FRANK REHFELD

 

 

HÖLLENKOMMANDO PHÖNIX

STAR GATE – DAS ORIGINAL, Band 3

 

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

HÖLLENKOMMANDO PHÖNIX 

DIE HAUPTPERSONEN 

 

Anhang 1: Phönix - 1. Teil 

Anhang 2: Eingefroren in die Zukunft 

 

Das Buch

 

Am 15. Juli des Jahres 2063 betreten sieben Menschen den auf der Erde stehenden pyramidenförmigen Transmitter, um ohne Zeitverlust auf der Gegenstation, die sich auf dem Mond befindet, anzukommen. Doch das Großexperiment scheitert. Die Sieben finden sich auf einem fremden Planeten wieder, den sie Phönix taufen. Als sie verzweifelt versuchen, zur Erde zurückzugelangen, werden sie von den Bewohnern des Planeten, den Bulowas, gefangen genommen. Während auf der Erde fieberhaft versucht wird, den Fehler des Experimentes auszumachen und so vielleicht die Gruppe zurückzuholen, erfahren die Sieben, dass sie als böse Götter geopfert werden sollen! Mit Hilfe eines jungen Bulowas gelingt Ken Randall, dem Survival-Spezialisten, die Flucht. Er schafft den Rücksprung zur Erde, obwohl er eigentlich gar nicht genau weiß, wie es ihm überhaupt gelingen konnte -, aber der Opfertod der anderen steht kurz bevor...

 

STAR GATE – DAS ORIGINAL. Die legendäre Science-Fiction-Serie – jetzt neu als Apex-Edition!

HÖLLENKOMMANDO PHÖNIX

 

 

  DIE HAUPTPERSONEN:

 

Ken Randall: Der Survival-Spezialist kehrt auf PHÖNIX zurück!

Tanya Genada, Dr. Janni van Velt, Dr. Dimitrij Wassilow, Dr. Yörg Maister,

Mario Servantes, Juan de Costa: Das Team in Lebensgefahr!

Bruddock: Kommandant der Söldnertruppe!

Darilos: Herrscher von Xarith!

Pieto: Ein junger Bulowa!

 

 

 

  1

 

»Ich fürchte, es ist soweit«, brummte Dr. Dimitrij Wassilow. »Also gut, begrüßen wir die Götter dieses seltsamen Stammes.«

»Ihren Humor möchte ich mal für ein paar Minuten haben«, fauchte Janni van Velt. »Dann könnte ich vielleicht auch irgendetwas an unserer Situation lustig finden.«

»Immerhin, man wird nicht jeden Tag geopfert«, entgegnete Wassilow, während zwei Bulowas seine Fußfesseln lösten. »Wussten Sie eigentlich schon, dass meine Vorfahren die ersten Menschen waren, die...«

»Halten Sie endlich den Mund«, mischte Mario Servantes sich ein. Auch seine Fußfesseln waren gelöst worden. Zwei Bulowas mussten ihn stützen, als er versuchte, aufzustehen.

Bulowas - so nannten sich die dunkelhäutigen, stark behaarten Eingeborenen des Planeten Phönix, auf den die Menschen aufgrund eines missglückten Experiments verschlagen worden waren. Auf der Erde waren sie in ein Star Gate getreten, einen Transmitter, der Waren und Menschen in Nullzeit zu einem anderen Star Gate schleudern konnte.

Eigentlich hätten sie in der Gegenstation auf dem Mond herauskommen sollen.

Aber stattdessen...

Tja, was stattdessen geschehen war, wussten sie selbst nicht. Statt auf dem Mond waren sie auf einem gänzlich unbekannten Planeten außerhalb des Sonnensystems gelandet. In einer Station, die von einer fremdartigen Rasse erbaut worden war.

Kaum hatten sie die Station verlassen, waren die barbarischen Eingeborenen des Planeten, den sie ›Phönix‹ getauft hatten, über sie her gefallen und hatten sie überwältigt.

Die Bulowas sahen in ihnen Dämonen, da sie aus dem ›Schattentor‹, wie sie das Star Gate nannten, gekommen waren und dieses für sie den Eingang zum Reich des Bösen darstellte.

Und noch etwas hatten die Menschen erfahren: Man wollte sie den guten Göttern des Stammes opfern.

Seither waren drei Tage vergangen, in denen sie, zu handlichen Päckchen verschnürt, in einer Hütte der Bulowas auf ihre Hinrichtung warteten.

Dieser Zeitpunkt schien nun gekommen zu sein.

Mittlerweile hatten die Bulowas ihnen allen die Fußfesseln abgenommen. Ihre Hände blieben nach wie vor gefesselt. Rücksichtslos wurden sie aus der Hütte getrieben.

»Wenn wir jetzt alle zugleich in verschiedene Richtungen los laufen, können wir vielleicht...«, begann Yörg Maister. Mit seinen zweiundzwanzig Jahren war der deutsche Bioniker und Energiespezialist der Jüngste von ihnen. Auch wenn die anderen ihn um einen guten Kopf überragten, brachte er aufgrund seiner Körperfülle mühelos das gleiche Gewicht wie sie auf die Waage.

Servantes ließ ihn nicht erst ausreden. »Machen Sie keinen Unfug«, warnte er und blickte sich um. Sie waren von mehr als zwei Dutzend Bulowas umringt. »Selbst wenn Sie durch den Ring kommen, haben die Sie eingeholt, bevor Sie zehn Meter weit sind. - Ich möchte nur wissen, was mit Randall und Tanya Genada ist«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort.

»Besonders wegen der Genada, nicht wahr?«, spottete Janni van Velt. »Da vorne kommt sie.«

Drei Bulowas führten die Survival-Spezialistin auf sie zu. Auch sie war noch an den Händen gefesselt. Ihr hübsches Gesicht zeigte einen unbeugsamen, fast trotzigen Ausdruck. Die rötlichen Haare schimmerten im Sonnenlicht wie Kupfer.

»Was ist passiert?«, wurde sie mit Fragen bestürmt. »Wo ist Randall?«

»Ken ist die Flucht gelungen«, berichtete sie. »Vor zwei Tagen schon. Ich weiß nicht, wo er jetzt ist.«

»Vielleicht hat er Hilfe geholt?«, sagte Juan de Costa, der Sechste in ihrem Bund, mit neu erwachter Hoffnung.

»Woher denn?«, erkundigte sich Janni van Velt. »Wir müssen uns damit abfinden, dass wir auf einen wildfremden Planeten verschlagen wurden. Selbst wenn Randall sich zu der Station hat durchschlagen können, kann er die fremden Apparaturen doch nicht bedienen. Er ist kein Wissenschaftler wie wir und selbst wir würden Wochen oder Monate brauchen, um die Funktionsweise zu ergründen.«

»Es hat keinen Sinn, wenn wir uns etwas vor machen«, bekräftigte Wassilow ihre Worte. »Wir sind in jeder Hinsicht von der Erde abgeschnitten. Auf Hilfe von dort dürfen wir nicht hoffen. Und Randall allein kann auch nichts ausrichten und wenn er hundertmal Survival-Spezialist ist.«

»Im Klartext: wir sind verloren«, resümierte Servantes. Ein spöttisches Lächeln lag auf dem scharf geschnittenen Gesicht des Wissenschaftlers. Seine blauschwarzen Haare wurden vom Wind zerzaust.

»Wir... wir können uns doch nicht so einfach aufgeben!«, rief de Costa. »Sind Sie denn alle verrückt geworden? Ist Ihnen nicht klar, dass diese Barbaren uns in ein paar Minuten abschlachten werden?«

»Zum Teufel mit euch!«, knurrte Maister, das erst zweiundzwanzigjährige Genie, als einer der Eingeborenen ihm einen harten Stoß in den Rücken versetzte, der ihn vorwärts taumeln ließ. Um ein Haar hätte er das Gleichgewicht verloren.

Auch die anderen wurden unsanft von den Bulowas vorwärts getrieben.

»Wir haben mindestens genauso viel Angst wie Sie«, wandte Servantes sich an seinen spanischen Landsmann de Costa. »Aber wir können nichts machen. Die sind zu viele. Sie sind bewaffnet und wir gefesselt. Wir haben keine Chance gegen sie. Zumindest jetzt nicht.«

»Das hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich mal unter solchen Umständen sterben würde«, stieß de Costa hervor. »Ein Unfall, ein Herzinfarkt, ein missglücktes Experiment, alles möglich. Aber auf einem fremden Planeten von primitiven Barbaren als Dämon geopfert zu werden..., das fasse ich einfach nicht.«

Unter wildem Gegröle der Bulowas wurden sie aus dem Dorf geführt. Bald schon ließen sie die letzten Hütten hinter sich. Das Dorf lag am Felshang einer Schlucht verborgen.

Tanya Genada wandte den Kopf, als sie in einen Felsentunnel eintauchten. Erstaunlich wenige Bulowas hatten sich ihnen angeschlossen. Das Dorf wirkte trotzdem wie verwaist. Vermutlich waren die anderen Eingeborenen immer noch auf der Suche nach Ken Randall. Immerhin ein Zeichen, dass er noch lebte und sie ihn bislang nicht gefangen hatten.

Die Dächer der einfachen Lehmhütten wurden vom milden Licht der Morgensonne beschienen. Tanya nahm den Anblick des sonnendurchströmten Tals begierig in sich auf, bis ein Bulowa sie anstieß und weiter trieb.

Vielleicht war es das letzte Mal, dass sie die Sonne sah, auch wenn es nicht die irdische war...?

Dieser sentimentale Anflug überraschte sie selbst. Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass sie dem Tod ins Angesicht schaute. Für sie als Survival-Spezialistin war die Gefahr eine tägliche Begleiterin.

Am meisten überraschte sie noch das gefasste Verhalten der fünf Wissenschaftler. Aber auch diese hatten drei Tage Zeit gehabt, sich mit ihrer Situation abzufinden. Wahrscheinlich würde sich ihr Verhalten noch ändern, wenn der Tod unmittelbar bevorstand.

Die Bulowas hatten sie und Ken Randall von den anderen getrennt untergebracht. Bei dem kurzen Kampf gegen die Barbaren hatten diese sie beide als die gefährlichsten Gegner erkannt und entsprechend darauf reagiert. Deshalb wusste sie nicht, welche Szenen sich in den letzten Tagen bei den Forschern abgespielt hatten.

Fackellicht beleuchtete ihren Weg durch einen breiten Felsengang.

Bald schon wurde es vor ihnen hell. Sie traten wieder ins Freie.

Einige hundert Meter vor ihnen erhob sich ein kleines Gebäude mit einem von Säulen getragenen Dach.

Ein Tempel.

Genauer gesagt, der Tempel, in dem sie sterben sollten!

 

  2

 

»Verdammt schade, dass ich nicht mitkommen kann«, sagte Haiko Chan. »Aber Fisher hat mir einen ausgesprochen idiotischen Fall aufgebrummt.«

»Tja, schade«, entgegnete Ken Randall zerstreut. Sie saßen in einem kleinen Aufenthaltsraum. In Gedanken war Randall bereits wieder auf Phönix. Auch wenn ihn mit Chan eine flüchtige Freundschaft verband - immerhin waren sie beide Survival-Spezialisten - vermochte er sich nicht auf das Gespräch zu konzentrieren. Er war froh, endlich Bryan Holmes, dem technischen Leiter des Projekts Star Gate entronnen zu sein, weil dieser sich um die Vorbereitungen für den geplanten Großeinsatz kümmern musste. Randall war absolut nicht in der Stimmung, auf die unzähligen Fragen des Wissenschaftlers zu antworten. Gleiches galt auch für Chan.

Seine Gedanken waren bei seinen Begleitern, mit denen zusammen er nach Phönix gelangt war.

Am Morgen des zwanzigsten Julis 2063 hatten die Menschen geopfert werden sollen. Am Abend des achtzehnten hatte er fliehen können, um am folgenden Abend durch das Star Gate zur Erde zurückzukehren. Angekommen war er aber erst vierundzwanzig Stunden später, wenn man den kürzeren Tagesverlauf auf Phönix bedachte, sogar noch später. Er verstand nicht, wo die fehlende Zeit geblieben war.

An dem Star Gate konnte es nicht liegen. Es lag in der Natur eines Transmitters, dass er seine Sendung ungeachtet der Entfernung ohne jeden Zeitverlust zur Gegenstation strahlte.

Was aber war sonst geschehen?

Ganz schwach stieg in Randall die Erinnerung an eine dunkle, humanoid geformte Statue inmitten des riesigen Friedhofs der Bulowas auf. Das Ding aus einem seltsamen, undefinierbaren Material hatte ihn geradezu magnetisch angezogen. Als er es berührt hatte, war etwas unendlich Fremdartiges in ihn eingedrungen und hatte ihm auf der Stelle das Bewusstsein geraubt.

Aber das konnte unmöglich eine Erklärung sein. Seine Ohnmacht hatte nur wenige Minuten gedauert. Zumindest hatte sein Gefühl ihm das suggeriert.

»Du bist nicht sehr gesprächig«, stellte Haiko Chan fest.

»Ist das ein Wunder?«

»Nein, eigentlich nicht. Ich kann dich verstehen. Du machst dir Sorgen um die anderen, das ist nur natürlich. Wahrscheinlich besonders um Tanya.«

»Um die eingebildete Ziege noch am allerwenigsten«, knurrte Randall. »Die kann ja angeblich so gut auf sich selbst aufpassen.

Zumindest lässt sie das bei jeder Gelegenheit verlauten. Nein, viel mehr Sorgen mache ich mir um die Wissenschaftler. Tanya und ich sollten auf sie aufpassen.

Wenn sie tot sind, fühle ich mich dafür verantwortlich.«

»Ja, die Sache mit dem verlorenen Tag. Fisher hat schon davon erzählt. Wahrscheinlich läuft die Zeit auf Phönix einfach nur anders ab als auf der Erde.«

»Bestimmt nicht«, widersprach Randall. »Wenn überhaupt, dann sind die Tage dort kürzer, aber nicht länger. Auch auf Phönix haben wir schon den Zwanzigsten.«

»Eine Erklärung wirst du wohl erst finden, wenn du wieder dort bist. Da vorne kommt übrigens Fisher.« Chan deutete auf die aufgleitende Tür.

»Auch das noch. Der hat mir gerade noch gefehlt.«

Wie stets war der Sicherheitschef des Konzerns Mechanics Inc. in einen maßgeschneiderten grauen Anzug gekleidet. Aber auch dieser Anflug der Seriosität konnte nicht über Fishers wahre Natur hinwegtäuschen. Dafür kannte Randall ihn schon zu lange.

Clint Fisher war ein Hai, ein menschliches Raubtier. Für ihn zählten nur Macht und Erfolg. Dafür ging er sogar über Leichen. Oft genug hatte er bewiesen, wie wenig ihm ein Menschenleben bedeutete. Es gab wohl kaum eine Handvoll Menschen, die ihn kannten und gleichzeitig nicht hassten.

»Ich habe Sie schon gesucht«, sagte der Sicherheitschef anstelle einer Begrüßung. »In etwa einer halben Stunde geht es los. Sind Sie soweit?«

Nachdem er aus der Konferenz mit Fisher, Holmes und Lino Frascati, dem Chef von Mechanics Inc., gekommen war, hatte Ken Randall geduscht und sich umgezogen. Auf ein Abnehmen des Bartes, der ihm in den vergangenen Tagen gewachsen war, hatte er aus Faulheit verzichtet, ihn nur etwas gestutzt. Anschließend hatte er sich ein paar Minuten ausgeruht, während Fisher damit begonnen hatte, eine Kampfmannschaft zusammenzustellen, die versuchen sollte, die Forscher zu befreien, sofern sie noch am Leben waren.

»Alles klar«, entgegnete der Survival-Spezialist.

»Dann kommen Sie mit. Ich möchte Sie mit Commander Bruddock bekannt machen. Er wird das Unternehmen leiten. Und mit Ihnen, Chan, muss ich nachher auch noch sprechen. Kommen Sie in einer Stunde in mein Büro.«

»Dann mal viel Erfolg«, wünschte Haiko Chan, während Fisher sich umwandte und zur Tür zurück schritt. Randall schloss sich dem Sicherheitschef an.

»Ich habe immer noch Schwierigkeiten, Ihre Geschichte vorbehaltlos zu glauben«, sagte Fisher, als sie allein waren und sich auf den Weg zu den Forschungslabors von Mechanics machten.

»Was stört Sie daran?«