antworten konnte.

Verdammt.

Er hatte es als Kosewort gemeint. Litt Josh darunter, dass er sehr klein für sein Alter war? Und wenn ja, woher sollte er das wissen? Anna sorgte dafür, dass er so wenig Zeit wie möglich mit seinem Sohn verbrachte. Und sie selbst erzählte ihm auch nicht viel von Josh. Also, wessen Schuld war es denn, wenn der Junge ihm gegenüber scheu und zurückhaltend war?

Oder trug er selbst dazu bei? Gefühle zu zeigen, fiel ihm nicht leicht. Und in Situationen, in denen es besonders emotional zuging, flüchtete er sich nicht selten in Sachlichkeit. Was bei anderen als ziemlich zugeknöpft und verschlossen ankommen konnte …

Erstickende Selbstzweifel packten ihn, und Nick trat einen Schritt zurück, anstatt vor Josh in die Hocke zu gehen und ihn auf Augenhöhe anzusprechen, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Er nahm ihm auch nicht den bunten Rucksack ab, in dem das Asthmaspray, die Inhalationshilfen und der Notfallplan steckten, obwohl Nick hörte, wie Josh beim Atmen keuchte. Und er legte dem Kleinen auch nicht den Arm um die Schulter, weil er es nicht ertragen hätte, wenn Josh ihn wegstieß.

Eine solche Unsicherheit hatte er bis zu Joshs Geburt nie erlebt. Nick wusste immer noch nicht, wie er damit umgehen sollte. Er war dazu erzogen worden, wenigstens nach außen stark und unerschütterlich zu wirken, egal, wie es in ihm aussehen mochte. Natürlich zweifelte er manchmal an sich, aber damit wurde er immer schnell fertig.

Das langsame, zermürbende Scheitern seiner Ehe, der tiefe Graben, der sich zwischen Anna und ihm aufgetan hatte, all das warf jedoch ein neues Licht auf das Bild, das er von sich hatte.

In diesem Moment konnte er Anna nur recht geben. Josh und er kannten sich nicht gut genug, um zusammen wegzufahren. Vater und Sohn waren sich fremd, die Vorstellung, dass sie eine tolle Zeit miteinander verbringen würden, war reine Illusion. Annas Schuld, hatte Nick immer gedacht, aber jetzt war er sich dessen nicht mehr so sicher. Plötzlich fühlte er sich der Aufgabe nicht gewachsen. Wahrscheinlich würden sich Annas negative Erwartungen erfüllen, er würde alles vermasseln.

Du wirst Josh wehtun.

Ihm Angst machen.

Das Falsche tun und das Falsche sagen.

Ihn enttäuschen und ihm diese lang ersehnten Ferien verderben.

„Dr. Carlisle?“, sagte Josh leise und sehr ängstlich.

Dr. Carlisle …

„Dr. Carlisle, ich glaube, ich brauche meinen Püster.“

Der Name hatte Nick aus seinen düsteren Gedanken gerissen. War Miranda hier? Kam sie etwa auch mit? Natürlich, die Kinder wurden bestimmt von Medizinern begleitet! Nick hatte nur nicht daran gedacht.

Na dann, heute war also der Tag, den er so lange hinausgezögert hatte.

„Hey, warum keuchst du so?“

Und da war sie, direkt vor ihm, fast genau so, wie Nick sie in Erinnerung hatte: elfenhaft schlank und zierlich, mit ruhiger, melodischer Stimme und einer heiteren Offenheit, die ihm verriet, dass sie immer noch das Herz auf der Zunge trug, jederzeit bereit, die ganze Welt zu umarmen.

„Hallo, Nick“, sagte sie.

Zehn Jahre. Die verpasste Gelegenheit vor zwei Jahren zählte nicht. Selbstverständlich erinnerte er sich an sie, Miranda sah es seinem Gesicht an, als Nick ihr die Hand entgegenstreckte.

„Wir haben … es noch nicht geschafft, uns zu sehen, seit du Josh behandelst.“

Wie damals umgab ihn diese kühle Aura zurückhaltender, fast abweisender Selbstsicherheit, die andere als Arroganz bezeichnen würden. Nur ein einziges Mal hatte er Miranda hinter diese Fassade blicken lassen. Hochgewachsen und breitschultrig wirkte er allein durch seine Statur einschüchternd. Nicht dass es bewusst geschah. Nick beeindruckte auf den ersten Blick, weil er so groß und kraftvoll war.

„Stimmt“, antwortete sie und musste aufpassen, dass sie ihn nicht unverhohlen musterte.

Äußerlich hatte er sich kaum verändert: leichte Sonnenbräune, kantige männliche Züge. Nur die feinen Fältchen an den Augen und am Mund zeigten, dass zehn Jahre vergangen waren, taten aber seiner Attraktivität keinen Abbruch. Durchtrainierter Körper … Miranda stellte sich vor, wie Nick täglich ein paar Kilometer joggte oder morgens um sechs im Fitnessstudio trainierte, bevor seine Sprechstunde oder Visite anfing.

„Anna hat großes Vertrauen in dich“, fügte er hinzu. „Das ist sehr gut.“

„Ich bin froh, dass du so kurzfristig einspringen konntest“, sagte sie. Zehn Jahre waren eine lange Zeit, und dieser Mann war der Vater eines ihrer Patienten, mehr nicht. Das durfte sie nicht vergessen! „Es ist schön für Josh, dass sein Vater bei ihm ist.“

„Meinst du?“

„Ja, natürlich.“

Sah er das etwa anders? Hatte seine Frage zynisch geklungen? Anna war sehr nervös gewesen, was sie eigentlich immer war. Aber vielleicht wollte Nick gar nicht hier sein, und dann hätte Anna recht: Wenn sein Vater Josh bei diesem Campaufenthalt nur lustlos begleitete, konnte das den Heilerfolg gefährden.

Aber Miranda hatte jetzt keine Zeit, sich damit zu befassen. Bei Josh kündigte sich ein ernsthafter Asthmaanfall an, und darum musste sie sich sofort kümmern.

Zu allem Überfluss traf auch noch Familie Allandale mit ihrer dreizehnjährigen Tochter ein – spät dran, beladen mit Koffern, Tüten und Taschen, rauschten sie auf sie zu. Wie immer erwarteten sie, dass Miranda ihnen sofort und uneingeschränkt ihre Aufmerksamkeit schenkte.

Sie tat, als hätte sie sie nicht gesehen, und bückte sich, um das Asthmaspray aus dem bunten Kinderrucksack zu holen. Joshs Atmung hatte sich verschlechtert, und er wurde von Sekunde zu Sekunde unruhiger. Unglücklich fummelte er an dem Rucksack, versuchte, ihn zu öffnen, aber der Reißverschluss klemmte. Auf die Idee, seinen Vater um Hilfe zu bitten, kam der Junge gar nicht.

„Gib mir den Rucksack, mein Schatz“, bat Miranda. „Du musst das nicht selbst machen. Versuch nur, ruhig weiterzuatmen, okay?“

„Dr. Carlisle!“ Rick Allandale baute sich so dicht vor ihr auf, dass sie erst einmal nur seine Knie sah.

Um eine lange Liste von Fragen, Erklärungen oder Beschwerden abzuwehren, die sie gerade jetzt nicht brauchen konnte, sagte sie rasch: „Mr. Allandale, ich trage gleich auf meiner Liste ein, dass Lauren da ist. Wir warten noch, bis alle zusammen sind, bevor wir einchecken.“

„Kennst du seinen Notfallplan auswendig?“, sagte Nick an ihrem Ohr.

Miranda fühlte ihn mehr, als dass sie ihn sah. Er war genau wie sie neben Josh in die Hocke gegangen, und sein muskulöser Oberarm drückte gegen ihre Schulter. Ein schwacher Duft stieg ihr in die Nase, irgendetwas, das verführerisch nach Mann roch, vielleicht Aftershave oder Shampoo oder einfach nur Seife.

Nick wartete ihre Antwort nicht ab. „Ich schon. Du musst dich um die anderen kümmern. Lass mich das hier machen.“

„Sie können warten.“ Ob ihm nicht klar war, dass sich die Situation zuspitzte? Josh war aufgeregt, und vielleicht hatte er auch Angst, weil seine Mutter nicht bei ihm war. Beste Voraussetzungen für eine Asthmaattacke …

Während ihr deutlich bewusst war, dass Nick sich keinen Millimeter vom Fleck gerührt hatte, entfernte sie die Kappe vom Salbutamol-Spray, setzte die Inhalierhilfe auf und half Josh, den Püster an die Lippen zu halten. „Okay, fertig zum Ausatmen? Jetzt …“

Doch Josh wartete nicht lange genug ab und nahm die Inhalierhilfe zu früh weg. Miranda sah das feine Wölkchen vor seinem Mund, als der Großteil des Medikaments in der Luft verpuffte.

Neugierig beobachtete Lauren Allandale, wie Josh zunehmend in Atemnot geriet, sah ihn unbeholfen mit dem Püster hantieren, und sie war nicht die Einzige. Zwei weitere Kinder und ihre Eltern betrachteten die Szene. Miranda spürte die chaotische Atmosphäre fast körperlich. Eine weitere große Gruppe Urlauber schob sich zu den Schaltern, und ihr Fremdenführer rief ihnen laut etwas zu in einer Sprache, die Miranda nicht verstand. Koreanisch, vermutete sie. Und noch mehr Blicke richteten sich auf den kleinen Josh, der pfeifend nach Luft schnappte.

„Bitte, lass mich das machen“, wiederholte Nick und beugte sich noch weiter vor, um seinen Sohn vor dem Trubel zu schützen.

Miranda fühlte die Wärme seines großen, starken Körpers und sah Nick an. Er lächelte nicht, seine Miene war ausdruckslos, aber ein Blick in die braunen Augen genügte, dass Erinnerungen in ihr aufflatterten wie ein Schwarm zitternder Schmetterlinge. Plötzlich geschah das, was sie befürchtet hatte: Zehn Jahre kamen ihr gar nicht mehr so lange vor. Sie schrumpften zusammen, als wäre jene wundervolle, leidenschaftliche Nacht erst gestern gewesen. Ihr Herz fing wild an zu klopfen.

„Du hast anderes zu tun“, holte seine kühle Stimme sie auf die Erde zurück. „Und er ist mein Sohn.“

„Weißt du denn, was du tun musst?“ Schlanke, warme Männerfinger berührten sie flüchtig, als Nick ihr Spray und Inhalierhilfe abnahm. Sollte sie sich die Sachen zurückholen?

„Himmel noch mal, ich bin Arzt!“

„Ich meinte die genaue Dosierung. Den richtigen Zeitabstand.“

„Ja“, erwiderte er knapp und verstaute das Medikament in Joshs Rucksack. „Ich bringe ihn irgendwohin, wo es ruhiger ist.“ Nick wandte sich an seinen Sohn. „Josh, komm mit, wir sehen mal zu, dass du besser atmen kannst, okay?“ Er klang steif, fast förmlich. „Wir wollen doch nicht, dass du ins Bett musst, wenn wir da sind. Wir wollen die Insel erkunden, stimmt’s?“

Josh nickte, aber seine Augen waren immer noch weit aufgerissen. War es die Angst, keine Luft mehr zu bekommen, oder – vor seinem Vater?

„Wann müssen wir spätestens am Check-in sein?“ Nick blickte über die Schulter zu Miranda. „Halb eins? Halte die Gruppe nicht unseretwegen auf, ja?“

„Eure Sachen …“, fiel ihr ein. Es war unmöglich, fremde Koffer einzuchecken. Außerdem reagierte der Sicherheitsdienst sehr empfindlich, wenn herrenloses Gepäck herumstand.

„Ich passe darauf auf“, erklärte Benita Green, die Krankenschwester, die die krebskranken Kinder begleitete.

„Danke“, sagten Miranda und Nick wie aus einem Mund.

Dann schwang Nick seinen Sohn auf den Arm. Von der breiten Männerschulter baumelte der leuchtend bunte Kinderrucksack und wippte munter hin und her, als Nick mit langen Schritten durch die Halle marschierte. Josh hingegen wirkte zerbrechlich in den Armen seines Vaters, sein zarter Körper angespannt, die schmalen Schultern hochgezogen vor Anstrengung, wenn der Junge versuchte, Luft zu bekommen.

Nick folgte dem Hinweisschild und fand den Elternraum sofort.

Wie die meisten solcher Rückzugsräume, in denen Kinder gewickelt und Babys gestillt wurden, war auch dieser klein und schmucklos. Das Beste war jedoch die himmlische Ruhe, die hier herrschte. Joshs Atmung war schlimmer geworden, und Nick musste selbst einen Anflug von Panik unterdrücken.

Was ist, wenn er keine ausreichende Dosis aufnimmt? Was ist, wenn Josh sich nicht entspannen kann, weil ich bei ihm bin? Wie gut ist der Flughafen medizinisch ausgestattet? Wenigstens war das medizinische Zentrum ganz in der Nähe, sie waren gerade daran vorbeigekommen. Hätte ich direkt hingehen sollen? Verschwende ich wertvolle Zeit, weil ich allein damit fertigwerden will?

Genau das hatte Anna ihm ja oft vorgeworfen.

Und wenn diese kostbare Woche mit Josh durch einen erneuten Krankenhausaufenthalt ruiniert wurde?

Ich will, dass es gut geht. Ich will Zeit mit meinem Sohn.

Selbst, wenn er damit sein Selbstvertrauen in praktisch jeder Beziehung herausforderte.

Ich will, dass wir beide dieses Asthma-Monster bekämpfen. Und zwar in den nächsten zehn Minuten, um zu beweisen, dass wir es gemeinsam schaffen können. Ich will, dass er mich liebt und dass er weiß, dass ich ihn liebe.

„Okay, so ist es besser, hm?“, sagte er zu Josh. „Hier sieht keiner zu.“

Er ließ den Rucksack von der Schulter gleiten und schnappte sich Spray und Inhalierhilfe. „So, nun zeig mal, wie du das machst. Zeig mir, wie du richtig gut ausatmest und dann einen Riesenatemzug nimmst, nachdem du gedrückt hast.“

Josh betätigte den Püster, atmete ein und wieder aus, während Nick die Atemzüge zählte und die Inhalierhilfe mit sanftem Griff in Position hielt.

„Gut. Das war klasse.“ Nick versuchte, aufmunternd zu klingen. „Fühlst du dich besser?“

Josh nickte, sagte aber immer noch kein Wort. Nick hatte den Eindruck, dass ihm das Atmen etwas leichter fiel, war sich jedoch nicht sicher. Der panische Ausdruck in den Augen seines Sohnes schien nachgelassen zu haben, was allerdings auch daran liegen mochte, dass sie der Hektik in der Abfertigungshalle entflohen waren.

Unerwartet und überraschend intensiv wünschte sich Nick Miranda herbei. Miranda mit ihrem warmherzigen, klugen Wesen, das ihn in sechs Jahren Studium, bei Vorlesungen, in Seminaren und Laborstunden beeindruckt hatte. Eine einzige berauschende Nacht lang hatte ihr sinnlicher Körper ihm gehört, und Nick wusste noch, als sei es gestern gewesen, wie sie danach stundenlang geredet hatten.

Die wenigen Minuten vorhin in ihrer Nähe, die wenigen Worte, die sie gewechselt hatten, brachten alles zurück. Als wären die letzten zehn Jahre nicht gewesen.

Aber sie war nicht hier. Ihm blieb nichts anderes übrig, als allein mit Josh abzuwarten und dabei Geduld und das nötige Vertrauen aufzubringen.

Und eine zweite Dosis Salbutamol zu geben, entschied er, als der ersehnte Effekt ausblieb. Ihnen lief die Zeit davon, aber wenn er Josh zu früh zum Check-in zurückbrachte …

Der nächste Sprühstoß musste noch ein wenig warten, was sollten sie bis dahin machen? Hier gab es kein Spielzeug, nicht einmal Fenster. Nur ihn und Josh, zum ersten Mal allein miteinander seit … drei Monaten? Mindestens.

Da fiel ihm das Bilderbuch ein. „Soll ich dir eine Geschichte vorlesen?“, fragte er und fand gleich, dass er übertrieben munter geklungen hatte.

Unter großen Mühen und ohne ihn anzusehen, stieß Josh fiepend hervor: „Wir müssen … zurück … zu den anderen … und ins … Flugzeug … gehen.“

Der Blick seines Jungen griff ihm ans Herz. Nick sah auf seine Armbanduhr, aber für die nächste Dosis war es noch zu früh. „Noch nicht, kleiner Mann“, sagte er und fluchte stumm, weil er wieder den Ausdruck benutzt hatte, den Anna nicht mochte.

Aber es ist ein Kosewort, verdammt!

Denk dir ein anderes aus, sagte er sich. Ob sie recht hat oder nicht, bleib auf der sicheren Seite, Josh zuliebe.

2. KAPITEL

„Noch zwanzig Minuten, Miranda“, sagte Benita. „Wo bleiben Josh und sein Dad bloß?“

„Allmählich mache ich mir ernsthaft Sorgen.“ Nick und sein Sohn waren jetzt eine Viertelstunde weg. Hatte das Medikament nicht angeschlagen?

Das kam leider vor. Trotz einer Langzeitbehandlung, um Joshs Lungen zu kräftigen, und zusätzlich zu strengen Vorsichtsmaßnahmen, an die sich Anna mit buchhalterischer Genauigkeit hielt, hatte der Junge allein in diesem Jahr drei lebensbedrohliche Asthmaanfälle erlitten. Jedes Mal musste er ins Krankenhaus und stationär aufgenommen werden, weil nichts anderes half.

Wenn das jetzt wieder passierte …

Josh wäre furchtbar enttäuscht. Er hatte sich so auf diese Reise gefreut. Vielleicht zu sehr. In seiner lebhaften Fantasie schien es auf der ganzen Welt keinen Ort zu geben, der aufregender war als das Crocodile-Creek-Kindercamp und die Insel, auf der es lag.

„Da gibt es Wasserfälle und Paradiesvögel und Krokodile“, hatte er ihr bei der letzten Untersuchung aufgezählt. „Und man kann reiten und surfen lernen, und das Essen ist total lecker. Sie haben tolles Spielzeug, und sie machen Lagerfeuer, und ich kann den ganzen Tag schwimmen – nur nicht, wenn ich die Krokodile füttere. Natürlich gehe ich nicht zu denen ins Wasser! Sie wohnen in einem See. Der wird bestimmt blutrot. Und Feuerwerk, bestimmt haben sie auch Feuerwerk!“

Miranda musste lächeln. „Aha, blutrot, meinst du?“, sagte sie und freute sich über seine Begeisterung.

Aber manche Kinder steigerten sich derart in ihre Begeisterung hinein, dass ihnen vor Aufregung fast schlecht wurde. Und wenn dann etwas schiefging oder nicht so verlief wie erwartet, konnte das Stress auslösen. Wie in diesem Fall, dass Joshs Mutter nicht mitkam und stattdessen sein Vater mit ihm die Reise machen musste.

„Ich gehe sie suchen“, sagte sie zu Benita. „Kannst du hier die Stellung halten? Wenn sie nicht allerspätestens in fünfundzwanzig Minuten hier am Schalter stehen, dann gute Nacht. Wir können nicht riskieren, dass die gesamte Gruppe wegen zweier Leute den Flug verpasst.“

Auch wenn der eine zu ihren Lieblingspatienten gehörte, und der andere …

Nun ja, der andere war Nick Devlin.

Zwei Schiffe, die sich in der Nacht begegneten … ein oft gebrauchtes Bild für einen One-Night-Stand. In ihrem Fall war es ein sehr eindrucksvolles Schiff gewesen, das sie hart Steuerbord erwischt und für lange Zeit vom Kurs abgebracht hatte!

Sie lief durch die Halle zum Elternraum und klopfte an die Tür. „Nick? Josh? Seid ihr da drin?“

Nick öffnete. Er wirkte angespannt. Gewohnt, zu handeln und die Dinge unter Kontrolle zu haben, musste er sich in dieser Situation wie angekettet fühlen. Miranda war überrascht, wie deutlich sie spürte, was in ihm vorging. Als er sie sah, warf er einen skeptischen Blick auf seine Armbanduhr.

Miranda ahnte, was er dachte. Konnten sie es noch schaffen?

Hinter ihm kauerte Josh auf einem Plastikstuhl, immer noch keuchend bei jedem Atemzug. Sein Zustand hatte sich nicht verbessert, aber auch nicht verschlechtert.

Sie wusste nicht, woher sie kam, diese plötzliche Entschlossenheit, aber sie war auf einmal da. „Zeit für eine zweite Dosis“, sagte Miranda bestimmt. „Wir wollen nicht, dass ihr beide den Flug verpasst. Vor morgen Nachmittag gibt es keinen Anschlussflug auf die Insel.“

„Er hat sie gerade bekommen“, murmelte Nick, sein breiter, muskulöser Körper im Türrahmen wie eine starke Wand, sodass Josh das Gespräch nicht mitverfolgen konnte. „Was meinst du? Hat es Sinn, hier noch eine dritte Dosis zu geben, oder soll ich den Flug stornieren? Die ganze Sache aufgeben?“

Ein erstickter Laut entfuhr ihr. Joshs Reise absagen?

„Ich frage dich als seine Ärztin, Miranda“, fügte er ungeduldig hinzu. „Nicht als jemanden, der möchte, dass mein Junge nette Ferien hat. Sollen wir alles versuchen? Oder hat es keinen Zweck, weil er mich nicht dabeiha… Ach, verdammt, ich kann nicht mehr klar denken! Du musst entscheiden.“

Ihre Blicke begegneten sich. Sie las in seinen braunen Augen, wie sehr ihm die Situation zu schaffen machte. Und das bei einem Mann, der freiwillig niemals Schwäche gezeigt hatte.

Ihn so zerrissen zu erleben, berührte ihr Herz. So wie damals, als sie ihn in jener Nacht nur anzusehen brauchte und verloren war. Hatte er gewusst, wie sehr er ihr unter die Haut ging? Nein, sicher nicht. Und wenn doch, so hatte es ihn nicht interessiert.

Jetzt jedoch vertraute er ihr, und der Gedanke tat ihr gut. Doch sie bremste sich, bevor die Gefühle zu stark wurden. Schließlich hatte er sich nie wieder gemeldet nach einer Nacht voller Liebe und Zärtlichkeit, von der sie sich so viel erhofft hatte …

„Hat sich sein Zustand wenigstens etwas verbessert?“, fragte sie rasch.

„Minimal, nach der zweiten Dosis. Ich … ich glaube, er traut mir nicht. Vielleicht kommt der ganze Stress davon, dass ich hier bin und nicht seine Mutter? Passiert das alles, weil er nicht will, dass ich mitkomme?“

Nick achtete sehr darauf, das Josh ihn nicht hören konnte. Miranda musste näher an ihn herantreten und auf seine sich kaum bewegenden Lippen blicken, sonst hätte sie ihn nicht verstanden. Dabei sah sie die feinen Linien um seinen attraktiven Mund, die vor zehn Jahren noch nicht da gewesen waren. Ein unwiderstehliches Bedürfnis, mit den Fingern sanft darüberzustreichen, erfasste sie plötzlich.

„Lass mich ihn mal ansehen, ja?“

„Vermutlich kennt er dich besser als mich.“ Die kaum hörbaren Worte versetzten ihr einen Stich.

Sie betrat den Raum und ging vor Josh in die Hocke. „Kannst du sprechen, Josh?“

„Ein bisschen.“

„Du meintest, die zweite Dosis hätte geholfen“, sagte sie, über die Schulter gewandt, zu Nick, der dicht hinter ihr stand. Wieder spürte sie körperlich die geballte männliche Anspannung.

„Ja.“

„Also warten wir noch, geben dir die dritte Dosis, und dann ist alles wieder im Lot.“ Bewusst ließ sie keinen Zweifel daran, dass es klappen würde, und da, endlich, lächelte Josh.

Hinter ihr seufzte Nick erleichtert auf.

Noch nicht, Nick, dachte sie. Noch ist Josh nicht übern Berg.

Zehn Minuten später halfen sie beim dritten Sprühstoß, und tatsächlich, der Junge atmete freier und konnte wieder sprechen. „Haben wir das Flugzeug verpasst?“, fragte er, während Nick das Medikament wieder in dem bunten Rucksack verstaute.

„Nein, Sweetheart, es ist noch Zeit.“ Allerdings nicht viel.

Nick nahm sie beiseite, beugte sich so weit vor, dass das dunkle Haar, das ihm in die Stirn fiel, fast ihr Gesicht streifte. „Sollen wir es wirklich riskieren? Was ist, wenn es ihn auf dem Flug noch schlimmer erwischt?“

Seine Nähe fühlte sich vertraut an, selbst nach so langer Zeit. Wie schnell waren sie wieder da, diese Gefühle, dieses Kribbeln …

„Sie haben Sauerstoff an Bord“, antwortete sie. „Außerdem hat er gerade recht gut auf das Medikament angesprochen. Bei einem starken Anfall hat sich sein Zustand sonst rapide verschlechtert.“

„Stimmt … und dann mit dem Notarzt ins Krankenhaus, das volle Programm.“

„Er ist unheimlich aufgeregt wegen dieser Reise.“

„Als wenn ich das nicht wüsste!“

„Meinst du, es liegt an der Aufregung?“

„Daran und …“ Er unterbrach sich, bemühte sich um die richtigen Worte. „Anna kann es manchmal nicht … verbergen, wenn sie gestresst ist. Josh merkt das natürlich. Dass sich ihre Mutter ausgerechnet heute das Bein brechen muss, ist für Anna eine Katastrophe. Der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger sein, und wahrscheinlich hat sie recht …“

Dass Annas gefühlsbetontes Verhalten Josh schadete, war auch ihr klar, aber dann fuhr er fort: „Vielleicht tut es ihm wirklich nicht gut, wenn ich an ihrer Stelle dabei bin. Er und ich sehen uns leider nicht so oft, wie ich möchte.“

Er rang sich dieses Eingeständnis förmlich ab, das spürte sie. Wünschte er sich denn eine bessere Beziehung zu seinem Sohn? Anna hatte mehrmals durchblicken lassen, dass Nick sich nicht um Josh kümmerte.

„Nicht so oft, wie du möchtest?“, wiederholte sie.

Es klang sehr erstaunt, fast ungläubig. Warum musste sie ausgerechnet jetzt seine Aufrichtigkeit anzweifeln? Für so etwas hatten sie keine Zeit!

„Wie viel Zeit haben wir noch?“, wollte er wissen. „Das ist jetzt wichtiger.“

„Natürlich, entschuldige. Benita passt auf euer Gepäck auf. Alle anderen warten sicher schon am Flugsteig. Wir müssen zum Schalter, wenn wir den Flieger noch kriegen wollen.“

„Also, los.“ Er schwang Josh auf den Arm und hängte sich den Rucksack auf die Schulter. „Josh, kannst du atmen?“

Keine Antwort.

„Josh? Rede mit mir.“

„Ja, ich kann atmen.“

„Nachher kannst du selbst ins Flugzeug gehen, okay? Aber jetzt trage ich dich, wir müssen uns beeilen.“

„Fliegen wir denn?“, fragte der Junge mit dünner Stimme.

„Möchtest du?“ Nick klang hölzern.

„Ja!“

„Mit mir?“

„J…ja.“ Das kam etwas zaghafter heraus.

„Gut.“ Nick drückte ihn heftig an sich. „Wir werden eine tolle Zeit haben.“ Unterdrückte Gefühle schwangen in seiner Stimme mit, die Miranda plötzlich Tränen in die Augen trieben.

Er liebte seinen Jungen, das war nicht zu bestreiten.

Sie rannten durch die Abflughalle.

Eine freundliche Angestellte, die schon Bescheid wusste, winkte sie an den Erste-Klasse-Schalter und checkte das Gepäck routiniert und schnell ein. Während sie in der Schlange vor der Sicherheitskontrolle warteten, hörten sie aus den Lautsprechern den letzten Aufruf für ihren Flug.

Nick blieb ruhig. „Sie haben unser Gepäck aufgenommen, und wir sind eingecheckt. Sie warten bestimmt ein paar Minuten auf uns. Hoffe ich jedenfalls.“

Ihr Gate schien meilenweit entfernt, fast am Ende des Ganges. Nick lief voran, mühelos, obwohl er Josh auf dem Arm hatte. Miranda bekam Seitenstiche, als sie versuchte, Schritt zu halten. Jetzt rächte sich, dass sie wegen der letzten Reisevorbereitungen heute Nacht wenig geschlafen hatte.

Endlich sah sie den Warteraum und die offene Tür zum Zugangstunnel. Kein einziger Passagier war zu sehen, am Ausgang stand nur jemand vom Bodenpersonal und telefonierte.

„Bordkarte?“, fragte Nick barsch.

„Hier. Hast du deine und Joshs?“

„Ja.“ Zu der Angestellten sagte er: „Nick Devlin, Josh Devlin, Miranda Carlisle.“

„Gut. Auf Sie haben wir gewartet.“

Atemlos folgte Miranda Nick den Tunnel entlang. Ihr dröhnte das Blut in den Ohren, und vor Erleichterung hatte sie weiche Knie. Wir haben es geschafft! Gerade eben. Josh lächelte glücklich. Alles gut …

Im Flugzeug trafen sie auf Benita. „Ich hatte euch schon abgeschrieben!“

„Es war knapp, aber ich konnte sie doch nicht den Flug verpassen lassen.“ Miranda senkte die Stimme. „Nicht diese beiden. Nicht den kleinen Josh.“

„Sei vorsichtig“, warnte Benita.

Immer schön professionell bleiben, hieß das.

„Ja, ich weiß.“ Weiter vorn sah Miranda die Allandales, die den Gang blockierten, während sie ihre zahlreichen Taschen, Tüten und Rucksäcke verstauten. Direkt vor ihr stand Stella Vavunis und übergab ihre Gehhilfen an eine Stewardess. Sie waren zu lang für die Gepäckfächer und mussten woanders untergebracht werden.

Stella ließ verlegen den Kopf hängen. Wie demütigend musste es für sie sein, von allen beobachtet zu ihrem Sitzplatz humpeln zu müssen.

„Sie kommt mit ihrer Prothese noch nicht so gut zurecht, oder?“, flüsterte Miranda der Krankenschwester ins Ohr. „In ihren Unterlagen steht, dass sie vor einer Woche angepasst wurde.“

„Sie versucht es nicht einmal, sagt ihre Krankengymnastin. Sie hasst das Ding und möchte lieber die Krücken benutzen, weil es dann nach einer Beinfraktur aussieht.“

„Ins Ferienlager kommt jeden Tag eine Physiotherapeutin. Ich habe ein paar Mal mit ihr telefoniert. Susie Jackson. Sie klingt nett.“

„Wir sind alle nett, Miranda, aber das ist manchmal nicht genug.“

Wie wahr! Schon oft hatte Miranda sich gefragt, ob sie vielleicht zu nett war. War das das Problem? Hatte sie deshalb noch keinen Mann gefunden, dem sie ihr Herz schenken wollte? Weil nette Frauen auch ziemlich langweilig sein konnten …?

„Stella sieht alles so negativ. Die meiste Zeit ist sie dermaßen zickig, dass ich sie schütteln könnte.“ Ratlos zuckte Benita mit den Schultern. „Sie und ich, wir erwischen uns immer auf dem falschen Fuß, und leider kann ich nicht so viel Geduld aufbringen, wie ich möchte.“

„Das ist schade.“

„Ich gebe es nicht gern zu, aber du kennst das ja. Manche liebst du, manche nicht, und im Grunde weißt du nicht einmal, warum.“

„Stimmt.“ Mirandas Blick glitt zu Nick und Josh. Benita hatte recht. Liebe kam mit vielen Fragezeichen.

„Ehrlich, ich muss so aufpassen, dass ich mir nichts anmerken lasse“, meinte die Krankenschwester betrübt. „Übrigens soll ihr Dad nächste Woche kommen.“