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Sophienlust Extra
– 2 –

Ohne Vater – ohne Mutter

Wird der kleine Lars in Sophienlust glücklich?

Gert Rothberg

Impressum:

Epub-Version © 2019 KELTER MEDIA GmbH & Co. KG, Sonninstraße 24 - 28, 20097 Hamburg. Geschäftsführer: Patrick Melchert

Originalausgabe: © KELTER MEDIA GmbH & Co.KG, Hamburg.

Internet: https://ebooks.kelter.de/

E-mail: info@keltermedia.de

Dargestellte Personen auf den Titelbildern stehen mit dem Roman in keinem Zusammenhang.

ISBN: 978-3-74095-815-2

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Die Augen der jungen Frau wirkten sehr traurig, obwohl ihr Mund lächelte und ihre Stimme ruhig und gelassen klang. Vor Denise von Schoenecker, der Besitzerin des Kinderheimes Sophienlust, hatten schon viele Frauen, Mütter und junge Mädchen gesessen, die bei ihr Hilfe gesucht hatten. Sie hatte für alle, die ein schweres Schicksal trugen, Verständnis und ein offenes Herz, denn vor vielen Jahren war auch sie sehr verzweifelt gewesen. Ihr selbst hatte damals niemand geholfen. Deshalb beglückte es sie sehr, niemand abweisen zu müssen, der an ihre Tür klopfte. Die junge Frau hatte sich als Sitta Kronstett vorgestellt. Ihre feinen Hände lagen fest ineinander verschlungen im Schoß. Denise merkte, wie sehr sie sich zusammennahm, um ihr Anliegen ruhig vorzutragen.

»Mein Mann ist Architekt«, sagte sie mit einem müden Unterton in der Stimme. »Wir haben ein Kind. Einen Jungen. Lars ist vier Jahre alt. Mein Mann und ich kannten uns schon in unserer Kinderzeit. Vielleicht ist das eine zu lange Zeit. Mein Mann möchte sich von mir scheiden lassen. Er liebt eine andere. Ein Starmannequin. Vor einigen Monaten ist er mit Tamara in das neue Haus gezogen, das er sich ganz in der Nähe meines Elternhauses gebaut hat, in dem wir seit dem Tod meiner Eltern zusammengelebt haben. Lars kann sich nicht daran gewöhnen, dass wir beide nun allein sind. Er läuft dauernd zu seinem Vater. Sosehr ich auch aufpasse, er findet immer wieder eine Gelegenheit, mir zu entwischen. Tamara bildet sich ein, ich schicke das Kind mit Absicht. Deshalb hat mein Mann mich gebeten, Lars’ Besuche abzustellen. Ich halte es daher für besser, Lars für einige Zeit in ein Kinderheim zu geben. Deshalb bin ich gekommen.«

Sitta Kronstett sah auf ihre Hände. Ihr blasser Teint passte zu dem zarten, feinmodellierten Profil. Sie ist sehr hübsch, dachte Denise. Und sehr jung. Ich bin damals noch jünger gewesen, als ich Dietmar hinter dem Rücken seiner Familie geheiratet habe und durch seinen Unfall noch während meiner Schwangerschaft Witwe wurde.

Die junge Frau hob den Blick. »Frau Caspar hat mir von Ihnen erzählt. Sie hatte ihre kleine Tochter einige Zeit bei Ihnen, als ihre Ehe auch nicht mehr richtig stimmte.«

Denise nickte. »Ja, ich erinnere mich. Es ist schon eine ganze Weile her. Aber Frau Caspar schreibt immer mal wieder. Die kleine Margret geht ja nun schon zur Schule. So, Frau Caspar hat Ihnen Sophienlust empfohlen.«

Die gepflegten Hände der jungen Frau wurden unruhig und strichen über den Stoff des Rockes. »Frau Caspars Ehe ist durch Sie wieder glücklich geworden. Aber … Ich gebe mich keinen Illusionen hin. Ich möchte nur nicht, dass Lars zwischen Vater und Mutter hin und hergerissen wird. Das Kind soll nicht beunruhigt werden.«

»Haben Sie bereits in die Scheidung eingewilligt?«

Sitta Kronstett lächelte matt. »Wir haben uns getrennt und wieder versöhnt, als wir verlobt waren. Das ging so einige Jahre hin und her, bis wir uns zur Hochzeit entschlossen. Diesmal glaubte ich auch, alles sei nur vorübergehend. Seitdem ich denken kann, waren mein Mann und ich beisammen. Wir wohnten in der gleichen Straße. Wir spielten zusammen mit den anderen Kindern Räuber und Gendarm, und wir tauschten unsere ersten Küsse, als wir größer waren. Es war uns beiden immer klar, dass wir zusammengehören. Trotz allem, was dann geschah. Jetzt habe ich mir auch eingebildet, dass das Verhältnis mit Tamara uns nicht trennen könnte. Ich war tolerant und wartete geduldig ab. Ich dachte, Frieder und ich sind Kameraden, die auch ihre Fehler gemeinsam durchstehen. Doch diesmal ist alles anders. Auch Lars ändert nichts an der Tatsache, dass mein Mann die Scheidung wünscht. Ich habe mich noch nicht dazu geäußert. Zunächst war ich viel zu verstört, um dazu Stellung nehmen zu können. Ich fand es einfach ungeheuerlich, dass dieses Mannequin mir den Mann und dem Kind den Vater wegnehmen möchte.«

Sitta Kronstett griff nervös in ihre Handtasche. »Das ist sie!«

Denise nahm das Blatt und betrachtete die Großaufnahme des Mannequins. »Ja«, sagte sie ruhig, »ein bekanntes Gesicht. Es ist mir schon oft in Modejournalen aufgefallen. Ein gut gewachsenes Mädchen, sehr kühl und zielstrebig …«

»Und das ist mein Mann.« Sitta warf einen bewundernden Blick auf die Fotografie. Denise sah, wie sehr die junge Frau ihren Mann liebte. »Und das ist Lars.« Jetzt schwang Zärtlichkeit in der Stimme der jungen Frau mit.

Denise lächelte: »Ein entzückender kleiner Kerl.«

Er ist schon so verständig!«, flüsterte Sitta Kronstett.

Denise schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich glaube nicht, dass Ihr Mann und Tamara auf die Dauer miteinander harmonieren werden. Ihr Mann ist viel zu nachdenklich und zu gewissenhaft, um sich ganz zu verlieren. Gut, im Augenblick ist er diesem Mädchen verfallen. Er hat den Kopf verloren. Das kann auch dem klügsten Mann mal passieren. Doch für Sie ist das sehr schwer. Ich halte es deshalb auch für richtig, dass Sie mir den kleinen Lars bringen. Wenn er nicht mehr bei Ihrem Mann erscheint, wird dieser das Kind plötzlich vermissen, auch wenn er gewünscht hat, es nicht mehr bei sich zu sehen. Er kommt damit ja sicher nur dem Wunsch seiner Geliebten nach. Sie möchte ihn vollständig von Frau und Kind trennen, um ihr Ziel zu erreichen. Ist Ihr Mann denn wirklich so eine lukrative Partie, dass sich Tamaras Anstrengungen lohnen? Es geht ihr doch sicher nur darum, sich gut zu versorgen und an der Seite eines attraktiven Mannes gesellschaftlich im Mittelpunkt zu stehen.«

Die Augen der jungen Frau richteten sich bewundernd auf Denise von Schoen­ecker. »Sie erkennen das sehr richtig. Mein Mann hat als Architekt große Erfolge. Er ist von seinen Eltern reich bedacht worden und konnte von vornherein großzügig leben. Auch gesellschaftlich gesehen spielt er eine Rolle. Tamara ist sehr geltungsbedürftig. Vielleicht denkt sie auch an die Zeit, in der sie als Mannequin nicht mehr so gefragt sein wird wie jetzt. Natürlich ist es auch so, dass die beiden sich ineinander verliebt haben. Tamara ist übrigens sechs Jahre älter als ich und genauso alt wie mein Mann.«

»Und«, erkundigte sich Denise, »wie würde es nach einer eventuellen Scheidung sein? Wären Sie und das Kind versorgt?«

»Ich habe von meinen Eltern das Haus geerbt, in dem ich wohne. Es ist sehr geräumig, alt, aber gemütlich. Es liegt in einem großen Garten. Jetzt, nachdem mein Mann ausgezogen ist, könnte ich Zimmer vermieten, ohne räumlich beengt zu sein. Außerdem wird mein Mann mich sicher großzügig abfinden wollen und für Lars laufend sorgen. Ich könnte mich auch beruflich betätigen, obwohl ich gleich nach dem Abitur geheiratet habe. Meine Mutter war Französin, so dass ich von klein auf diese Sprache gelernt habe.« Sitta Kronstett brach ab und senkte den Blick. Ihre Mundwinkel zogen sich bitter herab. »Ich würde mich aber lieber in jeder Hinsicht einschränken, um bei meinem Kind bleiben zu können. Wenn Lars zu Ihnen kommt, so hoffe ich, dass es nur für ganz kurze Zeit zu sein braucht. Wann darf ich Lars bringen?«

»Sobald Sie wollen«, antwortete Denise. Ihr Blick flog einen Augenblick nachdenklich durch das weit geöffnete Fenster des Biedermeiersalons, in dem sie saßen. Sie hatte ihren kleinen Dominik damals auch in ein Kinderheim geben müssen. Dietmars Tod hatte sie in bitterste Not gestürzt, so dass sie gezwungen gewesen war, wieder ihren Beruf als Tänzerin auszuüben. Ihr Beruf und ihre bürgerliche Herkunft waren es gewesen, die sie in der Familie von Wellentin von vornherein unbeliebt gemacht hatten. Deshalb hatte sie Dietmar auch heimlich geheiratet. Nach seinem Tod hatte sie keinen Wert darauf gelegt, mit der Familie von Wellentin Verbindung aufzunehmen. Sie hatte unter ihrem Mädchennamen gelebt und zu Dietmars Verwandtschaft überhaupt keinen Kontakt gehabt. Aber dann … Ja, eines Tages war Dietmars Großmutter Sophie von Wellentin gestorben. Was dann geschehen war, war wie ein Wunder gewesen. Die alte Dame hatte ihren Urenkel Dominik von Wellentin als Erben ihres Besitzes eingesetzt, den sie, Denise, bis zu Nicks Volljährigkeit verwalten sollte. Es war auch der Wünsch der Verbliebenen gewesen, Sophienlust in ein Heim für Kinder umzuwandeln, die vom Schicksal schwer geprüft waren.

Dieses Testament hatte die ganze Verwandtschaft in einen Strudel der Empörung gerissen. Doch nun, nach so vielen Jahren, war das alles vergessen. Dietmars Eltern und alle Wellentins brachten ihr und Dominik tiefste Zuneigung und Liebe entgegen. Das Vermächtnis der Verstorbenen strahlte nicht nur Glück auf die Kinder aus, die traurig und trostlos nach Sophienlust kamen, sondern auf alle, die sich für diese Aufgabe einsetzten. Sie selbst, Denise, hatte später in dem Gutsbesitzer Alexander von Schoenecker einen liebevollen Ehemann gefunden. Der Gutshof Schoeneich lag in der Nachbarschaft.

Frau Rennert, die für die Kinder Tante Ma war, leitete seitdem das Kinderheim, so dass alles wie am Schnürchen lief, auch wenn Denise nicht ständig auf Sophienlust weilte. Tante Ma lebte nur für die Kinder. Mit eingeschlossen waren ihr Sohn Wolfgang, dessen junge Frau Carola und die Zwillinge des jungen Ehepaares, der ganze Stolz der Großmutter. Wolfgang Rennert war Denise als Hauslehrer von Sophienlust unentbehrlich geworden. Seine Frau Carola aber, die als Waisenkind in das Heim gekommen und hier groß geworden war, stand ihr nahe wie eine eigene Tochter.

Denises Blick kehrte mit einem sonnigen Ausdruck zu der traurigen jungen Frau zurück. Sie fühlte in diesem ­Moment ganz stark, dass sie Sitta Kronstett helfen konnte.

»Lars wird sich hier rasch einleben«, sagte sie herzlich. »Wir sind wie eine große Familie. Wenn Sie ihn besuchen wollen, können Sie auf Sophienlust übernachten. Wir sind immer für Gäste eingerichtet.«

»Ich bin Ihnen sehr dankbar«, seufzte Sitta Kronstett erleichtert. Ihr war plötzlich nicht mehr so schwer zumute.

Als Sitta den Wagen in die Garage fuhr, erschien Laura, die Haushälterin, im Vorgarten. Sie war schon bei Sittas Eltern im Dienst gestanden. Jetzt wirkte ihr gutes mütterliches Gesicht verärgert.

»Das dachte ich mir«, sagte sie ohne viel Umschweife, »ausgerechnet jetzt kommen Sie zurück, wo mir Lars wieder einmal entwischt ist. Gerade wollte ich ihn zurückholen.«

Sitta winkte gelassen ab. »Das hört jetzt sowieso auf. Ich habe für Lars ein entzückendes Kinderheim gefunden.«

Lauras Miene zeigte Entsetzen. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«, rief sie.

»So konnte es doch nicht weitergehen, Laura. Es soll ja nicht für lange Zeit sein. Nur, bis alles vorüber ist.« Sitta ging neben Laura zum Haus. »Hat sich sonst etwas Besonderes ereignet?«

»Ja«, berichtete Laura lustlos. »Gestern ist Lars auch weggelaufen. Der Herr Architekt hat ihn zurückgebracht. Er hat dabei nach Ihnen gefragt. Als ich sagte, Sie seien verreist, war er sichtlich erstaunt. Er ist in Ihr Zimmer gegangen und hat Ihnen einen Brief geschrieben. Er liegt auf Ihrem Schreibtisch.«

Sitta seufzte: »Das wird wieder eine Hiobsbotschaft sein. Ich will gleich nachschauen. Kochen Sie mir rasch eine Tasse Kaffee, ja? Ich fühle mich von der Fahrt etwas abgespannt.«

Das Schreibzimmer lag im ersten Stock des großen Hauses. Sitta zwang sich, wegen Laura ganz langsam zu gehen. Doch am liebsten wäre sie hinaufgestürmt, so sehr war sie von einer ängstlichen Neugierde geplagt.

Der Brief lag wie abgezirkelt in der Mitte der Schreibunterlage. Sitta riss das Kuvert mit flatternden Händen auf. Ihr Blick flog rasch über die wenigen Zeilen: Liebe Sitta, ich halte es nicht für gut, dass Lars dauernd zwischen Dir und mir hin- und herpendelt. Aber auch aus anderen Gründen habe ich mich entschlossen, mein Haus zu vermieten. Bitte, rufe mich an, wenn Du von Deiner Reise zurück bist, damit wir uns über den Scheidungstermin in Ruhe unterhalten können. Frieder.

Sitta schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte auf. »In Ruhe …«, murmelte sie mit zuckenden Lippen. Frieder war also fest entschlossen, Tamara zu heiraten. Das letzte Fünkchen Hoffnung erstarb in Sittas Herzen. Ein eiskalter Schauer rann ihr über den Rücken und ließ sie frösteln, als sei es tiefster Winter.

»Nein!«, flüsterte sie. »Ich liebe ihn doch so sehr …«

Langsam zerriss Sitta den Brief in kleine Stücke und ließ diese einzeln in den Papierkorb fallen. Da lag nun ihre Liebe! In den Papierkorb geworfen, auf dem Weg in den Müll. Als Kind hatte sie den älteren Jungen angeschwärmt, weil er besser als die anderen Kinder Tennis gespielt hatte und auch sonst immer der Überlegene gewesen war, ohne es besonders hervorzukehren. Er war allen ein guter Kamerad und überall beliebt gewesen. Sein erster Schwarm war Marion gewesen, ein apartes Mädchen, das von allen Jungen hofiert worden war. Aber Frieder hatte auch hier die anderen ausgestochen. Sitta konnte sich noch gut erinnern, wie traurig sie damals gewesen war. Kurze Zeit danach hatten Marion und Frieder Streit bekommen, und bald hatte Frieder einen anderen Schwarm gehabt. Doch ihr gegenüber war er immer gleich herzlich und freundschaftlich geblieben. Einige Jahre später hatten sie den ersten zarten Kuss getauscht. Für sie hatte sich damit eine Welt der Träume und noch kindlicher Phantasien eröffnet. Schon wenige Tage später hatte sie Frieder mit einem ungewöhnlich schönen Mädchen beim Eisessen entdeckt. Wieder hatte sie einen tiefen Schmerz verspürt. Für sie hatte es immer nur Frieder gegeben. Kein anderer Junge hatte ihr gefallen können. Auch während der Tanzstunde hatte sich daran nichts geändert. Die Küsse, die sie nach einer Party mit ihm getauscht hatte, waren noch weit entfernt gewesen von jener Leidenschaft, die sie später für ihn empfunden hatte.

An einem verführerischen Maiabend hatten sie dann begonnen, sich ganz und gar zu entdecken. Unbeholfen und doch ganz bereit waren sie einander zugesunken. Sie war sein erstes Mädchen gewesen, er ihr erster Mann. Für sie selbst waren Tage der Ungewissheit gefolgt, denn Frieder war plötzlich wie vom Erdboden verschwunden gewesen. Als sie einander wiederbegegnet waren, hatten sie die Augen voreinander niedergeschlagen und so getan, als seien die anderen viel wichtiger als sie beide. Dann hatte Marion ihre Geburtstagsparty gegeben, und sie waren einander dort begegnet. Wenn sie zusammen getanzt hatten, war es gewesen, als glühe Feuer zwischen ihnen und drohe sie zu verbrennen. Die Sehnsucht nacheinander war geblieben, doch heimlich hatten sie sich nicht mehr getroffen. Erst Monate später hatte es sie wieder zusammengetrieben. Frieder hatte gesagt, er würde nur sie heiraten, sobald er ein richtiger Mann sei. Doch bis dahin war es noch weit gewesen. Frieder hatte als Student lange Zeit nichts von sich hören lassen. Sitta hatte gewusst, dass er andere Mädchen hatte, doch sie hatte sich gesagt, dass jeder junge Mann seine Erfahrungen zu machen wünsche und dass sie abwarten müsse. Eines Tages war es dann so weit gewesen, dass sie sich verlobt hatten. Frieder hatte beteuert, dass er nur sie wirklich liebe. Trotzdem war die Verlobung einige Male auseinandergegangen. Doch Sitta war stets zuversichtlich gewesen. Frieder hatte seine Studentenzeit genossen. Doch kaum hatte er sein Studium beendet, war er zu ihr gekommen, um ihr strahlend zu versichern, dass er sie nie vergessen hätte und nur sie die Frau wäre, mit der er eine Ehe führen wollte. Ihre Hochzeit war dann ein großes Fest geworden. Alle Jugendfreunde hatten daran teilgenommen. Sie waren in eine Etage seines Elternhauses gezogen. Mit Hilfe seines einflussreichen Vaters hatte Frieder schon als junger Architekt erstaunliche Aufträge erhalten, die dank seines genialen Könnens ganz von selbst andere nach sich gezogen hatten. Kurz nach Lars’ Geburt war Sittas Vater und ein Jahr später ihre Mutter gestorben. Sie waren nun in ihr Elternhaus übersiedelt, und Sitta hatte sich in Frieders Liebe für immer geborgen geglaubt.