INKA LOREEN MINDEN

ist

ARIANA ADAIRE

Dem Captain ausgeliefert

Inhalt

 

Bad Boy mit Raumschiff trifft auf sexy Ex-Schmugglerin!

 

Als Shuttle-Technikerin Willow in einer Bar den geheimnisvollen, düsteren Noah küsst, hat sie keine Ahnung, wer dieser Mann wirklich ist, sonst hätte sie sich niemals mit ihm eingelassen. Denn als er ihr am nächsten Tag als ihr Vorgesetzter gegenübersteht, weiß sie: Bei seiner üblen Laune ist Ärger vorprogrammiert.

 

Captain Noah Quinn muss zu einer gefährlichen Mission aufbrechen und ausgerechnet die Frau, die ihm einen Korb gegeben hat, ist seine Co-Pilotin. Das verlangt nach lustvoller Rache, die ihm gleich noch mehr Spaß macht, als er sieht, wie sehr Willow seine dominante Art gefällt. Romantische Gefühle hat Noah dabei nicht vorgesehen, doch ein Absturz auf einen unwirtlichen Planeten ändert alles.

 

Romantisch, humorvoll, spannend, extrahot und mit einer taffen Heldin, die ihrem Captain ordentlich einheizt!

 

ca. 230 Seiten, abgeschlossene Einzelstory

Kapitel 1 – Auf den ersten Blick

 

Das war kein Kerl für eine Nacht, sondern ein Partner fürs Leben. Das wusste Willow sofort, als der Mann den Club betrat und sie ihn das erste Mal erblickte. Er entsprach zu hundert Prozent ihrem Geschmack: groß, breite Schultern, aber nicht übermäßig muskulös, dunkles Haar, scharf geschnittene, streng wirkende Gesichtszüge. Er trug eine eng anliegende schwarze Hose und ein genauso enges weißes T-Shirt, weshalb jede Kontur seines attraktiven Körpers auf fast schon obszöne Weise zur Schau gestellt wurde.

Okay, heute Nacht hatte sie ihren Mechaniker-Overall gegen ein sündhaftes rotes Kleid mit tiefem Ausschnitt getauscht, weshalb auch bei ihr fast alles zu sehen war – mit Absicht! Sie fühlte sich noch fraulicher als sonst und wollte ganz altmodisch erobert werden. Sie hatte sich sogar, völlig untypisch, eine kleine Handtasche umgehängt, in der sich ihr dezenter Lippenstift und ein farbloses Puder befanden. Mehr Make-up trug sie nie, und sie schminkte sich auch sonst äußerst selten. Aber an diesem Abend war sie ein heißer Feger, also durfte sie nicht über das Outfit dieses perfekten Fahrgestells schimpfen. Dass jedoch wirklich jeder Gast in den Genuss kam, den heißen Körper des Mannes zu bewundern, gefiel ihr dennoch nicht. Sofort richteten sich die Blicke aller anwesenden Frauen auf ihn, doch er hatte nur Augen für sie, Willow.

Ihr Herz raste, und trotz der lauten Musik hörte sie den Puls in ihren Ohren klopfen. Der sexy Fremde hatte sie erwählt und sie ihn. Das war ihre Glücksnacht!

Bevor sie morgen Mittag zu einer neuen Mission aufbrach – über die sie kein Wort verlieren durfte –, wollte sie noch ein bisschen Spaß haben. Sie war kein Kind von Traurigkeit und vergnügte sich gerne mit einem schnuckligen Kerl, doch im Grunde ihres Herzens war sie schon seit Jahren auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Nach achtundzwanzig Jahren tickte ihre biologische Uhr von Tag zu Tag lauter. Zwar war es kein Problem, auch mit sechzig Mutter zu werden wie Tante Vi. Doch Willow wollte eine junge Mum sein – und sie wollte diesen Mann als Vater ihrer Kinder.

Sie drehte sich auf dem Hocker zum Tresen um, strich sich lässig eine ihrer kinnlangen Strähnen hinters Ohr und bestellte beim Barkeeper noch einen »Jupiter«. Der orangerote Drink hatte es in sich, aber sie musste sich noch etwas Mut antrinken, denn dieser sexy Kerl schlenderte direkt auf die Bar zu. Es ging los!

Ein wohliger Schauer durchfuhr sie, als er seinen strengen, aber interessierten Blick auf sie richtete und sich gleich auf den Hocker neben sie setzte. Er musterte sie, als würde er ausgestellte Ware begutachten, die er erst testen wollte, bevor er sie kaufte.

Willow unterdrückte ein Stöhnen. Genau nach solch einem Kerl suchte sie bereits ihr halbes Leben! Das mochte verrückt klingen, aber sie sehnte sich danach, sich einmal fallen lassen zu dürfen, alle Verantwortung abzugeben.

»Der Drink der Lady geht auf mich, Joe«, sagte das Objekt ihrer Begierde mit tiefer Stimme, die ein weiteres, köstliches Prickeln über Willows Rücken sandte. »Und ich nehme dasselbe.«

»Jawohl, Sir«, antwortete der jung aussehende Barkeeper schon fast untergeben. Der Android passte sich wohl automatisch seinen Kunden an. Viele humanoide Roboter wurden speziell darauf programmiert, die Menschen zufriedenzustellen. Joe schien ein brandneues Modell zu sein, denn er wirkte wahnsinnig echt – zumindest seine obere Körperhälfte, die in einem schicken Smokingjackett steckte. Der untere Teil bestand lediglich aus Metallgelenken und bewegte sich auf einer Schiene. Der arme Joe war lebenslang an seinen Arbeitsplatz gefesselt, was ihm garantiert nichts ausmachte.

Ihr heißer Fremder war wohl öfter hier anzutreffen, denn Joe reichte ihm unaufgefordert eine kleine Schüssel mit frischen grünen Naga-Nüssen. Ihr düsterer Fremder schob sich eine davon zwischen die sinnlichen Lippen und leckte sich anschließend die salzigen Finger ab.

Beinahe hätte Willow gesäuselt: »Aber das kann ich doch für Sie übernehmen, Sir.«

Oh je, ihre Fantasie ging schon wieder mit ihr durch! Schnell nippte sie an ihrem Drink und tat so, als würde sie die Einrichtung des Clubs interessieren. Das Etablissement wirkte kühl mit dem anthrazitfarbenen Boden, den großen Glitzerkugeln an der Decke und den ganzen weißen Möbeln. Cool, aber edel. Willow hatte sich bewusst für diesen exklusiven Laden entschieden, weil hier garantiert keine Schmuggler und Diebe abhingen. Nur wer ein makelloses Führungszeugnis besaß, durfte diesen Club betreten; Zugang erfolgte mit Netzhaut-Scan. Und wie sich herausstellte, hatte sie genau die richtige Wahl getroffen. Nur die Reichen und Schönen schienen sich hier aufzuhalten.

Willow war das erste Mal auf Terra Omega, einem wundervollen Planeten, auf dem es viel Wasser, Berge und bewaldete Täler gab. Sie wurde immer dort eingesetzt, wo man sie brauchte, und sie verdiente nicht schlecht, war schon viel im Universum herumgekommen. Zwar war sie schon als Kind ununterbrochen gereist, aber jetzt verdiente sie ihr Geld mit ehrlicher Arbeit. Einer sehr wichtigen, dieses Mal, sie durfte den Auftrag nicht versauen. Vielleicht sollte sie lieber nicht so viel trinken.

Das heiße Gerät drehte sich ihr zu, musterte sie erneut interessiert und fragte: »Was treibt Sie in diese Gegend, Miss …«

»Willow. Nur Willow«, antwortete sie schnell und nahm noch einen kräftigen Schluck. Sie wollte hinzufügen, dass alle sie bloß Will nannten, aber sie brachte kein Wort mehr hervor. Der Kerl fesselte sie allein mit seinem Blick aus diesen dunkelgrauen Augen, die schon fast künstlich wirkten, denn sie besaßen hellgraue Sprenkel, wie Silbersterne. Ob er Kontaktlinsen trug oder seine Iriden tätowiert waren? Das war zumindest auf Beta Ypsilon, einer Weltraumbasis im Holo-Gürtel, der letzte Schrei.

Der Alkohol brannte ihr beinahe die Kehle auf, doch das bemerkte sie kaum, weil sie nur Augen für den Mann an ihrer Seite hatte. Er war mittlerweile noch näher gerutscht, und sein langer Oberschenkel berührte ihr Bein. Er strahlte eine unglaubliche Hitze aus.

»Willow …«, wiederholte er mit dieser faszinierenden, wohlklingenden Stimme, die dafür sorgte, dass ihr Höschen feucht wurde. »Ein schöner Name für eine schöne Frau.«

Peng, ihre Traumblase platzte.

Okay, er war also doch nicht so perfekt, wie sie geglaubt hatte, denn es ärgerte sie, dass er solch eine billige Masche bei ihr probierte. Ein Mann wie er hatte es nicht nötig, einer Frau Allerwelts-Komplimente zu machen. Aber gut, keiner war vollkommen, deshalb wollte sie ihm noch eine Chance geben. Außerdem musste sie ab morgen für längere Zeit auf private Gesellschaft verzichten, und er sollte ohnehin nur eine Eroberung für eine Nacht sein.

Belüg dich nicht selbst!, schalt sie sich. Du hast in ihm schon den Mann deiner Träume erkannt.

Ja, ja, aber Traummänner gab es nicht. Das echte Leben war eben keine Virtual Reality.

»Also … bist du länger auf Terra Omega, Willow?«, fragte er, als der Barkeeper ihm den Drink hinstellte.

»Leider nicht. Morgen muss ich schon wieder abfliegen. Und du, Mister Unbekannt?«

»Mein Name ist Noah.« Er hob sein Glas, und sie stießen miteinander an. »Ich muss bald eine Reise antreten.«

Dann sollten sie diese Nacht ausnutzen! Sie traf ihn wahrscheinlich nie wieder.

Erst jetzt, da er ihr so nah war, bemerkte sie, wie gut er roch. Nach einem balsamischen Männerparfüm. Außerdem zeigten sich in seinem Gesicht die ersten Fältchen und er besaß eine leicht zu große Nase. Oh, sie liebte interessante Männer, die natürlich aussahen und nicht wie aus dem Schönheitskatalog entsprungen. Heutzutage ließ sich fast jeder operieren. Auch sie hatte sich überlegt, ob sie etwas an sich machen lassen sollte, doch es gab nur eine Sache, die sie wirklich störte: Für eine Frau war sie etwas zu groß. Deshalb freute es sie, dass Noah sie um wenige Zentimeter überragte. Für gewöhnlich geriet sie nur an solche Männer, die von ihr dominiert werden wollten. Tatsächlich wollte sie aber auch einmal gerne testen, wie es war, wenn ein Mann im Bett den Ton angab. Und sie glaubte, in Noah solch einen Mann gefunden zu haben. Er strahlte Autorität aus, Überlegenheit und ja, auch ein bisschen Arroganz. Wahrscheinlich war er irgendein furchtbar wichtiger Schnösel, womöglich Politiker.

Erneut lief ein Prickeln durch ihren Körper und die Impulse sammelten sich in ihrem Schoß. Willow machte einen harten Job und war darin besser als viele Männer mit demselben Rang. Und jeden Tag wollte sie sich selbst und ihrer Umwelt beweisen, dass sie noch besser war. Sie wollte es zu etwas bringen, Cheftechnikerin der Gardeflotte werden, doch die wenigen Stellen waren hart umkämpft. Allerdings besaß sie einen entscheidenden Vorteil: Dank ihrer dubiosen Vergangenheit kannte sie den Frachtschifftyp X-3003 wie ihren Werkzeuggürtel. Sie erhoffte sich durch den neuen Auftrag, bei dem sie sich auf genau solch einem Shuttle befinden würde, endlich die ersehnte Beförderung zu bekommen.

»Hast du Lust auf ein bisschen mehr Privatsphäre, Willow?«, fragte Noah und deutete mit seinem markanten Kinn zu einer Wand des Clubs, an der sich mehrere schwarze Türen im Abstand von etwa fünf Metern aneinanderreihten. Dahinter verbargen sich kleine, exklusive Räume, die man für viel Geld buchen konnte. Über drei dieser Eingänge leuchtete ein grünes Licht. Die waren also noch frei.

Ihr Herz überschlug sich vor Aufregung, doch sie setzte ein kühles Lächeln auf und säuselte: »Sehr gerne … Sir.« Bei ihrem letzten Wort räusperte er sich hart, als hätte er sich an einer Nuss verschluckt. Doch dann legte sich ein dunkler Schimmer über seine Augen und er begutachtete sie, als wäre er der Wolf und sie das Lämmchen.

Willow grübelte, ob sie wirklich das Richtige tat und nicht vorschnell zugestimmt hatte. In diesem Separee waren sie von allen anderen abgeschottet, und Noah würde alles Mögliche mit ihr anstellen können … Aber er würde sie schon nicht umbringen, nicht in einem solch edlen Club wie diesem! Außerdem wusste sich Willow zu verteidigen.

Beim Barkeeper buchte Noah Separee Nummer fünf für drei Stunden und hielt seine luxuriöse Armbanduhr an den Scanner. Auf dem Display der Kasse leuchtete die Summe von fünfhundert Credits auf. Willow schluckte bei dem Betrag, aber Noah zuckte nicht einmal mit der Wimper.

Ihr Unbekannter sah also nicht nur heiß aus, er schien auch wohlhabend zu sein – oder einfach großzügig. Beides gefiel ihr, wobei sie nicht am Hungertuch nagte, nicht mehr. Als Shuttle-Technikerin verdiente sie nicht schlecht, und der morgige Auftrag spülte einen ganzen Berg Extra-Credits auf ihr Konto. Sie war also nicht auf einen reichen Typen angewiesen. Dennoch interessierte es sie, womit er sein Geld verdiente. Das würde sie später aus ihm herauskitzeln. Zuerst wollte sie Spaß haben.

»Wollen wir?«, raunte er, rutschte vom Hocker und nahm ihre beiden Gläser. Anschließend hielt er ihr seinen Ellenbogen hin.

Sie hakte sich bei ihm ein und wurde sich allzu deutlich seiner mächtigen Ausstrahlung bewusst. Willow roch sein Parfüm noch intensiver, fühlte die Hitze seiner Haut, und ihr Herz raste, als er sie durch eine der schwarzen Türen führte. Jetzt wurde es ernst.

In dem kleinen Raum brannten nur schwach ein paar Lampen, die ein schummriges lila Licht verbreiteten. Die Einrichtung bestand lediglich aus einer mondsichelförmigen schwarzen Ledercouch, auf der höchstens vier Personen sitzen konnten, einem runden Tisch und einer Selbstbedienungsbar in Form einer Klappe an der Wand. Auf einem Display daneben konnten Drinks und Snacks ausgewählt werden, die nach der Bestellung hinter der Klappe auf einen warteten.

»Möchtest du etwas essen oder trinken?«, fragte Noah, während sie sich auf der Couch niederließ und ihre Handtasche im Schoß knetete.

»Nein, Danke.« Sie war viel zu aufgeregt, um etwas anderes herunterzubekommen als Alkohol. Sie hatte ja immer noch ihren Jupiter. Kaum hatte Noah das Glas auf den Tisch gestellt, nahm sie noch einen brennenden Schluck.

»Tanzen?« Er berührte den Monitor, um einen Song auszuwählen, den Willow noch nie zuvor vernommen hatte. Die langsame Melodie hörte sich wunderschön an, womöglich waren es irische Flötenklänge, sie wusste es nicht genau. Die Erde war seit hundert Jahren ein trostloser, verbrannter Planet, weil er der Klimaerwärmung nicht mehr standgehalten hatte, aber sehr viele Lieder und Bräuche von dort waren erhalten geblieben.

Noah reichte ihr die Hand, um sie auf die Beine zu ziehen, danach legte er die Arme um ihre Taille. Eng umschlungen wiegten sie sich zu den leisen Klängen, und als er mit einer Hand an ihrem Rücken nach oben fuhr und sie in ihren Nacken drückte, legte sie den Kopf zurück. Noah musterte ihr Gesicht und kam ihr dabei immer näher. Seine Lippen teilten sich, sie öffnete ebenfalls den Mund – und schon raubte er ihr mit einem innigen Kuss den Atem.

Er wollte wohl schnell zur Sache kommen, denn er setzte sofort die Zunge ein und stöhnte ungehemmt in ihren Mund, während sich seine beginnende Erektion an ihren Unterleib drückte.

Der Kerl war Dynamit und sie das Feuer. Nicht mehr lange und sie würden beide explodieren. Hitze durchströmte Willow vom Kopf bis in die Fußspitzen, während Noah sie allein mit seinen Küssen in andere Sphären trug. Er schmeckte nach den salzigen Nüssen, die er zuvor gegessen hatte, und nach dem Drink. Sie krallte die Finger am Rücken in sein T-Shirt und wollte es ihm am liebsten herunterreißen. War der Mann echt? Noah schmeckte gut, er küsste fantastisch und die beachtliche Erektion in seiner Hose versprach ein 1A Verwöhnprogramm.

Er führte sie zurück zur Couch, setzte sich hin und zog Willow auf seinen Schoß, sodass sie mit geöffneten Beinen ihm zugewandt auf ihm saß. Ihr Kleid rutschte bis zu ihrem sehr knappen schwarzen Slip nach oben, weshalb er ihn nun sehen konnte. Gierig küssten sie sich weiter, bis er sie plötzlich auf den Tisch hob.

»Leg dich mit dem Rücken auf die Platte«, befahl er rau und fegte einfach ihre Gläser zur Seite, sodass sie mit einem dumpfen Aufprall auf dem Teppichboden landeten.

Willow wusste nicht, welche Knöpfe er bei ihr gedrückt hatte, doch sie tat alles, was er von ihr verlangte. Ja, sie genoss es, von ihm geführt und verführt zu werden.

Noch ehe sie es sich versah, fasste er an den Bund ihres Höschens und zog es ihr über die Beine. Danach hielt er es sich vor die Nase, nahm einen tiefen Atemzug und schloss kurz die Lider. »Du duftest köstlich.« Anstatt ihr den Slip zurückzugeben, schob er ihn in die Hosentasche und richtete nun das Augenmerk auf ihre frisch rasierte Weiblichkeit. Willow hatte einen feinen Strich genau in der Mitte stehen gelassen, trotzdem kam sie sich bei seiner Begutachtung völlig nackt vor.

Er legte sich eines ihrer Beine über seine Schulter und begann, sich seitlich an ihrem Knie weiter in die Richtung ihres Schoßes zu küssen. Seine Lippen hinterließen eine heiße Spur auf ihrer Haut, aber am heißesten brannte es zwischen ihren Schenkeln. Sie war geil auf ihn, sie wollte ihn – aber nicht nur für eine Nacht. Für immer!

»Wann kommst du von deiner Reise zurück?«, fragte sie atemlos, als er bereits an ihrem Oberschenkel angelangt war.

»Ich bin mindestens eine Woche lang weg«, murmelte er.

»Dann bin ich vielleicht auch wieder hier.« Falls das mit ihnen etwas Festes werden sollte, durfte sie keine schnelle Nummer abziehen. Außerdem … wenn sie ihn heute schon zu nah an sich heranließ, würde sie ihre Mission nicht überleben. Sie war jetzt schon dabei, sich bis über beide Ohren in den Kerl zu verlieben – was völlig verrückt war, schließlich kannte sie gerade einmal seinen Vornamen! Aber sobald sie erst einmal jemanden in ihr Herz geschlossen hatte, würde sie Todesqualen leiden und sich nicht auf ihren Auftrag konzentrieren können, doch der ging nun einmal vor.

»Wie wäre es«, begann sie vorsichtig und ließ den Zeh ihres anderen Fußes über seine frisch rasierte Wange gleiten, »wenn wir es heute langsam angehen lassen und wir uns wieder treffen, wenn du zurück bist?«

Sofort hielt er inne. Er stand nur noch wenige Zentimeter davor, ihre intimste Stelle zu berühren. Mit dem Mund!

Seine Brauen schoben sich zusammen. »Bedeutet das, du servierst mich ab?«

»Nein, ich dachte nur …«

»Ich bin kein Mann für nur eine Frau, Willow«, raunte er mit verführerischer Stimme. »Lass uns jetzt Spaß haben. Wer weiß, was später ist.«

»Wir können in ein paar Tagen noch viel mehr Spaß haben.« Mist, hatte sie den Abend ruiniert? Vielleicht konnte sie das Ruder noch herumreißen! »Wir könnten miteinander chatten, uns versaute Bilder schicken und …«

Sein heißer Blick gefror schlagartig. »Was passt dir nicht?«

Schnell setzte sie sich auf und schob das Kleid über ihren Schoß. »Es ist alles perfekt! Mir geht es nur zu schnell.«

Kopfschüttelnd fuhr er sich mit einer Hand über den Nacken. »Du hast doch gewusst, was ich vorhabe, als ich das Separee gebucht habe. Ich habe es in deinen Augen gesehen.« Er schnaubte überheblich. »Komm, lass uns Spaß haben. So einen Mann wie mich, der genau weiß, was du brauchst, wirst du so schnell nicht noch einmal finden.«

Sie war für gewöhnlich auch kein Kind von Traurigkeit und ließ nichts anbrennen, doch dieses Leben wollte sie nicht länger führen. Und diesen Macho wollte sie plötzlich auch nicht mehr! Was bildete er sich ein? Dass ihm jedes Weibchen in diesem Club zu Füßen lag, wenn er bloß mit dem Finger schnippte? Weil er ein Hellseher und Frauenversteher war und genau wusste, was das weibliche Geschlecht bevorzugte? Was sie bevorzugte?

»Tut mir leid, Noah«, säuselte sie zuckersüß, rutschte vom Tisch und strich ihr Kleid glatt. »Ich bin auch keine Frau für nur einen Mann. Entschuldige mich, ich muss mir den nächsten suchen. Einen, der mich wirklich versteht!«

Als sie sich mit wütend klopfendem Herzen ihre Handtasche schnappte, um von hier zu verschwinden, hielt er sie am Arm fest. Sein Blick wirkte düster, doch seine Stimme zitterte leicht. »Wird das ein Spiel?« Sein schockierter Gesichtsausdruck amüsierte sie beinahe schon wieder. »Oder baggerst du jeden Typen erst an, um ihn dann wie eine omeganische Giftschnecke fallen zu lassen?«

Er war es wohl nicht gewohnt, abgewiesen zu werden.

Willow unterdrückte ein Grinsen und sagte möglichst ernst: »Ich habe gerade festgestellt, dass wir nicht kompatibel sind, Noah. Sorry.« Dann riss sie sich von ihm los und hörte noch, wie er knurrte: »Du miese kleine Bitch«, bevor sie die Tür aufriss.

Die Tanzfläche war mittlerweile bombenvoll, deshalb musste sie sich an den ganzen Leuten vorbeischieben. Mittendrin drehte sie sich jedoch um, weil sie Noahs brennende Blicke in ihrem Nacken spürte. Er stand in der offenen Tür zum Separee und starrte sie mit solch einem finsteren Blick an, dass wohl jeder anderen Frau das Blut in den Adern gefroren wäre. Willow lachte nur. Sie lachte befreit, weil sie es diesem Macho so richtig gezeigt hatte, und verschluckte sich beinahe, als er die nächstbeste Frau, die in seiner Nähe stand, zu sich zog, sie anlächelte und mit in die Kabine nahm.

Oh, dieser selbstgefällige Mistkerl!

Gut, dass sie die Sache rechtzeitig beendet hatte, Spaß hin oder her. Wahrscheinlich hätte er nur seine Gelüste befriedigt und sie dann genauso abserviert wie sie ihn jetzt. Willow kannte diese Typen nur zu gut, diese aufgeblasenen, arroganten Egomanen! Und den hatte sie fürs Leben gewollt?

Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte genau richtig gehandelt und einen Schnitt gemacht, bevor sie sich ins Unglück gestürzt hätte. Sie sollte sich lieber auf die bevorstehende Mission konzentrieren und würde sich danach wieder auf dem Single-Markt umsehen. Irgendwann fiel schon mal einer für sie ab.

Kapitel 2 – Überraschendes Wiedersehen

 

Willow beeilte sich, die letzten Meter bis zum Hangar des Flottenstützpunktes zu kommen. Hätte ihr jemand vorher gesagt, dass sie drei Mal durchleuchtet werden würde, wäre sie eine halbe Stunde eher aufgebrochen. Zum Glück war wenigstens ihr Gepäck bereits am Tag zuvor an Bord gebracht worden, sonst wäre sie wahrscheinlich zu spät gekommen – und Unpünktlichkeit zählte nicht zu ihren Tugenden. Sie verspätete sich nie!

Als sie zur letzten Halle dieses riesigen Komplexes marschierte, rieb sie sich über die Schläfen und schaute an sich hinunter. Ihr blauer Overall kam frisch aus der Reinigung, das Leutnant-Abzeichen glänzte auf ihren Schultern. Ordentlichkeit war ihr zweiter Vorname, zumindest im Job. In ihrer Kajüte sah es meist anders aus und in ihren Latzhosen, die sie meist während der Arbeit trug, herrschte ein gepflegtes Chaos an Ersatzteilen. Leider hatte sie schlecht geschlafen, weil ihr Noah nicht aus dem Kopf gegangen war, und wer müde war, machte Fehler. Die durfte sie sich aber nicht erlauben! Deshalb überprüfte sie heute alles mehrfach.

Um sich von den Gedanken an gestern Abend abzulenken, fragte sie sich unentwegt, mit welchem Captain sie die nächsten Tage zurechtkommen musste. Ob es ein Mann oder eine Frau war? Egal, ob weiblich oder männlich, Hauptsache, sie lagen einigermaßen auf einer Wellenlänge. Sie als einfacher Leutnant hatte jedoch nicht einmal den Namen ihres Vorgesetzten erfahren, denn die Mission unterlag der höchsten Geheimhaltungs- und Sicherheitsstufe. Willow hatte keine Ahnung, warum, weil sie auch nicht wusste, welche Fracht sie transportierten. Etwas Illegales konnte es nicht sein – das hoffte sie zumindest sehr – denn Senator Longoria persönlich hatte die Kandidaten für diesen Flug ausgesucht. Der Mann genoss höchstes Ansehen in fast allen Teilen des Intergalaktischen Imperiums – dem Bund aus zahlreichen Staaten mehrerer Galaxien – und hatte sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen.

Den Eingang zum Hangar versperrten zwei Sicherheitsbeamte, die Willows Netzhaut-Scan verlangten. Dazu musste sie durch ein kleines, transportables Gerät sehen, das sie an ein Fernglas erinnerte. Erst danach öffneten sich die großen Panzertüren und gaben den Blick auf das hellgraue Shuttle frei, mit dem sie unterwegs sein würde. Es war ein brandneuer X-3003, und Willow widerstand dem Drang, durch die Zähne zu pfeifen. Das Frachtschiff war zur Zeit das Beste, was es – legal – auf dem Markt gab. Die Tage, die sie sich darin aufhalten durfte, würden wie im Flug vergehen. Der Gleiter sah ein bisschen aus wie ein ovales, plattgedrücktes Ei und war in etwa so groß wie ein Einfamilienhaus. Die seitliche Ladeluke stand bereits offen, aber Fracht erkannte Willow keine, außer die obligatorischen Versorgungskisten. Es musste sich also um etwas Kleines handeln.

»Ah, und da ist Leutnant Blisswater, pünktlich auf die Minute«, begrüßte sie Senator Longoria und winkte sie zu sich. Der rundliche Mann mit dem schütteren grauen Haar stand etwas abseits, deshalb hatte sie ihn nicht gleich gesehen. Er trug die hellblaue Robe der Senatoren und schüttelte freundlich lächelnd ihre Hand. »Dann kann die Reise ja losgehen.«

»Es ist mir eine Ehre, Sir.« Willows Lächeln gefror in ihrem Gesicht, denn aus dem Laderaum schlenderte, gekleidet in einen weißen Kapitäns-Frack, kein anderer als Noah.

Das musste ein Traum oder ein schlechter Scherz sein!

Prompt sagte der Senator: »Darf ich Ihnen Captain Quinn vorstellen?«

Captain … Quinn? Himmel, der Mann, mit dem sie in den nächsten Tagen auskommen musste, hatte ihre Vagina gesehen!

Willow erschrak bis ins Mark, ließ sich aber nichts anmerken und war froh, dass Noah genauso erschrocken wirkte. Das verschaffte ihr wenigstens ein bisschen Genugtuung. Er hatte sogar beinahe den kleinen Tablet-Computer fallengelassen, den er in der Hand hielt. Offenbar hatte er gerade die Ladung überprüft und letzte Checks am Shuttle vorgenommen.

»Sir.« Willow salutierte, wie es sich gehörte, mied dann aber resolut seinen Blick. Das konnte ja heiter werden.

Noah räusperte sich und fragte den Senator leise: »Ich dachte, mir wurde ein Mann zugeteilt?«

Longorias Augen wurden groß. »Wenn Sie einen anderen Mechaniker und Co-Piloten bevorzugen, dann …«

»Nein, Senator Longoria, ich traue Ihrer Wahl«, antwortete Noah, ohne Willow anzuschauen. Für einen anderen Kandidaten war es ohnehin zu spät. »Ich war mir nur sicher, dass in der Akte Will Blisswater stand.«

»Oh, ja, da steht tatsächlich …« Der Senator wurde von einem winkenden Sicherheitsmechaniker abgelenkt, der diskret beim Shuttle wartete und noch eine Unterschrift von ihm einforderte. Als er sich von ihnen entfernte, tippte Noah schnell auf dem Tablet herum.

»Warum steht in deinem Lebenslauf Will und nicht Willow?«, fragte er sie. »Hast du dich bewusst als Mann ausgegeben?«

»Hallo, erst mal«, murmelte sie, wenig erfreut, dass er sie völlig grundlos anschnauzte, und stellte sich neben ihn. Sie wollte ihm nicht zu nahe kommen, aber es machte sie neugierig, was in ihrer Akte stand. Vielleicht würde sie ja etwas über den Auftrag erfahren?

Als Noah sie mit tödlichen Blicken torpedierte, sagte sie: »Du hast dir meine Akte gar nicht richtig angesehen, oder? Sonst hättest du bemerkt, dass ich eine Frau bin. Außerdem nennt mich seit dem Tag meiner Geburt fast jeder Will, ich unterschreibe sogar mit diesem Namen!« Sie nahm ihm das Tablet aus der Hand und blätterte auf dem Display die Seiten durch. Geschlecht, Körpergröße und sogar ihre Lieblingsspeise – andorrianisches Ragout – waren in der Akte vermerkt, genau wie ein – sehr unvorteilhaftes, älteres – Foto von ihr. Darauf sah sie mit den raspelkurzen Haaren fast wie ein junger Mann aus, zumindest auf den ersten Blick. Die kinnlangen Haare waren wirklich vorteilhafter. Leider stand in der Datei nicht, was sie transportierten oder wohin die Reise ging.

Willow seufzte leise. Ob sie sich für ihr Verhalten im Club entschuldigen sollte? »Noah, ich …«

»Für dich Captain oder Sir!«, zischte er und riss ihr das Tablet aus der Hand.

Oh, er kochte immer noch. Sie würde seinen Zorn während der gesamten Reise garantiert zu spüren bekommen. Er war ihr Vorgesetzter! Und hatte sie sich gerade wirklich bei ihm entschuldigen wollen? Sie hatte nichts Falsches getan!

Heilige Supernova, warum war sie gestern nur in diesen Club gegangen? Sie hätte in ihrer Unterkunft bleiben und sich die neue Folge von »Unterwegs in himmlischer Mission« ansehen sollen! Zwischendurch schaute sie sich gerne mal eine Schnulze mit viel Drama an, aber in ihrem Leben brauchte sie keine Dramen. Ihr Job war hart genug.

Leicht außer Atem kehrte Senator Longoria zu ihnen zurück. »Entschuldigen Sie … die Vorschriften.« Er schüttelte erst Noah, dann ihr die Hand, und wünschte ihnen: »Viel Glück und einen guten Flug.«

Ja, das konnte Willow brauchen. Hoffentlich stand ihr das Universum bei!

 

***

 

Als sie beide das Cockpit betraten – wobei Noah ihr weiterhin keine Aufmerksamkeit schenkte, so als wäre sie Luft – zog er sich sein Jackett aus und hängte es über die Lehne. Darunter trug er ein faltenfreies weißes Hemd. Das hatte er garantiert nicht selbst gebügelt. Und wie unverschämt perfekt sich seine Hose über den knackigen Hintern spannte! Willow konnte nur einen kurzen Blick auf den Arsch von dem Arsch erhaschen, bevor er sich in seinen Pilotensessel begab und den Gurt anlegte.

Schmollend setzte sie sich auf den Sitz neben ihn, schnallte sich ebenfalls an und bediente ein paar Hebel und Schalter. Durch die große Frontscheibe sah sie, wie der Hangar geöffnet wurde, damit sie auf das Rollfeld fahren konnten. Das Shuttle konnte sich aus dem Stand senkrecht in die Luft erheben oder wie ein Flugzeug losfliegen. Dieses Baby war einfach eine Wucht!

»Leutnant, starten Sie die Maschinen«, befahl Noah eine Spur zu harsch, sodass sie fast zusammengezuckt wäre.

Ach, jetzt waren sie also plötzlich per Sie?

Willow sagte nichts, denn sie war längst dabei, ihre Arbeit zu tun, und tippte auf dem Display herum. Sie schaltete die Motoren auf niedrigste Leistung, damit sie sich warmlaufen konnten, und ging die Sicherheitschecks durch. Die Maschine war gut in Schuss, kein einziges Kontrolllämpchen leuchtete im Cockpit auf. Die Reise mit dieser Schönheit könnte ein Traum werden, stattdessen gestaltete sie sich jetzt schon zum Albtraum.

Als sie auf das Rollfeld fuhren, krampfte sich ihr Magen zusammen.

»Sonnenblenden«, knurrte Noah, aber auch die hatte Willow längst ausgefahren – was er sehen müsste!

Sie verkniff sich einen bösen Kommentar, um ihn nicht noch mehr zu reizen, und erfreute sich an der schönen Landschaft. Der Himmel strahlte in faszinierenden Blau- und Goldtönen, grünes und violettes Gras bewegte sich leicht im Wind und das Rollfeld lag trocken und frei vor ihnen. Perfekte Bedingungen für einen reibungslosen Start an einem wundervollen Tag. Der ganze Planet war wundervoll! Es gab sehr viele Seen, in denen es sich herrlich baden ließ, und sie liebte es, zu schwimmen. Trotzdem würde Willow nach ihrer Rückkehr sofort von hier verschwinden – falls Noah hier lebte. Um nichts auf der Welt wollte sie ihm noch einmal über den Weg laufen.

»Motoren auf voller Leistung«, sagte sie wenige Minuten später, und er drückte den Gashebel durch.

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