Für meine
Enkelkinder
sowie
für meine Freunde
Malika und Mustapha
Besonderer Dank gilt meinem Freund Angelo Tirreno, Mentor, Diskussionspartner, Korrektor und Lektor, und nicht zuletzt PC-Hexenmeister.
Ohne seine ruhigen, motivierenden Worte, ohne seine Zuversicht, wäre dieses Buchprojekt in der Schublade liegengeblieben.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Website: www.monika-d-hempel.com
© 2016 Monika D. Hempel, Cover, Text und Fotos
Tiger in Afrika
Abenteuer im Frühling
Wie ein verlassenes Kätzchen zu seinem Namen kam…
Buch mit Foto-Illustration, 2. Auflage, 2018
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7460-2366-3
Quelle : Staatlich Marokkanisches Fremdenverkehrsamt, Düsseldorf
Glossar
Alle in kursiv geschriebenen Wörter aus der Geschichte sind hinten im Buch in einem Glossar mit Bedeutung und ungefährer Aussprache aufgeführt.
Textbuch (DIN A5) und mit Farbfotos illustriertes Buch (DIN A4)
Als passionierte Fotografin hat die Autorin den Text mit passenden, ungewöhnlichen Fotos bestückt. Aber es gibt den Kinder-Abenteuer-Roman „Tiger in Afrika“ auch „für das kleine Portemonnaie“ als „kleines“ Textbuch in DIN A5, ohne Fotos aber mit gleichem Text.
Farbbilder zur Geschichte
Einige Illustrationen sind im Text eingebettet und mit Nummer und Titel versehen. Sie sind hinten im Buch unter „Liste der im Text eingebetteten Bilder“ mit Nummer, Titel und Seite aufgelistet (Seite →).
Andere Illustrationen sind hinten im Buch in einem Anhang namens „Weitere Bilder zur Geschichte“ zusammengefasst (Seiten → - →).
Damit der Leser sich schneller zurechtfinden kann, befindet sich für jedes solche Bild an der entsprechenden Stelle des Textes der Hinweis „[Bild: Titel]“ und im Anhang, hinter dem Titel unter dem Bild, der Hinweis „Seite ..“.
Die Geschichte wird fortgesetzt …
… wie das Kätzchen schließlich auf mysteriösem Wege zu seiner Katzenfreundin Anna findet.
Unglaublich, was das Kätzchen auf dem Flughafen erlebt, bevor es endlich zu seinem richtigen Zuhause kommt.
Arabisch (gelesen von rechts nach links; Alphabet: Arabisch)
ist die erste und
Tamazight (Berberisch; Alphabet: Tifinagh)
die zweite
offizielle Sprache in Marokko.
Und das ist der Buchtitel auf
Deutsch,
Arabisch und
Tamazight:
Tiger in Afrika
Abenteuer im Frühling
Wie ein verlassenes Kätzchen zu seinem Namen kam
Es war an einem frühen Dienstagmorgen, an einem heißen Tag im Frühling. Strahlender Sonnenschein und ein wolkenloser blauer Himmel über Nordafrika. Ein leichter Wind wehte.
An diesem Morgen verlor ein Kätzchen ganz plötzlich sein Zuhause. Sein Zuhause bei seiner Katzenfreundin Anna.
Anna lebte seit sieben Jahren in einem kleinen Dörfchen, das eingebettet in einem wunderschönen Tal im Südwesten von Marokko liegt. Sie lebte gerne hier.
Aber leider konnte sie nicht länger bleiben:
Noch heute musste sie zurück, nach Norddeutschland.
Anna, eine junge Frau, die ihre langen Haare am liebsten offen trägt, läuft ruhelos im Hause hin und her. Sie ist barfuß. Ihr langes Sommerkleid ist mit vielen bunten Schmetterlingen bemalt. Sie schwitzt, denn der Schirokko weht, der heiße Wüstenwind aus der Sahara, der viel braunen Wüstensand mitbringt.
Annas Kette klebt auf ihrer sonnengebräunten Haut. Sie ist sehr nervös.
„Wie sage ich es nur meinem Samtpfötchen, dass wir uns heute trennen müssen?“, überlegt die Katzenfreundin Anna. „Dass ich es heute verlassen werde?“ Ein langer, tiefer Seufzer strömt aus ihrer Brust.
Schließlich geht sie ins Wohnzimmer und setzt sich in den weißen Schaukelstuhl. Sie schaukelt, um besser nachzudenken. Vor und zurück, immer wieder vor und zurück.
Dabei spielt ihre Hand mit der Kette mit dem Kleeblatt, dem Glücksbringer, und ihre Gedanken drehen sich im Kreise.
Eine Hand liegt auf der Armlehne, die andere spielt mit der Glücksbringer-Kette. Gedankenverloren schaut Anna aus dem Fenster zum Kätzchen, das im Garten mit einem bunten Schmetterling spielt.
„Wie erkläre ich es meinem Samtpfötchen am besten, dass wir uns heute trennen müssen?“
Müde vom Spielen, hat sich das Samtpfötchen in der Zwischenzeit ein Plätzchen zum Schlafen gesucht.
Es hört Schritte im Halbschlaf, zögerliche Schritte. Es spürt, dass heute etwas geschehen wird.
„Warum schaut Anna so ernst?
Warum ist ihr Lächeln verschwunden?
Was ist geschehen?“
Fragend schaut das Kätzchen Anna an.
Anna kommt näher, immer näher. Dann kniet sie sich hin und spricht mit leiser Stimme. „Mein liebes Kätzchen, ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Meine Eltern sind krank und brauchen dringend meine Hilfe. Ich muss heute noch zurück nach Norddeutschland fliegen.
Dich kann ich leider nicht mitnehmen. Du musst hier bleiben. Aber ich werde wiederkommen! Und dann hole ich dich! Versprochen!“
Das Kätzchen ist verunsichert. Es schaut Anna angstvoll an und fragt traurig: „Warum nimmst du mich denn nicht mit?“
„Weil… weil ich so kurzfristig kein passendes Haus für uns gefunden habe, sondern nur eine kleine Wohnung im vierten Stock – zumal ohne Balkon. Und in einer kleinen Wohnung würdest du dich nicht wohlfühlen, wenn du nicht raus kannst. Dir würde deine Freiheit fehlen, du würdest dich wie im Gefängnis fühlen – wie eingesperrt!“, erklärt Anna geduldig dem Kätzchen. „Natürlich hätte ich dich sonst mitgenommen.“
„Aber ich will nicht alleine bleiben! Warum kann ich nicht mit dir zusammen in der kleinen Wohnung leben?“, fragt das Kätzchen empört.
„Weil das nicht möglich ist!“, erwidert Anna.
„Warum denn nicht?“
„Weil du die Natur liebst. Du freust dich doch jedes Mal, wenn du wieder draußen sein kannst.“
Anna senkt ihre Stimme und erklärt leise: „Außerdem habe ich wirklich alles versucht, um dich bei Freunden oder bei meinen Bekannten unterzubringen. Das musst du mir glauben.“
„Warum will mich denn keiner haben? Ich bin doch lieb!“, schreit das Kätzchen nun außer sich.
„Beruhige dich doch bitte“, sagt Anna freundlich. “Ja, das stimmt, du bist sogar sehr lieb. Ich habe ja auch versucht, eine gute Lösung für dich zu finden. Aber niemand will die Verantwortung für ein fremdes Tier übernehmen. Und außerdem hat keiner Zeit, sich mit einem Kätzchen zu beschäftigen“, erklärt Anna und seufzt.
„Aber ich verspreche dir, ich werde wiederkommen. Wirklich! Versprochen! Dann nehme ich dich mit in meine Heimat, nach Norddeutschland.“
Das Kätzchen kann nicht glauben, was es soeben gehört hat. Es ruft empört: „Wohin soll ich denn gehen? Und wo soll ich schlafen?“
Anna nimmt einen tiefen Atemzug und erwidert: „Kätzchen, hinter dem Sandweg beginnt ein großer, verwilderter Garten. Und ein Naturpark ist auch in der Nähe. Dort leben viele wohnungslose Tiere.“
„Und wer gibt mir etwas zu essen?“, fragt das Kätzchen leise.
„Wenn du Hunger hast, dann kannst du Mäuse oder Insekten fangen. Es gibt auch freundliche Menschen, die die Reste ihrer Mahlzeit vor ihre Haustür stellen. Du wirst nicht verhungern.
Außerdem wirst du bestimmt gute Freunde finden, dort draußen“, sagt die Katzenfreundin voller Zuversicht.
„Komm!“, ruft Anna. Und sie begleitet das Kätzchen bis zum Ende des Flures. Sie öffnet das große, geschnitzte Holztor, das leise knarrt.
„Bitte Kätzchen, bitte gehe jetzt hinaus“, sagt sie mit sanfter Stimme.
„Sei nicht traurig. Bestimmt wirst du eine nette Familie finden, die dir vorläufig ein neues Zuhause schenkt“, flüstert Anna tröstend.
„Du wirst mir fehlen.
Bitte verzeihe mir“, sagt Anna leise.
„Kommst du wirklich wieder und holst mich nach Norddeutschland, in unser neues Zuhause?“, fragt das Kätzchen misstrauisch.
„Ja, natürlich komme ich wieder! Und dann hole ich dich, versprochen!“, sagt die Katzenfreundin Anna.
„Und wie willst du mich finden? Du weißt ja gar nicht, wo ich dann bin!“, sagt das Kätzchen besorgt.
“Ich werde dich finden, das verspreche ich dir. Habe Vertrauen und sei geduldig. Du weißt: Ein Versprechen muss man halten!“
Anna blickt zum Kätzchen und lächelt.
Und das Kätzchen schaut Anna lange nachdenklich an.
Dann dreht es sich um und geht – in eine unbekannte Welt.
Anna steht ebenfalls nachdenklich in der offenen Haustür. Sie hält ihre Hände an den Mund und ruft laut hinter ihm her: „Ich komme wieder! Glaube mir! Versprooochen!“
Dann zieht sie das schwere Holztor mit einem leisen Knarren hinter sich zu [Bild: Handgeschnitztes, altes Holztor].
„Ob ich Anna jemals wiedersehen werde? Natürlich! Sie hat es mir doch versprochen! Und was man verspricht, das muss man auch halten. Ich vertraue meiner Katzenfreundin Anna“, murmelt das Kätzchen.
Noch ein letzter Blick auf das große, mit Schnitzereien verzierte Holztor; das Eingangsportal, das sich nun nicht mehr für das Kätzchen öffnen wird.
Doch das Kätzchen ahnt noch nicht, dass heute ein neues, lustiges und abwechslungsreiches Leben beginnt.
Ein neues Leben mit vielen Abenteuern und voller Magie im Südwesten von Marokko – im Norden von Afrika.
Direkt am Haus, hinter dem Sandweg, wächst eine Hibiskus-Hecke. Die Blüten sind fünfblättrig und sie haben die Form einer Glocke. Der Blütenstempel sieht aus wie ein Glockenschwengel mit Pollen.
Zögernd läuft das Kätzchen dorthin, um sich zu verstecken. Das dichte Blattwerk bietet ihm Schutz vor Feinden.
„Hier bleibe ich erst einmal“, denkt es, „Die Hecke bietet mir Schutz. Hier fühle ich mich sicher.“
Das Kätzchen kauert unter dem dichten Blattwerk und ist sehr nachdenklich. „Nun habe ich kein Zuhause mehr, wo soll ich hingehen? Was mache ich nur?“, überlegt es. Noch ist es unschlüssig. Doch dann siegt seine Neugier, die stärker ist als seine Angst vor der unbekannten Welt da draußen.
Vorsichtig schaut es unter dem dichten Blattwerk hervor und sieht sich um.
„Gut, dass niemand zu sehen ist. Das ist prima“, freut sich das Kätzchen. Auf leisen Pfötchen schleicht es, sich vorsichtig duckend, bis zum Rande der Hecke.
Während das Kätzchen schleicht, sieht es so aus, als ob es mit seinem Bauch den Boden berührte.
„Kriekru!“
„Was ist denn das?!“
Blitzschnell huscht das Kätzchen zurück unter die Hibiskus-Hecke, die zahlreiche rote und einige gelbe Blüten trägt.
Die vielen seltsamen Geräusche rundherum, die fremdartigen Gerüche – überall kann Gefahr lauern.
„Was mache ich nur? Wo soll ich hin? Wer gibt mir etwas zu essen? Wo soll ich schlafen?“, grübelt das Kätzchen.
„WAS MACHE ICH NUR?“
Alles macht ihm große Angst. Doch seine Neugier ist stärker.
„Ich muss doch herausfinden, wie es weiter gehen wird – ohne meine Katzenfreundin Anna!“
Schließlich verlässt das Kätzchen zum zweiten Mal sein sicheres Versteck. Vorsichtig schleicht es durch das hohe Gras, um den Garten zu erkunden.
„Oh, ist das spannend!
Dideldum, dideldei, dideldum, dideldei“, singt das Kätzchen fröhlich, um dadurch seine Angst zu verscheuchen.
In diesem Augenblick vergisst es sogar, dass es kein Zuhause mehr hat.
In der Mitte des Gartens stehen Echte Dattelpalmen – alte Kulturpflanzen aus dem Orient.
Süßlich duftende Blüten der Palmen werden von fleißigen Honigbienen bestäubt. Erst im Winter werden die Datteln geerntet.
Datteln sind sehr nahrhaft. In Deutschland liegen sie manchmal auf dem Weihnachtsteller …
In muslimischen Ländern wie in Nordafrika sind Datteln und ein Glas Milch im Fastenmonat Ramadan die erste Mahlzeit am Abend zum Fastenbrechen. Das ist der abendliche Abschluss eines Fastentages.
Fasten ist eine der fünf Säulen des Islam.
Staunend schaut sich das Kätzchen um. „Oh, ist das schön hier draußen!“, denkt es sehr überrascht. „So bunt! So viele Farben!
Das farbige Blütenmeer in dem großen, verwilderten Garten ist ein Paradies für Bienen und viele andere, hungrige Insekten.
Das Kätzchen ist sehr neugierig. Es läuft immer weiter, immer nur geradeaus. Plötzlich steht es auf einer Terrasse und lauscht. Denn es hört eine wunderschöne Melodie.
„Oh, wie himmlisch das klingt! Wer mag das wohl sein, der so fröhlich singt?“
Der staubvolle, heiße Schirokko, der inzwischen stärker geworden ist, verweht die Melodie in einzelne Noten.
„Woher kommt der Gesang?“
Angestrengt schaut das Kätzchen geradeaus. Seine Ohren bewegen sich dabei unaufhörlich. Es lauscht in alle Richtungen.
„Woher mag der Klang kommen?“ Das Kätzchen weiß es nicht so genau, denn der Wind hat schon wieder seine Richtung gewechselt.
„Nanu!“, denkt das Kätzchen und ist ganz verwirrt. „Das ist aber seltsam. Kommt die Melodie nun von links … oder doch von rechts? Nein, nein …“
Dann dreht sich das Kätzchen um. Weder von links noch von rechts kommt der liebliche Gesang.
Es hebt sein Köpfchen und schaut hoch. „Ach sooo, der zauberhafte Gesang kommt von oben!“ [Bild: Handgeschmiedeter Wandhaken]