A STRANGE WORLD
PETER
Ein Roman von
Miamo Zesi
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Obere Ghaustrasse 13
88433 Schemmerhofen
Namen und Handlungen sind alle fiktiv und haben mit keinen Personen oder Plätzen etwas gemeinsam.
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D-Design Cover Art
ISBN-E-Book: 978-3-947255-61-0
ISBN-Print: 978-3-947255-62-7
Miamo Zesi
2021
Widmung
Eine Freundschaft – mit der man die Kälte und das Dunkel überwindet, ist ein Glücksfall, an dem man festhalten muss.
Inhaltsverzeichnis
Widmung -3
Prolog 0
Mia 7
Peter 9
Peter 16
Mia 22
Peter 27
Mia 28
Mia 44
Peter 47
Mia 52
Mia 89
Italien 105
Peter 115
Einige Stunden zuvor: 119
Junggesellenabend 121
Am anderen Morgen 130
Der große Tag 133
Die Erpressung 138
Peter 156
Fiona 178
Italien 197
Peter 220
Mia 224
Peter 226
Mia 228
Eine Stunde vorher – Steven 230
Peter 232
Samstag 242
Steven 245
Mia 250
Ein halbes Jahr später 254
Leere 263
Steven 267
Der Unfall – Steven 269
Peter 273
Leseprobe: A STRANGE WORLD: FIONA 294
Erpressung 294
Jonathan 296
Jonathan 306
Prolog
Wo bin ich da wieder mal hineingeraten? Ich muss schmunzeln, Steven, der Feigling, schickt mich nur voraus. Damit ich der Dumme bin, im Falle, dass es nichts wird mit dem Geschäft. Er mag Marc und auch Tanja, doch wenn es um die Firma geht, ist er knallhart und deshalb ist er in der Zwickmühle. Er kann aufgrund unserer Qualitätsstandards, die wir nun mal haben, nicht irgendetwas ins Sortiment nehmen. Bei uns kaufen Sterneköche ein, wie auch Menschen, die sich jeden Tag nur das Beste kaufen, oder die Frau, die sich und ihrer Familie etwas Besonderes gönnen möchte und für das viele Geld, das die Kunden bei uns liegen lassen, muss auch ein Produkt dahinterstehen, das auf der Zunge zergeht. Deshalb ist Steven in die Zwickmühle geraten, wobei er ja nur zugestimmt hat, den Honig zu testen, mehr nicht. Aus diesem Grund bin ich hier, was tut man nicht alles für seine Freunde. Und ja, für eine Frau wie Beth mach ich das sehr gerne. Dass mein bester Freund sich jemals verliebt und das Hals über Kopf und in die perfekte Frau. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht. Der Glückliche, Beth kann sich seiner Dominanz unterordnen, seine Lust stillen, ohne dabei ihre Persönlichkeit zu verlieren. Im Gegenteil, sie geht darin auf. Und sie weiß genau, wie sie mit Steven umgehen muss, und er, wie weit er bei ihr gehen kann. Er stellt vieles mit ihr an, das für die meisten, die mit der Szene nichts zu tun haben, abartig, pervers, und sagte ich schon abartig, sein muss. Dass Beth auch im Bett ein Traum ist, ich weiß, wie sie sich anfühlt, das liegt an unserer speziellen Neigung zu SM. Steven und ich sind schon lange in diesem Milieu unterwegs. Beide lieben und leben wir die Dominanz aus.
Wir sind gut darin, und wir wissen genau, wie viel Vertrauen bei unseren Partnerinnen dazu gehört, um sich derart behandeln zu lassen. Steven liebt wie auch ich die Peitsche. Durch jahrelange Übung sind wir darin perfekt. Was nicht unbekannt in der Szene ist, wir können uns glücklich schätzen, nie Mangel an Devoten zu haben, die sich uns hingegeben.
Aber Beth ist was Besonderes, auch wenn sie nicht mein Typ Frau ist, liebe ich sie. Was noch viel schlimmer ist, sie ist dafür verantwortlich, dass ich Sehnsucht bekomme, Sehnsucht nach einer Frau wie Beth. Eine, die mich, Peter, liebt und die zu mir passt, mich meine Dominanz ausleben lässt, im besten Fall an ihr, aber wenn nicht, werde ich auch das akzeptieren, nur muss sie in diesem Fall damit zurechtkommen, dass ich mit einer anderen Gespielin meine Lust ausleben werde. Ich werde doch nicht plötzlich melancholisch werden?
Die Fahrt ging zügig, kein Stau auf der Autobahn. Der Hof liegt wunderschön etwas außerhalb von Augsburg. Mit dem Navi ist es kein Problem, die richtige Einfahrt zu finden. Der erste Blick auf das Gehöft ist zauberhaft. Er ist alt, aber wunderschön und mit viel Liebe zum Detail saniert. Wie es früher oft der Fall war, ist vor dem Haus ein kleiner Nutzgarten angelegt, der mit einem dieser geschmiedeten Zäune eingefasst ist. Etwas weiter hinten ist ein weiterer riesiger Garten angelegt. Dieser ist mit Buchshecken eingerahmt und ich sehe viele Blumen darin blühen. Schön. Auf der anderen Seite des Gebäudes ist eine große Streuobstwiese, auf dieser sind drei Kinder zu sehen, die herumtollen. Sicher Tanjas und Marcs Mädchen mit einer Freundin. Vor dem Haus steht unter dem großen ausladenden Walnussbaum ein Kinderwagen. Der kleine Stammhalter. Sein Start in das Leben war aufregend und Tanja ging es einige Tage nicht gut. Sie hat es aber gut überstanden, muss sich allerdings immer noch, wie mir Steven erzählt hat, schonen und das fällt ihr nicht leicht. Der kleine Junge aber ist der Stolz der Familie.
Als ich aussteige, rennen die Kinder neugierig näher. Ich muss mich verbessern, eine der drei scheint eine junge Frau zu sein, mit roten Haaren, feuerroten Haaren. Ich warte, als sie beinahe bei mir am Auto sind, erkenne ich, dass ich mich nochmals getäuscht habe. Es tritt eine Frau auf mich zu, eine perfekte Frau, eine mit einem wundervollen Körper. Ihre Kopfform passt zu ihr, sie ist nicht zu groß und nicht zu klein. Die grünen Augen und ihre blasse Haut dazu ihr roten Haare. Ein Traum. In Sekunden macht sich meine Körpermitte selbstständig und ich bin froh, dass die Hose, die ich trage, Klein Peter einzwängt und keine Beule bildet. Steven hätte seine Freude an mir, denn zum ersten Mal seit Jahren oder überhaupt verschlägt es mir die Sprache. Ausschließlich mein gut antrainiertes Verhalten bei Meetings und während einer Session hilft mir, dass ich mich nicht zum Narren mache und zu sabbern beginne. Noch schlimmer wäre es, wenn in meinem Tonfall irgendeine Form der Schwäche zu vernehmen wäre. Mit klarer Stimme frage ich: »Hallo, können Sie mir sagen, wo ich Tanja oder Marc finde?« Die rothaarige Schönheit schaut mich neugierig mit ihren katzengrünen Augen an. Gott, ich muss sie haben, ist der alleinige Gedanke, der in meinem Kopf herumschwirrt. Ich will sie nackt nur mit … fast mache ich mich doch noch lächerlich und ich bekomme beinahe nicht mit, dass sie mich neugierig fragt: »Was wollen Sie von ihr?« Jetzt aber bin ich wieder bei mir und ich weiß, dass ich nun meine Augenbraue auf diese spezielle Art und Weise nach oben ziehe.
»Das würde ich ihr gerne selber mitteilen«, antworte ich prompt. »Was ich allerdings nicht bin, ist vom Finanzamt, einer Bank oder auch nicht von der Steuerfahndung. Ich bin auch kein Gerichtsvollzieher oder von sonst einer Behörde, die jeder fürchtet. Also? Bekomme ich eine Antwort, oder muss ich suchen gehen?«
»Sie ist dort drüben in dem kleinen Nebengebäude. Dort ist die Imkerei untergebracht. Sie wird, da der kleine Mann schläft, Honig abfüllen, obwohl sie es eigentlich nicht sollte. Die Tür ist gewiss verschlossen, klopfen Sie an oder rufen Sie nach ihr, sie wird öffnen.«
»Danke.« Mir ist der Blick der rothaarigen Schönheit im Rücken bewusst, sie beobachtet mich. Jetzt bin ich mal auf Tanja gespannt. Nach Aussage von Beth ist sie die ruhigste der drei Freundinnen. Was ich mir bei dem, was sie sich hier mit Marc erarbeitet, zudem drei Kinder hat, in keiner Weise vorstellen kann. Kurz bevor ich an der Tür ankomme und klopfe, lasse meinen Blick nochmals über den Hof schweifen und sehe die rothaarige Schönheit, die mich mit ihren Katzenaugen genauestens beobachtet. Sie scheint sich um Tanja zu sorgen, mir kommt der Gedanke, dass es sich bei ihr vermutlich um Mia handelt, die dritte im Bunde der drei Freundinnen. Ich rufe ihr lachend zu: »Ich fress sie schon nicht auf!« Da dreht sie sich mit Schwung um, um nach dem Kinderwagen zu sehen. Der kleine Mann scheint den Geräuschen nach aufgewacht zu sein.
Mit Schwung klopfe ich an die angegebene Tür. Eine angenehme Stimme antwortet mir: »Einen Moment bitte.« Kurz darauf öffnet mir Tanja die Tür.
»Ja, bitte wer sind Sie?«
»Hallo Tanja, ich bin Peter.«
»Du bist Peter von der Cavellni-Group, Stevens Partner?«
»Ja, genau der, du musst jetzt nicht hektisch werden, ich bin kein Übermensch. Steven wollte eigentlich kommen, aber er musste kurzfristig nach Italien. Was meinst du, darf ich euren Honig testen? Vielleicht können wir ja was für euch tun. Und Tanja, wir werden ihn nur nehmen, wenn er gut ist. Ansonsten keine Chance auch nicht mit Freundschaftsbonus. Doch Steven vertraut Beth und Mia hat was gut bei ihm, deshalb bin ich hier.«
»Guten Tag«, hinter mir tritt ein Mann ins Gebäude.
»Marc, das ist Peter, der Partner von Steven, und er möchte unseren Honig testen.«
»Ja, dann lass ihn doch erst mal rein zu dir, Tanja. Setz dich hin, du weißt genau, dass du eigentlich gar nicht hier sein solltest«, sein Tonfall ist streng, aber sein Blick liebevoll und besorgt.
»Ich muss was tun, sonst werd ich verrückt und Honig abfüllen ist nicht schwer, das weißt du, ich kann dabei sitzen.«
»Tust du aber nicht.« Zu mir gewandt meint er: »Tanja wurde erst vor drei Wochen notoperiert, Komplikationen in der Schwangerschaft, und sie ist nicht sehr brav!«
»Hab ich mitbekommen.«
»Sie ist eine schlimme Kranke! Aber die beste Frau ever. Und eine wundervolle Mama.«
»Mia hat Steven darauf aufmerksam gemacht, dass ihr ein hervorragendes Produkt herstellt, und er wiederum hat mich gebeten, zu euch zu fahren, um deinen Honig zu testen. Beth meint ebenfalls, dass er Weltklasse sein soll und wir ziemlich blöd wären, wenn wir ihn euch nicht abkaufen würden.«
Mia
Von der Tür aus beobachte ich den Kerl. Das also ist Peter. Beth hat mir bereits von ihm erzählt und nicht zu viel versprochen. Der Kerl hat Charisma. Ein Blick auf ihn und man erkennt, dass man in ihm einen knallharten Verhandlungspartner vor sich stehen hat, der weiß, was er tut. Sein Anzug steht ihm, man könnte meinen, er wäre darin geboren, italienische Maßarbeit möchte ich meinen. Er ist leger, hat nicht diesen britischen, etwas steifen Stil. Das Auto, das er fährt, ist ebenfalls nicht ohne. Er ist sich seiner Stellung und auch dem, was er kann, bewusst. Ich kenne solche Männer, sie sind knallhart, er wird vielleicht denken, dass er leichtes Spiel mit den beiden hat, aber da ist er an der falschen Stelle. Das wird lustig werden. Mit dem Baby auf dem Arm trete ich zu ihnen.
»Tut mir leid, wenn ich euch störe, aber der kleine Mann hat Hunger und ich bin nicht die Richtige dafür.«
»Danke Mia.« Tanja nimmt ihn und sie will den Raum verlassen, aber Marc hält sie zurück.
»Bleib Liebes. Setz dich ruhig hin, ich glaube nicht, dass es Peter stört, wenn du unserem Sohn die Brust gibst, hab ich recht?« Er sieht Peter auf eine Art an, die mir seltsam vorkommt, und seine Antwort ist nicht ungewöhnlich, doch sein Blick. Irgendetwas passiert da gerade, von dem ich keine Ahnung habe.
»Nein, sicher nicht.«
»In diesem Fall wollen wir mal starten.« Marc holt drei verschiedene Gläser aus dem Regal und reicht Peter einen Löffel und ein Glas Wasser. »Bitte, bedien dich.«
Peter
Mia also. Meine Vermutung, dass sie die dritte im Bunde ist, hat sich bestätigt. Sie beobachtet mich und was hier geschieht, doch sie mischt sich nicht ein, jede Bewegung von mir wird jedoch von ihr registriert. Noch hat man mich ihr nicht vorgestellt, aber Tanja hat mir ja verraten, wer sie ist. Was sie vielleicht noch nicht ahnt, ich allerdings davon überzeugt bin, ist, diese Frau wird bald in meinem Bett sein. In ihren Augen erkenne ich eine Intelligenz, die man ihr vielleicht nicht zutrauen würde. Diese Frau sollte man niemals unterschätzen. Bereits nach dem ersten Löffel weiß ich, dass dies hier ein Volltreffer ist. Der Honig ist perfekt, ein Glücksfall, er schmeckt nach Kräutern, ungewöhnlich und wundervoll. Der zweite ist ebenfalls ein Traum und auch beim dritten hat man, wenn man die Augen schließt, das Gefühl, mitten im Wald zu stehen. Stevens Ahnung hat sich bestätigt, er hat wie immer recht. Was das angeht, kann man sich auf ihn verlassen. Ich beschließe, in die Verhandlung zu gehen. Wobei das mit Sicherheit ein leichtes Spiel werden wird und ich hoffe geradezu, dass Mia eingreift. Auf diesen Schlagabtausch bin ich gespannt.
»Wie viel habt ihr davon auf Vorrat?«, frage ich Marc.
»Von fünfzehn Völkern Kräuterhonig, von zwanzig Völkern Blütenhonig und von dreißig Waldhonig. Also mindestens fünftausend Kilogramm. Das Jahr war extrem ertragreich.«
»Ich kaufe ihn euch ab, die Cavellni-Group kriegt die exklusiven Rechte auf den Honig, was bedeutet, ihr dürft nur an uns verkaufen. Eigenverbrauch ist selbstverständlich. Der Rest wird an uns geliefert. Vom Kräuterhonig sollte ich im nächsten Jahr mehr haben, wenn das möglich ist. Wir machen einen Vertrag erst mal auf fünf Jahre. Wäre das in Ordnung?« Bevor Marc oder Tanja mir antworten, folgt das, was ich mir erhofft habe. Von der Tür gibt es ein klares und deutliches »Nein, ist es nicht«.
»Mia!«, ruft Tanja, »was sagst du da?« Sie übernimmt. Auch Marc ist verwirrt, allerdings scheint er zu wissen, dass er sich auf Mia verlassen kann.
»Marc, ich glaube, Tanja ist müde, sie sollte sich eine Weile hinlegen. Ich werde mich mit Peter eine Zeit lang unterhalten, mit ihm plaudern.« Sie grinst mich frech an.
»Marc! Sag doch was«, kommt von Tanja.
»Wir zwei gehen jetzt ins Haus. Und du legst dich hin. Keine Widerrede, Tanja, du wirst jetzt mit mir ins Haus gehen und die Vertragsverhandlungen Profis überlassen. Mia wird das für uns richtig machen, wie immer.« Er schaut auf sie und nickt ihr zu. Zu Peter gewandt sagt er: »Wie du ja in der Zwischenzeit weißt, handelt es sich bei dieser jungen Frau um Mia, die Freundin von Beth und Tanja. Sie hat Temperament und sie besitzt unser vollstes Vertrauen. Ich wünsche dir viel Spaß!« Er lacht, zwinkert mir zu und führt Tanja mit dem Baby aus dem Raum.
Mia setzt sich an den Tisch. Sie strahlt Selbstbewusstsein aus, das gefällt mir, keine Angst, kein Zögern. Sie ist nicht zum ersten Mal in einer derartigen Situation. Beth hat, meine ich, erzählt, dass sie einen ziemlichen guten Job bei einer Bank hat.
»Was schwebt dir denn nun so vor, Peter?«
»Dass du am Samstag zu mir kommst. In meine Wohnung und wir den Nachmittag im Bett verbringen und Spaß haben«, sind meine direkten Worte an sie, mit Blick in ihre Augen. Sie schaut äußerst perplex, hat sich allerdings zügig wieder im Griff, um mir ins Gesicht zu lachen.
»Träum weiter, Süßer!« Ich antworte ihr mit deutlichen Worten und ebenfalls mit einem Lächeln: »Schatz, mit deinen Worten zögerst du das Unvermeidliche nur hinaus. Aber du hast recht, jetzt ist erst mal das Geschäftliche an der Reihe.«
Sie hat sich sehr schnell wieder unter Kontrolle und ich stelle in der nächsten Stunde fest, dass sie eine harte Verhandlungspartnerin ist. Sie ist verdammt gut, clever, intelligent, einfach perfekt. Ich muss sie haben.
»In Ordnung«, sagt sie, »fassen wir zusammen. Den Kräuterhonig kauft ihr die nächsten fünf Jahre, egal, wie viel es geben wird, für achtzig Euro das Kilogramm. Zusätzlich den Kräutertee, den du von mir vorgesetzt bekommen hast. Marc hätte an ihn überhaupt nicht gedacht, für zwanzig Euro das Kilogramm und den Apfelblütenhonig für fünfzig Euro, den Waldhonig für vierzig Euro.
Der Ertrag des Kräuterhonigs wird vergrößert, indem Marc und Tanja mehr Bienenvölker auf Kräuter fliegen lassen. Dadurch wird sich auch der Teeabsatz vergrößern, zudem hat Marc vor, spezielle alte Kräuter zu züchten und mit der Ernte Gewürzmischungen herzustellen. Die Cavellni-Group wird uns vertraglich zusichern, dieses Plus an Tee abzunehmen und die Gewürzmischungen zumindest zu testen.«
»Einverstanden«, er gibt mir die Hand. »Wann wolltest du am Samstag genau kommen?« Sie zieht ihre Hand ruckartig zurück und meint: »Wir sollten ins Haus gehen und Tanja den Vorvertrag unterschreiben lassen. Die beiden werden umfallen, Peter, vielen, vielen Dank. Der Honig wird kein Ladenhüter werden, das kann überhaupt nicht sein bei dem Design der Gläser und des Logos. Ich meine, damit wird für die beiden ein Traum wahr!« Ich nicke nur und reiche ihr meine Karte.
»Hier ist meine Karte, damit du weißt, wo du am Samstag hinkommen darfst. Nicht, dass du dich verläufst.«
»Träum weiter.« Sie steckt jedoch die Karte ein, und als ich sie herausfordere und lapidar meine: »Hast du etwa Schiss vor mir, Süße?«, sie dabei frech anlache, dreht sie sich mit einem Schnauben um und läuft vor mir Richtung Haus.
»Schließ die Tür!« Wie erwartet kommt von Marc und Tanjas Seite kein Ton, als sie den Vertrag lesen und wie mechanisch unterschreiben. Beide sind völlig geschockt. Ich schmunzle in mich. Mia übernimmt und macht es perfekt, Marc schaut sie an, als sei sie von einem anderen Stern. Er hat sich allerdings sehr schnell wieder im Griff. Man merkt, dass er dominant ist. Steven hat mir das, bevor ich losgefahren bin, gesteckt, doch das wäre mir auch aufgefallen, wenn ich es nicht gewusst hätte. Das kommt ihm in diesem Moment zugute.
»Peter, meint ihr das ehrlich? Ist das wirklich wahr?«
»Natürlich und bevor du denkst, dass dies ein Förderprogramm ist, das Beth angeleiert hat. Lass dir gesagt sein, dem ist nicht der Fall. Denn Steven und auch ich, wir haben Erfolg, gerade weil wir Privates und Geschäftliches trennen. Wir stehen auf Qualität und wenn der Honig nichts wäre, dann würdest du von uns keinen Vertrag erhalten. Wenn, dann ein Förderdarlehn, ohne dass du beleidigt sein müsstest.« Tanja ist es, die das Wort an mich richtet.
»Du kannst dir nicht vorstellen, was das für uns bedeutet. Endlich ist Marc in der Lage, zu Hause, bei uns zu bleiben, und die Imkerei so richtig in Schwung bringen. Mir ist klar, dass viele denken, wir spinnen. Wir lieben aber den Umgang mit den Bienen, dem Honig, der Natur so sehr, wir haben noch so tolle Ideen, die wir umsetzen und testen möchten. Das ist so eine große Menge Geld und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ermöglicht uns so vieles. Eigentlich bin ich total verstört. Ehrlich.«
»Tanja, ihr könnt loslegen, doch du schonst dich, denn sonst wäre ich sehr böse, wenn ich hören müsste, dass du dich übernimmst. Leider muss ich jetzt verschwinden, ein weiterer Termin wartet, aber wir sehen uns ja bald wieder. Spätestens bei der Hochzeit von Steven und Beth. Ihr reist doch hoffentlich alle an?«
»Natürlich. Die Mädchen sind außer sich vor Freunde und unheimlich aufgeregt. Mia war mit ihnen einkaufen und sie hat ihnen wunderhübsche Kleider gekauft, aber … entschuldige Peter, ich plappere, aber das, was du uns …« Tanja kommen die Tränen. Ich trete zu ihr und umarme sie. Ungewöhnlich, denn normalerweise bin ich nicht so rührselig. Nur wenn eine junge Mama, die noch sichtlich geschwächt ist von der Geburt, in Tränen ausbricht, da werde auch ich weich. Außerdem meine ich, Marc bereits einmal in einem dieser speziellen Klubs gesehen zu haben, in denen auch ich verkehre. Wenn dem so sein sollte, ist Tanja nicht nur seine Frau, sondern auch seine Sub. Zumindest aber eine Frau, die damit umgehen kann, dass ihr Mann dieses Etablissement besucht. Was sie mir noch um ein sympathischer macht. Nachdem sie sich nochmals lächelnd bei mir bedankt hat, verabschiede ich mich erneut und gehe alleine zur Tür hinaus, lasse die drei allein feiern. Ehrlich gesagt ist mein Schritt beschwingt. Heute habe ich nicht nur eine gute Tag getätigt, weil mich Beth darum gebeten hat, sondern aus Überzeugung. Dieser Honig wird ein Verkaufsschlager werden, dessen bin ich mir sicher, und das Geld ist gut investiert. Zumal Marc und auch Tanja einen seriösen und engagierten Eindruck machen. Der Hof ist mit Liebe und viel Power renoviert worden. Das war nicht nur mal so schnell gemacht. Dazu die Freundin der Familie, Beths Freundin lässt mich bei dem Gedanken an sie erneut hart werden. Sie ist ein heißer Feger. Gewiss traumhaft im Bett. Feurig wie ihre Haare. Ich muss sie haben. Wenn es nicht diese Woche geschieht – die Hochzeit rückt näher. Zumindest dort werde ich sie wiedersehen.
Peter
Als ich im Auto sitze und zurück zum Hauptsitz fahre, denke ich nach, über mich, wer ich bin und wie es kam, dass ich überhaupt hierhergekommen bin. Mit meinen 32 Jahren habe ich mich ziemlich gut gehalten. Was nicht bedeutet, dass ich eitel bin. Allerdings wem würden die Äußerungen vom weiblichen Geschlecht, was mein Aussehen betrifft, nicht gefallen. Von meinen Eltern habe ich gute Gene erhalten. Die besten, denn das waren sie. Der Druck auf mein Herz wird größer und ich verdränge den Gedanken seit Jahren an sie. Die Körpergröße habe ich von meinem Vater, der wie ich gut eins neunzig groß war. Zumindest sagen mir das immer Stevens Eltern. Auch habe ich seine dunklen Haare und die stechend blauen Augen. Wer ein Bild von ihm sieht, weiß, dass ich ihm wie aus dem Gesicht geschnitten bin. Bald habe ich das Alter erreicht, in dem er … Der Druck auf meinem Herzen wird noch größer und ich muss kurz anhalten, tief durchatmen. Dieser Tag heute hat es in sich. Selten denke ich an sie, denn es schmerzt viel zu sehr. Doch an diesem Tag liegt irgendetwas in der Luft. Stevens Mutter meint immer liebevoll, dass ich vieles von Dad mitbekommen habe, allerdings das Sportliche nicht. Das wäre ausschließlich von meiner Mum. Nicht dass er faul war, aber mit Sport hatte er nichts am Hut. Die Arbeit am Weinberg reichte ihm völlig. Mit Steven habe ich alles ausprobiert, bin begeisterter Skifahrer und jogge sehr gerne. Powere mich dabei meist morgens aus.
Eine weitere Leidenschaft von mir ist der Sport im Bett. Ich bin ein guter Liebhaber. Das zu sagen, nehme ich mir heraus. Zumal ich diesbezüglich noch nie etwas anderes gehört habe, und ich übe immer noch oft und gerne. Beim Liebesspiel bin ich nicht nur raffiniert und ich möchte sagen, einfallsreich. Meine Partnerinnen haben sich noch nie beschwert. Egal ob Blümchensex oder eben nicht. Wobei ich das eben nicht bevorzuge. Bereits als junger Mann wurde mir klar, dass ich mehr will als nur den braven Kuschelsex von der Stange. Mich faszinierte schnell die Sexvariante BDSM. Die Spiele mit der Dominanz, der Demütigung und vor allem bin ich ein Meister mit der Peitsche. Nichts macht mich mehr an, als wenn sich eine Sub vor mich kniet, sich von mir auspeitschen lässt. Manche nennen es abartig, andere gewiss pervers. Beide haben vermutlich recht damit, aber ich kann nur sagen, dass es mir höchsten Genuss bereitet. Wenn mir jemand solch ein Vertrauen schenkt und mir seinen Schmerz und seine Tränen darbietet. Es gibt genügend Frauen, die einen Mann suchen, der ihnen dieses andere bietet, ohne dass sie Angst haben müssen, von jenem kaputt gemacht zu werden. Es bedarf so viel Vertrauen dazu und auf meiner Seite Verantwortung für mein Gegenüber. Nie zu weit zu gehen, zu erkennen, wenn eine Sub viel zu tief drinsteckt und alleine nicht mehr herausfindet. Ja es gibt auch solche Subs, diese muss man behutsam führen und versuchen, sie dazu zu bringen, sich helfen zu lassen. Manche würden auch sagen, dass ich einen Psychiater aufsuchen sollte. Denn Sex vertreibt das Eis in mir, das Eis, das sich an jendem Tag um mein Herz gebildet hat. An dem Tag, als mir der Großvater meines besten Freundes Steven unter Tränen mitgeteilt hat, dass meine Eltern bei einem fürchterlichen Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. An diesem Tag im Herbst bin auch ich irgendwie zum Teil gestorben. In meiner Erinnerung fehlt mir nicht eine Sekunde dieses Tages und ich fühle noch heute die Kälte, die sich um mein Herz gelegt hat. Einzig die warme Hand meines Freundes Steven hat mich damals davor bewahrt, durchzudrehen. Von den nachfolgenden Wochen weiß ich nicht mehr sehr viel. Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich mir an diesem einen Morgen geschworen habe, niemals mehr diesen Schmerz zu erleben, zu spüren. Niemals mehr so leiden zu müssen. Ich habe diesen Schmerz verdrängt, diesen in eine Stelle meines Herzens vergraben und eine dicke Eisschicht darum herum gebaut. Nur manchmal an solch besonderen Tagen wie heute schmilzt es und ein ungewöhnlich starker Druck ist in meiner Brust. Damit ich nie mehr in Gefahr laufe, ihn zu spüren, versage ich mir die Liebe. Ich liebe nicht, nie. Was ich tue, ist leben und ich habe Spaß. Ich lasse mich niemals auf eine Liebesbeziehung ein. Jede meiner Partnerinnen weiß dies, bevor sie mit mir in der Kiste oder in einer Session landet. Jede von ihnen ist in diesen Stunden die Eine für mich und keine von ihnen spürt, dass ich sie nicht begehre. Mein Ruf eilt mir, was dies anbelangt, in der Zwischenzeit voraus. Ich verschweige es nicht, mache jedoch keiner Hoffnungen auf mehr. Egal wie groß meine Sehnsucht auch nach einer Partnerin ist. Seit ich erlebe, wie Steven und Beth miteinander umgehen, wird diese immer drängender.
Steven und ich sind nicht nur beste Freunde, denn nach dem Tod meiner Eltern bin ich bei ihm aufgewachsen. Seine Eltern haben mich selbstlos aufgenommen und auch das Vermögen meiner Eltern für mich gut angelegt. Als ich achtzehn Jahre alt wurde, saßen sie mit mir zusammen und sie haben mir dargelegt, was ich für Möglichkeiten habe. Sie hätten mich in allem unterstützt. Für mich war dies damals keine Frage. Steven und ich sind mit der Cavellni-Group groß geworden und ich wollte Teil davon werden. Deshalb habe ich ihnen mitgeteilt, dass ich Partner sein will. Ich alles, was ich besitze, in die Group einbringen möchte. Was die Cavellnis mir nicht verwehrt haben. Im Gegenteil, sie haben mich mit Freude aufgenommen. Steven und ich haben gemeinsam das Abitur geschafft und sind zum Studium nach München gezogen. Seit ein paar Jahren haben wir beide das Sagen und haben hier in München unsere Zentrale eingerichtet. Mir gefällt es hier, obwohl es in der Toskana ebenfalls wunderschön ist. Doch München ist eine internationale Stadt und die Möglichkeiten hier sind groß. Natürlich wäre auch Mailand eine Alternative, aber wir haben durch unsere Eltern eine Affinität nach Deutschland. Stevens Eltern ziehen sich mehr und mehr zurück, als ihnen klar wurde, dass wir beide perfekt harmonieren und nur das Beste für die Cavellni-Group wollen. Wir führen nicht nur ein großes Weingut. Bereits Stevens Großvater und auch sein Vater haben expandiert und aus dem Weingut einen gut gehenden Spezialitätenhandel aufgebaut. Zu der Group gehören Weingüter in ganz Italien. Einige haben die Cavellnis gekauft, mit anderen wurden exklusive Verträge abgeschlossen, die uns auf Jahre hinaus gute Trauben garantieren, um einen sehr guten Wein zu produzieren. Wir legen enormen Wert darauf, beschäftigen die besten Winzer, die es gibt. Seit ich mich mit achtzehn in die Group eingekauft habe, ist die Firma mein Leben. Ich verdanke Stevens Eltern und seinem Großvater alles. Wie gesagt, nach dem Unfall haben sie mich aufgenommen und großgezogen, als wäre ich ihr leibliches Kind. Doch die Eishülle hat bisher hervorragend gehalten. Nur an einem Tag wurde sie bröckelig, damals hat Fiona es geschafft, diese zu durchbrechen. Stevens Schwester und auch die meine. Am Tag ihrer Geburt, als sie mir in den Arm gelegt wurde, hat sie sich in mein Herz geschlichen, obwohl ich es so fest verschlossen habe. Sie ist nach Steven der einzige Mensch, der mich, sollte ihr etwas passieren, vernichten könnte.
Mia
Himmel! Was für ein atemberaubend, gut aussehender, arroganter Kerl, mir blieb fast die Luft weg und ich musste mich wirklich zusammenreißen. Nur durch meine jahrelange Übung im Umgang mit meinen besserwisserischen Vorgesetzten konnte ich ein Sabbern verhindern. Aber wow. In seinen Augen konnte ich definitiv Überraschung sehen, er dachte sicher, dass ich ein Kind bin. Ein Lächeln ziert mein Gesicht. Für ihn war ich gewiss eine Göre. Doch ich gebe zu, er hatte sich zügig im Griff. Ganz im Gegenteil sogar, er hat mich herausgefordert. Spielte von Beginn an Katz und Maus mit mir und es gefällt ihm, mich zu reizen. Das hat mir dieser direkte Satz gezeigt. Er will mit mir schlafen. Was glaubt der Kerl, wer er ist. Einfach nur mit dem Finger zu schnipsen und ich befolge, was er will? Arrogant sagte ich ja, exakt das ist er. In Ordnung, es hat mir tierischen Spaß bereitet, mit ihm zu verhandeln, um den Preis zu feilschen, und das bei Honig. Es war ein lustiges Wortgefecht. Doch er wird Marc und Tanja einen wahrlich großzügigen Preis zahlen. Vielleicht ist ein Bonus aufgrund der Freundschaft mit Beth mit dabei, doch kann ich mir dies nicht vorstellen. Peter ist ein knallharter Geschäftsmann und Verhandlungspartner. Ich kann mich nur wiederholen, es hat mir Freude bereitet, viel Spaß gemacht. Schade, dass es vorbei ist. Als er gegangen ist, ziehe ich mich zurück in das Gästezimmer und lasse Marc und Tanja ihren Erfolg feiern. Dort halte ich die Visitenkarte zwischen den Fingern und betrachte sie. Er glaubt doch nicht wirklich, dass ich zu ihm komme und mit ihm die Nacht verbringe? Dass ich mit ihm schlafe, nur weil er das will. Wenn er nur nicht so gut aussehen würde. Er ist wie Steven und Marc dominant, das weiß ich von Beth. Doch im Leben nicht werde ich mir von ihm den Hintern versohlen lassen. Auf das mögen Beth oder Tanja stehen. Was ich nicht mal ansatzweise verstehe, jedoch akzeptieren kann, da ich die Liebe in den Augen von Steven und auch Marc sehen kann, wenn sie ihre Frauen betrachten. Das aber gilt nicht für mich. Von einem Mann, egal, wie gut er aussieht, wie nett er ist und wie sehr er mir verspricht, dass ich es gut finden werde, lasse ich mich nie mehr schlagen, nie mehr. Ich setze mich gemütlich auf mein Sofa, nehme mir ein paar Unterlagen zur Hand und arbeite diese durch, bis mich der Schlaf einhüllt. Als ich erwache und mich bewegen will, geht es nicht. Jemand hat mich ans Bett gebunden. Voller Panik begegne ich seinem Blick.
»Hab ich dich, Schätzchen, endlich.«
»Binde mich augenblicklich los, du Scheißkerl, mach mich los!« Kraftvoll trifft mich der Schlag seiner Hand ins Gesicht.
»Halt dein Maul, du unflätiges Kind, dir werd ich heute Manieren beibringen.« Mit Grausen und Angst versuche ich, mich loszureißen, doch die Stricke sind fest, verursachen nur Schmerzen an den Armen und die Handgelenke werden durch das raue Seil aufgescheuert. Mir wird in dem Moment, als seine Hände auf mir sind, bewusst, dass mein Oberkörper nackt ist. Seine Finger sind auf einmal überall. Auf meiner Brust, an meinem Geschlecht, er zieht mir die Hose herunter bis zu den Knien. Vor Angst wimmere ich, kann nichts dagegen tun. Er ist schon bald über mir und dringt in mich ein. Ich liege da und schreie. Bis er mir den Mund mit der Hand zuhält und den Schrei dadurch unterdrückt. Plötzlich verändert sich alles, ich schwebe über der Szene unter mir, beobachte alles wie aus der Ferne. Erkenne, wie er auf mir liegt, mich vergewaltigt. Ich rieche ihn, den Geruch nach Sex. Höre sein Gegrunze und sein Stöhnen, als er sich in mir verströmt, ich weiß, ich hasse ihn. Hasse diese Person abgrundtief. Als er die Hand von meinem Mund nimmt und mich küsst … wache ich schweißgebadet auf. So lange hatte ich ihn nicht mehr, diesen verdammten Traum, warum heute? Langsam versuche ich, meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Es klopft, Marc ist an der Tür.
»Mia, alles in Ordnung?«
»Ja sorry, ich muss schlecht geträumt haben.« Als er weg ist, versuche ich aufzustehen und stelle mich zitternd unter die heiße Dusche. Lange, bis die Kälte aus meinem Körper verschwunden ist. Danach betrachte ich mich im Spiegel. Das lässt die letzten Horrorbilder verschwinden. Denn ich mag mich, auch wenn ich klein bin, gerade mal eins sechzig und sehr schlank, keine großen Brüste habe, passen sie zu meinem fast knabenhaften Körper. Ich betreibe viel Sport. Das tägliche Joggen ist ein Muss und lasse ich selten aus. Damit eine überschüssige Energie, die uns Rothaarigen nachgesagt wird, abgebaut wird, gehe ich regelmäßig zum Karate. Jedoch nicht nur dazu. Zu meinem Glück bedeutet dies, dass mein Körper durchtrainiert ist. Meine Haare, die noch nass von der Dusche sind, machen mich aus, sie sind rot. Feuerrot, dazu die grünen Augen, viele sagen Katzenaugen, die aus meinem blassen Gesicht herausleuchten. Wie gesagt, ich mag mich. Das habe ich immer getan. Ich habe nie zugelassen, dass er über mein Leben herrscht. Diese Macht habe ich ihm nie gegeben. Auch wenn es viele nicht verstehen können, mag ich Sex. Trotz oder gerade, weil ich diese schreckliche Erfahrung gemacht habe, die mein Wesen änderte, mich vorsichtig, aber vor allem hart werden ließ. Ich lasse ihn auf keinen Fall gewinnen, denn das würde er dadurch, dass ich mich vor Sex fürchte. Trotzdem werde ich nie einem Mann vertrauten. Mich niemals gänzlich hingeben. Immer werde ich einen Rest Kontrolle behalten. Werde zu jeder Zeit wissen, wo ich stehe, was er mit mir tut. So kann ich leben. Einem Mann vertrauen, das käme einem Verrat an mir selber gleich. Als ich meine Haare getrocknet habe und zur Couch trete, liegt dort diese Visitenkarte. Ein netter Abend in angenehmer Gesellschaft, warum nicht? Ihn werde ich nicht gewinnen lassen, niemals und er, ich glaube, er wäre überrascht von meinem Auftauchen.
Peter
Wann war ich bitte das letzte Mal so unruhig wegen einer Frau? Man sollte es nicht glauben, ich habe heute bereits zig Mal auf die Uhr geschaut und frage mich, ob sie kommen wird. In meinen Gedanken liegt sie, seit ich sie gesehen habe, stöhnend unter mir. Noch nicht oft wollte ich eine Frau so sehr, wenn ich ehrlich bin. Auch was ich alles mit ihr anstellen werde. Wie sie in ihrer Lust aussieht. Das alles bereitet mir nicht nur einen harten Schaft, sondern hat mir die letzten Abende einen guten Schlaf gebracht. Mit ihrem Antlitz vor meinem inneren Auge bin ich laut und lustvoll gekommen. Alleine dafür, dass ich mich nach ihr sehne, wird sie büßen müssen. Dass ich sie in mein Bett holen werde, ist eine Tatsache. Das Wann wird sich zeigen. Doch ich kann ziemlich hartnäckig sein, wenn ich etwas will. Denn, dass ich sie in mein Bett hole, ist sicher. Sollte sie sich heute nicht blicken lassen, wird sie ja die erste Brautjungfer bei der Hochzeit von Beth sein. Dort sehe ich sie wieder. Noch aber hoffe ich, dass sie neugierig genug ist und kommt.
Mia
Es ist exakt zwanzig Uhr. Ich stehe vor seinem Haus, ein beeindruckendes, modernes, wunderschönes Gebäude. Der Mann hat Geschmack, aber das war mir längst klar, das muss er nicht beweisen. Er trug letztens einen Anzug, der nicht von der Stange und auch nicht bieder war, sondern zu ihm passte. Dazu die italienischen Schuhe, die aus feinstem Leder hergestellt wurden. Der Klingelknopf ruft nach mir und ich gebe mir einen Ruck, freudig erregt drücke ich und ein angenehmer Ton ist zu vernehmen. Ich wette, dass er selbst bei diesem Detail die Finger im Spiel hatte. Nicht ungeduldig, aber durchaus aufgeregt warte ich ab. Es dauert nicht lange und er öffnet, ausschließlich mit einer Jeans bekleidet. Auch das wurde von ihm geplant. Er will mich überraschen und in seinen Bann ziehen. Will das, was er angekündigt hat – Sex –, mit mir haben. Seine Augen sind dunkel, voller Verlangen schauen sie mich an. Noch hat er kein Wort gesprochen. Er zieht mich ins Haus. Im Flur drückt er mich gegen die Wand und küsst meinen Mund. Und wie er küsst. Ich vergesse alles um mich herum. Sein Geschmack, sein Aroma, der Duft seines Aftershaves. Es benebelt mich und macht mich gierig nach mehr. Ich bemerke noch nicht einmal, wie er mich rückwärts weiter in die Wohnung drängt. Dass ich die Kontrolle derart verliere, ist mir noch nie passiert. Als ich beinahe stolpere und nur nicht hinfalle, da er mich hält, komme ich zu mir.
»Peter, stopp!« Dieses Stopp ist wie eine kalte Dusche. Mein Unterbewusstsein, das niemals schläft, meldet sich mit Wucht zurück. »Das ist mir zu schnell, bitte langsam.« Widerwillig löst er seine Hände von mir und auch seine Lippen. Er schaut mir lächelnd in die Augen. »Hallo Mia. Wundervoll, dass du dich getraut hast.« Er zwinkert mir schelmisch zu. »Willst du was trinken oder gleich ins Schlafzimmer?« Er ist schrecklich direkt. Aber das ist genau das, was ich brauche und will. Keine Verpflichtungen, nur Sex. Purer animalischer Sex. Ich will mit ihm ins Schlafzimmer. Als ob er meine Gedanken lesen kann, werden seine Augen noch dunkler, und ohne eine Antwort zu erhalten, meint er: »Komm, trinken können wir später.« Peter nimmt meine Hand und zieht mich förmlich die Treppe nach oben. Gleich darauf stehen wir mitten in einem wunderschönen, großzügigen Schlafbereich. Himmel, der Kerl hat Geschmack. Er drückt mich rückwärts zum Bett und hilft mir fast hektisch, mein Oberteil auszuziehen.
»Himmel«, kommt aus seinem Mund.
»Dachtest du, ich komme unvorbereitet?« Ja klar, hab ich mein Bestes gegeben. Ich liebe Dessous. Schöne Dessous. Das knappe rote ist für solche Fälle genau das Richtige. Wir haben noch nicht wirklich geredet, als Peter mich auf das Bett legt. Kurz halte ich inne, auch wenn ich es beinahe nicht erwarte.
»Peter, warte, ich schlafe mit dir, jetzt, ich will Spaß haben. Aber du wirst nicht die Hand an mich legen. Keine Schläge oder eines deiner perversen Spielchen. Vor allem aber du darfst mich nicht festbinden. Ich will Sex, harten Sex, aber Blümchensex. In Ordnung? Zu mehr bin ich nicht bereit, Peter.«