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Bernd Teuber

Verloren in der Finsternis Die Raumflotte von Axarabor - Band 120

Verloren in der Finsternis Die Raumflotte von Axarabor - Band 120


von Bernd Teuber


Der Umfang dieses Buchs entspricht 82 Taschenbuchseiten.


Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Die SEELENSPLITTER ist das größte Vergnügungs- und Luxus-Raumschiff, das je in diesem Quadranten des Sternenreiches gebaut wurde. An Bord befinden sich Wissenschaftler und reiche Sponsoren, die dieses Abenteuer finanziert haben. Während die Kommandantin noch ihre erste Ansprache hält, geschieht ein grauenvoller Mord. Und es bleibt nicht der einzige. Schon bald häufen sich die Todesfälle an Bord.




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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / 3000AD 123rf Steve Mayer

© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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1

Jahr um Jahr dehnten sich die Grenzen des Einflussbereichs der Regierung des gewählten Hochadmirals von Axarabor weiter aus. Neue Planeten wurden besiedelt, fremde Spezies entdeckt und wichtige Rohstoffquellen erschlossen. Die Expansion schritt unaufhaltsam voran. Durchzogen wurde das Gebiet von einem immer dichter werdenden Netz interplanetarer und interstellarer Verkehrswege. Sie garantierten die Aufrechterhaltung der Kommunikation zwischen den Welten, die Handel und einen alle Grenzen sprengenden Tourismus erst möglich machten.

Lorne Industries, die älteste und größte unabhängige Raumfluggesellschaft in diesem Quadranten vom Sternenreich von Axarabor war im gesamten Gebiet für perfekten Service und hohe Leistungsfähigkeit bekannt. Schon bald nach der Gründung konzentrierte man sich auf Fernrouten und leistete so einen Beitrag zur endgültigen Erschließung zuvor nur selten besuchter Regionen des Sektors.

Ganz gefahrlos waren jene frühen Flüge weder für Besatzung noch für Passagiere. Oft operierte man außerhalb der von den Raumpatrouillen überwachten Sektoren, in Gebieten, in denen man wie im Falle einer wie auch immer gearteten Bedrohung nicht mit fremder Hilfe rechnen konnte. Aus dieser Zeit rührte die noch heute gültige Philosophie des Unternehmens, nur sorgfältig geschultes Personal und modernste Technik zum Einsatz zu bringen.

Im Laufe der Zeit wurden die Flüge zu den Außenwelten immer mehr zur Routine. Die entlang aller Routen installierten Navigationshilfen machten umständliche Kursberechnungen überflüssig und erlaubten es der technischen Crew, sich vorrangig auf andere Aufgabengebiete zu konzentrieren. Doch nach wie vor mussten die Offiziere und Bordtechniker im Ernstfall auch ohne diese Hilfe navigieren können. Das Kommando über ein Schiff wurde nur in besonders erfahrene Hände gelegt. Kein Captain hatte weniger als fünfundzwanzig aktive Dienstjahre hinter sich.

Das neueste Flagschiff von Lorne Industries war die SEELENSPLITTER. Beträchtliche Geldsummen wurden für den Entwurf und die Entwicklung von privaten Sponsoren zur Verfügung gestellt. Der Bau in der Orbital-Werft von Subomar unterstand strengster Geheimhaltung. Selbst die Testflüge fanden unter hohen Sicherheitsmaßnahmen statt. Als die SEELENSPLITTER schließlich der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, erfuhr sie den größten Publicity-Wirbel, den man je in diesem Sektor gesehen hatte.

Die SEELENSPLITTER war das größte Vergnügungs- und Luxusraumschiff, das je gebaut wurde. Es verfügte über 300 Luxuskabinen, vier Restaurants, zwei Spielcasinos, ein Theater, das mit der modernsten Bühnen- und Tontechnik ausgestattet war und einem Planetarium, das auch als Multimediasaal benutzt werden konnte. Außerdem gab es einen zweistöckigen Nachtclub sowie mehrere Bars. Die Sportstätten befanden sich auf den oberen Decks und boten unter anderem zwei Golfplätze und ein Basketballfeld.

Zu den sonstigen Bordeinrichtungen gehörten vier Schwimmbecken und acht Whirlpools. Der Wellnessbereich erstreckte sich über eine Fläche von 3000 Quadratmetern und war mit den modernsten Geräten ausgestattet. Die Kommandozentrale verfügte über die neueste Navigationstechnik. Daten von Ortung, Navigation, Sicherheitstechnik und Schiffstechnik wurden auf großformatigen Monitoren dargestellt.

Die Überwachung sämtlicher technischer Abläufe unterstand einer künstlichen Intelligenz, die jede Abweichung sofort korrigierte. Zudem verfügte das Schiff über einen neuen Überlicht-Antrieb, der erst kurz zuvor die Sicherheits-Freigabe-Tests ohne Beanstandungen passiert hatte. Während die Passagiere die vielfältigen Unterhaltungsmöglichkeiten an Bord nutzten, bereiteten Offiziere und Mannschaft den Start vor. Die Triebwerke wurden auf volle Leistung hochgefahren. Der Countdown lief ab und das Schiff entfernte sich langsam in den Weltraum.

Hunderte von kleinen Kreuzern tanzten und wirbelten um den gigantischen Flugkörper. Sie alle wollten das Ereignis, diesen Triumph der Raumfahrttechnik gebührend würdigen. Nur ausgewählte Passagiere nahmen an dem Jungfernflug teil. Es waren ausnahmslos Wissenschaftler, Techniker und reiche Sponsoren, die am Bau des Schiffes mitgewirkt oder ihn finanziert hatten.

Captain Su Ying, die Kommandantin der SEELENSPLITTER stand in der Zentrale, hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und überwachte das Startmanöver. Vom leicht überhöhten Kontrollstand beherrschte sie den von fiebernder Geschäftigkeit erfüllten Raum. Hier liefen die Nervenstränge zusammen. Hier befand sich das Gehirn des größten Luxus-Liners, den die Menschheit je gebaut hatte. Ihr Blick war unablässig auf den Panoramabildschirm gerichtet, wo es nur die Schwärze des Weltalls und unzählige Sterne zu sehen gab. Ein kaum merkliches Zittern lief durch das Schiff, als es von den mächtigen Triebwerken auf Reisegeschwindigkeit katapultiert wurde. Captain Ying wandte sich an den Kommunikationsoffizier: „Öffnen Sie sämtliche Kanäle! Ich möchte unsere Gäste begrüßen.“

„Ja, Captain.“

Die Stimme der dunkelhaarigen Frau war nun im gesamten Schiff zu hören.

„Sehr geehrte Damen und Herren, willkommen an Bord der SEELENSPLITTER, dem größten Vergnügungsschiff, das jemals gebaut wurde. Wie sie wissen, werden wir eine außergewöhnliche Reise erleben. Unter ihnen befinden sich die größten Techniker, Philosophen und Wissenschaftler in der Gesellschaft großzügiger Mäzene, ohne deren Verständnis diese Reise nicht möglich gewesen wäre. Ihnen sei gedankt.“



2

Nicht alle Passagiere lauschten der Ansprache. Kybernetiker Cawley Daraak und seine Frau Taugin gaben sich in ihrer Kabine einem intensiven Liebesspiel hin. Er küsste sie leidenschaftlich, kostete ihre süßen Lippen, bis ein rasender Puls wie ein Hammer in seinem Hals zu schlagen begann. Das Vergnügen wurde jedoch gestört, als plötzlich ein dumpfer Schrei ertönte. Zitternd befreite sich Taugin aus seinen Armen und blickte ängstlich nach allen Seiten, um festzustellen, woher das Geräusch gekommen war.

„Hast du das auch gehört?“, fragte sie.

„Was meinst du?“

„Da hat jemand geschrien.“

„Na und? Vielleicht haben die Passagiere in der Nachbarkabine auch ihren Spaß.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das klang nicht nach Spaß.“

Gleich darauf ertönten zwei weitere Schreie. Dann herrschte Stille.

„Hast du das gehört?“, fragte sie. „Da war es schon wieder.“

„Ja, stimmt“, gab er zu.

„Da stimmt irgendetwas nicht. Vielleicht ist jemand in Gefahr.“

„Ach Unsinn. Dieses Raumschiff ist absolut sicher. Wie soll denn jemand hier in Gefahr geraten?“

„Vielleicht hat der Passagier in der Nachbarkabine einen Herzinfarkt“, vermutete sie.

„Dann bekäme er sofort Hilfe von einem Medi-Roboter oder dem Schiffsarzt. Die biometrischen Daten jedes Passagiers werden permanent überwacht.“

„Bist du sicher?“

„Natürlich. Du vergisst offenbar, dass ich zu den Wissenschaftlern gehöre, die dieses Schiff geplant und konstruiert haben.“

„Trotzdem ...“ Sie blickte ihn vorwurfsvoll an.

Stöhnend richtete Cawley sich auf und streifte seinen Bademantel über. „Na, schön. Wenn es dich beruhigt, werde ich mal nachsehen.“

Lautlos glitt die Eingangstür zur Seite. Cawley verließ den Raum und trat auf den Gang hinaus. Die Tür der Nachbarkabine stand offen. Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.



3

Wenige Minuten später betrat einer der Deckoffiziere die Kommandozentrale, machte neben Su Ying Halt und salutierte.

„Captain.“

„Ja?“

„Sie möchten bitte sofort auf Deck 3 kommen.“

„Warum? Was ist passiert?“

„In Kabine 334 hat es ... einen Unfall gegeben.“

Su Ying verließ die Zentrale und folgte dem Mann durch den Hauptgang. Sie betraten einen Lift, der sie nach unten brachte. Wenigen Sekunden später hatten sie das betreffende Deck erreicht. Die Tür der Kabine mit der Nummer 334 stand immer noch offen. Einige neugierige Passagiere hatten sich auf dem Gang versammelt. Doktor Razino, der Schiffsarzt machte ein bestürztes Gesicht. Was war es, das sein Antlitz entstellte? Es unterlag keinem Zweifel, dass sich etwas nicht Alltägliches ereignet hatte. Am hinteren Ende des Ganges sah sie einen Deckoffizier, der gerade damit beschäftigt war, sich zu übergeben.

„Was ist passiert?“, fragte Captain Ying, während sie auf den Arzt zukam.

Doktor Razino deutete mit dem ausgestreckten Arm in die Kabine. Sie warf einen kurzen Blick hinein und zuckte unwillkürlich zurück.