In dem Buch TDM verbindet Hans Lauber als Erster die fünf Elemente der Pflanzenheilkunde zu einem geschlossenen System – und er schafft damit die Grundlagen für die Traditionelle Deutsche Medizin.
Kloster-Medizin
Die Heilkunst des Mittelalters
Naturheilkunde
Ur-Vitalität der Pflanzen
Pflanzen-Pfarrer
Ganzheitliche Lebens-Führung
Homöopathie/Anthroposophie
Wie der Mensch Medizin wird
Apotheken-Medizin
Die systematische Pflanzennutzung
Hausapotheke 30 heimische Heilpflanzen |
Wie uns das uralte
Heilpflanzenwissen heute hilft
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
ISBN 978-3-87409-675-1 (EPUB)
Wichtige Hinweise
„Macht und Magie heimischer Heilpflanzen“ mit dem Untertitel „TDM Traditionelle Deutsche Medizin“ hieß ein Buch von Hans Lauber, das 2010 im Kirchheim-Verlag erschienen ist. Dieses Werk bildet die Grundstruktur für das vorliegende Buch. Wobei Hans Lauber alle Angaben überprüft und aktualisiert hat – und vor allem den Bereich der Heilpflanzengärten völlig neu konzipiert hat.
Die Gedanken, Methoden und Anregungen stellen die Meinung und Erfahrung des Autors dar. Sie wurden nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt überprüft. Sie bieten jedoch keinesfalls Ersatz für kompetenten medizinischen Rat. Jeder Leser ist für sein Tun und Lassen weiterhin selbst verantwortlich. Daher erfolgen die Angaben in diesem Buch ohne jede Gewähr oder Gewährleistung seitens des Autors oder des Verlages. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
1. Auflage 2018 Alle Rechte vorbehalten © Verlag Kirchheim + Co GmbH Kaiserstraße 41, 55116 Mainz www.kirchheim-verlag.de Printed in Germany |
„KRÄUTER UND WURZELN
FINDET EIN JEDER SICH SELBST,
WIR LERNTEN’S IM WALDE VOM TIER.”
Richard Wagner, Parsifal
Fünf Elemente
der Traditionellen Deutschen Medizin
Einführung: Mein Weg zu TDM
Kloster-Medizin:
Die Heilkunst des Mittelalters
Der Garten nach einem Gedicht:
Strabo-Garten Insel Reichenau
Garten als Gesamtkunstwerk:
Kloster Michaelstein im Harz
Begegnung mit dem Göttlichen:
Meditationsgarten Kloster Benediktbeuren
Vollendung der Klostermedizin:
Hildegard von Bingen
Ernährung als „Staatsmedizin“:
Capitulare de villis, Karlsgarten Aachen
Gespräch mit Dr. Johannes Mayer:
Welche verborgenen Schätze birgt die Klostermedizin?
Naturheilkunde:
Ur-Vitalität heimischer Pflanzen
Heilende Kraft der Natur: Paracelsus
Signaturenlehre: Wie Pflanzen ihre Heilwirkungen signalisieren
Heilende Kraft des Schamanischen:
Allgäuer Kräutergarten Artemisia
Heilende Kraft des Widerspenstigen:
Hof Berg-Garten Herrischried
Heilende Kraft des Vitalen:
Wildkräuter-Experte Guido Fleischhauer
Vier heilende Wildkräuter
Heilende Kraft des Archaischen:
Heilpilzexperte Jürgen Guthmann
Vier heimische Pilze, die heilen
Heilende Kraft des Ursprünglichen:
Streuobstwiesen Opladen
Warum Streuobstäpfel Vitalbomben sind
Heilende Kraft des Sinnlichen:
Duftpflanzengarten Syringa, Singen
Heilende Kraft des Heimischen:
Bauerngarten Familie Zeh
Magische Kraft des Verwunschenen:
Liebes- und Hexenpflanzen
Heilende Kraft des Gärtnerns:
Kleingartenmuseum Leipzig
Heilende Kraft des Genusses:
Echt Essen: acht Gartenköche
Pflanzen-Pfarrer:
Ganzheitliche Lebens-Führung
Botanik-Pfarrer Hieronymus Bock:
„Das Kreütter-Buch“
Ganzheits-Pfarrer Sebastian Kneipp:
„Meine Wasserkur“ Kneippgarten Bad Wörrishofen
Kräuter-Pfarrer Johann Künzle:
„Chrut und Uchrut“
Heinrich Marzell:
Heilpflanzenwissen der Volkskunde
Homöopathie/Anthroposophie:
Wie der Mensch Medizin wird
Heilpflanzen der Homöopathie
Wenig, aber wirkungsvoll
Der Garten des Gründers:
Weleda-Garten in Schwäbisch Gmünd Anthroposophie Rudolf Steiners
Der organische Garten:
Wala-Garten in Bad Boll
Ist der Boden gesund, isst der Mensch gesund
demeter-Saatzucht Bingenheim
Apotheken-Medizin:
Die systematische Pflanzennutzung
Die Dosis macht das Gift:
Botanischer Garten Frankfurt
Wo’s zwickt, da wächst’s:
„Menschenform“-Garten Berlin
50 pflanzliche „Zucker-Zähmer“:
Diabetes-Gärten Basel, Frankfurt, Lübeck
Gespräch mit Apotheker Dietmar Wolz:
Warum fertigen Sie keine „richtigen“ Medikamente?
Der Garten der Gärten:
Apothekergarten Seligenstadt
Hausapotheke
der Traditionellen Deutschen Medizin
Phytotherapeutin Ursel Bühring:
„Pflanzen sind meine Berufung“
Auswahlkriterien für die 30 Heilpflanzen:
Heimische Heilpflanzen, die selbst zubereitet werden können und die ordnungsgemäß verwendet ungiftig sind.
TDM-Hausapotheke:
30 heimische Heilpflanzen
Arnika: Wund-„Pflaster“
Beinwell: Knochenheiler
Birke: Frühjahrsputzerin
Blutwurz: Durchfallstopperin
Bockshornklee: Zucker-Zähmer
Brennessel: Liebeszauberin
Eibisch: Hustenbremser
Fenchel: Schlankmacher
Frauenmantel: Frauenflüsterer
Gänsefingerkraut: Entkrampfer
Goldrute: Nierenspülerin
Heidelbeere: Jungmacherin
Holunder: Fiebersenker
Hopfen: Schöner Schlafen
Johanniskraut: Angstvertreiber
Kamille: Entzündungshemmerin
Knoblauch: Blutdrucksenker
Löwenzahn: Verdauungsförderer
Mariendistel: Leberheilerin
Melisse: Besänftigerin
Pfefferminze: Magenschmeichlerin
Ringelblume: Wundenbehandlerin
Rosmarin: Kreislaufbeschleuniger
Salbei: Schwitz-Schutz
Schafgarbe: Zyklus-Züglerin
Spitzwegerich: Bronchien-Befreier
Thymian: Husten-Hilfe
Weidenrinde: Schmerzstiller
Weißdorn: Herzschrittmacher
Wermut: Appetit-Anreger
Bewährte Heil-Anwendungen
Gespräch mit Ursel Bühring,
Was kann ich selbst sicher herstellen?
Wie Pflanzen Heilmittel werden
Tee: Heiß und kalt
Tinktur: „Medizinpferd“
Medizinalwein/Säfte: Genuss-gesund
Bäder/Moor: „Vorglühen“
Salbe: Bitte nur bio!
Wickel: Zweilagig
Was wo wirkt
Das Haus
der Traditionellen Deutschen Medizin
Bewahren der Schöpfung
Stärken der Eigenstärke
Nahrung ist Medizin
Heilpflanzen sind Heilsbringer
Vitalität des Wilden
Recht der Rhythmen
Schul- und Naturmedizin sind eins!
Ganzheitlich heißt Kneipp
Capitulare de Heimat
Gärten sind Gesundheit
Heilpflanzen sammeln und kaufen
Heilkundeatlas: 66 Gesundgärten
„Fit wie ein Diabetiker“ (Kirchheim-Verlag, Mainz) ist das „Motivationsbuch“ für alle, die ihren „Zucker“ mit der Apotheke der Natur zähmen wollen. Mein erstes von sechs Gesundbüchern ist ein Bestseller geworden.
Ein Typ-2-Diabetes wurde bei mir 1999 diagnostiziert. Ein Jahr später hatte ich die Stoffwechselstörung im Griff – und brauche seitdem keine Medikamente mehr.
Wie habe ich das geschafft? Durch eine radikale Umstellung der Ernährung: Weg vom zu vielen Zucker, hin zu Gemüse, Salat und Kräutern – plus endlich mehr Bewegung. Der Sieg über den Diabetes, den die Ärzte anfangs mit Tabletten bekämpfen wollten, hat mich zur Naturmedizin gebracht – und ich habe gelernt, welche Kraft in den Pflanzen steckt.
Systematisch schaue ich, wo sich Pflanzliches finden lässt – und habe die Gärten entdeckt, die Heimat der Pflanzen. Selbst habe ich drei Gärten angelegt, wo Pflanzen gegen den Diabetes, etwa Bockshornklee, wachsen. Wichtig sind für mich aber alle Arten von Gesundgärten. Etwa die beliebten Kleingärten, uralte Bauerngärten, die Natur bewahrende Ökogärtnereien wie Gaißmayer, Gärten von Naturheilfirmen wie Weleda, die Schöpfung bewahrende Klostergärten bis hin zu Streuobstwiesen, deren Früchte wie Apotheken wirken.
66 Gesundgärten stelle ich im „Heilkundeatlas“ von TDM Traditionelle Deutsche Medizin vor. Es ist ein Buch, in das meine Erfahrungen von rund 20 Jahren eingeflossen sind. Es ist ein Buch, wo ich auch das verschüttete Wissen unserer großen Heilkundigen wie Hildegard von Bingen, Samuel Hahnemann, Paracelsus (großartig seine Signaturenlehre!) und vor allem Sebastian Kneipp wieder ans Licht hole.
Aber es ist auch ein Buch, das ganz praktisch anleitet, wie sich unsere Heilpflanzen selbst nutzen lassen. In der mit Ursel Bühring, der führenden deutschen Phytotherapeutin, erstellten „Hausapotheke“ zeige ich, wie sich 30 heimische Heilpflanzen von Arnika bis Wermut sicher anwenden lassen.
Ja, auch wir haben eine Traditionsmedizin! Das ist mein Fazit. Sicher, sie ist nicht so systematisiert, wie etwa in China oder Indien. Aber sie ist vielfältiger und fundierter, als wir glauben – und es wird höchste Zeit, dass wir dieses Wissen besser nutzen. TDM bietet den Schlüssel zu einer preiswerten Medizin, die auch noch weniger Nebenwirkungen hat.
Ist TDM gegen die Schulmedizin? Überhaupt nicht! Auch ich hätte meinen Diabetes nicht ohne die klassische Medizin besiegt. Sie hat mit ihren präzisen Messungen des Blutzuckers die Basis geliefert, dass ich meinen Lebensstil so ändern konnte, dass der Zucker zähmbar wurde. Es braucht eben beides: Schul- und Naturmedizin.
FÜNF ELEMENTE – EINE
Am Anfang war das Paradies – ein prächtiger Pflanzengarten. Ohne Pflanzen ist alles nichts. Pflanzen und Gärten sind deshalb die Basis unserer Traditionsmedizin, die aus fünf Elementen besteht.
Naturheilkunde: Gewaltige Potentiale
Die am meisten unterschätzte traditionelle Medizin – und die mit den größten Potentialen: Selbst Experten wissen nicht, welche vitale Kraft in wilden Pflanzen wohnt, die vor Mineralien, Vitaminen und Proteinen strotzen. Kaum jemand hat erforscht, wie sich die Heilkraft heimischer Pilze gezielt nutzen lässt, etwa in der Krebstherapie. Weitgehend unbeachtet bleiben auch die Segnungen der sanften Aromatherapie. Auch dass Streuobstwiesen Natur- und Gesundheitsschutz bieten, wissen die wenigsten.
Lassen Sie sich zu unserer Traditionsmedizin verführen, die mit ihrer Pflanzenkraft die Schulmedizin krönt.
Klostermedizin: Verborgene Schätze
Sie war die dominierende Medizin des Mittelalters – und immer noch sind nicht alle Schätze der Klostermedizin gehoben. Denn es warten noch viele uralte Heilpflanzenbücher auf ihre systematische Auswertung. Das würde sich auch deshalb lohnen, weil die Mönche und Nonnen gezielt auch das Erfahrungen der Heilkundigen ihrer jeweiligen Umgebung aufgesogen und in Schriftform gegossen haben. So könnte das uralte Wissen der Kräuterfrauen und Männer wieder lebendig und nutzbar werden.
Pflanzen-Pfarrer: Das große Ganze
Lange bevor Schlagworte wie ganzheitliche Medizin in Mode kamen, heilten die Pflanzenpfarrer Hieronymus Bock, Schöpfer des wichtigsten mittelalterlichen Heilbuchs, Sebastian Kneipp und der Schweizer Johann Künzle nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Es ist wohl die Fundierung im Glauben und die einfache, unverkünstelte Sprache, worin die Kraft dieser Schriften bis heute liegt. Kneipps „Meine Wasserkur“ ist ein immer noch unschlagbares Buch der präventiven Medizin.
Homöopathie: Hohes Vertrauen
Trotz aller Angriffe bleibt das Grundvertrauen weiter Teile der Bevölkerung in die Homöopathie ungebrochen – auch wenn inzwischen klar ist, dass sich ihre Wirksamkeit schulmedizinisch nicht nachweisen lässt. Sie bleibt eine sanfte, weitgehend nebenwirkungsfreie und preiswerte Therapie für viele, gerade auch psychosomatische Leiden – und sie gehört ganz klar zur TDM.
Apothekenmedizin: Mehr selbst fertigen!
Noch bis vor wenigen Jahren haben die Apotheken, aus denen die Pharmaindustrie entstanden ist, im Voraus hergestellte Fertigarzneimittel mit medizinisch wirksamen Bestandteilen produziert. Doch das wird vom Gesetzgeber nicht mehr gewünscht, viele Naturheilfirmen, viele lange bewährte Präparate sind verschwunden – ein großes volksmedizinisches Wissen wurde vernichtet. Es ist höchste Zeit, dass mutige Apotheker dafür kämpfen, wieder mehr Pflanzliches selbst zu fertigen!
Kloster-Medizin:
Die Heilkunst des Mittelalters
Der Garten nach einem Gedicht:
Strabo-Garten Insel Reichenau
Garten als Gesamtkunstwerk:
Kloster Michaelstein im Harz
Begegnung mit dem Göttlichen:
Meditationsgarten Kloster Benediktbeuren
Vollendung der Kloster-Medizin:
Hildegard von Bingen
Ernährung als „Staatsmedizin“:
Capitulare de villis, Karlsgarten Aachen
Gespräch mit Dr. Johannes Mayer,
Universität Würzburg: „Schlummern noch verborgene Kräfte in den Schriften der Kloster-Medizin?“
Für Jahrhunderte dominierten die Klöster mit ihrer Mischung aus Pflanzenkunde und Spiritualität das Bild der traditionellen Medizin. Inzwischen steht die Kloster-Medizin vor einer Renaissance – denn es warten noch viele Heilkräuter auf ihre Entdeckung.
Heilkraft dank Kloster-Medizin: Halswehkraut Salbei
Alle Religionen kennen abgeschlossene Orte, wo sich die besonders Gläubigen dauerhaft versammeln. Im Christentum heißen diese Orte Klöster, abgeleitet von Claustrum (geschlossen), wovon auch das Wort Klausur zeugt. Als Begründer des christlichen Mönchstums gilt der 480 geborene Benedikt von Nursia, der um 529 auf dem mittelitalienischen Monte Cassino ein Kloster gründete, wo er seine berühmte Benediktinerregel „Ora et labora“ verfasste. Sein „Beten und arbeiten“ ergänzte er dann noch durch ein „lesen“.
Eine ungeheuer kluge und weise Regel, die dem Benediktinerorden bis heute eine prägende Rolle unter den vielen nachfolgenden Orden sichert. Vor allem in deutschen Landen (Deutschland als Staat gab es noch nicht), wo um 800 in großem Stil Klöster gegründet wurden, erwies sich die „Lese-Regel“ als segensreich. Denn das Land war durch Kriege und Krankheiten verheert – und nur in den abgelegenen Klöstern konnten die Mönche lesen und vor allem schreiben, was ihnen über Jahrhunderte ein Monopol über das Wissen und seine Weitergabe einräumte.
Für ein Gleichgewicht der Körpersäfte: Hildegard von Bingen
Schon früh legten die Mönche in Italien Klostergärten an, um sich mit eigenen Heilmitteln zu versorgen. Sie griffen dabei vor allem auf zwei Quellen zurück: Zum einen auf die beiden großen griechischen Ärzte Hippokrates mit seinem Gebot „Nahrung ist Medizin“ sowie Dioskurides und dessen „Materia Medica“, die mit ihren 600 Pflanzen bis ins 17. Jahrhundert nachwirkte. Als viele Mönche über die Alpen nach Norden gingen, hatten sie auch mediterrane Pflanzen im Gepäck wie etwa Kamille und Salbei.
Schon bald vermischten sich aber die mediterranen mit den heimischen Heilpflanzen, mit dem Wissen der hiesigen kräuterkundigen Männer und Frauen. Zwei Reichsklöster waren für die Entwicklung der pflanzenbasierten Kloster-Medizin besonders wichtig: Lorsch und die Insel Reichenau mit dem ersten Klostergarten nördlich der Alpen. In Lorsch wurde um 795 das „Lorscher Arzneibuch“ niedergelegt, eine 150 Seiten umfassende Sammlung medizinisch-pharmazeutischer Texte.
Rund 300 Jahre lang dominierte nun die KlosterMedizin die ärztliche Heilkunst des Mittelalters. Ihren Höhepunkt fand diese Medizin in Hildegard von Bingen, die es in ihren Schriften meisterhaft verstand, die Pflanzenkunde mit dem spirituellen Heil zu verbinden.
Nach Hildegard von Bingen erlebten die Klöster einen langsamen Niedergang, waren in weltliche Händel verstrickt, waren häufig Orte der Intrigen, der Völlerei, gut nachzulesen in Umberto Ecos „Der Name der Rose“. Aber trotzdem blieben einzelne Klöster auch stark in der Heilkunde aktiv, wo einzelne Mönche sich ganz systematisch auf die Wirkungen einzelner Heilkräuter spezialisierten und ein Wissen erwarben, das dann vor allem in die ab 1500 zahlreich erscheinenden Heilpflanzenbücher einfloss.
Ein ungeheures Wissen schlummert immer noch in diesen alten Büchern. Ein Wissen, das leider bis heute nicht systematisch aufgearbeitet wird. Das sagt Dr. Johannes Mayer von der „Arbeitsgruppe Klostermedizin“ in Würzburg in einem Gespräch auf Seite 26 (Achtung Seite ändert sich!). Als Beispiel führt er an, dass die in den alten Schriften behauptete Wirkung des Salbeis bei leichten Gehirnschlägen sich inzwischen tatsächlich als richtig erwiesen hat. Viele Millionen geben Pharmafirmen für die Entwicklung neuer Medikamente aus – Geld, das in vielen Fällen sinnvoller angelegt wäre, würden die alten Originalquellen endlich einmal wissenschaftlich analysiert.
Einen kleinen Höhepunkt erlebte die KlosterMedizin noch einmal um 1800, wo die zahlreichen Klosterapotheken praktisch ausschließlich für die Fertigung der Arzneimittel zuständig waren – bis sich aus diesen Apotheken dann langsam die pharmazeutische Industrie entwickelte.
Die letztlich auf Hippokrates zurückgehende „Vier-Säfte-Lehre“ spielte für viele klösterliche Heilsgelehrte, wie etwa Hildegard von Bingen, eine Rolle. Sie fußt auf Prinzipien, wie sie auch die fernöstliche Medizin kennt: Heilen bedeutet für sie ein Gleichgewicht der Körpersäfte (etwa Blut, Schleim), der Elemente (etwa Feuer, Luft) herzustellen – und ähnliche Ansätze verfolgt auch die Chinesische Medizin mit ihrem Yin-Yang-Prinzip, wo jedem Existierenden ein Gegenpol gegenübersteht sowie die indische Ayurveda-Medizin, die ebenfalls einen Ausgleich der Elemente, der Doshas, anstrebt.
TDM-EINSCHÄTZUNG KLOSTER-MEDIZIN
Obwohl die Blütezeit der Kloster-Medizin bald 1000 Jahre her ist, fasziniert sie weiter. Das liegt daran, dass sie in vollendeter Weise zwei wichtige Sphären vereint: Das Stoffliche der Pflanzen und das Seelische der Psyche. In den ideal dreigegliederten Klostergärten gab es Heilkräuter, heimisches Gemüse und Obstbäume – auch nach heutigen Ernährungsgrundsätzen die ideale Basis für ein gesundes Leben. Auch gaben diese von Mauern umfriedeten Gärten den Menschen ein Gefühl der Geborgenheit – und eine Ahnung vom „Paradies auf Erden“.
Groß ist das Interesse an Kloster-Medizin. Allerdings gibt es nur noch ganz wenige Klöster, in denen tatsächlich nach den alten Ritualen gearbeitet wird. Dazu gehört die Abtei St. Maria in Fulda, wo schon seit über 50 Jahren nach ökologischen Gesichtspunkten angebaut wird – lange bevor Bio in Mode kam. In dem rund 2000 Quadratmeter großen Garten wachsen Gemüse, Salate, Beeren und Obst sowie natürlich Kräuter, aus denen Teemischungen hergestellt werden. Das Ganze steht unter der Leitung der „Gartenschwester Christa“, die auch etliche Bücher über biologisches Gärtnern herausgebracht hat. Übrigens gibt es im Klosterladen das auch aus Heilkräutern bestehende Pulver „Humofix“, das Garten- und Küchenabfälle in wunderbaren Humus verwandelt.
Prächtig gedeiht der von Walahfrid Strabo im „Hortulus“ gepriesene Salbei in seinem Garten vor dem Marienmünster in Reichenau-Mittelzell.
78479 Insel Reichenau
Informationen: Reichenau-Tourismus, Tel. 0 75 34/92 07-0
Der „Strabo-Garten“ liegt nur wenige Schritte hinter dem Marienmünster in Reichenau-Mittelzell
Geöffnet ist der Garten im Sommer täglich.
Ein einzigartiges geistiges Kraftzentrum war um 800 die Reichenau: 24 romanische Kirchen beherbergte die Insel im Bodensee, berühmte Gelehrte unterrichteten, es gab eine riesige Bibliothek – und es entstand ein Klostergarten, der in zweifacher Hinsicht einmalig war: Er wurde Vorbild für viele andere Gärten, und nach ihm entstand das berühmteste Gartengedicht des Mittelalters.
Neben den drei romanischen Kirchen lohnt sich auch ein Besuch im Museum, wo eine gut gemachte Ausstellung an die „Goldene Zeit“ der Insel um 800 erinnert.
Positiv: Die Gemüseinsel Reichenau will den Anbau komplett auf „Bio“ umstellen – wofür Mönch Strabo sicher gerne seinen Segen gegeben hätte.
Glänzende Augen bekommt die Freiburger Phytotherapeutin Ursel Bühring, Gründerin der Freiburger Heilpflanzenschule, wird sie auf den „Hortulus“ angesprochen: „Auch sei der Ruhm des Fenchels nicht verschwiegen“, rezitiert sie sofort auswendig. Selbst nach über tausend Jahren verströmen die Verse aus dem „De cultura hortorum“ immer noch eine magische Kraft. Der BenediktinerMönch Walahfrid Strabo hat sein „Gartenbuch“, das auch als „Hortulus“ abgekürzt wird, wohl um 830 herum geschrieben. Aus ärmlichen Verhältnissen stammte Strabo, der früh ins Kloster der „Jungfrau Maria“ auf der Reichenau eintrat und schon bald als begabter Dichter auffiel. Anschließend war er in Fulda, der damals führenden Bildungsstätte, und war lange als Lehrer am Kaiserhof in Aachen tätig.
Über die Minze heißt es bei Strabo: Wer ihre Arten kennt, kennt auch die Zahl der Fische im Meer.
Den Garten- und Naturfreund Strabo zog es aber wieder zu der geliebten Insel Reichenau zurück, wo er als Abt des Klosters wirkte. Dort arbeitete er gerne im Garten des Klosters, der auf den St. Galler-Klosterplan zurückging, nach dem viele weitere Klostergärten angelegt wurden. Als ein „Lehr- und Preisgedicht“ verfasste der leicht schielende Mönch (Strabo heißt schielen) seine Eloge auf 23 Pflanzen aus dem Kräutergarten – wobei er meist nach demselben Schema vorging: Zuerst schilderte er die Pflanze, dann ihre mythologische Bedeutung und abschließend ihre Heilwirkung.
Bis heute fasziniert der „Hortulus“ als erstes botanisches Gedicht des Mittelalters – wovon auch Editionen in England, Frankreich und Italien künden. Seine Wirkung bezieht das Gartenbuch aus seiner frischen und anschaulichen Sprache – und seiner immer spürbaren Liebe zu den Pflanzen, seinem Staunen über die Natur, deren pfleglichen Umgang Strabo immer wieder anmahnt. Es wird deutlich, dass der tiefgläubige Mönch seinen Garten als Ort der Arbeit (labora), aber auch der inneren Einkehr (ora für Gebet), als Abbild der Schöpfung betrachtet – weshalb er am Schluß auch eine Eloge auf die Symbolblume Rose und die ihr im Garten gegenüberstehende Lilie anstimmt, die bei ihm für Krieg und versöhnenden Frieden stehen.
Liebevoll gemachte Ausgaben des lateinisch abgefassten Gedichtes finden sich im gesamten Mittelalter.
Nach drei einleitenden Kapiteln über den Gartenbau, seine Mühen und Schwierigkeiten beginnen die Pflanzen mit dem Kapitel 4: Salbei; 5: Raute; 6: Eberraute; 7: Flaschenkürbis (das längste Kapitel); 8: Melone; 9: Wermut; 10: Andorn; 11: Fenchel; 12: Schwertlilie; 13: Liebstöckel; 14: Kerbel; 15: Lilie; 16: Schlafmohn; 17: Muskatellersalbei; 18: Minze; 19: Poleiminze; 20: Sellerie; 21: Betonie; 22: Odermennig; 23: Ambrosia; 24: Katzenminze; 25: Rettich; 26: Rose
„Die Arme der Zweige weit ausstreckt“, sagt Strabo über den Fenchel in seinem Garten.
Das Gedicht über den Fenchel, das Sie links im Kasten finden, ist besonders schön.
Heute noch wird, wie schon bei Hildegard von Bingen, Fenchel bei Blähungen und Husten geschätzt. Und der „Lenaeische Trank“ bezeichnet den „Kelter-Saft“, besser bekannt als Wein.
Mit ihren wunderbar blühenden Wiesen (hier vor der Kirche in Oberzell) ist das Weltkulturerbe Reichenau ein Paradies für Radfahrer.
Vor dem ehemaligen Kapitel-Saal liegt der alte Gemüse- und Getreidegarten des Klosters, wo 100 Pflanzen wachsen – was zeigt, wie vielfältig sich die mittelalterlichen Mönche ernährten; etwa von Einkorn, Hirse sowie bittergesundem Endivie, dazu Schwarzwurzeln und das fiebersenkende, wohlriechende Mutterkraut.
Kloster Michaelstein 38 889 Blankenburg im Harz
www.kloster-michaelstein.de
Von April bis Oktober von 10 bis 18 Uhr geöffnet
Vom Bahnhof Blankenburg führt die Buslinie 253 bis zur Haltestelle Michaelstein.
Traditions-schöne deutsche Städte wie Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg säumen den Nordrand des Harzes. Dazu gehört auch Blankenburg mit seinem Kloster Michaelstein, das außerhalb des Ortes in einem malerischen Tal liegt.
Symbolisiert der Strabo-Garten auf der Insel Reichenau die klassisch-puristische Urform eines Klostergartens, so zeigen die Gärten des Zisterzienser-Klosters Michaelstein eine fast barocke Pracht mittelalterlicher Gärten – was sicher auch daran liegt, dass Vorläufer dieser Gärten schon im 17. Jahrhundert bestanden haben. Kaum eine andere klösterliche Anlage wartet mit solch einer Fülle an Themenbereichen auf, die von Duftkräutern über Heilkräuter bis zu Zauberkräutern reichen – letztere würden in einem „klassischen“ Klostergarten sicher wegen Ketzerei exkommuniziert. Über 260 Heilpflanzen und über 100 Gemüsepflanzen wachsen in den Gärten.
Stolz auf seltene alte Getreidesorten: Landespflege-Ing. Sabine Volk
Ganz stark zu verdanken ist diese Vielfalt der Landschaftspflege-Ingenieurin Sabine Volk, die ihre Diplomarbeit über Klostergärten geschrieben hat. Angelehnt an die klassische Dreiteilung aus Heilkräutern, Gemüsegarten und Obstbäumen (die etwas weiter entfernt sind), hat sie ein kleines Paradies geschaffen, das viele seltene Pflanzen zeigt, die es sonst nicht zu sehen gibt, wie etwa das Grüne Heiligenkraut Santolina viridis. Bemerkenswert auch die Anpflanzung alter Getreidesorten, wie etwa dem seltenen Emmer.
Noch längst nicht fertig ist Sabine Volk mit den Gärten, die seit 1990 auf historischem Grund neu angelegt wurden. Ihr Ziel ist es „Gärten zu schaffen, die über einen reinen Klostergarten hinaus zeigen, welche Vielfalt an Pflanzen vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert hinein in Deutschland bereits heimisch waren.“
SYMPATHIE-MEDIZIN: WARUM „HELFEN“ BEI FIEBER DIE BRENNNESSELN?
Auch sogenannte Sympathiepflanzen wachsen im Garten des Klosters. Das sind Pflanzen, auf welche die Menschen ihre Krankheiten symbolisch „übertragen“, um sich davon zu kurieren. Mag das auf uns wie ein Aberglaube wirken, so sprechen doch ernstzunehmende Argumente dafür. So weiß auch die moderne Medizin, dass der Glaube an eine Heilwirkung tatsächlich heilende Prozesse auslösen kann – was als „Placebo-Effekt“ definiert wird, ein Effekt, der beispielsweise zur Erklärung der Wirkung der Akupunktur herangezogen wird.
Für die „Sympathiewirkung“ der Brennnessel hat der Forscher Hanns Fischer in seinem 1936 erschienenen Buch „Aberglauben oder Volksweisheit?“ folgende Theorie entwickelt: Demnach wachsen die Nesseln bevorzugt an Stellen, wo Wünschelruten stark ausschlagen, was auf starke Erdstrahlen schließen lässt. Solche Erdstrahlen können aber positive Effekte beispielsweise bei Fieber haben. Für eine mögliche Wirkung spricht auch, dass an Stellen starker Erdstrahlung bevorzugt Blitze einschlagen, weshalb die Pflanze früher auch „Dunnerskraut“ hieß. Es kommt also nicht nur auf die Inhaltsstoffe der Pflanzen an, sondern auch auf ihren Platz in der umgebenden Natur.
Dass Pflanzen miteinander „sprechen“, weiß inzwischen auch die Wissenschaft; etwa dass sie untereinander Abwehrstrategien gegen Fressfeinde entwickeln, gezielt Giftstoffe in einzelnen Pflanzenteilen produzieren können – ja, sogar Berührungen „spüren“ können. Weshalb es durchaus möglich ist, dass sie auf regelmäßiges Streicheln mit gesundheitsfördernden Stoffen reagieren können, was für die „Sympathie-Wirkung“ spräche. Es würde auch ein Phänomen erklären, von dem mir ein Klostergärtner einmal erzählt hat: Dass sich wilde Pflanzen gerade auch dort ansiedeln, wo die Menschen ihre gesunden Wirkungen „brauchen“. Hört sich auf jeden Fall „sympathisch“ an.
Ein erhellendes Buch dazu ist „Kluge Pflanzen“ des Wissenschaftsjournalisten Volker Arzt.
ALLES AUF ENGSTEM RAUM:
GARTENPLAN DES KRÄUTERGARTENS
1 Duftkräuter
2 Lavendel und Rosen
3 Weinstöcke
4 Wildkräuter
5 Sympathiepflanzen
6 Heilkräuter des Mittelalters
7 Klosterkräuter in Hochbeeten
8 Marien-Symbolkräuter
9 Rasen
10 Zauberpflanzen
11 Brunnen
12 Rosenhag
13 Färbekräuter
14 Kräuterhöfchen
15 Weidenflechtzaun
Quelle: Stiftung Kloster St. Michaelstein
„SYMPATHISCHE“ PFLANZEN
Wichtige Sympathiepflanzen sind: Brennnessel, Gundermann, Hirtentäschchen, Holunder, Löwenzahn, Meisterwurz, Salbei, Schafgarbe, Schlehdorn, Schöllkraut, Spitzwegerich, Wachholder, Walnussbaum, Wegwarte, Wermut
Pflanze der Sympathiemedizin: Holunder
Ein Kloster wie aus dem Bilderbuch: Mit Basilika, Theologischer Hochschule, Klostergebäuden, einem Gemüsegarten, Obstgärten mit alten Obstbäumen, einer Rosenlaube, einem Kräutergarten – und dem labyrinthischen Meditationsgarten.
Kloster Benediktbeuern Don-Bosco-Straße 1 83671 Benediktbeuern 08857/88-0 www.kloster-benediktbeuern.de
Vom Bahnhof sind es nur wenige Meter zum Kloster, wozu auch ein uriges Bräustüberl mit einem großen Biergarten gehört.
Heilende Urkraft vermittelt auch der in Nähe des Klosters liegende Barfußpfad.
Traumhaft im Alpenvorland zwischen Starnberger und Kochelsee gelegen ist das 739 gegründete Kloster Benediktbeuren. Zu der umfangreichen Klosteranlage gehören mehrere Gärten, darunter ein Meditationsgarten, der als Labyrinth gestaltet ist.
Eine ideale Fortsetzung der klösterlichen Meditation bietet der wenige Kilometer entfernte „Kräuter-Erlebnis-Park“ in Bad Heilbrunn. Dort wartet ein einmaliges Keltisches Baumhoroskop mit den entsprechenden Bäumen. Über mich als Hagebuchen-Geborener heißt es da: „Ein Grundkonsens nach dem Vorbild der Natur ist für diese Menschen lebensnotwendig. Ist dieser gemeinsame Nenner gefunden, trotzen sie mit enormer Kraft allen Schwierigkeiten“. Stimmt.
Schon die Zugfahrt nach Benediktbeuren ist Meditation der eigenen Art: Es geht am malerischen Starnberger und am Oster See vorbei und dann grüßt von Ferne die mächtige, fast 2 000 Meter hohe Benediktenwand. Vom Bahnhof sind es ein paar Schritte zum Kloster, wo vor dem Klosterladen ein erster Kräutergarten wartet. Auch gibt es einen ökologischen Gemüsegarten und einen nach mittelalterlichem Vorbild angelegten Meditationsgarten.
Vier labyrinthisch verschachtelte Kreise bilden den Garten: Im äußersten Kreis die „Pflanzen für die Sinne“. Im nächsten die „Kräuter für die Küche“. Dann die „Heilkräuter“ und im innersten Ring die „Symbolkräuter“. Wer dem Weg folgt, gelangt scheinbar schnell zur Mitte – um plötzlich wieder am Rande zu sein. Langsam Ring für Ring nur geht es zur Mitte, einem kleinen steinernen Brunnen. Eine gute Metapher für uns „Schnelle“, die sofort ans Ziel wollen – und erst beim Gang vorbei an sinnlich-duftenden Blumen merken: Der Weg ist das Ziel.
Wer sich auf diese Spiritualität einlässt, kann hier Stunden verbringen – und sich in die Welt der Symbolkräuter versetzen, archetypische Pflanzen, die für wirklich Wichtiges stehen: Die Rose für Liebe; die Lilie für die Jungfrau Maria, für Treue und Reinheit; der Ölbaum für Friede; die unscheinbare Erdbeere ist folgerichtig ein Symbol für Demut; der Enzian steht für Glaube und der Frauenmantel symbolisiert Mütterlichkeit, Geborgenheit – und daraus folgend: Weisheit.
DER WEG IST DAS ZIEL: LABYRINTH ALS MEDITATIONSPFAD
Tauchen Sie ein in die spirituelle Welt eines Klostergartens. Lassen Sie sich von diesem Bilderbogen für Ihren eigenen Rundgang in Benediktbeuren begeistern.
Goethe gibt Geleit: Das „Innere Sehen“
„Male nie, was du vor dir siehst, nur, was du in dir siehst“, riet der große Maler Paul Klee. Ein guter Weg zu diesem „Inneren Sehen“ ist das von Goethe hier beschworene „Sehen mit fühlender Hand“. Die Tafel des Gartens lädt ein zur persönlichen Meditation.
Im Schutz hoher Bäume: Der Meditationsgarten
Auf der einen Seite spenden hohe Bäume ein Bild der Ruhe, gegenüber stehen die mächtigen Gebäude des Salesianer-Klosters – und nach vorne schweift der Blick zur Basilika St. Benedikt. Ein Einklang aus Natur und Kirche öffnet den Weg zur Begegnung mit dem Göttlichen.
Mahnung zur Geduld: Tafel am Meditationspfad
Eine schöne Geste des katholischen Klosters: Der Sinnspruch des „Evangelen“ Dietrich Bonhoeffer, der zum Warten auf den rechten Augenblick rät – und trotzdem wusste, wann es Zeit zum Handeln war: Er stand gegen Hitler auf und ist brutal ermordet worden.
Symbolpflanze des Mütterlichen: Frauenmantel
In ihrem Buch „Alchemilla“ rät die Münchner Heilpraktikerin Margret Madjewski, die Zubereitung des Tees aus den Blättern als meditativen Akt zu zelebrieren – eine Fortsetzung der „Garten-Meditation“ zu Hause.
Die Mitte ist gefunden: Der steinerne Brunnen
Ein schlichtes Symbol für das Ziel des meditativen Rundgangs durch das Labyrinth: Ein Brunnen, aus dem quillt, was der Ursprung des Lebens ist: das Wasser. Gehen Sie so früh wie möglich in den Garten – und lassen Sie die Stille des Ortes auf sich wirken.
Mitten in den von Hildegard von Bingen so geschätzten Reben liegt die 1904 erbaute „Abtei St. Hildegard“, ein wenig oberhalb ihrer ehemaligen Wirkungsstätte, dem Kloster Eibingen bei Rüdesheim, von dem noch eine Ruine kündet.
Benediktinerabtei St. Hildegard Klosterweg 65385 Rüdesheim
Tel. 0 6722/499-0 www.abtei-st-hildegard.de
Dichterin, Komponistin, Mystikerin, Politikerin, Äbtissin war Hildegard von Bingen. Das Universalgenie führte die Kloster-Medizin zu einer frühen, nach ihr nicht mehr erreichten Blüte.
„Hildegard-Medizin“ geht auf den deutschösterreichischen Arzt Gottfried Hertzka zurück, der diesen Begriff 1979 für die von ihm entwickelte praktische Heilkunde auf Basis der von Hildegard von Bingen veröffentlichten Schriften prägte, vor allem ihrem Buch „Physica“.
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