GGG-SACHBÜCHER:

Die unregelmäßig erscheinende Reihe der GGG-SACHBÜCHER ist eine Hobby-Produktion für Leser und Sammler. Sie entstand aufgrund der langjährigen Begeisterung des Autors für die auch heute noch verpönten „Groschenhefte“, die seit 2002 mit seiner Internetseite Grusel, Grüfte, Groschenhefte (http://www.groschenhefte.net) eine Plattform gefunden haben. Die „Bücher zur Internetseite“ sind als Sekundärliteratur zu den verschiedenen Themen rund um den deutschen Heftroman gedacht; mit dem Zweck, die wichtigsten Informationen und Hintergründe zu den Serien und Reihen der deutschen Nachkriegsheftromanlandschaft für Hobbyisten zusammen zu stellen und verfügbar zu halten. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Erzeugnissen der Zeitschriftenverlage, die ihre Produkte über den Presse-Grosso vertrieben haben.

Bisher erschienen sind:

Grusel, Grüfte, Groschenhefte: Deutsche Grusel-Heftromane von 1968 bis heute – eine Chronik des „Dämonen-Booms“

[Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe zum 50jährigen Jubiläum]

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

2018, ISBN 978-3-7528-7995-7, Paperback (14,8 x 21 [cm]), 544 Seiten, davon 26 Seiten Farbabbildungen

Götzen, Gold und Globetrotter: Deutsche Abenteuer-Heftromane von 1960 bis 2015 – mit Übersicht der wichtigsten Nachkriegsserien

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

2016, ISBN 978-3-7392-3689-6, Paperback (14,8 x 21 [cm]), 356 Seiten, davon 13 Seiten Farbabbildungen

Goblins, Götter, Greifenreiter: Fantasy im deutschen Heftroman von 1973 bis 2012 – über die seltenen Ausflüge in phantastische Welten

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

2017, ISBN 978-3-7431-7512-9, Paperback (14,8 x 21 [cm]), 164 Seiten, davon 7 Seiten Farbabbildungen

Geister, Gaslicht, Gänsehaut: Mysteriöse Romanzen, romantische Gothics – Der Spannungsroman für Frauen (1971 – 2020)

PDF-Edition (non-profit): Download über http://www.groschenhefte.net

198 Seiten (DIN A4), davon 4 Seiten Farbabbildungen; erstmals erschienen: 04.03.2013, aktuell: Version 4.1 (26.05.2020) Preis: kostenlos!

Auch als limitierte Printausgabe erschienen (14,8 x 21 [cm], 256 Seiten; 2018, vergriffen)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Impressum:

© 2021 Jochen Bärtle, 1. Auflage (März 2021)

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7534-3323-3

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

Ein Sachbuch über SF-Heftromane …, aber ganz ohne PERRY RHODAN?

Obwohl sich das zunächst so widersinnig anhört, wie Krimi-Hefte ohne JERRY COTTON oder Grusel-Serien ohne JOHN SINCLAIR besprechen zu wollen, ist das Ganze sehr viel plausibler als man meinen möchte.

Natürlich hat sich der SF-Heftroman in Deutschland durch die „weltgrößte SF-Serie“ erheblich verändert und auch der weit über Deutschland hinausgehende Erfolg ist nicht in

Zweifel zu ziehen.

Aber genau das macht die Sache so schwierig – und einfach zugleich …

PERRY RHODAN lässt sich eben nicht nur in einem mehr oder weniger ausführlichen Kapitel abhandeln. Genauer gesagt sind weder die verlegerischen, redaktionellen, schriftstellerischen oder handlungsrelevanten Besonderheiten dieser Serie in einem Kapitel auch nur annähernd darzustellen.

Egal, wie sehr man die Informationen auch komprimieren würde, käme doch nur etwas heraus, dass an die Inhaltsbeschreibung einer Tütensuppe erinnern würde: Statt der eigentlich interessanten Informationen zu den einzelnen „Gewürzen“, böte der Hinweis auf die „gefriergetrocknete Gewürzmischung“ lediglich einen unbefriedigend hingeworfenen Happen, der mehr oder weniger gut verdaulich ist und schließlich sogar merkwürdige Halbwahrheiten beinhalten könnte.

Nicht allein dem Leser, sondern vor allem auch der Serie und ihren Machern würde das nicht gerecht werden.

Und so bleiben PERRY RHODAN, ATLAN & Co. aus gutem Grund doch lieber außen vor …

Dass es für einen mehr als oberflächlichen Blick auf PERRY RHODAN nicht nur anders aussehen muss, sondern es es auch kann, beweisen die teils fast unglaublichen Sachbücher zur Welt von Perry Rhodan. Schon allein die Werkstattbände aus der eigenen Redaktion der Serie sind ein Quell an Informationen. Richtig umfangreich, und mit teils auch großen Schauwerten ausgestattet, wird es dann in der „echten Sekundärliteratur“ zur Serie. Man denke z. B. nur an Werke wie Fast alles über Perry Rhodan. Das Buch für Fans. Anekdoten und Wissenswertes zum Jubiläum der größten SF-Serie des Universums von Eckhardt Schwettman oder die bislang dreibändige PERRY RHODAN CHRONIK – BIOGRAFIE DER GRÖßTEN SCIENCE FICTION-SERIE DER WELT von Michael Nagula und Hermann Urbanek (Band 4 wird schon sehnlichst erwartet). Und nicht zuletzt staune man über den einfach nur großartigen und überformatigen Band AllMächtiger! Faszination Perry Rhodan (wieder von Eckhardt Schwettmann) – ein Buch, das den Leser zum versonnen Lächeln bringt und aufgrund seines schieren Gewichts die Handgelenke beim Lesen schmerzen lässt …(1)

Für Daten, Titelbilder, Romanlisten und vieles mehr dürfen aber auch die Hobbyisten nicht vergessen werden. Beispielhaft soll hier die Internetseite von Reinhard Peter angeführt werden (www.rp49.de), die für den Perry-Rhodan-Fan (und vieles andere) eigentlich kaum noch Wünsche offenlässt!

Und sogar den Illustratoren der „Perry-Hefte“ wurden schließlich eigene Bücher und Bildbände gewidmet, die heute teils erstaunliche, antiquarische Preise erzielen.

Was das laufende Jahr für PERRY RHODAN an Neuem oder an Rückblicken auf das „Alte“ bringen wird, könnte spannend werden! Denn schließlich wird die „größte SF-Serie der Welt“ ja am 08.09.2021 satte 60 Jahre alt …

Dass diese erfolgreiche Heftroman-Serie sogar vielfach Gegenstand einer mehr oder weniger ausführlichen, wissenschaftlichen Untersuchung war, eröffnet noch weitere Felder interessanter Informationen. Allerdings eben auch über solche, mit welchen die Serie radikalisiert, militarisiert oder mit denen einfach nur vor ihrem verderblichen Einfluss auf die Jugend gewarnt werden sollte! Und dabei spreche ich hier tatsächlich auch von „echten“ literaturwissenschaftlich basierten Arbeiten oder den „berühmt-berüchtigten“, pädagogischen Literaturhilfen für den Deutschunterricht an Schulen! Und schließlich trugen auch das Fernsehmagazin MONITOR sowie die Zeitschriften SPIEGEL und STERN in der Vergangenheit das Ihre dazu bei … Der Fairness halber sei aber auch gesagt, dass das Bildungswesen nicht nur schlecht mit PERRY RHODAN umgegangen ist – denn auch hier hat der Zeiten- und Wertewandel ein Übriges dazu getan.

Kaum eine andere Serie hat während ihres Bestehens so intensive und umfangreiche Angriffe abwehren und überstehen müssen. Schon allein dies darstellen zu wollen, füllte ein ganzes Kapitel!

PERRY RHODAN ist dabei auch zugleich eine, wenn nicht die am besten dokumentierte Heftserie in und aus Deutschland überhaupt. Etwas, was z. B. JERRY COTTON oder JOHN SINCLAIR trotz allen Erfolges erst seit einer überschaubaren Zeit für sich in Anspruch nehmen können – obwohl es dort noch immer deutliche Lücken gibt!

Eine umfangreiche Dokumentation – oder zumindest eine schnelle Übersicht – gibt es hingegen nicht oder nur in sehr eingeschränktem Umfang für die anderen SF-Heftserien und die über den Presse-Grosso vertriebenen SF-Bücher seit 1953.

Natürlich waren UTOPIA oder TERRA immer wieder Mittelpunkt von Fan-Publikationen und populär-wissenschaftlichen Betrachtungen. Aber eben immer nur in Teilaspekten und zeitlich weit gestreut.

Man betrachte nur einmal die Arbeit von Heinrich Stöllner auf zauberspiegel-online.de, der in 30 Artikeln über die vielen Helden und Kurzserien der Hefromanreihen UTOPIA und TERRA (und ihrer Ableger) berichtet hat (Artikelserie: Flaggschiffe, Flottenkadetten und Flops). Heute ist diese als überarbeitetes und gedrucktes Gesamtwerk beim Verlag Dieter von Reeken zu haben (Die Zukunft von gestern - SF-Serien in den „Utopia“- und „Terra“-Reihen der 1950er bis 1980er Jahre).

Eine weitere rühmliche Ausnahme bildet übrigens der Themenkomplex rund um die RAUMPATROUILLE ORION. Hierzu gibt es ebenfalls mehrere gelungene Sachbücher (u. a. auch einen aufwändigen Text- und Bildband in ungewöhnlichem Format). Und auch im Internet finden sich zu ORION viele ausführliche Informationen. Allerdings stehen dort zunächst nicht die Heftromane und Taschenbücher im Mittelpunkt. Dass die Romane dankenswerterweise aber ebenfalls umfangreich abgehandelt wurden, liegt augenscheinlich an der Historie und dem Kult-Status der damals mit ca. 360.000,-- DM pro Folge teuersten, deutschen TV-Serie, die als deutsch-französische Koproduktion auch einen gewissen intenationalen Ruf aufweisen kann.

Ich nehme an, dass damit deutlich geworden sein dürfte, warum das vorliegende Sachbuch all den anderen SF-Serien gehören soll, die im deutschen Heftroman oder im Kaufhaus(-Taschen-)Buch veröffentlicht wurden – abseits von PERRY RHODAN eben …

Ganz abseits von PERRY RHODAN? … nun gut, ehrlicherweise … man kann es drehen und wenden, wie man will. Man kann sich winden und versuchen den Fokus auf all die anderen Serien und Reihen zu legen – aber man wird auch hier immer und immer wieder auf PERRY RHODAN stoßen!

Ob nun als Vorbild oder Feindbild, ob als Inspiration oder Antrieb es anders und besser machen zu wollen: Die deutschen SF-Heftromane hatten nur 8 Jahre ohne den „AllMächtigen“, bevor die „größte deutsche SF-Serie“ ihren Einfluss in irgendeiner Form auf fast alle folgenden Serien und Reihen nahm. Im Kapitel III: SF-Serien im Detail stolpert man fast schon über die häufige Erwähnung der Zusammenhänge oder Ablehnungen, die mit PERRY RHODAN zu tun haben!

Abseits von PERRY RHODAN? Ja, natürlich. Aber es geht eben auch nicht gänzlich ohne ihn … und dies zieht sich bis ins Jahr 2020, als zuletzt in MADDRAX Band 523 (zum 20jährigen Jubiläum der Serie) ein Parallel-Welt-Cross-Over den gesamten Roman inklusive der Leserkontaktseite (ein Begriff übrigens, den die PR-Redaktion geprägt und etabliert hat) und sogar den Cartoon beherrscht.

Ein Cross-Over mit wem, fragen Sie? Mit PERRY RHODAN natürlich ;-)

Jochen Bärtle

Schlat, im Februar 2021


(1) Dass Eckhardt Schwettmann als ehemaliger Redakteur der Serie wohl einer der PERRY RHODAN-Experten war ist offenkundig. Und so hängt der offene Erscheinungstermin der PERRY RHODAN CHRONIK Band 4 auch mit seinem Tod am 04.11.2014 zusammen, da er als Autor eben dieses Bandes vorgesehen gewesen war. Band 4 soll nun nach verschiedenen Ankündigungen und Verschiebungen am 29.04.2021 erscheinen und wurde wohl von dem Autorenteam Dr. Rainer Nagel und Alexander Huiskes verfasst (zuletzt war Heiko Langhans im Gespräch gewesen). Allerdings ist bislang wohl nur eine ebook-Variante geplant – die Hoffnung auf eine Print-Ausgabe ist aber noch nicht erloschen …

Gedanken, Bedenken und Dank zur Entstehung dieses Sachbuchs

Es hätte nicht viel gefehlt und das vorliegende Buch hätte nicht nur PERRY RHODAN & Co. ausgespart, sondern auch die UTOPIA- und TERRA-Reihen deutlich knapper dargestellt – insbesondere den Bereich der Sub-Serien … wer aber die Internetseite Grusel, Grüfte, Groschenhefte und die GGG-Sachbücher kennt, hat sicherlich schon gemerkt, dass der Autor (also ich) ein „Sub-Serien-Junkie“ ist!

Schuld an dieser Misere war diesmal die Zeit, die das Manuskript zu Gestirne, Gleiter, Galaxien gleich mehrfach eingeholt hat.

Das Grundgerüst dieses Manuskripts stammt mit rund 240 Seiten aus den Jahren 2010/2011. Denn ursprünglich hätte Gestirne, Gleiter, Galaxien thematisch das zweite GGG-Sachbuch werden sollen.

Im Laufe der Recherchen hat sich jedoch gezeigt, dass die reine Einholung von Daten und Informationen zwar mehr oder weniger unproblematisch war, aber mein persönlicher Bezug zum Genre der SF-Heftromane „noch nicht eng genug“ war. Oder anders ausgedrückt: Im Vergleich zu Grusel-, Abenteuer- und Fantasy-Heften hatte ich doch bei Weitem weniger SF-Romane goutiert.

Und so wurde das Projekt zuerst einmal zu Gunsten von ausgiebiger „Schmöker-Zeit“ zurückgestellt – und dann auch von den anderen Genre-Sachbüchern überholt …

Gestirne, Gleiter, Galaxien wurde im Laufe der Zeit aber doch zumindest nebenher immer wieder vorangetrieben, wobei auch die fundierten Informationen von Heinrich Stöllner – und nicht zuletzt – seine Artikel auf zauberspiegel-online.de sehr hilfreich waren. Insbesondere die zum Schluss 30-teilige Artikelserie Flaggschiffe, Flottenkadetten und Flops, die sich der großen und kleinen Sub-Serien und den Mehrteilern aus den UTOPIA- und TERRA-Reihen annahm. Eine Offenbarung zur Komplettierung der Sub-Serienthematik!

Erst im März 2020 wurde ich dann darauf aufmerksam, dass eben diese umfangreiche Artikelserie überarbeitet worden und sogar als Buch erschienen war: Die Zukunft von gestern - SF-Serien in den „Utopia“- und „Terra“-Reihen der 1950er bis 1980er Jahre von Heinrich Stöllner, DvR-Verlag (Dieter von Reeken).

Nachdem das Werk umgehend bestellt und für gut befunden wurde, hatte dies ebenso umgehend nach dem Lesen erhebliche Zweifel meinerseits zur Folge: Machte es überhaupt noch Sinn, selbst die Sub-Serien bei den UTOPIA- und TERRA-Reihen darzustellen? Würde nicht ein Verweis auf das Werk von Heinrich Stöllner ausreichen? Sollte nicht stattdessen doch die lange und mühevolle Kleinarbeit zu den vielen Sub-Serien aus dem Text getilgt werden? Denn, würde nicht anders das Gefühl eines unnötigen Nachklapps aufkommen?

Diese Fragen haben die Veröffentlichung und Endbearbeitung des vorliegenden Bandes deutlich verzögert … und dann kam COVID-19 und legte die Welt lahm!

Aber letztendlich entschied ich mich für ein klares „Doch“: Die Sub-Serien-Informationen, so umfangreich sie zum Teil auch ausgefallen sein mögen, blieben im GGG-Sachbuch Gestirne, Gleiter, Galaxien enthalten!

Ohne sie wäre ein Überblick über die Presse-Grosso-SF doch stark lückenhaft! Sogar dann, wenn eben keine der besprochenen Serien und Reihen bis ins letzte Detail abgehandelt werden konnte! Denn die Internetseite groschenhefte.net und auch die GGG-Bücher folgen eben einem bestimmten Credo: eine umfangreiche Übersicht mit Portalgedanken – wobei nicht jedes Detail enthalten sein muss. Aber es muss auch klar werden, wo tiefergehende Informationen zu finden sind.

Also, nein: Roman-Reihen ohne Hinweise auf ihre Sub-Serien? Undenkbar!

Was sich aber tatsächlich geändert hat, ist die Auswahl der dargestellten Titelbilder zu den TERRA- und UTOPIA-Reihen: Auch wenn es dadurch vielleicht nicht immer „ganz rund“ wirkt, habe ich versucht, die von Heinrich Stöllner in seinem Buch bereits verwendeten Romane/Titelbilder für den vorliegenden GGG-Band durch andere Referenzhefte zu ersetzen.

Und eines möchte ich an dieser Stelle unbedingt tun, nämlich die Arbeit und das Buch von Heinrich Stöllner würdigen. Nicht umsonst hatte ich bereits vor dem Erscheinen immer wieder in meinen Texten auf seine Hinweise und Recherche-Details verwiesen. Sein gefälliges Buch hat so nun am Schluss auch Gestirne, Gleiter, Galaxien noch den letzten Schliff verliehen.

Abkürzungen, Definitionen, Hinweise

1. Abkürzungen

Auch wenn ich versucht habe mit möglichst wenigen Abkürzungen auszukommen, sind im Nachfolgenden alle zum Thema von mir (vielleicht) benutzten Abkürzungen aufgelistet. Viele sind sicherlich allgemein bekannt oder haben sich zwischenzeitlich eingebürgert. Andere werden sich möglicherweise in den Texten überhaupt nicht wiederfinden oder kommen in anderen Publikationen so nicht vor.

1.1 Allgemeine Abkürzungen:

AL Auflage
Anth. Anthologie
Bd. Band
brosch. broschiert
BPjS / BPjM Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften / […] Medien
geklam. geklammert
HC Hardcover(-Buchausgabe)
HC/SU Hardcover(-Buchausgabe) mit Schutzumschlag
HR Heftroman
karton. kartoniert
LKS Leserkontaktseite / Leserseite
ND Nachdruck
NK Nachkrieg(s-)
Nr. Nummer
Pb Paperback
SF Science-Fiction
Tb Taschenbuch
TH Taschenheft
u-p utopisch-phantastisch
VK Vorkrieg(s-)

1.2 Abkürzungen einiger Serientitel:

CF Captain Future
MP Mark Powers
MX Maddrax
PR Perry Rhodan
RC Rex Corda
RD Ren Dhark
UC Utopia classics
UG Utopia Großband
TA Terra Astra
TE Terra Extra
TN Terra Nova
TS Terra Sonderband
TT Terra Taschenbuch

2. Definitionen:

Broschur/broschiert : ursprünglich nur provisorischer Einband für den so genannten Buchblock; heute: flexibler Kartonumschlag, der beim Binden um das Buch gelegt wird; kommt meist bei Taschenbüchern und Paperbacks zum Einsatz; die Unterscheidung in ein- und mehrlagige bzw. Englische, Französische oder Schweizer Broschur ist für den Themenbereich dieses Buches nicht von Bedeutung

broschierte Bücher: ursprünglich eigentlich Zwischenform zwischen Hardcover- und Taschenbüchern; da das Broschieren nach heutigem Verständnis auch bei den meisten Taschenbüchern zum Einsatz kommt, entfällt heute zumeist die Unterscheidung zwischen Taschenbüchern und broschierten Büchern

Buchblock: Gesamtheit der in Reihenfolge gebrachten Lagen des Buchtextes; mit Vorsatzblättern; damit der eigentliche Buchinhalt mit Text, jedoch ohne Umschlag/Buchdeckel

Hardcover: (steif) kartoniert gebundene Buchausgabe (stabiler Einband aus Pappe, teils stoffbezogen; nicht: Pappeinband als Fachbegriff der Buchbinderei); Überbegriff für Buchausgaben mit Schutzumschlag oder so genannte Kaufhausbücher, bei denen das Titelbild meist direkt auf den Pappeinband gedruckt wird (billigere Massenware)

Mini-Serie: auf nur wenige Romane angelegte Serie; oft auch als Sub-Serie einer Reihe; jedoch auch innerhalb einer Serie im engeren Sinne möglich

Paperback: im deutschen Sprachraum: meist überformatiges, broschiertes Buch mit festerem Einband als ein Taschenbuch, meist aus dünnem Karton; ohne Schutzumschlag; im englischsprachigen Raum entspricht der Begriff dem deutschen Taschenbuch: von der englischen Wortbedeutung her sind damit eigentlich alle (Taschen-)Bücher erfasst, die nicht Hardcover-Bände sind; üblicherweise werden heute im Heftromanbereich damit jedoch auch gerne etwas umfangreicher Heftromane bezeichnet, die nicht nur einen Papierumschlag haben, sondern geklebt bzw. broschiert sind; meist dann im größeren Format wie z. B. Oktav bzw. DIN A5

Paginierung: durchgängige Seitenummerierung eines Druckerzeugnisses

Rupfbuch: Der Begriff bezeichnet broschierte Bücher, die aus den Restbeständen anderer Taschenbücher zusammengestellt wurden. Dabei werden die Umschläge der alten Taschenbücher entfernt („gerupft“), die Buchblöcke werden ohne neue Paginierung (und oft aber mit allen Werbeseiten) mit einem neuen, meist flexiblen Umschlag gebunden (broschiert). Die Rupfbücher weisen durch Beschnitt (z. B. wegen angestoßener Kanten) häufig ein etwas kleineres Format auf, als die ursprünglichen Taschenbücher. Der Begriff ist vor allem bei Presse-Grosso-Produkten bekannt und gehört eigentlich nicht zur Fachsprache der Buchdrucker/Buchbinder.

Schutzumschlag: zusätzlicher, meist abnehmbarer Einband aus zumeist etwas stabilerem (Hochglanz-)Papier, auf dem das Titelbild und die Buchinformationen aufgedruckt sind

Serie: Serie (im weiteren Sinne): Überbegriff für die Begriffe Serie und Reihe Serie (im engeren Sinn): Serie mit meist durchgängigem Handlungskonzept, bei zumeist gleich bleibenden Figuren/Personen

Sub-Serie: Unter-Serie die innerhalb einer Reihe erscheint; meist in sich geschlossen; von den Einzelromanen der Reihe unabhängige Handlung, mit meist gleich bleibenden Figuren/Personen; selten auch innerhalb einer Serie im engeren Sinn möglich

Reihe: Serie aus abgeschlossenen Einzelromanen, meist ohne Zusammenhang; ergänzt von Sub- bzw. Mini-Serien, die innerhalb der Serie (im weiteren Sinne) bzw. Reihe laufen und in sich abgeschlossenen Handlungsstränge bzw. Personen/Figuren aufweisen bzw. aufweisen sollen

Softcover: Taschenbücher, Paperbacks, theoretisch sogar umfangreichere Heftromane; alle Buchformen, die keine Hardcovers sind, also nicht stabile Umschläge besitzen

Taschenbuch: ursprünglich umgangsprachlicher Begriff für ein kleinformatiges, broschiertes Buch; heute in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen; Synonym: Softcover [entspricht dem Begriff Paperback im englischsprachigen Raum]

Taschenheft: Mischung aus Taschenbuch und Heftroman; weist einen erweiterten Inhalt bei geringeren Maßen gegenüber dem Heftroman auf; das Taschenheft ist mit einem etwas dickeren Papiereinband broschiert, der jedoch dünner als beim Paperback ausfällt; Bindung erfolgt durch Verleimung, nicht mehr mit der Drahtheftung durch Klammern wie beim Heftroman; Größe üblicherweise DIN B6; gilt als Versuch der Modernisierung des Heftromanformats und damit als Versuch durch die Form und Aufmachung das Image des Heftromans zu verbessern; jedoch deutlich teurer als ein Heftroman

3. Hinweise:

n(+) Romane/Bände: Serie läuft noch, weitere Romane sind zu erwarten
(?): Information nicht abschließend belegt/strittig
???: Maß/Anzahl/etc. nicht bekannt
---: nicht vorhanden/ohne Bedeutung
Preis steht für den damaligen Verkaufspreis
xxx(x) Heft-Nr.(Sub-Serie/Zyklus-Nr. in Originalreihenfolge)

4. 2020/2021 – Der Blick ins WorldWideWeb:

Bei der Detailüberarbeitung dieses Buches konnte ich feststellen, dass ähnliche Ideen zwischenzeitlich auch das „Netz“ umgetrieben haben. Da das ursprüngliche Grundgerüst des vorliegenden Buches aus den Jahren 2010 und 2011 stammt (als es noch teils schwierig war, die verschiedenen Informationen zu den Alt-Serien aus den unterschiedlichsten Quellen zusammenzutragen), hat sich heute dagegen das Angebot zu vielen dieser Informationen im Bereich des Fandoms und der Online-Fanzines vervielfacht (ganz entgegen dem Trend bei vielen anderen Heftroman-Genres übrigens).

Gleichzeitig sind aber auch Unmengen an Detailinformationen verschwunden, wie z. B. die umfangreichen Ausführungen von Dieter von Reeken zu vielen alten SF-Serien und SF-Magazinen, die sich leider nicht mehr auf seiner Verlagsseite finden lassen. Nicht ganz verwunderlich, hat er doch schon 2004 über UTOPIA MAGAZIN und GALAXIS SCIENCE FICTION MAGAZIN ein eigenes Buch herausgegeben …

Viele Informationen im vorliegenden GGG-Band entstammen aber eben diesen heute „verschwundenen“ Seiten. Leider sind auch ganze Internetseiten heute nicht mehr auffindbar, so dass – aller Hard-Copys zum Trotz – einige Quellenangaben nicht mehr eruiert oder verifiziert werden können. Ich habe versucht, diese Informationen aus anderen Quellen zu belegen, soweit dies sinnvoll möglich war.

Hinweise, Anregungen, Korrekturen und Wünsche für eine mögliche Neuauflage bitte an errata@groschenhefte.net senden. Veröffentlichung der Errata und Hinweise erfolgt auf http://www.errata.groschenhefte.net

Kapitel I:

Von der Heftroman-SF … Utopische Zukunftsromane, Weltraum-Epen, Space Operas und Abenteuer-SF

Sci|ence-Fic|tion?

It came from Overseas! Oder: Was da über den Teich kam …

Das All wird deutsch

Vom Anspruch, Anspruch haben zu müssen …

Story Ende: Pabel-Moewig-Marktbereinigung

Sci|ence-Fic|tion?

Geburtsort: Heftroman?

Die Science-Fiction“ führte jahrzehntelang in Deutschland einen Kampf um gesellschaftliche Anerkennung, um bedeutsame Inhalte, aber vor allem auch gegen ein (gefühltes?) triviales Image, das sie u. a. (so zumindest viele der Autoren und Macher) dem Medium „Heftroman“ verdankte – obwohl die Science-Fiction in dieser Form der breiten deutschen Öffentlichkeit überhaupt erst bekannt wurde.

Will man also einen Blick darauf werfen, wo die SF-Heftromane innerhalb der in Deutschland erschienenen SF-Literatur stehen, ist es unumgänglich sich mit „der Science-Fiction“ überhaupt zu beschäftigen.

Glücklicherweise bedarf es aber keiner allzu tiefschürfenden Betrachtung, da recht schnell klar wird, an welchen Punkten sich die Heftromane mit der Science-Fiction schwertaten – und wo und wann über die Jahre sich die eingeschworenen Science-Fiction-Gemeinschaft mit den Heftromanen …

Das vorliegende Buch versucht ein paar Hinweise auf diejenigen Lücken zu geben, die sich im Bereich der Science-Fiction-Literatur außerhalb der reinen Buchpublikationen ergeben haben – zumindest ein klein wenig, hoffentlich. Denn Kolportage- und Heftromane, aber auch Magazine, Zeitungen und Zeitschriften mit ihren Episodenromanen, wurden für die Science-Fiction-Literatur lange kaum erfasst. Stattdessen wurden sie und ihre Bedeutung über Jahrzehnte schlichtweg ignoriert, was sich z. B. darin zeigt, dass rund 2.500 Heftromane aus der Zeit von 1926 bis 1954 lange komplett undokumentiert blieben. Ein typisches Beispiel ist hierfür die Bibliographie der utopischen und phantastischen Literatur 1750–1950 von Robert N. Bloch (1984), die „erstmals einen umfassenden Überblick über die in deutscher Sprache erschienenen Werke utopischen und phantastischen Inhalts“ bieten wollte, dann aber bewusst erklärte, Heftserien wie SUN KOH oder DER LUFTPIRAT UND SEIN LENKBARES LUFTSCHIFF nicht berücksichtigt zu haben(2), und damit gerade diejenige Serie, die als erste SF-Serie aus Deutschland überhaupt gilt (erschienen ab 1908).

Auch das Lexikon der Science Fiction Literatur (Heyne) weist auf diesen Missstand eingehend hin, da nicht allein die schiere Zahl der Neuerscheinungen von Episodenromane aller Art diese ins Abseits gedrängt hätten, sondern auch ihre geringe Wertschätzung für die Science-Fiction-Literatur im Allgemeinen.

Dieser umfangreiche Anteil der frühen Science-Fiction-Literatur wurde, wie Heinz-Jürgen Ehrig dies ausdrückte, „schamhaft vergessen und verschwiegen“.

Dies passt zu dem Eindruck, dass „die Science-Fiction“ sich in einem stetigen Kampf befand (befindet?), ihren gesellschaftlichen Stellenwert beweisen zu müssen. Dieser Druck hat möglicherweise in den Köpfen der Macher, aber vor allem bei den Lesern zu Meinungen und Haltungen geführt, die von den 1950er bis in die 1990er Jahre als fast schon dogmatisch bezeichnet werden müssen. Diese Tendenz zur „intellektuellen Bedeutsamkeit“ dürfte natürlich grundlegend in der deutschen Historie begründet liegen, aber eben nicht allein in den beiden Weltkriegen, sondern auch in den utopisch-phantastischen Romanen vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Ob nun bei fabulierende Utopien oder warnende Dystopien, war allen Autoren dieser Zeit der mögliche Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung wichtig – schon damals mit Ausnahme der reinen Weltraum-Abenteuer jedoch …

Die 1950er Jahre brachten dem Medium „Heftroman“ einen großen Aufschwung und im Zuge der vielen, erfolgreichen Veröffentlichungen erschien hier nun auch die Science-Fiction in einem Umfang, den es bislang in der BRD nicht gegeben hatte.

Allerdings waren es eben nicht die großen, utopischen/dystopischen Werke der Vorkriegszeit, sondern die neue Literatur-Form, die sich in den 1920er und 1930er Jahren in den USA etabliert hatte. Unglücklicherweise wurden in den kommenden Jahren auf dem deutschen Markt (der die Science-Fiction in dieser Form kaum gekannt hatte) nicht nur die SF-Geschichten der US-Pulp-Magazine der 1920er/1930er veröffentlicht, sondern fast parallel vor allem auch die deutlich weiterentwickelten Romane des US-SF-Booms der 1950er und frühen 1960er Jahre.

Unglücklicherweise deshalb, da so die deutschen Leser nicht die Entwicklung der Science-Fiction selbst erleben konnten, sondern mit einer Viehlzahl unterschiedlichster Stilrichtungen zur selben Zeit konfrontiert wurden.

Die deutschen SF-Heftromane enthielten daher im Laufe der Zeit eine Art „Mischform“, die sich aus den verschiedenen heute als SF-Unter-Genres bezeichneten Teilen zusammensetzte: rein technisch-wissenschaftlich, spekualtive Geschichten, Weltraumabenteuer, Utopien und Dystopien, Space Operas und die immer stärker um sich greifenden „exotischen“ Bestandteile wie Roboter, Androiden und Außerirdische. War die Science-Fiction seit der Einführung des Genrebegriffs schon heterogen gewesen, so waren es die deutsche SF-Heftromane erst recht! Und zunehmend mit den deutschen Autoren, deren Romane, die Gratwanderung zwischen den US-Pulps und der eigenen Vorstellung von Science-Geschichten zu bewältigen hatten.

Für das Medium „Heftroman“ wurden spätestens in den 1960er Jahre die grundlegenden, gesellschaftlich bedeutsamen Inhalte der Science-Fiction überdeutlich betont und hochgehalten, was nach einer ersten Euphorie über die „neue Literaturgattung“ dann durch ein neues Phänomen befeuert wurde: Die Befürchtung der „Trivialisierung“ der Science-Fiction.

Berichte über diese Furcht lassen sich in vielen deutschen Sekundärwerken finden, auch wenn dieser dort gerne ausdrücklich und umfangreich widersprochen und zugleich das Bedauern darüber ausgedrückt wird, dass es eine derartige Tendenz überhaupt gab. So wurde nicht allein die „echte Schundliteratur“ (sprich: die wirklich schlechten Geschichten) innerhalb der Science-Fiction so weit als möglich von sich geschoben, sondern die „Groschenhefte“ erhielten als die „trivialste Erscheinungsform“ von SF-Romanen verallgemeinernd einen verbalen „Tritt unter dem Tisch“ – ohne dabei aber auch nur im Geringsten eine Unterscheidung zwischen den Inhalten und ihrer Erscheinungsform zu machen!

Heftromane und Periodika passten offensichtlich nicht in den gebetsmühlenartig propagierten, hohen gesellschaftlichen Anspruch des neuen Genres – gleichwelchen Inhalts sie auch waren! Vor allem die 1970er Jahre waren lange und intensiv bemüht zu vergessen, dass der massentaugliche Start der Science-Fiction in der BRD nun mal eben im Heftroman lag – ein nicht ganz so einfaches Vorhaben, bedenkt man die Vielzahl der damals erscheinenden und die bis dahin schon erschienenen Hefte!

Nun, die Bemühungen hatten allerdings tatsächlich einen Erfolg zu verzeichnen: Schon in den 1960er Jahren hatte die Science-Fiction-Literatur begonnen, sich in einen „Serien-Teil“ (Heftromane) und die „Buchhandels-SF“ aufzuspalten.

Sicher wäre es auf Dauer zwar auch ohne die „Groschenhefte“ gelungen, die SF-Literatur in Deutschland bekannt zu machen – aber so war es eben nicht …

Provokant: Ein Kurzabriss

1953 nahm der Erich Pabel-Verlag das in den 1920er/1930er Jahren in den USA neu etablierte Genre der Science-Fiction auf und veröffentlichte derartige Geschichten in der ersten, deutschen SF-Heftromanreihe UTOPIA. Zuvor hatte es lediglich verschiedene utopische wie dystopische deutsche Zukunftsromane, aber auch „Weltraum-Abenteuer“ in der Kolportage gegeben. Eine andere Entwicklung in den deutschen SF-Romanen des frühen 20. Jahrhunderts war diejenige, mögliche gesellschaftliche Veränderungen mit den Mitteln der wissenschaftlichen Spekulation nicht nur aufzuzeigen, sondern auch tatsächlich anstoßen zu wollen oder vor diesen zu warnen.

Recht schnell schien sich eine gewisse Ablehnung der rein unterhaltenden SF-Literatur abzuzeichnen. Vorschub leistet dieser Strömung dann ausgerechnet der große Erfolg der Serie PERRY RHODAN, die als Paradebeispiel trivialster SF-Geschichten mit militaristischen Tendenzen kritisiert wurde und lange das „Feindbild“ für alle Lager der SF-Fans und -Autoren geben „durfte“.

Trotzdem waren die SF-Heftromane so erfolgreich, dass ihnen zunächst die Leihbücher weichen mussten, während das Medium „Heftroman“ selbst aber auch schon im Lauf der 1960er Jahre den Siegeszug der (SF-)Taschenbücher zu spüren begann. Hier war der Heyne-Verlag nach und nach eine erhebliche Konkurrenz, der die SF-Taschenbücher für sich endeckt hatte. Die anderen Buchhandelsverlage zogen schnell nach.

Im Lauf der 1970er Jahre war dann die Science-Fiction offenkundig im Buchhandel zu Haus und die SF-Heftromane verlegten sich immer stärker auf fortlaufende Serien und Helden. Die Space Opera und Abenteuer-SF wurden die Hauptbetätigungsfelder der Heftromanverlage.

Dass viele Leser (weltweit) diese „leichtere“ SF-Kost bevorzug(t)en, wird so manchesmal auch der experimentellen SF-Strömung der „New Wave“ zur Last gelegt: die „New Wave“ maß der künstlerischen, intellektuellen und psychologische Seite der Science-Fiction (Inner Space) nochmals mehr Bedeutung zu und lehnte die bisherige Form der Weltraumgeschichten (Outer Space) vehement ab. Sie wurde dabei aber für die Masse der Leser nicht wirklich zugänglicher … Anfang der 1970er Jahre endete daher auch diese Strömung.

Das SF-Fandom war hinsichtlich Inhalten und gesellschaftlicher Bedeutung der Science-Fiction im ständigen Spagat – und tief und teils unversöhnlich gespalten!

Obwohl sich etliche deutsche Autoren und Verlage noch gegen die Veränderung stemmten, war spätestens im Lauf der 1980er Jahre mit Einzelromanen und SF-Heft-Reihen Schluss. Die Heftroman-SF besteht bis heute hauptsächlich aus den Elementen der Space Opera und der Abenteuer-SF. Im Lauf der 1990er und 2000er Jahre gewann jedoch auch die Mainstream-SF im Buchhandel die Oberhand! Aus finanzieller Sicht für Autoren und Verlage ein Wendepunkt, da die Buchsparte der deutschen Science-Fiction in den ausgehenden 1980er Jahren immer mehr an Boden verloren hatte. Die Schuld daran, dass auch die Buchhandels-SF der „Trivialität anheimgegeben wurde“, wird häufig der weiteren, „unnötigen“ Aufspaltung in neue Mischformen der Science-Fiction gegeben – insbesondere dem Untergenre Cyberpunk, das selbst weitere Untergenres hervorgebracht hat, die aber eher der Phantastik und weniger der Science-Fiction zuzuordnen seien (Dieselpunk, Laser-/Raypunk, Steampunk, etc.) … aber diesen Else-World-Stories ist unbetreitbar ein recht groß kommerzieller Erfolg beschieden, wie auch das Genre Fantasy heute die Science-Fiction im Buchhandel deutlich überholt hat. Insbesondere den Steampunk-Geschichten, welche vornehmlich historisierende Ansätze und Fantasy-Anleihen nutzen, wird vorgeworfen das (grüblerische) „Wie-es-sein-könnte“ der Science-Fiction durch ein (träumerisches) „Wie-es-hättesein-können“ zu ersetzen. Eine seufzende Rückschau, statt eines nach vorn gerichteten Hoffen und Strebens, sozusagen. Da aber hier nicht unbedingt eine pseudowissenschaftliche Erklärung mitgeliefert wird, gehören Steam-Punk-Geschichten ohnehin eher zur allgemeinene Phantastik, denn zur Science-Fiction an sich!

Also, wat is‘ en Dampfmaschin?! Das Definitionsproblem

Nicht alle Fragen lassen sich so einfach beantworten, wie dies bei dem zugegebenermaßen sehr frei gewählten Zitat aus dem Film Die Feuerzangenbowle mit Heinz Rühmann dort der Fall ist. Denn leider tendieren allzu einfach gestellte Fragen dazu, entweder kurze, dabei aber provokante und ggf. bewusst unvollständige oder lange, komplexe Antworten nach sich zu ziehen.

Und das gilt in besonderem Maße für das Genre der Science-Fiction. Und erst recht für den Teilaspekt der deutschen SF-Heftromane.

Für das gesamte Kapitel I gilt daher, dass der Blick auf die deutsche Heftromanlandschaft fokusiert ist und keinesfalls für die gesamte (in Deutschland erschienene) Science-Fiction-Literatur als solche gelten kann!

Vielmehr spiegeln sich hier Gedanken zu Fakten und Entwicklungen wider, die sich in 35 Jahre „Heftroman-Hobby“ aus den Romanen, ihren Leserseiten, aber eben auch aus der Beschäftigung mit Sekundärliteratur aller Art ergeben haben. Dies kann natürlich weder vollständig sein, noch eine „letztgültige“ Wahrheit über ein Roman-Genre darstellen, das sich wie kein Zweites allen Kategorisierungsversuchen entzieht.

An dieser Stelle wäre es nun eigentlich geboten aufzuzeigen, um was es sich bei Science-Fiction denn überhaupt handelt. Allerdings ist es heute eine platte Wahrheit, dass es eine allgemeingültige, einfache Definition nicht gibt.

Der Versuch den Begriff definieren zu wollen ist nicht gerade zum Scheitern verurteilt, aber doch extrem schwierig, wie die unzähligen, professionellen und semi-professionellen Versuche in der Vergangenheit gezeigt haben.

Definitionsversuche durch die Autoren, aus dem Fandom oder aus einem wissenschaftlichen Ansatz heraus, haben klar gemacht, dass sich eine Definition nicht auf kurzen Nenner bringen lässt, ohne dabei gewisse Einschränkungen zulassen zu müssen.

Nicht allein, dass der rein wissenschaftliche Ansatz dem Wissensfortschritt unterliegt, auch der soziale Ansatz unterliegt dem Wertewandel. Dazu kommt, dass „die Science-Fiction“ durch die Etablierung des Genres bzw. der Gattung Science-Fiction die verschiedenen „phantastisch-utopischen“, ursprünglichen Romangattungen wie die Zukunftsromane, Utopien, Dystopien, prognostizierende Romane, Weltraumabenteuer, Robotergeschichten und vieles mehr unter sich vereint – welche aber ursprünglich nicht unbedingt Berührungspunkte untereinander hatten oder sich gar völlig unterschiedlich entwickelten (so z. B. die Utopien und die Weltraumromane).

Phantastische und utopische Erzählungen in jeder Form sind natürlich nicht erst mit der (Wieder-)Einführung eines amerikanischen Kunstbegriffes entstanden. Was vom Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts für solche Geschichten aber prägend war, ist die Spekulation (fiction) über das, was aufgrund des jeweils damaligen, technischwissenschaftlichen Stands (science) für die Zukunft an Möglichkeiten zu bestehen schien. Die theoretische (fiktive) Erklärbarkeit der Wissenschaftsfiktion war dabei immer unabdingbar. Was sich nicht (pseudo-)realistisch erklären ließ, gehört(e) in den Bereich schierer Phantastik. Oder wie es der US-Autor Frederic Brown ausdrückte: „Science-Fiction beschäftigt sich mit Dingen, die sein könnten – oder eines Tages werden könnten. Fantasy beschäftigt sich mit Dingen, die nicht sind und nie sein werden. In der Science-Fiction wird nichts als selbstverständlich angenommen. In der Fantasy verlangt niemand Erklärungen.“

Schon das 19. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert zeigt, dass die Autoren völlig unterschiedliche Ansätze verfolgten, was im Übrigen bis heute so geblieben ist, da sich die SF-Autoren völlig unterschiedlicher Stilmittel bedienen. Dies wird schnell auch dort erkennbar, wo SF-Romane oder -Filme als „Western im Weltall“ oder „Krimi-Noir-SF“ bezeichnet werden. Diese breite Vielfalt als Vorwurf verstanden wissen zu wollen, dürfte wohl eher dem persönlichen Geschmack der Leser und Kinogänger geschuldet sein.

Was schon die „ursprüngliche“ Science-Fiction auszeichnete, war bei aller technischen Fiktion (in der damals relativen Gegenwart jedoch!!!) immer der Blick auf die Menschen und die Gesellschaft bzw. welche Veränderungen sich für diese aus den wissenschaftlichen Spekulationen ergeben könnten. Im Positiven wie im Negativen!

Diese kritische Auseinandersetzung mit der nahen Zukunft war essentieller Bestandteil dieser Romane und führte im Lauf der Zeit dazu, dass einzelne Autoren ihre SF-Romane sogar in Form von Gesellschaftsromanen(3) ausgestalteten und mit ihren (nicht unwichtigen) Denkanstößen ganz bewusst hofften, Einfluss auf die gesellschaftlichen Entwicklungen nehmen zu können.

So vertrat später auch noch der deutsche Autor H. G. Ewers ausdrücklich die Ansicht, über die Science-Fiction Einfluss auf das Denken der Menschen nehmen zu wollen, um die Welt zu verbessern.(4) Ein Ansatz, der sich bereits bei H. G. Wells findet, der weniger die Technik (wie z. B. Jules Verne), sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellte. Das Lexikon der Science Fiction Literatur bezeichnet ihn und seinen Versuch, Belehrung und Unterhaltung unter einen Hut zu bekommen, als „kämpfenden Sozialdemokraten mit sozialistischer Utopie“!

Dem gegenüber standen schon damals die SF-Abenteuer, die mehr Wert auf die phantastische Kulisse (also Exotik, analog zum Abenteuer-Roman), denn auf die Figuren und ihre Entwicklung legten. Die Abenteuer-SF wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als „scientific romances“ bezeichnet – und ihnen wurde wegen dieser Exotik Trivialität vorgeworfen! Eine weitere Parallele zum Abenteuer-Roman.

Die früher oft verwendeten, deutschen Begriffe „Zukunftsroman“ oder „Zukunftsliteratur“ treffen selbst nur einen Teilaspekt der späteren Science-Fiction, auch wenn SF-Stories häufig in der Zukunft (nah wie fern) spielen.

Zu Beginn in den 1950er Jahren war die Frage der Begrifflichkeit auch für die deutschen Romanverlage nicht immer klar. So bezeichnete z. B. die UTOPIA-Redaktion ihre Romane ausdrücklich als „Zukunftsromane“ und „Utopien“, was in beiden Fällen aber damals noch nicht den späteren, heute eindeutig negativen Klang beinhaltete, der für naive Zukunftsvisionen aller Art benutzt wird.

Erst im Laufe der Zeit führte die UTOPIA-Redaktion dann Unterscheidungen der unterschiedlichen Geschichten ein. So wurden Romane im Weltraum, auf fernen Planeten und um Außerirdische als „Raum-Stories“ bezeichnet, während diejenigen, die sich mit der Zukunft der Menschen befassten oder die Fortsetzung der Entwicklungsgeschichte des Menschen aufgriffen als „Psycho-Stories“ tituliert wurden und damit ein wenig die heutige Definition der „Soft-SF“ vorwegnahmen.

…, bedeutet?

Als Grundlage der Science-Fiction gilt allgemein die (Natur-)Wissenschaft. Je nach Einteilung ist sie Rahmengerüst für die Entwicklung der Gesellschaft oder einzelner Personen (Soft-SF) oder essentieller Kern, der wenn auch noch nicht technisch umzusetzen, doch streng logisch anhand (pseudo-)wissenschaftlicher Plausibilitäten erklärt werden können muss (Hard-SF).

Wichtig in allen Fällen ist jedoch, dass bei denkbaren Entwicklungen in der Zukunft auch deren Auswirkung auf die Gesellschaft oder den Einzelnen beschrieben werden. Die tatsächliche Umsetzbarkeit des „Denkbaren“ hingegen ist nicht absolut erforderlich.

Die angenommene, künftige Entwicklung beinhaltet dabei immer das sog. „Novum“, also einen oder mehrere Punkte oder Ideen, die aus heutiger Sicht noch nicht möglich sind. Die gewisse technische bzw. naturwissenschaftliche Plausibilität ist erforderlich, um die dünne Grenzlinie zur Fantasy nicht zu überschreiten. Strengere Maßstäbe setzt hier wieder die Hard-SF an, wobei aber nach Samuel R. Delany doch eben die Undefinierbarkeit wesentliches Merkmal der Science-Fiction sei. Denn auch ein wissenschaftlicher Ausblick über den aktuellen Stand der Technik hinaus muss ohnehin spekulativ bleiben, da es sich nur um Entwicklungseinschätzungen handeln kann.

Die Science-Fiction wird daher wohl am besten zu fassen sein, in dem der rationale Versuch einer möglichen Erklärung als Maßstab angesetzt wird.

Im durchaus lesenwerten Gesamtkomplex zur Science-Fiction in der englischsprachigen Wikipedia wird daher auch darauf hingewiesen, dass heute der Science-Fiction nicht mehr „Wissenschaftlichkeit unterstellt“ wird, sondern die Science-Fiction die „Wissenschaftlichkeit für sich beanspruche“ – eine semantisch feine, aber bedeutsame Unterscheidung, die wiederum die angestrebte, gesellschaftliche Wertigkeit der SF-Literatur unterstreicht.

Die Science-Fiction-Literatur darf gerne als Königsdisziplin der neueren Literaturgattungen angesehen werden.

Unter ihrem Überbegriff vereinen sich nicht nur unzählige Romanarten, die bis 1926/1929 teils unauffällig und in unterschiedlichem Gewand daherkamen, sondern die SF-Autoren mussten auch den Spagat zwischen angestrebter gesellschaftlich Bedeutung und den Verkaufszahlen meistern. Welchen Sinn macht ein bedeutendes Werk, das keine weite Verbreitung findet? Eine eigentlich immer gültige und triviale Wahrheit!

So werden sich wohl schon immer Science-Fiction-Romane finden lassen, die zwar auf (angeblicher) naturwissenschaftlicher Basis Hoffnungen und Ängste einer möglichen, künftigen Entwicklung darstellten – dies aber nur aus reinem, wirtschaftlichem Kalkül taten.

Gleichzeitig musste mit dem trivialen Image umgegangen werden, da die neue Gattung nun auch die einfachen Weltraumabenteuer umfasste und in reißerischen Magazinen ihren nach außen erkennbaren Anfang nahm.

Die Science-Fiction“ musste mit dem Vorwurf zurechtkommen, naive technische Utopien zu verbreiten und der Weltflucht Vorschub zu leisten (Eskapismus). Auf der anderen Seite wurde sie gerne der Schwarzmalerei bezichtigt, wenn sie mahnend daherkam. Und tatsächlich nahm die Zahl der negativen Weltentwürfe (Dystopien) in all ihren Ausprägungen seit dem 19. Jahrhundert massiv zu.

Und wäre dies nicht alles schon schwierig genug gewesen, war den deutschen „Zukunftsromanen“ nach Gernsback’scher Art im Land der Dichter und Denker ein eher schwerer Stand beschert, da bedeutungslose Romane als Unterhaltung um der Unterhaltung Willen im Deutschland schon immer skeptisch betrachtet wurden.


(2) Heinz-Jürgen Ehrig in Das namenlose Chaos – Bevor die Science Fiction nach Deutschland kam (auf epilog.de)

(3) Gattung des Romans, der das gesellschaftliche Leben des Menschen und seine Wechselwirkung mit Natur und Gesellschaft darstellt.

(4) Perry Rhodan. Die Chronik. […], Bd. 1, S. 132

It came from Overseas! Oder:
Was da über den Teich kam …

Was ist DAS denn, bitte schön?

Als Anfang der 1950er Jahre die neue Literaturgattung vorsichtig an die bundesdeutschen Wohnzimmer (und Verlagsbüros) klopfte, waren die deutschen Leser zunächst nicht gewillt, sie in die gute Stube einzulassen.

Von großer Skepsis wird berichtet. Woher aber diese Skepsis stammte, wird fast 70 Jahre danach nur schwerlich mit Sicherheit ergründet werden können.