Die zehn Irrtümer des Beziehungsglücks

Ich habe Dir erklärt, dass es in diesem Buch darum geht, wie Du eine glückliche Beziehung führen kannst. Und dass sehr viele Menschen in der festen Überzeugung, das Beste für sich und ihre Partnerschaft zu tun, leider genau das Gegenteil erreichen – weil sie den »Irrtümern des Beziehungsglücks« erliegen. Nun wollen wir mal konkret werden, o. k.?

Ich werde Dir die Beziehungsirrtümer, die mir am häufigsten begegnet sind, jetzt beschreiben und sie anhand von echten Beispielen für Dich greifbar machen. Erst einmal geht es dabei wirklich nur darum, dass Du ein Gefühl dafür bekommst, inwieweit sie auch in Deinem Liebesleben eine Rolle spielen. Warum diese Irrtümer einen so großen Schaden anrichten und wie Du sie verhindern kannst, werden wir dann im zweiten Teil von »Goodbye Beziehungsstress« klären.

Am Ende jedes Irrtums findest Du einen kurzen Selbst-Check, der es Dir erleichtern soll, Dich in Bezug zum jeweiligen Thema einzuschätzen – denn natürlich sind die Fälle, die ich hier exemplarisch gewählt habe, besonders plakativ. Vielleicht denkst Du zunächst also etwas wie »Um Gottes willen, so bin ich niemals!« oder »So was gibt es in meiner Partnerschaft ganz sicher nicht!«. Bitte fülle die Fragebögen deshalb sehr ehrlich aus, lass Dir Zeit zum Nachdenken. Und dann notiere, wie häufig Du tatsächlich »Ja« als Antwort angekreuzt hast. Am Ende des ersten Teils wirst Du eine Auswertung zu Deinem Ergebnis finden. Und, das sei schon jetzt gesagt: Ganz egal, wie es ausfällt, mach Dir keine Sorgen! Denn alle zehn Irrtümer des Beziehungsglücks lassen sich mit einem einzigen Gegenmittel behandeln, wenn man weiß, wie es funktioniert – Ehrenwort! Du kannst dem Ergebnis Deines Selbst-Checks also ganz gelassen entgegensehen.

All die Frauen, Männer, Singles und Paare, um die es nun gehen wird, haben mir übrigens nicht nur ihre Erlaubnis dafür gegeben, dass ich über sie schreibe, sondern haben mich sogar ausdrücklich darum gebeten, Dir von ihnen zu erzählen. Weil sie einen Beitrag dazu leisten möchten, dass auch Du in Zukunft eine glücklichere Beziehung führst. Danke, Laura, Falko, Tommy, Sarah, Frieda, Schorsch, Clara, Anna, Tilo, Emilia, Fee, Marie und Benjamin hier schon einmal von mir für Euer Engagement, Eure Offenheit und Euer Vertrauen!

Irrtum #1

Das Hättest-könntest-müsstest-solltest-Paar

»Mein Partner sollte sich (für mich) verändern.«

Laura, die 32-jährige Biologin aus Köln, mit der ich im Sommer 2016 ein Skype-Gespräch führte, war empört. Das merkte ich nicht nur daran, dass sie ihre Stirn immer wieder in zwei tiefe, senkrechte Zornesfalten legte, sie sprach auch seit zehn Minuten sehr schnell und mit aufgeregter Stimme in die Kamera. Pausen machte sie kaum, so viel hatte sie mir mitzuteilen. Eine Woche zuvor hatte sie sich von ihrem Freund getrennt – war aber alles andere als glücklich mit dieser Entscheidung.

»Das Problem ist: Ich habe mich eigentlich gar nicht wirklich von Falko getrennt«, erklärte sie mir. »Also, ich wollte das zumindest eigentlich gar nicht. Und ich glaube, es ist auch nicht so, dass ich ihn nicht mehr liebe. Sondern, na ja, er hat mir irgendwie gar keine andere Wahl gelassen. Wir haben in den letzten Monaten total viel gestritten, und als es dann am letzten Sonntag wieder mal so richtig schlimm eskaliert ist, habe ich in meiner Aufregung einfach gesagt, dass das so vielleicht alles keinen Sinn mehr macht. Aber ich habe das ja nur mal so in den Raum geworfen! Nur – anstatt zu versuchen, mich vom Gegenteil zu überzeugen, was Falko doch hätte machen sollen, wenn er mich liebt, hat er einfach nur genickt. Dagesessen und genickt! Tja, und dann war´s plötzlich irgendwie aus, obwohl ich das gar nicht beabsichtigt hatte. Zumindest war ich mir noch nicht sicher. Aber er sich ja scheinbar schon.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Und alles nur, weil er wieder mal vor World of Warcraft festhing, wie so oft. Ich meine, mal ehrlich: Findest Du es normal, dass ein 35-jähriger intelligenter Mann, der ein erfolgreicher Anwalt ist, jede freie Minute mit Computerspielen verbringt? Deswegen haben wir am Ende fast jedes Wochenende gestritten. Am vorletzten Sonntag war es draußen ja endlich mal wieder sonnig, und ich habe Falko natürlich gesagt, dass er mal besser mit mir raus zum Laufen kommen sollte, anstatt da im Dunkeln vor dem Bildschirm zu hocken. Eigentlich ist er nämlich ein guter Sportler, und Tageslicht ist doch gesund, gerade wenn man schon die ganze Woche über immer nur im Büro sitzt. Aber da war er dann gerade wieder mitten in irgendeinem Quest oder wie man das nennt und wollte nicht unterbrochen werden. Ich verstehe das einfach nicht, und das habe ich ihm dann auch gesagt, ich meine es doch nur gut mit ihm. Daraufhin meinte er dann, dass ich nicht immer so rastlos sein soll und dass ich hyperaktiv bin und warum ich es mir nicht einfach mal mit ihm gemütlich machen könnte und ein Buch lesen. So ging das bei uns irgendwie die ganze Zeit hin und her. Ich hätte mir von meinem Partner einfach gewünscht, dass er öfter mal die Dinge mit mir macht, die mir Spaß machen. Ich finde, das sollte ein Partner einfach tun. Und klar, als Gegenleistung hätte ich das dann auch total gern gemacht! Man sagt doch auch immer, dass gemeinsame Interessen wichtig sind, oder? Ich weiß nicht, vielleicht passen wir einfach wirklich nicht zusammen. Obwohl am Anfang, als ich Falko kennengelernt habe, da war das alles anders. Da hat er schon mit mir trainiert. Oder zumindest hat er nicht an mir rumgenörgelt, wenn ich sonntags früh aufgestanden bin, um Sport zu machen. Später hat ihn das ja immer total genervt, sodass ich mich schon kaum mehr getraut habe, mich morgens aus dem Bett zu schleichen, weil er mir dann oft hinterhergeraunzt hat: »Du hättest ja auch ruhig mal mit mir ausschlafen können, das kann doch nicht zu viel verlangt sein.« Und dann bin ich zwar gegangen, aber habe mich irgendwie schon schlecht gefühlt. Und was mir dabei gerade einfällt, was richtig fies war, auch wenn es jetzt eigentlich unwichtig ist, war, dass er neulich bei einem Abendessen mit alten Schulfreunden in die Runde gesagt hat, ich würde ihn manchmal richtig an unsere ehemalige Sportlehrerin erinnern, Frau Steffens. Das war so eine zickige Alte mit Trillerpfeife. Er hat zwar dabei gelacht, und es hat auch keiner so richtig ernst genommen, glaub ich, aber an jedem Scherz ist ein Stück Ernst. Mich hat es insgeheim verletzt. Später, als wir zu Hause im Bett lagen, war Falko dann auch besonders lieb zu mir, da hatte er bestimmt ein schlechtes Gewissen. Na ja, die Nacht war dann am Ende eigentlich noch sehr schön.« Sie zögerte kurz. »Diese guten Momente zwischen uns gibt es halt auch noch. Ich mag, wie Falko riecht, der Sex ist gut, und er kann mich zum Lachen bringen. Ich fühle mich bei ihm oft geborgen. Ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll. Ob das mit der Trennung wohl ein Fehler war? Oder einfach ein unglückliches Missverständnis? Ein blöder Zufall an einem blöden Sonntag? Soll ich ihm vorschlagen, es noch mal zu versuchen?«

Wie ging es Dir dabei, Lauras Bericht zu lesen? Denkst Du, die Trennung der beiden war eine Kurzschlussreaktion, ein »blöder Zufall an einem blöden Sonntag«? Oder vielleicht doch vorhersehbar und richtig? Was Laura mir damals erzählte, war ja relativ ambivalent: Einerseits stritten sie und Falko viel – andererseits aber meinte sie es »doch nur gut mit ihm«, mochte seinen Geruch, den Sex und lachte oft mit ihm gemeinsam. Irgendetwas zwischen den beiden stimmte ganz offensichtlich, aber irgendetwas eben auch nicht.

»Was mir aufgefallen ist«, erklärte ich Laura also während unserer weiteren Unterhaltung, »ist, dass du an ein paar Stellen erzählt hast, dass du zu Falko sagtest, er solle mal besser so und so sein oder dieses und jenes machen, und dass er das Gleiche bei dir auch macht, Laura. Ihr habt schon ziemlich präzise Vorstellungen davon, wie der andere sein und was er für euch tun soll, oder? Kam das jetzt nur so rüber, oder ist es wirklich so?« Sie überlegte kurz. »Tja. Das ist schon wirklich so. Ich sage ihm halt oft, dass er mal interessierter an mir sein und mehr Zeit mit mir verbringen sollte, und so. Weil ich mir das mit uns manchmal eben so anders vorstelle, als es dann in Wirklichkeit ist. Und ich finde, Falko könnte sich schon auch ein bisschen Mühe geben, sich zu verändern, wenn ich mir das nun mal wünsche! Und bei ihm ist es eben meistens die Sache mit dem Ausschlafen oder dass ich häuslicher sein sollte. »Ich nickte. »Und nun sagst du, du machst so was manchmal, weil du eigentlich nur das Beste für Falko willst. Aber beschreib mal: Wie fühlt es sich eigentlich für dich an, wenn er so was zu dir sagt?« Sie presste die Lippen aufeinander, ehe sie sprach. »Total blöd. Ich fühle mich dann von ihm kritisiert und manchmal richtig gegängelt. Manchmal denke ich auch, dass er zu viel von mir verlangt. Ich verteidige mich, dann kriegen wir Streit. Oder ich ziehe mich einfach zurück.«


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