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Michael Sieben

Das Jahr in der Box

Eine Geschichte über Freundschaft, Mobbing, die erste Liebe und einen tragischen Tod – aufwühlend, fesselnd und ziemlich cool.

Der Umzug muss sein, sagt Pauls Mutter. Aber Paul will nicht. Nicht packen. Nicht raus aus Opas alter Villa. Und vor allem nicht in die Box schauen, diese Schatulle voller Erinnerungen. Denn was er dort versteckt hat – die Superhelden-Story, die blöden Kondome, das Messer und mehr –, bringt nur das letzte Jahr zurück. Das harte Jahr, in dem so viel passiert ist. Ken, Mehmet, Mara. Die durchgeknallten Aktionen, das Mobbing und … das völlig Unfassbare. Aber Wegsehen hilft nicht. Paul muss sich der Erinnerung stellen, Stück für Stück.

Der neue Roman von »Ponderosa«-Autor Michael Sieben – lässig erzählt und grandios konstruiert.

Wohin soll es gehen?

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»If you show someone something you’ve written,
you give them a sharpened stake, lie down in your coffin,
and say, ›When you’re ready‹.«

David Mitchell, Black Swan Green

Heute

Die Box ist ungefähr so groß wie ein Schuhkarton. Sie ist aus Holz (irgendwas Edles, Mahagoni oder so), hat einen aufklappbaren Deckel und zwei Bügelgriffe an den Seiten. Theoretisch kannst du sie zuschließen, aber der Schlüssel ist bei unserem letzten Umzug verloren gegangen. Wenn ich sie aufmache, bleibt mir bestimmt wieder die Luft weg. Das ist jedes Mal wie ein Tritt in die Magengrube. Glaubt mir, seit ich in Wicker wohne, weiß ich, wie sich so was anfühlt.

Bille hat mir die Box vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt. Zuerst dachte ich, sie hat Geld oder einen Gutschein drin versteckt. Weil, welche Mutter kauft ihrem Sohn eine Holzschatulle zum Fünfzehnten? Aber da war nichts. Kein doppelter Boden, kein Geheimfach, nichts. Unser Gespräch ging ungefähr so:

Ich: Was soll ich mit dem Ding?

Bille: Da kannste Sachen reintun.

Ich: Danke. Auf die Idee wäre ich nie gekommen.

Bille: Das hab ich mir gedacht.

Der Silbereisen hat gemotzt, ich soll nicht so undankbar sein, das Teil wäre teuer gewesen. Die meiste Zeit hat mich der Silber­eisen ignoriert, aber ab und zu musste er einen auf Stiefvater machen, der Idiot. Ich konnte es kaum erwarten, dass Bille ihn abschießt. Es hat länger gedauert, als ich gedacht hatte, aber
auf Billes Beziehungsunfähigkeit ist Verlass. Seit der Trennung von meinem Vater hat sie es nie lange mit einem Typen ausgehalten.

– Bist du so weit?, ruft sie die Treppe hoch.

– Nein.

– Wenn der Van voll ist, machen wir uns mit der ersten Fuhre auf den Weg.

– Okay.

Draußen auf der Treppe brüllen sich die Umzugshelfer Anweisungen zu, höher, höher, noch ein Stück, stopp, die Decke, stopp! Irgendwas stößt krachend gegen die Wand, einer der Männer flucht. Mein Zimmer ist schon halb leer. Der Schreibtisch und die Couch sind weg, das Bett steht abgebaut vor dem Fenster.

Ich sitze mit der Box im Schoß auf dem Boden und traue mich nicht, sie zu öffnen. Weiß nicht, wie lange schon. Zehn Minuten bestimmt. Am liebsten hätte ich sie im Schrank gelassen, ganz hinten, bei den aussortierten T-Shirts, aber wir ziehen ja mal wieder um. Zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren. Nachdem Bille den Silbereisen abserviert hat, sind wir in einen Plattenbau in Berlin-Lichtenberg gezogen, dann hierher in Opas Haus, nach Wicker im Wickerland. Und jetzt, knapp dreizehn Monate später, der nächste Umzug, zwei Straßen weiter ins Neubaugebiet. Ich habe versucht, Bille davon abzubringen, aber keine Chance. Wenn die sich was in ihren Kopf gesetzt hat, ist nichts zu machen.

Ich meine, Bille hat echt einen Knall. Was Besseres als Opas Haus kannst du dir nicht ausdenken: Es ist so groß, dass jeder von uns eine eigene Etage hat, ich die erste, Bille die zweite. Dann der Hobbykeller, das ist ein richtiger Bunker, in dem kannst du die Musik bis zum Anschlag aufdrehen, ohne dass die Nachbarn was hören. Vom Balkon hast du einen Blick über die halbe Innenstadt, du kannst den Wickerwald sehen und die beiden Türme der Theine-Brauerei. Außerdem gibt es einen monstergroßen Garten hinterm Haus, in dem alles kreuz und quer wächst wie im Dschungel, weil sich seit Opas Tod niemand mehr drum gekümmert hat. »Villa Stelter«, sagt Ken immer. Mir gefällt der Name, auch wenn er als Witz gedacht war. In Wicker wohnt fast jeder in einem Haus mit Garten, deshalb kapieren die meisten Leute nicht, dass das eigentlich ein mega Luxus ist.

Bille findet jedenfalls, dass die »Villa« zu groß ist für zwei Personen und zu marode. Man müsste das Haus von Grund auf sanieren und dazu hat Bille weder Geld noch Lust. Die will in einen Neubau, wo die Fenster ordentlich isoliert sind, wo die Dielen nicht knarzen und die Türen schließen, ohne zu quietschen. Was richtig schön Spießiges halt.

– Wir fahren los, ruft sie. – Sind in ein bis zwei Stunden wieder da. In der Küche sind belegte Brote und Croissants.

– Okay.

Unten im Flur rumpelt es. Aus dem Pfirsichbaum vor meinem Fenster flattert eine Krähe auf und verschwindet in Palinkas’ Garten. Bevor wir hergezogen sind, wusste ich nicht, dass in Deutschland Pfirsiche wachsen. Ich dachte, die kommen aus Italien oder Spanien oder so. Jedenfalls kannst du im Sommer von meinem Fenster aus Pfirsiche pflücken. Da, wo wir hinziehen, gibt es keinen Garten und keinen Pfirsichbaum, nur einen hundebeschissenen Grünstreifen hinterm Haus. Und vorne Hecken. Diese dunkelgrünen stacheligen, die sogar im Sommer trostlos aussehen.

Manchmal versuche ich mir einzureden, dass ein weiterer Neustart vielleicht gar nicht schlecht ist, nach allem, was letztes Jahr passiert ist. Für einen richtigen Cut müssten wir allerdings raus aus Wicker, in eine andere Stadt, in der nicht hinter jeder zweiten Ecke fiese Erinnerungen lauern, am besten in ein anderes Land, auf einen anderen Kontinent. Ein Umzug ins Neubaugebiet wird kaum helfen.

Silbereisen hat mir gestern eine Mail geschickt. Ich solle mich wegen des Umzugs nicht grämen. Ja, er hat ohne Scheiß grämen geschrieben. So was kann doch kein Mensch ernst nehmen. Ich meine, grämen, das klingt wie aus dem vorvorletzten Jahrhundert. Aber egal, ich solle mich also nicht grämen, es gäbe Schlimmeres auf der Welt. Gut, dass er mir das schreibt, sonst hätte ich es nicht begriffen. Mal ehrlich, wie kann man so bescheuert sein? Silbereisen weiß doch, was passiert ist, Bille und er telefonieren seit Neustem ja wieder regelmäßig. Und trotzdem glaubt er mir sagen zu müssen, es gäbe Schlimmeres als den Umzug. Der hat sich doch nur gemeldet, weil er sich wieder Hoffnungen bei Bille macht und deswegen mit mir Frieden schließen will. Aber da wird nichts draus, Kollege. Silbereisen oder ich, das weiß Bille ganz genau.

Eigentlich müsste ich den Schrank ausräumen, damit sie ihn nachher runtertragen können, Bille hat den Van nur für einen Tag gemietet. Die meisten Klamotten habe ich schon raus, aber als ich auf die Box gestoßen bin, war erst mal Schluss mit dem Aktionismus. Seitdem sitze ich hier und fühle mich, als hätte ich einen Behälter waffenfähiges Plutonium in den Händen. Pack das Ding weg und mach weiter, du musst fertig sein, wenn Bille zurückkommt, sagt eine Stimme in meinem Kopf. Die Stimme kann mich mal. Irgendwann muss ich reinschauen, da komme ich nicht drum rum. Das bin ich Marko schuldig.

Ich gebe mir einen Ruck und mache den Deckel auf. Diesmal ist es weniger ein Tritt in den Magen als das Gefühl, jemand würde mich von hinten umklammern und so fest zudrücken, dass mir schwindelig wird. Ich klappe den Deckel wieder runter und atme tief ein. Jesus, das war eine Scheißidee.

Ich stelle die Box zur Seite und stehe auf. Am besten lasse ich sie in einer der großen Umzugskisten verschwinden. In den Kartons mit den Büchern ist noch viel Platz. Bücherkisten darfst du allerdings nie ganz vollpacken, sonst werden sie zu schwer zum Tragen und am Ende reißt der Boden. Also in die Kleiderkiste? Oder einfach auf den Müll damit? Warum eigentlich nicht, ist ja nichts Wertvolles drin, außer … mir wird schon wieder schwindelig, wenn ich daran denke.

Um mich abzulenken, nehme ich ein Buch aus einer der Kisten und blättere darin herum. »111 Gründe, Vegetarier zu sein«. Das hat Bille vorhin auch schon in der Hand gehabt, als wir das Bücherregal ausgeräumt haben. »Das ist eine Laune, das geht vorbei«, habe ich gesagt und sie hat sich halb totgelacht. Der Satz ist ein Running Gag zwischen uns. »Das ist eine Laune, das geht vorbei« war Tante Miriams Antwort gewesen, als Bille ihr erzählt hatte, dass ich kein Fleisch mehr esse. Das hat mich damals megagenervt. Ich war gerade vierzehn geworden und wollte ernst genommen werden und nichts von Launen hören, die vorbeigehen wie Fieber oder Zahnschmerzen. Eine Woche lang habe ich nicht mit Bille geredet, weil sie Tante Miriam nicht widersprochen hat. Allein schon um es den beiden zu zeigen, habe ich seitdem kein Gramm Wurst oder Fleisch oder Fisch gegessen, höchstens mal eine Fliege beim Fahrradfahren verschluckt, und da kann ich jetzt echt nichts für.

– Wir sind jetzt we-heg!

O-kay-hay.

Bille muss sich immer dreimal verabschieden, bevor sie geht. Die Absätze ihrer Cowboystiefel poltern über die Dielen, die Tür fällt ins Schloss und auf einmal ist Ruhe im Gebälk. Kein Möbelgerücke mehr, keine fluchenden Umzugshelfer. Beinahe lautlos landet die Krähe wieder im Pfirsichbaum.

Ich kann nicht anders, als mich wieder vor die Box zu setzen. Mein Psycho-Doc hat mal gesagt, ich soll die Erinnerungen, die mich überfallen, in eine ausgedachte Kiste packen, sie zuschnüren und wegstellen. Ich soll der Bestimmer sein, ich soll entscheiden, wann ich die Kiste wieder hervorhole und aufmache. Yo, habe ich gedacht, nette Idee, aber ganz so easy ist das nicht, meine Gedanken lassen sich nicht einfach einfangen und wegsperren, die kommen und gehen wie sie wollen. Ich habe es dann einfach mit einer echten Box probiert, nämlich mit Billes Geburtstagsgeschenk. Ich habe alle Sachen reingetan, die mich auch nur entfernt an Marko erinnern, und es hat tatsächlich geholfen. Das war im November, also vor neun Monaten, und seitdem habe ich nicht mehr reingeschaut. Zwei, drei Mal habe ich es probiert, bin aber nie viel weiter gekommen als gerade eben.

Heute ist etwas anders. Heute lässt mich die Box irgendwie nicht los. Also gut. Genug davongelaufen, Paul Stelter. Nächster Versuch: 321. Ich kneife die Augen zusammen und öffne den Deckel ein zweites Mal. Ich spüre den Druck in meinem Bauch und auf meiner Brust, aber er hält sich in Grenzen. Siehste, geht doch.

Ganz oben liegt Kens Messer. Auf der Klinge sind die Buchstaben K und P eingraviert, Kens Initialen. Er hat sich das Messer selbst gekauft und gravieren lassen und dafür fast 200 Euro auf den Tisch gelegt. Ganz schön viel Kohle für ein Teil, von dem ich nie ganz begriffen habe, für was es eigentlich gut sein soll. Wicker ist ja nicht gerade Falludscha oder Kabul oder so, wozu brauchst du hier ein verdammtes Survivalmesser? »Darum geht es nicht«, hat Ken immer gesagt, aber um was es geht, hat er nicht gesagt.

Ich nehme die Sachen aus der Box und reihe sie vor mir auf: Kens Messer, ein Stapel Kinokarten, eine Dose Mentos, Marvins Sonnenbrille, das kaputte iPhone mit der Bubbleschrift hinten drauf, ein rotes Armband, eine ausgedruckte und zusammengefaltete Version meiner Geschichte »Die unglaublichen Abenteuer des Dr. Flint«, eine Pizza-King-Speisekarte, ein Programmflyer der Theater-AG, ein Bierdeckel mit einer Strichliste, zwei Kondome mit Schokoladen-Aroma, Marke »Lucky Dude«. Warum ich die aufgehoben habe, weiß ich wirklich nicht. Die werde ich mit Sicherheit nie benutzen, das wäre mir viel zu peinlich, ich meine, Schoko-Aroma, hallo? Gut, wenn es weiter so läuft wie zuletzt, stellt sich diese Frage in nächster Zukunft sowieso nicht. Traurig, aber wahr.

Der Tag, als Ken mir die Kondome in die Hand gedrückt hat, war einer von vielen, an denen ich Wicker verflucht und der Stadt einen biblisch-apokalyptischen Untergang gewünscht habe. Volle Zerstörung, so wie am Ende von »Watchmen«, als New York City plattgemacht wird. Es war ziemlich genau vor einem Jahr im August, in der zweiten oder dritten Schulwoche, als ich noch ganz neu war und vor allem: Klassendepp Nummer eins.

Lucky Dudes

»Guck doch mal richtig. Na klar isser das.«

»Also, ich weiß nicht …«

»Warte, ich mach noch mal von vorn.«

Wieland tippt auf sein Handy und hält es Aliya hin. Glotz lacht. Ich kenne keinen, der so bescheuert lacht wie Viktor Glotz. Hört sich an wie ein Seehund, der Typ. Er dürfte auch ungefähr den gleichen IQ haben.

»Digger, ist das geil«, sagt er und kippt Wielands Handy ein Stück nach hinten, damit er besser sehen kann.

»Nimm deine Fettfinger da weg«, fährt Wieland ihn an. »Du verschmierst das Display.«

»Schon gut. Chill mal.«

»Der sieht echt so aus«, sagt Aliya glucksend.

Noch haben sie mich nicht bemerkt. Ich ziehe meine Regenjacke aus, setze mich auf die Heizung vor unserem Klassenraum und nehme das erstbeste Buch aus meinem Rucksack, das ich zu fassen kriege. »Biologie plus«. Ich schiebe mir die nassen Haare aus der Stirn und tue so, als würde ich lesen. Zwei Fünftklässler stürmen um die Ecke und prügeln sich mit ihren Turnbeuteln. Der eine kriegt die Brille von der Nase gewischt und fängt prompt an zu heulen. Der Hausmeister, der aussieht wie Dwayne »The Rock« Johnson, steht auf einer Leiter und repariert die Deckenleuchte. Von Dr. Güven keine Spur. Schade, der hätte Wielands iPhone jetzt einkassiert, der kennt da nichts. Aber der Güven kommt nicht und The Rock kümmert das Handyverbot einen Scheiß. Keine Ahnung, was Wieland den anderen gerade zeigt, aber ich wette, es geht um mich.

Jetzt hat Glotz mich entdeckt. Er stößt Wieland den Ellenbogen in die Seite und flüstert ihm was ins Ohr. Mir wird heiß. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und starre angestrengt in mein Bio-Buch. Als ich kurz hochgucke, grinst mich Wieland hämisch an. Wusste ich es doch.

Der Typ hasst mich seit Tag eins. Genau genommen hat es nicht mal zehn Minuten gedauert, bis ich es bei ihm verkackt hatte, was ein absoluter Rekord sein dürfte. Und alles nur wegen eines blöden Spruchs, den Wieland völlig falsch verstanden hat. Seitdem nutzt er jede Gelegenheit, um mich fertigzumachen. Gestern hat er gedroht, mir aufs Maul zu hauen, wenn ich noch mal mit meinem »Super Dirty Dishes«-Shirt in die Schule komme. Dabei kennt er die Dishes überhaupt nicht. Natürlich nicht, Flachmaten wie Wieland haben keine Ahnung von guter Musik. »Wenn es deine Lieblingsband ist, dann muss sie scheiße sein«, hat er gesagt und mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn getippt. Der Kerl ist echt zum Kotzen. Leider ist er der absolute Alpha in unserer Klasse. Vorletzte Woche ist er konkurrenzlos mit zwanzig zu drei Stimmen zum Klassensprecher gewählt worden. Wenn er einen Witz macht, lachen alle, egal wie flach die Pointe war. Und wenn er dich scheiße findet, finden dich alle scheiße.

Mehr und mehr Leute versammeln sich um Wieland und gucken auf sein Handy. Mit seinen eins fünfundneunzig überragt er sie alle. Er trägt seine blaugelbe Baseballjacke mit dem übergroßen W für Wicker auf der Brust (wenn ihr mich fragt, könnte das W auch für ein Wort stehen, das so ähnlich klingt wie Wicker), ein Poloshirt mit aufgestelltem Kragen, Trainingshose und weiße Nikes. Sein Gesicht ist braun gebrannt, Sonnenbank, schätze ich, die Augenbrauen gezupft und seine Zähne, Jesus, die sind so groß und weiß, dass du sie schon leuchten siehst, bevor er um die Ecke kommt.

»Mach mal Platz, du Spast.«

Ich zucke zusammen. Marko »Notsche« Kubitschek hat mir im Vorbeigehen das Buch aus der Hand geschlagen. Ich wollte gerade umblättern und halte jetzt eine rausgerissene Seite in den Fingern. Glotz und Wieland lachen sich einen Ast und klatschen Notsche ab. Normale Härte. Darf man nicht drauf reagieren. Ich hebe das Buch auf, lege die Seite hinein und tue so, als ob ich weiterlesen würde. »Molekulare Grundlagen der Genetik«. Haben wir das schon durchgenommen? Ich kann mich nicht erinnern.

Die Gruppe um Wieland und Glotz wird immer größer. Manche drängeln richtig, um besser sehen zu können. Ständig schaut einer zu mir rüber und lacht. Was hat sich Wieland da schon wieder ausgedacht? Aus den Augenwinkeln sehe ich jemanden auf mich zukommen. Okay, es geht weiter. Jetzt heißt es cool bleiben, nicht provozieren lassen. So tun, als ob mir das alles sonst wo vorbeigeht. Der Schatten bleibt direkt vor mir stehen. Durchgelatschte Asics, Größe 48 mindestens, weite, ausgebeulte Jeans, ein Stück zu lang und an der Ferse aufgescheuert, billige XXL-Fleecejacke, drunter ein verwaschenes »Life’s Better With WIFI«-T-Shirt. Es ist Mehmet. Gottseidank, es ist Mehmet. Er lässt seine Tasche neben meine fallen, setzt sich aber nicht hin.

»Komm mal mit, Stelter.«

Mehmet. Noch so ein Opfer. Der wiegt mindestens hundert Kilo und hat Brüste, so was habe ich noch nie gesehen, die hängen ihm fast bis auf den Bauch. Mehmet hat mir an meinem ersten Tag die Kantine gezeigt. Seine Mutter arbeitet an der Essensausgabe, deswegen hält er es wohl für seinen Job, die »Neuen« einzuweisen. Wieland disst ihn ständig mit seiner Mutter. »Kocht die bei euch zu Hause genauso scheiße? Das Zeug kann doch keiner essen«, so was. Mehmet scheint das nicht zu kümmern. Im Gegenteil, der kam sich ziemlich wichtig vor, als er mir vorgeführt hat, welche Menüs du dir aussuchen oder zusammenstellen kannst.

Mehmet hockt jeden Tag drei bis vier Stunden vor der Playstation und spielt immer das gleiche Spiel, »Wargames Evolution Pro, Part II«. Das war so ungefähr das Erste, was er zu mir gesagt hat, dass er der absolute W.E.P.-Profi ist und es nur wenige Typen auf der Welt gibt, die es mit ihm aufnehmen können. Keine Ahnung, ob das stimmt. Mehmet erzählt viel. Er behauptet ja auch, dass er drei Fremdsprachen beherrscht, Hochvalyrisch, Elbisch und Klingonisch, und angeblich kann er den kompletten dritten Harry-Potter-Film mitsprechen (Definitiv der beste Film der Reihe, Stelter). Kurz, Mehmet ist ein Spacken. Aber er ist so ziemlich der Einzige in der Klasse, der mich nicht behandelt wie Scheiße.

»Das hat Wieland gestern rumgeschickt«, sagt er, als wir auf dem Raucherhof ankommen. Er tippt seinen PIN-Code ein, fünfmal die Null, und hält mir sein speckiges Galaxy hin. Auf dem Display der sich drehende Kreis, wenn ein Video geladen wird. Ich bin natürlich nicht in der Klassenchat-Gruppe, es hat mich keiner eingeladen, nicht mal Mehmet, aber vielleicht kann das auch nur der Administrator. Es hat aufgehört zu regnen. Ein Mädchen mit roten Gummistiefeln stapft gedankenverlorenen durch eine Pfütze. Fünfte Klasse, sechste vielleicht. Mann, damals war das Leben echt noch easy.

Es geht los. Ein Amateurvideo, dunkel und verwackelt, du kannst kaum was erkennen. Okay, dass die Frau am Straßenrand nicht aus Spaß dasteht, das ist klar, das sieht ein Blinder. Platinblond gefärbte Locken, weiße Stiefel, Minirock, Bauchtasche, da brauchst du nicht viel Fantasie. Ein Typ kommt über den Parkplatz und spricht die Frau an. Sie reden kurz miteinander, dann nimmt sie ihn an der Hand und sie gehen die Straße runter. Der mit der Kamera läuft hinterher. Man hört nichts außer seinen Atemzügen und den Absätzen der Frau, die rhythmisch auf den Asphalt hämmern. Die beiden merken nicht, dass ihnen jemand folgt, oder sie tun so, als ob sie nichts merken, jedenfalls drehen sie sich nicht um. Nach ein paar Metern zieht die Frau den Typen in das Gebüsch am Straßenrand, die Kamera mit ein bisschen Verzögerung hinterher. Das Bild wackelt, Laub raschelt, ein Zweig wird weggedrückt und dann sieht man die zwei wieder: Der Typ hat die Hose runtergelassen, die Frau kniet vor ihm und hat sein Ding im Mund. »Ja, Baby, ja, Baby«, stöhnt er laut und es hört sich so fake an, dass ich lachen muss.

Mehmet hält das Video an.

»Kannst dir ja vorstellen, wie es weitergeht.«

»Ja. Und?«

Mehmet seufzt. Er guckt mich an mit einer Mischung aus Mitleid und Ungeduld.

»Mensch, Stelter. Hast du dir den Mann angesehen?«

»Ja?«

»Hast du ihn dir genau angesehen?«

»Jetzt sag schon, was los ist.«

»Der sieht aus wie du.«

»Was?«

»Haargenau wie du, Stelter.«

»Zeig noch mal.«

Was für ein Schwachsinn, wirklich. Okay, auf den ersten, auf den allerersten Blick und mit sehr viel gutem Willen sieht der Typ mir ein bisschen ähnlich. Die schwarzen Haare hängen ihm weit ins Gesicht, er ist blass und hat die gleiche Jeansjacke wie ich. Aber das wars auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Wenn man genauer hinguckt, erkennt man sofort, dass ich das nicht bin. Der Typ ist älter, die Nase breiter und außerdem läuft der ganz anders als ich.

Mehmet steckt das Handy weg und räuspert sich. »Ich weiß, wie das ist. Ich stehe schon seit Jahren bei Wieland auf der Liste. Letztens haben sie über ein Fake-Profil eine Sexpuppe zu mir nach Hause bestellt. Kannst du dir vorstellen, wie meine Mutter geguckt hat, als ›Miss Boob‹ geliefert wurde? Um ehrlich zu sein: Ich bin heilfroh, dass du in unsere Klasse gekommen bist. Seit sie es auf dich abgesehen haben, lassen sie mich einigermaßen in Ruhe.«

Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Danke, gern geschehen? Mehmet klopft mir mit seiner Pranke auf die Schulter. »Valar Morghulis, Stelter. Lass uns reingehen, der Güven ist bestimmt schon da.«

Auf der Treppe kommt uns Kat mit ihrer Entourage aus überschminkten Tussis entgegen. Katharina Theine ist Wielands Zwillingsschwester aus der Parallelklasse und nicht weniger populär als ihr Bruder. Sie sieht unglaublich gut aus, modelmäßig, auf einer Skala von eins bis zehn eine glatte Elf, und charakterlich das absolute Gegenteil von Wieland, freundlich, sympathisch, witzig. Die scheint sich null darauf einzubilden, dass sie aussieht, wie sie aussieht. Lächelnd grüßt sie uns. »Hallo«, krächzt Mehmet heiser und wird knallrot. Oh mein Gott, wie peinlich. Fehlt nur noch, dass er anfängt zu sabbern. Zum Glück sind Kat und ihre Freundinnen schon an uns vorbei und traben die Stufen runter zu den Kunst­sälen in die Nullerebene.

Die Tür zum Klassenraum steht offen.

»Dr. Güven hat was im Lehrerzimmer vergessen, kommt gleich wieder«, sagt Aliya und dreht sich weg.

In meinem Kopf gehen alle Alarmglocken an. Da stimmt was nicht. Es ist viel zu ruhig, und was noch auffälliger ist: Keiner lacht, als ich reinkomme. Außerdem sitzen alle. Es sitzen nie alle, wenn noch kein Lehrer da ist, irgendeiner rennt immer rum. Mehmet scheint nichts aufzufallen. Gähnend schlurft er zu seinem Platz ganz hinten. Meiner ist in der Mitte neben Wieland. Er hat mir den Rücken zugedreht und blättert in seinem Mathebuch.
Aliya starrt so konzentriert aus dem Fenster, als hätte sie noch nie eine Wolke am Himmel gesehen. Mit angehaltenem Atem schiebe ich mich an ihr vorbei.

Als ich meinen Stuhl zurückziehe, klatscht etwas gegen meine Backe. Reflexartig gehe ich in die Hocke und reiße die Arme nach oben. Vor meinen Füßen liegt ein Kondom, eingeschweißt in glänzendes Plastik, schokobraun und mit Kussmund drauf. »Jetzt«, brüllt Wieland, und bevor ich irgendwas machen kann, werde ich von allen Seiten bombardiert. »Ja, Baby, ja«, stöhnt Glotz, als mich ein Lucky Dude an der Stirn trifft. »Porno-Paul, Porno-Paul«, ruft Notsche und trommelt mit den Fäusten rhythmisch auf den Tisch. »Porno-Paul, Porno-Paul«, stimmen Simon und Aliya ein. Zwei Geschosse zischen kurz nacheinander an meinem Ohr vorbei. Irgendjemand lässt auf seinem Handy das Video laufen, »Ja Baby, ja Baby«, stöhnt der Typ, der nullkommanull aussieht wie ich. »Jetzt lasst es doch gut sein«, sagt Mehmet, aber auf den hört natürlich keiner.

Ich weiß, dass ich die Zähne zusammenbeißen und ruhig bleiben muss. Ich weiß es. Aber es geht nicht. »Ihr könnt mich alle mal«, bricht es aus mir heraus. Wütend schlage ich nach einem Kondom, das mir entgegenfliegt. Ich hebe es auf und feuere es auf Wieland, verpasse seine grinsende Fresse aber knapp. Tränen laufen über mein Gesicht. Reiß dich zusammen, Paul, du darfst jetzt nicht heulen, das ist doch, was die wollen. »Porno-Paul, Porno-Paul – Porno-Paul, Porno-Paul«. Ihre Stimmen verschwimmen. Ich fühle mich wie unter Wasser, habe nur noch ein Rauschen in den Ohren. Ich sinke auf meinen Stuhl und vergrabe meinen Kopf unter den Armen, stelle mir vor, ich wäre Dr. Flint und hätte den Feuerstein in der Tasche …

»Ich nehm mir welche, okay? Oder brauchst du die alle?«

Ken aus der letzten Reihe steht vor mir und guckt mich fragend an. Er ist der Kleinste in der Klasse und sieht aus wie zwölf. Gleichzeitig hat er die größte Klappe von allen, zumindest den Lehrern gegenüber, sonst redet er ja mit keinem. Mechanisch schüttele ich den Kopf und wische mir die Tränen aus den Augen.

»Turbo«, sagt er. »Gummis kann man nie genug haben.«

Er geht in die Hocke und steckt sich ein Kondom nach dem anderen in die Hosentaschen. Erst jetzt fällt mir auf, dass es totenstill geworden ist. Ich habe nicht mitgekriegt, dass sie mit Porno-Paul aufgehört haben.

»Vergiss es, Ken«, sagt Wieland. »Die sind drei Nummern zu groß für dein Teil.«

Er streckt sein Bein aus und will das letzte Kondom, das noch auf dem Boden liegt, unters Lehrerpult schießen. Ken ist schneller und kriegt es zu fassen, bevor Wieland drankommt. Er steht auf und hält ihm den Lucky Dude vor die Nase.

»Weißt du was? Das hier heb ich mir für deine Schwester auf. Ich hab gehört, die geht mit jedem ins Bett.«

Sofort verschwindet das Grinsen aus Wielands Gesicht. Er schiebt seinen Stuhl weg, baut sich vor Ken auf, der ihm gerade mal bis zur Brust reicht, und ballt die Fäuste.

»Pass auf, was du sagst, du Missgeburt.«

Dr. Güven kommt rein, wie immer im hellgrauen Anzug und mit einem Sportrucksack auf dem Rücken.

»Guten Morgen, setzt ihr euch bitte? Bücher raus, Seite 125 … Wieland, Ken, was ist los?«

Einen Moment lang bleiben Ken und Wieland voreinander stehen wie zwei Boxer vor dem Kampf. Dann wendet sich Wieland ab. »Nichts ist«, sagt er lächelnd. Und dann leiser, zu Ken und mir: »Wir sprechen uns noch.«

»Darauf kannst du wetten, du Affe.«

»Ken«, sagt Dr. Güven energisch. »Setz dich.«

Im Vorbeigehen drückt Ken mir zwei Kondome in die Hand.

»Für dich«, sagt er. »Den Rest brauch ich selber.«

In der großen Pause hocke ich mich hinter den Kastanienbaum am Haupteingang, setze mir die Kopfhörer auf und ziehe das letzte Album der Super Dirty Dishes in meine Playlist. Die Sonne ist hinter den Wolken hervorgekommen und es ist auf einmal richtig warm. Im »Käfig« spielen vier Jungs aus der Parallelklasse im Unterhemd Basketball, an den Tischtennisplatten drängeln sich die Leute zum Rundlauf.

Nach der Hälfte des ersten Songs mache ich wieder aus. Nicht, weil ich keine Lust auf die Dishes hätte, im Gegenteil. Manche Songs sind einfach zu kostbar, um sie an beschissenen Tagen zu hören. Außerdem besteht die Gefahr, sie mit negativen Assoziationen zu versauen. Keine Lust, bei »Not a Stupid Love Song« jedes Mal daran denken zu müssen, wie ich Porno-Paul getauft wurde.

Immer wieder guckt jemand mehr oder weniger verstohlen zu mir rüber und lacht. Das Video scheint sich längst über unsere Klasse hinaus verbreitet zu haben, Handyverbot hin oder her. Wo Wieland es herhat, das fragt natürlich keiner. Dass er sich auf irgendwelchen Pornoseiten rumgetrieben hat, interessiert niemanden. Wenn ich das gemacht hätte, würden sie es in Großbuch­staben an die Schulmauern schmieren, die Idioten.

Ken kommt auf den Schulhof. Was macht der denn hier? Normalerweise lässt er sich nie draußen blicken. Keine Ahnung, wo er sich in den Pausen rumtreibt, eigentlich musst du auf den Hof, im Gebäude bleiben ist verboten, wegen Aufsicht und Versicherung und so. Gähnend guckt er sich um, entdeckt mich bei der Kastanie und schlendert zu mir. Er trägt ein knallbuntes Hawaiihemd, seine Haare sind in der Mitte gescheitelt und hängen ihm bis auf die Schultern. In der Hand hält er ein dick belegtes Vollkornbaguette.

»Lass dich von Wieland nicht runterziehen«, sagt er und setzt sich neben mich. »Der ist dumm wie ein Stück Toastbrot ohne Butter.«

Ken hat gut reden. Wieland und die anderen haben mich verarscht und beschimpft und mit Kondomen beworfen, wie soll einen das nicht runterziehen? Ich rolle das Kopfhörerkabel zusammen und zucke mit den Schultern.

»Die meisten haben einfach Schiss vor ihm und seinen Leuten«, fährt er fort. »Die wollen es sich nicht mit ihm verkacken, weil er irgendwann die Brauerei erben und der reichste Mann von Wicker sein wird. Deswegen trinke ich kein Theine-Pils. Jeder Cent macht den Typen reicher.«

Er knabbert an seinem Baguette wie ein Hamster. Weil er so klein und dünn ist, wirkt er viel jünger als sechzehn. Wenn er redet, klingt er allerdings gleich zehn Jahre älter, was in der Kombination eine ziemlich weirde Mischung ergibt. Trotzdem scheint er ein bombastisches Selbstbewusstsein zu haben. Es geht das Gerücht um, dass er letztes Jahr was mit einer Austauschschülerin aus der Zwölften hatte. Aus der Zwölften. Das muss ein Witz sein. Keiner aus der Klasse hat eine ältere Freundin, nicht mal Solarium-Wieland, so läuft das nicht, die Jungs sind immer älter als die Mädchen.

»Ich weiß, was du denkst«, sagt er schmatzend. »Wen interessiert, was in zwanzig Jahren ist? Aber so läuft das hier. Aus Wicker gehst du nicht weg. Fast alle aus unserer Klasse sind hier geboren und die meisten werden hier sterben.«

»Du auch?«

»Mit Sicherheit nicht.«

»Sondern?«

»Weiß nicht. Ist Berlin eine gute Stadt zum Sterben?«

»Ich habs noch nicht ausprobiert.«

Ken grinst. Er legt das Brot zur Seite und kramt ein silbernes Etui aus seinem Rucksack. Er öffnet es, nimmt ein kreditkartengroßes Kärtchen raus und hält es mir hin.

»Hier.«

»Was ist das?«

»Meine Visitenkarte.«

»Deine was

»Meine Karte, Alter.«

Ich nehme sie ihm ab. Ken Phillips steht drauf, außerdem seine
Handynummer und die Mail-Adresse, $uperken3000@gmail.com.

»Wofür brauchst du die?«

»Was für eine Frage. Jeder zivilisierte Mensch braucht eine Karte. Magst du Schnaps?«

»Ich … ich weiß nicht«, antworte ich vorsichtig. Ich bin mir nicht sicher, worauf er hinauswill. In Wicker habe ich gelernt misstrauisch zu sein.

»Aber du trinkst Alkohol, oder?«

»Ich mag kein Bier.«

Ken lacht. »Du magst kein Bier? Echt nicht? Damit machst du dir in Wicker aber keine Freunde.«

»Das habe ich auch so geschafft.«

»Glückwunsch. Also, ich habe da so ’n Zeug zu Hause, das schmeckt wie Lakritz. Da denkst du zuerst, was ’n das für ’n Kinderkram, aber ich sag dir, davon wirst du turboschnell besoffen. Frag nicht, wo ich es herhabe, meine Quellen sind geheim. Vielleicht bringe ich die Flasche mal mit, dann kannst du selber probieren.«

»Ja, mal sehen.«

Ken wischt sich mit dem Handrücken die Butterreste aus den Mundwinkeln. »Mehmet kriege ich auch noch dazu. Der behauptet zwar immer, er würde nichts vertragen, aber das nehme ich ihm nicht ab bei der Körpermasse.«

»Du bist mit Mehmet befreundet?«

»Ich bin mit niemandem befreundet. Mehmet und ich zocken manchmal zusammen, das ist alles. Wieland behandelt ihn wie Dreck, allein deswegen muss man sich mit Mehmet solidarisieren.«

»Hast du mir deshalb vorhin geholfen? Wegen Wieland?«

Kens Lachen geht im Läuten der Schulglocke unter. »Auch«, sagt er, packt das Etui mit seinen Visitenkarten ein und springt von der Bank. »Aber hauptsächlich wollte ich die Kondome haben.
Lucky Dudes, Mann. Die Dinger sind teuer.«