© 2020 Kerstin Witkowski

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783752619683

INHALTSVERZEICHNIS

Kapitel 1
Der Hilferuf

Bei einem vibrierte etwas am Schreibtisch, beim anderen erklang ‚Careless Whisper‘ von Georg Michael, beim nächsten blinkte die Nachrichtankunft im Autodisplay und eine überraschte die Meldung nach dem Mittagsschlaf.

Alle starrten auf das Handy mit der kurzen und knappen Nachricht:

WANTED!!!

Suche dringend jemanden, der mit mir ein paar Tage

dem Alltag entflieht um einfach mal wieder Spaß zu

haben. Ernsthaft Ihr Lieben, ich halte es nicht mehr

lange aus. Henning macht mich wahnsinnig! Wir

sehen uns später, bis dahin könnt Ihr ja schon mal

überlegen ob Ihr Lust habt mit einer genervten

Freundin einfach mal abzutauchen. Bis Spääädddder

Mädels, freue mich auf Euch und vielleicht einen

hoffnungsvollen Lichtblick in mein chaotisches

Leben.

Gruß und Kuss, eure genervte und Urlaubsreife

Jana

P.S. Bringe viel Durst mit.

Ich starrte auf meinen Bürokalender.

Eigentlich hatte ich für das kommende Wochenende mal nichts planen wollen, denn langsam, das merkte ich, war ich einfach platt und Urlaubsreif. Die Arbeitswochen zwischen Ferien zogen sich manchmal ziemlich vor sich hin und irgendwann war eben die Luft raus.

Ich schaute erneut auf meinen Kalender und tatsächlich, heute war der erste Freitag im neuen Monat und das hieß „Mädels-Abend“!

*

Ein grinsen huschte über mein Gesicht, denn so langsam müsste das Wort „Mädels-Abend“ eher in ein „Ü50-Treffen“ oder „Q10-Club“ umbenannt werden, denn die ersten Damen hatten knapp, aber nun mal die Fünfzig auf ihrem Konto stehen und die anderen drei folgten zum Leid unseres Mitgliedes Hanna.

Nicht, dass sie ein Problem mit dem Alter hätte, aber ganz so egal war es ihr auch wieder nicht, denn sie erwähnte oft und spätestens nach dem zweiten Drink, dass die Wunderspritzen leider zu teuer seien um sich die Falten, die sich langsam um die Augen bildeten, verschwinden zu lassen.

Sie war es auch, die meine Idee beim letzten Treffen, eine Club-Namens-Änderung vorzunehmen, absolut verweigerte.

Ich guckte damals in die Runde, zuckte die Schultern und bevor Hanna noch empört etwas sagen konnte, donnerte Clubmitglied Jana raus > ohne mich, Mädels, noch gehören wir nicht zum alten Eisen, sondern sind im perfekten knackigen Alter; eher würde ich uns noch Forever Young umbenennen <, was ich ja dann doch etwas übertrieben fand. Aber das war typisch Jana.

Ich nahm mein Handy zur Hand und las den eingegangen SOS-Ruf von ihr nochmal.

Ach herrje, wieder mal krach, dachte ich kurz.

In letzter Zeit schienen Jana und ihr Freund Henning tatsächlich oft aneinander zu geraten. Henning war ein Pfundskerl, doch seine erfinderische Ader wurde langsam schon genervt, andermal wieder beschmunzelt zur Kenntnis genommen, je nach Tagesverfassung. Für den Auslöser der heutigen WhatsApp mussten ihre Nerven tatsächlich blank liegen oder Henning versuchte tatsächlich mal eine seine verrückten Ideen umzusetzen und nicht nur niederzuschreiben.

Schnell antwortete ich zurück: ´Halte durch, wir sehen uns ja später, dann können wir quatschen. `

Gut, dass heute meine Freundin Anke die Ausrichterin des Abends war und nicht ich selbst, somit brauchte nichts mehr eingekauft bzw.

vorbereitet werden. Zur Anfangszeit unseres gemeinsamen Treffens, hatte sich jeder einzelne noch bemüht etwas Leckeres zu zaubern; manchmal sogar mit Dessert, doch da Hanna mittlerweile zur Vegetarierin geworden war, Ines sehr wählerisch, Jana gerne mit Schuss kochte, Anke gerne Fleisch und ich gerne Fisch aßen, wurde das Zubereiten fast für jeden von uns eine Herausforderung.

Kurzum wurde bei einem unserer Mädels-Treffen einvernehmlich entschieden ´ab jetzt gönnen wir uns alle vier Wochen den Luxus und bestellen bei unserem Lieblingsitaliener`, jeder was er haben und vertragen konnte und fertig, Getränke und Knabbereien waren immer schnell besorgt und somit musste der Ausrichter mittlerweile nicht mehr viel vorbereiten.

Ich legte den Bürokalender wieder auf meinem Schreibtisch zurück, warf einen letzten Blick auf die Armbanduhr, um festzustellen, dass der Feierabend nahte, als mein Handy erneut vibrierte: ´Ich will nicht quatschen, ich will weg!!!`

Grinsend packte ich meine Sachen zusammen, schaltete den Rechner aus und verließ mit meiner Kollegin Sophie das Firmengebäude.

>> Endlich bald Ferien <<, raunte sie mir zu. >> Ich bin so froh, wenn ich den Bau mal für 2 Wochen den Rücken kehren kann. Fahrt ihr eigentlich weg? << Ich mochte die Kollegin, die für den Empfang zuständig war.

>> Nein, dieses Jahr bleiben wir zuhause. Mein Mann bekommt leider nicht mit mir zusammen Urlaub.

Dass ist das Leid derjenigen die Kinderlos geblieben sind; zur Strafe oben drauf darf man sich dann noch mit den Kollegen um den Urlaubsplan streiten und jetzt, wo Stefan durch seine Bein-OP eine Wiedereingliederung machen muss, ist sein Urlaub in den nächsten Wochen sowieso gestrichen. <<

>> Wie läuft denn der Heilungsprozess? <<

>> Soweit ist alles gut, er geht ab dieser Woche vier Stunden am Tag in die Wiedereingliederung arbeiten und ja, es wird besser. Er kann oder darf mittlerweile wieder Auto fahren und soll die Krücken, wenn möglich, nicht mehr nutzen, damit die Sehne sich wieder dehnt. <<

>> Wie hieß das Dingen nochmal, was ihm da gerissen ist? <<

>> Die Achillessehne. <<

>> Ach ja, kann ich mir irgendwie nicht merken. Weißt du was? Sollte dir die Decke zuhause auf den Kopf fallen, dann texte mich doch einfach an oder komm vorbei. << Sie knuffte mich in die Seite. Ich bedankte mich lächelnd für die Einladung im Vorfeld, wünschte ihr ein schönes Wochenende und verschwand winkend in der Tiefgarage.

Eigentlich hatte ich es gut getroffen, es gab kein Grund zur Beschwerde. Ich lebte mit meinem Mann Stefan, mit dem ich es mittlerweile knapp zwanzig Jahre aushalte, in einem kleinen Miethäuschen mit Garten in einem Vorort einer Großstadt. Mit meinem Job war ich an für sich zufrieden, denn ich saß in der Verwaltung einer großen Versicherung, hatte das Glück eine kleine, aber tolle Familie zu haben und liebe Freunde. Meine oder Unsere einzige Erschwernis war eben die Kinderlosigkeit, aber nach jahrelangem hoffen und ärztlichen Untersuchungen hatten wir das Schicksal angenommen und lebten nun zufrieden mit vier kleinen Mitbewohnern, Namens Josy, Finja, Paulinchen und Schüppi. Bei den Mitbewohnern handelte es sich um Landschildkröten, die im Garten in einem großen Außengehege lebten.

*

Ich schloss meinen alten VW Beetle auf, drehte die Musik etwas lauter, startete in Richtung Heimat und während ich mich in den Feierabendverkehr einfädelte, musste ich über meine Freundinnen nachdenken und fragte mich erneut, was Jana denn nun wieder auf dem Herzen hatte.

Eine Auszeit, dachte ich kurz, ja die würde mir auch gefallen, dabei musste es ja nicht weit sein, ein kleiner Tapetenwechsel wirkte manchmal schon wunder. Ich war gespannt, was der Abend bringen würde, denn eigentlich hatten wir von der Mädelstruppe sowieso geplant, uns mal wieder ein gemeinsames Wochenende zu gönnen. Vielleicht ein paar Tage zur Nordsee, dachte ich, oder noch mal ein Wellnesspaket im Sauerland? In freudigen Urlaubsgedanken versunken, parkte ich, zuhause angekommen, mein Auto neben den Wagen meines Mannes, schloss die Haustür auf, wurde gleich von ihm bombardiert und schon verschwanden mein Meer mit samt den tollen Relaxliegen.

>> Gut, dass du kommst <<, rief Stefan schon vom Wohnzimmer. >> Du glaubst ja nicht was für einen aufregenden Tag ich hinter mir habe. << Ich legte meinen Schlüssel in die Schale auf der Kommode, zog meine Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer um meinen Mann zu begrüßen.

>> Lass mich doch erstmal ankommen. <<

>> Du hast ja recht <<, Stefan drückte mich. >> Wie war denn dein Tag so kurz vor dem Endspurt? <<

>> Ach eigentlich ganz okay. Man merkt halt eben bei vielen Kollegen, dass es Zeit für die Ferien wird; davon will ich mich nicht ausschließen. Und bei dir? <<

Die Frage hätte ich mir sparen können, denn so aufgeregt, wie mein Mann heute wirkte, hätte er eh nicht lange Ruhe gegeben.

>> Gut das du fragst, er war aufregend. Ich war ja heute auf der Arbeit und bin anschließend zur Physio gefahren und weißt du wer dort mit mir im Warteraum saß? Kevin Schrombeck! << Stefan war ganz aus dem Häuschen.

Ich guckte etwas irritiert. >> Kevin wer? <<

>> Na Schrombeck. Den kennst du doch! << Empört stemmte er die Arme in seine Hüften.

>> Ähmmm, jetzt gerade sagt mir der Name nichts.

Kennen wir den von früher? <<

>> Ich bitte dich, du kennst Kevin Schrombeck nicht.

Becki? Den kennt doch jedes Kind! <<

>> Ja aber woher denn? <<

>> Na von der Bundesliga! Er hat letztes Jahr noch für den BVB gespielt und musste dann leider krankheitsbedingt eine Pause einlegen. <<

>> Aha <<, rutschte es mir raus, doch Stefan ließ sich nicht stoppen.

>> Jetzt hat er langsam wieder mit dem Training angefangen und Bämm reißt ihm die Achillessehne.

Sogar fast zeitgleich mit mir, ist doch wohl der Hammer, oder? Wir haben beide im Warteraum gesessen und uns, bis wir in den Behandlungsraum gerufen wurden, über unseren Krankenverlauf ausgetauscht. Er hat sich in der Uniklinik operieren lassen und war auch TOP zufrieden dort. <<

>> Na das kann ich mir vorstellen. Wenn ein Fußballprofi in einer Klinik aufkreuzt wird der jawohl überall First-Class behandelt werden. <<

>> Deshalb operieren die doch auch nicht besser, oder? <<, kam es zurück.

>> Weiß man´s <<, ich zuckte die Schultern. >> Ist ja auch egal, du bist auch gut operiert worden und freundlich waren deine Schwestern auch. <<

>> Stimmt, vor allem Schwester Vivian <<, lächelte Stefan, bevor ihm ein Couchkissen traf.

>> Du weißt ja, dass ich heute Mädels-Abend habe? <<

>> Ach nö <<, kam es etwas enttäuscht zurück. >> Und ich dachte, wir machen es uns draußen mit dem Terrassenfeuer gemütlich. Schade, dann ruf ich mal Sven an und frage mal, ob er auf ein Bier vorbeikommen möchte. <<

Wir setzten uns auf die Gartenmöbel unserer Terrasse, wo ich meine Beine ausstrecken konnte.

*

Sven war der Mann meiner besten Freundin Hanna, die ich bereits seit Kindertagen kannte und manchmal meinte das Schicksal es tatsächlich gut mit einem, denn Sven besuchte gemeinsam mit Stefan die weiterführende Schule, somit kannten die beiden sich ebenfalls schon ein paar Jahrzehnte. Hanna und Sven heirateten fast zeitgleich wie wir und wohnten unweit von uns entfernt und somit besuchten wir uns öfters mal auf ein Bierchen im Garten.

Ich warf einen Blick auf die Uhr und wedelte mir mit dem Platzset etwas Luft zu, so langsam machten sich die Hitzewellen bemerkbar. >> Ich spring gleich schnell unter die Dusche und dann muss ich auch schon bald los. Was machen denn unsere Kröten? <<

>> Denen geht´s gut, ich war kurz bevor du kamst noch bei ihnen. Paulinchen sonnt sich und Schüppi ärgert wie immer seine Freundin Josy. <<

>> Ich geh gleich nochmal nach der Bande gucken.

Ach sag mal, hat sich Herr Petersen eigentlich nochmal gemeldet? <<

Herr Petersen ist der eigentliche Hausbesitzer und somit unser Vermieter und hatte uns mit einem schlichten Brief wegen Eigenbedarfs gekündigt.

Stefan, der dank seines Unfalls Zeit hatte, forschte sehr viel im Internet nach unseren Rechten. Den Freunden hatten wir beschlossen, noch nichts zu sagen, erst wenn es tatsächlich keinen Ausweg mehr geben würde als ein Auszug und dieser würde sich als eine kleine Katastrophe gestalten, denn selbstverständlich würden unsere Landschildkröten definitiv mitziehen.

>> Nein, weder per Mail noch per Post. <<

>> Was nichts Gutes heißen muss, leider. << Ich machte mich im Bad langsam fertig und nahm mir fest vor, mir den heutigen Abend nicht von Herrn Petersen madig machen zu lassen.

*

Anke, aufgeweckt und geschreckt durch den lauten Piep Ton der Handy-Nachricht, schlurfte erst einmal in ihre Küche um sich einen Kaffee aufzubrühen, bevor sie den Notruf realisieren konnte und während die Kaffeemaschine vor sich hin brummte nahm sie noch mal ihr Handy zur Hand und las den Hilferuf erneut. Was hatte ihre Freundin da geschrieben? Sie musste mal raus aus ihrem chaotischen Leben? Naja, verstehen konnte sie Jana tatsächlich etwas, aber auch ihre Freundin war nicht immer einfach und so trafen wahrscheinlich zwei Parallelen zusammen, bis es knallte. Es war ja schon öfters zu Streitigkeiten zwischen Jana und Henning gekommen, daraus machten die beiden ja gar keinen Hehl, aber dass Jana mal raus musste, hatte sie bisher noch nie erwähnt.

Anke kam ins Grübeln, denn sie selber verreiste auch zu gerne, hatte noch genügend Resturlaubstage und ihr Mann Peter gönnte sich noch mindestens drei Wochen Kururlaub im knapp 550 km weit entfernten Kurort Bad Füssing. Tatsächlich musste man es hier gönnte nennen, denn Peter war zum Glück nicht wirklich krank, sondern nahm nur das, was ihm Zustand und das war in seinem Beruf als Busfahrer mit Personenbeförderung alle drei Jahre eine Erholungsphase. Anke überlegte, ob man eine Woche mit Jana auch eine Erholungsphase nennen konnte, schließlich war der ganze Club bisher nur einmal zu einem gemeinsamen Wellness Wochenende im nahen Sauerland gefahren und dass war für sie keine große Erholung. Ständig stand die trinkfreudige Jana mit einem neuen Überraschungs-Piccolöchen in der Hand vor den Mädels, dann wollte Katja unbedingt ein selbst zusammengestelltes Wellness-Quiz spielen, Ines nörgelte über die Sauberkeit des Hotels und wenn mal gerade kurz eine Ruhephase eintrat die sie zum chillen ausnutzen wollte, schnarchte Hanna ihr einen vor oder Jana hob wieder ihr kleines Fläschchen > Mädels, nicht schlappmachen; Stößchen! < Grinsend stellte Anke ihre leere Tasse in die Spülmaschine und merkte, dass es ihr schon eine Freude machen würde spontan den Koffer zu packen und sich eine Auszeit zu genehmigen, schließlich stand sie als Zahnarzthelferin jeden Tag in der Praxis und fehlte wirklich so gut wie nie, da könnte sie sich doch auch mal ein paar Tage genehmigen. Viel zu Regeln hätte sie bei einem Spontantrip nicht, es musste nur jemanden für die Gartenpflege gefunden werden, doch da würde bestimmt ihre Schwester Beate einspringen.

Apropos Gartenpflege, dachte Anke mit einem Blick auf die Uhr, die Blumen mussten noch gegossen werden und langsam müsste sie auch mit den Vorbereitungen für den „Mädels Abend“ beginnen.

Sie stieg in ihre Gartenpantoffeln, als das Telefon schellte.

>> Hallo mein Schatz <<, meldete sie sich, als sie im Display die Nummer ihres Mannes erkannte.

>> Hallo, na wie sieht es bei dir aus? Feierabend? <<

>> Wochenend und Sonnenschein. Und selbst? <<

>> Ach bei mir <<, Peter lachte in den Hörer. >> Bei mir läuft alles nach Plan, also eigentlich noch besser, wenn ich ehrlich bin. Ich mache ja fleißig meine Übungen hier und als ich vorhin vom Aquafitness kam, na was meinst du, wen ich in der Umkleidekabine getroffen habe? <<

Anke schwieg, denn sie wusste genau, dass sie Peter damit jetzt wahnsinnig machte. Er liebte solche Ratespielchen und wartete erst ein paar Sekunden geduldig ab, bevor er schließlich ungeduldig vor der Sprechmuschel klopfte. >> Bist du noch in der Leitung? <<, fragte er nach.

>> Ja natürlich, ich überlege. Einen Tipp müsstest du mir aber schon geben. <<

>> Ach rate doch mal. <<

>> Nö Peter, sag es mir doch einfach, ich habe nicht so viel Zeit. <<

>> Na gut, dann gebe ich dir einen Tipp. Also hör gut zu ; es ist ein Bruder unseres Kegelbruders. <<

>> Wie? << Anke verstand nur Bahnhof.

>> Na dann überleg mal. Wir hatten schon Spaß hier und haben uns heute Abend zum Essen in der kleinen Dorfschenke verabredet, da wird das Bier doppelt so gut schmecken. <<

>> Peter? << Anke wollte ihren Mann etwas stoppen, denn sie kannte ihn, wenn er erstmal ein Bierchen und Schnäpschen vor sich stehen hatte, folgte schnell das zweite und dritte Gedeck. >> Du weißt schon, dass du zur Kur und nicht im Urlaub bist, oder? Du kannst dich heute Abend nicht abschießen und torkelnd zur Klinik zurück schwanken. Die werden dir deine Koffer schneller gepackt vor die Tür stellen, wie du Prost buchstabieren kannst. <<

>> Ach das weiß ich doch, mach dir mal keine Gedanken. Wir wollen doch nur etwas quatschen und uns ein oder zwei Bierchen trinken und jetzt rate doch mal. << Peter spielte das Spielchen weiter. >> Wenn du es errätst, lade ich dich, wenn ich wieder zuhause bin, zum tollen Spanischem Essen ein. <<

Nun musste Anke lachen. >> Du mit deinem Essen, aber okay, ich denke drüber nach. <<

>> Über das spanische Essen? <<

>> Nein, über die richtige Antwort. <<

>> Mensch Anke, so schwer ist es doch nicht. <<

>> Meine Gehirnzellen haben Wochenende und die paar, die heute noch aufnahmefähig sind, brauche ich gleich beim Spielen. <<

>> Wie? Was spielst du denn? <<

>> Ich habe doch heute Mädels-Abend bei uns und wollte gerade im Garten die Pflanzen gießen und dann alles vorbereiten. <<

>> Was musst du denn großartig vorbereiten? Ihr bestellt doch immer euer Essen. <<

>> Schon <<, Anke guckte erneut zur Uhr. >> Heute gibt es mal zur Abwechslung eine Pfirsichbowle und die muss ich gleich noch ansetzen. <<

>> Na du hast noch was vom Leben <<, jetzt klang Peter schon etwas knautschiger.

>> Du kannst dich ja auch nicht beschweren, schließlich hast du dir den Aufenthalt ja selber ausgesucht. Es hat dich keiner gezwungen. <<

>> Dann will ich dich nicht länger aufhalten, ich muss auch gleich los zur Rückenmassage. Also mein Schatz, wenn du die Lösung weißt, dann gebe mir Bescheid, streng dein Köpfchen ruhig etwas an. <<

>> Mach ich. Viel Spaß und Grüß dann mal unbekannterweise und Peter? <<

>> Ja? <<

>> Übertreibe bitte nicht! <<

>> Ach was, kennst mich doch. <<

>> Deswegen ja. Dann bis morgen mein Schatz. <<

>> Jepp, bis morgen und Grüß deine Mädels, ich mach jetzt auch einen Kneip-Abend! <<

Anke schüttelte den Kopf, legte auf und machte sich auf den Weg in den Garten. Während des Gießens hatte sie tolle Reiseziele vor Augen und kam richtig ins Schwärmen. Sie sah sich mit einem Aperol an der Adria sitzen, fand aber auch ein Tapas Essen auf Mallorca toll und hatte auch nichts gegen ein flanieren in Westerland.

Freudig überprüfte sie Wein und Longdrinks im Kühlschrank, rührte die Bowle an, stellte ein paar Schalen für Knabbereien auf den Tisch, bestückte schon mal sämtliche Kerzenhalter mit Teelichtern, setzte sich in ihren Strandkorb und gönnte sich eine Zigarette.

Anke war eine Gelegenheitsraucherin und wurde dafür oft von ihren qualmenden Freundinnen beneidet. Sie streckte ihre Beine aus und schloss kurz die Augen. Eigentlich hatte sie alles, was sie im Leben wollte, zwar keine eigenen Kinder, dafür viele Nichten und Neffen. Ihr Mann Peter hatte mit offenen Karten gespielt und ihr vor dem Heiratsantrag gesagt, dass er keine Kinder möchte; sein Lebensmotto hieß Reisen und Genießen und da er ihre Liebe des Lebens war, hatten beide, nach 10 Jahren wilder Ehe, geheiratet. Mittlerweile lebten sie seit über 20 Jahren in ihrem Elternhaus zusammen, welches sie nach deren Tod übernahmen und Pflegten. Es war ein kleines schönes Haus mit einer kleinen Anliegerwohnung, wo früher ihre Oma lebte. In dieser Wohnstube gab es sogar noch einen gemütlichen Holzkohleofen und nachdem die geliebte Großmutter verstorben war, wurde die Stube später von Anke selbst und als ihre Eltern verstarben und sie mit Peter in das Haupthaus zog, für Gäste ein Domizil. Anke liebte ihr kleines gemütliches zuhause, vor allem den Garten. Es war kein Ziergarten, sondern eher ein Kreativgarten. Überall saßen Figuren in den Beeten, hingen bunte Vogelhäuschen, dienten bemalte Dekopaletten als Sitzgruppe und blühte es in allen Farben und Formen. Was sagte Katja immer, wenn sie hier war? Ein Garten, der nie langweilig war, da man immer etwas Neues entdeckte.

Anke dachte nochmal kurz über Janas Hilferuf nach.

Lust auf Urlaub hätte sie tatsächlich und irgendwie merkte sie, dass alleine die Aussicht auf eine Woche Strandauszeit, sie gepackt hatte.

*

Zur gleichen Zeit hetzte sich Hanna wieder zuhause ab. Sie lebte mit ihrem Mann Sven, Sohn Fynn, Hund Luna, und vier Meerschweinchen im selben Ort wie ihre Freundinnen in einer Eigentumswohnung mit Garten. Auch wenn sie krankheitsbedingt schon zeitig ihren Beruf aufgeben musste und ‚nur‘ noch Hausfrau war, war sie eben auch noch Mutter, Ehefrau und Tierversorgerin. Sie hatte ihren täglichen Rhythmus und wenn der Ablauf durch irgendetwas gestört oder durch einander gebracht wurde, wurde alles etwas chaotisch bei ihr, so wie auch heute.

Der Tag fing schon mit einem Verschlafen an, so dass Pubertäts-Sohn Fynn sich nicht solange im Bad stylen konnte, der Mann ein Müsliriegel und einen Kaffee to go in die Hand gedrückt bekam und Hund Luna nach frischer Luft wimmerte.

Hanna schnappte sich die Leine und zog mit ihrem Hund durch die Felder. Unterwegs trafen die beiden eigentlich immer dieselben Hundebesitzer, doch aufgrund ihres geänderten Zeitplanes, hatten die beiden heute die Felder fast für sich alleine. Schade, dachte sie, als sie Luna von der Leine ließ, wie sehr doch die Menschen ihren Tagesablauf nach der Uhr nachgehen mussten. Jede Minute schien irgendwie eingeplant und abgearbeitet werden zu müssen, ein paar Minuten später und schon ist irgendwie alles anders, nur im Urlaub schien jeder irgendwie mehr Zeit zu haben. Urlaub, dachte sie, ja so ein paar Tage mal raus aus dem Trott würde allen guttun, aber noch waren keine Ferien und außerdem musste sie immer eine Vertretung für ihre Tiere suchen. Ihr Schwiegervater übernahm zwar oft das Aufpassen des Hundes, aber mit den Meerschweinchen hatte er nicht viel zu tun. Hanna wollte gerade in das kleine Waldstückchen einbiegen, als sie einen Hasen sah und schnell Luna anleinte, bevor sie ihn witterte.

Als beide wieder zuhause ankamen, wurde sie quickend von den Meerschweinchen an frischen Salat erinnert und als dann alle versorgt waren, gönnte sie sich draußen mit einem Kaffee und einer Zigarette eine kurze Verschnaufpause. Sie hasste solche Tage und beschloss, zum wiederholten Male, alltags wirklich mal eher ins Bett zu gehen und sich vielleicht sogar einen dritten Wecker aufs Nachttischchen zu stellen.

Hanna war durch ihre Krankheit vorzeitig in die Wechseljahre gekommen, was unter anderem zur Ursache hatte, dass sie extrem unter Hitzewellen litt und keinen Schritt ohne ihren besten Freund, dem Fächer, als Begleiter tat.

Eine weitere Nebenwirkung ihrer seltenen Rheumaerkrankung war, dass ihr Gehör unheimlich beeinträchtigt wurde und sie sich extrem weigerte ein Hörgerät zu tragen. Da stieß ihre Familie, sämtliche Freunde und sogar die Ärzte im wahrsten Sinne des Wortes auf taube Ohren. Erst als Hanna letztens knapp beim Überqueren der Straßenbahnschienen mit einer gerade anfahrenden Bahn Auge um Auge stand und ihr der wütend und erschrockene Schaffner mit dem Finger drohte, musste sie zähneknirschend zugeben, dass es wohl besser sei, mal einen Test zu machen, der dann natürlich zu Gunsten des Hörgerätehersteller ausfiel. Sie suchte sich das kleinste Gerät aus, welches zwar kaum Akkuspeicher für handelsübliche Batterien besaß, dafür aber fast unsichtbar war. Mittlerweile musste sie aber auch erstaunt zugeben, dass es doch schon mehr Lebensqualität war, Vögel zwitschern und noch wichtiger, den Straßenverkehr zu hören. Alles hatte eben seine Vor- und auch Nachteile, aber praktisch, musste sie selber zugeben, fand sie, dass sie das Gerät einfach ablegen konnte, wenn ihr Sohn mal wieder nervte oder ihr Mann wegen irgendeiner Kleinigkeit nörgelte. Manche Sachen musste man Leben wirklich positiv sehen.

*

Fächer wedelnd beobachtete Hanna ein Eichhörnchen im Nachbargarten und stand schließlich seufzend auf; es nutzte nichts, heute war Freitag und das hieß Stallsäubern bei den Meerschweinchen.

Gerade als sie sich den Sauger aus dem Wandschrank schnappen wollte, spielte ihr Handy laut ‚Careless Whisper‘. Erstaunt blickte sie auf das Display und meldete sich >> Fynn? Ist was passiert? <<

>> Nein Mama, mir ist nur so schlecht. Ich musste gerade schon ein paarmal würgen und schwindelig ist mir auch. Ich glaube, ich bekomme auch Fieber. <<

>> Was für ein Schieber? << fragte Hanna nach.

>> Fieber Mutter, FIEBER. Hast du dein Hörgerät nicht an? << Hanna handelte sofort. >> Ach Fieber! Okay mein Schatz, ich mach mich sofort auf den Weg und hol dich ab. Weiß deine Lehrerin schon Bescheid? <<

>> Ja, ich habe ihr auch gesagt, dass ich dich in der Pause anrufen werde und nachhause möchte. <<

>> Ja gut mein Schatz. Ich bin in 5 Minuten da. Setzt dich irgendwo in den Schatten. Bis gleich! << Das auch noch, dachte sie sich, setzte ihre Hörhilfe ein und machte sich besorgt auf den Weg. Zuhause trug sie selten ihr Hörgerät. Oftmals lachte ihre Familie sie aus, wenn sie wieder etwas falsch oder manchmal sogar gar nichts hörte, aber immer nur dieses Gerät im Ohr tragen wollte sie nicht, zumal sich das Ohr auch schon des Öfteren entzündete.

*

Hanna holte ihren Sohn ab, deckte ihn in der Apotheke mit Medikamenten ein, bettet ihn zuhause gemütlich auf der Wohnzimmercouch und kochte ihm Tee.

>> Du brauchst nicht bei mir zu sitzen. Ich mach mir etwas die Glotze an und morgen geht´s mir bestimmt schon wieder besser. <<

Sie strich Fynn über den Kopf und merkte, dass die Temperatur schon gesunken sein musste, denn er glühte nicht mehr so.

>> Na gut, mein Kind, wenn es dir nichts ausmacht, würde ich eben noch schnell die Meerschweinchen saubermachen, dann noch kurz Einkaufen fahren und heute Abend habe ich Mädels-Abend. <<

>> Och schade <<, nuschelte Fynn. >> Dann bist du ja gar nicht da. Ist Papa denn wenigstens zuhause oder ist er auch auf Tour? <<

>> Du brauchst dir keine zu großen Hoffnungen machen, Papa bleibt zuhause. Ist auch gut so, sonst hätte ich nämlich keine Ruhe und jetzt schlaf ein bisschen. Ich bin eben bei den Schweinchen. Wenn was ist, dann ruf einfach << und verschwand bewaffnet mit Sauger, Kehrschaufel, Streu und Stroh.

Tiere hatten es alle gut bei ihr, ihre Meerschweinchen besaßen sogar ein eigenes kleines Zimmer. Sven dachte damals, er fiele aus allen Wolken als er nachhause kam und seine Frau ihm stolz den umgebauten Vorratsraum präsentierte. Die Einbauregale hatte sie entfernt und ordentlich im Keller wieder aufgestellt und mit samt den Vorräten wieder befüllt, somit wurde das kleine Räumchen von knapp 2qm von ihren Meerschweinchen bewohnt.

Den halben Boden hatte sie mit Streu ausgelegt, mit Kork Höhlen und andere Versteck- und Schlafmöglichkeiten gebaut und errichtet und damit ihr Mann wirklich keinen Grund zu meckern hatte, das kleine Fenster feste auf Kippe gestellt, so das der Geruch, den die Tiere nun mal von sich gaben, von frischer Luft verteilt wurde.

*

Ein lauter Knall ließ Fynn von der Couch hochfahren.

Erschrocken rief er nach seiner Mutter.

>> Mutter? Muuuutteeeeer? Alles in Ordnung bei dir? <<

Da hörte er sie schon fluchen.

>> So ein Mist. Jetzt habe ich aber die Schnauze so langsam gestrichen voll. Ich werde gleich noch einen neuen Staubsauger kaufen, da kann sich Sven auf den Kopf stellen. Ausflippen könnte ich! <<

Fynn öffnete vorsichtig die Tür vom Meerschweinchen-Zimmer und bekam direkt einen Lachanfall. Seine Mutter war so sauer, dass sie vor Wut die Küchenrolle nach ihm warf, was Fynn noch lustiger fand, denn sie saß mitten zwischen den Tieren auf dem Boden und war von Kopf bis Fuß mit Streu übersät. Der gute alte Staubsauger, der von ihrem Mann Sven über Jahre schon geflickt und repariert wurde, hatte anscheinend seinen Geist komplett aufgegeben, denn der nur mit Isolierbändern fixierte Filterdeckel war durch den Saugdruck aufgesprungen, weggeflogen, vor die Zimmertür geprahlt und als wenn dieser Knalleffekt einem nicht schon kurz vor dem Herzinfarkt zusammenzucken ließ, folgte der zweite Knall durch den geplatzten Saugbeutel.

>> Wie ist das denn Passiert? <<, gluckste Fynn, gefolgt von einem >> warte und bleib so, ich hol schnell mein Handy, Papa wird auch Spaß an dem Foto haben. <<

>> Wag dich <<, kam es wütend zurück. Hanna rappelte sich langsam hoch und klopfte Streu von sich auf den Fußboden ab, denn dank der immer passend eintreffenden Hitzewelle klebte der feine Streu an ihr wie Kletten.

Jetzt reicht es, dachte sie wütend. Immer wird alles repariert, nie neu gekauft und äffte ihren Mann nach ´Was du immer hast. Wenn man seine Sachen pflegt, dann halten sie auch und so lange man den Staubsauger reparieren kann, kommt mir kein neuer ins Haus. Am besten noch so ein Saugroboter! Ne, mein Fräulein, noch läuft der alte Schlitten`.

Jetzt aber nicht mehr, jetzt ist Sense und jetzt wird ein neuer gekauft und den such ich aus und das Ganze noch heute und weil ich gerade in Fahrt bin, kommt auch noch ein dritter Wecker in meinem Einkaufskorb, ach was dritter, ich nehme gleich zwei, einen für Herrn Bastler und einen für Fynn, denn so langsam können die beiden ja auch alleine aufstehen.

Das Klingeln der Wohnungstür riss sie aus den Gedanken.

>> Bestimmt der Eilbote mit einem Neuen Sauger! <<

rief Fynn.

Sehr witzig, fand Hanna und öffnete die Tür.

Frau Malkowski, ihre nette ältere Nachbarin die mit ihrer Hündin Flocke schon seit Ewigkeiten dort wohnte, guckte Hanna etwas besorgt an.

>> Hallo Frau Nachbarin, ich habe vorhin so einen lauten Knall gehört und da wollte ich doch mal fragen, ob bei ihnen alles in Ordnung ist? <<

>> Hallo Frau Malkowski <<, Hanna zog sich einen Grashalm aus den Haaren. >> Mir ist vorhin der Staubsaugerbeutel geplatzt. Der Staubsauger war noch ein Erbstück von meiner Schwiegermutter und hatte mittlerweile an sämtliche Ecken Flicken und Isolierbänder. <<

>> Ach herrje, das hört sich aber gefährlich an. <<

>> Genau und da mit so einem geflickten Gerät nicht zu spaßen ist, wird gleich ein neuer besorgt. Also alles in Ordnung, Frau Malkowski, trotzdem vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit. <<

>> Gerne << und zu ihrem Hund >> komm Flöckchen, dann können wir uns ja beruhigt das Mittagsmagazin angucken. <<

Hanna schloss die Tür und sah auf die Armbanduhr, tatsächlich, es war schon Mittagzeit. Eigentlich wollte sie mit ihrem Tagesprogramm schon durch gewesen sein und sich gemütlich auf der Couch die Doku-Soaps angucken, doch heute lief irgendwie nichts nach Plan. Sie ging zu ihrem Sohn, um zu gucken wie es ihm ging, doch der hatte sich mittlerweile in sein Zimmer verkrochen und lag im Bett. Schnell schnappte sie ihre Einkaufstasche, versteckte für Hund Luna ein paar Leckerlies in der Wohnung und machte sich auf den Weg.

*

Nach knapp 2 Stunden war sie durchgeschwitzt aber zufrieden wieder zuhause. Aus Fynns Zimmer war immer noch nichts zu hören, deshalb verstaute sie die paar Einkäufe in den Küchenschränken um sich Luft fächernd um den Neuerwerb zu kümmern und die Meerschweinchen vom Chaos zu befreien, anschließend musste Luna noch eine Runde gehen, Fynn würde auch Hunger bekommen und ja, dann musste sie auch schon bald los.

Aber, dachte sie sich händereibend, nicht bevor ich meinen Männern ihre neuen Wecker aushändige und bewaffnete sich sofort mit einem. Die Wecker waren Standartmodelle, aber der Sauger versprach schon Hightech, gegenüber den alten Antiken, welcher jetzt erstmal entsorgt werden würde. Die freundliche Beratung überzeugte Hanna ziemlich schnell vom Kauf des Saugers, der Preis weniger, aber auch da musste ihr Mann jetzt durch.

Leise öffnete sie die Zimmertür von ihrem Sohnemann um ihm den Wecker ans Bett zustellen, platzierte ihn auf seinen Schreibtisch, wollte sich gerade wieder raus schleichen, als sie ein Gemurmel unter seiner Bettdecke und Wortfetzen wie ‚Sturmfreie Bude‘ und ‚Meine Alte nimmt mir doch eh alles ab‘ wahrnahm.

Hanna schaltete von Schleichen ins Stampfen und zog ihm die Decke mit einem Ruck vom Kopf. Fynn hatte vor Schreck aufgeschrien und sein Handy fallengelassen.

>> Sag mal Freundchen, könnte es sein das es hier irgendwie nach Zigarettenqualm riecht? <<,

demonstrativ schnupperte sie.

>> Sach mal spinnst du, mich so zu erschrecken! <<

Fynn fand herzfassend seine Sprache wieder.

>> Ich spinne? <<

>> Ja, sorry Mum, ist mir so rausgerutscht, aber ist doch wahr! <<

>> Mit wem hast du denn da gerade telefoniert? <<

>> Kennst du eh nicht! <<

>> Gib mir nicht so freche Antworten Bürschchen. Was sollte denn heißen ‚Sturmfreie Bude‘? Na raus mit der Sprache oder bist du jetzt plötzlich stumm geworden und bekommst wieder Fieber? Zeig mal deinen Kopf und lass mich mal die Temperaturen fühlen! <<

>> Ach Mutter <<, versuchte es Fynn. >> Ich habe doch nur mit einem Klassenkollegen wegen den Hausaufgaben telefoniert und ihm gesagt, dass ich gerade sturmfreie Bude habe, da du einkaufen warst. <<

>> Erzähl nicht so ein Quatsch. Ich bin seit einer viertel Stunde wieder hier und dachte du schläfst dich gesund! << Wie aufs Kommando packte Fynn sich an die Stirn.

>> Habe ich ja auch gemacht, bis mein Kollege mich weckte und jetzt gerade wird mir wieder ganz schwindelig. Das kommt immer so plötzlich. <<

>> Genauso plötzlich wie ich gerade, ne mein Freundchen? Welche Klassenarbeit ist denn schuld an deinen plötzlichen Fieberausbruch? Eine Mathearbeit? << Hanna stemmte ihre Hände in die Hüfte und starrte ihren pubertierenden Sohn an.

>> Mir geht es wirklich nicht gut, Mutter. Ich glaub, ich bekomm jetzt auch noch Magen! <<

>> Und ich glaube, du bekommst Hausverbot, dann hast du Zeit genug für die Schule zum Lernen. <<

>> Und heute Abend? <<, jammerte Fynn weiter.

>> Was soll mit heute Abend sein? <<

>> Na du bist doch nicht da, oder? <<

>> Papa ist doch hier, habe ich dir vorhin schon gesagt. <<

>> Na toll <<, nuschelte Fynn leise und lauter zu seiner Mutter >> ja dann ist doch alles gut. Sollte ich nochmal Fieber oder gar einen Schwächeanfall bekommen, dann bin ich wenigstens nicht alleine. <<

>> Du und ein Schwächeanfall, dass ich nicht lache.

Morgen reden beiden Mal ein ernstes Wörtchen wegen der Mathenachhilfe und komm mir nicht mit Irgendwelchen Aus oder Schönreden. Jetzt steh auf, lüfte dein miefiges Zimmer und mach dich an die Schularbeiten. <<

>> Du rauchst doch selber <<, kam es wieder provozierend zurück, doch Hanna drehte sich wütend um und ging direkt zu ihren Meerschweinchen.

Enttäuscht schnappte sie sich den Feger, um das Streu zusammen zu fegen und sprach zu den Meerschweinchen. ‚Da hetzt man von A nach B und wird nur angelogen. Echt enttäuschend aber abwarten Kamerad, ich sitz am längeren Hebel‘! Meerschweinchen Lulu guckt ihr Frauchen mit großen Augen an ‚Ach ihr Mäuse, ihr könnt ja auch nichts dafür. Manchmal könnte ich einfach mal meine Tasche packen und für ein paar Tage abtauchen´. Hugolein meldete sich von hinten mit einem leisen Quieken und Hanna antwortete ‚Stimmt Hugo, ich kann euch lieben ja nicht alleine lassen´ und knuddelte den kleinen Mann.

Als alle Tiere sauber, versorgt und zufrieden waren und sie es sich nun endlich noch ein halbes Stündchen mit einem Käffchen auf der Couch mit ihrer Doku-Soap gemütlich machen wollte, fiel ihr die WhatsApp in der Mädels-Gruppe wieder ein, die sie noch lesen wollte, also raffte sie sich nochmal auf, holte das Handy aus der Ladestation und las die SOS-Nachricht ihrer Freundin Jana.

Was für ein Zufall, denselben Gedanken hatte ich auch vorhin, zwar mit einem anderen Hintergrund, aber der Grundgedanke war identisch. Einfach mal abhauen.

Fynn war groß genug, träumte sie den Gedanken weiter und es würde ihm nicht schaden, mal etwa im Haushalt mit anzupacken und Sven, ja ihr Mann würde klarkommen, er war sowieso sehr häuslich. Er würde ihr eine Auszeit auch bestimmt gönnen, da er wusste, dass ihr Krankheitsbild nicht so einfach war wie sie oft tat.

Hanna dachte an den letzten Kurztrip mit ihren Freundinnen, denn da hatte zuhause ja auch alles geklappt, warum sollte sie es nicht nochmal wagen?

Vielleicht würde es Mord und Totschlag geben, vielleicht ging auch alles gut, wichtig waren nur die Tiere, denn die müssten auch alle versorgt werden und während sie gedanklich weiter schweifte, ging Frau Malkowski mit ihrem Flöckchen hinter der Hecke das Lied ´ich war noch niemals in New York` summend vorbei und Hanna wusste plötzlich was sie wollte, nämlich einfach mal abschalten und raus.

*

Auch Ines schaute genervt auf die große Werksuhr in der Verpackungshalle ihrer Firma. Sie hatte noch genau 5 ½ Stunden zu arbeiten und dann endlich Wochenende. Seit sie den Hilferuf im Autodisplay von Jana gelesen hatte, war sie irgendwie ganz nervös geworden. Freudig nervös, denn die Vorstellung mal ohne Mann und Sohn zu verreisen, schien ihr zu gefallen.

Jetzt, da sie trotz Familie zwei Halbtagsjobs am Laufen hatte, merkte sie schon, wie Müde sie oft war.

Zuhause hatte sie auch, wie Freundin Hanna zwei Männer zu bewirtschaften und da sie unter einem Putzfimmel litt, blieb dieser auch an ihr alleine hängen. Ihre Woche war arbeitsmäßig wirklich gut ausgelastet. In Wechselschichten war sie in einer Pharma Verpackungsfirma beschäftig und zweimal in der Woche kümmerte sie sich zusätzlich um eine ältere Dame, für die sie Einkäufe erledigte, Flurwochen übernahm oder zu Ärzten und Friedhof begleitete.

Ihr Sohn Yannik hatte gerade erfolgreich sein Abi in der Tasche und war heute Nacht mit seinem besten Freund zu einer Work & Travel-Aktion in London gestartet. Yannik machte ihr nie wirklich große Sorgen, denn die Schule schaffte er problemlos und machte auch so, so gut wie nie Ärger. Eigentlich schon etwas langweilig, fand ihre Freundin Hanna manchmal, aber so einen Rotzlöffel wie Fynn wollte Ines auch nicht haben, dann lieber einen, auf den sie sich verlassen konnte und der sein Ziel vor Augen hatte. Yannik war begeisterter Fußballspieler und da er zu jedem seiner Spiele kutschiert und begleitet werden musste, hatte ihn Ines vor einem halben Jahr in der Fahrschule angemeldet und den Führerschein bezahlt. Thomas, ihr Mann, war total dagegen, denn wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sein Sohn dafür ruhig mal selbst ein paar Euros verdienen können. Früher waren er und Yannik ein Dreamteam und Ines die Außenseiterin, aber seid ihr Sohn mit dem Rauchen der Shisha angefangen hatte, brannten bei Thomas alle Sicherungen durch. Thomas schnappte sich dann oftmals seine Angelrute, flüchtete zu irgendwelchen Seen und kam dann manchmal sogar abreagiert zurück, aber leider nur manchmal. Ines stritt sich ständig mit ihm. Sie konnte aber auch machen was sie wollte, Thomas hatte immer etwas zu nörgeln und Schimpfen.

Wieder schaute sie heimlich auf ihr Handy und wartete auf ein Zeichen von Ihrem Yannik. Vor seiner Abreise musste sie ihm hoch und heilig versprechen, ihn nicht ständig an zu texten, deshalb vereinbarten sie im Vorfeld, dass er ihr nur ein kurzes ‚wir sind angekommen‘ schicken und ansonsten einfach nur die Zeit genießen sollte.

>> Na Ines <<, schlich sich ihre langjährige Kollegin und Freundin Anja von hinter an. >> Wartest du auf eine Nachricht von deinem heimlichen Verehrer? <<

>> Quatsch <<, kam es sofort zurück. >> Ich warte schon seit über zwei Stunden auf ein Zeichen von meinem Sohn, er ist doch heute nach London. <<

>> Na der hat noch was vom Leben. Ein ganzen halbes Jahr mal raus aus dem Loch hier und dann noch so jung sein. Jung und frisch verliebt. Frei sein, keine Sorgen, keine kaputten Hände von der Maloche und das Leben genießen. Ein Traum! << Anja fand auf den Teppich der Tatsachen zurück. >> Naja, aber so schlecht haben wir es ja auch nicht angetroffen. <<

Ines musste zugeben, dass sie im Großen und Ganzen ja ganz zufrieden war, doch ihr fehlte etwas die Zweisamkeit.

Anja merkte die kleinen Sorgfalten im Gesicht der Kollegin. >> Alles okay? <<

>> Schon, aber ganz ehrlich, Thomas und ich haben uns so verändert. Früher haben wir viel gelacht, sind zusammen ins Stadion gegangen, haben spontan andere Städte besichtigt, Musikabende zusammen genossen und und und. Ja und heute geht er mir irgendwie immer aus dem Weg. Er stänkert ständig und wenn ich was sage, dann heißt es ´Was du immer hast‘ und sag ich nichts, muss ich mir ´Oh Gnädige Frau hat heute schlechte Laune‘ anhören. Wie man es macht, es ist immer ...<< Ein vibrieren in ihrer Jeanshose stoppte Ines, was hieß, es ist eine Nachricht eingegangen. Sofort zückte sie das Handy heraus und las zufrieden ‚Sind gut angekommen. Hotel okay.

Stimmung gut. Ende‘.

Jetzt musste sie schmunzeln und antwortete nur schnell zurück ‚Prima. Danke und Ende‘.

>> Alles gut? <<, fragte Anja nach und Ines zeigte ihr die kurzgefasste Nachricht.

>> Na ja, irgendwie ein bisschen Wortkarg wie dein Mann, oder? << Anja guckte ihre Kollegin an. >> Dann habt ihr beide ja eine Kinderloses Auszeit vor euch.

Nutzt sie aus, fahrt gemeinsam weg, geht shoppen, kocht zusammen, was auch immer, egal. Genießt die freie Zeit einfach zusammen. <<

Ines schmunzelte. >> Heute genieße ich erstmal meinen Mädels-Abend. Ich werde mir einen leckeren Longdrink gönnen, hoffentlich mal etwas mehr Glück beim Spielen haben und mit unserer Mitstreiterin Jana reden müssen, sie schickte heute früh per WhatsApp einen Notruf in die Gruppe, da scheint mal wieder der Baum zu brennen. Sie sucht einen Mitreisenden, muss mal zuhause raus. <<

>> Ich kenn dich, Ines. Du überlegst jetzt bestimmt allen Ernstes mitzufahren und Seelentröster zu spielen? <<

>> Seelentröster weniger, mir täte eine Auszeit ja selber gut und Thomas wird’s auch nicht schaden, im Gegenteil, ich glaube den wird’s freuen. Sturmfreie Bude und niemand, der seinen Garten vollqualmt. <<

>> Ach das meinst du vielleicht auch nur. <<

>> Nein, das weiß ich und deshalb bin ich heute auch etwas wirr. <<

>> Und ich dachte das läge an der langen Reise deines Sohnes. <<

>> Lag es ja hauptsächlich auch, aber der Gedanke, mal ein paar Tage abzutauchen, würde mir tatsächlich gefallen. <<

>> Worauf wartest du dann noch? Wenn du noch genug Urlaub hast, dann buche. Ich mache deine Schicht mit! <<

>> Ehrlich? <<, fragend sah Ines ihre Kollegin an. >> Das würdest du tatsächlich tun? <<

>> Ja klar, du springst doch auch immer für mich ein.

Ist doch kein Problem, als Singlefrau ist man froh, wenn man nicht alleine zuhause sitzen muss. <<

Ines drückte ihre Kollegin spontan >> Du bist spitze.

Vielen Dank, ich mach es wieder gut. <<

Anja winkte ab und lachte >> Viel Spaß bei der Urlaubsauswahl und sag mir bloß Bescheid wo die Reise hingeht, damit ich euch Mädels beneiden kann.

Vielleicht zieht es euch ja nach Griechenland. Ach Ines, weißt du noch … damals … lang ist es her, als wir beide jung wie zwei Backfische und total aufgeregt nach Griechenland fuhren. Weißt du das noch? <<

>> Wie könnte ich das vergessen haben, du kennst ja meine Geschichte. << Sie kramte ihr Handy aus der Jeanshose um Jana schnell zu antworten: ´Ich tauche vielleicht mit Dir ab `.

*

Direkt nach ihrem Feierabend fuhr Ines zum Supermarkt, kaufte für das Wochenende ein und dann nachhause, wo sie sofort die paar Einkäufe verstaute.

Gut gelaunt bewaffnete sich mit Tabak und Filter, um auf dem Terrassentisch noch schnell ein paar Zigaretten zu stopften. Ihre Laune stieg wieder.

Yannik war gut in London angekommen, Thomas schien nicht zuhause zu sein und sie hatte Wochenende und den durfte sie heute Abend mit ihren Freundinnen starten. Zufrieden schaute sie in ihren großen Garten, zog den Duft vom frisch gemähten Rasen ein, zündete sich anschließend eine Zigarette an, lehnte sich zurück und wollte fünf Minuten Abschalten, als ihr Mann im Gartenlook um die Terrassenecke geschossen kam.

>> Dich sieht man nicht, aber die Qualmwolke deiner Kippe stinkt Meilenweit <<, wurde Ines freundlich begrüßt. Bämm, dass saß wieder, doch Ines nahm sich fest vor, sich den heutigen Abend nicht verderben zu lassen und ignorierte seine Worte. Thomas wunderte sich über die ignorante Art seiner Frau und versuchte es erneut.

>> Sind das jetzt die neuen Marotten? Nachhause kommen, nicht grüßen aber Hauptsache die Fluppe brennt? <<

Ines holte Luft. >> Warum kümmerst du dich nicht um deine Angelegenheit und lässt mir meine? <<

>> Oh, Frau ist wieder mal gut gelaunt heute <<,

versuchte er es weiter, doch Ines reagierte einfach nicht. >> Sprichst du nicht mehr mit mir? <<

>> Heute nicht, ich habe keine Lust mir meine gute Laune von deinen ironischen Bemerkungen versauen zu lassen. <<

>> Aha, Madame ist heute auf Streit aus? <<

>> Ne, auf Urlaub und Spaß <<, rutschte es ihr raus.

>> Wie? Urlaub? << Thomas dachte sich verhört zu haben.

>> Ja genau, das hast du schon richtig verstanden. <<

>> Wer will denn schon mit dir in den Urlaub fahren? <<

>> Den kennst du nicht <<, machte sich Ines einen Spaß draus.

>> Wie den kenn ich nicht. Spinnst du jetzt komplett? <<

>> Mein Gott Thomas, das war Spaß. <<

>> Spaß? Da hört der Spaß aber langsam auf. Also, mit wem willst du in den Urlaub fahren? <<

>> Mit Jana und vielleicht noch jemanden aus der Mädels-Gruppe. <<

>>Und wohin möchte Madame reisen? << Thomas fand es nicht komisch, doch Ines grinste nur.

>> Das klärt sich heute Abend. <<

>> Ach so, heute Abend wird geplant und morgen geht’s los oder wie stellst du dir das vor? <<

>> Von mir aus gerne, aber ich schätze es wird nichts vor nächster oder übernächster Woche. <<

Thomas warf seine Gartenhandschuhe auf die Stopfmaschine und drehte sich beleidigt um.

>> Buche doch Griechenland, dann kommst du vielleicht mal wieder besser gelaunt nach Hause. <<

>> Keine schlechte Idee. << Sie ließ sich nicht provozieren, nicht heute.

Ines sah, wie der Puls ihres Mannes Wallungen annahm als es zischend zurück kam >> Ich warne dich, treib es nicht zu spitz. Hast wohl wieder Rückendeckung von deiner tollen Kollegin Anja bekommen, was? <<

>> Ich weiß gar nicht was du von mir willst. Unser Sohn ist zurzeit in London, ich habe noch genug Überstunden, die ich langsam nehmen müsste bevor sie verfallen und überhaupt, wir reden hier von ein paar Tagen Urlaub unter Freundinnen. Was ist daran so schlimm? Du tust jetzt so als ob ich fünf Wochen zu Kur fahren wollte um mir dort einen Schatten zu suchen. <<

Thomas klatschte lachend in die Hände. >> Einen Schatten! Den hast du doch schon, aber im Kopp und wie dein letzter Urlaub mit einer Freundin und Kollegin ausgegangen ist, brauch ich dir ja nicht zu sagen. <<

Jetzt reichte es Ines, sie packte ihr Stopfzubehör zusammen, zog ihre Schlappen an und verließ mit den Worten >> Du mich auch. Noch nicht mal vernünftig Reden kann man mit dir. Am liebsten würde ich heute noch packen << die Terrasse, um sich für ihr Treffen fertig zu machen.

Kapitel 2
Mädels-Abend

Es war ein lauwarmer Sommertag gewesen und der Abend versprach auch angenehme Temperaturen, deshalb beschloss Anke den Terrassentisch unter freiem Himmel zu decken.

Sie packte noch eine Lage Eiswürfel in die Truhe, verteilte Süßigkeiten in den bereitstehenden Schalen und suchte im Internetradio nach einem schönen 80er Musiksender.

´ Drah' di net um, oh oh oh Schau, schau, der Kommissar geht um, oh oh oh´ Anke drehte sich auch nicht, sondern sprang.

>> Mensch Katja, musst du dich immer so anschleichen? <<

Ich lachte >> N´Abend Anke-Maus, Sorry, war keine Absicht << und drücke meine Freundin zur Begrüßung.

>> Ich dachte, du hättest mich gehört und gesehen. <<

>> Wie denn, die Musik war zu laut. << Sie nahm die Fernbedienung zur Hand und stellte die Musik etwas leiser.

>> Ist es egal wo ich mich hinsetze? <<.

>> Das ist egal. Ich wollte mich nur hier vorne am Tisch setzen, da ich ja immer für Getränkenachschub sorgen muss. <<

>> Prima, dann pflanz ich mich glatt neben dir.

Brauchst du noch Hilfe? <<

>> Nein, ich habe alles fertig und hoffentlich auch genug Getränke kaltgestellt. <<

>> Ach bestimmt, so viel trinken wir doch nicht. <<

>> Mal so, mal so. Und jetzt, wo Jana mit so einem Problem um die Ecke kommt, fließt der ein oder andere Schnaps bestimmt den Bach runter. <<

>> Das kann sein <<, stimmte ich zu. >> Bin ja mal gespannt was da wieder zuhause im Busch ist. <<

>> Ich denke mal wie immer. Henning nervt sie wahrscheinlich wieder mit seinen Erfindungen und Ideen und sie hat die Schnute voll, oder? <<

>> Das wird’s sein, warten wir mal ab. Was treibt Peter denn so in – wo ist er nochmal hin? Bad Kissingen? <<

>> Füssing. Bad Füssing. Ach ihm geht’s gut, du kennst ihn doch. Er quatscht doch jeden an und findet sofort Kontakt. Er genießt die Ruhe, die Anwendungen, die Massagen und natürlich das Essen. <<

>> Das kann ich mir vorstellen, wenn bei deinem Mann das Essen stimmt, stimmt der Rest doch auch. Wie lange darf er denn noch genießen? <<

>> Zwei Wochen hat er jetzt schon geschafft und noch drei Wochen vor sich. <<

>> Noch drei Wochen? << fragte ich ungläubig.