Als sich von September 2019 bis Oktober 2020 das deutsche Forschungsschiff ›Polarstern‹, festgefroren im Eis, durch die zentrale Arktis treiben ließ um Klimaprozesse zu studieren, hatten die Planer dieser wagemutigen Expedition ein Vorbild: Bereits 1893 startete der Norwegische Forscher Fridtjof Nansen ein ähnliches Unterfangen: Auch er ließ sein Schiff ›Fram‹, das speziell zu diesem Zweck gebaut worden war, von Eis umschließen, um mit der Drift der Eisschollen die Arktis zu durchqueren und dabei den Nordpol zu erreichen. Nansens Expedition war also nicht der Wissenschaft alleine gewidmet, sondern auch dem großen Ziel, als Erster den nördlichsten Punkt der Erde zu erreichen.
Als Nansen feststellte, dass die Eisdrift das Schiff weit am Pol vorbeiführen würde, verließ er es und wanderte zusammen mit seinem Begleiter Fredrik Hjalmar Johansen auf Skiern, mit 28 Huskies und Versorgungsschlitten, über die unendliche Eiswüste gen Norden. Dass sie dabei niemals auf festes Land treffen würden, wussten sie nicht, denn man ging damals noch davon aus, dass sich unter dem Pol ein Landsockel befände.
Rund 450 Kilometer vor dem Ziel wird das Gelände durch ineinander verkantete Schollen und Eisaufwerfungen unpassierbar und sie müssen umkehren. Der Rückweg, behindert durch Eisbären-Attacken, Einbrüchen ins Eis und unerbittlicher arktischer Kälte, wird zum nackten Überlebenskampf. Dennoch schaffen sie es, sich zum Archipel des Franz-Joseph-Lands, einer Inselgruppe im Polarmeer, durchzuschlagen, überwintern dort und werden im Juni 1896 von einer anderen Expedition aufgenommen. Obwohl Nansen und Johansen den Pol nicht erreicht hatten, so waren sie ihm doch näher gekommen, als je eine Mensch zuvor.
Nach der Rückkehr nach Norwegen wurde Nansen augenblicklich zum Volkshelden und Medienstar, sein hier vorliegender zweibändiger, aufregender Bericht zu einem weltweiten Bestseller.
© Redaktion eClassica, 2021