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Sabrina J. Kirschner

Die unlangweiligste Schule der Welt: Der Schüleraustausch

 

Maxe jubelt: Seine Klasse macht einen Schüleraustausch! Auf nach Amerika! Doch Direktor Schnittlich hat andere Pläne. Alle Kinder sollen in Mittelheim bleiben und dort die Familien tauschen. Dabei passieren unheimliche Dinge – die Klasse ist auf einmal wie verhext!

 

Die Serie »Die unlangweiligste Schule der Welt« umfasst sieben Bände, dieses ist der siebte Band.

 

DIE UNLANGWEILIGSTE SCHULE DER WELT: Du dachtest immer, deine Schule wäre langweilig? Da kennst du die Schule von Maxe wohl noch nicht: Kinder im Schlafkoma, über 777 Schulregeln und achtmal täglich Mathe. Gegen so viel Langeweile kann nur noch einer helfen: Inspektor Rumpus von der geheimnisvollen BfLb …

Wohin soll es gehen?

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Maxe packte die nackte Angst. Seine Hände waren schweißnass, sein Herz raste. Es war jedes Mal dasselbe.

Panisch sah er sich nach einem Ausweg um. Aber es gab keinen.

Die Klassenzimmertür war zu. Die Fenster mit schweren Stahlgittern versperrt und der Geheimgang hinter der Tafel – den verstellte der Schulleiter Horst Schnittlich höchstpersönlich.

Frau Pennes Blick glitt träge durch die Klasse. Langsam setzte sie sich in Bewegung. In Zeitlupe schlurfte sie durch den Gang. Direkt auf ihn zu.

Maxe sog erschrocken die Luft ein, als ihre Augen hinüber zu seinem Tisch wanderten.

Am liebsten hätte er sich unter die Schulbank geschmissen. Doch sein Po war wie festgeklebt. Er konnte sich nicht rühren.

Einen kurzen Moment – der Maxe vorkam wie eine Ewigkeit im Fegefeuer der tiefsten Hölle – schien es, als würde Frau Penne ihn erwählen. Ihn, Maximilian Zack, Streichekönig, Klassenclown und Mann für jede Lebenslage – na ja, fast jede Lebenslage, mit Ausnahme von dieser.

„Frieda“, nuschelte die Penne schläfrig. „Wie wäre es, wenn du nach vorne kommst und ein Referat hältst?“

Die Erleichterung, die Maxe verspürte, war unbeschreiblich – zuckersüß und wohlig weich. Es hatte Frieda getroffen! Und nicht ihn.

Der Mund des Schulleiters verzog sich zu einem Lächeln. „Komm schon, mein liebes Kind, keine Angst. Wir beißen doch nicht!“ Er gluckste. „Ich bin gespannt, was du uns zu erzählen hast.“ Kurz schaute er in das dicke Buch, was er aufgeschlagen vor sich hatte. „Frieda … meine liebste Frieda.“

Maxe verschluckte sich prompt und musste husten. Der Schulleiter lächelte NIE! Was zum Geier war hier los?

„Dasss ist nur ein Klon“, nuschelte Pascal, der vor ihm saß. „Der echte Schnittlich wurde von Außßßerirdischen entführt! Wie in ,Die Schreckensssnacht der Aliensss.“

Frieda erhob sich und ging seelenruhig durch den Mittelgang nach vorn. „Ein Referat dauert immer drei Stunden und dreiunddreißig Sekunden. Sollte es länger oder kürzer dauern, muss der Referierende so lange üben, bis er es auf die Sekunde genau schafft, damit …“

„Ach papperlapapp, meine Liebe, heute machen wir doch eine Ausnahme!“, trällerte der Schulleiter und trat auf Frieda zu.

Die ganze Klasse hielt den Atem an. Das hatte es noch nie gegeben! Schnittlich erlaubte es, dass jemand gegen seine Regeln verstieß? Gegen eine dieser unfassbar sinnfreien Vorschriften, die er sich abends vor dem Schlafengehen ausdachte, um seine Schüler aufs Maximalste zu quälen?

Maxe konnte es nicht fassen. „Hier stimmt was nicht“, murmelte er leise. Wachsam beobachtete er seine Freundin. Streber-Frieda musste es doch genauso merken wie er? Sie wusste immer alles, nie entging ihr etwas. Schon gar nicht so etwas … Seltsames.

Frieda baute sich mit verschränkten Armen vor der Tafel auf. „Gut, über was genau soll ich referieren?“

„Du darfst über deine Lieblingssache berichten!“ Der Schulleiter rieb sich die Hände. „Erzähl einfach von dem, was dir am meisten Freude bereitet. Woran du am meisten hängst. Dein Lieblings… äh … dein Lieblings…dings…dums…bumsdingsdums. Das kann eine Spielsache sein, ein Kuscheltier, ein Haustier, ein …“

Frieda zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Wieso?“

Diese Frage schien den Direktor aus der Fassung zu bringen. Sein Kopf wurde rot, hochrot.

„Oh, oh …“ Pascal kicherte. „Gleich wird er platzzzen!“

Suse jammerte: „Ich habe Angst!“

Doch zur allgemeinen Überraschung grunzte der Schulleiter gut gelaunt: „Weil es Kindern Freude bereitet, über Dinge zu sprechen, die sie lieben.“

Maxe traute seinen Ohren kaum.

„Es könnte auch sein, dassss er krank issst. Vielleicht hat er ja Tollwut!“, sprach Pascal aus, was Maxe dachte.

Friedas Augen wurden schmal. „Ich habe nix, was ich mag, ich mag nur meine Schulbücher. Die liebe ich über alles.“

Maxe schlug sich an die Stirn. Na klar, jetzt kapierte er es auch! Das war eine Falle!

Der Direktor stellte ihnen eine Fangfrage – aber Frieda hatte ihn durchschaut und die richtige Antwort gegeben.

Gespannt wartete die Klasse auf Schnittlichs Reaktion.

Der Schulleiter wurde noch ein wenig röter im Gesicht. Suse heulte noch ein wenig mehr. Pascal und Felix kicherten nervös.

„Aber nein, meine Liebe, so etwas gibt es doch gar nicht! Jedes Kind hat etwas, das ihm ganz außerordentlich am Herzen liegt, für das es alles tun würde, etwas das …“

„Wenn Sie meinen“, unterbrach ihn Frieda.

Die Klasse erstarrte. Schnittlich zu unterbrechen würde Konsequenzen haben, ganz bestimmt!

Regel 1.000.000 oder so – wer Schnittlich unterbrach, wurde auf der Stelle geköpft!

Der Schulleiter öffnete den Mund – doch statt eine dieser grauenvollen Regeln zu zitieren, strahlte er die Kinder an. „Na wunderbar! Verrat uns, was es ist. Und wenn dann alle dran waren, bekommt ihr auch eure Belohnung.“

Maxe stutzte. Hatte der Direktor gerade „Belohnung“ gesagt? Hier war doch eindeutig was faul!

„Verstehe“, erwiderte Frieda gepresst. Sie holte tief Luft. „Mein Lieblingsding ist ein …“ Frieda schaute fragend zu Maxe. „… ist ein …“ Ihr Blick blieb an seiner selbst gebauten Schleuder hängen, die unter dem Mathebuch versteckt war. Daneben lagen unzählige, mit Spucke geformte Papierkügelchen – Maxes Munition. „… ist ein Sabberklumpen!“

Ein paar Kinder kicherten. Maxe runzelte die Stirn. Was sollte das denn werden?

Der Schulleiter zischte wütend.

„Ach was, ich meine natürlich ein Papierklumpen … aus äh …“ Hektisch sah Frieda sich um. „Glitzer!“, schrie sie laut, die Augen auf Suse Zicklers Rucksack gerichtet.

„Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen, Fräulein Geratwol!“, wetterte Schnittlich da auch schon.

„Äh, nein, will ich nicht“, sagte Frieda schnell. „Ich bin nur so aufgeregt und habe mich verplappert, ich meinte natürlich, meine Lieblingssache ist … Glitzerschleim! Genau, das ist es. Damit spiele ich den ganzen Tag. Ich mische meine eigenen … ähm … Schleime, aus rosa Pulver, türkisen Perlen … Rosenduft …“

Herr Schnittlich fing eifrig an zu schreiben, während Frieda irgendeine verrückte Geschichte über Schleim erzählte.

Maxe verstand die Welt nicht mehr.

„… er pupst auch richtig schön, wenn ich ihn in eine Dose quetsche …“

Der Schulleiter hob die Hand. „Das reicht! Sie können sich setzen, Fräulein Geratwol.“ Lächelnd wandte er sich an Frau Penne. „Meine Allerwerteste, bringen Sie mir den nächsten Kandidaten!“

Wieder setzte Maxes Herzschlag für einige Sekunden aus.

Doch die Lehrerin blieb vor dem Tisch des Klassensprechers stehen. „Karl, kommst du bitte nach vorn?“

Maxe atmete erleichtert auf.

Das war ja gerade noch mal gut gegangen!

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Herr Schnittlich blätterte zufrieden in seinem Notizbuch. „Karl von Streichzapf hat ein Referat zum Thema Einhörner gehalten, Suse Zickler über Ballettschuhe … Pascal … Elinore …“ Nacheinander ging er die ganze Klasse durch. „Wunderbar, da fehlt ja nur noch einer …“ Er sah auf und Maxe direkt in die Augen. „Maximilian Zack!“

Maxe erstarrte.

„Du bist dran!“, verkündete die Lehrerin schläfrig.

Wie in Trance stand Maxe auf. Das passierte jetzt nicht in echt, oder?

„Alarmstufe Rot!“, flüsterte Frieda ihm zu. „Schnittlich führt etwas im Schilde. Wo zum Geier ist dieser Inspektor, wenn man ihn braucht! Er muss sofort …“

Doch Maxe hörte gar nicht hin. „Alarmstufe Rot“ war alles, was er verstanden hatte.

Er wankte auf die Tafel zu. Auf keinen Fall konnte er vor der gesamten Klasse ein Referat halten. Niemals!

„Maximilian, mein Lieber, wie schön!“ Der Schulleiter lächelte.

Maxe blickte ihn ausdruckslos an.

„Was ist deine liebste Sache auf der Welt?“, verlangte Schnittlich begierig zu wissen – genau wie bei den anderen Kindern zuvor.

Maxe schwitzte. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Mit aller Kraft versuchte er, sich zu konzentrieren. „Ma… Ma… Ma… Ma…“, stammelte er und wischte sich die schweißnassen Hände an seiner Hose ab.

„Deine Mama?“ Schnittlich kicherte nachsichtig.

Ein paar seiner Mitschüler lachten.

Maxe riss die Augen auf und wollte protestieren. Aber seine Kehle war wie zugeschnürt.

Der Direktor sprach weiter. „Och, wie niedlich, deine liebe Mama kann ich allerdings nicht gebrauchen … äh, zählt nicht! Es muss doch noch etwas geben außer deiner Mutter und deinem Vater, was du magst?“, säuselte Schnittlich und beugte sich zu Maxe herüber, der mit zitternden Knien vor der Tafel stand.

Maxe schüttelte wild den Kopf. Natürlich mochte er seine Mutter, aber die meinte er ja gar nicht. Er schaute zur Klasse. Alle Blicke klebten an ihm.

Pascal grinste, Frieda verschränkte wütend die Arme, Karl von Streichzapf machte ein mitleidiges Gesicht. Alle anderen warteten ungeduldig, dass Maxe fertig wurde. Sie wollten endlich ihre Belohnung haben!

„Ma…“, stotterte Maxe. Er musste etwas sagen, wenigstens ein Wort, oder besser einen zusammenhängenden Satz. „Makkaroni!“, stieß er schließlich hervor.

Der Schulleiter wurde schon wieder rot. „Auch nichts zu essen …“, grollte er.

Maxe sah hilflos zu Frieda. „Meine Katze … äh … Hund … äh …“, plapperte er weiter. Ihm wurde schon ganz schwindlig vor lauter Anstrengung.

Schnittlichs Miene erhellte sich. „Ah wie wunderbar, ein Tierliebhaber!“ Wie besessen kritzelte er in sein Buch. „Beschreib doch mal deine Katze …“

Maxe schnappte nach Luft. Hatte er echt Katze gesagt? Panik stieg in ihm hoch.

Frieda kniff böse die Augen zusammen.

Oh Mann! Am liebsten wäre er im Erdboden versunken. Er hatte Hund sagen wollen! Sein Labrador war doch sein bester Kumpel. Wenn Makkaroni jetzt hier wäre, würde Maxe sich besser fühlen!

„Hu… Hu… Hu…“, versuchte er zu retten, was zu retten war.

„Jetzzzt fängt er gleich an zzzu heulen …“, kreischte Pascal. „Huuuuuuhuhuuuuu!“

„Keine Kaaa…“, stammelte Maxe.

Rums! Die Tür zum Klassenzimmer flog auf.

Maxe verlor das Gleichgewicht und taumelte gegen Frau Penne.

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