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Elisabeth Pfister

TROTZDEM: LIEBE

Wahre Geschichten

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Inhalt

Vorwort

Der Todesbräutigam

Ein Lebenskünstler

Der ungeliebte Schwiegersohn

Brüderchen und Schwesterchen

Herr Jakob und die Frauen

Die Ripperbraut

Metamorphosen

Martha

Die Liebe ist ein seltsames Spiel

Connie Francis

Vorwort

Alle arbeiten sich daran ab: Die Dichter und die Sexualtherapeuten, die Philosophen und die Dessous-Designer, Tantra-Masseure und Theologen: Wie funktioniert Liebe?

Sie soll lustvoll und emanzipiert, achtsam und solidarisch und schon gar nicht besitzergreifend oder gar destruktiv sein. Eine ganze Ratgeber-Lawine gibt Anweisungen, wie dieses Phänomen zu beschreiben, zu erklären und wie es vor allem zu domestizieren sei. Als Endziel gilt die reife, aufgeklärte, die gefahrlose Liebe.

Wie aber kommt es, dass wir gerade von den wilden und ungebändigten Varianten dieses Gefühls so fasziniert sind? Von den dunklen Impulsen, die es freisetzen kann, und von den verdrängten Dämonen, die wir am liebsten im Sonnenlicht unserer heiteren Tagseite ertränken möchten? Denn die Spielmöglichkeiten der Liebe führen uns ja nicht immer in den Himmel, sie können uns auch geradewegs in die Hölle schicken. »Küsse, Bisse, das reimt sich, und wer recht von Herzen liebt, kann schon das Eine für das Andre greifen«, lässt Kleist seine verzweifelt liebende Penthesilea sagen. Die Weltliteratur ist voll von Dramen und Romanen, von Tragödien und Komödien dieser Art, die von nichts anderem als den vielen Gesichtern der Liebe erzählen, mit Wollust und Schauer, Rührung und Erhabenheit.

Liebe: Sie ist vielleicht das existenziellste Erfahrungsfeld, das wir haben, und wer sie scheut, hat durchaus gute Gründe. Denn es geht dabei so ziemlich um alles.

Denn hier verknoten sich unsere Lebensfäden manchmal zu einem wirren Knäuel, oder sie werden – wie das Zentrum eines Spinnennetzes – zum Fluchtpunkt alter Erfahrungen und neuer Hoffnungen. Und mittendrin sitzt das Liebessubjekt, Mann oder Frau, und wartet auf beglückende Beute.

Das ist eine große Chance und auch eine große Gefahr. Denn – und das macht die Sache nicht einfacher – das geliebte Gegenüber ist in seinem eigenen Gewebe gefangen. Aber was für Stoffe werden nun nicht daraus gewoben, aufregend und neu, seidig und struppig, voll neuer Farben, manchmal aber auch voller Dunkelheit und Verstrickung.

»Es ist was es ist sagt die Liebe«, schreibt Erich Fried in seinem Gedicht. Und verteidigt in einer Mischung aus heiterer Resignation, kluger Demut und Respekt vor der Irrationalität des Herzens den vitalen Trotz, den die Liebe den vernünftigen Einwänden entgegensetzt. Es braucht diese stoische Abwehr nach Fried, wenn man sich der Liebe aussetzt. Denn sie ist tatsächlich nicht gefahrlos. Aber welche Lebenskräfte können darin pulsieren oder neu entstehen, welche Begegnungen mit sich selbst und dem anderen sind möglich – und welche Geschichten sind darüber zu erzählen!

Acht solcher Liebeserfahrungen stehen im Mittelpunkt dieses Buchs. Sie sind alle wahr. Es war nicht schwer, sie zu finden, denn sie geschehen überall, in unserer ferneren oder näheren Umgebung. Manchmal geschehen sie uns selbst.

Eine der Frauen, von denen ich erzähle, hat mich in meiner Kindheit begleitet. Aber erst, als ich mich diesem Buchprojekt widmete, begann ich zu recherchieren, spürte dem Rätsel ihrer Lebensgeschichte nach, und sie kam mir weit näher als zu ihren Lebzeiten.

Einer anderen Protagonistin bin ich vor Jahren bei einer Studienreise durch Afrika begegnet, und dort, an einem heißen Abend, nach dem Essen in einer Lodge, vertraute sie mir ihr Lebens- und Liebesdrama an.

Über einen Mann, den ich im Buch »Herrn Jakob« nenne, hatte ich in meinem Bekanntenkreis immer wieder viele Anekdoten gehört: Ein gebildeter, großzügiger Herr, der offenbar die Frauen liebte. Irgendwann wollte ich hinter die vordergründig so heitere Fassade dieses Mannes blicken, der inzwischen verstorben ist, und traf drei Frauen, die sein Lebensbild und vielleicht auch seine Lebenstragödie nachzeichneten.

Eine weitere Geschichte bescherte mir das Fernsehen. Eines Abends stieß ich beim Zappen auf eine junge Frau in Nonnentracht, die so spröde wie erfrischend von ihrer leidenschaftlichen Liebe zu Gott erzählte. Am nächsten Morgen rief ich in ihrem Kloster an, das zu einem streng kontemplativen Orden gehört, und traf auf eine sehr offene Äbtissin. Zwei Wochen später durfte ich einige Tage im Kloster verbringen und führte mit dieser jungen Frau intensive Gespräche über ihre Liebe und ihre Hingabe an Gott.

Zwei der Protagonisten lernte ich über Freunde kennen. »Du arbeitest doch ...«, sagten sie, und: »Ich kenne da ...«. So nahe liegen oft wundersame und berührende Geschichten.

Zwei Männern, die mir – unabhängig voneinander – von ihrer Liebe erzählten, begegnete ich ausgerechnet im Knast. Es war auf der Lesereise mit meinem letzten Buch »Wenn Frauen Verbrecher lieben«, auch dies eine Sammlung sehr spezieller Liebesgeschichten, und ich las in verschiedenen Männergefängnissen daraus vor. Meist kam es nach der Lesung zu lebhaften und spannenden Diskussionen, und an einem Abend kam einer der Gefangenen im Anschluss an die Lesung auf mich zu und erzählte, dass er seine Frau, mit der er viele Jahre verheiratet war, erschossen habe, weshalb zu lebenslanger Haft verurteilt worden sei. Inzwischen aber habe er »draußen« seine große Liebe gefunden. Als er mir sagte, um wen es sich dabei handelte, war ich so schockiert wie elektrisiert. Die Gefängnisleitung erlaubte mir im Folgenden ein vielstündiges, ungestörtes Gespräch mit dem Mann, der offen über seine Tat und seine neue Leidenschaft sprach.

Bei einer Lesung in einem anderen Gefängnis wusste ich, dass ein Serienmörder, der vier Frauen umgebracht hatte, im Publikum war. Während der Diskussion outete er sich, kam später auf mich zu und erzählte von seiner Ehefrau, die er erst lange nach seiner Inhaftierung kennengelernt hätte. Sie würden sich über alles lieben, auch wenn er aufgrund seiner schrecklichen Taten vermutlich das Gefängnis nie mehr verlassen dürfe. Seine Frau habe mein Buch gelesen und würde mich gerne treffen. Ich besuchte sie, und wir haben viele Stunden miteinander darüber geredet, wie es möglich war, dass sie sich ausgerechnet in diesen gewalttätigen Mann hinter Gittern verliebt hat.

Jedes dieser Gespräche, die meist viele Stunden, manchmal Tage dauerten, hat mich gepackt, staunen lassen und, so glaube und hoffe ich, auch weitherziger gemacht. Was weiß ich schon über die Seelen, Herzen und Schicksale anderer Menschen? Mit den meisten der Protagonisten habe ich auch gelacht, über die verrückten Wege ihrer Sehnsüchte, Widersprüche und Mutwilligkeiten.

Ich bin ihnen allen dankbar, dass sie mir so sehr vertrauten und mich teilhaben ließen an ihren innersten Erfahrungen und Gefühlen, an ihren Ängsten und Hoffnungen. Ich muss sie nicht alle bis ins Kleinste verstehen, und es ist schon gar nicht an mir, sie zu bewerten. Wie auch immer kluge Therapeuten oder andere Fachleute den einen oder anderen Fall beurteilen mögen: Trotz allem – es ist Liebe.

DER TODESBRÄUTIGAM

Die Frau

Wenn mir vor einem halben Jahr jemand erklärt hätte, dass mein Leben noch einmal komplett auf den Kopf gestellt würde oder vielleicht auch auf die Füße, hätte ich ihn für verrückt erklärt. So lange ist es her, dass Udo mir sagte, sein Freund Matthias liege auf der Intensivstation und würde wahrscheinlich sterben. Matthias hatte Krebs, aber er lebte seit Jahren damit, mal besser, mal schlechter. Da mich nichts wirklich mit diesem Mann verband, berührte mich die Nachricht nicht sonderlich.

Jetzt war er eigentlich nur ins Krankenhaus eingeliefert worden, weil er sich nach einem Sturz einen komplizierten Armbruch zugezogen hatte. Zunächst dachte niemand an etwas Schlimmes. Aber durch das lange Liegen bekam er eine Infektion, seine Nieren versagten, und er brauchte täglich eine Dialyse. So wurde sein Körper zusätzlich geschwächt. Er hatte immer exzessiv gelebt, zu viel Wein getrunken, geraucht und trotz der Leukämie sein ungesundes Leben fortgesetzt. Es ging es ihm sehr schlecht, was Udo, der sich seit Jahren um ihn gekümmert hatte, sehr mitnahm.

Die beiden hatten vor allem beruflich miteinander zu tun gehabt. Matthias war Grafiker, und er entwarf Plakate und Programmhefte für die Theaterprojekte und Lesungen, die Udo betreute. Die zwei kannten sich seit mehr als dreißig Jahren. Seit ich mit Udo zusammen war, hatte ich Matthias zwar öfter getroffen, aber befreundet waren wir nicht. Ich wusste, wie krank er war und dass er immer wieder furchtbare Behandlungen überstehen musste. Udo gab ihm weiterhin Aufträge, um ihn am Leben zu halten, finanziell und psychisch.

Er war immer ein schwieriger und kauziger Mensch gewesen. Er lebte sehr isoliert und hatte diverse Beziehungsdramen hinter sich, mehrere Kinder von verschiedenen Frauen, aber zu keinem von ihnen hatte er einen guten Kontakt. Ständig lamentierte er über sein Leben und dass er immer nur Pech gehabt hätte. In der Kneipe, die zu dem Theater gehörte, für das er arbeitete, stand er oft in sich versunken am Tresen, trank und rauchte, und wenn er mit jemandem ins Gespräch kam, kippte er dem anderen sein Leid vor die Füße, ob der es hören wollte oder nicht.

Wenn man versuchte, ihm irgendwelche Tipps zu geben, war das ganz und gar nicht erwünscht. Irgendwann hatten sich fast alle von ihm abgewandt, weil sie sein Jammern nicht mehr ertragen konnten.

Ich hatte ihn vor ziemlich genau sechs Jahren kennengelernt, als Udo und ich nach vielen Anfangsschwierigkeiten endlich ein Paar wurden. Als ich damals von Matthias’ Krankheit erfuhr, dachte ich: Nicht schon wieder! Kurz davor war mein Onkel an Krebs gestorben, und ich hatte ihn bis zu seinem Tod begleitet. Auch meine Mutter war zwanzig Jahre vorher an Krebs gestorben. Nur ein halbes Jahr, nachdem ein Hirntumor bei ihr festgestellt wurde, war sie tot. Sehr schwer war, dass man ihr gegenüber kein Wort über ihre Krankheit fallen lassen durfte. Sie hat überhaupt nie viel über ihre Gefühle und Befindlichkeiten nach außen dringen lassen. Das war für mich zum Schluss sehr schwer auszuhalten. Und jetzt schon wieder einer, der diese mörderische Krankheit hatte!

Als ich Matthias dann persönlich begegnet bin, habe ich deshalb sofort eine Art Schutzwand aufgebaut und mich nicht auf ihn eingelassen. Außerdem haben mich seine permanenten Klagelieder genervt. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ausgerechnet dieser Mann der Auslöser für meinen Lebensumbruch sein würde.

Ich hatte eine gescheiterte Ehe und allerlei Beziehungen hinter mir, Krisen und schmerzhafte Trennungen, aber mein Leben war ausgefüllt von der Erziehung meiner beiden Kinder und meiner Arbeit.

Udo traf ich bei einer Lesung. Ich war in einer ziemlich komplizierten Situation, denn diese Veranstaltung war der letzte gemeinsame Abend mit meinem damaligen Freund, danach wollten wir uns endgültig trennen. Beim anschließenden Sektempfang kam ich mit Udo ins Gespräch. Ich war damals 44. Ich interessierte mich nicht sofort für ihn als Mann, denn meine bisherigen Partner waren meist jünger als ich, und Udo war hingegen 14 Jahre älter. Trotzdem gab ich ihm zum Abschied meine Visitenkarte.

Wir verabredeten uns in einer Kneipe und haben miteinander geschwatzt. Mir ging es damals nicht gut, ich rauchte wie ein Schlot und dachte am Ende dieses Treffens: Was ist denn das für ein komischer Typ? Nicht unsympathisch, mehr aber auch nicht. Kein Gedanke, dass etwas Ernstes daraus werden könnte. Er ließ aber nicht locker und hat schließlich regelrecht um mich geworben.

In dieser Zeit musste ich ins Krankenhaus und hatte eine Operation. Udo sagte: »Ich helfe dir.« Ich war froh darüber, dass überhaupt jemand ab und zu nach mir schaute. Nach ein paar Monaten war ich über den Berg und dachte: Der ist gar nicht so schlecht. Es hatte sich etwas in mir verändert, und ich näherte mich Udo innerlich immer mehr an. Aber dann wollte er auf einmal nur noch mit mir befreundet sein und keine Liebesbeziehung haben. Das traf mich. Ich dachte: Jetzt hast du den Mann endlich lieb gewonnen, und jetzt will er dich nicht mehr. Das kann doch nicht wahr sein!

Zu dieser Zeit hatte er noch andere Beziehungen, und ich saß wie auf einer Wartebank. Es war quälend. Ich befand mich plötzlich in einem Gefühlskarussell wie nie zuvor. Und stellte mir Fragen über mein bisheriges Leben: Wer bin ich, was habe ich erlebt, wo will ich hin? Welche Gefühle kämpfen in mir miteinander und warum?

Das war der Impuls, aus dem heraus ich Udo zu schreiben begann. Ich schickte ihm zwei Jahre lang unzählige Briefe und E-Mails. Ich schrieb über mich, über mein ganzes Leben, erzählte alles, was gewesen und schief gegangen, was gut und was schlecht gelaufen war. Ich hatte ein immenses Bedürfnis, mich zu öffnen und zu offenbaren. Das fiel mir anfangs nicht leicht, aber es tat mir gut. Ich hätte auch Tagebuch schreiben können, aber das hätte mir nicht ausgereicht. Es musste ein Mensch sein, dem ich das alles anvertraute. Und dieser Mensch war ausgerechnet Udo, der mich als Frau offenbar gar nicht mehr wollte. Ich habe kein Blatt vor den Mund genommen und ihm gesagt, dass ich ihn sehr lieb habe, auch wenn er mit anderen Frauen zusammen ist. Es war mir völlig egal, ob ich damit Konventionen verletzte. Ich musste mich mitteilen und das, was gesagt werden musste, sagen.

Ab und zu hat er auf meine Briefe geantwortet, aber eher selten und nur kurz. Wahrscheinlich war es ihm zu viel, was da geradezu an Romanen ankam. Meistens antwortete er gar nicht, manchmal kam nur ein Satz mit ein paar tröstenden Worten.

Wenn er mir von seinen anderen Frauen erzählte, tat er mir seltsamerweise irgendwie leid. Ich dachte: Was ist denn das für ein verkorkster Typ? Der findet nicht zu sich und auch nicht zu mir.

Wir haben uns ein paar Mal getroffen. Nach und nach hat er sich mir angenähert. Das ging zwei Jahre so. Dann vereinbarten wir eine gemeinsame Reise und fuhren nach Damaskus, ausgerechnet! Und dort kam die entscheidende Wende: Wir wurden ein Liebespaar. Ab diesem Zeitpunkt waren wir zusammen und haben uns gut verstanden. Udo hat oft gesagt, er fühle sich mir seelenverwandt. Aber mir ging es nicht so. Wie sich Seelenverwandtschaft anfühlt, habe ich erst durch Matthias erfahren. Und ich weiß heute, dass ich diesen Gleichklang mit Udo nie hatte und mit ihm auch nie erleben werde. Trotzdem ging es uns gut miteinander. Fünf Jahre lang. Dann geschah aus heiterem Himmel eben jene seltsame Geschichte, die mein Leben auf dem Kopf stellte und Udo zunächst völlig verstörte – als Matthias wegen seines Armbruchs im Krankenhaus lag. Als sich sein Zustand verschlechterte, hat ihn Udo jeden zweiten Tag besucht. Da dachte ich, ich sollte ihn vielleicht begleiten. Aber Udo zweifelte, ob es Matthias recht wäre: »Der kann Frauen doch nicht leiden und lässt dich gar nicht rein«. »Das ist mir egal«, sagte ich zu ihm, »wenn er mich nicht sehen will, geh ich eben wieder, das ist auch nicht schlimm.«

Aber Matthias war einverstanden, dass ich mitkam. Und so besuchte ich ihn öfter, meist mit Udo zusammen. Manchmal bin ich etwas länger geblieben, weil ich mehr Zeit hatte. Wir wechselten uns gemeinsam mit anderen Freunden ab, sodass er jeden Tag Besuch hatte. Aber weder eine seiner Ex-Frauen oder -Freundinnen durften kommen, noch seine Mutter oder seine Geschwister. Vor allem seine Mutter litt schwer darunter, dass sie ihren Sohn nicht noch einmal sehen durfte, sie hatte aber auch nicht den Mut, sich dem Verbot zu widersetzen.

Er hat ihr offenbar bis zum Schluss Vorhaltungen gemacht, was sie in seiner Kindheit falsch gemacht habe, und ich dachte: Mein Gott, du bist jetzt ein gestandener alter Mann von sechzig Jahren, das musst du doch irgendwann hinter dir lassen. Aber bis zum Ende konnte er diesen Graben nicht überspringen.

Er verbot auch drei seiner vier Kinder, ihn zu besuchen, bis auf einen Sohn. Diesen Jungen wollte er unbedingt noch einmal sehen, dieser Wunsch war wie ein Lebenselixier. Aber obwohl der Sohn das wusste, kam er nicht. Das war tragisch.

Wenn ich an Matthias’ Bett saß, kam ich mir vor wie die Stellvertreterin für alle, die nicht da waren oder nicht da sein durften. Es war, als sei ich dorthin gerufen worden, um diese Lücke zu füllen. Aber ich konnte nicht viel mehr tun als dazusitzen, seine Hand zu halten, ihn zu füttern.

Doch ich fühlte einen immer stärkeren Sog, ihn zu besuchen. Matthias wurde von Tag zu Tag schwächer, und durch die starken Medikamente, die er gegen seine Schmerzen bekam, fiel er immer weiter ins Delirium. Ich ging inzwischen jeden Tag in die Klinik.

Es war vielleicht eine Woche vor seinem Tod. Ich saß neben ihm, und plötzlich überkam mich ein unglaublich intensives Gefühl für diesen Mann, der todkrank vor mir in seinem Bett lag. Ich sagte zu ihm: »Ich hab dich lieb.« Er guckte mich an und antwortete: »Was, mich komischen Pumuckl?«

In dieser Nacht lag ich schlaflos in meinem Bett und hatte unheimliches Herzklopfen. Ich wusste nicht, was mit mir los war.

Ein paar Tage später war Matthias nur noch ein Schatten seiner selbst. Schneeweiß und wie durchsichtig lag er in einem tiefen Schlaf und kam nur noch selten zu Bewusstsein. Da überspülte mich plötzlich eine Welle von Liebe, wie ich sie nie zuvor empfunden hatte. Sie traf mich mit einer Heftigkeit, vor der ich erschrak. Mich durchschoss der Gedanke: Das ist Jesus! Das ist der Leidende. Dabei war ich früher nie sonderlich religiös gewesen.

Ich empfand auf einmal ein unglaublich ergreifendes Gefühl des Verbundenseins mit allem und allen, und mich überkam eine Art allumfassender Liebe. Nichts anderes war mehr wichtig, nur noch das Gefühl eines großen gewaltigen Einsseins. Ich hatte nie zuvor etwas so Überwältigendes erlebt. Vielleicht ansatzweise und für Sekunden bei einem sexuellen Erlebnis, aber noch niemals so rein vom Herzen her. Ich dachte in diesem Moment: Das bin ja ich! Der andere, Matthias, das bin ich. Es war wie eine vollkommene Verschmelzung.

Man muss sich das vorstellen: All dies spielte sich auf einer Intensivstation ab, überall waren Schläuche und Infusionsständer, Piepsgeräusche von Monitoren, Pfleger und Ärzte, die ständig hin- und hergingen. Aber das spielte alles keine Rolle mehr. Ich war bis ins Herz hinein ergriffen. Es gab nur noch diese Schnittstelle zwischen zwei Menschen und die Empfindung, ein einziges Ganzes zu sein.

Obwohl Matthias schlief, sagte ich zu ihm: »Ich liebe dich.« Da kam er plötzlich zu sich, sah mich an und sagte: »Es ist zu spät, das hat doch keinen Sinn mehr.« Dass er überhaupt noch die Kraft hatte zu sprechen, war ein Wunder. Ich habe geantwortet: »Das macht doch nichts, das ist doch nicht schlimm.« Ein blöder Satz, aber mir fiel sonst nichts ein. Doch das spielte keine Rolle mehr. Ich beugte mich zu ihm hinunter, und wir küssten uns. Diesen Kuss empfand ich wie eine absolute Verschmelzung.

Dann wurde er schwächer. Ich hätte ewig neben ihm sitzen können. Aber ich dachte: Das geht doch nicht, die Kinder warten zuhause auf mich, und was erzähle ich Udo?

Da sagte ich zur Matthias: »Wartest du auf mich? Ich komme morgen wieder.« Und er antwortete leise: »Ja.« Als ich ging, hatte ich extremes Herzklopfen und war sehr aufgeregt, aber auch unglaublich glücklich.

Am nächsten Morgen rief der Arzt sehr früh morgens bei uns an und sagte: »Ihr müsst heute früher kommen als sonst, ich weiß nicht, ob er den Tag überlebt.« Ich hatte seit dem Aufwachen furchtbare Kopfschmerzen und musste zur Arbeit gehen. Udo und ich verabredeten, dass wir uns um zwei Uhr in der Klinik treffen würden.

Als wir im Krankenhaus ankamen, rief uns der Arzt in sein Zimmer und sagte, dass Matthias am Vormittag kurz nach zehn Uhr verstorben sei. Ich geriet in einen Schockzustand, weil wir zu spät gekommen waren. Ich wollte Matthias unbedingt noch einmal sehen. Wir gingen in das Zimmer, in dem seine Leiche aufgebahrt war. Auf mich wirkte er ganz anders als am Tag zuvor, als ich ihn das letzte Mal lebend gesehen hatte. Er war nicht mehr so eingefallen, sondern hatte ein volleres Gesicht, und ich fand, dass er lächelte. Udo fand das nicht. Ich habe Matthias noch einmal berührt, meine Hand an seine Wange gelegt und ihn gestreichelt. Sie war noch warm. Das war seltsam.

Draußen schien die Sonne, es war ein warmer Herbsttag. Wir gingen in ein Café, tranken etwas und redeten über Matthias. Ich hatte Udo noch kein Wort darüber erzählt, was ich erlebt hatte. Wir gingen zurück in meine Wohnung, und Udo hat die Nacht bei mir verbracht. Ich konnte nicht einschlafen, weil ich so extremes Herzklopfen hatte, und Udo gab mir ein paar Beruhigungstropfen.

Um Punkt Mitternacht klingelte plötzlich der Radiowecker, obwohl ich ihn noch nie benutzt oder eingestellt hatte. Ich habe mir nichts dabei gedacht und ihn einfach ausgeschaltet. Kurz danach bin ich eingeschlafen.

Ein paar Tage nach Matthias’ Tod setzte etwas ein, das mich zunächst tief erschreckte: Ich bekam in der Einschlafphase und manchmal auch tagsüber, wenn ich an Matthias dachte, plötzlich richtige Wallungen.

Es begann mit einem Kribbeln, als ob ein immer stärker werdender Energiestrom den ganzen Körper erfassen und tausend kleine Nadeln in meine Haut stechen würden. Das baute sich langsam auf, wurde immer stärker, und schließlich wallte und krampfte das Herz, es riss mich nach oben, sodass mein ganzer Oberkörper sich aufbäumte. Das war der Anfang dieser Zustände, die mich bis heute nicht verlassen haben. In der ersten Zeit habe ich immer einen Schrecken bekommen, wenn es begann. Ich hatte keine Angst, verrückt zu werden, aber ich kannte so etwas einfach nicht. Mir kam der Gedanke, dass es eine göttliche Fügung sei. Dabei konnte ich es belassen.

Inzwischen irritiert mich dieser Zustand nicht mehr, ganz im Gegenteil. Ich möchte ihn nie mehr missen. Denn er ist mit einem absoluten Glücksgefühl verbunden und ähnelt einer Ekstase. Es erinnert mich an Gemälde, die die Verzückung der Heiligen Teresa von Avila darstellen: Ein mystischer Zustand, der wirkt wie ein Liebesrausch.

Dass ich einmal ein derartiges spirituelles Erlebnis haben würde, hätte ich nie gedacht. Denn ich bin ich protestantisch, also eher nüchtern aufgewachsen und war auch nie sehr fromm. Als Kind schickte mich meine Mutter zwar in die Christenlehre, aber die Konfirmation habe ich verweigert. Außerdem bin ich in der DDR groß geworden, da konnte man mit pathetischen Schwärmereien schon gar nichts anfangen.

Diese Zustände, die mich jetzt regelmäßig überfielen, habe ich sofort mit Matthias in Verbindung gebracht. Eine göttliche Fügung, eine Verbindung ins Jenseits. Das waren meine Assoziationen.

Ich habe mir Bücher zum Thema Tod und Sterbebegleitung besorgt. Ich wollte verstehen, was es in diesem Zusammenhang alles gibt. Ob das, was mir geschehen ist und bis heute geschieht, auch anderen widerfahren ist. Darum habe ich mich auch mit Nahtod-Erfahrungen beschäftigt, denn mir fiel ein, was ich vor Jahren am Sterbebett meiner Mutter erlebt hatte. Sie hatte ja Krebs gehabt. Als sie in der Agonie lag, saß ich neben ihr und hatte für einen Moment das Gefühl, ich würde an der Decke schweben und alles von oben betrachten können. Damals war ich dreißig Jahre alt und habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Aber jetzt kam plötzlich die Erinnerung daran zurück. Reden konnte ich zu dem Zeitpunkt noch mit niemandem darüber. Ich dachte, alle anderen würden mich sonst für verrückt erklären.

Vier Wochen nach Matthias’ Tod war die Urnenbeisetzung. Mit Udo hatte ich immer noch nicht gesprochen, auch nicht darüber, was ich jetzt Nacht für Nacht erlebte.

Kurz vor der Beisetzung lud ich Matthias’ Bild auf dem Computer hoch. Ich sagte zu ihm: »Mein Lieber, ich wünsche mir, dass das jetzt eine richtig schöne, harmonische Veranstaltung wird. Und dass die Menschen, die dir einmal nahe waren, dir deine Härte verzeihen.«

Endlich durften alle kommen, die er in der letzten Zeit seines Lebens abgewiesen hatte: Seine Mutter und seine Geschwister, seine Ex-Frauen und seine Freundinnen, seine Kinder. Und alle waren freundlich zueinander. Als ich das sah, dachte ich: Verflixt noch mal, das hättest du eher haben können. Das wäre so schön für dich gewesen, hättest du ihnen verzeihen und alle Verletzungen vergessen können. Und deine eigenen sehen. Es tat mir sehr leid, dass er das nicht geschafft hat.

Wir standen auf dem Friedhof vor der Leichenhalle. Sein Wohnungsnachbar, einer der wenigen Menschen außerhalb des Theaters, mit dem Matthias Kontakt gehabt hatte, erzählte einen Witz nach dem anderen. Wir haben alle gelacht. Als wir in die Halle gingen, wurden viele traurig und weinten, vor allem seine Familie. Ich saß neben Udo und war überhaupt nicht traurig. Ich habe mir vorgestellt, dass er da ist und das ganze Spektakel beobachtet, auf seine Weise. Das hat mich total entspannt.

Wir gingen zu seinem Grab, und Udo hatte eine Flasche Eierlikör dabei, andere brachten Rotwein und haben Gläser verteilt. Ein gefülltes Glas stellten wir neben die Grabstelle und stießen miteinander an. Jetzt kam die Heiterkeit zurück. Mir ging es richtig gut. Ich fühlte mich wie eine Beobachterin, die vom Rande aus die ganze Zeremonie entspannt betrachtet.

Udo und ich fuhren danach ein paar Tage in Urlaub. Als wir unterwegs waren, spürte ich, dass ich mit Udo nicht mehr körperlich zusammen sein konnte. Ich hatte ihn immer noch lieb, aber meine Bindung zu Matthias war inzwischen so stark, dass es meine sexuellen Gefühle für Udo wie weggewischt hatte. Da Udo das natürlich spürte, nahm ich allen Mut zusammen und begann darüber zu reden, was mir geschehen war. Mir war ja vieles selbst noch nicht klar.

Aber am Kernpunkt war trotzdem nicht zu deuteln: An meiner absoluten Liebe für Matthias. Dass er tot war, spielte für mich keine Rolle. Als ich Udo all dies erzählte, war er schockiert, eingeschnappt und unglaublich zornig. Er ist ein rationaler Typ und war über das, was ich ihm mitteilte, fassungslos. Seine heftigen Gefühle ließen erst langsam nach. Irgendwann sagte er: »Du musst unbedingt zu einem Psychologen gehen.« Aber was sollte ich dem sagen: »Herr Doktor, ich bin so glücklich, helfen Sie mir bitte?«

Wir fuhren zurück und sahen uns nach wie vor. Nur dass wir eben keine intime Beziehung mehr hatten. Und Udo immer noch absolut irritiert war. Ich dachte, dass sich das wieder gebe und unternahm Versuche, mich und Udo auch erotisch einander wieder näherzubringen. Aber das gelang nicht.

Dann geschah etwas, das mich fast in Panik versetzte. Am Morgen des Tages, an dem Matthias starb, hatte ich einen rosa Schal umgelegt und sah, dass in der Mitte ein roter Fleck war, vielleicht Blut. Möglicherweise hatte ich mich aufgekratzt. Ich wollte den Schal noch auswaschen, aber die Zeit war zu knapp, und ich dachte: Das sieht sowieso keiner. Einige Zeit später fiel es mir wieder ein, und ich wollte den Schal endlich waschen. Aber der Fleck war weg!

Ich habe Udo angerufen, mein Herz klopfte und raste. Ich sagte ihm, was passiert war. Er wollte mich beruhigen und sagte»Du hast das Tuch bestimmt schon gewaschen und es vergessen.« Aber das konnte nicht sein, denn es gab noch andere Flecken, und die waren nicht verschwunden! Ich dachte: Das geht jetzt nicht mehr mit rechten Dingen zu, das kann es nicht geben. Ich habe noch nie an Hexerei oder Übersinnliches geglaubt. Ich bin gar nicht der Typ dazu.

Deshalb habe ich das Gespräch mit einem Pfarrer gesucht, danach auch mit einem Psychologen, ich wollte eine Erklärung dafür. Aber letztendlich hatte niemand eine Antwort. Der Pfarrer sagte nur: »Seien Sie doch froh, freuen Sie sich daran, das ist doch was Schönes, das ist doch wunderbar.«

All das hat mich sehr verändert. Ich habe den Eindruck, dass ich in einer Art Herzwelt gelandet bin. Wo das Herz extrem ausschlägt. Ich bin tiefer berührbar von allem, was mir begegnet, bin feinfühliger geworden, auch anderen Menschen gegenüber. Ich empfinde jede Freude und jeden Schmerz, bei mir selbst oder bei anderen, viel intensiver. Dieses Herzweltgefühl, wie ich es nenne, hat bis heute angehalten. Wenn ich mich ins Bett lege, bedanke ich mich erst einmal für den Tag und all das, was gewesen ist. Ich habe ja ein schönes Leben. Dann danke ich Matthias, dass ich so etwas erleben durfte.

Manchmal fühle ich mich wie ein Embryo in der Fruchtbrühe, das ist ein ungeheuer wohliges Gefühl des Aufgehobenseins und des Einsseins mit allem. Es ist genau das, was ich mir in meinem Leben immer von Partnerschaften gewünscht und nie gefunden habe: Dass man sich mit und im anderen auflösen kann. Es ist die Sehnsucht nach einem ekstatischen Zustand, wie man ihn beim Sex erleben kann, wenn man sich völlig gehen lässt und im anderen verschwindet.

Und genau das erlebe ich seit Matthias’ Tod in diesen Ekstasen, auch auf der geistigen Ebene. Wenn es mich so überspült, habe ich das Gefühl, eigentlich gar nicht da zu sein, sondern als ob Matthias und ich ineinander aufgehen wie in einer Art Ursuppe. Ich bin inzwischen richtig süchtig danach.

Vor wenigen Wochen habe ich aus beruflichen Gründen einen Mann in Tschechien besucht, einen frommen Katholiken. Die Wände seines Zimmers hingen voller Kreuze, und es gab viele Marienbildnisse. Eines der Bilder zog mich wie magisch an. Es war ziemlich kitschig. Es zeigte Maria mit geöffneter Bluse und gab den Blick frei auf ihr rotes Herz, das von einem Pfeil durchbohrt war. Es war wie ein Schock, und ich dachte: Das ist es! Genau dieses Bild spüre ich in mir, wenn mich meine Zustände überkommen. Es ist, als sei mein Herz gepfählt. Und gleichzeitig durchströmt mich ein ungeheures Glücksgefühl. Diese intensive Empfindung überkommt mich manchmal auch tagsüber, in den banalsten Situationen. Das kann mitten in einer Konferenz sein. Ich nehme es dann völlig gelassen hin und warte, bis es vorbei ist. Jedes Mal bin ich froh darüber.

In der letzten Zeit ist es an zwei oder drei Tagen ausgeblieben, das war furchtbar. Ich war richtig geschockt und dachte: Jetzt ist es zu Ende. Bei diesem Gedanken überkam mich eine große Trauer. Wenn diese Zustände ausblieben, würde das eine unglaubliche Leere in mir hinterlassen, und ich bin sicher, ich würde in ein tiefes Loch fallen. Am schlimmsten ist der Gedanke, dass es jetzt vorbei sein und nie mehr wiederkommen könnte. Dann fühle mich vollkommen allein gelassen und habe keine Lust mehr weiterzuleben. Aber bisher sind die Ströme jedes Mal am folgenden Tag oder in der nächsten Nacht zurückgekommen.

Es ist verrückt, dass Matthias genau in dem Moment, in dem er starb und ich ihn verlor, zum wichtigsten Menschen meines Lebens geworden ist. Und mir so nahekam wie niemand bisher. Dabei kannte ich ihn kaum. Jetzt bin ich auf der Suche danach, wer er eigentlich war.

Ich befrage alle möglichen Leute, die ihn kannten, und bitte sie, mir etwas über ihn zu erzählen. Ich habe inzwischen oft mit seiner Mutter gesprochen, die immer noch sehr unglücklich darüber ist, dass sie ihn nicht noch einmal hatte sehen und sprechen dürfen. Sie hat mir viel über seine Kindheit erzählt. Ich habe auch mit einer seiner Ehefrauen geredet und viele schlimme Geschichten von früher gehört. Für mich fügt sich jetzt vieles zusammen, und ich verstehe besser, warum er so geworden ist, wie er war. All das möchte ich ergründen. Ich möchte den Menschen kennenlernen, der er war. Auch wenn ich ihm nie mehr begegnen werde.

Udo ist mein bester Freund geblieben, und ich habe ihn nach wie vor lieb. Er ist überzeugter Atheist, aber inzwischen ist er viel aufnahmefähiger geworden, und seine philosophische Haltung hat sich verändert. Wir diskutieren viel und lesen gemeinsam Bücher über das Gehirn, das Bewusstsein, sogar über Quantenphysik.

Ich kann ihn inzwischen noch viel mehr schätzen und achten als vorher, weil auch er anders geworden ist. Am Anfang dachte er, dass ich komplett spinne. Aber inzwischen hört er mir ruhig zu, wenn ich ihm davon erzähle, was ich innerlich erlebe. Manchmal fragt er: »Was gibt es Neues von Matthias?« Das meint er vielleicht spöttisch, aber ich denke, er will auch wirklich wissen, wie es mir geht. Er hat mich auch schon gefragt: »Kann es nicht sein, dass du das alles selbst produzierst?« Natürlich tue ich das, es ist ja mein Körper, der mir diese Signale schickt. Und ich kann nur davon sprechen, was mein Körper empfindet. Ich habe ihm gesagt, dass es mir gut dabei geht. Und das will er ja auch.

Ich öffne mich immer mehr und versuche zu empfangen, was das Leben mir noch bringen will. Denn eigentlich hatte ich das Gefühl gehabt, dass der Zenit überschritten ist. Und plötzlich kam noch einmal solch ein Erlebnis.

Ich habe den Eindruck: Was bisher war, ist die Pflicht gewesen. Jetzt kommt die Kür. Das gibt mir eine tiefe Ruhe. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich noch irgendetwas erreichen muss: zum Beispiel Karriere machen oder um irgendetwas kämpfen. Das ist alles vorbei. Ich glaube, das ist der Sinn meines Lebens. Ich will wissen, was das Leben noch von mir will, was ich noch lernen soll oder kann.

Udo und ich verbringen viel Zeit miteinander, aber ich habe ihm auch klar und deutlich gesagt, dass er nicht auf mich warten, nicht denken soll, dass ich irgendwann zu ihm zurückkomme und wir wieder ein partnerschaftliches Verhältnis haben. Das kann ich nicht, und das möchte ich auch nicht mehr.

Trotzdem will er, dass wir uns nach wie vor sehen. Wir unternehmen vieles gemeinsam und haben engen Kontakt. Udo ist ein toller Mensch und ein guter Freund.

Ich wünsche ihm, dass er das bekommt, was er für sein Leben haben möchte: eine Frau. Er will ja auch nicht alleine sein. Aber ich kann diese Frau nicht sein. Mein Herz ist woanders.

Da war es für mich geradezu eine Erlösung, als er sagte, dass er eine Frau für seine körperlichen Bedürfnisse gefunden hat. Trotzdem dachte ich: Der kann aber auch nicht lange warten. Der hält das ja nicht einmal ein paar Monate aus, wo ich zwei Jahre gewartet habe! Aber ich war auch froh, weil der Druck weg war. Ich will ja nicht, dass er leidet, wenn er das braucht. Er ist eben ein anderer Mensch als ich.

Aber als er mit der anderen Frau in Urlaub fuhr, war ich völlig fertig. Ich dachte, das mit uns sei endgültig vorbei. Aber er sagte mir, das eine habe mit dem anderen nichts zu tun.

Mir tut es trotzdem unglaublich leid um uns, weil wir über Jahre schöne Zeiten hatten, in denen ich mich ihm extrem nahe gefühlt habe, jedenfalls für meine damaligen Begriffe. Das hält er mir manchmal immer noch vor und zitiert aus Briefen, die ich ihm früher geschrieben habe. Dann sagt er, das sei doch genau so, wie ich heute über Matthias spräche. Aber es ist eben nicht dasselbe. Ich weiß genau, mit Udo werde ich das nie erleben, obwohl er sich das so sehr wünscht. Ich kann es ihm nicht erklären, aber es geht nicht.

Udo hat jetzt eine feste Freundin. Wenn alles so bleibt, ist es für mich in Ordnung. Aber ich weiß nicht, ob sie das aushält. Sie weiß von mir und von allem, was geschehen ist. Ich habe ihm gesagt, dass er sehr behutsam sein und aufpassen muss, dass er ihr nicht zu viel zumutet. Ich möchte, dass es den beiden gut geht. Und dass er das tut, was für ihn wichtig ist. Selbst wenn es mir wehtut. Das ist der Preis für mein neues Leben.

Ich lebe mit Matthias, wenn man das so sagen kann. Er ist für mich so gegenwärtig als sei er anwesend. Ich rede mit ihm, sage ihm, dass ich ihn liebe und es ihm verdanke, dass ich wie zu einem neuen Leben erwacht bin. Natürlich würde ich ihn gerne wiedersehen, aber daran kann ich nicht wirklich glauben. Dafür bin ich zu kopfgesteuert.

Ich besuche ihn mindestens einmal pro Woche auf dem Friedhof. Seine Urne wurde in einem Waldstück beigesetzt, ohne Grabstein. Aber ich weiß genau, wo.

Ich bringe ihm immer eine langstielige rote Rose mit, die ich auf das kleine Rasenstück lege, unter dem er begraben ist. Hier komme ich zur Ruhe. Es ist ein schöner Ort, ein kleiner Wald, in dem die Vögel zwitschern. Ich setze mich auf eine Bank und rauche zwei Zigaretten nacheinander: Eine für mich und eine für ihn. Ich komme ins Gespräch mit ihm, und es geht mir richtig gut. Wenn ich gehe, bin ich fröhlich und heiter gestimmt. Die Leute, denen ich begegne, denken bestimmt, wieso kommt die uns mit so einem Lächeln entgegen? Die Gesichter der Friedhofsbesucher sind meist traurig. Für mich aber ist es ein ausgesprochen heiterer Ort.

Seit ein paar Wochen arbeite ich in einem Hospiz. Ich verteile Abendbrot, erledige praktische Aufgaben, ich rede aber auch mit den Kranken und Sterbenden, wenn sie es möchten. Das macht mich überhaupt nicht traurig, sondern es bereichert mich. Das Interessante dabei ist, dass der Tod immer mit im Raum steht. Das ist eine große Herausforderung. Ich erlebe die ganze Bandbreite, wie Menschen mit dem Sterben umgehen. Die einen hadern, die anderen sehnen den Tod herbei und können ihn kaum erwarten. Ich empfinde das Hospiz als großen Bahnhof, wie eine Metapher für das Leben. Menschen reisen ab und wissen nicht, wohin es geht. Es ist eine Station, an der man sich verabschiedet.

Es gab eine Zeit, ganz am Anfang nach Matthias’ Tod, da sehnte ich mich auch danach. Ich wollte zu Matthias und dachte: Was soll ich hier? Was kann nach all dem Wunderbaren, das ich erlebt habe, noch kommen? Aber dann ist mir klar geworden, dass ich hierbleiben und wissen will, was das Leben noch mit mir vorhat.

Manchmal schwanke ich hin und her. Einerseits möchte ich, dass mein Leben so bleibt, wie es ist. Andererseits denke ich: Jetzt muss doch noch etwas kommen, etwas Großes, Neues. Denn ich will das Leben, die Menschen und alles, was es gibt, noch besser verstehen und spüren.

Und falls es doch noch einmal einen Mann in meinem Leben geben sollte, müsste diese Begegnung auch etwas ganz Neues sein. Aber das ist im Moment nicht mein Hauptthema, sondern die Suche nach Antworten: Was sind wir, wer sind wir, woher kommt das alles und wohin führt es uns?

Andererseits habe ich durch die Offenbarung, die mir zuteil wurde, Demut gelernt und warte gelassen darauf, was das Leben mich noch lehren will.

Der Mann

Ich kann mich noch gut an die Situation erinnern, als Claudia mir erzählte, dass sie den toten Matthias liebt. Wir saßen in einer Kneipe, ich war unglaublich erregt und sagte so laut, dass der ganze Nachbartisch es hören konnte: »Du hast kein Verhältnis mehr mit mir, du hast jetzt ein Verhältnis mit einer Leiche!« Dann stürzte ich hinaus.

Ich war voller Eifersucht und tief verletzt, dass es ein Toter war, der jetzt ihre Gefühle besitzen und all ihre Gedanken beherrschen sollte, dass es ausgerechnet auch noch Matthias war, der ohnehin nur noch Asche ist.

Ich kannte ihn seit über dreißig Jahren und war immer der Bestimmende gewesen, der Starke, der Sportliche. Er dagegen war ein schwacher, larmoyanter und unsportlicher Mann, dem ständig die Frauen wegliefen. Und plötzlich sollte ich der Benachteiligte und Schwache sein, dem Matthias, den es ja gar nicht mehr gab, die Frau wegnahm. Ich empfand es in doppelter Hinsicht als kränkend und auch als makaber.

Er und ich hatten beruflich viel miteinander zu tun gehabt. Ich realisierte Kulturprojekte, für die er als Grafiker die Plakate oder Programmhefte entwarf. Darin war er sehr gut, und wir haben uns hervorragend ergänzt. Ansatzweise waren wir auch befreundet. Aber auf Augenhöhe waren wir nie.

Er war ein eher weicher Mann, und ich war der Gegentyp. Mit 13 hatte ich mit dem Ringen begonnen und brachte es bis zum Bezirksmeister. Dadurch hatte ich Selbstbewusstsein gewonnen, was ich davor nicht besaß. Ich hatte in der Pubertät gelitten, weil ich zwar schnell gewachsen, aber schmal war. Beim Ringkampf habe ich dann gemerkt, dass ich Kraft habe und schnell bin. Unser Trainer war Europameister gewesen und ein Vorbild für mich. Es ging natürlich um Männlichkeit.

Meinen größten Triumph erlebte ich allerdings nicht auf der Matte, sondern als ich meinen Stiefvater besiegte. Meine Mutter hatte ein zweites Mal geheiratet, und ich verstand mich mit ihrem neuen Mann nicht gut. Als sie an Krebs erkrankte, fing er an, sie zu betrügen. Ich war knapp 18 Jahre alt, als sie eines Tages zu mir sagte: »Wenn dein Stiefvater heute Abend wieder so spät nach Hause kommt, dann verprügelst du ihn.« Da ich ihn sowieso nicht leiden konnte, verpasste ich ihm die bestellten Prügel.

Als er am Boden lag, sagte er zu meiner Mutter: »Entweder dein Sohn geht oder ich!«

Und meine Mutter, die mich doch vorher aufgehetzt hatte, entschied, dass ich verschwinden sollte, und zwar noch am selben Abend. Das spielte sich zwei Tage vor meinem Geburtstag ab. Dass sie mich opferte, obwohl er sie immer wieder betrogen hatte, war für mich ein Verrat. Seit dieser Zeit hatte ich ein sehr gespaltenes Verhältnis zu meiner Mutter.

Der körperliche Wettkampf ist für mich bis heute wichtig. Einmal habe ich Matthias zu einem Ringkampf mitgenommen. Aber selbst das Zusehen war nichts für ihn, er war selbst dafür viel zu weich. Andererseits gefiel mir seine Weichheit, denn weich sein konnte ich nie. Mein Trainer hatte mir immer wieder eingebläut, dass ein Mann hart sein muss.

Heute, im vorgerückten Alter, weiß ich natürlich, dass es nicht gut ist, nur hart zu sein. Aber damals war es wichtig. Ich war ein Kind meiner Zeit. Trotzdem hat mich Matthias’ Weichheit irgendwie angezogen. Andererseits konnte ich ihn deswegen nie richtig ernst nehmen. Manchmal nahm ich ihn mit zum Joggen, das hat ihm gefallen. Er lief gerne mit mir, obwohl er immer zurückfiel, weil er zu viel geraucht und getrunken hat. So war er stets der Unterlegene, was er mir aber nicht übelnahm.

Er hatte verschiedene Beziehungen zu Frauen gehabt und insgesamt vier Kinder gezeugt. In der DDR, wo wir lebten, war das, was Matthias beruflich machte, vor allem in den Augen der Frauen interessant und außergewöhnlich. Er hatte ein Atelier, war Künstler und ein gutaussehender Mann. All das gab ihm einen besonderen Nimbus, da durfte er als Mann schon einmal schwierig sein. Manche Frauen lernte er auch über meine Kulturprojekte kennen. Am Anfang hielten sie es aus, dass er immer über sein Leben klagte, und versuchten, ihm zu helfen. Aber nach ein, zwei Jahren bekamen sie es satt und verließen ihn. Darüber hat er wiederum erneut lamentiert: Die Frauen seien böse, sie hätten ihn verletzt und verraten wie die ganze Welt.

Wenn er wieder mit seinen Klagen anfing, habe ich ihn öfter unterbrochen: »Wir müssen zuerst dies und jenes tun, kannst du mir dein Problem später erzählen?« Das hat er immer akzeptiert. Er war ja ein kluger Mann und antwortete: »Ich weiß, ich weiß, ich jammere schon wieder«, und versuchte umzuschalten.

Wenn man ihn auf seinen Zigaretten- und Alkoholkonsum ansprach und auf das Selbstzerstörerische dabei, sagte er: »Aber ich hab doch niemanden, ich hab doch bloß das Rauchen und Trinken«

Ich habe einen Freund, der ist Psychologe. Er sagt, man kann Glück erleben, wenn es einem wirklich gut geht, aber man kann aber auch Glück erleben, indem man leidet. Ich glaube, Matthias hat sich hinter seinem Leiden versteckt, war auf eine kuriose Art glücklich damit, hat sein Rauchen und Trinken mit seinem Leid begründet und es damit auch wiederum ausgelöst. So umgab er sich mit seinem Unglück wie mit einer Aura – und dann bekam er auch noch Blutkrebs!

Trotzdem hat er, so gut es ging, weiter gearbeitet, und ich gab ihm immer wieder Aufträge, um ihn zu stützen, finanziell und seelisch.

Es war kurz nach seiner Krebsdiagnose, als ich Claudia kennenlernte, ungefähr vor sechs Jahren. Sie war damals 44, ich 58 Jahre alt. Ich war seit Jahren geschieden. Nicht lange, nachdem ich Zuhause rausgeflogen war, hatte ich geheiratet. Da war ich noch keine zwanzig. Wahrscheinlich hatte es damit zu tun, dass ich keinen Hafen mehr hatte und einen Ersatz für meine verlorene Familie suchte. Wir bekamen schnell zwei Kinder. Zunächst war es eine schöne Beziehung. Wir nahmen noch meine kleine Halbschwester auf, ein Nachzügler meiner Mutter, die mittlerweile an ihrem Krebsleiden gestorben war. Nur sechs Wochen danach folgte ihr mein Stiefvater.

Aber meine Ehe wurde immer komplizierter, weil wir uns in unterschiedliche Richtungen entwickelten. Nach 13 Jahren trennten wir uns. Ich hatte danach viele verschiedene Beziehungen zu Frauen. Für mich waren Freundschaften immer sehr wichtig, die zu Männern wie zu Frauen. Ich konnte oft zwei oder drei Frauen gleichzeitig lieben oder zumindest liebhaben.

Ich schätze und achte Frauen sehr, und ich habe die, mit denen ich zusammen war, immer sehr bewundert. Sie sind mit ihrer Sensibilität, mit der Fähigkeit, Kinder zu kriegen, viel stärker als Männer. Von ihrer Stärke und Klarheit habe ich oft profitiert.

Claudia bin ich zum ersten Mal bei einem Empfang nach einer meiner Kulturveranstaltungen begegnet. Als ich sie gesehen habe, hat sie mir gleich gefallen, und wir kamen ins Gespräch. Sie hatte sich ausgerechnet an diesem Tag von ihrem Freund getrennt. Ich war zu der Zeit mit einer Frau lose zusammen, mit einer anderen hatte ich eine festere Beziehung.

Am nächsten Tag habe ich Claudia angerufen, ob wir uns nicht einmal treffen könnten. Das taten wir auch. Sie fand mich am Anfang nicht sehr interessant, und unsere Treffen holperten zwei, drei Wochen so dahin. Ich war zunächst neugierig auf sie als Frau, aber es sprang kein Funke über.

Das Kuriose an der ganzen Geschichte war, dass ich am Anfang sehr an ihr interessiert war, sie aber eher verhalten reagierte. Doch nach ein oder zwei Monaten kehrte sich das Ganze um. Als mein Interesse nachließ, begann sie, um mich zu werben. Und signalisierte sehr direkt, dass sie mich unbedingt haben wollte. Das hat mir zwar geschmeichelt, aber ich habe mich gleichzeitig bedrängt gefühlt. Dann fing sie an, regelrecht um mich zu kämpfen, obwohl sie wusste, das ich noch andere Beziehungen hatte. Ich fand es ziemlich souverän, dass sie sagte: »Ich bin trotzdem weiterhin an deiner Seite, und ich will, dass du zu mir kommst.« Sie schrieb mir im Laufe der nächsten anderthalb Jahre über 1.000 E-Mails, jeden Tag mindestens eine, es war unglaublich. Sie kann sehr gut schreiben und schickte mir auch viele ihrer Gedichte. Eines mochte ich besonders gerne:

El comandante

Das Leben kommandiert sich selbst,

fragt nicht nach wenn und aber,

auch wenn du emsig Ausschau hältst,

nach Freund und Feindeslager.

Das Leben zeichnet seine Bahn,

wie Furchen auf dem Acker,

auf meine Stirn, und mein Herz schlägt

und schlägt und hält sich wacker.

Ich folge ihm, die Lanze tief

und gebe mich geschlagen.

Das Leben kommandiert sich selbst,

ich muss nicht hinterfragen.

In ihren E-Mails hat sie über alles Mögliche geschrieben: Wie sie ihren Tag verbrachte, was sie erlebt hatte, sie schrieb über ihre Kinder. Es war wie ein Tagebuch. Es gab keinen Tag, an dem nichts kam. Ich war vor allem fasziniert von ihrer radikalen Offenheit, mit der sie über ihr Leben schrieb, über das Positive und das Negative, was ihr gelungen war und was nicht. Es war wie eine Dokumentation, in der sie mir offenbar zeigen wollte, wer sie war.

So wie Matthias heute ständig in ihrem Kopf ist, so war ich es damals. Das ist ihr Entweder-Oder-Prinzip. Claudia ist geprägt von einer ganz starken Beziehungssuche.

Auf ihre E-Mails habe ich sehr selten geantwortet und meist nur kurz. Es war ihr Part, immer wieder das Netz auszuwerfen. In diesen anderthalb Jahren haben wir uns auch ab und zu getroffen, hatten in großen Abständen auch einige erotische Begegnungen. Gesehen haben wir uns vielleicht alle 14 Tage. Das ging jedes Mal von Claudia aus. Es war natürlich nicht schön für sie, dass sie immer wieder darum kämpfen musste.

Sie wollte unbedingt eine feste Beziehung mit mir, auch in sexueller Hinsicht. Sie sagte: »Du kannst nein sagen, aber ich will dich.« Trotzdem habe ich sie niemals als Stalkerin empfunden, vielmehr hat mir ihre Souveränität imponiert. Und so habe ich mich langsam auf sie zubewegt und mich ihr immer mehr genähert. Es begann etwas zu wachsen, wie ein Pflänzchen, das langsam größer wurde.

Das habe ich ihr irgendwann gesagt, und sie hat sich natürlich sehr darüber gefreut. Mein Leben war bis dahin von vielen Beziehungen durchsetzt, und ich wollte endlich irgendwo ankommen. Ich dachte: Das ist die Frau, mit der man alt werden kann, und zwar ohne andere Frauen daneben. Ich nahm allmählich ihre besondere Persönlichkeit wahr und erkannte, was für eine wertvolle Frau sie ist.

So wurden wir ein Paar. Mehrere Jahre hatten wir eine wunderbare Beziehung, intellektuell und erotisch, ich hatte in der Zeit keine andere Frau. Wir hatten zwar auch kleine Krisen, aber die haben wir überwunden.