DIE ANLEITUNG FÜR DEINE FREIHEIT IM CAMPER
Deutsche Erstausgabe, April 2021
Copyright © 2021 Haffmans & Tolkemitt, Leipziger Straße 54, D-10117 Berlin
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Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Internet, auch einzelner Text- und Bildteile, sowie der Übersetzung in andere Sprachen.
Lektorat: Katharina Theml, Büro Z, Wiesbaden (www.buero-z.net)
Gestaltung & Satz: Susanne Flachmann, polygrafica, München (www.polygrafica.de)
Druck & Bindung: Eberl & Koesel, Altusried-Krugzell
Printed in Gemany
ISBN 978-3-942048-82-8
eISBN 978-3-942048-84-2
Über mich
Nachdenken
Urlaub im Wohnmobil – gefällt dir das?
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Easy fahren: Komm in deinen Flow
Eine Passstraße genießend fahren
Ganz entspannt mit der Fähre reisen
»Offroad«-Wege meistern
Stehen
Leben auf dem Campingplatz
Freies Stehen mit dem Camper
Wohnen
Alltag leben
Frischwasser
Abwasser
Gas
Toilette
Strom
Waagerechtes Ausrichten
Planen
Der Weg (in die richtige Richtung) ist das Ziel
Ideen für deine Packliste
Frei sein
Und los geht’s
Die schönsten Roadtrips zur Inspiration
Kalimera-Tour für 2–3 Wochen
Deutschland » Österreich » über den Brenner » Italien / Ancona » per Fähre nach Griechenland / Patras » links abbiegen und rund um den Peloponnes » Patras » per Fähre nach Italien / Venedig
Slow-Motion-Tour für 2–3 Wochen
Deutschland » Chiemsee » Österreich » über den Wurzen- und Vršič-Pass » Slowenien » an der Soča entlang » Brda-Gebiet » Karst-Region » Slowenische Riviera » Portorož (nahe der kroatischen Grenze)
Dolce-Vita-Tour für 1–2 Wochen
Deutschland » Italien » quer durch die Toskana » Vinci » San Gimignano » Chianti-Gebiet » Montalcino » Bagno Vignoni » Saturnia » Umbrien » Florenz
Fahrspaß-Tour für 4–5 Wochen
Deutschland » Österreich » über den Wurzen- und Vršič-Pass » Slowenien » an der Soča entlang » Kroatien » über die Inseln Cres und Lošinj » per Fähre von Mali Lošinj nach Zadar » Montenegro » Durmitor-Nationalpark » Shkodrasee » Albanien » entlang der Küste » Griechenland / Igoumenitsa » per Fähre nach Italien
Bergliebe-Tour für 1–2 Wochen
Deutschland » Pilsensee » Bodensee » Schweiz » Frankreich » Route des Grandes Alpes » Côte d’Azur » Italien » Lago d’Idro
Natur-pur-Tour für 3– 4 Wochen
Deutschland / Kiel » per Fähre nach Litauen / Klaipeda » auf die Kurische Nehrung » an der Ostseeküste entlang » Lettland » Estland » bis fast zur russischen Grenze » Peipus-See » Lettland / Ventspils » per Fähre nach Deutschland / Travemünde
Regenbogen-Tour für 2–3 Wochen
Deutschland » Niederlande / Amsterdam » mit der Fähre nach England / Newcastle » Schottland » auf der NC500 immer an der Küste entlang » Isle of Skye » Glasgow » England / Newcastle » mit der Fähre zurück in die Niederlande / Amsterdam
Abenteuer-Tour ab 6 Wochen
Deutschland » Österreich » Ungarn » Rumänien » Bulgarien / Burgas » mit der Fähre über das Schwarze Meer » Georgien / Batumi » 2–3 Wochen Rundtour durch ein Traumland » mit der Fähre zurück nach Bulgarien / Burgas
Meine Familie und meine Berufe als selbstständige Grafikdesignerin und Autorin ermöglichen mir dankenswerterweise, immer wieder aus dem Alltag aus- und in meinen Kastenwagen einzusteigen oder mein Motorrad zu satteln. So konnte ich in den letzten 9 Jahren jeweils für mehrere Wochen des Jahres ganz allein auf den europäischen Landstraßen umhercruisen. Mich zieht es vor allem in den Osten, ich liebe die rumpeligen Strecken, suche das möglichst Fremde, das Ungewohnte, Neue. Meine Lieblingsreiseländer sind Georgien, Albanien und Slowenien ‒ aber auch Rumänien, Schottland und Griechenland. Und die Liste der Länder, die von mir entdeckt werden wollen, wird nicht kürzer, meine Touren werden länger, der Radius immer größer.
Das Glück, das ich auf meinen Reisen ganz allein durch die Weltgeschichte mit meinem Kastenwagen, dem »Franz«, erlebe, teile ich sehr gern mit den Daheimgebliebenen auf meinem Reise-Blog: www.der-franz-und-ich.de
Und weil ich mein Glück gern weitergeben würde, habe ich für alle, die sich bisher noch nicht getraut haben, sich mit einem Wohnmobil auf den Weg zu machen, dieses Buch geschrieben ‒ inzwischen als zweite Auflage, völlig überarbeitet, mit ganz neuen Roadtrips und aktualisierten Informationen.
Auf meiner Webseite findest du übrigens weitere Lieblings-Campingplätze in ganz Europa ‒ und es kommen immer mehr dazu! Außerdem stelle ich dir dort meine aktuellen Roadtrip-Tipps als Download zur Verfügung. Guck doch immer mal wieder rein: www.cool-camping-wohnmobil.de
Ich möchte dich gern inspirieren und wünsche dir mit diesem Buch ganz viel Freude beim Lesen, Planen, Vorfreuen und Wegträumen ‒ und auf deinen Roadtrips immer eine Handbreit Sprit im Tank.
Wir sehen uns auf unseren Wegen!
PS: Und wenn du Schönes oder Praktisches für dich, dein Mobil und deinen Roadtrip suchst, dann guck doch mal in meinen Shop: www.roadtriplove.de
Hast du dir immer schon gewünscht, dich wirklich »auf Reisen« zu begeben? Nicht irgendwo schnell hingefahren oder -geflogen zu werden, sondern aus der Haustür zu treten und ab diesem Moment in deinem Tempo die Welt zu entdecken? Dann bist du so weit für einen Roadtrip im Wohnmobil …
» Wenn du etwas loslässt, bist du ein wenig glücklicher. Wenn du viel loslässt, bist du viel glücklicher. Wenn du alles loslässt, bist du frei. «
Ajahn Cha
Das mobile Leben im Camper funktioniert in allen möglichen Konstellationen. Ich genieße sowohl das Familienreisen als auch das Glück, mich ganz allein in meinem Van durch die Welt zu bewegen. In all diesen Varianten erlebe ich einen Riesenspaß, Verzauberung durch tolle Landschaften, Ruhe, Gelassenheit und den »Flow des Fahrens« – aber natürlich auch nervende Momente, in denen ich eigentlich lieber zu Hause sein würde.
Wohnen auf kleinem Raum, das Leben auf Campingplätzen, häufig wechselnde »Wohnorte« und lange Fahrten auf teilweise stark rumpelnden Pisten: Was für den einen Riesenspaß bedeutet, ist für den anderen purer Stress. Du kannst vorher abwägen, aber entscheiden kannst du natürlich nur, wenn du es ausprobierst.
Nur wenn du wirklich gern unterwegs bist, jede vor dir liegende Strecke neugierig erwartest, nicht über ewige Wege stöhnst und das Sehen und Erleben auf der Straße genießt, wirst du ein überzeugter Wohnmobilist werden.
Es müssen nicht jeden Tag unendlich viele Kilometer sein, die du fährst, vielleicht stehst du auch gern tagelang auf einem Platz – aber mit dem Womo zu reisen, bedeutet auch, dass du zu deiner Urlaubsregion deutlich länger unterwegs bist als bei zielgenauer Anreise per Flugzeug. Dafür hast du während der Anreise schon dein Vergnügen und damit von der ersten Minute an Urlaub.
Die grobe Richtung, einige Sightseeing-Punkte oder der anvisierte Fährhafen bestimmen die Route – die genaue Strecke darf ganz spontan entschieden werden. Je nach Fahrerlaune, nach Mitfahrermehrheit oder nach den Erzählungen des Nachbar-Campers wird der Weg zum Ziel und die Spontaneität zum Urlaubsinhalt.
Wenn du allerdings eher der Planungstyp bist, dann macht es dir (und deinen Mitreisenden) mehr Spaß, die Strecke vor dem Urlaub oder Abend für Abend zu überdenken, dich dann vom Navigationsgerät (oder vom Beifahrer) leiten zu lassen. So kannst du dich noch mehr auf das Fahren konzentrieren und hast den Kopf frei für die Eindrücke auf der Strecke.
Du hast die absolute Freiheit, ganz ohne oder nur mit einem kleinen Plan deine Urlaubstage zu verbringen. Damit kannst du allerdings nie sicher sein, ob du den idealen Traumplatz findest, was du am nächsten Tag erlebst oder wie lange du im Auto sitzen musst, um deine Ruhe zu finden.
Du bist frei, alles laufen zu lassen – doch du solltest diese Freiheit bewusst dem ruhigeren Leben in ritualisierten Abläufen wie zum Beispiel in Hotels vorziehen, um mit dieser Form des Reisens glücklich zu werden.
Freiheit sieht für dich anders aus? Auch ein perfekt ausgeklügelter Routenplan kann unterwegs gut realisiert werden und für einen sehr entspannten Urlaub sorgen.
Ganz klar ist die völlige Unabhängigkeit der entscheidende Unterschied zum klassischen »Urlaubmachen«, denn Urlaub mit dem Camper heißt, nur dort zu bleiben, wo man wirklich sein möchte. Entscheidungen triffst du eher spontan und nicht vorab aufgrund von Werbefotos, wobei du aushalten musst, dass die Suche nach deinem Traumplatz manchmal länger dauert, als du gehofft hast …
Kein Tag ist wie der andere, immer kommt alles anders, als du gedacht hast, oder es stellen sich ständig Alltagsfragen: Wie komme ich an Frischwasser, wo kann ich das Abwasser und die Toilette umweltgerecht entsorgen, wie komme ich trotz fehlender Beschilderung an mein Ziel, wo hänge ich die Wäscheleine auf, wer kann mein Auto reparieren, wie komme ich an Strom für mein Handy, welche Route ist die beste, kann diese Straße befahren werden, wie drehe ich auf der steilen Strecke um?
Kleinigkeiten, die im vorab gebuchten Urlaub keinen Gedanken wert sind, beschäftigen dich jeden Tag, und du solltest dich an der Suche nach kreativen Lösungen erfreuen, um diesen Zustand zu genießen.
Alle interessanten Sehenswürdigkeiten kannst du direkt anfahren. Mit einem kleineren Mobil parkst du ganz in der Nähe, mit einem größeren nahe einer öffentlichen Bushaltestelle. Und wenn alle Tagestouristen gegangen sind, kannst du mit den Einheimischen die Ruhe des Ortes genießen.
Kaum eine Unterkunft ist so naturnah wie dein Womo, denn du bist auf Campingoder freiem Stellplatz quasi immer draußen, ganz nah an Wind, Wetter, Natur. Du lebst in und mit der Natur, und die Natur begleitet dich unausweichlich: Insekten, streunende Tiere, Sand und Dreck, Hitze und Kälte, sturmgerüttelte Nächte …
Du bist unterwegs und doch in deinem Zuhause, das du selbst gestaltet hast. Auch in einem gemieteten Mobil wirst du dich in kürzester Zeit wie in einem Nest fühlen, das dir Geborgenheit und Gemütlichkeit schenkt und das du nicht mehr missen möchtest – wenn du der Typ dafür bist, dich auf engem Raum wohlzufühlen und mit anderen Menschen für eine begrenzte Zeit sehr eng zusammenzuleben.
Ein eigenes Wohnmobil ist mit allen laufenden Kosten kein wirklich billiges Vergnügen, und die Mietpreise sind (vor allem in den Schulferien) knackig. Aber entgegen der »stationären« Unterbringung mit Anreise-, Restaurant-, Zimmer- und zusätzlichen Freizeitkosten (vor allem mit Kindern) sind die Ausgaben für Benzin und Straßengebühren, Campingplatz und lokale Einkäufe deutlich geringer.
Beide Varianten sind möglich, beides gibt es im Übermaß. Der Vorteil aber ist, dass du jederzeit den Platz wechseln kannst, wenn es dein Wohlgefühl erfordert. Du musst nicht den ganzen Urlaub schnarchende Zimmernachbarn oder Discomusik aushalten, und du kannst auch vor zu großer Stille fliehen ‒ ganz nach deinem Gefühl.
In vielen Ländern gibt es einen anderen, gedehnteren Begriff von Zeit. Überlass dich ganz entspannt den terminlichen Unwägbarkeiten und der dir vielleicht widerstrebenden bzw. ungewohnten Langsamkeit, denn du hast den großartigen Vorteil von nicht vorgeschriebenen Essenszeiten, keine streng einzuhaltenden Freizeitprogramm- oder Poolöffnungszeiten und in der Regel überhaupt keine festen Termine …
Bei keiner anderen Urlaubsform kannst du so viel Sportgerät, Freizeitzubehör, Lesestoff und sonstiges Equipment mitnehmen. Keine Schlepperei vom Hotel zum Strand, kein Kofferein- und -auspacken … Vom Lieblingsessen über die eigene Dusche bis zur Minireisebibliothek: Du hast alles überall dabei.
Du hast dein eigenes Bad an Bord, wirst aber (um Wassertanks und Toilettenmenge zu schonen) möglichst oft in öffentlichen Sanitärräumen zugange sein. Mit Duschlatschen, sauberem Handtuch und einer entspannten Einstellung ist das kein Problem – wenn du auch mal über Defizite hinwegsehen kannst.
Mit einem großen Camper hast du sogar eine Duschmöglichkeit an Bord. Bedenke aber, dass deine Wasserkapazität begrenzt ist. Auch mit einer (selbstwärmenden) Solar-Outdoor-Dusche kannst du dir nur behelfen, wenn du am Platz Wasser holen kannst. Da es aber an Freistehplätzen in der Regel keinen Süßwasseranschluss gibt, bedeutet das, dass du möglicherweise auch mal einige Tage ungeduscht bleibst, dass du tagelang ungestylt sein und die immer gleichen Klamotten anziehen wirst – ein Traum für die, die das mögen, ein Albtraum für alle anderen, die dann lieber auf einem Campingplatz stehen sollten, auf dem es alle Annehmlichkeiten (von gepflegten Sanitäranlagen über Waschmaschinen bis zu Wäscheleinen) gibt. Im Zweifel aber: einfach mal ausprobieren!
Wenig sonst bringt die Familie einander so nahe wie ein Urlaub im Camper: erfolgreich durchgestandene Nervattacken, gemeinsam gemeisterte Abenteuer, miteinander erlebte Glücksmomente. Es gibt kaum bessere Gelegenheiten, eine intensive Familienzeit zu erleben, als zusammen auf engem Raum zu reisen und trotzdem mit größtmöglicher Individualität zu leben.
Es ist natürlich mitunter kein leichtes Unterfangen, allen und jedem jederzeit gerecht zu werden – aber nach jedem erfolgreichen Kompromiss wird das Familiensystem grundlegend gestärkt sein.
Im Idealfall werden alle nach klassischem Muster verteilten Rollen in der Camper-Realität durchgemischt: Mütter, die die längsten Strecken fahren, Töchter, die das Feuer anschüren, Väter, die für die Wäsche zuständig sind, Söhne, die den Esstisch dekorieren … Spielerisch können unterwegs ganz neue Seiten entdeckt und der Alltagstrott abgestreift werden.
Klar, wenn man Kinder nach ihrem liebsten Urlaubsspaß befragt, nennen sie das, was sie kennen oder im Prospekt entdeckt haben: Bummelbähnchen, Kinderdisco, Freizeitparks, gigantische Poolanlagen. Wenn man sie aber nach ihrem Campingurlaub nach den Highlights befragt, werden sie das abendliche Lagerfeuer, das ungestörte Toben in den Wellen, die grenzenlose Freiheit des Herumstreifens und – am wichtigsten – die permanente Nähe der Familie nennen.
Natürlich kann man größere Kinder nicht mehr ganz so gut mit WLAN-freien Stellplätzen an menschenleeren Stränden, ohne Pool, Pommes und Kicker begeistern – aber vielleicht mit den vielen Eindrücken, die ihre Freunde als »cool« bezeichnen würden, mit der Verantwortung, die sie beim Grillfeueranzünden und den Parkanweisungen tragen, und der Mitsprache bei Stellplatz- und Reiseroutenwahl. Kombiniert man das mit einigen Kontakten zur »Zivilisation« auf komfortablen Campingplätzen, werden sicher auch Jugendliche von einem erfüllten Urlaub sprechen.
Freundes-, Geschwister-, Beziehungspaare auf Wohnmobil-Tour: In allen Varianten lassen sich Gemeinsamkeiten, Schwierigkeiten, Unterschiede und Kompromissfähigkeiten auf den Prüfstand stellen – und dann als Nähe und Harmonie genießen.
Es wird spannend sein zu sehen, wie weit du dich zu Zugeständnissen bereit erklären kannst und wie gut deine Fähigkeit ist, Kompromisse einzufordern. Kreative Lösungen zu finden, dabei auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und trotzdem die gute Laune auf kleinem Raum nicht zu verlieren (oder schnell wiederzufinden), ist eine erstaunliche Erfahrung für beide.
Welch schönes Erlebnis, sich gegenseitig in schwierigeren oder nervigen Situationen zu motivieren, zu beruhigen oder sogar zum Lachen zu bringen ‒ und damit die gemeinsame Reisefreude einfach zu verdoppeln.
Und nach einiger Zeit auf solch begrenztem Raum und nach der mehr oder weniger erfolgreichen Meisterung aller Schwierigkeiten, die sich durch diese Nähe ergeben, wirst du deutlich erkennen, ob du bereit bist, mit diesem Menschen auch eine nächste und übernächste Tour zu machen …
Eine gemeinsame Reise im Camper kann eine harte Prüfung sein – und gleichzeitig auch großes Glück zu zweit bedeuten.
Den Reaktionen auf mein wochenlanges Alleinsein nach zu urteilen, ist dies für die wenigsten Menschen vorstellbar. Angst vor Gefahren oder Pannen, mangelndes Selbstbewusstsein im Straßenverkehr oder im Umgang mit dem Auto, Unsicherheiten in der Fremde oder auch nur Furcht vor Einsamkeit – alles natürlich nachvollziehbare Gründe, aber ich kann jedem von ganzem Herzen empfehlen, sich mal einfach mit sich selbst auf Reisen zu begeben.
Es gibt keine Langeweile, denn du hast dich dabei! Schreibe, zeichne, fotografiere, was du siehst und erlebst, was du denkst und spürst. Du wirst sehen, dein Tag ist allein so viel intensiver, weil du viel mehr Zeit für dein eigenes Leben hast.
Allein im Café zu sitzen und die Menschen um dich herum zu betrachten, hinterlässt einen tieferen Eindruck, als dich mit deinem Reisegefährten über die letzte Etappe zu unterhalten. Allein an der Felsküste zu stehen und schweigend die Aussicht zu genießen, die Luft zu spüren und zu schmecken, wird dir deutlicher in Erinnerung bleiben, als mit plappernden Kindern dort zu sitzen. Und dich auf einer Straße in Sekundenschnelle für eine Abzweigung zu entscheiden – ganz einfach so, aus dem Bauch, dem Moment heraus –, hat etwas ungleich Erhebenderes, als mit dem Partner über die perfekte Route diskutieren zu müssen.
Auch wenn es etwas pathetisch klingt: Allein unterwegs zu sein, bedeutet, in jedem Moment im Hier und Jetzt zu sein!
Du kannst alles, was du möchtest. Es wird dich erstaunen, welche Fähigkeiten du entwickelst, wenn du erst einmal auf dich angewiesen bist und gelernt hast, dir zu vertrauen.
Klappt tatsächlich einmal etwas nicht (oder du brauchst einfach mehr Hände), dann hast du unzählige Menschen um dich herum, die sich freuen, dir zu helfen. Bist du unsicher in Bezug auf die Route: Sprich die sympathischen Platznachbarn an, es reden alle gern über ihre Erfahrungen. Dein Auto ist kaputt oder klingt irgendwie komisch: Du findest überall kompetente Werkstätten oder Menschen, die dir mit Rat und Tat (und Werkzeug) zur Seite stehen. Vertrau dir und deinen Mitmenschen.
»Du bist unabhängig von Fahrplänen, Taxifahrern, Mitfahrgelegenheiten. Nur du allein bestimmst, wann du wohin möchtest.
»Du bist absolut mobil (und damit sicher), weil du jederzeit fortkommst, wenn dir die Situation nicht mehr gefällt.
»Du bist völlig autark, weil du weder eine Unterkunft noch Essensangebote suchen musst.
»Und gleichzeitig bist du stets in deinem geschützten Raum, der dir Geborgenheit und Schutz gibt. Ein Geschenk, wenn du durch etwas unheimlichere Gegenden fährst, an der Ampel neben zwielichtigen Gestalten stehst oder wenn du einfach abseits offizieller Plätze (oder mitten in der Stadt) übernachten willst.
Und vielleicht das Schönste: Es gibt nichts und niemanden, der dich von dir ablenkt. Du bist völlig frei, genau das zu tun, was du gerade in diesem Moment tun möchtest. Wann hast du das letzte Mal gespürt, dass du etwas wirklich willst – und hast es dann auch unmittelbar getan?
Tipp
Weiterlesen
Wenn du verfolgen willst, mit wie wenigen Problemen ich mich als Alleinreisende auf all meinen Roadtrips beschäftigen muss und wie viele Glücksgefühle ich dafür erleben darf, lies doch gern meinen kleinen Reiseblog: www.der-franz-und-ich.de
Ich will dir Mut machen zum Aufbruch allein mit dem Wohnmobil! Lass dich von den Erlebnissen meiner Roadtrips allein im Kastenwagen oder auf dem Motorrad inspirieren. Lies spannende Gespräche mit anderen Soloreisenden und alle Tipps, die du zum Losfahren brauchst. Mein Buch »Solo Van Life« gibt es überall im Buchhandel und direkt über mich: www.roadtriplove.de
Die Idee, mit dem Wohnmobil auf Reisen zu gehen, erscheint dir perfekt? Dann muss jetzt nur noch geklärt werden, welches Mobil dich dabei begleiten soll, um alle deine Wünsche, Bedürfnisse und Anforderungen zu erfüllen, die du an einen perfekten Roadtrip stellst.
»Das gute Leben ist ein Prozess, nicht ein Zustand von Sein. Es ist eine Richtung, nicht ein Bestimmungsort.«
Carl Rogers
Bevor du dich für ein Mobil entscheidest, gilt es, gut zu überlegen, was du auf Reisen wirklich brauchst. Es ist weniger eine Entscheidung des Geldes als eine der grundsätzlichen Einstellung zu deinem Urlaub: Möchtest du möglichst komfortabel unterwegs sein und auf wenige Annehmlichkeiten des »normalen« Lebens verzichten – oder möchtest du eher bewusst spartanisch reisen und dich so ganz klar vom Alltag abgrenzen?
Du wirst in deinem Gefährt über Tage bzw. Wochen, vielleicht sogar Monate unterwegs sein. Überprüfe also genau, welcher Fahrzeugtyp du bist. Kreuze an und zähle am Ende zusammen, welcher Typ du bist und welche Größe du brauchst:
Du liebst das Kochen und willst nicht auf eine perfekte Küche mit möglichst vielen Utensilien verzichten?» Typ A
Reichen dir ein, zwei kleine Kochplatten und wenig Stauraum für Lebensmittel, weil du lieber essen gehst oder grillst?» Typ B
Sitzt du lieber an einem festen Tisch, sehr gern auch eher drinnen im (wetter-)geschützten Raum?» Typ A
Liebst du das Essen im Freien, und dabei dürfen Tisch und Stühle wackeln und Insekten schwirren?» Typ B
Ein eigenes Bad mit Dusche und WC gehören für dich unbedingt zu deiner Lebensqualität im Urlaub?» Typ A
Für dich ist es in Ordnung, dich in deiner kleinen Küchenspüle zu waschen, öffentliche / unperfekte Waschräume zu nutzen und nur ein kleines »Notklo« an Bord zu haben?» Typ B
Du kannst dich nur in einem richtig schönen Bett mit guter Matratze erholen, und ein allabendlicher Umbau vor dem Schlafen wäre dir ein Graus?» Typ A
Du hast kein Problem damit, dass du dein Bett vor dem Schlafengehen zusammenbauen musst und die Matratze aus mehreren Teilen mit Ritzen besteht?» Typ B
Dir ist es wichtig, dass du Raum um dich hast? Weil du zu zweit oder mit Familie fährst, willst du dir nicht andauernd auf den Füßen stehen und diskutieren, ob jetzt im Bett gelegen oder am Tisch gesessen wird?» Typ A
Du willst jede Minute draußen verbringen, und drinnen ist für dich nur zum Schlafen? Oder du fährst sowieso alleine, sodass kein Platzproblem entstehen kann?» Typ B
Du möchtest unbedingt für alle Eventualitäten und Wetterlagen ausgestattet sein, hast eine Menge Sportutensilien dabei und magst dich nicht entscheiden, was du daheim lässt?» Typ A
Dir reichen wenige Klamotten, und das Schnorchelzeug passt immer noch irgendwo dazwischen?» Typ B
Du willst generell nur große, gut zu erreichende Campingplätze besuchen? Kleine oder schlechte Straßen sind dir ein Graus?» Typ A
Am herrlichsten findest du einspurige Küstenstraßen? Und du möchtest möglichst abgelegene Campingplätze oder Freistehplätze abseits der Straßen ansteuern?» Typ B
Wenn du dir nach der Beantwortung dieser Fragen jetzt im Klaren darüber bist, was du auf Reisen brauchst, worauf du nicht verzichten willst, und wenn du weißt, wie viele Schlafplätze du benötigst, dann sollte es nicht mehr allzu schwer sein, sich zwischen großem und mittlerem bzw. kleinem Womo zu entscheiden:
In der Regel sind diese Gefährte etwa sieben (oder mehr) Meter lang. Auf das Chassis gängiger Kleintransporter (Fiat Ducato, Mercedes-Benz Sprinter …) werden von verschiedenen Herstellern (Dethleffs, Bürstner, Hymer …) voll ausgebaute, komfortable Wohnräume aufgesetzt: drei und mehr Betten mit Normalmaß und guter Matratze, ein fest installierter Tisch mit vier Sitzplätzen, eine »richtige« Küche und viel Stauraum, meist sogar mit extra »Garage« außerhalb der Wohnkabine und einem separaten Bad-Toiletten-Abteil (meist mit Dusche).
Die großen Wohnmobile haben meist bis 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Alle Fahrzeuge darüber sollten entweder mit sehr viel Erfahrung (Profi) gefahren werden oder benötigen einen anderen Führerschein. (Nur ältere Pkw-Führerscheine – vor 1999 – erlauben bis zu 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.)
Gilt quasi als der »Archetyp« und ist in vielen Ländern das Piktogramm des Wohnmobils. Mit der über dem Fahrerhaus weit vorgewölbten, markanten Nase trägt es auch den Spitznamen »Nasenbär«. In dieser Koje (Alkoven) befindet sich ein festes, breites Doppelbett, das über eine Leiter zu erreichen ist. Die meisten Alkovenmobile haben ein bis zwei weitere feste Betten im Heck. Durch die wuchtige, hohe Form benötigen sie etwas mehr Sprit als andere Mobile, punkten aber mit dem großzügigen Platzangebot, luftiger Innenhöhe, sehr viel Stauraum und guter Klimatisierungsmöglichkeit, da das ungedämmte Fahrerhaus vom Wohnbereich abgeteilt werden kann.
» ideal für Familien
Bei beiden Versionen wird die Fahrerkabine in den Wohnraum integriert: Durch Drehen des Fahrer- / Beifahrersitzes werden diese mit einem dahinter angeordneten Tisch und der Sitzbank zur Sitzgruppe.
Diese Mobile gibt es in verschiedenen Bettvarianten: mit Hubbett, das tagsüber an der Decke hängt und zum Schlafen abgesenkt wird, mit festen Betten im Heck, einem kleineren Alkovenbett oder mit Bettkombinationen.
Teilintegriert bedeutet, dass das Fahrerhaus des Grundfahrzeugs unverändert bleibt und nur eine kastenartige Wohnkabine aufgebaut wird, während das vollintegrierte eine komplett neu konstruierte Außenhaut auf dem sogenannten »Windlauf« bekommt. (Als »Windlauf« bezeichnet man ein Fahrzeug ohne Karosserie, nur mit Teilen des Führerhauses, also meist Frontmaske, Motorhaube, Kotflügel und Armaturen.)
Vollintegrierte Reisemobile haben eine meist extravagante Ausstattung und eine herausragende Isolierung, die sich in allen Jahreszeiten positiv bemerkbar macht. Alle Modelle sind relativ aerodynamisch und damit spritsparend, sie sind meist recht kompakt und gut zu fahren, aber insgesamt bei Anschaffung und Reparatur (durch die geringe Stückzahl des recht individuellen Gesamtaufbaus) kostenintensiv.
» ideal für Familien
die einen Umbau zum Schlafen akzeptabel finden
» ideal für Paare
die nur für Gäste mehr als zwei Betten benötigen
+Der größte Vorteil: Alle Schlafplätze sind stets aufgebaut, d. h., kleine Mittagsschläfchen sind zwischendrin immer möglich (z. B. im Stau vor der Grenze, bei einer Rast am Straßenrand oder während einer Fährfahrt).
+Ein großes Womo ist innen natürlich sehr komfortabel, man hat immer Stehhöhe und kann sich gut darin bewegen. So ist es möglich, sich an Regentagen mal aus dem Weg zu gehen.
+Im Prinzip kannst du wirklich alles mitnehmen – allerdings musst du unbedingt darauf achten, dass dein zulässiges Gesamtgewicht nicht überschritten wird (= das Leergewicht laut Fahrzeugschein plus Zuladung)! Sonst wird es erstens unsicher (Bremsweg) und zweitens teuer (Polizei kontrolliert).
+Toll: Die Kinder sitzen während der Fahrt (natürlich angeschnallt) am Tisch, d. h., sie können allein, miteinander oder mit dem Beifahrer malen, spielen, lesen, essen. So wird die Fahrt nicht als verlorene, langweilige Zeit empfunden, was den Eltern entspanntes Fahren und allen viele Kilometer mehr beschert.
–Natürlich sind die Kauf- / Miet- / Unterhalts- / Fahrtkosten nicht zu unterschätzen!
–Die ungewohnte Größe ist beim ersten Mal nicht leicht zu handhaben, und wenn du unsicher und verkrampft mehrere Hundert Kilometer fahren musst, hast du wahrscheinlich keinen Spaß!
Am ungewohntesten ist die Höhe: Du musst dich daran gewöhnen, immer die ca. 3,50 Meter deines Gefährts im Blick zu haben! Die Höhenbegrenzungen beschildern oft erst das Hindernis selbst (Brücke, Durchfahrt), oder du findest gar keine Warnung (herausragende Balkone, tief hängende Äste). Das bedeutet, dass du dein Gefährt immer dreidimensional abschätzen musst, was wirklich anstrengend ist. Auch die Breite / Länge ist für dich als Norm-Pkw-Fahrer neu. Enge Gassen, abschüssige Steilpisten, Rückwärtsfahren ohne Rückfenster … Ganz schön hart am Anfang! Diese Masse an Auto bedeutet für manchen Fahrer sicher mehr Stress, als der Komfort auf dem Campingplatz wettmacht.
» Fazit:
Perfekte Komfortklasse für Anspruchsvolle und Raumgenießer. Wenn du allerdings zu große Befürchtungen bezüglich des Handlings dieses »Dickschiffs « hast, dann leih dir zur Sicherheit erst einmal einen etwas kleineren Wagen. Vielleicht kompensiert der entspanntere Fahrspaß des kleineren den Wohnkomfort des größeren.
Unter Mobilen mittlerer Größe sind mit Campingausstattung ausgebaute Kleinbusse und Kastenwagen zu verstehen. Diese bezeichnet man in der Regel als »Van«. Meist sind sie auf dem Chassis eines Transporters aufgebaut, also beispielsweise auf Basis von Mercedes Vito, Ford Transit, Fiat Ducato, Ford Nugget, Peugeot Boxer oder Citroën Jumper. Sie haben eine Länge von etwa fünf bis sieben Metern und Stehhöhe (die teilweise nur durch ein Hochstelldach erreicht wird).
In Kfz-Portalen findest du diese Kastenwagen-Größe unter dem Kürzel L2 H2: L (= Länge) 2 heißt ab 5 Meter, H (= Höhe) 2 bedeutet Stehhöhe innen.
Üblicherweise sind diese Fahrzeuge mit zwei festen Schlafplätzen ausgestattet. Bei einem längeren Radstand ist oft zusätzlich eine Sitzgruppe vorhanden, die bei Bedarf zu einem Doppelbett umgebaut werden kann, sodass nach dem Umbau bis zu vier Personen Platz zum Schlafen finden.
Es gibt eine (meist recht übersichtliche) Küche und in manchen Modellen sogar eine kleine WC-Bad-(Dusch-) Kabine.
» ideal für Paare
weil ausreichend Platz vorhanden ist: sowohl für Equipment als auch für die Reisenden
» gut für Familien
wenn der allabendliche Umbau für alle okay ist und alle im vorhandenen (oder durch z. B. Dachboxen zusätzlichen) Stauraum ihren Kram unterbringen
Als die kleinsten Wohnmobile bezeichnet man beispielsweise den Kastenwagen ohne Hoch- oder Aufstelldach (also L1 H1) oder die Kombination Grundfahrzeug / Aufsatzkabine.
Den kleinen Bus gibt es natürlich nicht nur von VW in unzähligen Ausstattungsvarianten, sondern z. B. auch als Mercedes-Benz Vito oder Fiat Ducato.
Auf einem Pritschen- oder Geländewagen ist eine Wohnkabine aufgesetzt. (Manche Kabinen lassen sich auf dem Stellplatz abladen, um das Fahrzeug für Fahrten in die Umgebung zu nutzen.) Die meisten dieser Mobile werden wegen ihres 4x4-Antriebs für Expeditionsreisen in unwegsamen Gebieten eingesetzt. Die Kabinen gibt es spartanisch, aber auch in luxuriöserer Ausstattung mit festen Betten, Bad und Sitzgruppe.
» ideal für Einzelreisende
» gut für Paare (die Nähe vertragen können)
» machbar für Familien (mit geringstem Anspruch)
+Du hast im Innenraum Stehhöhe, d. h., du kommst entspannt an alle Schränke und kannst dich relativ gut im Raum bewegen.
+Es gibt keine allzu großen Kompromisszwänge, weil die Reisenden gleichzeitig liegen und am Tisch sitzen können.
+Parken ist mit dieser Größe fast überall möglich, nur manche zentrumsnahen Parkmöglichkeiten fallen wegen der Länge und Höhe (Beschränkungslatten an den offiziellen Touristenparkplätzen) aus.
+Eigentlich kommt man mit dieser Größe sehr gut durch fast alle Gassen, da sie den üblichen Transportern der Einheimischen entspricht.
+Diese Fahrzeuge sind auch im Alltag sehr gut nutzbar, könnten also als Ersatz für deinen bisherigen Pkw dienen.
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