Raumschiff im Strahlensturm: Mark Tolins - Held des Weltraums #1

Mark Tolins, Volume 1

Freder van Holk

Published by BEKKERpublishing, 2018.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Raumschiff im Strahlensturm

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Die Hauptpersonen des Romans:

Verschwundene Raumstationen

Die schrägen Hühner

New York unter Wasser

Die verschobenen Kraftlinien

Die unbekannte Macht

Löcher im Bild

Der geschminkte Gärtner

Jagd auf Unbekannt

Feind im Objektiv

Attacke im Raum

Männer im Käfig

Kampf im Raumschiff

Palaver um einen Planeten

Die Sonne greift ein

Tod an der Haut

Das dicke Ende

Das letzte Wagnis

Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger

About the Publisher

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Raumschiff im Strahlensturm

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Mark Tolins - Held des Weltraums

von Freder van Holk

Der Umfang dieses Buchs entspricht 124 Taschenbuchseiten.

Der Weg der Menschheit zu den Sternen ist das Thema dieser klassischen Science Fiction Serie. Es geht um die Abwehr von Außerirdischen, die Geheimnisse des Kosmos und um den Platz der Menschheit im Universum. Mark Tolins und seine Mitstreiter kämpfen um die Zukunft der Erde...

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© Roman by Author

© Cover: Tony Masero, 2018

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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Die Hauptpersonen des Romans:

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Mark Tolins - ein Mann für schwierige Probleme

Biggy - sein treuer Freund und Gefährte

Der Gärtner - woher kommt er?

Kermic - ein Wissenschaftler von einem anderen Stern

General Lionel Stanwyl - ein drahtiger Mann mit Bürstenhaarschnitt

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Verschwundene Raumstationen

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In der Nacht vom 3. zum 4. August verschwand die russische Raumstation Blaganrov, die auf 1682 Kilometer Höhe stand, als wäre sie nie vorhanden gewesen. Ihre letzte Routinemeldung kam fünfzehn Minuten nach zwei Uhr. Dann riss die Verbindung ab. Die Blaganrov mit ihren 216 Mann Besatzung antwortete nicht mehr. Die Baker-Nunn-Kameras konnten sie so wenig orten wie die Radargeräte. Über einen Absturz trafen keine Meldungen ein. Trümmer wurden nicht gefunden.

Die zuständigen östlichen Behörden schwankten bis zum Ministerpräsidenten hinauf. Sie schwankten, ob sie das Ereignis als feindlichen Akt, heimtückischen Angriff und Sabotage der kapitalistischen Welt, insbesondere Amerikas und der NATO, auswerten sollten, oder ob es ratsamer sei, ihn als weiteren Fortschritt zu proklamieren. Sie entschieden sich für den Fortschritt. So erfuhr denn die Weltöffentlichkeit, dass die Raumstation Blaganrov in aller Stille eine Raumfahrt zur Venus angetreten hatte, um an der Venus ihren Dienst als Raumstation aufzunehmen und Landung und Start von Raumschiffen zu gewährleisten.

Dieser Fortschritt erschütterte, wie stets, die Menschheit. Die Erschütterung drückte sich in zahlreichen bestellten Glückwunschtelegrammen aus. Die große Volkssternwarte Bochum gewann internationalen Ruhm, denn es gelang ihr, Funksignale und Sprechverkehr der Raumstation aufzufangen - wobei deutlich Frauenstimmen mit herausgehört werden konnten - und den Flug der Blaganrov zur Venus laufend zu verfolgen.

Vier Tage später, in der Nacht vom 7. zum 8. August, erlitt die amerikanische Raumstation Wernher von Braun ein rätselhaftes Schicksal. Ihre letzte Routinemeldung erfolgte pünktlich um ein Uhr amerikanischer Zeit. Drei Minuten später setzte der Sprechfunk mit einem schrillen Hilferuf ein, der nicht den Vorschriften entsprach, was sich jedoch teils mit der Verwirrung des Funkers und teils mit seiner Freundschaft mit dem Funker der Bodenstation entschuldigen ließ. Er lautete:

»SOS - SOS! Station Braun an alle Bodenstationen. Hallo, Steve, hier ist der Teufel los. Wir liegen auf der Schnauze, als hätte es eine Kollision gegeben. Keine Ahnung, was passiert ist, aber die ganze Station schmiert unter zehn Grad ab. Wir stürzen, und ob der Commodore ...?«

Das war noch nicht ganz das Ende, aber der Rest blieb unverständlich und konnte auch nicht aus dem mitlaufenden Tonband enträtselt werden. Zwanzig Minuten später nahm Hawaii ein Bruchstück auf, das so klar war, als käme es aus dem Fernschreiber.

»...keine dreihundert Kilometer Höhe mehr, aber nicht mit weiterer Annäherung zu rechnen. Wir schmieren immer noch ab, wahrscheinlich mit Fluchtgeschwindigkeit an der Erde vorbei und noch nicht feststellbar, ob eine Parabel oder eine Hyperbel dabei herauskommt. Die Außenhülle ist durch die Reibungshitze angegriffen, aber ...«

Von da an war auch die amerikanische Station Wernher von Braun spurlos verschwunden. Die zuständigen Behörden zweifelten, dass die Öffentlichkeit ihnen ebenfalls einen Flug zur Venus abnehmen würde, entschied sich also für einen technischen Unglücksfall. Das ehrte ihre Wahrheitsliebe, kostete sie jedoch ein Stück Prestige.

Die chinesische und kongolesische Raumstation blieben unangerührt und meldeten keine besonderen Ereignisse. Die europäische Raumstation Europa stürzte am 11. August bei hellem Tage ab und verschwand im Meer. Bevor sich die zuständigen Behörden und Sachverständigen über die Ursache der Katastrophe einigen konnten, geschahen weitere Dinge, die nicht einmal die Spiritisten erwartet hätten.

Oder wer hätte damit gerechnet, dass Hühner schräg laufen würden?

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Die schrägen Hühner

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Die Sonne schien hell, aber mild wie durch dünnes Seidenpapier hindurch, eine sanfte Scheibe an einem verschleierten, blassblauen Himmel. Ihr Licht lag warm und wohltuend auf Cootshill, einem abgelegenen Dorf in der Nähe der kanadischen Grenze, und auf Bushmills, einem einzelnen Gehöft abseits von Cootshill.

Das Wohngebäude von Bushmills passte nicht an die kanadische Grenze. Es war ein altes, zweistöckiges Haus in reinem Empirestil, streng und trotz Verfallserscheinungen immer noch wundervoll in seinen Proportionen und Einzelheiten. Selbst die steinerne Treppe mit ihren abgelaufenen Stufen, die zur Haustür hinaufführte, enthielt noch eine Portion Schönheit.

Zwei alte, riesige Scheunen ohne stilistische Ansprüche flankierten das Wohnhaus und markierten einen Hof, dessen vierte Seite von einer Mauer mit einer breiten Einfahrtsöffnung begrenzt wurde. Von der Steintreppe des Wohnhauses aus blickte man über eine ehemalige Dunggrube hinweg auf die Einfahrt und darüber hinaus auf einen schnurgeraden Fahrweg, der zwischen alten Pappeln zum Dorfe Cootshill führte.

Um die Dunggrube herum scharrten und gackerten Hühner, nervöse Italiener und phlegmatische Wyandotts. Sie vervollständigten das ländliche Idyll.

Biggy saß auf der dritten Stufe. Er hielt in der linken Hand einen runden Taschenspiegel und in der rechten einen braunen Taschenkamm. Er kämmte sich liebevoll sein Haar und beobachtete die Erfolge im Spiegel. Sein Haar war sehr schwarz und glänzte von einem Schuss Brillantine. Eine korrekter Mittelscheitel teilte es in zwei Hälften, die sich in flachen Wellen an den runden Schädel anklebten. Biggy liebte diese altmodische Haartracht.

Nebenbei gab ihm der Mittelscheitel einen Stich ins Einfältige, der zu seinem runden, rosigen Gesicht passte, und Biggy legte Wert darauf, als harmloser Mitmensch zu gelten. Er besaß einen friedlichen Charakter. Von Problemen und Konflikten hielt er nicht viel. Niemand bedauerte mehr als er, dass es einige Dinge in seinem Dasein gab, die ihn um ein geruhsames Leben betrogen.

Das eine waren seine braunen, sanften Augen, die Augen eines unschuldigen Babys, die aber leider im Gesicht eines Mannes von Mitte Dreißig nicht richtig am Platze waren und andere Leute entweder zum leichtsinnigen Spott oder zu robusten Reaktionen reizten.

Das andere waren einige Muskelpakete an seinem untersetzten, stämmigen Körper, die gelegentlich Bewegung brauchten. Für einen Mann, der schon als Kind in einem Zirkus trainiert wurde, als solle er zu einem Mister Universum gedeihen, war es nicht immer leicht, diese bewegungsfreudigen Muskeln untätig zu halten.

Das dritte Hindernis auf dem Wege zu einem friedlichen Leben hieß Mark Tolins.

Biggy zog die Brauen zusammen und blickte schärfer in den Spiegel hinein. Irgendetwas störte ihn. Nein, es war nicht die Haarspitze, die sich dreist nach oben reckte und sich nicht vorschriftsmäßig anlegen wollte. Er spürte ein Unbehagen, für das er noch keine Ursache fand. Es musste jedoch etwas Körperliches sein, irgendetwas wie Kreislaufstörungen, denn der linke Arm schien plötzlich schwerer zu sein als der rechte, und er hatte den merkwürdigen Eindruck, einseitig zu sitzen.

Im nächsten Augenblick sah er die Hühner.

Sie liefen schräg.

Das erste Huhn, das seine Aufmerksamkeit erregte, stolperte über den Hof, als hätte es ein langes und ein kurzes Bein. Sein Körper besaß eine Schlagseite von ungefähr zehn Grad gegen die Senkrechte. Es behagte ihm nicht. Es ruckte, als wollte es sich aufrichten, während der Kopf unruhig hin und her fuhr, aber es gelang ihm nicht, und gleich darauf schien es sich mit der sonderbaren Lage abgefunden zu haben, wenn es auch noch aufgeregt zeterte.

Das zweite Huhn marschierte in anderer Richtung und hatte den Kopf auffallend tief unten, während die Schwanzfedern nach oben zeigten. Auch hier konnte man auf eine Abweichung von ungefähr zehn Grad schätzen.

Das dritte Huhn zeigte ähnliche Abweichungen in entgegengesetzter Richtung. Es schleifte mit dem Hinterteil, als wolle es ein Ei legen, während sich Hals und Kopf schräg gegen den Himmel reckten.

Die restliche Hühnerschar teilte sich in die Erscheinungen. Eine persönliche Note besaßen sie nicht. Die stolpernden, gackernden Hühner wechselten ständig ihre Haltung. Das gleiche Huhn lief bald schräg, bald nach vorne und bald nach hinten gekippt.

Der Hahn regte sich am meisten auf. Wahrscheinlich hatte er den Hennen erzählt, dass er die Weltordnung erfunden hätte und war nun um sein Ansehen besorgt.

Biggy klappte den Mund zu, der ihm vor Staunen aufgegangen war. Seiner Meinung nach konnte man Hühnern alles zutrauen, aber dieser Spektakel ging ihm dann doch zu weit. Er gehörte nicht in diese ländliche Idylle.

Er wollte sich erheben, als er von einem neuen Phänomen gefesselt wurde. Auf der pappelgesäumten Straße kam ein Radfahrer heran. Gelbes Rad, Mütze und Ledertasche - der Postbote!

Er fuhr auch schräg! Das Rad lag ungefähr mit zehn Grad Schlagseite schräg und der Postbote auch. Es schien beiden nichts auszumachen. Der Postbote strampelte ganz normal und näherte sich auch ganz normal auf einer leidlich geraden Linie zwischen den Pappeln. Er geriet erst in Verwirrung, als er die Einfahrt bereits passiert hatte und um die Dunggrube herumkurven musste. Irgendetwas beutelte ihn hin und her, so dass es ihm schwer fiel, auf dem Rad zu bleiben. Er schaffte es, bis zur Treppe zu kommen, wenn auch in einer Sturzlandung, und dann stand er schräg vor Biggy. als würde er im nächsten Augenblick umkippen, und auf seinem schweißigen, roten Gesicht lag ein Ausdruck, der für ein Irrenhaus gereicht hätte.

»Die Post!«, würgte er mit zitternden Lippen, während er mit seiner Ledertasche zurechtzukommen versuchte. »Nur zwei Reklamesachen, und die sind für den früheren Besitzer, aber ...?«

»Stellen Sie sich gerade hin«, befahl Biggy leise, während seine Augen hart wurden.

»Ich kann nicht!«, jammerte der Postbote. »Ich habe es versucht, aber dann falle ich um. Der ganze Boden steht schräg. Da muss irgendetwas gerutscht sein. An einem Berghang muss man eben schräg stehen. Unheimlich, aber es geht. Sogar das Radfahren. Wenn ich bloß wüsste - haben Sie das etwa angestellt?«

»Ich?«

»Na ja, bei Fremden weiß man nie, nicht? Früher gab es das bei uns jedenfalls nicht. Und wenn es so bleibt - haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich hinsetze?«

»Von mir aus können Sie sich hinlegen«, erlaubte Biggy mürrisch und stand auf.

Er war auf alles Mögliche gefasst, aber er merkte praktisch gar nichts. Er stellte nur an seiner Umgebung fest, dass er schräg stand. Allenfalls konnte er dazu noch eine ungleichmäßige Belastung seiner Füße bemerken. Sonst war alles normal. Er stand sicher. Er hatte nicht den Eindruck, zu fallen.

Trotzdem war ihm unheimlich zumute. Das lag daran, dass er immerhin wusste, mit etwas Unmöglichem zu tun zu haben.

Er drehte sich im rechten Winkel. Sein Körper kippte nach vorn und stand doch so sicher wie zuvor.

Kehrtwendung! Er kippte nach hinten, ohne zu fallen oder im Gleichgewichtsgefühl irritiert zu werden.

Wieder Kehrtwendung. Kippung nach vorn.

Es war grauenhaft. Biggy wusste nicht genau, was Furcht ist, aber jetzt überkam ihn doch eine sonderbare Regung, die in diese Abteilung hineingehören konnte.

Es kam noch schlimmer. Plötzlich kippte die ganze Umgebung samt Haus und Postbote und Hühner stärker. Er stand jetzt unter ungefähr fünfzehn Grad gegen die Senkrechte. Trotzdem fiel er nicht! Trotzdem und obwohl seine Füße abrutschen wollten, stand er sicher, und nichts hätte ihn gehindert, in dieser abseitigen Lage herumzulaufen.

Die extreme Kippung dauerte nur Sekunden. Biggy wurde von einer unsichtbaren Kraft hochgezogen und fand sich wieder in der ursprünglichen Schräge. Das genügte ihm auch noch.

Der Postbote stierte ihn an. Biggy stierte zurück. Dann zog er mechanisch den Spiegel aus der Hosentasche und überzeugte sich, dass seine Frisur nicht wesentlich gelitten hatte. Das beruhigte ihn.

»Ich werde verrückt!«, murmelte er.

»Ich nicht«, seufzte der Postbote, während er sich den kalten Schweiß von der Stirn wischte. »Wir von der Post können uns das nicht leisten. Die Leute wollen ihre Briefe auf die Minute haben, auch wenn die ganze Welt in den Eimer geht. Haben Sie Telefon?«

Er horchte auf das leise, schnarrende Geräusch, das in der Luft lag. Biggy beeilte sich, an das Gerät in seiner hinteren Hosentasche zu kommen und den Summer abzuschalten. Er hielt nichts davon, die postalische Klatschzentrale von Cootshill mit Sensationen zu versorgen.

»Die Eieruhr!«, lenkte er ab. »Ich habe vor einer Stunde ein paar Eier angesetzt. Jetzt sind sie gar.«

Der Postbote riss die Augen weiter auf.

»Was denn? Sie haben vor einer Stunde ...?«

»Was bleibt mir anderes übrig?«, fing Biggy melancholisch ab. »Früh Eier, mittags Eier, abends Eier, und nächstens werden wir um Mitternacht herum noch einmal aufstehen und eine Eiermahlzeit einlegen müssen. Diese Hühner sind bestialische Kreaturen. Sie legen im Jahr mindestens hundertzwanzig Eier. Das gibt bei zehn Hühnern 1200 Junghühner, wenn man die Eier nicht weglässt. Wenn nun im nächsten Jahr jedes Huhn von diesen zwölfhundert wieder hundertzwanzig Küken schafft, dann gibt das schon 144 000 Hühner. Stellen Sie sich das vor. 144 000 Hühner auf diesem Hof! Da können Sie vor Hühnern nicht mehr treten. Und im nächsten Jahr - aber das rechnen Sie sich nur selbst aus. Ihretwegen werde ich nicht zum Genie. Jedenfalls gibt es eben nur ein Mittel gegen diese Hühnerschwemme - Eier essen!«

Der Postbote glotzte ihn an. Es fiel ihm sichtlich schwer, genügend Luft zu finden.

»Aber - aber Sie sind doch erst ein paar Tage hier?«

»Man muss an seine Zukunft denken«, erwiderte Biggy würdig und ging in Schräglage in das Haus hinein.

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New York unter Wasser

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Howard Glaeser, der jüngste Lokalreporter des New York Herald, fuhr mit der Grünen Welle gemächlich die 36. Straße hinauf, links und rechts neben sich auf Lackfühlung die üblichen Leidensgenossen, die es ebenfalls eilig hatten und ebenfalls die Zeit verbummeln mussten. Während er ein halbes Auge auf den Verkehr hatte, dachte er über die Formulierung des Artikels nach, den er dem Lokalchef auf den Tisch legen wollte. Es musste unbedingt etwas Großartiges werden, das den Lokalchef erschlug oder wenigstens den Verdacht in ihm erweckte, in Howard Glaeser den Star-Reporter der Zukunft vor sich zu haben. Leider war sein Chef ein so mieser Bursche, dass er kein Organ für die Begabungen seiner Mitarbeiter besaß.

Howard Glaeser dachte mit einem Grinsen daran. Er nahm es noch nicht tragisch. Er war noch jung und optimistisch genug, um sicher zu sein, dass sich ihm eines Tages die Welt zu Füßen legen würde. Er war nicht gerade eine männliche Schönheit, sein Haar besaß einen deutlichen Stich ins Rote, und seine zahlreichen Sommersprossen lagen wie eine verrostete Milchstraße auf seinem Gesicht und seiner Nase, aber schließlich waren, andere Leute auch groß und bedeutend geworden, ohne hübsch zu sein.

Er schreckte auf. Zwei Dinge fielen ihm gleichzeitig auf. Erstens zog der Wagen plötzlich zur Seite, als ob er einen Plattfuß hätte. Howard Glaeser musste dem Steuer deutlich Gewalt antun, um in der Linie zu bleiben. Merkwürdigerweise schien es seinen beiden Nachbarn ähnlich zu gehen. Sie saßen plötzlich verkrampft und blickten mit einem Ausdruck zu ihm hin, der zwischen Bestürzung und Verzweiflung lag.

Das zweite war die sonderbare Haltung einiger Passanten jenseits der Bordkante. Sie gingen schräg, als müssten sie sich gegen einen Sturm stemmen, halb nach vorn und halb zur Seite geneigt, obgleich die Luft ruhig war.

Einige schienen nichts dabei zu finden, aber andere blieben stehen, zogen ratlose Gesichter und bewegten sich taumelnd hin und her, als wären sie plötzlich Stehaufmännchen geworden.

Howard Glaser hatte nur wenige Sekunden, um sich zu wundern, dann knallte es schon. Die dreifache Schlange des Gegenverkehrs kam auf seine eigene Kolonne zu, als rutschte sie plötzlich einen Berg herunter. Dutzende von Wagen krachten seitlich gegeneinander und verkeilten sich. Bei der geringen Geschwindigkeit der Grünen Welle ergab das keine ernsthafte Katastrophe, aber Blechschaden für Tausende von Dollars, vom eingedrückten Kotflügel bis zur aufgerissenen Seitenwand. Das Knirschen und Reißen von Blech reichte allerdings auch für stabile Trommelfelle.

Einige Sekunden lang hielt die Straße den Atem an, dann füllte sie sich mit Fluchen, Schreien und verwirrten Zurufen, übergellt von einer einsamen Polizeipfeife.

Howard Glaeser quetschte sich durch den Türspalt. Er hatte es besser als viele andere getroffen, die durch andere Wagen eingeklemmt worden waren und nicht einmal heraus konnten, soweit sie es nicht vorzogen, die Scheiben herunterzudrehen und sich durch die Fenster herauszuwinden. Er schwang sich auf die Motorhaube hinauf und stieg auf das Dach seines Wagens.

Er war Reporter. Er befand sich zufällig im größten Massenzusammenstoß des Jahrhunderts. Ein paar verrückte Einzelheiten waren auch dabei. Das genügte. Er würde dem Lokalchef einen Bericht auf den Tisch knallen, der ...

Die Gedanken gingen ihm plötzlich aus. Etwas Ungeheuerliches schlug in ihn hinein.

Die Straße lag schräg!