Sammlermarkt 09.10.2005 – von links nach rechts:
Hans-Joachim Achtelstetter, Roland Reder, Klaus Schudy

Zum Gedenken an unseren langjährigen Vorsitzenden Roland

Reder, der am 16.10.2016

im Alter von 66 Jahren

plötzlich und viel zu früh verstarb.

Roland, wir werden Dich im Herzen behalten.

Neubrandenburger Münzverein e. V.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.

© 2017 Neubrandenburger Münzverein e. V.

Henning Ihlenfeldt, Dr. Peter Worseck

c/o Henning Ihlenfeldt

Karl-Marx-Straße 36, 17291 Nordwestuckermark

(www.nb-münzverein.de)

Die Herausgabe des Buches wurde gefördert durch die Stadt Neubrandenburg

Produktion:

Helmut Borth (www.meckpress.de)

Titelgestaltung, Satz und Layout:

Felizita Bologna (www.bologna-artwork.com)

Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7448-2347-0

Neubrandenburger Numismatische Beiträge 2017

50 Jahre organisierte Numismatik in der Stadt und im ehemaligen Kreis Neubrandenburg

Roland Reder, Neubrandenburg († 16.10.2016)

Im Jahre 1966 wurden in der DDR auf Beschluss des Ministerrates die ersten Gedenkmünzen durch die Deutsche Notenbank herausgegeben, wie es in der Tageszeitung „Neues Deutschland“ vom 29.10.1966 nachzulesen ist. So wurden als erste Gedenkmünzen die 20 MDN (Mark der Deutschen Notenbank) anlässlich des 250. Todestages von Gottfried Wilhelm Leibniz und 10 MDN anlässlich des 125. Todestages von Karl Friedrich Schinkel emittiert. Die ersten Münzen bestanden zu 800 Teilen aus Silber und zu 200 Teilen aus Zink.

In der Chronik des Vereins wurde der Artikel aufbewahrt und mit entsprechendem Kommentar versehen (siehe Abb. 1). Da es in Neubrandenburg und Umgebung bereits einige Münzsammler gab, war die Ankündigung Gedenkmünzen herauszugeben gleichbedeutend mit dem Wunsch der Sammler, diese Münzen auch erwerben zu können.

Leider war es so, dass die Münzen zu Beginn grundsätzlich nur Parteien, die Gewerkschaft, Betriebsleiter und staatliche Institutionen erhielten und die Sammler daher keine Münzen bekamen.

Der damalige Direktor der Deutschen Notenbank Neubrandenburg, Herr Rudolf Wasmund, ein engagierter Münzsammler, hat eine Aufstellung aller ihm bekannten Münzsammler erstellt und hat damit dann den Weg zum Kreissekretariat Neubrandenburg des Deutschen Kulturbundes gesucht.

Zusammen mit Frau Gerda Abraham, als Kreissekretär, wurden diese Sammler zum 11.4.1967 zur 1. Zusammenkunft zwecks Bildung einer Interessengemeinschaft Numismatik in den Klub der Intelligenz eingeladen (siehe Abb. 2).

Dort wurde die Bildung der Interessengemeinschaft Numismatik beschlossen und zum Vorsitzenden wurde Henry Meyer gewählt. Heute haben wir in unserem Verein noch einen „der ersten Stunde“ dabei, Herrn Werner Laube.

Die Aktivitäten der Interessengemeinschaft, später umbenannt in Fachgruppe Numismatik, sind in der akribisch geführten Chronik von 1967 bis 1990 ausführlich nachzulesen. Für die umfangreiche und gestalterisch wertvolle Erarbeitung der Chronik zeichnete über Jahre Herr Klaus Schudy verantwortlich.

Das Jahr der Wende in der DDR und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen gingen auch an der Fachgruppe Numismatik nicht vorüber.

Am Vereinsabend der Fachgruppe am 04. Dezember 1990 wurde folglich der Austritt der Münzsammler aus dem Kulturbund der DDR beschlossen.

Am 08. Januar 1991 wurde der Neubrandenburger Münzverein e. V. als Rechtsnachfolger der Fachgruppe Numismatik gegründet und seit dieser Zeit ist Roland Reder Vorsitzender.

Heute im Verein, wie auch damals in der Fachgruppe, haben wir uns die Freude an der Numismatik erhalten, da Münzen, Geldscheine etc. attraktiv, informativ und bildend sind.

Über ihren Wert als Tausch- und Zahlungsmittel hinaus geben sie Einblicke aus ihrer Entstehungszeit in gesellschaftliche, wirtschaftliche Verhältnisse und in nationale und internationale Handelsbeziehungen.

Auch als Münzverein e. V. wurden unsere monatlichen Vereinsabende beibehalten, gemeinsame Ausflüge organisiert, fand unsere jährliche Vereinsfeier mit den Angehörigen statt und es wurden jährliche Arbeitspläne gemeinsam beschlossen.

Monatlich werden Kurzvorträge von unseren Mitgliedern oder Gästen zu Themen der Numismatik, der regionalen, nationalen und internationalen Geschichte, Persönlichkeiten u. Ä. gehalten.

Die Mitglieder des Vereins widmen sich mit besonderem Interesse der Heimatgeschichte der Stadt Neubrandenburg und ihrer Umgebung.

Seit einigen Jahren stellt der Verein sich auch im Internet mit einer eigenen Seite unter www.nb-muenzverein.de vor.

Im Laufe der Vereinsgeschichte wurden zu verschiedenen Anlässen Medaillen geprägt, wie sie in diesem Buch auch dokumentiert sind.

Das vorliegende Buch widerspiegelt in den verschiedenen Themen die akribische und intensive Auseinandersetzung der Verfasser mit dem jeweiligen Thema. Es gibt einen Einblick in die Münz- und Medaillengeschichte der Stadt Neubrandenburg und seiner Umgebung.

Allen Lesern und Betrachtern wünscht viel Freude und Entspannung sowie vielleicht auch neue Erkenntnisse

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Roland Reder

Vorsitzender des Neubrandenburger Münzverein e. V.

Aus der Chronik der Fachgruppe Numismatik Neubrandenburg

Aus der Chronik der Fachgruppe Numismatik Neubrandenburg

VIII. Bezirksmünzausstellung 14.10.1989

Karl-Heinz Nielen (links), Vorsitzender der Fachgruppe Numismatik Neubrandenburg und Klaus Hierse, Vorsitzender des Bezirksfachausschusses Numismatik Neubrandenburg auf der letzten Bezirksmünzausstellung 1989

Ehepaar Ihlenfeldt mit Hans Nedemmin (Bildmitte)

Die Jugendgruppe der Fachgruppe Numismatik Neubrandenburg Foto: Henning Ihlenfeldt

Medaillenprägung anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Neubrandenburg am 04.01.1998 (Peter und Gabor Worseck, Mathias Görlitz und Klaus Schudy, von links)

Informationsstand Sammlermarkt am 20.10.2012 im Lindetalcenter (Andreas Steger rechts mit Freunden des Briefmarkenvereins)

In den neuen Räumlichkeiten des Neubrandenburger Regionalmuseums am 23.02.2014 mit Dr. Rolf Voß (Bildmitte)

Mit Münz- und Medaillenprägungen auf der Burg Stargard beschäftigte sich eine Ausstellung im März 2017, die wenige Wochen vor unserem 50-jährigen Vereinsjubiläum im Museum der Burg eröffnet wurde.

Foto: Ulrich Albert

Friedländer Münzprägung
im Spätmittelalter

Klaus-Dieter Albrecht, Friedland

Mit der stürmischen Entwicklung der Hansestädte im 14. Jahrhundert reichte der bis dahin für den Handel übliche Pfennig nicht mehr aus.

Der Wendische Münzverein unter Führung von Lübeck, Hamburg, Wismar und Lüneburg schaffte sich daher, in Anlehnung an die bereits kursierenden englischen und dänischen Münzen, ihre erste eigene größere Silbermünze.

Diese größere Silbermünze vom mehrfachen Pfennigwert wurde erstmals um 1365 in Lübeck geprägt. Es war der „Witten“, der „witte penning“ zu 4 Pfennigen lübisch. Die weiße Silberfarbe wurde durch Sieden in verdünnter Säure erreicht und gab der Münze ihren Namen.

Im Februar 1375 folgte dann, für den bisherigen einseitigen Hohlpfennig, die Ausprägung der zweiten neuen Münzsorte, des sogenannten „Viertelwitten“ als zweiseitig geprägter lübischer Pfennig.

Eine dritte Münzsortenprägung begann dann 1381/82 und brachte den dann ebenfalls zweiseitigen Lübecker „Dreiling“ – ein Dreipfennigstück – zum Vorschein.

Für die Friedländer Münzbetrachtung sind hier aber nur die Witten und die zweiseitigen Pfennige von besonderem Interesse.

Der Wendische Münzverein, zu dem außer den 4 Hauptstädten u.a. zeitweise auch Rostock gehörte, legte in Rezessen oder Vorschriften Wert und Aussehen der Münzen einheitlich fest.

Da die Münzen noch keine Jahresangaben haben, sind diese schriftlich überlieferten Vorschriften von besonderer Bedeutung. Zu nennen sind die Vorschriften von 1379/81, 1387/89, 1403 und 1410/11. Hiernach lassen sich vier der acht Hauptwittentypen datieren.

Die Prägungen aller Städte, die nicht dem Wendischen Münzverein angehörten oder sich zeitweise den Verträgen anschlossen, sind als Nachprägungen zu betrachten.

Diese Nachprägungen sind

Zum Schutz gegen das schlechtere Geld erfolgten schon frühzeitig entsprechende Maßnahmen. So wurden beispielsweise bereits im Vertrag vom 17. Mai 1389 generell alle Viertelwitten verboten, die nicht in Lübeck, Hamburg, Wismar oder Lüneburg geprägt waren. Die Witten aus Rostock und Stralsund wurden auf 3 Pfennige festgelegt und die Witten aus Parchim, Güstrow, Neukalen und der ganzen Herrschaft Werle wurden nur zu 2 Pfennig angenommen und ausgegeben.

Die zeitliche Zuordnung der uns interessierenden Münzen lässt sich zum einen anhand der überlieferten Verträge, Urkunden und Nachrichten und zum anderen am Fundaufkommen in Verbindung mit anderen eindeutig datierbaren Prägungen vollziehen.

In Funden vor 1379 ist der allgemeine Wittenanteil unbedeutend. Danach erfolgt eine schnelle Steigerung der Fundanhäufung in deutlicher Abhängigkeit zu den Verträgen von 1379–1403. Ab 1390 sind die meisten und umfangreichsten Funde zu verzeichnen. Allmählich tritt auch eine gebietsweise Verlagerung der Funde auf. So sind bis 1403 die meisten Funde im Ausland. Danach steigt dann das Inlandaufkommen sehr stark an und seit 1410 sind die Witten Mecklenburgs fast nur noch im Inland anzutreffen.

An schriftlichen Quellen über Friedländer Geld gibt es immerhin drei Schriftstücke. So ist „Moneta Vredelandensis“ (Friedländer Geld) 1343 urkundlich erstmals erwähnt1.). 1391 werden dann Claus Voß als Münzmeister und Ghereke als Münzer genannt2.). Drittens gibt es eine Urkunde von 14393.). Hiernach musste Herzog Heinrich der Ältere, der von 1417–1466 von der Stargarder Burg aus regierte, auf Grund seines schlechten Geldes ein Versprechen abgeben: Die Prägetätigkeit seiner Münze in (Burg) Stargard sollte für 2 Jahre ruhen und danach eine erneute Prägung nur unter Aufsicht in Neubrandenburg oder Friedland stattfinden.

Die Münzprägestätte in Friedland war das umgebaute Wiekhaus, die „Fischerburg“.

Im 1348 zum Herzogtum erhobenen Mecklenburg gab es z. Zt. der Wittenprägung drei Herrschaftsbereiche.

Für die Prägezeit vor 1410 gibt es nur einen einzigen bekannten Mecklenburger Witten, jedoch ohne Münzstättenbezeichnung. Da es keinen Fundnachweis gibt, ist die zeitliche Zuordnung schwierig. Die Münze gibt sich durch die Umschrift als Gemeinschaftsprägung wenigstens zweier Herzöge zu erkennen. Es kommt deshalb eigentlich nur Mecklenburg-Stargard in Frage, wo Vater und Sohn, Johann I. und Johann II., bis 1392 gemeinschaftlich regierten. Als Münzstätten kämen Sternberg (Münzer Baumgarten 1394) oder Friedland (Münzmeister Claus Voß und Münzer Ghereke 1391) in Frage (Abb.1).

Abb. 1)

Für die Prägezeit ab 1410 gibt es 2 Haupttypen, erstens den Stierkopf, zweitens den Greifen.

Nach dem Tode von Johann I. im Jahre 1392 regierten die Brüder Johann II. und Ulrich I. zunächst gemeinschaftlich, teilten sich dann aber 1408 das Land. Johann II. erhielt den Landesteil mit den Städten Sternberg, Friedland, Fürstenberg und Lychen, Ulrich II. den Teil mit (Neu-)Brandenburg, (Burg) Stargard, Strelitz und Wesenberg. Beide Herzöge starben bereits 1416 + 1417 kurz hintereinander.

Somit liegen die Friedländer und (Neu-)Brandenburger Wittenprägungen mit Stierkopf vermutlich in der Zeit von 1408–1416/17.

Bekannt sind nachfolgende Münztypen, die dem Schein nach ältere Münzen des Wendischen Münzvereins repräsentieren (Abb.2, 3, 4).

Abb. 2)

Abb. 3)

Abb. 4)

Die umfangreichste Wittenprägung im Land Stargard erfolgte in Friedland.

Zur Unterscheidung der Prägezeit wurden links neben dem Stierkopf spezielle Zeichen geprägt. So gibt es Witten des gleichen Typs mit Punkt, Ringel und Punkt im Ringel neben dem Stierkopf (Abb.2, 4).

Von den Friedländer Witten gibt es Stücke, die in westfälischen Städten zwischen 1419 und 1426 gegengestempelt wurden. Die so markierten Münzen wurden dadurch in den dortigen Geldverkehr einbezogen (Abb. 5).

Abb. 5)

Die oben beschriebenen Mecklenburger Witten bilden eine Verbindung zu den pommerschen Münzprägungen, die neben den Witten auch zweiseitige Pfennige oder Denare ohne Umschrift herstellten. Bekannt geworden sind diese Münzen unter dem Namen „Vinkenaugen“. Vermutlich so genannt, weil der darauf befindliche Greif wie ein Fink aussah und die Münze so klein wie das Auge des Finken war.

Die gleichzeitige Prägung von Witten und Denaren hat es auch in Mecklenburg-Stargard gegeben. Es gibt hier Münzen, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Witten von Friedland und Neubrandenburg haben. Sie unterscheiden sich über den Stierkopf mit Lilienkrone insbesondere in der Form der Ohren – genau wie die Friedländer Witten mit waagerechten Ohren des Stierkopfes und hängenden Ohren bei den Neubrandenburgern. Der ebenfalls charakteristische sechsstrahlige Stern befindet sich auf der Rückseite (Abb. 6).

Abb. 6)

Wahrscheinlich durch die Grenznähe zu Pommern und das gleiche Umlaufgebiet passte sich die Mecklenburg-Stargarder Münzprägung völlig den pommerschen Prägungen an.

Zwischen 1420 und 1430 wurde der Stierkopf gegen den Greifen ausgetauscht und auch in der Umschrift wurde der Bezug auf das Land Mecklenburg – MAGNOPOLENSIS – weggelassen (Abb. 7, 8).

Die Münzprägung in dieser Phase verschlechterte sich zusehends, so dass, wie oben bereits angeführt, Herzog Heinrich 1439 zwei Jahre lang keine Münzen mehr prägen durfte.

Abb. 7)

Abb. 8)

Zeichnungen nach Originalen und Abbildungsvorlagen des Autors


1.) Verein für Meckl. Geschichte und Altertumskunde, Schwerin 1877: Mecklenburgisches Urkundenbuch IX. Band, Nr. 6308.

2.) Evers, Carl Friedrich: Mecklenburgische Münzverfassung, Schwerin 1799, II. Teil, S. 29.

3.) Ebenda; S. 28.

Münzprägung auf dem Neubrandenburger
Fürstenhof im 15. Jahrhundert

Dr. Jörg Ansorge, Horst

Über die mittelalterliche Münzprägung in Neubrandenburg ist wenig bekannt.4 In der Neubrandenburger Stadtgeschichtsforschung galt ein Privathaus in der Treptower Straße, unmittelbar vor dem Treptower Tor, als Standort des „Alten Münzhauses“. Nach von Hacke5 soll die Münze 1439 in dem Haus eingerichtet worden sein, wo 1783 das Haus des Seifensieders Schimmelmann stand (Abb. 2).6

Durch ihre Inschrift geben sich die im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts geprägten Witten als Neubrandenburger Gepräge zu erkennen. Anfänglich, um 1410–20, prägte man Witten mit einem Stierkopf und der Inschrift CIVITAS MANGNOPO / MONETA BRANDEPO (Gewicht 0,8–1 g; Abb. 1). Um 1420–30 gelangten leichtere Greifenwitten (0,5–0,7 g), mit ihren sich städtisch gebenden Umschriften (MONETA BRANDEN / CIVITAS BRANDEN), in Nachfolge der Stierkopfwitten in Umlauf.

Abb. 1. Neubrandenburger Stierkopfwitten aus Hacke 1783.

Nach Michael Kunzel sind diese Münzen aber keine städtischen, sondern herzogliche Prägungen.78