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Mundtrockenheit

Andreas Filippi, Virginia Ortiz, Cornelia Filippi, Fabio Saccardin

MUNDTROCKENHEIT

Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige

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Postfach 42 04 52; D–12064 Berlin

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Lektorat, Herstellung und Reproduktionen:

ISBN: 978-3-86867-593-1

VORWORT

Die meisten Menschen besitzen im Mund genügend Speichel, sodass dieser Zustand für sie nichts Außergewöhnliches ist. Ohne es wertzuschätzen, können sie dadurch vernünftig sprechen, kauen sowie schlucken und fühlen sich dabei wohl im Mund. Mit genügend Speichel wird außerdem die Mundschleimhaut durch die ständige Befeuchtung geschützt. Dieser Schutz betrifft ebenso die Zähne, bei denen der Speichel Säureattacken abwehren und Speisereste bis zu einem gewissen Grad abtransportieren kann. Auch krankmachende Biofilme im Mund werden durch ausreichend Speichel verdünnt, teilweise weggespült und durch bestimmte Speichelbestanteile bekämpft. Der Speichel ist also relevant, um die Mundgesundheit aufrechtzuerhalten.

Wenn aber die Speichelmenge aus unterschiedlichen Gründen allmählich oder sogar abrupt weniger wird, sei es durch das Altern, durch Erkrankungen, durch bestimmte Medikamente oder gar durch Behandlung bösartiger Erkrankungen, und sich dieser Zustand nicht mehr bessert, beginnen sich die damit verbundenen Einschränkungen teilweise deutlich spürbar zu machen. Je schlimmer die Mundtrockenheit ist, umso mehr brennen Mundschleimhaut und Zunge, umso mehr klebt Essen an den Zähnen, am Zahnfleisch, am Gaumen oder an vorhandenem Zahnersatz, umso stärker wird der Mundgeruch und umso schwerer fällt das Schlucken. Auch das Sprechen wird immer unangenehmer, da die Zunge bei einigen Konsonanten (z. B. „d“, „l“ oder „t“) am Gaumen kleben bleibt und sich die Aussprache dadurch negativ verändert. Die Lippen und die Mundwinkel werden rissig und entzünden sich. Oft kommt es auch zu Pilzinfektionen im Mund. Scharf gewürzte, saure oder etwas scharfkantige Speisen werden als unangenehm empfunden und allmählich nicht mehr akzeptiert. Das Brennen im Mund und Rachen und der damit oft verbundene Juckreiz können teilweise nicht mehr kontrolliert werden und belasten die Betroffenen nicht nur am Tag, sondern vor allem auch in der Nacht. Je länger dieser Zustand anhält und je ausgeprägter sich die Mundtrockenheit entwickelt, umso mehr wird im Alltag die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigt und umso schwieriger ist ihnen auch zu helfen.

Ziel dieses Ratgebers ist, Betroffene oder deren Angehörige über alles zu informieren, was das Thema Speichel und Mundhöhle betrifft: die Grundlagen der Speichelproduktion, die Relevanz des Speichels für die Mundgesundheit, die teils erheblichen Probleme an den Zähnen und an der Mundschleimhaut bei Mundtrockenheit, die möglichen Ursachen für eine reduzierte Speichelmenge, das Vorgehen in einer professionellen Sprechstunde sowie die Therapiemöglichkeiten.

Abgesehen von den Speicheltests empfehlen wir absichtlich nur wenige konkrete Produkte. Auf der einen Seite ist der Markt relativ schnelllebig und auf der anderen Seite kommt nicht jeder Mensch, der unter Mundtrockenheit leidet, mit den Standard-Empfehlungen zurecht. Die klinische Erfahrung zeigt, dass oft eine individuelle Lösung angestrebt werden muss.

Wir, die Autorinnen und Autoren, gehören zum Zentrum für Speicheldiagnostik und Mundtrockenheit am Universitären Zentrum für Zahnmedizin Basel UZB. Wir haben täglich mit Patientinnen und Patienten zu tun, die teilweise erheblich unter der Mundtrockenheit leiden. Dabei ist uns immer wieder aufgefallen, dass die in diversen Ratgebern, aber auch im Internet zur Verfügung stehende Informationen entweder durch Produktwerbung beeinflusst oder inhaltlich einfach falsch sind. Für verschiedene medizinische Fachleute gibt es sehr gute Literatur zum Thema Mundtrockenheit. Wir haben selber ein aktuelles Standardwerk dazu geschrieben (Abbildung auf der nächsten Seite). Dieses möchten wir nun mit einem für Laien verständlichen Leitfaden und Ratgeber ergänzen, der einerseits etwas Hilfe zur Selbsthilfe geben kann, andererseits aber auch eine gute Vorbereitung für den Besuch einer professionellen Sprechstunde bietet.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen unseres kleinen Ratgebers und vor allem, dass Sie von uns ein paar neue Informationen erhalten, mit denen Sie Ihre Lebensqualität oder die Ihrer Angehörigen verbessern können. Der Ratgeber soll aber auch zeigen, wann man sich spätestens an eine Spezialistin oder einen Spezialisten wenden sollte. Je nach Ursache kann das eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt, eine Hausärztin oder ein Hausarzt oder auch eine Spezialsprechstunde an einer Universitätszahnklinik sein.

Basel, 30.08.2021

Andreas Filippi, Virginia Ortiz, Cornelia Filippi und Fabio Saccardin

ANSCHRIFTEN DER HERAUSGEBER

Prof. Dr. Andreas Filippi

Virginia Ortiz

Dr. Fabio Saccardin

Klinik für Oralchirurgie & Zentrum für Speicheldiagnostik und Mundtrockenheit

Universitäres Zentrum für Zahnmedizin Basel UZB

Universität Basel

Mattenstr. 40

CH – 4058 Basel

Schweiz

Dr. Cornelia Filippi

Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendzahnmedizin & Zentrum für Speicheldiagnostik und Mundtrockenheit

Universitäres Zentrum für Zahnmedizin Basel UZB

Universität Basel

Mattenstr. 40

CH – 4058 Basel

Schweiz

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Filippi, Andreas / Waltimo, Tuomas (Hrsg.)

Speichel

Ein Nachschlagewerk für Zahnärzte, Hausärzte, Kinderärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Dentalhygienikerinnen, Zahnmedizinische Prophylaxe- und Fachhelferinnen, Logopäden sowie Studierende der Medizin und Zahnmedizin

336 Seiten,

309 Abbildungen

ISBN 978-3-86867-487-3

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INHALT

Fachbegriffe

Speichel

Wo wird welcher Speichel produziert?

Welche Funktionen hat Speichel?

Objektive und subjektive Aspekte

Wie viel Speichel ist genug?

Was reduziert die Speichelproduktion erheblich?

Was macht den Mund zusätzlich trocken?

Wie viele Menschen sind von Mundtrockenheit betroffen?

Veränderungen im Mund bei Speichelmangel

Wie läuft eine Sprechstunde für Speicheldiagnostik und Mundtrockenheit ab?

Was tun, wenn der Speichel fehlt?

Vermeidung von Folgeschäden

Zusätzliche Maßnahmen

Besonderheiten bei der Behandlung von Mundtrockenheit

Tumortherapie

Fazit

Weiterführende Fachliteratur

Danksagung

FACHBEGRIFFE

Gleich zu Beginn unseres Ratgebers sollen die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit Speichel erklärt werden. Dieses kleine Glossar kann vielleicht zu einem besseren Verständnis verhelfen, insbesondere wenn eine professionelle Sprechstunde für Speicheldiagnostik und Mundtrockenheit aufgesucht wird, wenn man einen medizinischen Bericht erhält oder bei eigener Recherche in der Fachliteratur.

Asialie: Es kann kein Speichelfluss nachgewiesen werden.

Biofilm: Ist eine klebrige Schleimschicht, in der Mikroorganismen eingebettet sind und von äußeren Einflüssen geschützt werden. Der Zahnbelag (Plaque) ist ein solcher Biofilm.

Dehydration/dehydriert: Der Mensch nimmt zu wenig Wasser/Flüssigkeit auf bzw. der menschliche Körper enthält aktuell zu wenig Wasser.

Demineralisation: Verlust an anorganischen Bestandteilen, insbesondere Kalzium und Phosphat durch Säureeinwirkung. Die von Demineralisation bedrohten Strukturen sind jene, deren Anteil an Mineralien besonders hoch ist: Zähne und Knochen.

Erosionen: Sind Schäden an den Zähnen, die durch den direkten Kontakt mit Säuren (Nahrung, Getränke) entstehen. Bei regelmäßigen und über längere Zeiträume bestehenden Säureattacken werden Mineralien aus der Zahnoberfläche herausgelöst, Zahnsubstanz geht verloren und es kommt zu Defekten an der Zahnoberfläche.

Geriatric Oral Health Assessment Index (GOHAI): In professionellen Sprechstunden verwendete Liste von 12 Fragen, um die Beeinträchtigung der Lebensqualität sowie Aspekte der Symptomatik und Funktion bei älteren und alten Menschen zu erfassen.