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© Hildegard E. Khelfa, Augsburg 2018
Illustriert von der Autorin;
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9 783 746 054 087
Für Amin und Reiner,
weil es so schön ist, dass es Euch gibt.
Im Wind wogende Wipfel und knarzende Geräusche knorriger alter Bäume, der würzige Duft von Tannenharz! Der Eselin bebten die Nüstern und sie spürte die Abenteuerlust aus ihrer Fohlenzeit, wenn sie unbedingt etwas ansehen oder ausprobieren musste. Die anderen Esel waren auch verspielt und neugierig, aber kein anderes Tier ihrer Herde verspürte dieses brennende, verzehrende Sehnen im Herzen, wann immer es zum verbotenen Zaun sah oder zwischen den einzelnen Latten hindurch nach draußen lugte. Es war einfach nur die "verbotene Welt", über die man gar nicht weiter nachzudenken brauchte, aber für die kleine rote Eselin war es so viel mehr: eine geheimnisvolle Welt voller Möglichkeiten.
Sehnsüchtig hatte sie dem Flug der Wildgänse nachgesehen oder den wolkenartigen Schwärmen der Zugvögel, die sich hoch in die Lüfte erhoben. Für die kleine Eselin hatte es immer nur diese kleine, überschaubare Welt gegeben, bis sie eines frühen Morgens alles hinter sich gelassen hatte.
Es war ein ganz anderes Leben, an das sie nun nicht mehr denken wollte, nur ihr verletzter Huf erinnerte sie noch an ihre Flucht, denn der schmerzte sie bei jedem einzelnen Schritt. "Dennoch", dachte sie, "dennoch bin ich ganz alleine bis hierher gekommen!"
Sie fühlte Stolz auf sich selbst und diese unbändige Freiheit im Herzen, die ihr niemand mehr nehmen sollte. Die Morgensonne wärmte ihr rotes Fell, auf den Wiesen funkelten Millionen und Abermillionen schillernder Tautropfen wie ein Glitzerperlenmeer. Bodennebelschwaden stiegen dort vorne über einen kleinen Bachlauf auf, der sich direkt aus dem düsteren Wald wand, als sei er dort nur mit eingezogen Schultern und möglichst heimlich durchgeflossen, um nun endlich in der hellen Ebene weiter und kräftiger zu werden. Die Luft roch einfach herrlich, harzig und würzig wehte es von den Nadelbäumen. Wieder wurde die Eselin von einer unstillbaren Sehnsucht erfüllt.
"Denk nicht mal daran!" sagte in dem Moment eine Stimme neben ihr, als sie den kleinen Hügel hinabsteigen wollte, bereit für ihr nächstes Abenteuer. Erstaunt blickte sie sich um und geradewegs in die treuherzigen Augen einiger Schafe, die wohl langsam den Hügel emporgetrottet waren. "Wer dort hinein geht, kommt nie wieder zurück, das wissen wir." "Ja, das wissen wir!" blöckten nun auch die anderen Schafe. "Eine von uns ging dort verloren, schon vor vielen, vielen Jahren." "Dort lebt ein gewaltiger Bär, so gefährlich und schrecklich, er tötet alles, was er fressen kann." warfen nun auch die anderen wieder ein, wie in einem einzigen Singsang mahnender, drohender, warnender, blökender Stimmen. "Ja, dort lebt der große, alte Bär und hütet seinen Honig, dort kann niemand hinein!"
"Honig?" Die Eselin drehte sich wieder Richtung Wald und fühlte, wie ihr das Wasser im Munde zusammen lief. Wenn sie einer Sache nicht widerstehen konnte, dann war es Honig und die Aussicht darauf schien ihr so viel bedeutender, als so ein wenig Angst vor einem wilden Bären. Schließlich war dieses Waldgebiet vor ihr geradezu riesig, da sollte sie diesem gefährlichen Wesen doch sehr leicht ausweichen können. Sie war ja keine kleine, unerfahrene Eselin mehr. Nun ja, klein war sie leider geblieben, aber sie war nun doch schon recht erfahren in Sachen Abenteuer und sie würde sich gut verbergen. Außerdem musste sie sich diesen herrlichen Wald einfach aus der Nähe ansehen!
"Danke Euch!" rief sie noch und schon trabte sie in Richtung Wald davon, so schnell es ihr schmerzender Huf erlaubte. Ihr Herz klopfte vor Auffregung als sie kurze Zeit später die ersten Schritte in diese neue, geheimnisvolle und dunkle Welt setzte. Zunächst war es sehr mühsam, durch das Dickicht zu laufen, aber bald gab es nur noch hohe Stämme um sie herum, Dornensträucher und Büsche lagen hinter ihr. Hohe Nadelbäume schienen bis in den Himmel zu ragen und ließen nur wenig Tageslicht herein, aber ein Stück weiter vorne, da schimmerte ein wenig Helligkeit hindurch. Dorthin wendete sich die rote Eselin, kletterte dabei über umgestürzte Bäume, abgebrochene Zweige, bis sie plötzlich auf einem kleinen Pfad stand, der das Weiterkommen sehr viel einfacher machte. Die Eselin seufzte auf, denn wieder litt sie starke Schmerzen und wünschte, es gäbe irgendetwas, das sie dagegen tun könnte. Aber es war wohl der Preis für ihre Freiheit gewesen und so biss sie tapfer die Zähne zusammen.
Auf dem Pfad lief sie nun deutlich leichter, er war aus weichem, abgeflachten Waldboden, weich und doch fest genug für sicheren Halt. Jetzt kam sie weitaus besser voran und merkte, dass sie sich dem hellen Flecken rascher näherte.
Schließlich betrat sie eine bezaubernde, kleine Lichtung, voller weicher Moosteppiche, einem plätschernden kleinen Bach, einigen Wildblumen und summenden Bienen. Sie sah zwei Eichhörnchen, die einander spiralförmig die Stämme hoch und wieder herunter jagten und lachte. Das Wasser schmeckte köstlich und klar, vor allem war es erfrischend und eiskalt, ganz anders als die Brühe, die sie früher bisweilen im Eimer fand oder in dem Trog, wenn alle schon daraus getrunken hatten. Ja, hier würde sie erst einmal verweilen!
Noch einmal nahm sie ein paar Schlücke des herrlichen, kalten Wassers, dann hielt die Eselin ihren Huf hinein und fand ein wenig Erleichterung. Neben ein paar Steinen im Wasser bemerkte sie kleine Flusskrebse und achtete sorgsam darauf, sie nicht zu verletzen. Schließlich trottete sie zu einem der herrlich weichen Moosteppiche, legte sich hin und ruhte sich ein wenig aus. Eine laue, sanfte Briese kam auf und der Windhauch strich über ihr Fell wie eine sanfte Liebkosung.
Die kleine rote Eselin war gerade am Einschlummern, als sie einen süßlich, würzigen Duft wahrnahm, erst schwach, dann zunehmend stärker und lockender. Ihre Ohren zuckten aufgeregt, sie schnupperte erneut, aber da war er wieder: der köstliche Duft honigschwerer Waben.
Es zog sie förmlich auf die Beine und sie näherte sich schnuppernd der unwiderstehlichen Verlockung, bis sie ein gutes Stück vor sich in einer Astgabel einen großen, alten Bienenstock fand. Seltsamerweise gab es aber noch einige Erdhöhlen in der Nähe, aus denen kleinere und dunklere Bienen ströhmten, wärend die des Stockes wie die Bienen eines Imkers aussahen. Sie sah dem Treiben der Tiere einige Zeit lang zu, dann dachte sie wieder an den Imker. Der hatte etwas angehoben und dann die Waben einfach aus so einem Kasten entfernt. Das schien nicht besonders schwierig zu sein, jedoch sah es hier ganz anders aus. Die Eselin zögerte, dann wendete sich den Höhlen der Wildbienen zu, ohne sich von dem aufgeregten Surren einzelner Tiere beeindrucken zu lassen. "Wenn ich nun an der Oberfläche scharre, komme ich bestimmt ganz leicht zu den Waben," dachte das Tier und begann, mit dem unverletzten Vorderhuf ein wenig Erdboden abzutragen.
Im nächsten Augenblick hörte sie ein wütendes Summen und gleich darauf spürte sie schmerzhafte Stiche in ihre Beine und am Hinterteil, dann schon am Vorderlauf und, was noch viel schlimmer war, auch an den Nüstern und um die empfindliche Schnauze. Mit schreiendem "Ia" sprang die Eselin voll Schmerz und Panik in die entgegengesetzte Richtung und rannte, bis sie zu zurück zu dem Bach auf der Lichtung kam, dort ins eisige Wasser sprang und untertauchte, so tief sie konnte. Einige Stiche spürte sie kaum, andere jedoch taten höllisch weh, aber das kalte Wasser linderte den Schmerz und die Schwellungen, nur den verletzten Stolz, den linderte es nicht.
Gedemütigt blieb die Eselin lange im Wasser sitzen und es rollten ihr auch ein paar Tränen die Wange hinab. "Was ein ganz doofer Wald!" dachte sie. "Was für ein doofer Tag und was für doofe Bienen!"
Was sie jedoch nicht ahnen konnte war, dass in diesem Augenblick ein dicker, großer Bär sich ganz in der Nähe hinter ein paar Stämmen den Bauch hielt und gar nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Es zerriss ihn fast, so schüttelte es ihn, nicht etwa, weil die Eselin Schmerzen hatte, das tat ihm natürlich leid, aber wie sie schreiend ganz nah an ihm vorbeigerannt war, ohne ihn zu bemerken, geflüchtet vor ein paar dieser winzigen Wesen, während eine große, gefährliche Kreatur wie er nur hätte die Tatze ausstrecken brauchen, das hatte schon eine gewisse Komik. Als sie dann mit einem riesen Satz ins Wasser gesprungen war und nun nur noch mit ihrem roten Kopf und den langen Ohren herauslugte, das war einfach unübertrefflich.
Vor allem konnte er es gar nicht fassen, dass sie ihn nicht bemerkt hatte. Er hatte sich eben beruhigt, da sah er wieder ihren Kopf aus dem Wasser ragen und so sehr er es auch versuchte, er konnte sein Lachen nicht unterbinden. Klarer Waldbach und rote Eselsohren, nein, so ein Bild hatte er wahrlich noch nie gesehen und er hatte schon viel gesehen in seinem langen Leben.
Erneut prustete er los und die Lachtränen liefen ihm nur so herunter. Nun war er aber doch gespannt, was diese neue Waldbewohnerin wohl als nächstes vorhatte. Aber er musste sich sehr lange gedulden, bis die rote Eselin endlich wieder aus dem Bach herauskam. Ihre Ohren ließ sie einen Augenblick lang hängen, dann aber bekam sie einen stolzen Gesichtsausdruck, blickte störisch drein, wie es eben nur Esel tun können und kickte einen Stein so fest sie konnte mit ihrem Huf in Richtung der Bienen. Natürlich war das kindisch, sie traf nicht einmal halb so weit, außerdem war ihr schon klar, dass sie ja nun einmal der Eindringling gewesen war und sich die Bienen nur verteidigt hatten, dennoch empfand sie in diesem Augenblick eine wilde Genugtuung und stieß ein zorniges, trotziges "Ia!" aus. Dabei schmerzte jedoch der Stich an ihrem Maul und sie beschloss, es für heute dabei zu belassen.
Der Bär musste gerade schon wieder lachen, als er plötzlich bemerkte, dass die Eselin humpelte. Er dachte erst, das sei von einem schmerzhaften Stich gewesen, aber dieses Humpeln war anders und er lachte nun nicht mehr, sondern beobachtete sie genauer. Sie trottete langsam zu einer Moosfläche. Wieder schien ihr ein Schmerz durch und durch zu gehen. Ihre Flanken zuckten richtig und sie hielt den Kopf gesenkt, während sie ein paar Schritte nur auf drei Beinen weiter ging.
Der Bär zog sich zurück und dachte nach.
Am nächsten Tag machte er seine gewohnten Streifzüge durch sein Revier. Neugierig näherte er sich auch der Lichtung, aber die kleine rote Eselin war weg. Als er ein Stück weiter lief, nahm er jedoch ihre Witterung auf und meinte nun auch einen Augenblick lang, leises Hufgetrappel zu hören.
Er blieb kurz stehen und atmete tief ein. Kein Zweifel, sie war ganz in der Nähe und aus den Augenwinkeln bemerkte er kurz ein rotes Fell. "Interessant", dachte der Bär, als er langsam weiter ging und immer mal wieder ein wenig Rot hinter einem der Stämme vorlugen sah. "Hat sie keine Angst davor, mir zu folgen?"
Er blieb wie beiläufig stehen und kratzte sich den Pelz an einem Stamm. Das war herrlich! Langsam ging er weiter, doch als er sich erneut vorsichtig umblickte, sah er zu seinem Staunen, dass die Eselin nun ihrerseits das Fell an dem Stamm kratzte.
Der Bär lachte in sich hinein. "Sie ist wie ein Jungtier, das die Großen nachahmt."
Er überlegte, was er ihr noch von seinem Wald zeigen konnte und führte sie auf leichten Pfaden zu einer Lichtung, die er besonders mochte. Hier wuchsen Wildblumen und Kräuter, es gab zwei Bäche, die ineinander flossen und einen kleinen Wasserfall, dessen Rinnsal sich ein Stück weiter unten ebenfalls mit den Bächen vereinte. Herrliches, saftiges Gras war sicherlich etwas, das der Eselin gefallen würde, Gras und frisches, klares Wasser, den Schutz einiger großer Felsblöcke mit einem ganz kleinen, schützenden Vorsprung. Hier könnte sie doch ein paar Tage bleiben, wenn sie denn noch bleiben wollte.
Langsam trottete der Bär wieder weiter, dann verbarg er sich und beobachtete die Lichtung. Ja, richtig, da kam die kleine rote Eselin. Erst lugten wieder die beiden langen Ohren und die hübschen, neugierigen Augen hervor, dann streckte sie erst einen Huf aus dem Wald, dann den nächsten, sie wartete wieder ein wenig, bis sie schließlich keck heraustrat und lächelnd die Schönheit der Lichtung erfasste.
Der Bär bemerkte ihr Lächeln und freute sich, schließlich zog er sich vorsichtig zurück und wanderte zurück zu seiner Höhle, die ein ganzes Stück tiefer im Wald verborgen lag.
Die Eselin war einfach glücklich und sah sich alles ganz genau an. Sie blickte hinter die Felsen, in eine kleine Baumhöhle hinein, kostete von jedem der Bäche und kurz darauf auch von dem Rinnsal, dann ging sie langsam zur schönen Wiese und naschte selig von den herrlich saftigen Gräsern und den Blüten, die ihr hier viel würziger vorkamen als an jeder Gegend, die sie bislang durchlaufen war.
"Dieser Bär hat mich zum Glück nicht bemerkt, aber dank ihm bin ich hier auf dieses kleine Paradies gestoßen. Hier will ich eine Weile bleiben." Dann dachte sie wieder an das mächtige, große Tier. Im ersten Augenblick war sie furchtbar erschrocken, als er in die Nähe der anderen Lichtung kam. Sie hatte ihn nur zufällig gesehen, denn sein Schritt war sehr leise, doch sie konnte sich rasch verstecken und ihn ganz genau beobachten. Sie war sofort beeindruckt von seiner Größe. Es war ein faszinierendes Kraftpaket voller Muskeln und einem herrlich dickem Bauch. "Ein satter Bär ist ein guter Bär", dachte sie, "der hier schaut satt und zufrieden aus!" Daher empfand sie ihn verrückterweise nicht als Bedrohung.
Im Geiste hörte sie förmlich die spöttischen Kommentare der anderen Esel und die freundlichen, mahnenden Worte der Schafe, aber das war ihr jetzt egal. Sie wollte mehr über ihn herausfinden. Sie musste es einfach! Unbedingt!
Aber jetzt brauchte sie erst wieder eine Pause und würde ihren schmerzenden Huf eine Weile in das eisige Wasser legen. "Ob ich jemals wieder schmerzfrei gehen kann?" fragte sie sich.
Einen Augenblick wurde es ihr ganz elend vor Zweifel, aber dann schüttelte sie entschieden den Kopf.
"Es kommt, wie es kommt und ich werde gewiss das Beste daraus machen!"
Der Bär räkelte und streckte sich gemütlich und zufrieden in der warmen Morgensonne. Sein Pelz war noch ganz strubbelig und er fragte sich, ob er auch heute immer mal wieder heimliches Hufgeklapper hinter sich auf den Wegen hören würde. Seit Tagen ging das nun schon so: immer wieder vernahm er leises Trappeln hinter sich, mal lugten zwei lange rote Ohren um einen Stamm und hier und da nahm er die Bewegung eines rotfelligen Körpers wahr. Er hatte das natürlich bemerkt, wie er alles wahrnahm, was sich in und um sein Revier im Laufe der Jahreszeiten veränderte.
Er hatte die neuen Spuren entdeckt und dem Rufen des Eichelhähers gelauscht, der mit gewohnt lautem Krächzen jeden Eindringling meldete. Der Bär hatte die letzten Nachmittage damit verbracht, einen großen Bogen zu laufen und sich seinerseits an den neuen Waldbewohner anzuschleichen, nur wusste er genau, wo die Zweige knackten und wo man sich über weiche Moosflächen anpirschen konnte, ohne je bemerkt zu werden. Außerdem beachtete er genau, ob und von wo der Wind wehte. Er schmunzelte und brummte zufrieden, schließlich war er ein erfahrener Bär, nicht so wie diese junge, neugierige Eselin, die überall mit ihren kleinen Hufen hintraben, alles umdrehen, anstupsen und ausprobieren musste, wie ein übermütiges Bärenkind.
Er lachte noch immer über die Wildbienen und das kreischende "Ia" der weggaloppierenden Eselin, die sich kurz darauf den ganzen Nachmittag das verstochene Hinterteil im kalten Bach kühlte. Dabei hatte er auch bemerkt, dass sie an einem Huf verletzt war und das dauerte ihn. Er wollte ihr helfen, aber er hatte große Sorge, sie zu erschrecken. Jeder hatte Angst vor ihm, vor seiner Größe und ja, er konnte auch gefährlich werden, aber die Wahrheit war, dass er sich seit je nach der Gesellschaft anderer Arten sehnte, von ihnen lernen wollte und es liebte, die anderen Tiere zu beobachten. Er kannte sich aus mit heilenden Kräutern, Wurzeln und Rinden, er wusste Stellen in seinem Wald mit heilsamen Schlamm und es machte ihm Freude, wenn er anderen Wesen helfen konnte.
Nur das alte Schaf wusste das und deshalb war es in seiner Nähe geblieben, aber mit Schafen kann man keine Gespräche führen, naja, zumindest nicht über all die Dinge, die ihn bewegten. Immerhin war es ein Wesen, dass nicht vor ihm davonlief.
Er dachte nach. Das Schaf, ja, so könnte es gehen. Dann fiel ihm noch etwas ein und schmunzelnd packte er ein Stück tropfende Honigwabe in ein paar Blätter und nahm diese vorsichtig auf. Er war ein sehr behutsamer Bär.
Kurz darauf machte er sich auf den Weg und wie er ganz richtig vermutet hatte, dauerte es nicht lang, da vernahm er ein vorsichtiges Hufgeklapper hinter sich. "Diese neugierige kleine Eselin," brummte er zufrieden. Er ging ein wenig langsamer, setzte sich mal neben einen Stein und legte sein Päckchen ab, packte es aus und hielt die Honigwabe so, dass die Eselin sie auch sicher bemerken konnte. Fast beiläufig ließ er etwas Honig auf ein Blatt tropfen, das er auf den Stein gelegt hatte, dann kostete er selbst ein Stück und packte die Wabe ohne Bedauern wieder weg. Er hatte noch genug davon in seiner Höhle.