PEYOTE
Lophophora williamsii
Das Pflegehandbuch
Lophophora williamsii
Das Pflegehandbuch
Impressum
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Nachtschatten Verlag AG
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© 2015 Alexander Neusius
© 2016 Nachtschatten Verlag
Fotorechte: Wenn nichts anderes vermerkt, liegt das © beim Autor
oder beim Verlag.
Lektorat: Nina Seiler, Zürich
Korrektur: Inga Streblow, Berlin
Layout: Nina Seiler
Covergestaltung: Nina Seiler
ISBN 978-3-03788-383-9
eISBN 978-3-03788-501-7
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unter Genehmigung des Verlages erlaubt.
Lophophora williamsii peyote
Lophophora fricii
Lophophora jourdaniana
Lophophora diffusa
Lophophora williamsii, der legendäre Peyote-Kaktus, ist nicht nur wegen der ihn umgebenden Mythen bekannt. Vielmehr fasziniert und begeistert der Peyote in unseren Breiten vor allem durch seine außergewöhnliche Schönheit. Früher eher in Botanischen Gärten und Ausstellungen zu finden, ist der Lophophora heute als fester Bestandteil vieler privater Kakteensammlungen etabliert. Entsprechend diesem Trend sind auch die Fragen zur optimalen Pflege in Internetforen sprunghaft angestiegen. Leider sind viele der dort angebotenen Informationen unzureichend, manche falsch. Aus diesem Grund habe ich das vorliegende Pflegehandbuch verfasst.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Lophophora-Freunde, welche mich in den letzten fünfzehn Jahren um Rat gebeten haben – aus ihren Fragen zur Pflege wurde dieses Buch entwickelt.
Viel Spaß beim Lesen und praktischen Umsetzen!
Alexander Neusius
Die Huichol-Indianer reißen den Peyote-Kaktus beim Sammeln nicht einfach aus der Erde, sondern trennen den Kopf mit einem Schnitt von der Wurzel. Dies hat unter anderem den praktischen Grund der Arterhaltung. Der Lophophora kann aus seiner Wurzel regenerieren und neu austreiben.
Oft bilden sich an der Schnittstelle sogar mehrere Köpfe (Kronen) aus. Der abgeschnittene Kopf könnte nun mittels Neubewurzelung (siehe Kapitel 10) oder durch Pfropfen/Veredeln (Kapitel 9) wieder zum Wachstum angeregt werden.
Es ist also in einem Arbeitsgang möglich, einen Lophophora-Kaktus auf zwei Arten vegetativ zu vermehren:
■ Kurz über der Wurzel abgeschnitten, treibt der Lophophora williamsii bei guten Bedingungen neu aus.
■ Die abgeschnittenen Köpfe können – am besten unter Verwendung eines wurzelfördernden Mittels (Bewurzelungspulver) oder Veredelung auf einen anderen Kaktus neu bewurzelt werden.
Beim Exemplar auf Abb. 1 vergingen von der Abtrennung des Hauptkopfes bis zur Bildung des neuen Triebes knapp sechs Wochen; die Wurzel wurde in der Zeit normal weiter gegossen und nicht vom ursprünglichen Standort (sonnig-halbschattig) entfernt. Während einer Periode von zwei Regenwochen wurde die gesamte Lophophora-Sammlung inklusive dieses Exemplars mit LED-Pflanzenlampen beleuchtet. Eine Licht-Sonderbehandlung zur Förderung des erneuten Austriebes bei Totalschnitt ist grundsätzlich aber nicht notwendig (sonniges und warmes Wetter vorausgesetzt).
Abb. 1: Neuaustrieb bei Lophophora nach vollständigem Entfernen der ursprünglichen Krone
Abb. 2: Lophophora w. caespitosa mit Seitentrieben
Abb. 3: Lophophora w. huizache, seltene 4-köpfìge Keimung
Die Art Lophophora williamsii caespitosa und ältere Einzelpflanzen der Gattung Lophophora (williamsii, diffusa, fricii, koehresii usw.) bilden auf natürliche Weise neben oder direkt aus dem Hauptkopf Seitentriebe. Diese können ebenfalls entnommen und neu bewurzelt (Kapitel 10) oder gepfropft/veredelt werden (Kapitel 9).
Abb. 3 zeigt die seltene vierköpfige Keimung bei Lophophora williamsii (El Huizache). Die größeren Köpfe weisen knapp einen Zentimeter Durchmesser auf, die kleineren Köpfe etwa 3 Millimeter (Aussaat im November 2012, Foto aufgenommen am 25. August 2013). Williamsii-Arten (außer L. w. caespitosa) verzweigen sich in der Regel erst nach vielen Jahren.*
Abb. 4: Lophophora williamsii caespitosa mit vielen Seitentrieben
* Von dieser Regel gibt es offenbar bei Miquihuana im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas eine einzigartige Ausnahme. Einzig an diesem Standort sollen regelmäßig mehrzweigige Lophophora keimen (Quelle: Cactus und Succulent Journal No. 5, Sept.–Okt. 2008, Martin Terry).
Lophophora-Samen sind bei spezialisierten Kakteengärtnereien für wenig Geld zu haben. Wenn Sie Samen im qualifizierten Fachhandel beziehen, brauchen Sie sich um die Qualität der Samen keine Sorgen zu machen. Leider gibt es auch einige zweit- und drittklassige Anbieter, welche minderwertige Samen zu Dumpingpreisen und oft mit übertriebenen Versprechen (zur Keimquote, Sorte oder Qualität) vertreiben.
Meine Empfehlung: Kaufen Sie Lophophora-Samen direkt bei einem Kakteengärtner oder einem seriösen und bekannten Pflanzen-/Samenversand. Wenn Sie in Bezug auf die Seriosität eines Verkäufers unsicher sind, überlegen Sie kurz, ob ein scheinbarer Preisvorteil von vielleicht 1 oder 2 Euro das Risiko einer frustrierenden Aussaat und einer folgenden Neuanschaffung wert ist, und treffen Sie dann Ihre Kaufentscheidung.
Am interessantesten ist immer die Nachzucht aus dem eigenen Pflanzenbestand. Natürlich muss man den Peyote zum Blühen bringen, um Samen zu ernten (siehe Kapitel 5).
Wenn sich die Blüten der Pflanzen öffnen, nimmt man einen feinen Pinsel oder ein Wattestäbchen und bestäubt alle Blüten gleicher Sorte, indem man mehrfach zart über die gelben Pollensäcke und den Stempel der Blüten streicht. Der am Pinsel/Wattestäbchen anhaftende Pollen ist dabei kaum sichtbar. Nach dem Bestreichen sind sowohl Pinsel als auch Blütenstempel mit Pollen gesättigt. Durch das Übertragen der Pollen auf den Stempel werden die Kakteen befruchtet und bilden Samen.
INFO
Der am Pinsel/Wattestäbchen anhaftende Pollen ist kaum sichtbar. Nach mehrmaligem, leichten Bestreichen der Pollensäcke und des Stempels ist die Bestäubung sicher vollzogen und sowohl Pinsel als auch Blütenstempel sind mit Pollen gesättigt.
Abb. 5: Blütenbestäubung
TIPPS
• Die Wattestäbchen/Pinsel können nach der Bestäubung in beschrifteten Gläsern mit Deckel gelagert werden. Trennen Sie die Gläser nach Sorte (z.B. #peyotl, #diffusa, #fricii, #caespitosa)
• Verwenden Sie denselben Pinsel immer wieder für die nächsten Bestäubungen aller Pflanzen der gleichen Sorte. So ist eine stabile, sortenreine Pflanzennachzucht mit keimfähigen Samen gewährleistet.
• Durch sortenübergreifende Befruchtung (Kreuzung), z.B. Lophophora fricii x Lophophora williamsii caespitosa, erhält man Hybriden, welche die Eigenschaften beider Pflanzen aufweisen. Viele Züchter achten sorgsam auf Sortenreinheit, es kann aber durchaus Spaß machen, mit Hybriden zu experimentieren und neue Pflanzenformen zu entdecken.
Sie haben nur eine Einzelpflanze? Ein Lophophora williamsii kann sich in der Regel mit seinen eigenen Pollen bestäuben, ist also selbstfertil (fertil = fruchtbar); der stabileren Genetik zuliebe sollte er aber besser von einer anderen Pflanze seiner Art bestäubt werden.*
Die Blüten öffnen sich vormittags und schließen sich nachmittags wieder. Dies wiederholt sich an zwei bis vier Tagen in Folge. Eine mehrmalige Bestäubung derselben Blüte ist also möglich und empfehlenswert. Nach einigen Tagen (es kann auch einmal Wochen dauern, bei einer späten Bestäubung Ende Sommer auch erst im Folgejahr) bildet sich eine rosa bis rote Frucht unter der vertrockneten Blüte und schiebt diese nach oben.
Abb. 6: Bestäubte Blüte mit 5 erntereifen Samenkapseln
Wenn die Früchte (Samenkapseln) leicht anzutrocknen beginnen, werden sie mit einer kreisenden Bewegung vorsichtig abgezupft und die Samen herausgeschält. Die Samen sollten immer vollständig von anhaftendem Fruchtfleisch gereinigt werden. Reste davon können später in der Aussaatschale Schimmel verursachen und die Aussaat vernichten.
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