James Fenimore Cooper
Lederstrumpf
Alle fünf Bände
James Fenimore Cooper
Lederstrumpf
Alle fünf Bände
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019
Übersetzung: Richard Zoozmann, Carl Friedrich Meurer, Dr. Leonhard Tafel, Carl Kolb, Gustav Pfizer
1. Auflage, ISBN 978-3-962813-44-4
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Inhaltsverzeichnis
Der Wildtöter
Der letzte Mohikaner
Der Pfadfinder
Die Ansiedler
Die Steppe
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Ihr
Jürgen Schulze
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Dieses Buch wurde nicht ohne manche Besorgnisse wegen seiner mutmaßlichen Aufnahme geschrieben. Einen und denselben Charakter durch fünf verschiedene Werke hindurchführen, konnte als allzukecke Zumutung an die Gutmütigkeit des Publikums erscheinen, und Manche möchten mit Grund dies als ein Unterfangen ansehen, das an sich schon zur Missbilligung herausfordere. Auf diesen sehr natürlichen Vorwurf kann der Verfasser nur erwidern, dass, wenn er in diesem Falle einen schweren Fehler begangen, seine Leser selbst einigermaßen die Verantwortung dafür auf sich haben. Die günstige Aufnahme, welche den späteren Schicksalen und dem Tode Lederstrumpfs zu Teil wurde, hat der Seele des Verfassers wenigstens es zu einer Art von Notwendigkeit gemacht, auch von seinen jüngeren Jahren Nachricht zu geben. Kurz, die Gemälde seines Lebens, wie sie nun einmal sind, waren schon so vollständig, dass sie wohl einiges Verlangen erwecken konnten, die Gesamtzeichnung zu sehen, nach welcher sie alle gemalt wurden.
Die »Lederstrumpferzählungen« bilden jetzt eine Art von fünfaktigem Drama, vollständig, was den Inhalt und den Plan betrifft, wenn auch vermutlich sehr mangelhaft in der Ausführung. So wie sie sind, hat sie die Lesewelt vor sich. Der Verfasser hofft, sie werde, entschiede sie auch dahin, dass der hier vorliegende Akt, der letzte in der Ausführung, obwohl der erste in der natürlichen Ordnung der Lektüre, nicht der beste der ganzen Reihefolge sei, doch das Urteil fällen, dass er auch nicht eben der schlechteste sei. Mehr als einmal hat er sich versucht gefühlt, sein Manuskript zu verbrennen und sich zu einem anderen Gegenstand zu wenden, obwohl er im Verlaufe seiner Arbeit eine Aufmunterung von so eigentümlicher Art erhielt, dass es sich verlohnt, sie zu erwähnen. Ein anonymer Brief aus England, von der Hand einer Dame, wie ihn däucht, kam ihm zu, worin er dringend aufgefordert wurde, ungefähr eben das zu tun, was er schon mehr als halb ausgeführt hatte, – ein Wunsch, den er sehr gerne als ein Zeichen deutet, dass sein Versuch teilweise werde verziehen, wo nicht entschieden gebilligt werden.
Wenig braucht er über die Charaktere und die Szenerie dieser Erzählung zu sagen. Jene sind natürlich Werk der Dichtung; diese aber ist der Natur so treu, als nur immer die vertraute Bekanntschaft mit dem jetzigen Aussehen der geschilderten Gegend, und Vermutungen über ihren früheren Charakter, so wahrscheinlich als die Einbildungskraft sie an die Hand gab, den Verfasser in Stand setzten, sie zu schildern. See, Berge, Tal und Wald sind insgesamt, wie er glaubt, genau genug dargestellt, während Fluss, Fels und Küste treue Abzeichnungen der Natur sind. Selbst die einzelnen vorspringenden Punkte existieren, etwas verändert durch die Zivilisation, aber doch so entsprechend den Schilderungen, dass jeder, der mit der Szenerie der fraglichen Gegend vertraut ist, sie leicht erkennt.
Was die historische Treue bei den Ereignissen dieser Erzählung im Ganzen und im Einzelnen betrifft, so ist der Verfasser gesonnen, hier auf seinem Recht zu bestehen, und darüber nicht mehr zu sagen, als was er für notwendig erachtet. Bei dem großen Streit um Wahrheit, der zwischen Geschichte und Fiktion waltet, ist der Vorteil so oft auf der Seite der letzteren, dass er sehr geneigt ist, den Leser auf seine eigenen Forschungen zu verweisen, um über diesen Punkt ins Reine zu kommen. Sollte es sich bei genauer Untersuchung zeigen, dass ein anerkannter Historiker, dass öffentliche Urkunden oder auch Lokaltraditionen den Angaben dieses Buchs widersprechen, so ist der Verfasser bereit, zuzugestehen, dass der Umstand seiner Aufmerksamkeit gänzlich entging, und seine Unwissenheit zu bekennen. Andererseits, sollte sich’s finden, dass die Annalen Amerika’s nicht eine Silbe enthalten, die dem, was hier der Welt vorgelegt wird, widerspräche, – wie er denn fest glaubt, dass die Forschung dies ausweisen werde – so wird er für seine Erzählung genau so viel Glaubwürdigkeit in Anspruch nehmen, als sie verdient.
Es gibt eine ansehnliche Klasse von Romanlesern – ansehnlich ebenso wegen ihrer Zahl als in jedem anderen Betracht, – die man oft mit dem Mann verglichen hat, der »singt, wenn er liest, und liest, wenn er singt«. Diese Leute sind über die Maßen fantasiereich in allem Tatsächlichen, und so buchstäblich pedantisch, wie die Übersetzung eines Schulknaben, in allem, was zur Poesie gehört. Zum Nutz und Frommen aller solcher Leute wird hiemit ausdrücklich erklärt, dass Judith Hutter eben Judith Hutter ist, und keine andere Judith; und überhaupt, dass, wenn irgendwo bei einem Taufnamen oder bei der Farbe des Haares eine Ähnlichkeit, ein Zusammentreffen sich findet, nichts weiter gemeint ist, als was für den Unbefangenen in der Gleichheit des Taufnamens oder der Haarfarbe liegt. Lange Erfahrung hat den Verfasser belehrt, dass dieser Teil seiner Leser der bei weitem am schwersten zu befriedigende ist, und er möchte ihnen, zum Besten beider Parteien, den ehrerbietigen Rat geben, den Versuch zu machen und Werke der Einbildungskraft so zu lesen, als wären es Erzählungen positiver Tatsachen. Ein solches Verfahren könnte sie vielleicht in Stand setzen, an die Möglichkeit der Dichtung zu glauben.
O welche Lust im Wald, pfadlos, verschlungen!
O welch Entzücken am entleg’nen Strand!
Dort ist Gesellschaft, die nicht aufgedrungen,
Am Meer, in dessen Sturm Musik ich fand!
Den Menschen lieb’ ich, doch noch mehr verstand
Ich die Natur; mit ihr, will ich nicht fragen
Was ich wohl könnte sein, einst war! Verwandt
Durch sie dem All, fühl’ ich, was auszusagen
Ich nicht vermag, noch ganz mit Schweigen kann ertragen.
Childe Harold.
Ereignisse haben für die menschliche Vorstellung die Wirkungen der Zeit. So kann sich, wer weit gereist ist und Viel gesehen hat, leicht einbilden, lange gelebt zu haben, und diejenige Geschichte, welche am reichsten ist an wichtigen Begebenheiten, nimmt am frühesten den Charakter und Schein eines weit zurückreichenden Alters an. Auf keine andere Weise vermögen wir uns das Gepräge von Ehrwürdigkeit zu erklären, das schon den Annalen Amerikas anhaftet. Wenn der Geist zurückschaut in die frühesten Tage der Geschichte der Kolonien, so scheint jene Periode fern und dunkel, da die tausend Wechselfälle, welche an die Kettenglieder der Erinnerung sich herandrängen, den Ursprung der Nation in eine Ferne rückwärts schieben, die scheinbar im Nebel unvordenklicher Zeit liegt, und doch würden vier Menschenalter von gewöhnlicher Lebensdauer hinreichen, um von Mund zu Mund, in der Gestalt der Tradition, alles zu überliefern, was zivilisierte Menschen im Bereich der Republik geleistet haben. Obgleich Neu-York allein eine Bevölkerung besitzt, größer in Wahrheit, als die der vier kleinsten Königreiche Europa’s, oder auch als die der gesamten Schweizerischen Eidgenossenschaft, ist es doch erst Wenig mehr, als zwei Jahrhunderte her, seit die Holländer ihre Niederlassungen begannen und das Land aus dem wilden Zustand emporhoben. So wird, was durch die Häufung von wechselnden Ereignissen den ehrwürdigen Schein des Alters annimmt, zu vertrauterer Gewöhnlichkeit zurückgeführt, wenn wir es ernst und nüchtern nur in seinem Zeitverhältnis ins Auge fassen.
Dieser Blick auf die Perspective der Vergangenheit wird den Leser vorbereiten, dass er die Gemälde, die wir zu entwerfen im Begriffe stehen, mit weniger Überraschung betrachtet, als er vielleicht sonst empfunden hätte, und einige weitere Erläuterungen führen vielleicht seine Einbildungskraft zurück zur genauern und deutlichern Anschauung desjenigen Gesellschaftszustandes, den wir zu schildern wünschen. Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass die Niederlassungen an den östlichen Ufern des Hudson, wie Claverack, Kinderhook und selbst Poughkeepsie vor hundert Jahren als nicht sicher vor Einfällen der Indianer galten, und noch steht an den Uferhöhen des genannten Flusses, nur einen Musketenschuss weit von den Cajen von Albany, ein Schloss eines jüngern Zweiges der Van Rensselaers mit Schießscharten zur Verteidigung gegen eben jenen schlauen Feind, obgleich es aus einer kaum so fernen Zeit stammt. Andere ähnliche Erinnerungen und Urkunden von der großen Jugend des Landes findet man hin und wieder selbst in den Gegenden, die als der eigentliche Mittelpunkt amerikanischer Zivilisation betrachtet werden, – zum klarsten Beweise, dass alle unsere Sicherheit vor Einfällen und feindlicher Gewalttat die Frucht einer nicht viel längern Zeit ist, als welche nicht selten Ein Menschenleben umfasst.
Die Begebenheiten dieser Erzählung fallen zwischen die Jahre 1740 und 1745, wo die mit Niederlassungen besetzten Striche der Kolonie Neu-York sich auf die vier Atlantischen Bezirke, einen schmalen Landgürtel auf jeder Seite des Hudsons, von dessen Mündung bis zu den Fällen in der Nähe seines Ursprungs, und auf einige wenige vorgeschobne »Nachbarschaften« am Mohawk und Schoharie beschränkten. Breite Gürtel der Urwildnis reichten nicht nur bis an die Ufer des ersten Stromes, sondern kreuzten ihn sogar, indem sie nach Neu-England hin sich fortsetzten und mit ihren Wäldern Schutz und Versteck boten dem geräuschlosen Moccasin des eingebornen Kriegers, wenn er auf dem verborgnen und blutigen Kriegspfad daherschlich. Ein Blick aus der Vogelperspektive auf die ganze Gegend östlich vom Mississippi musste damals eine unermessliche Ausdehnung von Wäldern zeigen, abwechselnd mit einem vergleichungsweise schmalen Saum angebauten Landes der See entlang, punktiert gleichsam durch die schimmernden Spiegel der Seen, und durchschnitten von den bewegten Linien der Ströme. In einem so ungeheuern Bilde feierlich ernster Einsamkeit verliert sich der Landstrich, dessen Schilderung wir beabsichtigen, fast in Unbedeutenheit, doch fühlen wir uns ermutigt, zur Ausführung zu schreiten, durch die Überzeugung, dass, leichte und unwesentliche Unterschiede abgerechnet, derjenige, dem eine genaue Anschauung eines Teils dieser wilden Gegend zu verschaffen gelingt, notwendig auch einen ziemlich richtigen Begriff vom Ganzen dem Leser geben muss.
Welche Veränderungen und Verwandlungen auch durch die Menschenhand mögen bewirkt worden sein, der ewige Kreis der Jahreszeiten ist nicht zerrissen worden. Sommer und Winter, Saat- und Ernte-Zeit kehren mit erhabener Genauigkeit immer wieder in der ihnen gesetzten Ordnung, und bieten dem Menschen eine der alleredelsten und genussreichsten Gelegenheiten, die hohe Macht seines weitreichenden Geistes zu bestätigen, indem er die Gesetze erfasst, welche ihre strenge Gleichförmigkeit beherrschen, und ihre nie endenden Umkreisungen berechnet. Hunderte von Sommersonnen hatten die Wipfel der edlen Eichen und Fichten erwärmt, und ihre Glut selbst bis in die zähen Wurzeln hinabgesendet, als man Stimmen einander rufen hörte in den Tiefen eines Waldes, dessen laubreiche Höhe in dem glänzenden Licht eines wolkenlosen Juniustages schwamm, während die Stämme der Bäume in dem Schatten unten in düstrer Größe sich erhoben. Die Anrufungen waren von verschiedenem Ton, und rührten unverkennbar von zwei Männern her, die den Weg verloren hatten, und jetzt in verschiedenen Richtungen den rechten Pfad wieder suchten. Endlich zeugte ein jauchzender Schrei von glücklichem Erfolg und im Augenblick darauf brach ein Mann hervor aus dem verworrenen Labyrinth eines kleinen Sumpfes und trat in eine Lichtung, welche teils durch die Verheerungen des Windes, teils durch die des Feuers entstanden zu sein schien. Dieser kleine, offene Platz, der eine freie Ansicht des Himmels gestattete, obgleich er ziemlich angefüllt war mit gefallnen Bäumen, lag neben einem der hohen Hügel oder niedern Berge, aus welchen beinahe die ganze Oberfläche der benachbarten Gegend bestand.
»Hier ist ein Platz zum Atemschöpfen!« rief der befreite Waldmann, sobald er sich unter blauem Himmel befand, und schüttelte seinen gewaltigen Körper, wie ein Spürhund, der eben einer Schneewehe entronnen ist: »Hurrah! Wildtöter; hier ist wenigstens Tageslicht und dort der See!«
Diese Worte waren kaum gesprochen, als der zweite Waldmann bei dem Buschwerke des Sumpfes hervortauchte und auf dem freien Platze erschien. Nachdem er in der Eile seine Waffen und seine in Unordnung gekommene Kleidung wieder zurecht gemacht, kam er zu seinem Genossen heran, der schon Anstalten zu einem Aufenthalt machte.
»Kennt Ihr diese Stelle?« fragte der als ›Wildtöter‹ Angerufene, »oder habt ihr so gejauchzt bei dem Anblick der Sonne?«
»Beides, Junge, beides; ich kenne die Stelle und es tut mir nicht leid, einen so nützlichen Freund zu erblicken, als die Sonne ist. Jetzt haben wir doch wieder die Richtungen des Compasses im Kopf, und es ist jetzt unser eigner Fehler, wenn wir sie uns wieder durch irgend Etwas kunterbunt durcheinander werfen lassen, wie uns vorhin geschah. Mein Name ist nicht Hurry Harry, wenn dies nicht der Platz ist, wo die Land-Jäger im letzten Sommer lagerten und eine Woche zubrachten. Seht, dort sind die abgestorbenen Büsche von ihrem Zelt, und hier ist die Quelle. So sehr ich die Sonne liebe, Junge, so brauche ich mir doch jetzt nicht von ihr sagen zu lassen, dass es Mittag ist; dieser mein Magen ist ein so guter Zeitmesser, als es nur immer in der Kolonie gibt, und er weist schon auf halb ein Uhr. So öffnet denn den Quersack, damit wir uns wieder aufziehen, um weitere sechs Stunden zu gehen.«
Auf diesen Vorschlag machten sich beide daran, die nötigen Vorbereitungen zu ihrem gewöhnlichen frugalen, aber herzhaften Mahle zu machen. Wir wollen diese Unterbrechung des Gesprächs benützen, dem Leser einen Begriff von der äußern Erscheinung der Männer zu geben, welche beide bestimmt sind, eine nicht unbedeutende Rolle in unserer Erzählung zu spielen. Es wäre nicht leicht gewesen, ein edleres Bild kraftvoller Männlichkeit zu finden, als welches in der Person desjenigen sich darbot, der sich selbst Hurry Harry nannte. Sein wahrer Name war Henry March; aber die Grenzmänner haben von den Indianern die Sitte angenommen, sobriquets (Spitznamen) zu geben, und so wurde die Bezeichnung: »Hurry« weit öfter gebraucht, als sein eigentlicher Name und nicht selten wurde er Hurry Skurry1 genannt, ein Spitzname, den er wegen seines fahrigen, rücksichtslosen, kurzangebundenen Wesens bekommen hatte, und wegen einer physischen Rastlosigkeit, die ihn in so beständiger Bewegung erhielt, dass er auf der ganzen Linie der zwischen der Provinz und den Canada’s zerstreuten Wohnungen bekannt war. Die Statur Hurry Harry’s betrug über sechs Fuß einen Zoll, und da er ungemein wohl gebaut war, entsprach seine Stärke vollkommen den Begriffen, die sein riesenhafter Körper erweckte. Das Gesicht passte gar nicht übel zu dem übrigen Manne, denn es war gutmütig und hübsch. Sein Wesen war frei und offen, und obgleich sein Benehmen und seine Art notwendig von der Rohheit des Grenzlerlebens Etwas annehmen mussten, verhütete doch die einer so edlen Natur angeborne Großartigkeit, dass er nie ganz gemein werden konnte.
Wildtöter, wie Hurry seinen Begleiter nannte, war seinem Äußern wie seinem Charakter nach, ein ganz andrer Mensch. Was den Wuchs betrifft, so maß er wohl gegen sechs Fuß in seinen Moccasins, aber sein Körper war vergleichungsweise leicht und schlank, zeigte jedoch Muskeln, die, wo nicht ungewöhnliche Stärke, doch ungewöhnliche Gewandtheit verrieten. Sein Antlitz hätte wenig Empfehlendes gehabt, außer der Jugendlichkeit, wäre nicht darin ein Ausdruck gewesen, der selten seines gewinnenden Eindrucks bei Allen verfehlte, die Gelegenheit hatten, es genauer zu prüfen, und dem Gefühle des Vertrauens, das es einflößte, sich zu überlassen. Dieser Ausdruck war einfach der: argloser Wahrhaftigkeit, gepaart mit einem Ernst des Willens und einer Lauterkeit des Gefühls, die man sonst nicht leicht sah. Zu Zeiten erschien dies Gepräge von aufrichtiger Redlichkeit in solcher Einfalt, dass es auf den Verdacht bringen konnte, es fehle ihm an der Fähigkeit, zwischen Trug und Wahrheit zu unterscheiden; aber Wenige kamen in nähere, innigere Berührung mit dem Manne, ohne dies Misstrauen gegen seine Einsichten und Beweggründe zu verlieren.
Beide Grenzmänner waren noch jung, denn Hurry Harry hatte erst das sechs- oder achtundzwanzigste Jahr erreicht, und Wildtöter zählte noch einige Jahre weniger. Ihr Anzug bedarf keiner genauen Beschreibung, nur so viel mag erwähnt werden, dass er zu einem nicht kleinen Teile aus zugerichteten Hirschhäuten bestand, und die gewöhnlichen Spuren an sich trug, welche verrieten, dass er Männern gehörte, die ihr Leben auf der Grenze zwischen der zivilisierten Gesellschaft und den endlosen Wäldern zubrachten. Dennoch bemerkte man einige Aufmerksamkeit und ein Bestreben, sich proper und malerisch zu zeigen in Wildtöters Anzug, und ganz besonders im Punkt seiner Waffen und seines Jagdzeuges. Seine Büchse war im vollkommensten Stand, der Handgriff seines Waidmessers war zierlich geschnitzt, sein Pulverhorn mit passenden Sinnbildern, leicht eingeschnitten in den Stoff, woraus es bestand, verziert, und seine Jagdtasche mit Wampum geschmückt. Dagegen trug Hurry Harry, sei es nun aus natürlicher Gleichgültigkeit, oder im geheimen Bewusstsein, wie wenig seine äußere Erscheinung einer künstlichen Nachhilfe bedurfte, alles in nachlässiger, liederlicherweise an sich, als fühle er eine edle Verachtung gegen die ärmlichen Nebendinge, wie Kleidung und Schmuck. Vielleicht wurde der eigentümliche Eindruck, den sein hoher Wuchs und seine schöne Gestalt machten, durch diese unstudierte, hochmütige Gleichgültigkeit in seiner äußeren Erscheinung, eher verstärkt als vermindert.
»Kommt, Wildtöter, haut ein, und beweist, dass Ihr einen Delawaren-Magen habt, wie Ihr nach Eurer Behauptung eine Delawaren-Erziehung gehabt!« rief Hurry, der mit gutem Beispiel voranging, und den Mund aufriss, um ein Stück kalten Wildprets aufzunehmen, das für einen europäischen Bauern eine ganze Mahlzeit gewesen wäre, »haut ein, Bursche, und zeigt Eure Mannhaftigkeit an diesem armen Teufel von Damtier mit Euern Zähnen, wie Ihr es schon getan mit Eurer Büchse.«
»Nein, nein, Hurry, daran ist nicht viel Mannhaftigkeit, ein armes Tier zu töten, und dazu noch außer der rechten Zeit, wohl aber mag es eine sein, eine Unze oder einen Panther zu fällen«, versetzte der andere, sich anschickend, der Aufforderung zu folgen. »Die Delawaren haben mir meinen Namen gegeben nicht so wohl in Betracht eines kühnen Herzens, als vielmehr eines scharfen Auges und eines flinken Fußes. Es mag nichts Feiges daran sein, ein Tier zu fällen, aber gewiss ist es keine große Tapferkeit.«
»Die Delawaren selbst sind keine Helden«, murmelte Hurry zwischen den Zähnen, da er den Mund zu voll hatte, um ihn ganz auftun zu können, »sonst hätten sie sich nimmermehr von den lumpigen Vagabunden, den Mingo’s, zu Weibern machen lassen.«
»Die Sache ist nicht recht bekannt – ist nie recht erklärt worden«, versetzte Wildtöter ernst, denn er war ein eben so eifriger Freund, wie sein Begleiter als Feind gefährlich war, »die Mingo’s füllen die Wälder mit ihren Lügen, und missdeuten Worte und Verträge. Ich lebe jetzt zehn Jahre unter den Delawaren, und kenne sie als so mannhaft wie jede andre Nation, wenn die rechte Zeit zum Schlagen kommt.«
»Hört, Meister Wildtöter, weil wir einmal bei dem Gegenstand sind, können wir wohl unser Herz gegeneinander öffnen, wie es sich unter Männern ziemt; antwortet mir auf eine Frage: Ihr habt so viel Glück gehabt mit dem Wild, dass Ihr davon einen Ehrentitel führt, wie es scheint, aber habt Ihr je eine menschliche oder vernünftige Creatur getroffen? – habt Ihr je abgedrückt auf einen Feind, der imstande war, auch auf Euch abzudrücken?«
Diese Frage erzeugte in der Brust des Jünglings eine eigentümliche Collision zwischen Kränkung und richtigem Gefühl, die sich leicht im Mienenspiel seines redlichen Gesichts lesen ließ. Der Kampf war jedoch kurz; die Aufrichtigkeit des Herzens gewann bald die Oberhand über falschen Stolz und die Prahlsucht des Grenzmanns.
»Die Wahrheit zu gestehen, niemals«, antwortete Wildtöter, »aus dem Grunde, weil sich nie eine geeignete Gelegenheit zeigte. Die Delawaren sind friedlich gewesen die ganze Zeit meines Aufenthaltes unter ihnen, und ich halte es für unrecht, einem Menschen das Leben zu nehmen anders als in offenem, ehrlichem Kriege.«
»Was! habt Ihr nie einen Kerl betroffen, der diebisch unter Euren Fallen und Häuten herumschlich, und habt an ihm mit eigner Hand das Gesetz exequirt, um den Behörden die Mühe zu ersparen in den Ansiedlungen, und dem Burschen selbst die Kosten des Prozesses?«
»Ich bin kein Fallenjäger, Hurry«, erwiderte der junge Mann stolz: »ich lebe von der Büchse, einer Waffe, in deren Handhabung ich keinem Manne von meinen Jahren nachstehen will zwischen dem Hudson und dem St. Lawrence. Ich biete nie eine Haut zum Verkauf, die nicht ein Loch am Kopf hat neben denen, welche die Natur dort gemacht hat zum Sehen und zum Atmen.«
»Ja, ja, das ist alles recht gut mit den Tieren, aber es macht doch eine armselige Figur neben Skalpen und Hinterhalten. Einen Indianer aus einem Hinterhalt niederschießen, heißt nur nach seinen eignen Grundsätzen handeln, und jetzt, da wir einen rechtmäßigen Krieg haben, wie Ihr es nennt, wird, je eher Ihr diese Schmach von Eurem Gewissen wischt, umso gesünder Euer Schlaf sein, wenn auch nur dadurch, dass Ihr wisst, es schleicht und heult Ein Feind weniger in den Wäldern. Ich werde nicht lange Eure Gesellschaft suchen und hegen, Freund Natty, wenn Ihr den Sinn nicht höher tragt, als Eure Büchse gegen vierfüßige Creaturen zu gebrauchen.«
»Unsre Reise ist beinahe zu Ende, wie Ihr sagt, Meister March, und wir können heute Nacht uns trennen, wenn es Euch gelegen scheint. Ich habe einen Freund, der auf mich wartet, und der es für keine Schande halten wird, mit einem Mitmenschen umzugehen, der noch keinen seiner Gattung erschlagen hat.«
»Ich möchte wohl wissen, was den schleichenden Delawaren in diese Gegend des Landes geführt hat, so früh in der Jahreszeit«, murmelte Hurry vor sich hin in einer Weise, die ebenso sehr Misstrauen zeigte, als auch Gleichgültigkeit dagegen, ob er es verrate. »Wo sagt Ihr, dass der junge Häuptling Euch zu treffen verabredet habe?«
»Auf einem kleinen, runden Felsen, unten am See, wo, wie man mir sagt, die Stämme ihre Verträge zu machen und ihre Streitäxte zu begraben pflegen. Diesen Felsen habe ich oft von den Delawaren nennen hören, obgleich See und Fels mir gleich unbekannt sind. Der Landstrich wird von den Mingo’s und von den Mohikanern in Anspruch genommen, und ist in Friedenszeit eine Art von gemeinsamem Grund und Boden zum Fischen und Jagen; was es aber in Kriegszeiten werden mag, weiß der Himmel allein!«
»Gemeinsamer Grund und Boden!« rief Hurry, laut lachend. »Ich möchte wohl wissen, was Floating Tom Hutter dazu sagen würde. Er spricht den See als sein Eigentum an, in Kraft fünfzehnjährigen Besitzes, und wird ihn schwerlich weder den Mingo’s noch den Delawaren abtreten, ohne darum zu kämpfen.«
»Und was wird die Kolonie sagen zu einem solchen Streit? diese ganze Gegend muss einen Eigentümer haben, da die Herrenleute ihre Begehrlichkeit selbst bis in die Wildnis ausdehnen, auch da wo sie nicht das Herz haben, in eigner Person sich darin umzusehen.«
»Das mag in anderen Teilen der Kolonie angehen, Wildtöter, aber hier nicht. Kein menschliches Wesen, den Herrn ausgenommen, hat einen Fußbreit Boden in dieser Gegend des Landes als sein anzusprechen. Nie ward eine Feder eingetaucht, Etwas zu Papier zu bringen in Betreff des Hügels oder des Tales hier herum, wie ich den alten Tom oft und viel habe sagen hören, und so hat er den besten Anspruch darauf unter allen Menschen die atmen; und was Tom anspricht, das wird er wohl auch behaupten.«
»Nach dem, was ich von Euch gehört habe, Hurry, muss dieser Floating Tom ein außergewöhnlicher Sterblicher sein; weder Mingo, noch Delaware, noch Bleichgesicht. Auch sein Besitz wäre, nach Eurem Sagen, schon alt, und weit älter als die Grenzansiedlungen. Was ist des Mannes Geschichte und Wesen?«
»Ha, was des alten Tom’s menschliche Natur anlangt, so gleicht die wenig anderer Leute menschlicher Natur, sondern mehr der menschlichen Natur einer Bisamratze, angesehen dass er mehr die Art dieses Tieres, als die Art anderer Mitgeschöpfe hat. Einige glauben, er sei in seiner Jugend Freibeuter auf dem Salzwasser gewesen, und der Genosse eines gewissen Kidd, der wegen Seeräuberei gehängt wurde, lang ehe Ihr und ich geboren oder bekannt wurden, und er sei in diese Gegend gekommen in der Hoffnung, des Königs Kreuzer würden nie über die Berge herüber kommen, und er könne sich in den Wäldern im Frieden des Raubes erfreuen.«
»Dann war er im Irrtum, Hurry, sehr im Irrtum. Des Raubes kann sich ein Mensch nirgends im Frieden erfreuen.«
»Das ist, je nachdem er eine Gemütsart hat. Ich habe Solche gekannt, die sich dessen gar nicht anders erfreuen konnten, als in wilder Lustbarkeit, und wieder Andre, die ihn am besten genossen in einem einsamen Winkel. Manche Menschen haben keinen Frieden und Ruhe, wenn sie keinen Raub finden, und Andre nicht, wenn es ihnen gelingt. Die menschliche Natur ist kurios in diesen Dingen. Der alte Tom scheint zu keiner von beiden Arten zu gehören, denn er genießt seinen Raub, wenn er das Seinige wirklich so erworben, sehr ruhig und behaglich mit seinen Töchtern, und wünscht nicht mehr.«
»Ja, er hat auch zwei Töchter; ich habe die Delawaren, die in der Gegend herum jagten, ihre Geschichten von diesen jungen Weibern erzählen hören. Ist keine Mutter da, Hurry?«
»Es war eine da, wie natürlich, aber sie ist jetzt gute zwei Jahre tot und versenkt.«
»Ha, wie!« sagte Wildtöter, seinen Begleiter mit einigem Erstaunen anschauend.
»Totund versenkt, sag’ ich, und ich denke, das ist gut und klar gesagt. Der alte Kerl versenkte sein Weib in den See, als er von ihr scheiden musste, wie ich als Augenzeuge der Ceremonie versichern kann; aber ob Tom dies getan, um sich das Graben zu ersparen, was kein Spaß ist unter Wurzeln, oder in der Einbildung, dass Wasser die Sünde eher abwasche als Erde, ist mehr als ich sagen kann.«
»War das arme Weib eine ungewöhnliche Sünderin, dass sich ihr Gatte so viel Mühe mit ihrem Leichnam gab?«
»Keine außerordentliche, obgleich sie wohl ihre Fehler hatte. Ich denke, dass Judith Hutter ein so christliches und eines guten Endes so würdiges Weib war, als nur irgend eine, die so lang außer dem Bereich des Läutens von Kirchenglocken lebte; und ich meine, der alte Tom versenkte sie wohl fast eher, um sich Mühe zu ersparen, als dass er sich welche gemacht hätte. Es war freilich ein wenig Stahl in ihrem Temperament, und da der alte Hutter ein ziemlicher Flintenstein ist, so gab es wohl hin und wieder Funken zwischen ihnen, aber im Ganzen konnte man sagen, dass sie sich freundschaftlich vertrugen. Wenn sie Feuer fingen, so wurden den Zuhörern solche Blicke in ihr früheres Leben zu Teil, wie man sie etwa in den dunkleren Teilen der Wälder bekommt, wenn ein verirrter Sonnenstrahl, bis herab zu den Wurzeln der Bäume dringt. Aber ich werde Judith immer wert schätzen, da es immer Lob und Empfehlung genug für ein Weib ist, die Mutter eines solchen Geschöpfs, wie ihre Tochter, Judith Hutter, zu sein.«
»Ja, Judith war der Name, den die Delawaren nannten, obgleich sie ihn auf ihre Weise aussprachen. Nach ihren Gesprächen sollte ich nicht meinen, dass das Mädchen sehr nach meinem Geschmack wäre.«
»Nach deinem Geschmack!« rief March, ebenso über der Gleichgültigkeit als über der Anmaßung seines Genossen Feuer fangend, »was Teufels habt Ihr da von Eurem Geschmack zu schwatzen, und dazu noch, wenn es ein Weib, wie Judith, betrifft? Ihr seid nur erst ein Knabe – ein Schößling, der kaum Wurzeln geschlagen. Judith hat Männer unter ihren Anbetern gezählt, seit sie ihr fünfzehntes Jahr zurückgelegt hat, was jetzt beinahe fünf Jahre her ist, und wird nicht Lust haben, auch nur einen Blick auf ein halbgewachsenes Bürschchen zu werfen, wie Ihr seid.«
»Es ist Junius, und kein Wölkchen zwischen uns und der Sonne, Hurry, und somit braucht es all diese Hitze nicht«, versetzte der andere, im mindesten nicht aus der Fassung gebracht, »und jeder darf seinen Geschmack haben, und ein Eichhörnchen hat das Recht, sich sein Urteil über einen Panther zu bilden.«
»Ja, aber es möchte nicht immer klug sein, es den Panther wissen zu lassen«, brummte March. »Aber Ihr seid jung und gedankenlos, und ich will Eure Unwissenheit übersehen. Kommt, Wildtöter«, fuhr er mit gutmütigem Lachen fort, nachdem er eine Weile nachdenklich geschwiegen, »kommt, Wildtöter, wir sind geschworene Freunde, und wollen nicht hadern um ein leichtsinniges, gefallsüchtiges Weibsbild, weil es zufällig schön ist, – zumal da Ihr sie noch gar nie gesehen. Judith ist nur für einen Mann, der vollkommen abgezahnt hat, und es ist töricht, einen Knaben zu fürchten. Was haben denn die Delawaren von der Hexe gesagt? denn ein Indianer hat am Ende doch auch seine Begriffe vom Weibsvolk, so gut als ein weißer Mann.«
»Sie sagten, sie sei schön anzusehen, und gefällig im Gespräch; aber zu sehr Bewunderern sich hingebend und leichtsinnig.«
»Das sind eingefleischte Teufel! Welcher Schulmeister und Gelehrte ist am Ende einem Indianer gewachsen, was den Blick in die Natur betrifft? Manche Leute meinen, sie seien nur gut auf der Fährte des Wildes oder auf dem Kriegspfad, aber ich sage: es sind Philosophen, und sie verstehen sich auf einen Mann so gut wie auf einen Biber, und auf ein Weib so gut wie auf beide. Nun, das ist wirklich Judith’s Charakter auf ein Tüpfelchen! Euch die Wahrheit zu gestehen, Wildtöter, ich hätte das Mädchen schon vor zwei Jahren geheiratet, wären nicht zwei ganz besondere Umstände, – und der eine ist eben ihr Leichtsinn.«
»Und was mag der andere sein?« fragte der Jäger, der fort aß, wie einer, der sich eben nicht sehr für den Gegenstand interessierte.
»Der andre Umstand war die Ungewissheit, ob sie mich nähme. Das Mädel ist schön, und das weiß sie. Knabe, kein Baum, der auf diesen Hügeln wächst, ist gerader, oder schwankt mit leichterer Beugung im Winde, und nie habt Ihr das hüpfende Reh in natürlicherer Beweglichkeit gesehen. Wenn das alles wäre, würde jede Zunge ihr Lob verkündigen; aber sie hat solche Mängel, dass ich es schwierig finde, sie zu übersehen, und manchmal schwöre ich, nie wieder den See zu besuchen.«
»Und was ist der Grund, dass Ihr immer wieder kommt? Nichts wurde je dadurch sicherer, dass man darüber schwur.«
»Ach, Wildtöter, Ihr seid in diesen Angelegenheiten ein Neuling; Ihr klebt so an Eurer frühern Erziehung, als hättet Ihr nie die Ansiedlungen verlassen. Bei mir ist es ein andrer Fall, und nie empfinde ich das Bedürfnis, eine Idee festzuhalten, dass ich nicht auch Lust fühle, darüber zu schwören. Wenn Ihr in Betreff Judith’s alles wüsstet, was ich weiß, würdet Ihr ein wenig Verfluchen wohl gerechtfertigt finden. Nun, die Offiziere streifen manchmal hinüber an den See, von den Forts am Mohawk, um zu fischen und zu jagen, und dann scheint die Kreatur ganz außer sich! Ihr könnt das sehen an der Art, wie sie ihre Schmucksachen trägt, und dem vornehmen Wesen, das sie bei den galanten Herrn annimmt.«
»Das ist unpassend bei eines armen Manns Tochter«, versetzte Wildtöter ernst, »die Offiziere sind alle vornehme Leute, und können ein Mädchen wie Judith nur mit bösen Absichten ansehen.«
»Das ist die Ungewissheit und der Dämpfer! Ich habe meine Besorgnisse wegen eines gewissen Kapitains, und Judith hat nur ihre eigne Torheit anzuklagen, wenn ich Unrecht habe. Überhaupt wünschte ich, sie als sittsam und anständig ansehen zu dürfen, und doch sind die Wolken, die an diesen Bergen herumtreiben, nicht unsichrer und unzuverlässiger. Nicht ein Dutzend Weiße haben seit ihrer Kindheit sie mit Augen angesehen, und doch das Benehmen, das sie gegen zwei oder drei dieser Offiziere zeigt, löscht meine Flammen!«
»Ich würde nicht mehr an ein solches Weib denken, sondern meinen Sinn ganz dem Walde zuwenden; der wird Euch nie täuschen, beherrscht und bemeistert von einer Hand, die nie bebt.«
»Wenn Ihr Judith kenntet, würdet Ihr sehen, wie viel leichter dies zu sagen als zu tun ist. Könnte ich mein Gemüt beruhigen wegen der Offiziere, so würde ich das Mädchen mit Gewalt an den Mohawk entführen, sie zwingen mich zu heiraten, trotz ihrem flatterhaften Geiste, und den alten Tom der Sorge Hetty’s, seiner anderen Tochter, überlassen, die, wenn nicht so schön, noch von so schnellem Witz wie ihre Schwester, doch bei weitem die pflichtgetreuere ist.«
»Ist denn noch ein Vogel in demselben Nest?« fragte Wildtöter, sein Auge mit einer Art halberwachter Neugier emporhebend, – »die Delawaren sprachen mir nur von einer!«
»Das ist ganz natürlich, wenn es sich von Judith Hutter und Hetty Hutter handelt. Hetty ist nur hübsch, während ihre Schwester, das sag’ ich dir, Knabe, ein Geschöpf ist, wie man es nicht mehr findet zwischen hier und der See; Judith ist so voll Witz, Beredsamkeit und Schlauheit, wie ein alter indianischer Redner, während die arme Hetty im besten Fall nur einen guten Willen, aber einen schwachen Verstand hat;2 sie steht, möchte ich sagen, auf der Grenzscheide der Unwissenheit und manchmal taumelt sie auf die eine, manchmal auf die andre Seite hinüber.«
»Das sind Geschöpfe, die Gott in seine besondere Obhut, nimmt«, sagte Wildtöter feierlich, »denn er sieht mit Sorgfalt auf alle herab, die um ihr bescheiden Teil Vernunft zu kurz kommen. Die Rothäute ehren und achten die so beschränkt Begabten, weil sie wissen, dass der schlimme Geist es mehr liebt, in einem schlauen Wesen zu wohnen, als in einem, das keinen tiefen Verstand hat, auf den er wirken kann.«
»Dann will ich dafür bürgen, dass er nicht lange hausen wird bei der armen Hetty, denn das Kind ist, wie gesagt, gar einfältigen Geistes. Der alte Tom hat ein Gefühl für das Mädchen, und so auch Judith, so prächtig und raschen Witzes sie auch selbst ist; sonst möchte ich nicht dafür stehen, dass sie ganz sicher wäre unter der Art von Männern, wie manchmal an das Ufer des See’s kommen.«
»Ich dachte, das Wasser sei ein unbekannter und wenig besuchter Platz«, bemerkte der Wildtöter, dem es sichtlich unbehaglich ward beim Gedanken, der Welt zu nahe zu sein.
»So ist es auch ganz, mein Junge; nicht die Augen von zwanzig weißen Männern haben ihn erblickt; aber doch können zwanzig Grenzmänner von echtem Schrot und Korn, – Jäger und Fallensteller und Kundschafter und dergleichen – genug Unheil anrichten, wenn sie den Versuch machen. Es wäre mir etwas Entsetzliches, Wildtöter, wenn ich nach einer Abwesenheit von sechs Monaten Judith verheiratet fände!«
»Habt Ihr des Mädchens Wort und Zusage, die Euch zu besserer Hoffnung berechtigen?«
»Ganz und gar nicht. Ich weiß nicht, was es ist. Ich sehe gut genug aus, Junge! so viel kann ich in jeder Quelle sehen, worauf die Sonne scheint, – und doch konnte ich die kleine Hexe nie zu einer Zusage oder auch nur zu einem herzlichgemeinten Lächeln bringen, obgleich sie oft Stunden lang lacht. Wenn sie gewagt hat, in meiner Abwesenheit zu heiraten, wird sie wohl die Süßigkeit des Wittwenstandes zu kosten bekommen, noch ehe sie zwanzig Jahre alt ist!«
»Ihr würdet doch dem Mann, den sie gewählt, Nichts zu Leid tun, Hurry, bloß darum, weil sie ihn mehr nach ihrem Geschmack gefunden, als Euch?«
»Warum nicht? Wenn ein Feind meinen Weg durchkreuzt, sollte ich ihn nicht hinausschlagen? Seht mich an – bin ich ein Mann, dem es gleich sieht, dass er von irgend einem kriechenden, schleichenden Hautkrämer sich den Rang ablaufen ließe in einer Sache, die mich so nahe angeht als die Zärtlichkeit der Judith Hutter? Zudem, wenn wir außer dem Bereich des Gesetzes leben, müssen wir uns selbst Richter und Vollstrecker sein. Und wenn auch ein Mann in den Wäldern tot gefunden würde: Wer sollte auftreten und sagen, Wer ihn erschlagen, selbst den Fall gesetzt, dass die Kolonie die Sache aufnähme und Lärm darüber schlüge?«
»Wenn der Mann der Judith Hutter Gatte sein sollte, so könnte ich, nach dem was vorgegangen, wenigstens genug sagen, um die Kolonie auf die Spur zu leiten.«
»Ihr! – ein halbgewachsener Wildbretschütz und junger Laffe! Ihr wagt es, daran zu denken, als Ankläger aufzutreten gegen Hurry Harry, und wenn es auch nur eine Waldtaube beträfe oder einen Iltiß?«
»Ich würde wagen die Wahrheit zu reden, Hurry, beträfe es Euch oder irgend einen Sterblichen.«
March starrte einen Augenblick seinen Begleiter in stummem Staunen an; dann fasste er ihn mit beiden Händen an der Kehle und schüttelte den vergleichungsweise Zartgebauten mit einer Heftigkeit, die einige Knochen zu verrenken drohte. Auch geschah dies nicht im Scherz, denn Zorn flammte aus den Augen des Riesen, und gewisse Zeichen schienen weit mehr Ernst anzukündigen, als der vorliegende Fall dem Anschein nach erheischte oder rechtfertigte. Was immer March’s eigentliche Absicht sein mochte – und wahrscheinlich hatte er selbst keine bestimmte und klarbewusste – gewiss ist, dass er ungewöhnlich aufgebracht war; und wohl die Meisten, die sich von einem solchen Giganten, in solcher Gemütsaufregung und in einer so tiefen, hilflosen Einsamkeit so gewürgt gesehen hätten, würden eingeschüchtert und versucht worden sein, selbst in gerechter Sache nachzugeben. Nicht so Wildtöter. Sein Gesicht blieb unbewegt; seine Hand zitterte nicht, und er gab seine Antwort in einem Tone, der nicht einmal zu dem künstlichen Mittel einer erhöhten, lautern Stimme griff, um wenigstens die Entschlossenheit der Seele kund zu geben.
»Ihr könnt mich schütteln, Hurry, bis Ihr den Berg einfallen macht«, sagte er ruhig, »aber Nichts als die Wahrheit werdet Ihr aus mir heraus schütteln. Wahrscheinlich hat Judith Hutter keinen Gatten zum Erschlagen, und Ihr keinen Anlass, einem aufzupassen, sonst würde ich ihm von Eurer Drohung sagen in der ersten Unterredung, die ich mit dem Mädchen habe.«
March ließ seine Hände los, und saß da, den anderen mit schweigendem Staunen betrachtend.
»Ich dachte, wir seien Freunde«, sagte er endlich, »aber Ihr habt das letzte Geheimnis von mir gehört, das in Euer Ohr kommen soll.«
»Ich verlange auch keine mehr, wenn sie diesem gleichen sollten. Ich weiß, wir leben in den Wäldern, Hurry, und man nimmt an, dass wir außer dem Bereich menschlicher Gesetze seien – und vielleicht sind wir es wirklich der Tat nach, wenn es auch dem Rechte nach anders sich verhält – aber es gibt ein Gesetz und einen Gesetzgeber, die über den ganzen Continent walten und herrschen. Wer jenes oder diesen ins Angesicht schlägt, darf mich nicht seinen Freund nennen.«
»Ich will verdammt sein, Wildtöter, wenn ich nicht glaube, dass Ihr im Herzen ein Mährischer Bruder seid, und kein wohlgesinnter, treuherziger Jäger, wie Ihr zu sein vorgegeben.«
»Wohlgesinnt oder nicht, Hurry, Ihr werdet mich so treuherzig und gerade in Werken finden, wie in Worten. Aber dies Auflodern in plötzlichem Zorne ist töricht, und zeigt, wie wenig Ihr mit den roten Männern gelebt. Judith Hutter ist ohne Zweifel noch ledig, und Ihr schwatztet nur wie die Zunge lief, nicht wie das Herz empfand. Hier ist meine Hand, und wir wollen nicht mehr davon sprechen noch daran denken.«
Hurry schien noch verblüffter als je zuvor; dann brach er in ein lautes, gutmütiges Lachen aus, das ihm die Tränen in die Augen trieb. Darauf ergriff er die dargebotene Hand und die Freunde versöhnten sich.
»Es wäre närrisch gewesen, um eine bloße Idee zu hadern«, rief March, indem er wieder zu essen anfing, »und ziemte eher den Rechtsmännern in den Städten, als vernünftigen Menschen in den Wäldern. Man sagt mir, Wildtöter, viel böses Blut komme von Vorstellungen und Ideen unter den Leuten in den untern Bezirken, und sie erhitzen sich darüber manchmal bis zum Äußersten.«
»Das tun sie – das tun sie; und über andere Dinge, die man besser sich selbst überließe. Ich habe von den Mährischen Brüdern sagen hören, es gebe Länder, wo die Menschen sogar über ihre Religion hadern; und wenn sie sich über einen solchen Gegenstand erhitzen können, Hurry, so habe der Herr Erbarmen mit ihnen! Wir jedoch haben keinen Anlass, ihrem Beispiel zu folgen, zumal nicht über einen Gatten, den diese Judith Hutter vielleicht nie sieht oder zu sehen wünscht. Ich meines Teils fühle mehr Neugierde hinsichtlich der schwachsinnigen Schwester, als Eurer gepriesenen Schönheit. Es ist Etwas, das die Gefühle eines Mannes anspricht und rührt, wenn er einem Mitgeschöpf begegnet, das ganz das äußere Wesen eines zurechnungsfähigen Sterblichen hat, und das doch nicht ist, was es scheint, nur wegen eines Mangels an Vernunft. Das ist schlimm genug bei einem Manne, aber wenn es einem Weibe geschieht, und es ist ein junges und vielleicht einnehmendes Geschöpf, so regt es alle Gefühle von Barmherzigkeit und Mitleid auf, die in seiner Natur liegen. Gott weiß, Hurry, solche arme Wesen sind schutzlos genug mit samt all ihrem Witz; aber ein grausames Geschick ist es, wenn dieser große Beschützer und Führer ihnen fehlt.«
»Hört, Wildtöter – Ihr wisst, was die Jäger und Fallensteller und Pelzwerkleute überhaupt für Menschen sind; und ihre besten Freunde werden nicht leugnen, dass es hitzige und eigenwillige Menschen sind, die nicht viel nach Andrer Rechten und Gefühlen fragen – und doch, glaub’ ich, fände sich in dieser ganzen Gegend kein Mann, der Hetty Hutter ein Leid täte, wenn er auch könnte; nein, nicht einmal eine Rothaut!«
»Hierin, Freund Hurry, lasst Ihr den Delawaren wenigstens und all den ihnen verbündeten Stämmen nur Gerechtigkeit widerfahren, denn eine Rothaut sieht ein so von Gottes Macht heimgesuchtes Wesen als Gegenstand seiner besondern Obhut an. Ich freue mich indessen zu hören, was Ihr sagt, ich freue mich, es zu hören, aber da die Sonne jetzt gegen den Nachmittagshimmel hin sich wendet, täten wir nicht besser, die Fährte wieder zu verfolgen und weiter zu ziehen, damit wir Gelegenheit bekommen, diese wunderbaren Schwestern zu sehen?«
Hurry March gab freudig seine Zustimmung; die Überbleibsel der Mahlzeit waren bald gesammelt; dann schulterten die Wanderer ihre Taschen, nahmen ihre Waffen auf, verließen die kleine Lichtung, und begruben sich wieder in den tiefen Schatten des Waldes.
etwa das provinzielle: Rausche Bausche. <<<
Hurry macht hier einen, wegen des Wortspiels mit ›kompass meant us‹ und ›kompos mentis‹ unübersetzbaren Witz. <<<
Weg musst vom See, dem grünen, du ziehn,
Und weg von des Jägers Herd;
Den Sommer hindurch, wo die Blumen glühn.
Ist zu bleiben dir, Tochter, verwehrt.
Erinnerungen des Weibes.
Unsre zwei Abenteurer hatten nicht weit zu gehen. Hurry wusste die Richtung, sobald er den offenen Platz und die Quelle gefunden hatte, und er ging jetzt voran mit dem zuversichtlichen Schritt eines Mannes, der seiner Sache gewiss ist. Der Wald war, wie natürlich, dunkel, aber nicht mehr durch Buschwerk unwegsam, und der Boden war fest und trocken. Nachdem sie etwa eine Meile zurückgelegt, blieb March stehen, und begann forschende Blicke um sich zu werfen; indem er die verschiednen Gegenstände sorgfältig prüfte, und gelegentlich sein Auge auf die Stämme der gefallnen Bäume richtete, mit welchen der Boden ziemlich besäet war, wie dies gewöhnlich der Fall ist in einem amerikanischen Wald, zumal in den Gegenden des Landes, wo das Bauholz noch keinen Wert hat.
»Das muss der Platz sein, Wildtöter«, bemerkte endlich March, »hier ist eine Buche neben einer Schierlingstanne und drei Fichten in der Nähe, und dort ist eine weiße Birke mit gebrochenem Wipfel; und doch sehe ich keinen Felsen und keine herabgebognen Zweige, wie ich Euch gesagt, dass wir finden würden.«
»Gebrochene Zweige sind ungeschickte Merkzeichen, da der Unerfahrenste weiß, dass Zweige nicht oft von selbst brechen«, versetzte der andere, »und sie führen auch leicht zu Argwohn und Entdeckung. Die Delawaren verlassen sich nie auf geknickte Zweige, außer in Friedenszeiten und auf offener Fährte. Was die Buchen und Fichten und Schierlingstannen betrifft, ha, die sind auf allen Seiten um uns her zu sehen, nicht bloß zu zweien oder dreien, sondern zu vierzigen, fünfzigen und hunderten.«
»Sehr wahr, Wildtöter, aber Ihr erwägt nicht die Stellung. Hier ist eine Buche und eine Schierlingstanne –«
»Ja, und dort ist wieder eine Buche und eine Schierlingstanne, so liebevoll wie zwei Brüder, oder, was das betrifft, liebevoller als manche Brüder, und dort sind wieder welche, denn beide Bäume sind in diesen Wäldern keine Seltenheit, Ich fürchte, Hurry, Ihr versteht Euch besser darauf, Biber zu fangen und Bären zu schießen, als eine schwierige Fährte aufzuspüren. Ha! dort ist aber nun doch, was Ihr zu finden wünscht!«
»Ei, Wildtöter, das ist eine von Euern delawarischen Anmaßungen, denn ich will mich hängen lassen, wenn ich etwas Andres sehe, als diese Bäume, welche in der unerklärlichsten und verwirrendsten Weise um uns her emporragen.«
»Schaut dorthin, Hurry – so, in einer Linie mit der schwarzen Eiche – seht Ihr nicht das gekrümmte Bäumchen, das heraufgezogen ist zu den Zweigen der Linde daneben? Nun, dies Bäumchen war einmal von Schnee bedeckt, und wurde von dessen Wucht niedergedrückt; aber es hat sich nicht selbst wieder aufgerichtet, und so wie Ihr es jetzt seht, an die Lindenzweige angelehnt. Die Hand eines Menschen hat ihm diesen Liebesdienst geleistet.«
»Das war meine Hand!« rief Hurry: »ich fand das schwache, junge Ding auf die Erde gedrückt, wie ein unglückliches Geschöpf vom Missgeschick niedergebeugt, und richtete es so auf, wie Ihr seht. Am Ende, Wildtöter, muss ich doch gestehen, dass Ihr nachgerade ein ungemein gutes Auge für die Wälder bekommt.«
»Es bessert sich, Hurry – es bessert sich, muss ich gestehen; aber es ist erst das Auge eines Kindes, verglichen mit dem von anderen, die ich kenne. Da ist jetzt Tamenund, obwohl ein Mann so alt, dass Wenige sich seiner kräftigen Jahre erinnern. Tamenund lässt Nichts seiner Beobachtung entgehen, die mehr der Witterung eines Hundes als dem Blick eines Auges gleicht. Dann Unkas, der Vater von Chingachgook, und der rechtmäßige Häuptling der Mohikaner, ist auch einer, dessen Blick beinahe unmöglich etwas entgehen kann. Ich komme weiter, ich will es gestehen, ich komme weiter, aber bin bis jetzt noch weit von der Vollkommenheit entfernt.«
»Und wer ist denn dieser Chingachgook, von dem Ihr so Viel schwatzt, Wildtöter?« fragte Hurry, indem er in der Richtung auf das aufgerichtete Bäumchen zu weiter schritt, »eine schleichende Rothaut, im besten Fall, nach der ich Nichts frage.«
»Nicht so, Hurry, sondern der Beste unter den schleichenden Rothäuten, wie Ihr sie nennt. Wenn er seine Rechte hätte, so wäre er ein großer Häuptling; aber so ist er nur ein mutiger und redlicher Delaware; geachtet zwar, und dem man auch in manchen Dingen gehorcht, aber von einem gefallenen Geschlecht, und einem gefallenen Volke angehörend. Ach, Hurry March, es würde Euch das Herz im Leibe warm machen, in ihren Hütten zu sitzen in einer Winternacht, und den Erzählungen und Überlieferungen von der alten Größe und Macht der Mohikaner zuzuhören.«
»Hört, Freund Nathaniel«, sagte Hurry, indem er stehen blieb und seinem Begleiter ins Gesicht schaute, um seinen Worten desto mehr Nachdruck zu geben, »wenn ein Mann alles glaubte, was anderen Leuten zu ihren Gunsten zu sagen beliebt, so würde er wohl eine zu große Meinung von ihnen, und eine zu kleine Meinung von sich selbst bekommen. Diese Rothäute sind merkwürdige Prahler, und ich behaupte, mehr als die Hälfte ihrer Überlieferungen sind reine Erdichtungen.«
»Es ist etwas Wahres in dem, was Ihr sagt, Hurry, ich will es nicht leugnen, denn ich habe es gesehen und glaube es. Ja, sie prahlen, aber das ist eben eine Gabe der Natur, und es ist sündhaft, natürliche Gaben zu unterdrücken. Seht, das ist der Platz, den Ihr gesucht.«
Diese Bemerkung schnitt das Gespräch ab, und beide Männer richteten jetzt ihre ganze Aufmerksamkeit auf das unmittelbar vor ihnen Liegende. Wildtöter deutete seinem Begleiter auf den Stamm einer ungeheuern Linde, welche ihre Zeit erfüllt hatte, und unter ihrer eignen Wucht niedergestürzt war. Die