Ich glaub', wir kennen uns von wo
oder
Karmisches Wiedersehen

Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?

Ach, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.
Johann Wolfgang von Goethe

Worauf Deutschlands Dichterfürst anspielt: Er glaubt an Wiedergeburt (Reinkarnation) und eine Art schicksalhafte Verknüpfung zweier Menschen über mehrere Leben hinweg (Karma). Was wissen wir über Reinkarnation und Karma?

Für Christen ist der Glaube an die Wiedergeburt verboten, für Hindus und Buddhisten selbstverständlicher Bestandteil ihrer Religion. Gibt es sie? In den 1950iger Jahren erregte der Fall Bridey Murphy großes Aufsehen. Die amerikanische Hausfrau Virginia Tighe behauptete in einer Reihe hypnotischer Sitzungen, sie wär im früheren Leben besagte Bridey Murphy gewesen und 1798 in Cork (Irland) geboren. Sie beschrieb Leben und Landschaft detailliert. Als dann Morey Bernstein ihre Aussagen als Buch veröffentlichte, begannen die Nachforschungen. Sie erbrachten keinerlei Hinweis auf die Namen; nur eine von ihr erwähnte Kirche gab es wirklich, aber die wurde erst 1911 gebaut. Zudem kam heraus: Ihre wahren Eltern (die sie dreijährig zur Adoption freigegeben hatten) waren irischen Ursprungs. Vor allem: Ein irischer Immigrant namens Bridie Murphy Corkell lebte in der Straße gegenüber ihrer Kindheit. Der hat ihr vermutlich viel von seiner Heimat erzählt, und in Hypnose erinnerte sie sich daran.

Dieser Fall ist also weder ein Beweis für noch gegen Reinkarnation. Auch bei persönlichen Rückführungen wissen wir nicht, was Erinnerung und was Fantasie ist. Wenden wir uns also dem anderen Begriff zu, dem „Karma“.

Karma ist zunächst einmal das Gesetz von Ursache und Wirkung: Jede Handlung bewirkt etwas, Nicht-Handeln aber auch. Mithin ist „Karma“ nichts anderes als das grundlegende Gesetz der Physik, von Isaac Newton so formuliert: Jede Kraft ruft eine Gegenkraft hervor. Doch die Interpretation dieses Gesetzes, in Verbindung mit dem Glauben an Wiedergeburt, kann ganz unterschiedlich sein.

So haben die hinduistischen Priester mit diesem Gesetz das Kastenwesen Indiens begründet und zementiert. War ich im früheren Leben reich, bin ich jetzt arm, war ich gesund, bin ich jetzt krank, war ich ein Täter, bin ich jetzt Opfer. Ich wurde also durch Taten in früheren Leben belohnt oder bestraft. Eine Änderung dieses Zustands ist nicht angemessen.

Das passt natürlich nicht zur Auffassung des Abendlands, wo es um Taten geht, nicht um Leiden. So haben die Esoteriker wieder eine andere Interpretation gefunden: Meine Aufgabe in diesem Leben bestehe darin, allen Personen zu begegnen, mit denen ich früher zu tun hatte, und an ihnen gutzumachen, was ich ihnen oder sie mir angetan haben. Dabei habe ich keine Rücksicht auf bereits bestehende Beziehungen oder Verpflichtungen zu nehmen. Sich mit früheren Leben auseinanderzusetzen, sei ein wichtiger Schritt, um die Schuldenlast vergangener Untaten abzutragen und das kosmische Gleichgewicht wiederherzustellen. Manchmal nichts anderes als eine billige Rechtfertigung für Ehebruch.

„Die Gurus des 'New Age'“, stellt der amerikanische Psychologe Sam Keen in seinem Buch „Die Lust an der Liebe“ fest, “berufen sich auf die alte hinduistische Idee des Karma, um zu zeigen, dass sie dafür verantwortlich sind, als Privilegierte geboren und wohlhabend zu sein. Solche Vorstellungen von totaler Verantwortlichkeit“, fährt Keen fort, “sind im Grunde nichts anderes als das Eingeständnis völliger Ohnmacht. Und diese Ohnmacht führt zur Kompensation – Machtstreben beherrscht die Szene“.

Als Abendländer können wir auf unsere blutige Vergangenheit nicht besonders stolz sein. Inquisition, Hexenprozesse, Kreuzzüge, Weltkriege und Holocaust sind nicht gerade Empfehlungen für die Aufnahme in die galaktische Gemeinschaft. Doch zumindest eines haben wir anderen Völkern voraus, etwas, das Christus predigte und das tatsächlich Eingang in unser Denken und gelegentlich sogar unser Handeln fand: Mitleid, soziale Fürsorge für die Armen, Kranken, Hilflosen und Bedürftigen. Und zumindest diese Tugend sollten wir uns bewahren.

Höchstwahrscheinlich gibt es ein Karma im Sinne von „Schicksal“ (oder auch Dummheit). Wir wissen, dass unsere Gene auch unser Verhalten beeinflussen. Also haben wir auf jeden Fall etwas aus unserer Vergangenheit mitgenommen, ganz ohne Wiedergeburt. Wir wissen ferner, dass Gene an- und ausgeschaltet werden können, und dass diese chemischen Schalter ebenfalls vererbt werden. Deswegen ist die Überwindung von Traumatas (und davon ist unsere Geschichte überreich) so schwierig, denn es bedarf mindestens zweier Generationen, bevor Gene und Schalter ihren Einfluss verlieren und neu programmiert werden können. Auch wenn ein Krieg schon lange zu Ende ist, seine Auswirkungen spüren (mindestens) Kinder und Enkelkinder.

In der Astrologie gibt Faktoren, die zeigen: Wir haben tatsächlich Erinnerungen an vergangene Leben, tief versteckt, aber doch immer präsent. Es sind die sogenannten “rückläufigen“ Faktoren, also der Mondknoten und manche Planeten außer Sonne und Mond. (Welche das sind, hängt vom Geburtsaugenblick ab.) Diese Erinnerungen beeinflussen uns bisweilen stärker als bewusst Erlebtes. Da sie tief im Unterbewusstsein schlummern, steuern sie uns auf Situationen und Begegnungen hin, die uns vertraut sind. Statt in diesem Leben ein neues Leben zu beginnen, wie es unsere Aufgabe wäre, suchen wir unbewusst die Vergangenheit und leben sie erneut aus, ohne etwas zu verbessern oder darüber hinauszuwachsen.

Waren wir im früheren Leben arm, sind wir es auch jetzt, denn wir haben uns als Seele im Zwischenreich wiederum arme Eltern ausgesucht, in der eitlen Hoffnung, im nächsten Leben diese Problematik bewältigen zu können. Weil wir aber nach der Geburt alles vergessen haben, erfasst uns das Rad des ewigen Kreislaufs, und wir leben das gleiche Leben wie zuletzt ... wie zuletzt ... wie zuletzt. Das ist die wahre Hölle.

Es wäre schon wichtig, diese Vergangenheit zu erforschen (etwa durch eine gezielte Rückführung), aber nicht, um sie erneut zu leben, sondern um sie zu überwinden. Unsere Aufgabe besteht in der Selbstverwirklichung , in der Befreiung von den Fesseln der Vergangenheit, nicht im Wühlen in alten Erinnerungen. Das hat die Psychoanalyse uns zur Genüge vorexerziert, mit zweifelhaften Erfolgen. Die Zeit wehleidiger Neurotiker mit der Sehnsucht nach dem großen Führer und Übervater ist vorbei, die Zeit des Lernens durch Leiden ebenfalls. Die Fische sterben nicht nur in den Flüssen, die Robben im Meer – auch in uns stirbt das Fischehafte einer Zeit, die Leiden und Entsagen betont und den Schöpfer einer wundervollen Religion im Augenblick seines tiefsten Schmerzes verehrt.

Das kommende Wassermann-Zeitalter dagegen ist das Zeitalter des selbständigen Individuums, das nur eines im Sinn hat: sich zu entwickeln ( aus zuwickeln), sein kreatives Potential weitestmöglich zu entfalten und darüber hinauszugehen, ein Mensch im besten Sinn des Wortes zu werden. Hindern alte und verstaubte Beziehungen nicht eher daran? So viele Menschen auf dieser Welt bedürfen unserer Hilfe, so viele brauchen wir selbst. Warum sollten wir uns ausgerechnet mit jenen umgeben, mit denen wir in früheren Leben auch schon Probleme hatten, weil wir in früheren Leben mit ihnen Probleme hatten, weil wir ... ad infinitum.

Unabhängig von irgendwelchen Lehren, seien es religiöse, seien es biologische, ist es unsere Aufgabe, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Aber gerade weil karmische Erinnerungen tief in uns schlummern, können sie uns gefährlich werden. Sie begegnen einem Menschen und sind vom ersten Augenblick an hingerissen. Ein kurzer Blick auf ihn genügt scheinbar, um zu wissen: Das ist die Liebe meines Lebens. Was es war, das diese Faszination auslöste, wissen Sie nicht. Es interessiert Sie auch nicht. Hauptsache, Sie haben ihn gefunden, jenen Menschen, auf den Sie ein, wenn nicht gar mehrere Leben lang gewartet haben. Sie lassen nichts unversucht, diesen Menschen zu erobern, denn nur mit ihm können Sie glücklich sein. Das wissen Sie genau.

Gelingt es Ihnen wirklich, eine Beziehung mit dem Menschen Ihrer Träume aufzubauen, dann kommt nach einiger Zeit – meist rascher als erwünscht – die Ernüchterung. Nun sind Sie erneut auf der Suche; erneut kommt der Moment des plötzlichen Erkennens (das in Wirklichkeit ein Wiedererkennen ist) und des scheinbar absoluten Wissens; erneut wiederholt sich das karmische Programm mit seiner fatalen unendlichen Schleife.

Was geschieht in solchen Augenblicken wirklich? Statt die äußere Realität wahrzunehmen, erhaschen Sie einen Blick in Ihre Innen welt. Sie sehen kein reelles Bild, sondern ein virtuelles (scheinbares). Eine Sammellinse liefert ein reelles Abbild der Welt, eine Zerstreuungslinse dagegen nicht. Den Unterschied merkt das menschliche Auge aber nicht. Den Unterschied zwischen der wahren Welt und den nach außen projizierten Erinnerungen an frühere Leben sieht das innere Auge ebensowenig. In solchen Augenblicken nehmen Sie keinen Menschen wahr, sondern erleben ein tief in Ihrem Inneren gespeichertes Bild oder Programm – einen Archetypus, wie die Psychologen sagen würden.

Dabei genügen Kleinigkeiten im Äußeren, um den inneren Film zu starten. Eine bestimmte Körperhaltung, das Timbre der Stimme, eine eigentümliche Verhaltensweise, der Haarschnitt, die Kopfbedeckung – das alles kann als Auslöser für eine Projektion dienen, die weder aufzuhalten noch als solche zu erkennen ist.

Allerdings sind Beziehungen nicht von vornherein sinnlos, bloß weil sie durch solche Projektionsmechanismen zustande kamen. Martin Shulmann , Spezialist für Karma im Horoskop, bemerkt dazu treffend: Jedesmal, wenn unser Unterbewusstsein an etwas arbeitet, ruft es solche Leute in unser Leben, die in sich Teile der Antwort tragen, nach der wir suchen. Unsere Aufgabe wäre es, wenn schon nicht die Antwort, so zumindest die Frage zu finden, die unser Unterbewusstsein stellt und für die wir das Gegenüber brauchen. Dann hat die Beziehung auch einen Sinn, mag sie noch so zwanghaft wirken.

Am schönsten scheinen mir aber jene Beziehungen, die in jedem Augenblick abgeschlossen sind, die jederzeit – auch für immer – beendet werden könnten, ohne ein Gefühl der Leere oder eines schmerzlichen Verlustes zu hinterlassen. Es sind keineswegs oberflächliche, flüchtige Bekanntschaften. Gerade die tiefsten, wahrsten, reinsten und klarsten Beziehungen haben diese Eigenschaft. In ihnen ist kein Zwang, kein Karma, kein Klammern und kein Klagen. Sie sind einfach da – im Augenblick und damit in der Ewigkeit.

Nichts wirkt nur negativ. Erinnerungen an frühere Leben bilden ein unerschöpfliches Reservoir ungeahnter Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erinnerungen. Ein karmisch geprägter Mensch lebt zwar in der Vergangenheit und in Illusionen. Nutzt er diese Erinnerungsreste aber konstruktiv, so können große künstlerische Talente zur Entfaltung kommen. Denn die Wirklichkeit rückläufiger Planeten liegt innen.

Das bedeutet, dass karmisch geprägte Menschen eine besondere Fähigkeit haben, künstliche, irreale Welten zu erschaffen. Künstlich ist beispielsweise die Kunst (daher der Name) in jeder Form. Künstlich sind Träume und Ideale. Und wie wirklich ist die Wirklichkeit? Das fragen sich Philosophen nicht erst, seit der Kommunikationsforscher Paul Watzlawick diese provokante Frage als Titel einer amüsanten Abhandlung wählte. Auch die sogenannte Realität ist nur ein Traum, eine Illusion, das „Maya“ östlicher Philosophien. Im argentinischen Tango, der besonders von Illusionen lebt, heißt ein berühmtes Stück des Komponisten Astor Piazzolla : Drei Minuten mit der Wirklichkeit . Was er meint, sind die drei Minuten eines Tanzes, der Traum einer Gemeinschaft, die danach wieder erlischt, die Illusion einer Fortführung der innigen Versunkenheit, die reine Illusion bleibt, das Versinken in einer künstlichen Welt, die so real erscheint. Allein im Tanz liegt die wahre Wirklichkeit der Tangotänzer. Im Wassermann- Zeitalter wird die Realität immer illusionärer, werden Illusionen immer realer.

Hinzu kommt noch ein anderes seltsames Phänomen. Es scheint, als ob die Zeit nicht linear verläuft, sondern in sich selbst gekrümmt. So wird die ferne Vergangenheit zur greifbaren Zukunft, das Rad des Schicksals wird voraussehbar. Karmisch geprägte Menschen leben zwar in der Vergangenheit, aber gerade dadurch paradoxerweise auch in der Zukunft. Sie können die Zukunft vorausahnen und damit auch gestalten. Sie können künstliche Welten erzeugen, Beziehungswelten, die von Idealen und Visionen geprägt sind. Und vielleicht werden diese Welten durch die besonderen Techniken der Realitätsbewältigung im Wassermann-Zeitalter eines Tages sogar wirklich. So wirklich wie unsere tiefsten Träume.

Über den Autor

Biolek 1

Peter Ripota, Jahrgang 1943, studierte Physik und Mathematik an der Technischen Hochschule Wien. Neben den Formeln und Figuren interessierte ihn auch schon immer die Seele des Menschen. Da ihm Konstruktion und Aussagen der klassischen Psychotests zu ideologiebeladen waren, versuchte er, mit Hilfe esoterischer Methoden in die Seelen der Menschen einzudringen. So begann er, die Kunst des Handlesens zu praktizieren, wofür er auch von Alfred Biolek eingeladen wurde. Danach wandte er die Methoden der Astrologie auf die Erforschung menschlicher Charaktere an und schrieb zahlreiche Programme, welche bestimmte Aspekte des Menschen „berechnen“, interpretieren und sprachlich präsentieren. Bei seinen esoterischen Aktivitäten – unter anderem praktizierte er auch geistiges Heilen durch Aura-Arbeit – legte er immer Wert auf praktische Überprüfbarkeit. Er machte sich auch Gedanken über die Wirksamkeit astrologischer Faktoren, die er in der „vereinheitlichten Quantenfeldtheorie der Materie und Gravitation“ von Burkhard Heim zu finden glaubte.

Ripota war fast ein Vierteljahrhundert Redakteur beim P.M.-Magazin, wo es ihm gelang, schwierige wissenschaftliche Themen anschaulich und verständlich darzulegen. Zudem prägte er den damaligen Stil des Hefts wesentlich durch seine Mischung aus Wissenschaft, Sciencefiction und Esoterik.

Ripota schrieb zahlreiche Bücher über esoterische Themen („Astromedizin“, „Die Geburt des Wassermannzeitalters“, „Heilung aus dem Chaos“, „Evolution in der Partnerschaft“), über die Mängel der modernen Physik („Mythen der Wissenschaft“), über Zeitreisen und unendliche Zahlen. Außerdem verfasste er Märchen und Parodien. Als leidenschaftlicher Tangotänzer hat er seine Erfahrungen über das Wesen des Tango in einem Buch niedergelegt („Tangosehnsucht“).

Webseiten: http://www.peter-ripota.de/

https://astrologie.peters-sternenzauber.de/

Einleitung
oder
Wozu das Ganze?

Und im Laufe der Zeit habe ich viel Schlaf geopfert und viele Kenntnisse daran gewendet, dies Büchlein fertig zu stellen und herauszubringen, damit auch alle, die das Lieben lernen wollen, ihr Leben nach den Gesetzen des Chaos richten können. Sirach 0,10 (leicht abgewandelt)

„Wer den Himmel im Herzen hat, braucht nicht Wissen noch Erfahrung“, lehrte der chinesische Philosoph Laotse schon im dritten oder vierten Jahrhundert vor Christus. Diesen Zustand der Vor-Erleuchtung habe ich noch lange nicht erreicht, deswegen passt dieser Spruch des listigen Gelehrten viel eher auf mich:

Sie haben in Hülle – mich hüllt Nicht-Haben.

Sie fühlen Sicherheit – mich füllt Chaos.

Sie scheinen erhellt – ich scheine benachtet.

Sie sind voll Sonderheiten – ich scheine unsonders.

Sie stehen – ich schwanke.

Sie kommen vorwärts – ich bleibe zurück.

Warum dann ein Buch über ideale Beziehungen schreiben? Nicht-Wissen kann den Vorteil haben, auf der Suche zu sein, und bekanntlich ist manchmal der Weg das Ziel. Diese Erkenntnis entspricht auch den Beziehungen, den Idealen, ja dem ganzen Leben des Menschen der Zukunft. Wie aber kann man Konkretes dazu erkennen? Wie sieht die Zukunft der Beziehung, die Beziehung der Zukunft aus? Nicht nur die Ehe, die Zweierbeziehung überhaupt steckt in einer tiefen Krise. Frauen emanzipieren sich von der männlichen Vorherrschaft; Männer sind auf der Suche nach neuen Rollen und stolpern von einer Identitätskrise in die andere. Ist die Ehe passé, die romantische Liebe vorbei, die Treue ein überholter Begriff?

Um die Frage zu beantworten, stütze ich mich auf zwei Erkenntnisquellen. Die erste ist sozusagen 'wissenschaftlich'. Es handelt sich um die Theorie der astrologischen Weltzeitalter. Ihre Antworten auf unsere Frage sind ebenso schockierend wie ermutigend. Wir sind mittendrin in den Anfängen des Wassermann-Zeitalters , und da beginnen sich neue Gesetze durchzusetzen. Dabei gewinnt ein Bild der idealen zukünftigen Beziehung Konturen, in der nicht mehr lebenslanges gegenseitiges Anklammern, Sicherheit und sexuelle Verfügbarkeit im Vordergrund stehen, sondern freie Selbstentfaltung, gemeinsame geistige Abenteuer, die Entdeckung innerer Welten und das kreative Spiel der Sinne und der Seelen. Um die vielfältigen Formen und Realisierungsmöglichkeiten einer solchen Partnerschaft zu veranschaulichen, verwende ich Analogien aus der Physik, der Mathematik und der Chaosforschung, insbesondere aber aus dem umfassenden Weltbild der Astrologie.

Die zweite Erkenntnisquelle ist ein Tanz aus einem lateinamerikanischen Land: der argentinische Tango. Wen der 'Tangovirus' erfasst hat, der wird ihn meist nicht mehr los. Die Beziehungen im Tango sind Mikrozustände des Lebens, vereinfachte Abbilder der Wirklichkeit, Modelle der Realität, nicht im Sinne von 'Vorbild', sondern als vereinfachte Beispiele moderner Beziehungsformen. Was sich da innerhalb eines Tanzes von drei Minuten abspielt, lässt sich erstaunlich oft auf die Wirklichkeit modernen Beziehungen übertragen. Dem Tango widme ich ein eigenes Kapitel; wer mehr dazu wissen will, kann dies in meinem Tangobuch oder auf meiner Tango-Webseite nachlesen.

Eine Partnerschaft der Zukunft erfordert auch einen neuen Menschen, und so handelt dieses Buch zwangsläufig auch von ihm. Die „androgyne“ Persönlichkeit, die ihre männlichen und weiblichen Anteile gleichermaßen bewusst, frei und in Harmonie miteinander auslebt, ist nur eine Facette dieses Menschentyps der kommenden Zeit. Wenn alle Menschen Brüder werden, wie Friedrich Schiller schon vor über zweihundert Jahren vorausgesagt hat, dann werden die Erdbewohner einander besser verstehen; sie werden einander mit Toleranz und Achtung begegnen und sich selbst und ihre Beziehung als Teil einer umfassenden Weltfamilie sehen.

Wagen wir uns auf die große Reise in die Zukunft und in die Abgründe des Herzens. Blicken wir kühn hinauf zu den Sternen oder hinab auf den Tanzboden der Illusionen. Suchen wir die Weltformel der Evolution, den Phasenraum der Leidenschaften, den Fixpunkt der Liebe, die Dauerhaftigkeit des Flüchtigen. Staunen wir über das, was wir dabei entdecken werden!

Peter Ripota


Impressum

Autor: Peter Ripota
Titel: Metamorphosen der Liebe
Beziehungen im Zeitalter des Wassermanns

Erschienen im:

Semitarius Verlag – Inh. Andreas Schumann
Rudolf-Dietz-Straße 38
65232 Taunusstein
© 2015 – Alle Rechte vorbehalten

eBook ISBN: 978-3-945248-20-1

Bildquellen: Screen Dream , Peter Ripota, Andreas Schumann,
Sabina Noré, Evelyne Karrer

Dieses Buch basiert auf dem 1990 im Ariston-Verlag erschienenen Buch „Evolution in der Partnerschaft“ und wurde für diese Ausgabe komplett überarbeitet. Die Rechte gingen an den Autor über.

Herstellung: Andreas Schumann
Rudolf-Dietz-Straße 38 65232 Taunusstein

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Szenen einer Ehe
oder
Vom Leben der Roboter

Berta, das Ei ist hart! Loriot: „Szenen einer Ehe“

Die Chance, dass eine Ehe heutzutage überlebt, beträgt etwa eins zu eins, liegt also bei fünfzig Prozent. Heißt dies, das Ende jeglicher Partnerschaft im gewohnten Sinn sei gekommen? Naht wieder einmal der Untergang des Abendlands, der sich natürlich zuerst als Niedergang der Sitten und der moralischen Institutionen manifestiert? Steht der Tod der konventionellen Ehe bevor? Und was wird an ihre Stelle treten?

Nur eines unter vielen Indizien dafür, dass die Menschen immer noch an Eheschließungen interessiert sind, ist das weltweite Spektakel um die Hochzeit des englischen Thronfolgerpaares. Ihre Fernsehübertragung erzielte Einschaltquoten wie nie zuvor. Doch das bedeutet noch lange nicht eine Wertschätzung der Ehe an sich. Hochzeitsshow ja – doch was dann?

Möglicherweise ist die Instabilität intimer Beziehungen nur eine vorübergehende Erscheinung, dem unruhigen Zeitgeist angemessen. Aber was, wenn mehr dahinter steckt? Und wie kann man das feststellen? Sollen wir, wie die Futurologen, bestehende Trends in die Zukunft extrapolieren und dabei genauso auf die Nase fallen wie bisher die meisten Zukunftsforscher, die sich angeblich wissenschaftlicher Methoden bedienten? Sollen wir von irgendwelchen moralischen, ethischen, religiösen oder metaphysischen Wunschvorstellungen ausgehen und behaupten: So wird es, obwohl wir in Wirklichkeit nur meinen: So soll es werden? Oder gibt es andere, objektive Prognosemethoden, die nicht von möglicherweise bloß zeitweiligen Trends abhängen?

Tatsächlich existiert eine erstaunlich objektive Methode der Zukunftsprognose, die sich völlig unabhängig von Trends nur an kosmischen Faktoren orientiert und sich beliebig weit in die Zeit erstreckt – in beide Richtungen. Dadurch kann die Method e anhand vergangener Daten auch überprüft werden. In meinem Buch über „Die Geburt des Wassermann-Zeitalters“ habe ich die Theorie der Weitzeitalter ausführlich beschrieben. Sie stützt sich auf astronomische Gegebenheiten (wie etwa die Wanderung des Frühlingsknotenpunkts), welche astrologisch gedeutet werden. Damit kann einer jeden Zeitepoche von ca. 2000 Jahren eine Beschreibung gegeben werden, welche die wichtigsten Aspekte des menschlichen Zusammenlebens erfasst.

Nach dieser Theorie stehen wir gerade an der Schwelle zum Zeitalter des Wassermanns, mit weitreichenden Konsequenzen auf praktisch jedem Lebensgebiet. War die Ehe bisher, im Zeitalter der Fische, eine Versorgungseinrichtung für Hausfrau und Kinder und eine Wirtschaftsgemeinschaft, so wird aus ihr im Wassermann-Zeitalter eine Verbindung, bei der beide Teile gegenseitig ihr schöpferisches Potential fördern und sich bei der geistig-seelischen Weiterentwicklung unterstützen. Das hat in jeder Hinsicht schwerwiegende Folgen. Es ändert nicht nur die Stabilität jeglicher Beziehung, es führt zu einem grundlegend neuen Verständnis von Liebe, Treue und Selbstbewusstsein sowie von den Möglichkeiten und Grenzen der Persönlichkeit.

Machen wir uns den Unterschied der Zeitalter an zwei fiktiven Dialogen klar. Ein typischer Ehedialog der Fischezeit verläuft in etwa so:

„Wo warst du so lange? Seit drei Stunden warte ich auf dich.“

„Überstunden.“

„Aha, du hast dich wieder mit deinen Kollegen rumgetrieben und mit deiner Sekretärin geflirtet, während ich den ganzen Tag hier arbeite und mich um die Kinder kümmere und deine dreckigen Unterhosen wasche.“

„Lass mich in Ruhe, ich möchte die Sportschau sehen.“