Über Morgane Ortin

Morgane Ortin gehört zu den erfolgreichsten Instagramerinnen unserer Zeit. Sie hat den Account @amours_solitaires gegründet und über 500.000 Follower. Dort veröffentlicht sie die Kurznachrichten der Liebenden von heute, die Quelle ihres Romans. Ortin war Lektorin in einem französischen Verlag und ist heute freie Autorin und Instagramerin. »Du wirst mein Herz verwüsten« ist ihr erster Roman (#duwirstmeinherzverwüsten). Sie ist 29 Jahre alt und lebt in Paris.

Annabelle Hirsch, geboren 1986, ist Deutschfranzösin und lebt als freie Journalistin und Autorin in Paris. Sie schreibt regelmäßig für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, taz, Monopol, Harper’s Bazaar und das Schweizer Magazin »Das Magazin«. Annabelle Hirsch ist außerdem Gastautorin von »10 nach 8« bei Zeit Online.

Informationen zum Buch

Der Liebesbestseller aus Frankreich – jung, poetisch und verführerisch

Sie begegnen sich, verlieben, verzehren und verlieren sich. Und sie schreiben sich – immerzu und überall. Kurznachrichten. In den Rauschmomenten des ersten Verliebtseins, in den Wellen der Lust bis zu den großen Zweifeln und Ängsten. »Du wirst mein Herz verwüsten« ist die Geschichte von zwei Menschen, die sich finden, sich lieben und allen Beziehungsfragen gegenüberstehen. Es ist die universelle Geschichte der Liebe von heute. Morgane Ortin hat den Sound unserer Zeit in einen Liebesroman gegossen. Ihr Buch ist ein sanfter Appell an die Kraft der Romantik, an die Poesie der Liebe im Hier und Jetzt.

»Dieser Roman macht uns Lust zu lieben.« Le Monde

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Morgane Ortin

Du wirst mein Herz verwüsten

Roman

Aus dem Französischen von Annabelle Hirsch

Inhaltsübersicht

Über Morgane Ortin

Informationen zum Buch

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Vorwort

1. Kapitel – Willst du meine Nummer?

2. Kapitel – Lass uns etwas Schönes schaffen

3. Kapitel – Zieh dich aus, ich muss mit dir reden

4. Kapitel – Empfindungsgedichte

5. Kapitel – Ich liebe (und zerstöre) dich

6. Kapitel – Meine dunklen Nächte

7. Kapitel – Als wir frei und schön waren und uns liebten

8. Kapitel – Unser stillschweigender Abschied

9. Kapitel – In der kleinen entlegenen Ecke

Die Revolution der Liebe

Danksagung

Anmerkungen

Impressum

Vorwort

...

Ich bin verliebt in die Liebe. Ich liebe es zu lieben, es zu sagen, zu schreiben, zu lesen und wieder zu lesen. Ich liebe die Worte der Liebe, die man sich ins Ohr flüstert, die man nachts schreit, die man am Morgen auf einer Tischkante zurücklässt, die in einem unerwarteten Moment auf dem Telefon aufleuchten. Diese Worte möchte ich nicht verlieren. Ich will sie aus dem Augenblick, in dem sie gesagt oder gelesen wurden, herausreißen und ihren Glanz bewahren.

Vor zwei Jahren habe ich mich heftig verliebt. Mein Telefon ist zu einem geheimen Garten geworden, in dem leidenschaftliche Gespräche wucherten. Ich verspürte tief in mir das Verlangen, sie zu teilen, obwohl sie extrem intim waren. Ich habe begonnen, systematisch Screenshots davon zu machen. Doch selbst dort, im Speicher meines Telefons, schienen diese Erinnerungen zwischen all den Fotos und Videos, die sich unaufhaltsam ansammeln, zu verblassen. Sie brauchten einen anderen Ort, einen einzigartigen, entmaterialisierten und wohlgesinnten Raum. Eine kleine, abgesonderte Ecke, die ich fand, als ich einen Instagram-Account gründete, auf dem Liebesnachrichten anonym veröffentlicht werden. Dieser Ort heißt »Amours Solitaires«, im Plural. Denn auch wenn ich anfangs nur meine eigenen Liebesnachrichten veröffentlichte, erreichen mich heute täglich hunderte.

Einsame Liebende, Liebende der Liebe, wir sind nicht allein.

Ich versuche jeden Tag anhand dieser Posts den einzigartigen Moment festzuhalten, in dem die Liebe entfacht. Jenen Moment, wenn sich das Herz schon beim bloßen Ertönen des Handy-Klingeltons überschlägt, wenn es nie wichtiger war, die richtigen Worte zu finden, um zu antworten und jede neue Silbe alle Sinne entfacht. Aber auch jenen Moment, in dem die Liebe, zerbrechlich, wie sie ist, stirbt und verschwindet.

Für mich ist jede veröffentlichte Nachricht ein Aufruf zu lieben, über die Liebe zu schreiben und zwei Dinge zu widerlegen:

Zum einen das Gerücht, der Brief sei tot, keiner könne mehr schreiben und das Bild habe das Wort ersetzt. Es gehen täglich unzählige Nachrichten herum, die, in der Intimität der Telefone isoliert, auf zauberhafte Art und Weise das Gegenteil beweisen. Der Brief ist nicht tot: Er hat sich nur mit den neuen Mitteln, die uns die Technik bietet, weiterentwickelt. Vielleicht ist er sogar lebendiger denn je.

Zum anderen die Annahme, es sei nicht gut, romantisch zu sein. Frei nach dem Sprichwort »Willst du gelten, mach dich selten« hat man jahrelang die Distanziertheit, sogar den Widerstand gegen die Romantik angepriesen.

Es ist an der Zeit, diese Ära der vorgetäuschten Gleichgültigkeit und der Tabuisierung des Gefühls zu beenden. Emotionen sind weder altmodisch noch spießig. Die Nachrichten, die ich täglich auf »Amours Solitaires« erhalte, sind der beste Beweis dafür. Sie bestärken mich in meiner festen Überzeugung, dass sie Vorboten einer Revolution der Liebe sind.

Als ich sie nacheinander las, schienen sich zwischen diesen Nachrichten, die ja nicht füreinander geschrieben worden waren, Verbindungen zu spinnen. Als ich sie in eine Reihe legte, sah ich einen Austausch, Diskussionen, Konflikte, Erklärungen, so als wären diese Nachrichten Versatzstücke eines Puzzles, die eine Einheit bilden könnten. Ich habe die Nachrichten von 278 anonymen Absendern ausgewählt und, während ich sie zusammenfügte, diesen Roman entstehen sehen: Eine Liebesgeschichte per SMS zwischen zwei Menschen, über die wir nichts wissen.

Ich sehe dieses Buch als einen Treffpunkt für all diese Liebenden, die, ohne es zu wissen, miteinander verbunden wurden. Sie haben diese Liebesgeschichte aus 278 anonymen Gesprächen gemeinsam geschrieben. Aus dem schönen Material, das mir zur Verfügung stand, hätten sich tausend Liebesgeschichten entwickeln können. Ich habe mich für diese hier entschieden.

Morgane Ortin, Paris

...

Die Liebe hat er schon vorher gekannt.
Auch sie hat einige vorbeiziehen sehen.
Dieses Buch ist die Geschichte ihrer Liebe.
Einer Liebe, die wie ein Fallbeil
ins Hier und Jetzt einschlägt.

1. Kapitel

...

Willst du meine Nummer?

14. Januar

00:45

Willst du meine Nummer? Ob du sie willst oder nicht, hier hast du sie. Für alle Notfälle oder FAQs zu meinem Leben oder ein Bad, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Danke für das Abendessen und alles andere. Ich fand es schön. Bis bald, hoffentlich.

02:22

Ich bin nicht in meinem Normalzustand und möchte nichts Unnormales sagen, aber ich wünsche dir die schönste Nacht, seit die Nacht Nacht ist und die Welt Welt.

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15. Januar

16. Januar

17. Januar

12:00

Hey, ich habe mich gefragt, wie es dir geht, während ich hier durch die sonnigen Straßen laufe. 9783841219701_002.png

Lustig, ich habe eben an dich gedacht. Alles bestens. Ich höre gerade einen Teil der »Vexations« von Satie. Ich weiß nicht, ob du das kennst, es ist unglaublich, wir hatten ja über ihn gesprochen … Er hat es komponiert, nachdem Suzanne Valadon ihn verlassen hat. Die Melodie, die ganz kurz ist, muss 840 Mal gespielt werden, also eine 12- oder 24-Stunden-Ausführung. Ich finde das wunderbar und dachte, das muss geteilt werden.

Verrückt, was man aus Liebeskummer alles machen kann. Es gibt einen Satz, den er ihr einmal geschrieben hat, der mich auch sehr geprägt hat: »Überall sehe ich nur deine Augen«.

Besessen von einem Blick.

18. Januar

19. Januar

20. Januar

08:05

Was macht man an einem Dienstagmorgen, wenn man nur 3 Stunden geschlafen hat und wach bleiben und arbeiten muss?

9:50

Einen Kaffee oder einen Saft trinken. Ganz laut Musik hören. Im Zimmer hin und her laufen. Alles bleiben lassen, nach Hause gehen, sich hinlegen.

Ich habe mit dem Kaffee angefangen. Und mich dann, nach etwa 20 Minuten, für die letzte Option entschieden.

Dann ruh dich gut aus. Meine Lieblingsmusik für den Mittagsschlaf ist »Desmond« von Boe Strummer. Vielleicht hilft dir das.

21. Januar

22. Januar

00:47

Ich finde einfach keinen Schlaf. Seit einer Woche schon.

Schläfst du?

Nein, immer noch nicht.

Such dir ein Gesprächsthema aus, irgendeins, dann schreiben wir uns.

Phantasien.

Hattest du viele davon?

Ja, sehr.

Und was ist mit dem Begehren?

Das kenne ich nicht so gut.

Das ist eine Vorstellung, die ich unwillentlich verfälscht habe.

Ich habe einmal begehrt. Das hat mir Angst gemacht.

Das Begehren müsste von jemandem kommen, den man ursprünglich nicht begehrt hat. Es müsste einen anspringen.

Immer dort lauern, wo du es nicht erwartest. Frei von vorgefertigten Bildern.

Es sollte keine Bilder von Phantasien geben. Nur Worte und das Unbekannte.

Was ist mit deinen Phantasien?

Zurzeit versuche ich, sie mir zu verbieten. Ich komme gerade aus einer recht langen Beziehung, die Trennung war hart, ich versuche mich zu ordnen und mir Zeit zu nehmen, um einen Schlussstrich zu ziehen.

23. Januar

24. Januar

00:10

Ich habe ein bisschen zu viel getrunken und lustigerweise möchte ich in letzter Zeit alles, was ich sehe, lese oder höre, mit dir teilen.

So viele mögliche Gesprächsthemen.

Du meinst: ein Ozean an Möglichkeiten.

25. Januar

26. Januar

23:45

Ich langweile mich, denke an dich, langweile mich weniger. Schick mir etwas Schönes, etwas, das dir ähnelt.

00:35

»Ich bin ein Bild in Stein. Seikilos stellte mich hier auf, wo ich bleibe, als Symbol zeitloser Erinnerung.«

Das älteste Lied der Welt.

Ein Liebeslied.

27. Januar

28. Januar

29. Januar

11:12

Ganz vieles von dem, was ich heute Morgen bei Nabokov lese, erinnert mich an dich. Es bereitet mir Gänsehaut. Soll ich es dir schicken?

Ja, gerne.

Aber ich warne dich: Es ist sehr romantisch.

Perfekt.

Meinst du?

So wie die Dinge stehen.

Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, weil ich nicht schlafen konnte.

Über was nachgedacht?

Wie die Dinge stehen.

»Denn mit Dir muss man auf wundersame Weise reden, wie man zum Beispiel mit Menschen redet, die schon lange nicht mehr sind, verstehst Du, wundersam im Sinne von Reinheit und Leichtigkeit und geistiger Genauigkeit – aber ich – je patauge furchtbar. Mit einem hässlichen Diminutiv indessen kann man Dich verletzen – denn Du bist so ganz klangvoll – wie das Wasser des Meeres, meine Entzückende.«

Ich bin sprachlos.

Ich bin ein großer Liebhaber der Liebe. Weißt du, was ich wirklich gerne tun würde? Ich würde dir auch gerne Briefe schreiben.

Was für eine schöne Idee! Aber ich fürchte, dass der Brief angesichts des rasanten Tempos unserer Gespräche gegen diese Höllenmaschine keine Chance hat. Wir haben so viele Jahre aufzuholen, so vieles, was wir uns nicht gesagt haben.

Stimmt. Manchmal frage ich mich, ob es zu viel ist. Und dann denke ich: Wo liegt die Grenze? Das Zuviel existiert nicht.

Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen.

Mach dir darüber keine Sorgen. Hab einen schönen Tag. 9783841219701_001.png

30. Januar

23:05

   

Das sind zweifellos die schönsten Leerzeichen, die ich je bekommen habe.

Wie geht’s dir? Was machst du?

Ich lese Liebesbriefe von Flaubert. Sie sind schön und einfach zugleich. Voilà:

»Ich habe bemerkt, dass ich Sie liebte, an den Ängsten, die Sie diesen Winter ausstanden und die ich empfunden habe, als wären es meine eigenen. Seitdem sind Sie in einer entlegenen kleinen Ecke.«

Wunderschön. Diese Zeit der Briefe, des Papiers.

Ich frage mich sowieso, was das Internet heutzutage mit unseren Herzen macht.

Ich denke, es tritt sie mit Füßen.

Und wirft sie ins Feuer.

Es kommt allerdings auch vor, dass es sie wiederbelebt.

Die Liebe ist schon sehr zerbrechlich. Sie verschwindet so, wie sie gekommen ist. Ganz plötzlich. Morgens, mit der Dämmerung.

Macht diese Zerbrechlichkeit die Schönheit und die Furcht vor der Liebe aus?

Wahrscheinlich. Weil man weiß, dass sie lebt, wie sie stirbt. Schnell und kraftvoll. Wie ein Pfeil, den man abschießt.