Michelle Krabinz ist eine junge Künstlerin mit vielseitigen Interessen: Schriftstellerei, Schauspielerei, Malerei und Fotografie gehören zu ihren Leidenschaften – ebenso wie Essen.
Den Grundgedanken für „Die Organ-Chroniken“ bekam sie eines Morgens auf einer Bahnfahrt und begann seitdem, ihre vielseitigen Nahrungsmittel-Umstellungen und Ernährungserfahrungen spielerisch in Einzelwerken zusammenzufassen. Da sie eine große Genießerin kulinarischer Köstlichkeiten ist und Essen lange Zeit als eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ansah, beschloss sie, die zuerst vereinzelten Kurzgeschichten in einer Chronik zusammenzufassen. Fortsetzungen sind geplant und Teil 2 der Organ-Chroniken bereits in Arbeit.
Ansonsten wünscht Michelle Krabinz einem jeden Leser humoristische Inspirationen für den eigenen Essens-Alltag und möchte an dieser Stelle noch anmerken, dass alle Angaben zu Lebensmitteln oder deren Verwendung auf persönlichen Erfahrungen beruhen und nicht als medizinische Beratung angesehen werden dürfen.
Enjoy your meal – and the book!
In diesem Buch wird im Folgenden die Figur „Geist“ auftauchen. Hiermit ist die Steuerungszentrale unserer Wahrnehmung gemeint, wobei sich jeder nach seiner eigenen Kultur und Meinung selber überlegen möge, was er oder sie in dieses Wort hineininterpretiert. Jedenfalls ist in diesem Buch der Geist für die Wahrnehmung und der Verstand für die Erinnerungen und Analyse, beziehungsweise Gefahrenberechnung, zuständig. Wenn nicht genauer differenziert, werden beide unter dem Begriff „Gehirn“ zusammengefasst.
Zudem gibt es die Figur „Gewissen“, welche streng genommen nicht unbedingt unter dem Begriff ‚Organ‘ einzuordnen wäre. Dennoch wird sie zum besseren Verständnis des sogenannten ‚inneren Konfliktes‘ miteinbezogen.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
www.dnb.de
abrufbar.
© 2017 Michelle Krabinz (1. Auflage)
© 2018 Michelle Krabinz (2. Auflage)
© 2017 Tiff & Toff – Verlag
Hullenwiesenstraße 8
26316 Varel
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7448-4393-5
Tiff & Toff Taschenbuch 008
Sie war betrunken und willig, er war groß und muskulös und die Valentinsnacht schon fortgeschritten, genauso wie der Status ihrer Beziehung: Diese hatte sich von ‚Unbekannt‘ zu ‚gut aussehendes Subjekt der Begierde‘ entwickelt und nun lagen beide nackt in einem Hotelzimmer. Auf dem Teppich – bis zum Bett hatten die Klamotten nicht mehr gereicht. Während die beiden stöhnend ihren Trieben frönten, war im Körper ebenfalls einiges los …
Körper des Mannes
Herz: Man, das geht ab. Endlich Stimmung in der Bude!
Magen: Ich bin nicht mal fertig mit dem ganzen Bier …
Leber: Frag’ mich mal! Ich habe immer noch mit dem Einsamkeitssaufen von gestern genug zu tun. Und jetzt wackelt der auch noch so rum …
Nieren: Man, man, man. Wenn der so weiter macht, stellt er einen neuen Blutdruckrekord auf! Allerdings ist das auf Dauer echt nicht gesund … Boah und was das wieder alles an Säure bedeutet … Wenn er sich wenigstens basisch ernähren würde!
Magen: Erzähl’ mir mal was von Ernährung. Der Typ weiß, glaube ich, nicht mal, wie sich das Wort ‚gesund‘ in dem Zusammenhang definiert …
Blase: Jetzt hört doch alle mal mit dem Geschnatter auf, ich muss mich hier konzentrieren, ja? Ist schließlich nicht einfach bei dem ganzen Bier so lange alles drinzubehalten.
Magen: Tse, du hast Probleme. Bei dir ist es wenigstens nur Flüssigkeit! Bei mir fliegen die halb verdauten Pommes rum, das ist erst nervig!
Dickdarm: Ruhe! Ich muss hier den größten Furz des Jahrhunderts zurückhalten, also hört auf zu Meckern, ihr Jammerlappen! Und du, Dünndarm, hörst bitte auf, Sachen nachzuschieben, sonst wird’s hier bald echt eng!
Dünndarm: Ja, sorry, aber ich mache auch nur meinen Job. Und viele Nährstoffe kann man aus so’ner Tiefkühlpizza eben nicht rausholen …
Dickdarm: Okay, okay, schon klar, aber seid jetzt bitte einfach alle mal still, sonst gibt’s hier gleich eine Gasvergiftung!
Körper der Frau
Herz: Geiler Beat!
Magen: Alter Angeber …
Herz: Wen nennst du hier alt? Du bist nicht jünger als ich!
Magen: Ja, aber ich sehe noch besser aus …
Herz: Stimmt ja gar nicht!
Magen: Stimmt wohl!
Herz: Nope! Du siehst schon ziemlich mitgenommen aus, besonders seit dem ganzen Fast Food, was wir uns in letzter Zeit ständig reinziehen …
Magen: Bäh, diese Billigscheiße ist echt zum Kotzen! Wie man da überhaupt irgendwelche Nährstoffe rausholen soll, ist mir ein Rätsel …
Dünndarm: Mir auch!
Dickdarm: Dito! Deshalb haue ich das immer, so schnell es geht, wieder raus – ist echt widerlich!
Verstand: Vielleicht sollte man denen dafür mal einen Klagebrief schicken …
Magen: Oder ich löse einfach jedes Mal einen Brechreiz aus …
Gewissen: Gewalt ist keine Lösung!
Magen: Was mischst du dich denn hier ein? Du musst das ja nicht alles durchmachen!
Gewissen: Mir geht’s danach ebenfalls jedes Mal schlecht! Ich meine, schon die ganzen Bedenken, die dann wegen der Figur aufkommen …
Blase: Oh man!
Verstand: Was ist denn los?
Blase: Wir hätten vorher noch mal auf Toilette gehen sollen! Dieser ganze Alkohol ist echt zu viel für mich. Und wenn dieser Typ weiter so auf uns rumwackelt…
Verstand: Keine Sorge, ich werde nicht zulassen, dass ein Harnlass-Impuls ausgelöst wird.
Blase: Das freut mich, aber dennoch ist es sehr unangenehm, wenn der so auf mir rumhopst!
Magen: Wem sagst du das! Ich habe immer noch den Restalkohol, gemischt mit Pommes, in mir drin. Glaub’ mir, das ist nicht gerade angenehm, wenn das in einem herumfliegt …
Dünndarm: Oder die fast verdaute Pizza von gestern Abend …
Nieren: Wie die sich überhaupt vorstellt, dass ich mit solch einem Junkfood einen vernünftigen Säure-Basen-Haushalt führen soll … Ein bisschen Obst oder Gemüse wären mal wieder ganz nett. Ananas zum Beispiel! Die hilft immer echt gut bei der Entsäuerung.
Magen: Oh ja! Oder Heidelbeeren, Mangos, Weintrauben, Oliven … Vielleicht auch mal wieder Paprika oder Rote Beete, Mangold, Brokkoli …
Dünndarm: Oder Karotten …
Verstand: Ein exzellenter Vorschlag! Ich habe gerade erst letztens von einer Frau gehört, die ihren Krebs mit Karotten heilen konnte. Irgendeine amerikanische Schriftstellerin glaube ich … Jedenfalls konnte sie ohne Chemotherapie ihren Krebs erfolgreich durch eine Karottentherapie heilen!
Dickdarm: Hört sich gut an! Vorsorge kann nie schaden! Also demnächst mal wieder Karottensaft pressen!
Magen: Schmeckt selbst gepresst definitiv am besten. Oder Karottensalat! Mh, lecker …
Herz: I like that boom boom …!
Magen: Geht das schon wieder los …
Herz: Na, was denn? Hier geht schließlich voll die Party ab! Der Typ ist richtig am Abgehen, wieso sollte ich dann nicht mitmachen?
Magen: Der ist sowieso bald fertig …
Geist: Ja, hört sich so an, als würde er gleich kommen …
Herz: Och nö, schon? Ich bin noch gar nicht richtig warm geworden …
Blase: Also mir wär’s durchaus recht, dann könnten wir endlich auf’s Klo!
Dickdarm: Okay, dann bereite ich auch schon mal’ne Ladung vor …
Gewissen: Du willst in einem Hotelbadezimmer defäkieren gehen? Gibt’s denn überhaupt eine vernünftige Lüftungsanlage? Oder Duftspray?
Geist: Ich habe beim durch die Tür taumeln einen Hauch von Zitronenaroma aus dem Bad aufgenommen. Ließ sich jedoch nicht genauer verifizieren, dann lagen wir schon auf dem Boden.
Verstand: Die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass sie in einem Hotelbadezimmer Duftstoffe zur Verfügung stellen.
Dickdarm: Gut so, hier wird’s nämlich sonst irgendwann etwas voll.
Dünndarm: Also ich hätte durchaus genug zum Nachschieben, von daher wäre ein bisschen Platz gar nicht schlecht …
Magen: Ja, ich habe ebenso genügend Nachschub.
Blase: So oder so, ich habe Vorrang!
Dickdarm: Ja, ist ja gut, du darfst zuerst …
Geist: Er kommt!
Magen: Wer?
Geist: Na ER!
Herz: Der Typ!
Magen: Ach so … Na, dann ist’s wenigstens mit der Wackelei vorbei.
Gewissen: Hat er denn ein Kondom drauf?
Verstand: Ja, ich erinnere mich, dass wir ihm eins übergestülpt haben, während er noch mit dem BH gekämpft hat.